< PreviousREGIONALITÄT I n Ternberg, im oberösterreichi- schen Bezirk Steyr-Land, erö!nete 1968 erstmals Adeg Wiedemann. Vor vier Jahren übernahm Christa Wiedemann den Laden ihrer Mutter. Regionalität wird hier seit jeher gelebt, auch die Tochter möchte diesen Gedanken weiterhin beibehalten. Der 500 m"-Shop von Wiedemann wird durch eine zusätzliche 200 m"- Textil-Abteilung er- gänzt. „Der Ausfall war durch Corona natürlich enorm, die Kunden nutzten nur teilweise unser click&collect Angebot im Tex- til-Bereich. Wir wissen noch nicht, ob der Schub im Lebensmittelgeschäft das ausgleichen konnte. Dort haben wir jeden Monat ein Plus verzeich- net.“ Die Ternberger suchten, so die Adeg-Kau!rau, eindeutig vermehrt den Nahversorger auf: „Normalerweise verlie- ren wir Kunden, die direkt nach der Arbeit in Steyr oder auf dem Weg nach Hause ein- kaufen gehen. Durch Home- O#ce haben wir viele davon wieder zurückgewonnen.“ Der Fokus im Ge- schäft liegt klar auf der Frische: „Wir haben eine große Feinkost, mit vielen selbstgemachten Produkten. Auch die Obst- und Gemüseabteilung wissen unsere Kunden sehr zu schätzen. Da- für ist noch immer meine Mutter zu- ständig, die sich mit sehr viel Liebe darum kümmert.“ Regionalität. Ebenfalls ausschlag- gebend für den Erfolg der Oberöster- reicherin: Produkte aus dem Umkreis. Etwa 10.000 Produkte werden insge- Adeg Kauffrau Christa Wiedemann aus Ternberg bei Steyr pusht regionale Sortimente → Seit 1968 Regionalitäts-Vorreiter im Ort → 500 m! Lebensmittelgeschäft mit 200 m! Textil-Abteilung → 40 verschiedene regionale Anbieter Regional-Champ der ADEG TEXT: LISA WEBERREGIONALITÄT Sie legen Wert auf verantwortungsvollen Fischeinkauf? EISVOGEL bietet das nachhaltige und verantwortungsvolle Fischsortiment in bester Qualität und Frische. ASC- zertifizierter Fisch aus verantwortungsvoller Aquakultur Vom Ei bis zum fertigen Speise fisch werden bei EISVOGEL die ASC zertifizierten Süßwasserfische nach strengsten Kriterien mit reinstem Alpenquellwasser gezüchtet. MSC- zertifizierter Meeresfisch aus Wildfang EISVOGEL Meeresfisch in bester Qualität und Frische aus nachhaltiger Meeresfischerei wird durch enge Zusammenarbeit mit internationalen Fischereien gewährleistet. BIO- zertifizierter Süßwasser- und Meeresfisch aus ökologischer Aquakultur Eisvogel bietet BIO Süßwasserfisch aus eigenen heimischen Zuchten und BIO Meeresfisch von ausgewählten internationalen Züchtern. Nachhaltigkeit und die Liebe zum Fisch sind bei EISVOGEL oberstes Gebot! HAT EINEN NAMEN HERAUSRAGENDE QUALITÄT ENTSPRINGT AUS REINSTER NATUR. MSC- C- 50655 ASC – C – 00343AT - BIO - 902 samt angeboten, ca. 500 davon sind von 40 verschiedenen regionalen An- bietern. „Wir legen sehr viel Wert auf Produkte aus dem Umkreis. 30 unse- rer Anbieter liegen innerhalb eines 30 km-Radius.“ Das Portfolio an Herstellern wurde in jahrelanger Arbeit aufgebaut, Wie- demann erkundigt sich laufend über Neuheiten. „Ich halte im Urlaub, oder wenn ich unterwegs bin, Ausschau nach möglichen Produkten. Seit Jah- ren holen wir uns die Marillen zum Beispiel aus Scharten. Da gibt es wö- chentliche Fuhren mit 250 Kilo Früch- ten. Auch Kunden kommen aktiv mit Vorschlägen auf mich zu.“ Kürzlich erst wurde steirisches Quinoa und Reis mit ins Portfolio aufgenommen, auf Kundenwunsch. „Das ist ein steti- ges Wachstum, ich bin ständig auf der Suche. Wir sind dabei auch eine wich- tige Anlaufstelle für kleine Lieferan- ten und bekommen immer wieder Neues vorgeschlagen.“ Für die regio- nalen Produzenten, so die Kau!rau, ist es natürlich leichter, über die selbstständigen Kau$eute in den Markt einzusteigen. Dort ist die Vor- laufzeit wesentlich kürzer als bei den Konzernen. Besonders angetan hat es den Ternbergern die regionale Molkerei- produkte-Abteilung: „Das kann ich ganz übergreifend sagen. Topfen, Jo- ghurt oder Käse, diese Produkte sind sehr beliebt. Besonders Kunden aus urbanen Gegenden schwärmen von unserem regionalen Sortiment.“ Und sie selbst? Die Lieblingsprodukte der Kau!rau sind der Räucher%sch aus der direkten Umgebung und das Jo- ghurt – wenn sie sich denn entschei- den muss. Der Trend, so Wiedemann, zeigt eindeutig in Richtung Regionalität. „Die Kunden erwarten sich von einem Nahversorger, von einem Adeg, auch mehr regionale Produkte. Aber ich sehe vor allem Region, Bio und gesun- de Ernährung als wachsenden Zweig.“ In den Anfängen, erzählt Wiede- mann, war das Verhältnis Einkauf und Verkauf oft etwas schwierig. Mitt- lerweile funktioniere das aber sehr gut. „Ich denke, es passt sowohl für die Produzenten, als auch für uns“, so die Unternehmerin in Bezug auf die Entwicklung der Spanne. Spezialitäten. Trotz des Regional- Trends kommen auch Spezialitäten im Adeg Wiedemann nicht zu kurz: Die Kunden, so die Kau!rau, warten jährlich bereits auf das Olivenöl aus der Toskana. Was besonders daran ist? Tante und Cousine helfen im Ur- laub bei der Ernte. Das Öl wird frisch gepresst persönlich wieder nach Oberösterreich gescha!t. „Dazu kom- men Kunden aus einem weiten Um- kreis zu uns. Am Ende des Tages macht es die gute Mischung aus vie- len Komponenten aus. Wichtig dabei sind für mich Regionalität und Spezi- alitäten.“REGIONALITÄT I n der Corona-Pandemie haben sich zwei we- sentliche Markttrends noch deutlich ver- stärkt: Der Wunsch der Konsumenten nach Nachhaltigkeit und Regionalität. „Das sind europäische Trends, die sich nicht nur in Ös- terreich immer klarer manifestieren“, sagt dazu Isabelle Haslinger, Sustainability Mana- ger Laundry & Home Care bei Henkel Öster- reich. Eine IPSOS-Studie zu den Nachhaltig- keits-Erwartungshaltungen der Österreicher zeigt: Abfallvermeidung, Recycling, umwelt- schonende Herstellung von Produkten, Re- duktion des Wasserverbrauchs sowie der Ein- satz von alternativen Energien sind wichtige Forderungen der Konsumenten an die Indust- rie. Weiters zeigt eine Integral-Studie, dass das Interesse an Regionalität und regionaler Pro- duktion stark und vor allem beständig steigt. „Mit reinem Gewissen“ einkaufen. Hen- kel fokussiert daher von Mai bis Juli in seiner aktuellen Kampagne für Wasch- und Reini- gungsmittel genau auf diese Werte: Unter dem Motto „Mit reinem Gewissen“ werden am POS und auf Social Media die wesentli- chen Vorteile der Henkel-Produkte aus Öster- reich kommuniziert. „Produziert in Öster- reich, umweltschonend in Wien hergestellt, nachhaltige und rezyklierbare Verpackungen schonen maßgeblich die Ressourcen“, fasst Haslinger zusammen. Die Promotion, die auch am POS stark kommuniziert wird, schließt an die erfolgreiche Vorjahrs- Promotion an. „Wir freuen uns, unseren Handelspartnern damit eine starke Ver- kaufsunterstützung anbieten zu kön- nen, die für weiteres Wachstum in der Kategorie sorgen soll“, sagt Dipl. Ing. Ja- roslava Haid-Jarkova, General Manager Laundry & Home Care bei Henkel Ös- terreich. 2020 trieben Corona und Inno- Henkel Regionalität im Fokus → Österreich-Promotion „Mit reinem Gewissen“ → Interesse an regionaler Produktion steigt → Henkel Werk in Wien- Erdberg Facts Produktionsvolumen 2020: über 20.000 Tonnen Mitarbeiter: 130 Abfülllinien: 9 Artikel (flüssige Wasch- & Reinigungsmittel) 700 Quelle: Henkel Österreich vationen die gesamte Kategorie Waschen/ Putzen/Reinigen im LEH und DFH um sechs Prozent (Wert) voran. Henkel wuchs um acht Prozent und damit stärker als der Markt. Das stärkste Plus erzielte der Konzern 2020 in den Segmenten Maschinengeschirrspülmit- tel, Hand-Geschirrspülmittel und WC-P$ege. Starke Umwelt-Parameter für Wiener Henkel-Werk. Am Henkel Standort in Wien Erdberg gewinnt Nachhaltigkeit immer wei- ter an Bedeutung. Dank beständiger Prozess- optimierungen gilt das EMAS-zerti%zierte und im Jahr 2019 mit dem „Umweltpreis der Stadt Wien“ ausgezeichnete Waschmittel- Werk als Vorzeigestandort. Mit einem Pro- duktionsvolumen von mehr als 200.000 Ton- nen Flüssigwasch- und reinigungsmittel ist Wien eines der größten europäischen Werke im Henkel Konzernverbund. In Erdberg wer- den die Flüssigvarianten von Persil, Dixan, Weißer Riese, Pril, Clin, Fewa und Silan her- gestellt. Gegenüber dem Vergleichsjahr 2010 konnten dank beständiger Innovatio- nen in den Produktionsprozessen 30 Prozent Primärenergie, 41 Prozent Ab- fallaufkommen sowie 25 Prozent Was- serverbrauch pro produzierter Tonne reduziert werden. Mit der für 2021 ge- planten Errichtung einer Photovoltaik- Anlage und dem Investment von über 400.000 Euro wird der nächste Nach- haltigkeits-Meilenstein gesetzt. Isabelle Haslinger, Sustainability Mana- ger Laundry & Home Care bei Henkel Österreich TEXT: ROBERT FALKINGER 82 | REGAL 05-2021nachhaltige produktion in wien qualität aus österreich bis zu 100 recyceltes plastik * Unsere Flüssigprodukte werden im eigenen Henkel- Werk in Wien hergestellt – für eine ökologisch höchst effektive Produktion in Österreich mit kurzen Transportwegen Das geprüfte Umweltmanage- ment mit unabhängiger EMAS Zertifizierung sichert eine ressourcenschonende Herstel- lung, zuverlässigen Umwelt- schutz und Transparenz. * Silan, Fewa, Pril & Clin mit 100% rPet Unsere Verpackungen bestehen bis zu 100% aus recyceltem PET. Durch konzentrierte Produkt-Formeln fällt grundsätzlich viel weniger Verpackungsmaterial an.REGIONALITÄT Foto: Werner Krug www.unserespezialitaeten.at Das sind unsere geschützten Spezialitäten! Mehr Infos: Jetzt informieren & mitmachen! → 19 Produkte bereits zertifiziert → Zwei Produkte inmitten des Prozesses → Breitflächige Unterstützung für Hersteller D er „Serviceverein geschützte Herkunfts- bezeichnungen für Lebensmittel“ hat sich ein ehrbares Ziel gesetzt: traditio- nelle Lebensmittel in Österreich beim Weg zum EU-Schutz zu unterstützen. Bis in zehn Jahren sollen elf weitere Zerti!zierungen dazu kommen. Die EU hat eine breite Vermarktungsstra- tegie für europäische Produkte, Teil der Stra- tegie sind Gütesiegel. Diese sollen ein eindeu- tiges Qualitätssignal an die Konsumenten SVGH: 30 bis 2030 Serviceverein geschützte Herkunftsbezeichnungen für Lebensmittel senden und vor Nachahmung schützen. Die Siegel kommen in drei verschiedenen Aus- führungen. Garantiert traditionelle Speziali- tät (g.t.S.) bezeichnet ein Produkt, das nach- weislich einer bestimmten Machart folgt – wie zum Beispiel die Heumilch. Die geschützte geogra!sche Angabe (g.g.A.) stellt sicher, dass das be- stückte Gut in einem de!- nierten Gebiet hergestellt wurde. Und die am weitesten greifende Form ist die ge- schützte Ursprungsbezeich- nung (g.U.). Hierbei handelt es sich um Produkte, die mit all ihren Komponenten aus einer speziellen Region stam- men. Von vorne herein aus- geschlossen, werden nur qualitätsneutrale Bezeichnungen und Gattungsbezeichnun- gen, wie Frankfurter oder Camembert. Diese sind nicht als Wörter schützbar. 19 heimische Produkte wurden, Stand heute, zerti!ziert. Dabei ist Österreich derzeit noch ein kleiner Player. Italien liegt mit 313 Produkten vor Frankreich mit 258 und Spanien mit 203 Produkten. Um die Anzahl der öster- reichischen Zerti!zierungen anzuheben, un- terstützt der Verein interessierte Vereinigun- gen mit seinem Know-how in weiten Berei- chen. Von der Vorab-Beratung über die Antragsstellung, die Korrespondenz mit den zuständigen Stellen, dem Aufbau eines Kont- rollsystems über Ö"entlichkeitsarbeit und Ab- satzförderung werden breite Möglichkeiten geboten. Zwei Produkte be!nden sich momentan in der Pipeline zur Zerti!zierung: „Sehr weit im Antragsprozess sind wir beim Lesachtaler Brot g.g.A. und beim Steirischen Kronprinz Rudolf g.U. Weitere Produkte aus dem Obst-, Käse- und Gewürzbereich werden derzeit ge- prüft“, so Obmann Andreas Cretnik. Die Dau- er des Prozesses lässt sich nicht übergreifend festlegen: „Im Idealfall muss man, unter Be- rücksichtigung aller einzuhaltenden Fristen, mit mindestens zwei Jahren rechnen.“ Ziel ist, bis 2030 insgesamt 30 geschützte Produkte auf dem Markt zu haben. „Der Produktschutz ist so streng wie sonst kein Markenschutz. Gegen Verstöße kann dann auch weltweit vorgegan- gen werden. Das betri"t unter anderem auch die Auslobung in Flugblättern.” SVGH-Obmann Andreas Cretnik 84 | REGAL 05-2021REGIONAL Deine erste Wahl: Ü be r 5 0 % unse r e r v er k a u f t en L ebensmit t el REGIONALITÄT REGAL: Wie sehen Sie die Situation im LEH, ist das Regional-Angebot ausreichend? HERWIG SCHUSTER: Grundsätzlich sehen wir schon einen hohen Anteil an österreichischen Lebensmitteln bei mehr oder weniger allen österrei- chischen Supermärkten. Wo ich eine Problematik sehe, ist die De!nition. Der Großteil sagt: Regional ist, was in Österreich produziert wurde. Das hat natürlich Vorteile, aber auch seine Grenzen – oft werden weite Wege zu- rückgelegt. Was mich dabei auch stört, ist die Doppelbegri"ichkeit. Regional als „aus der Region stam- mend in der Region verkauft“ und als „Regional in einer bestimmten Region hergestellt“. Es gibt in Supermärkten das Regio- nal-Regal, wo Anbieter aus dem Um- kreis Platz !nden. Das ist ein Ansatz, aber verglichen mit der Verkaufs#äche ein geringfü- giger. Wir würden uns wünschen, dass allgemein kleinteiliger gedacht wird. Frischmilch ist ein gutes Bei- spiel. Der Großteil kommt davon für ganz Österreich für eine Marke je- weils aus einer Molkerei. Also sollten sich die Supermärkte für ihre Standorte jeweils die nächs- ten Produzenten suchen und das Sortiment umstrukturieren? Das ist natürlich so nicht realisierbar und wäre auch nicht automa- tisch ökologischer. Aber es gibt für die großen Ketten jeweils mehrere Zentrallager. Wenn bei- spielsweise für das Regionallager im Süden die Milch aus Kärnten kommt und im Westen aus Tirol, wäre schon ein großer Schritt getan. Gibt es auch Produkte, bei denen echte Regionalität mehr gelebt wird? Bei Brot sieht man sehr schön, da wird sehr stark regional beliefert. Wenn es um Regionalität geht, ist es immer ein Punkt, dass die Hersteller vor den Vorhang geholt werden. Bio- Hersteller vieler Art sind ein Beispiel mit Schwierigkeiten. Hier herrscht der große Nachteil, dass Bio-Produk- te hauptsächlich als Eigenmarken in den Märkten zu !nden sind. Und diese werden zum Großteil nicht in der jeweiligen Region pro- duziert? In den wenigsten Fällen. Wo Bio draufsteht ist auch nur Bio drin. Sollte Regionalität ein ge- schütztes Wort werden? Das zu standardisieren, wäre sicher eine gute Idee. Dabei müsste man sich das gesamte Produkt ansehen. Es wäre schon eine Hilfe, wenn bei gekennzeichneter österreichischer Produktion die Hauptinhaltssto$e auch wirklich aus Österreich sein müssten. Insgesamt muss ich trotz- dem sagen, das Bewusstsein und Handeln geht bei uns schon in die richtige Richtung. Rein rechtlich ist es aber noch eine Grauzone. Gäbe es klare Vorgaben hinsichtlich der Kennzeichnung, wäre das schon gut. Wo liegen die tatsächlichen Vorteile für Wirtschaft, Konsumenten und Supermärkte? Vorrangig könnten Transportwege minimiert werden. Gerade im LEH wird überwiegend per LKW transpor- tiert, die sehr maßgeblich für den CO 2 -Ausstoß und Feinstaub-Emissio- nen sind. Außerdem würde die regio- nale Wertschöpfung unterstützt. Wenn Hersteller aus der Region ge- fördert werden, scha$t das auch Arbeitsplätze. Wo liegen die Grenzen des Regio- nalitäts-Gedankens? Auch in Österreich müssen wir auf die Landnutzung aufpassen. Es ist schon wichtig, dass Landwirte ange- halten werden, ein paar Prozent des Landes für Biodiversitäts-Zonen frei zu halten. Nur so können Insekten und Vögel weiterhin ihren Lebens- raum erhalten. Land ist ein massiv begrenzter Faktor. Ein Mittelweg ist, die tierische Produktion zu reduzie- Herwig Schuster, Landwirtschafts- und Lebensmittelexperte bei Greenpeace, im REGAL Exklusiv-Interview Die „Greenpeace-Formel“ zur Regionalität → Schärfung des Regionalitäts-Begriffes → Fleischkonsum soll um ein Drittel sinken → Landwirtschaften wenig gefördert INTERVIEW: LISA WEBER Herwig Schuster 86 | REGAL 05-2021REGIONALITÄT ren. Dazu müsste auch der Konsum sinken. Man muss nämlich mindes- tens mit einem Verhältnis eins zu vier rechnen. Wo ich für p#anzliche Nah- rung einen Hektar Land brauche, sind es für die gleiche Kalorienmenge Hühner#eisch rund vier Hektar. Wie stark müsste die Produktion sinken? Das ist eine sehr grobe Rechnung. Aber in etwa ein Drittel weniger Fleischproduktion würde genügend Land scha$en, um Österreich „autark“ mit Lebensmitteln zu versorgen. Wir wollen keine vegane Ernährung pro- pagieren. Es geht lediglich um eine Reduktion von tierischen Produkten– das würde gleichzeitig viel Druck aus dem Amazonas-Gebiet nehmen. Die landwirtschaftlichen Betriebe sind in der Anzahl zurückgegangen – werden gleichzeitig größer. Gibt es zu wenig Förderungen für kleine, regionale Bio-Betriebe? Da spielen viele Faktoren mit. In Ös- terreich ist die Förderung der Betrie- be noch immer von der Größe abhän- gig. Je größer der Betrieb, desto mehr Maschinen sind im Einsatz und desto schneller kann gearbeitet werden. Die landwirtschaftlichen Preise sind gleichzeitig sehr niedrig, was die Bauern ebenfalls in den E%zienz-Ge- danken drängt. Es hängt also in ei- nem Zusammenspiel aus mangelnder Unterstützung und Rahmenbedin- gungen ab. Im EU-Vergleich sind wir aber trotzdem noch sehr klein struk- turiert. Mehr kleine Landwirtschaften wä- ren trotzdem gut? Das möchte ich so auch nicht sagen. Wie der Betrieb mit der Umwelt um- geht, hängt nicht nur von der Größe ab. Große können genauso nachhal- tig arbeiten. Sollte die Regierung Regionalität mehr fördern? Die Frage ist, wo sie noch eingreifen kann. Kommunikation und Marke- ting-Maßnahmen wären ein Hebel. Auch das AMA-Marketing könnte noch geschärft werden. Vorteilhaft wäre es am Ende für alle, Kunden sind bekanntlich bereit, mehr für wahre Regionalität zu zahlen. Lieber Glashaus-Tomaten aus der Region oder Bio-Tomaten aus Spanien? Am besten: einen Monat warten, bis die heimischen Freiland-Tomaten reif sind. Von der Öko-Bilanz her ist es wirklich schwierig und hängt von vielen Faktoren ab. Dabei geht es um Energienutzung, Transportarten, P#anzenschutzmittel und vieles mehr. Dazu müsste für die gegen- übergestellten Produkte jeweils eine Bilanz vorgelegt werden. Was ich ein- deutig sagen kann: Regional und Bio ist besser als alles andere. Vielen Dank für das Gespräch!REGIONALITÄT Land schafft Leben: Herkunft muss klar sein Laut dem gemeinnützigen Verein könnte ein zu enger Regionalitätsbe- griff auch das Gegenteil von dem be- wirken, was er beabsichtigt. „Wer beim Einkauf von Lebensmitteln die Region schon beim nächsten Nach- barort enden lässt, sieht sich häufig nicht in der nächstgrößeren Region um, sondern kauft gleich vom globa- len Markt. Für uns bedeutet regional ganz Österreich“, erklärt Hannes Roy- er, Gründer von Land schafft Leben. Das Angebot an regionalen Pro- dukten im LEH, so Royer, hat sich merkbar weiterentwickelt. „Beispiels- weise die Umstellung von einigen hei- mischen Supermarktketten auf mehr österreichisches Frischfleisch oder heimische Wurstwaren bewerten wir als positiv.“ Kennzeichnung. Die Organisati- on fordert eine verpflichtende Her- kunftskennzeichnung für verarbeitete Produkte im Lebensmit- teleinzelhandel sowie im gesamten Außer-Haus- Verzehr, um Konsumen- ten die Chance zu geben, bewusste Kaufentschei- dungen treffen zu kön- nen: „Wir fordern das bis auf jeden Teller, auch in der Gastronomie.“ Erst mit durchgängiger Trans- parenz über Herkunft und Haltung – vom Anbau oder dem Stall bis auf den Teller – sei eine eigenverantwortliche Konsumentscheidung möglich. „Bezeichnungen wie ,Hergestellt in Österreich‘ oder ,Abgefüllt in Öster- reich‘ können beim Konsumenten für Verwirrung sorgen. Eine regionale Herstellung garantiert leider noch kei- ne regionale Herkunft der Rohstoffe. Im Ausland gelten oft vollkommen an- dere Rahmenbedingungen. Wenn es keine Herkunftskennzeichnung gibt, entscheiden viele nach dem Preis.“ Bio. Im Bereich biologischer An- bau sieht Royer Österreich im Spit- zenfeld: „Österreich steht mit seinem Bio-Flächennutzungs-Anteil von 26 Prozent selbst innerhalb der EU an der Spitze. Der Bio-Absatz hat heuer in Österreich auch erstmals die Marke von zehn Prozent erreicht.“ Dennoch sei das Einkommen der Landwirte um ein Zehntel gesunken. Hannes Royer, Gründer von Land schafft Leben Eisvogel: LEH als Ausgleich Die Umsatzzahlen von Eisvogel schei- nen zu belegen: Die Österreicher haben sich, trotz Gastro-Lockdown, im ver- gangenen Jahr gerne von Fisch ernährt. Was in Gastronomie und Großhandel im Frühling und Herbst fehlte, wurde durch die Umsatzgewinne im LEH, so das Unternehmen, gut ausgeglichen. Und das mag etwas heißen: 2019 belief sich der Anteil von Gastro und Groß- handel noch auf 35 Prozent. Im letzten Jahr sank dieser auf 15 Prozent. Top-Seller: ein SB-Produkt. Proku- ristin Eva Keferböck, MBA, erklärt: „Nach wie vor ist unser stärkstes Pro- dukt die ASC Forelle im Bereich LEH Selbstbedienung. Die Fische wachsen in den eigenen Zuchten im Friaul im Norden Italiens unter besten Wasser- bedingungen und in gleichbleibend kühlen Gewässern.“ Pro Jahr werden rund 2.200 Tonnen verarbeiteter Fisch und Fischprodukte, Schalen- und Krustentiere, sowie Convenience und Feinkost-Artikel verkauft. Die Sorti- mente teilen sich dabei in 65 Prozent Frisch!sch, 18 Prozent Tiefkühl- und 12 Prozent Räucherware auf. Als Teil des Erfolgs im Fischgeschäft sieht die Prokuristin die zahlreichen Gütesie- gel und Zerti!kate: „Diese zeigen die nachhaltige Firmenphilosophie der Firma. Die Zerti!kate ASC, MSC, Bio und IFS sind für uns nicht nur ein ,Gü- tesiegel‘. Sie tragen dazu bei, unsere Prozesse ständig zu hinterfragen und zu verbessern und dies unseren Kun- den gegenüber transparent darzustel- len.“ Im Trend sieht Keferböck die ASC zerti!zierten Süßwasser!sche wie Regenbogenforelle, Lachsforelle und Saibling in den verschiedensten Verar- beitungsstufen. „Stark nachgefragt werden auch alle Bio Süßwasser!sche aus Österreich. Man merkt den Trend zu gesunden, nachhaltigen Lebens- mitteln, welche in der Region ver- arbeitet werden ganz deutlich.“ Eis- vogel arbeitet mit zahlreichen österreichischen Fischzüchtern zu- sammen. „Bio Fische aus dem Kärntner Rosental, Waldviertler Bio Karpfen- züchter, der steirische Teichwirtever- band und viele mehr liefern die Le- bend!sche zur Verarbeitung nach Molln. So wird den Fischzüchtern die Möglichkeit geboten national in LEH, Gastro und Großhandel zu liefern und die Kunden können dadurch heimi- schen Fisch aus jeder Region genießen.“ Eva Keferböck, MBA 88 | REGAL 05-2021REGIONALITÄT WO DAS „AUSTRIA GÜTEZEICHEN“ DRAUF IST, IST ÖSTERREICHISCHE QUALITÄT DRINNEN! ES IST MEHR ALS EIN ZEICHEN, ES IST EIN VERSPRECHEN. SEIT 75 JAHREN! oeqa@qualityaustria.com | austriaguetezeichen.at 0102030405060 Nichts Spezielles Sonsiges Marke Ohne bestimmte Inhaltssto!e (laktosefrei,…) Umweltschutz Unverarbeitete, natürliche Zutaten Fair Trade Verpackung Nährwerttabelle Aussehen Bio-Qualität (Biosiegel) Tierwohl (Gütesiegel) Inhaltssto!e Saisonalität (Obst/Gemüse hat gerade Saison) Haltbarkeit/Ablaufdatum Herkunft Preis Regionalität (kommt aus Österreich) 51,9 % 47,6 % 39,3 % 37,5 % 37,4 % 26,1 % 26,0 % 25,1 % 16,9 % 15,0 % 14,8 % 14,0 % 13,7 % 12,8 % 10,8 % 10,2 % 0,6 % 2,9 % Satte 52 Prozent kaufen wegen Regionalität Regionalität und der rot-weiß-rote Absender sind laut einer repräsentativen market-Studie für Österreichs Konsumenten am wichtigsten. Für 51,9 Prozent der Befragten ist der regionale Aspekt bei Lebensmitteln am bedeutendsten. Dahinter spielt der Preis (47,6 Prozent) eine wichtige Rolle. Weiters folgen Herkunft (39,3 Prozent) und Haltbarkeit/Ablaufdatum (37,5 Prozent). Wichtige Aspekte bei Lebensmittel: Quelle: Müller GlasNext >