< PreviousVERPACKUNG REGAL: Wie sieht Ihr Resümee zu 2021 aus? HARALD HAUKE: Wir ziehen eine überaus positive Bilanz. Unser größter Erfolg neben beachtlichen Recyclingzahlen: Unsere Kreis- laufwirtschaftskompetenz wurde und wird von der Wirtschaft stark nachgefragt. Insbe- sondere vor dem Hintergrund der Novelle von Abfallwirtschaftsgesetz und Verpa- ckungsverordnung sehen wir, dass Sicher- heit, Innovation und Nachhaltigkeit eine im- mer größere Rolle für Unternehmen spielen. Betriebe wollen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, gleichzeitig steigen aber die gesetzlichen und ökologischen Anforderun- gen. Wir konnten viele Unternehmen, die ihre Verpackungen bei anderen Systemen li- zenziert haben, von unseren Leistungen überzeugen und wieder für die ARA zurück- gewinnen. Gemeinsam mit Kunden haben wir innovative Projekte auf den Weg ge- bracht: von der Optimierung der Recycling- fähigkeit von Verpackungen mit ARA Circu- lar Design, über die Digitalisierung von Abfallströmen bis hin zur Nachhaltigkeits- kommunikation. Was waren die größten Herausforderungen? Die größte Herausforderung war und ist mit Sicherheit das EU-Kreislaufwirtschaftspaket und die daraus resultierenden Novellen des Abfallwirtschaftsgesetzes und der Verpa- ckungsverordnung. Die Ziele für mehr Kli- maschutz und Ressourcenschonung sind in ARA-Vorstand Dr. Harald Hauke im Interview Forderung: Jede Verpackung in den Kreislauf! Mit ihrer neuen Kampagne „Rohstoffe im Kreislauf halten“ will die Altstoff Recycling Austria Bewusstsein bilden und ein Scheinwer- ferlicht auf die Verpackung als wertvollen Rohstoff werfen. 30 Unternehmen sind an Bord, von FMCG-Seite etwa Ölz, SalzburgMilch oder Maresi. INTERVIEW: VERENA SCHNEEWEIß ARA-Vorstand Dr. Harald Hauke jedem Fall zu begrüßen, bedeuten für die ös- terreichische Wirtschaft aber zusätzliche In- vestitionen und eine gesteigerte Innovations- kraft, um die erweiterte Herstellerverantwor- tung zu erfüllen. Was sind die wesentlichsten und einschnei- dendsten Änderungen der Novelle von AWG und VVO? Die AWG Novelle hat den Ausbau von Mehr- wegsystemen für Getränkeverpackungen zum Ziel, dazu zählen beispielsweise Geträn- kekategorien wie Bier, Wasser, Saft, alkohol- freie Erfrischungsgetränke und Milch. Kurz: Die Abgabenquote sieht ab 2024 über alle Ge- tränkekategorien hinweg über 25 Prozent des Volumens von Mehrwegverpackungen vor. Hinzu kommt ab 2025 ein Einwegpfand für Plastikflaschen und Getränkedosen. Mit der AWG Novelle werden ebenso einige Kunst- stoffarten wie beispielsweise oxo-abbaubare, also sich leicht zersetzende und biologisch nicht abbaubare, Kunststoffprodukte verbo- ten. Die VVO umfasst die Umsetzung von Vorgaben zu Einwegkunststoffprodukten. PET-Flaschen müssen ab 2025 zu 25 Prozent aus Rezyklaten bestehen, ab 2030 sämtliche Einweg-Kunststoff-Getränkeflaschen zu 30 Prozent aus Sekundärrohstoffen. Wie sieht die Marktanteilsentwicklung aus? Der Marktanteil der ARA liegt im Verpa- ckungsbereich aktuell bei rund 75 Prozent 110 | REGAL 03-2022VERPACKUNG und wir zählen 15.000 Kunden. Neben Leis- tungen wie Verpackungsentpflichtung, ARA Circular Design oder Stoffstrommanagement engagieren wir uns für und mit unseren Kun- den für Bewusstseinsbildung zum Thema Nachhaltigkeit. Das unterscheidet uns von Mitbewerbern und wird von unseren Part- nern aus der Wirtschaft sehr geschätzt. Was sind die Ziele der neuen Awareness- Kampagne? Wir müssen unsere Rohstoffe möglichst lan- ge im Kreislauf halten. Um das zu ermögli- chen, braucht es das Zusammenwirken von Produzenten- und Konsumenten-Verantwor- tung. 30 namhafte Wirtschaftspartner waren von Anfang an mit dabei und schätzen den Mehrwert, den die Initiative auch für ihr Un- ternehmen bietet. Denn mit der Kampagne zeigen die teilnehmenden Kunden eine klare Haltung in Sachen Umweltschutz und leistet einen wesentlichen Beitrag für eine funktionierende Kreis- laufwirtschaft. Die Kampagne wird uns das ganze Jahr über begleiten. Die Nachfrage der Wirtschaft ist groß und wir denken bereits über eine Fort- setzung im Jahr 2023 nach. Im Vorjahr wies die Sammel- bilanz ein dünnes Minus auf – sehen Sie dies der Pandemie geschuldet? Mit einer Sammelmenge von mehr als einer Million Tonne Verpackungen und Altpapier aus den österreichischen Haus- halten liegen wir 2021 auf dem Topniveau des Vorjahres. Das Minus ist vor allem bei Glas und Metall zu beobachten. Die Gründe sehen wir vor allem bei den abgesagten Silvesterfeiern – welche immer ein Garant für hohe Glassammelmengen wa- ren – und beim ausgebliebenen Wintertouris- mus bei Glas- und Metallverpackungen. Der Kunststoff-Bereich bleibt weiter for- dernd. Bis 2025 muss die Sammelmenge verdoppelt werden. Wir wollen jede Verpackung zurück! Dazu müssen wir den Hebel in Gewerbe- und Haushaltssammlung ansetzen. Wir unter- stützen Unternehmen beim Stoffstromma- nagement des Gewerbeabfalls, der ein Poten- zial von 50.000 Tonnen hat. Ein starker Fokus liegt mit Convenience, Incentivierung und Awareness auf den Konsumenten. Wir setzen dazu auf einen Ausbau der Verpackungs- sammlung ab Haus auch in den Ballungsräu- men, auf die Vereinheitlichung des Sammel- systems ab 2023 bzw. 2025 und auf die Sammlung im Unterwegsmarkt. Aktuell ha- ben wir in einer gemeinsamen Studie mit dem IHS das Verhalten zur Abfalltrennung im öffentlichen Raum untersucht, aus der wir wirkungsvolle Maßnahmen für den Out-of- home-Bereich ableiten können. Ab kommendem Jahr wird die Sammlung von Plastik vereinheitlicht – der richtige Schritt? Es ist eine langjährige Forderung der ARA, die Sammlung von Verpackungen zu verein- heitlichen. Auch wenn viele Bürger die kor- rekte Mülltrennung bereits verinnerlicht haben, herrscht durch die aktuelle Vielfalt an Sammelsystemen Unsicherheit. Das wirkt sich leider auch negativ auf die Motivation der Konsumenten aus, ihre Verpa- ckungen getrennt zu sammeln. Mit der aktuellen Novelle der Verpa- ckungsverordnung gehört das aber bald der Geschichte an. Was gilt es bis dahin noch zu tun? Mülltrennung muss auch mit der Zeit gehen und den Lifestyle der Konsu- menten berücksichtigen. Dazu wer- den wir uns weiterhin intensiv mit Digitalisierung und Incentivierung auseinandersetzen. Unser digi-Cycle Pilotversuch letztes Jahr im steiri- schen Gnas hat uns gezeigt, dass eine digitale anreizbasierte Anwendung effektiv in die Sammelquote einzahlt. Digitalisierung könnte auch als Er- gänzung bei der Abwicklung des Ein- wegpfand-Systems zum Einsatz kommen, um den Handel zu entlas- ten und den Konsumenten eine wei- tere Rückgabemöglichkeit zu bieten. Danke für das Interview. 03-2022 REGAL | 111VERPACKUNG Rondo Ganahl: Neues Druck- zentrum kurz vor Eröffnung Mit einem Umsatz von 440 Millionen Euro landete Rondo Ganahl 2021 weit über dem Vorkrisen-Niveau. Für heu- er erwartet Vorstandsvorsitzender Mag. Hubert Marte ein Wachstum über alle Produktgruppen: „Die Nachfrage nach ökologischen Kreis- laufverpackungen aus Wellpappe ist quer über alle Branchen und Anwen- dungen vorhanden.“ Für einen Opti- mismus-Dämpfer sorgt aktuell der Ukraine-Russland-Konflikt, die Roh- stoff-Situation und die hohen Ener- giepreise. „Der Start ins neue Jahr war vielversprechend, obwohl die Papier- preise sich nach wie vor auf einem extrem hohen Niveau befinden. Aber dann kam der Angriff Russlands auf die Ukraine, und damit war der an- fängliche Optimismus verflogen“, so Marte. Ein Teil des Rohstoff-Bedarfs kann über den eigenen Altpapier- sammelbetrieb und die Rondo-Pa- pierfabrik gut abgedeckt werden. Neues Tochterunternehmen Faserwell. Vor zwei Jahren tat Rondo einen weiteren Schritt im Sinne des Kreislaufgedankens. Ge- meinsam mit Goerner Formpack aus Klagenfurt wurde die Faserwell GmbH gegründet. Im Sommer 2020 ging die erste Faserguss-Produktionsanlage in Frastanz in Betrieb. Kürzlich über- nahm Rondo Ganahl das Joint Ventu- re zur Gänze und integrierte es als Tochterunternehmen. Für Kunden bedeutet das: eine komplette Mono- materialverpackung, die nach Ge- brauch dem Recyclingkreislauf wieder geführt werden kann. „Wir können unseren Kunden nun maßgeschnei- derte, 100 Prozent papierbasierte Komplettlösungen für die Innen- und Außenverpackung ihrer Produkte bie- ten – und das aus einer Hand.“ Pläne. Im zweiten Quartal wird das neue Druckzentrum im Wellpap- pewerk in St. Ruprecht eröffnet. Mit diesem Schritt werden drei Druckva- rianten (Flexodruck, Offsetdirekt- druck und Digitaldruck auf Wellpap- pe) an einem Standort vereint. „Das ist in Europa einzigartig“, so Marte. Weiter in Ausarbeitung sind die Pläne für einen Produktionsstandort in Deutschland (Großraum Rosenheim). Mag. Hubert Martehello@coveris.com www.coveris.com VORTEILE • Hohe Barriere gegen Feuchtigkeit, Sauerstoff, Fette und Mineralöle • Vollständig rezyklierbar • Für Direktkontakt mit Lebensmitteln geeignet • Aus nachhaltigen Rohstoffen • Sehr gute Bedruckbarkeit • In drei Stufen validiert für maßgeschneiderte Verpackungslösungen • Vertikal integrierte Lieferkette optimiert Zeit- und Prozesseffizienz • Produktionseffizienz ist vergleichbar mit Standardverpackungslösungen HIGH PERFORMANCE PACKAGING Papierverpackung mit hoher Barriere aus nachhaltigen Rohstoffen RECYCLINGFÄHIG FETTBESTÄNDIG STARKE BARRIERE LEBENS MITTEL ECHT IN KOOPERATION MITVERPACKUNG 3,5 Prozent Plus stan- den am Jahresende bei Elopak. Ein Plus von zwölf Prozent, verglichen zum vierten Quartal 2020. Ein Umsatz von 940 Millionen Euro. Ein großer Treiber: der Wunsch nach nach- haltiger Verpackung. Das sorgte sowohl für neue Kunden als auch neue Aufträge mit Bestandskun- den. Natural Brown Board-Karton. Mittlerweile spiegelt sich die Be- deutung der nachhaltigen Verpa- ckungen auch im Umsatz wider. Ein Aushängeschild ist der Natural Brown Board-Karton für frisch und aseptisch abgefüllte Produkte. Seit 2018 wurden mehr als 1,6 Milliar- den Verpackungen mit naturbrau- nem Karton verkauft. Das sparte in Summe seit Markteinführung mehr als 3.000 Tonnen Treibhaus- gasemissionen. „Dies ist ein wichti- ger Meilenstein für uns“, erklärt Patrick Verhelst, Chief Marketing Officer (CMO) bei Elopak. „Elopak ist nicht nur der erste Hersteller, der Giebelkartons mit Natural Brown Board auf den Markt gebracht hat. Wir sind auch das erste Unterneh- men der Branche, das klimaneutral operiert und klimaneutrale Verpa- ckungen anbietet.“ Best Practice. Die Mutter des Giebelkartons und Herzstück im Elopak-Portfolio ist der Pure-Pak Classic Karton. Insbesondere der Aseptik-Bereich eignet sich hier als Spielfeld für Innovationen. Ein Treiber ist der Umstieg von PET/ HDPE-Verpackungen hin zu Alter- nativen aus Karton. Internationale Beispiele der vergangenen Monate gibt es zahlreiche. Etwa die Royal A-ware Food Group, ein Hersteller und Lohnabfüller für Markenpro- dukte und Handelsmarken in den Niederlanden und Belgien. Sie stellte einige ihrer Sahneprodukte von Plastikbechern auf Pure-Pak Mini-Kartons um. Die Super- marktkette Morrisons im Verei- nigten Königreich füllt künftig 13 frische Säfte in 1-Liter-Pure-Pak Sense-Kartons ein. Und für einen Meilenstein sorgt auch der Famili- enbetrieb Graham’s aus Schott- land. Bio- und konventionelle Milch werden als erste Frisch- milchmarke in Großbritannien im Karton abgefüllt. Die neue Verpa- ckung enthält 70 Prozent weniger Kunststoff. Elopak mit Hauptsitz in Norwegen und Niederlassung in Traun (OÖ) ist ein führender Anbieter von Karton verpackungs und Abfüllanlagen. Elopak mit revolutionären Neuheiten → 940 Millionen Euro Umsatz → Innovationen: fix angebrachter Verschluss und Karton ohne Aluminium TEXT: VERENA SCHNEEWEIß CEO Thomas Körmendi 114 | REGAL 03-2022VERPACKUNG Neuheiten. Die Innovationsma- schinerie steht bei Elopak nicht still. Im Vorjahr wurden zahlreiche nach- haltige Produkte gelauncht. Dazu zählt Pure-Pak Imagine ohne Schraub- verschluss für gekühlte Produkte. Die Lösung beinhaltet das Easy Opening Feature und ist vollständig holzbasiert. Diese Variante enthält rund 40 Prozent weniger Kunststoff als ein Karton mit typischem Kunststoff-Verschluss. Weitere im Vorjahr präsentierte Lö- sungen kommen in Kürze auf den eu- ropäischen Markt. Etwa Pure-Twist- Flip – eine zukunftsweisende Neuheit. Denn im Juli 2024 tritt eine EU-Verord- nung (SUP-Richtlinie) in Kraft, dass Verschlüsse an Einweg-Getränkever- packungen mit einem Volumen von bis zu drei Litern fest angebracht sein müssen. Elopak liefert mit dieser Ver- schlussart bereits heute eine Lösung. Die jüngste und alufreie Entwicklung ist Pure-Pak eSense für die aseptische Abfüllung. Hier wurde auf die Alumi- niumbarriere verzichtet – ohne die Si- cherheit und Haltbarkeit zu mindern. Das soll den CO 2 -Fußabdruck um 28 Prozent reduzieren. Marianne Groven, Director Sustainability bei Elopak, be- tont: „Die Einführung dieses neuen, aluminiumfreien Kartons ist ein wich- tiger Schritt für uns und unsere Kun- den. Aluminium ist eine endliche Res- source; die Gewinnung und Produkti- on von Primäraluminium verbraucht relativ viel Energie. Daher hat Alumi- nium einen größeren CO 2 -Fußabdruck als die anderen Materialien in einem Getränkekarton.” Non Food. Doch auch abseits des Food-Bereichs sind Elopak-Lösungen zu finden. In den 90ern produzierte Elopak jährlich rund 500 Millionen D- Pak Kartons für das Waschmittelseg- ment. Ein Beispiel ist die D-Pak Ver- packung, die 2021 mit dem norwegi- schen FMCG-Hersteller Orkla wieder zum Leben erweckt wurde. In der Nachfüll-Packung sind Handseife und Flüssig-Waschmittel abgefüllt. Auszeichnung. Die Nachhaltig- keitsbemühungen von Elopak wurden im Vorjahr auch ausgezeichnet. Eco- Vadis verlieh dem Unternehmen eine Platin-Bewertung im Sustainability Rating. „Nachhaltigkeit ist in all unse- ren Geschäftstätigkeiten integriert und untermauert unsere Wachstums- strategie als Unternehmen. Dank un- serer überzeugenden Erfolgsbilanz, der wachsenden geografischen Prä- senz und Investitionen in nachhaltig- keitsorientierte Innovationen, ist Elo- pak gut positioniert, um dem ge- stiegenen Bedarf an nachhaltigen Verpackungslösungen zu entspre- chen“, sagt Elopak CEO Thomas Kör- mendi. Getränkekarton Austria: über 400 Millionen Getränkekartons gesammelt Verfügbarkeiten und Preissteigerun- gen in verschiedensten Bereichen – zwei Problemfelder, die durch den Ukraine-Russland-Konflikt noch ver- stärkt wurden. Auch die Papier- und Kartonindustrie ist davor nicht gefeit. „Das Jahr 2021 und auch 2022 war bis dato von laufend ansteigenden Pa- pier- und Kartonpreisen geprägt. Zu- sätzlich belasten markante Preisstei- gerungen bei Energie und Logistik unsere Produktionsbetriebe“, so Mag. Georg Matyk, Geschäftsführer von Getränkekarton Austria. Von Stabili- sierung keine Spur. Die Preisanpas- sungen innerhalb der gesamten Pro- duktionskette werden auch vor dem Endkonsumenten nicht Halt machen. Grüne Alternativen. „Die europäischen Getränkekar- tonersteller haben sich, so wie die gesamte Kartonin- dustrie, bestmöglich auf die derzeitige Ausnahmesituati- on am Markt eingestellt“, sagt Matyk gegenüber RE- GAL. Besonders wichtig sei die offene Kommunikation zwischen Rohstofflieferanten, der Branche und den Kunden. Das gilt wohl auch für die zweite große Herausforderung: die Entwicklung nachhaltiger Lösun- gen aus nachhaltig beschafften, nach- wachsenden oder recycelten Mate- rialien. Insbesondere bei den gängi- gen, beschichteten Getränkekartons liegt der Fokus hier auf Folien und Verschlüssen. Getan hat sich bereits einiges. Alternativen aus nachwach- senden Rohstoffen für die erdölba- sierten Verschlüsse und PE-Barriere- folien sind bereits am Markt. Und auch nachhaltige Varianten zur Alu- miniumfolie bei asepti- schen Getränkekartons sind in der Entwicklung weit fortgeschritten. „Für die Bestandteile PE- und Aluminiumfo- lie sowie die Verschlüs- se etablieren sich 2022 wieder einige Recyc- lingunternehmen“, so Matyk. Das Credo: opti- maler Produktschutz bei minimalem Ressourcenver- brauch. 10.000 Tonnen gesammelt. Im Vorjahr wurden mehr als 60 Prozent aller verkauften Getränkekartons in Österreich getrennt gesammelt, sor- tiert und zum Recycling in eine Kar- tonfabrik geliefert. Dabei wurden über 10.000 Tonnen gesammelt. „Un- sere Partner in der Entsorgungswirt- schaft arbeiten hart daran, alle ge- sammelten Getränkekartons auch vollständig zu recyceln. Umgerechnet war diese Menge knapp mehr als 400 Millionen Getränkekartons.“ Eine Zahl, die künftig noch steigen wird. Denn die EU-Sammelquote für 2025 und der europäische Verband ACE lassen die Ziele hoch stecken. → Facts: Rund 400 Mio. Euro Branchenumsatz 10.000 Tonnen getrennt gesam melt, sortiert, recycelt Quelle: Verein Getränkekarton Austria (Tetra Pak, Elopak und SIG Combibloc) Mag. Georg Matyk 03-2022 REGAL | 115VERPACKUNG N eben Themen wie Verfügbarkeiten und Preisen, halten die EU-Vorgaben aus dem Kreislaufwirt- schaftspaket die Branche derzeit auf Trab. Bis 2025 müssen die mittlerweile allseits bekannten 50 Prozent Recyclingquote bei Kunststoffverpackungen erreicht wer- den. Der Status Quo: Jährlich kommen 300.000 Tonnen Kunststoffverpackungen auf den Markt, davon werden aktuell 25 Prozent recycelt. Eine Verdopplung der Quote ist also innerhalb der nächsten Jahre notwendig. Und bis 2030 müssen jährlich zusätzliche 90.000 Tonnen Kunst- stoffverpackungen recycelt werden – und alle Kunststoff- verpackungen recyclingfähig sein. Eine Mega-Herausfor- derung, die nur mit lückenlos geschlossenen Kreislaufen, Mit Standards zu mehr Nachhaltigkeit Verpackung und GS1 – wie passt das zusammen? Neben dem Offensichtlichen, dem Strichcode auf der Verpackung, hat das Standardisierungsunternehmen aber noch viel mehr mit Verpackungen zu tun als auf den ersten Blick sichtbar. Ein Überblick. Mission Verpackung bei GS1 Austria: mit dem Packaging Cockpit zu Verpackungshöhenflügen und dem Mehrweg-Display zu weniger Verpackungsabfall technischen Innovationen – und Standards im Hinter- grund gelingen kann. Bereits jetzt sind die Verpackungsinnovationen getrie- ben vom Thema Nachhaltigkeit. Recyclingfähigkeit steht bei Verpackungsinnovationen derzeit an oberster Stelle. Neue Begriffe wie Öko-Modulation, Plastiksteuer oder Tethered Caps rollen zudem auf uns zu. Verpackungsher- steller, Rohstofflieferanten und der Handel sind gefordert. Alles, was zur Vereinfachung der Prozesse beiträgt, sollte mit offenen Armen empfangen werden. Circular Packaging Initiative. Richtungsweisend war hier bereits die 2019 gegründete „ECR Circular Packaging Initiative“. Gemeinsam mit Handel, Industrie und der Bezahlte Anzeige © ADOBE STOCK 116 | REGAL 03-2022VERPACKUNG FH Campus Wien entstanden zwei Publikatio- nen: Packaging Design for Recycling und Nachhaltigkeitsbewertung von Verpackungen, kostenlos abrufbar unter https://ecr-austria. at/arbeitsgruppen/circular-packaging. Die Erstgenannte ist ein Leitfaden, um Produkt- verpackungen optimal zirkulär zu gestalten. Die Nachhaltigkeitsbewertung geht nochmals einen Schritt weiter und bezieht auch direkte und indirekte Umwelteinflüsse sowie den Schutz des Produktinhaltes mit ein. Packaging Cockpit. Basierend auf den Kenntnissen der ECR-Arbeitsgruppen setzt auch die Vereinbarung der Firmen Packaging Cockpit GmbH und GS1 Austria an. Sie soll künftig für mehr Transparenz sorgen und einen weitere wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiges Verpackungsmanagement setzen. Die Plattform Packaging Cockpit berechnet die technische Recyclingfähigkeit sowie die Ökobilanz von Verpackungssystemen – und das länderübergreifend. Gründer der Platt- form ist kein anderer als Dr. Manfred Tacker, Gründer des Fachbereiches Verpackungs- und Ressourcenmanagement der FH Campus Wien. „Es braucht nicht nur die richtigen Werkzeuge, sondern eine gemeinsame Spra- che zur Kooperation und Kommunikation in- nerhalb der gesamten Wertschöpfungskette“, so Tacker. GS1 Austria liefert das Fachwissen zur Standardisierung und zum sinnvollen Ein- satz von GS1 Standards. GS1 Austria Ge- schäftsführer Mag. Gregor Herzog: „GS1 Standards bieten hier die ideale Basis. Vor allem da, wo es um die Verknüpfung eines physischen Produkts mit der entsprechenden Information dazu geht.“ Konkret sollen Verpackungsinfos über die Stammdaten gesammelt werden – und darüber hinaus Mög- lichkeiten angeboten werden, diese Infor- mationen auch wei- terzuverarbeiten. Herzog führt Fragen an, wie etwa: Wie nennen wir eine be- stimmte Art der Ver- packung? Welche Maßeinheiten ver- wenden wir? Was verlangt der Gesetz- geber? Entstehen sollen Datenprofile, die die Daten ver- gleichbar miteinan- der machen. Ein An- wendungsbereich für Händler sind etwa Nachhaltigkeitsbe- richte. Verpackungsinformationen in Stammda- ten. Ein weiterer Teil im Verpackungs-Puzzle ist die ECR-Arbeitsgruppe „Verpackungsinfor- mationen in Stammdaten“. Hier wird an einheit lichen Inhalten von Ver packungs- spezifika tionen gearbeitet. Inputs liefern Ver- packungshersteller, Produzenten von FMCGs und Händler. Das Ergebnis sind bestimmte Attribute, die festgelegt werden sowie ein ein- heitlicher Kommunikations prozess. Ziel ist es, Datenverluste entlang der gesamten Wert- schöpfungskette zu vermeiden und lückenlo- se Verpackungsinformationen bereitzustel- len. Mehrweg. Doch auch im Bereich Mehrweg kann GS1 mit der Arbeitsgruppe des Logistikverbunds-Mehrweg, kurz L-MW, mit- reden. Auf der Agenda stehen etwa Mehr- weg-Displays, Mehrweg-Bierfla- schen oder die GS1 Smart-Box. Letztere ist eine Mehrweg-Trans- portbox, die von GS1 Germany entwickelt wurde und von dm, Müller, Rossmann und einigen großen Her- stellern getestet wird. Die Ware wird statt in Einwegkartons in der Smart-Box beim Handel angelie- fert, damit entfällt für diesen das Umpacken und die Ware kann sofort in diesem Ladungs- träger eingelagert anschließend kommissio- niert werden. Die Nutzung erfolgt in einem of- fenen Pool, so soll weniger Verpackungsabfall anfallen und das Handling in der Warenlogis- tik vereinfacht werden. Die GS1 Smart-Box ist mit einer Nummer versehen, die eine Nach- verfolgung ermöglicht. Beispiel für ein Mehrweg-Display ist „LOO- POS“, das auch schon mit dem Staatspreis Smart Packaging ausgezeichnet wurde. Da- hinter steckt Tosca (vormals Polymer Logis- tics) mit dem Servicedienstleister Packservice. Der überwiegende Teil der jährlich rund drei Millionen Displays sind Einweg-Karton-Dis- plays. Deren Lebensdauer liegt bei vier bis sechs Wochen. Das Mehrweg-Display besteht aus Kunststofftassen mit aufklappbaren Säu- len in drei verschiedenen Höhen im Format einer (BC) Viertel-Palette. Nach der Verwen- dung am POS können die Säulen einfach ein- geklappt und platzsparend zurücktranspor- tiert werden. Das CO 2 -Einsparungspotenzial, verglichen mit Einweg-Displays, beziffert der L-MW mit rund 60 bis 70 Prozent. www.gs1.at/ rohstoffe-verpackungen 03-2022 REGAL | 117VERPACKUNG M ehr als eine Milliarde Stück Plastik- sackerl ging vor dem Jahr 2020 im Austro-LEH über die Ladentische. Seit dem Verbot 2020 schwenkte der Handel um und Bio-Kunststoff-Pendants wurden in Stellung gebracht. Ein Vorreiter dabei: Natur- abiomat. Umsatz. Der Tiroler Familienbetrieb setz- te im letzten Jahr rund 100 Millionen Säck- chen ab und legt dabei höhere Standards als gesetzlich gefordert an den Tag. Und das ohne Mikroplastik zu hinterlassen. Hintergrund: Ein gewichtiger Know-how-Vorsprung. „Un- ser O&G-Beutel besteht aus 60 Prozent nach- wachsenden Rohstoffen. 50 Prozent sind vom Gesetzgeber gefordert“, so das Führungstrio Gerhard und Christian Margreiter sowie Lisa Gerecht. Und dennoch: Am Markt sind nach wie vor Trittbrettfahrer-Produkte. „Das stimmt, wir haben hier Artikel gesehen, die nur über einen Anteil von 20 Prozent nachwachsenden Roh- stoffen verfügen.“ Das betreffe weniger große Handels-Player, sondern vor allem Bäckerei- en oder Metzgereien. „Hier gibt es noch Handlungsbedarf.“ Produkte. Der Konsument hat seine Res- sentiments gegenüber die Bio-Varianten längst abgelegt. „Aufgrund unser hoch-tech- nologiesierten Produktion ist es möglich, res- sourcenschonend zu produzieren und so die gesetzlichen Vorgaben zu übertreffen und dabei die Reißfestigkeit und den Tragekom- fort zu erhöhen.“ Dabei sind die Artikel aus dem Hause Natura biomat auch für Mehrweg- Verwendung geeignet. „Die Produkte sind in unseren Beuteln haltbarer und später auch als Bio-Müll-Sackerl verwendbar.“ Künftig will der Tiroler Bio-Kunststoff-Spe- zialist noch näher zu den Kunden und hat eine Haushaltslinie im Köcher. „Wir haben hier die ersten Produkte in Finnland lanciert, wollen in drei Monaten in Österreich starten.“ Auch im E-Commerce-Bereich zeigen die Kurven wei- ter nach oben. „Auch nach dem Lockdown se- hen wir keine Bestell-Rückgänge.“ Preise. Umsatzmäßig bleibt Naturabiomat voll auf Kurs. „Wir haben unser Ziel von 45 Mil- lionen Euro sogar übertroffen.“ Steigende Prei- se sind mittlerweile auch bei den Bio-Kunst- stoffen angekommen. „Wobei die Plastik-Pen- dants um ein Vielfaches teurer geworden sind, hält sich bei uns die notwendige Nachjustie- rung in Grenzen.“ → Facts: Umsatz: mehr als 45 Millionen Euro Beutel-Absatz: rund 100 Millionen Stück Quelle: Naturabiomat → Umsatz liegt über 45 Millionen Euro → Bio-O&G-Beutel über gesetzlichen geforderten Rahmenbedingungen TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß GF Gerhard und Gabriela Margreiter, GF Lisa Gerecht und GF Christian Margreiter Naturabiomat: Bio-Beutel-Vorstoß 118 | REGAL 03-2022M it dem zunehmenden Druck der Kon- sumenten, aber natürlich auch durch die EU-weiten Bemü- hungen in Sachen Kreislaufwirtschaft, wird der Ruf nach nachhaltigen Ver- packungskonzepten immer lauter. Und zu Recht: Nachhaltigkeit hört na- türlich nicht beim Produkt selbst auf. Wir merken hier auch ein großes Be- wusstsein seitens der Industrie, aber natür- lich sind noch lange nicht alle Herausforderungen gelöst. Un- sere Aufgabe im Packaging Design ist es, das nachhaltige Konzept auch in der Gestaltung und Kommunikation für die Zielgruppe verständlich und spürbar zu machen. Denn ohne die Mithilfe der Konsumenten werden Recycling- und Mehr- wegkonzepte nicht funktionieren. Der enorme Einfluss der Verpackung auf die Kaufentschei- dung wird häufig völlig unterschätzt. Im klassischen LEH ist die Verpackung der letzte Touchpoint zwischen Marke und Konsument und beeinflusst unsere Wahl damit intuitiv. Intuitiv deswegen, weil wir beim Einkaufen 66 Prozent unserer Ent- scheidungen unbewusst und emotional treffen. Spricht die Verpackung unseren intuitiven Autopiloten an, steht dem Kauf meist nichts mehr im Wege. Kann der Mehrwert des Produk- tes, wie etwa die Nachhaltigkeit, über die Verpackung aller- dings nicht klar kommuniziert werden, wird auch der Erfolg ausbleiben. Gelernte Wahrnehmungsmuster und Normen sorgen dabei für rasche Orientierung im Regal. So sind bei- spielsweise natürliche Farben, Naturbilder und Nachhaltig- keitssiegel gelernte Indikatoren für das Thema Nachhaltigkeit. Aber Achtung: Um sich vom Mitbewerb zu differenzieren, braucht es auch den nötigen Impact, der für Aufmerksamkeit sorgt und zum Kauf animiert. Die Balance aus beiden, abge- stimmt auf den Markenkern, macht ein gutes Packaging De- sign aus. Und kann damit einen Beitrag zum Erfolg von nach- haltigen Produkt- und Verpackungskonzepten leisten. → LUNIK2: EXPERTEN-KOMMENTAR MAG. JULIA SCHACHINGER, ACCOUNT DIRECTOR/HEAD OF STRATEGY BEI IMPACK (PACKAGING UNIT VON LUNIK2) Nachhaltiges Packaging Design: Schöne Schale, nachhaltiger Kern KLEIDER MACHEN PACKAGING DESIGN MACHT 68% aller Kaufentscheidungen werden unmittelbar AM POS GETROFFEN. Somit ist die Verpackung der letzte Touchpoint zwischen Marke und Konsument und hat ENORMEN EINFLUSS AUF DEN VERKAUFSERFOLG IHRER PRODUKTE! Leute. Leute. Marken. Marken. www.impack.at www.lunik2.com Jetzt kostenlosen Packaging-Quick-Check anfordern!Next >