< PreviousREGAL im Gespräch mit Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber Marke „Bayern“ auf Kurs Österreichische Lebensmittel werden in Bayern immer beliebter. Der Importwert ist 2022 um 21 Prozent auf rund 2,45 Milliarden Euro gestiegen. Auch die Exporte nach Österreich kletterten. Mit einem Wert von 1,56 Milliarden Euro wurde eine neue Rekordmarke erreicht. Preissteigerungen spielten eine Rolle. Die Absatz- förderung in Österreich gewinnt weiter an Dynamik. „In der Zukunft wollen wir auch Aktivitäten in Richtung Bio-Großhandel starten“, so Ministerin Michaela Kaniber zu REGAL. 120 | REGAL 09-2023BAYERN REPORT REGAL: Wie hat sich der Export/Import Österreich-Bayern 2022 entwickelt? MICHAELA KANIBER: Österreich ist für mich ja nicht irgendein Nachbar. Denn wie Sie wissen, komme ich aus dem Grenzgebiet zu Österreich. Aber nicht nur deswegen, son- dern weil uns auch die gleiche Sprache, Geschichte, Tradition und Kultur verbindet. Das merkt man auch am Warenaustausch zwischen unseren beiden Ländern. Es freut mich sehr, dass Österreich mit 13,5 Prozent das nach Italien zweitstärkste Ex- portland für bayerische Lebensmittel ist. Seit 2015 hat unsere Ausfuhr nach Österreich – mit Ausnahme des ersten Coronajahrs – ste- tig zugenommen. 2022 haben wir mit einem Wert von 1,56 Milliarden Euro einen neuen Rekord erreicht. Dies bedeutet einen Zu- wachs von über 16 Prozent. Allerdings muss man bei all den Steigerungen und Rekord- werten berücksichtigen, dass sie vor allem aus den Preissteigerungen resultieren, weni- ger aus mengenmäßigen Zuwächsen. Österreicher und Bayern haben übrigens auch kulinarisch ähnliche Vorlieben. Bei beiden Ländern werden die gleichen fünf Warengrup- pen vorrangig ausgetauscht, wenn auch in un- terschiedlicher Reihung. Die in Österreich be- liebtesten bayerischen Exportprodukte sind Fleisch und Fleischwaren mit einem Wert von rund 316 Millionen Euro. Darauf folgen Käse mit 205 Millionen Euro, pflanzliche Nah- rungsmittel mit 142 Millionen Euro und Back- waren mit 134 Millionen Euro. An Milch und Milcherzeugnissen haben unsere bayerischen Molkereien Erzeugnisse für insgesamt 115 Millionen Euro nach Österreich geliefert. Aber auch österreichische Lebensmittel wer- den in Bayern immer beliebter. Der Import- wert ist um 21 Prozent auf rund 2,45 Milliar- den Euro gestiegen. Damit nimmt Österreich den ersten Platz der Länder ein, die Lebens- mittel nach Bayern liefern – noch vor Italien. An der Spitze der Importe lagen pflanzliche Nahrungsmittel mit einem Einfuhrwert von 653 Millionen Euro. Der Einfuhrwert von Fleisch und Fleischwaren lag bei 368 Millio- nen und bei Käse 293 Millionen Euro. Milch und Milcherzeugnissen wurden in Höhe von 291 Millionen und Backwaren 136 Millionen Euro importiert. Wie sieht man den EU Green Deal für die bayerische Landwirtschaft? Die EU hat mit dem Green Deal die Chance, Vorreiter bei der nachhaltigen Produktion von Lebensmitteln und Rohstoffen in ausrei- chender Menge und Qualität zu werden. Un- sere Land- und Forstwirtschaft sichert die Ernährung mit wertvollen Lebensmitteln, stellt regionale und nachhaltige Roh- und Energiestoffe bereit und ist bedeutender Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. Der Green Deal mit seinen Zielen zu mehr Nach- haltigkeit, Klima- und Naturschutz ist dabei ein wichtiger Schritt, dass unsere Land- und Forstwirtschaft diese wichtigen Aufgaben auch in Zukunft erfüllen kann. Denn unsere Branche ist wie kein anderer Sektor von einer intakten Natur und dem Klima abhängig. Wo liegen mögliche Gefahren? Die zahlreichen Vorschläge zur Umsetzung des Green Deals lassen leider wichtige Belan- ge außen vor. Manche Maßnahmen würden zu deutlichen Bewirtschaftungseinschrän- kungen, zu spürbaren Einkommensrückgän- gen und zu mehr Bürokratie führen. Die zu- sätzlichen Leistungen im Bereich Klima- schutz, Biodiversitätsschutz, Nachhaltigkeit und Tierwohl müssen sich aber für die Be- triebe und Landbewirtschafter rechnen. Denn sonst drohen Produktionsverlagerun- gen in Drittstaaten mit niedrigeren Produk- tionsstandards. Damit würden die souveräne Lebensmittelerzeugung in der EU gefährdet und neue Abhängigkeiten geschaffen. Oben- drein würden durch die Produktionsverlage- rungen die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft in der EU zwar sinken, in Drittländern mit geringeren Umwelt- und Klimastandards aber steigen. Aus Sicht des Klimas ein großer Rückschritt. Schlüssel für das Gelingen des Green Deals sind daher die ökonomische Nachhaltigkeit und die Akzeptanz der betroffenen Flächen- nutzer und Eigentümer. Um die Nachhaltig- keitsziele zu erreichen, muss die EU die not- wendigen Gelder zur Verfügung stellen. Die EU muss sicherstellen, dass die Wettbewerbs- fähigkeit der EU-Land- und Forstwirtschaft gegenüber Drittstaaten erhalten bleibt. Die Zahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind hierfür eine wichtige Grundlage. Die Auflagen und die Bürokratie müssen auf das Nötige beschränkt werden. Wichtig sind stattdessen Planungssicherheit und Anreize für nachhaltige Produktionsme- thoden. Anstatt genau vorzuschreiben, wie und ob Flächen bewirtschaftet werden dür- fen, braucht es einen ambitionierten Ausbau der EU-weiten Förderung mit dem Ziel eines flächendeckenden Einsatzes ressourcenscho- nender Techniken. Diese Techniken müssen gerade auch für kleine familiengeführte Betriebe wirtschaftlich attraktiv und damit nutzbar sein. INTERVIEW: ROBERT FALKINGER 09-2023 REGAL | 121BAYERN REPORT Wie ist der aktuelle Stand beim Herkunfts- schutz? Der Herkunftsschutz ist ein wesentliches Ins- trument der EU-Qualitätspolitik. Bei uns in Bayern haben die geschützten Spezialitäten sowohl kulturell als auch wirtschaftlich eine große Bedeutung. Insgesamt tragen 54 regio- naltypische Spezialitäten aus Bayern mittler- weile den EU-Herkunftsschutz. Seit vergan- genem Herbst ist auch das weltbekannte Oktoberfestbier dabei. Im März 2022 hat die EU-Kommission einen Vorschlag zur Überarbeitung der Vorschrif- ten für geografische Angaben vorgelegt. Die neue Verordnung soll das System des EU- Herkunftsschutzes insgesamt vereinfachen und transparenter gestalten. Für die Absatzförderung der geschützten Produkte steht unsere hauseigene „Agentur für Lebensmittel Produkte aus Bayern“ (alp Bayern) in engem Austausch mit den Schutz- verbänden, wenn es beispielsweise um die Erstellung von Werbe- und Informationsma- terialien geht. Außerdem führen wir unter der Dachmarke „WeltGenussErbe Bayern“ re- gelmäßig öffentlichkeitswirksame Aktionen mit unseren Partnern des Einzelhandels durch, mit denen wir das Bewusstsein der Verbraucher für unsere bayerischen Speziali- täten weiter stärken. Wie wirken sich die derzeitigen Teuerungen bei Energie, Düngemittel etc. auf die bayeri- sche Landwirtschaft aus? Die großen Preisschwankungen für landwirt- schaftliche Erzeugnisse und Betriebsmittel hat die Landwirte vor sehr große Herausfor- derungen gestellt. Ich habe großen Respekt vor der Leistung unserer Landwirtinnen und Landwirte, die ihre Betriebe durch diese un- sicheren Zeiten manövrieren. In vielen Bereichen haben sich die Erzeuger- preise in den vergangenen Monaten wieder auf das ursprüngliche Vorkrisenniveau zu- rückbewegt. Glücklicherweise sind auch die Preise für die Betriebsmittel wie Dünger wie- der deutlich gesunken. Grundsätzlich kennen die Landwirte das wiederkehrende Auf und Ab der Preise auf den Agrarmärkten und können damit auch umgehen. Schwierig wird es immer dann, wenn solche Schwankungen über ein bisher bekanntes Maß hinausgehen. Und wenn Preisentwicklungen bei Erzeugnissen und Betriebsmitteln über einen längeren Zeit- raum auseinanderlaufen. In solch einer Situ- ation haben sich beispielsweise in den Jahren 2021/22 die Schweinehalter befunden. Aber auch hier hat sich die Situation im Laufe des Jahres deutlich verbessert. Wie kann man gegensteuern? Die Aufgabe der Agrarpolitik ist es, die Be- triebe mit diesen gewaltigen Herausforde- rungen nicht allein zu lassen. Die Direkt- zahlungen sind zum Beispiel ein gewisses Sicherheitsnetz für die landwirtschaftlichen Einkommen. Sie sind auch gerechtfertigt, denn die Landwirte leisten vieles, was sie nicht durch die Preise honoriert bekommen. Beispielsweise sichern sie unsere Ernährung, sie pflegen unsere einzigartige Kulturland- schaft und tragen zum Naturschutz bei. In Bayern arbeiten wir seit Jahrzehnten daran, die Rahmenbedingungen für die Betriebe so zu gestalten, dass sie sich möglichst wider- standsfähig gegen Marktkrisen aufstellen können. Ich nenne hier nur den Auf- und Ausbau weiterer Unternehmensstandbeine oder die Förderung des Aufbaus regionaler Wertschöpfungsketten. Wir stehen den Land- wirten zur Seite, in Krisen, aber auch in ruhi- gerem Fahrwasser. Welche aktuellen Pläne gibt es für Bio? Wie ist der Stand beim Bio-Siegel? Unser Ziel ist es weiterhin, den Anteil an Bio- Produkten deutlich zu erhöhen. Dafür brau- chen wir einerseits mehr Produktion, also mehr Biobauern und biologisch bewirtschaf- tete Flächen. Aber wir dürfen nicht einseitig auf die Produktion setzen, sondern wir müs- sen auch Nachfrage und Absatz verstärken. Hier bauen wir besonders auch auf unser er- folgreiches Bayerisches Bio-Siegel. Produkte → Bayerische Ernährungs- wirtschaft 2022 Facts Export von Bayern nach Österreich: 1,56 Milliarden Euro (+16% vs 2021) Import von Österreich nach Bayern: 2,45 Milliarden Euro (+21% vs 2021) Landwirtschafts ministerin Michaela Kaniber: „Landwirte leisten vieles, was sie nicht durch die Preise honoriert bekommen. Beispielsweise sichern sie unsere Ernährung, sie pflegen unsere einzigartige Kultur landschaft und tragen zum Naturschutz bei.“ 122 | REGAL 09-2023BAYERNBAYERNBAYERNBAYERNBAYERNBAYERN Bestellen Sie kostenlos die Plakate für Ihre Bayern-Aktion unter: www.alp-bayern.de/werbemittel Allgäuer Emmentaler g.U. ist eine von rund 50 bayerischen Spezialitäten mit EU-Herkunftsschutz. Die aktuelle Über- sicht mit neuem Bildmaterial, allen Produkt-Steckbriefen und Rezepten unter: www.weltgenusserbe.bayernBAYERN REPORT mit dem Zeichen gibt es mittlerweile flächen- deckend in Bayern, knapp 300 Zeichennutzer und über 2.200 Erzeugerbetriebe nehmen in- zwischen daran teil. Unsere alp Bayern un- terstützt das Bio-Siegel mit gezielter Absatz- förderung: Mit Werbekampagnen, Influen- cer-Kooperationen in den Sozialen Medien bis hin zu Messeauftritten. Und die Maßnahmen zeigen Erfolg. Einer ak- tuellen Studie zufolge kennen schon 42 Pro- zent der bayerischen Verbraucherinnen und Verbraucher das Bio-Siegel. Mit unseren Maß- nahmen setzen wir vor allem auf den starken emotionalen Bezug zur Region und damit zu regionalen Bio-Lebensmitteln: Denn jeder Kauf bayerischer Bio-Produkte unterstützt die heimische Bio-Landwirtschaft und schützt zudem die Umwelt vor der Haustür. Wir spre- chen dabei die Verbraucher direkt, aber auch die Gastronomie an. Unsere Initiative „30 für 30“ stellt in einem mehrjährigen Wettbewerb besonders positive Beispiele der bayerischen Biobranche vor. Auch damit wollen wir die Bindung der Verbraucher zur heimischen Ökoproduktion stärken und uns dem Ziel von 30 Prozent Ökolandbau näherbringen. Wie geht es mit dem Siegel „Geprüfte Qualität aus Bayern“ weiter? Das Qualitäts- und Herkunftssicherungs- programm „Geprüfte Qualität – Bayern“ (GQ) hat sich seit seiner Einführung vor über 20 Jahren hervorragend entwickelt. Als glaub- würdiges Siegel steht es für hohe Qualität in Kombination mit bayerischer Herkunft und hat sich am Markt bestens etabliert. Rund 14.000 zertifizierte landwirtschaftliche Be- triebe beliefern rund 470 Betriebe der Ernäh- rungswirtschaft mit über 25 Produktkatego- rien – von Rind- und Schweinefleisch, Obst, Gemüse bis hin zu Milch und Milchprodukte. Das Ganze basiert auf einem umfassenden und anerkannten Quali- tätssicherungssystem mit akkreditierter Zerti- fizierung. Aktuell sind die GQ- Bayern-Produkte in rund 2.900 Geschäften des Einzelhandels in Bayern in großer Breite in den Regalen verfüg- bar und gelabelt. Kurz gesagt: Produkte mit dem weiß-blauen Siegel sind im bayerischen Le- bensmittelhandel prak- tisch flächendeckend vertreten. Beim Verbraucher ist das Siegel bekannt und beliebt: Fast 80 Prozent kennen es und grei- fen bewusst nach den Produkten. Auch das GQ-Siegel unterstützt die alp mit vielfältigen Maßnahmen: bayernweit saisonale Werbe- kampagnen zum Beispiel, die mit passenden Rezepten begleitet werden. In Zusammenar- beit mit dem Bayerischen Bauernverband und auch mit dem eigenen Foodtruck „Hoamat auf d‘Hand“ informieren wir die Verbraucher vor Ort über GQ. Damit sieht man sehr gut, worauf es uns bei GQ ankommt: Hohe Qualität, ein transpa- rentes und verlässliches Kontrollsystem und die authentische Herkunft – Bayern eben! Welche Pläne gibt es heuer zur Absatzförde- rung in Österreich? Auch wenn die Hersteller noch ein wenig Zu- rückhaltung bei der Beteiligung an Exportak- tivitäten zeigen: Wir spüren insgesamt wieder einen Aufwärtstrend. Daher hat unsere alp auch in diesem Jahr verschiedene Aktivitäten in Österreich geplant. So haben sich im Juni beim REGAL-Branchentreff in Wien bereits verschiedene bayerische Hersteller dem österreichischen Fachpublikum präsentiert. Wir bereiten derzeit auch bayerische Ge- meinschaftsbeteiligungen im Herbst auf den Messen „Alles für den Gast“ in Salzburg und der „Gustav“ in Dornbirn vor. Natürlich un- terstützen wir auch weiterhin Bayern-Spe- cials und -Aktionen in Fachzeitschriften und Online-Formaten. In der Zukunft wollen wir auch Aktivitäten in Richtung Bio-Großhandel starten. Sie sehen: Wir unternehmen sehr viel, damit sich der Warenaustausch zwi- schen unseren Ländern weiterhin gut ent- wickeln kann. Danke für das Gespräch. „Unser Ziel ist es weiterhin, den Anteil an Bio- Produkten deutlich zu erhöhen.“ Landwirtschafts ministerin Michaela Kaniber: „Wir stehen den Landwirten zur Seite, in Krisen, aber auch in ruhigerem Fahrwasser.“ 124 | REGAL 09-2023BAYERN REPORT REGAL: Wie hat sich die Rewe Süd bisher im Jahr 2023 entwickelt? ELISABETH PROMBERGER: Der Umsatz der Rewe-Märkte in der Region Süd entwickelt sich weiter po- sitiv. Insgesamt haben wir 260 Filia- len und 290 Märkte, die von Kaufleu- ten betrieben werden. In diesem Jahr planen wir mit insgesamt acht Neuer- öffnungen, einer Verlagerung und vier Erweiterungen. Gestiegene Energiekosten und Infla- tion. Auch Deutschland kämpft mit Konsumrückgang. Wie macht sich das in den Märkten bemerkbar? Auch in Bayern, das eigentlich immer noch von einer sehr hohen Kaufkraft profitiert, spüren wir ein verändertes Einkaufsverhalten bei unseren Kun- den. Wir registrieren eine sehr hohe Preissensibilität und ein sehr bewusstes Einkaufen. Dieser Entwicklung müs- sen wir unsere Stra- tegie anpassen: Wir setzen verstärkt auf unsere Eigenmarken und visualisieren unsere Aktions- und Tiefpreisangebote am POS deutlicher für die Kunden. Was sind besonders spannende Pro- jekte im heurigen Jahr? Das größte Projekt war sicherlich die Abschaffung des Papier-Handzettels. Wir haben uns über Monate intensiv auf den „Switch“ vorbereitet, bei dem wir unter dem #UMDENKBAR auf eine digitale Angebotskommunikati- on setzen. Dieser mutige Schritt mar- kiert das Ende einer Handelstradition in Deutschland, ist für Rewe aber nur der konsequente nächste Schritt in- nerhalb der Nachhaltigkeitsstrategie. Wir haben diese Umstellung gut gemeistert. Wie wird das vermittelt? Mit einer groß angelegten Me- dia-Kampagne vermitteln wir den Kunden, dass es unsere wöchentlich 300 Angebote auch weiterhin geben wird, nämlich in der Rewe App, bei Whatsapp, dem Rewe Newslet- ter, auf der Webseite und na- türlich ganz stark am POS in den Märkten. Dort sind auch Mitar- beiter als Experten geschult worden, die Kunden direkt vor Ort helfen können. Sie haben bereits eine berufliche Historie mit der Rewe. Was schätzen Sie am meisten an dem Unterneh- men? Mich begeistert die Dynamik, mit der Rewe Themen vorantreibt. Nehmen wir zum Beispiel die Digitalisierung, Scan&Go bzw. SCO-Kassen oder Pick&Go: Rewe nimmt hier eine Vor- reiterrolle im europäischen Lebensmitteleinzelhandel ein. Wir gehen nicht nur mit der Zeit, wir ge- hen voran. Als ehemalige Profi-Sport- lerin finde ich es einfach toll, wie zu- packend und proaktiv wir unsere Strategien konzipieren und umset- zen. Rewe ist auch ein Unternehmen, das Gemeinschaft im Spirit des ge- nossenschaftlichen Gedankens lebt. Danke für das Interview. Elisabeth Promberger ist Vorsitzende der Geschäftsleitung der Rewe Region Süd und damit verantwortlich für 550 Märkte. Rewe Süd setzt auf Kaufleute → Heuer acht Neueröffnungen und vier Erweiterungen → Fokus auf Eigenmarken, Aktions- und Tiefpreisangebote INTERVIEW: VERENA SCHNEEWEIß → Region Rewe Süd 550 Märkte: 260 Filialen, 290 Märkte von Kaufleuten Elisabeth Promberger 126 | REGAL 09-2023Protein Umsatzplus EHRMANN GMBH OBERSCHÖNEGG IM ALLGÄU · A.-Ehrmann-Straße 2 · 87770 Oberschönegg · www.ehrmann.de · info@ehrmann.de PROFITIEREN SIE VOM WACHSTUMSTREIBER EHRMANN HIGH PROTEIN MOUSSE. JETZT LISTEN! ED IT I O N S L IM I T E DA lterskontrolle und beschrankter Eingangsbereich. Hier kommt nicht jeder herein. Schauplatz Karlstraße in München. Der 300 m 2 große Pick&Go in München ging im Dezember 2022 ans Netz. Davor wurden zwei Test- märkte in Köln und Berlin eröffnet. In München folgte dann der nächste Schritt: der erste und bisher einzige vollautono- me Rewe-Markt. Einkaufen komplett ohne Kasse. Wie das möglich ist? Mit viel technischem Know-how dahinter, Mit- arbeitern, die nicht müde werden Fragen zu beantworten und Kunden, die Neues ausprobieren möchten. 4.000 Artikel. Es darf beispielsweise nicht abschrecken, sich selbst gleich nach dem Eintreten auf einem großen Bild- Vier Pick&Go Märkte hat die Rewe bereits am Netz. In München steht der einzige vollautonome Pick&Go Markt. REGAL mit einem Lokalaugenschein. Der Markt ohne Kassen → 400 Kameras, Gewichtssensoren → Top Seller: Convenience, Getränke, Brot und Gebäck TEXT: VERENA SCHNEEWEIß 128 | REGAL 09-2023BAYERN REPORT schirm zu sehen. Wurde die Rewe- App bereits vorher heruntergela- den, wird ein QR-Code an den Scanner beim Eingang gehalten und die Welt zu den rund 4.000 Arti- keln öffnet sich. Alterskontrolle gibt es nur beim erstmaligen Besuch, das System ist smart, merkt sich vie- les. Nicht aber Gesichter. 400 Kameras und Sensoren. Erfasst wird jeder Nutzer als fortlaufende Nummer. Skelettmerkmale werden erfasst, aber nicht gespeichert. Jede Armbe- wegung beim Griff ins Regal wird als Aktion erkannt und bewertet. Ist man erst einmal im Markt, springt das Außergewöhnliche nicht unbedingt sofort ins Auge. Obst, Gemüse und zahlreiche Convenience- Artikel warten auf den Kunden. Spannend wird es an der Decke und in den Regalen. Denn dort ist mo- dernste Sensor- und Kameratechnologie verbaut. Etwa 400 Kameras. Und alle Regalböden sind mit Sensorplatten versehen, auf welche die Produkte generalstabsmäßig geschlichtet sind. Jedes Produkt hat seinen Platz. Sogar die Salatgurken reihen sich ordentlich aneinander. Zusätzli- ches Abwiegen ist bei den Obst- und Gemüseartikeln dennoch not- wendig. Die Top Seller auf der 300 m² großen Fläche sind Convenien- ce-Artikel, Getränke und Back- shop-Ware. Wird ein Artikel aus dem Regal genommen, wird dies von den ver- bauten Gewichtssensoren erfasst. Die Technik ist aber klug genug, dass Produkte retourniert werden können – auch an anderer Stelle im Markt. Am Ende des Einkaufs kön- nen Kunden den Markt verlassen, ohne aktiv zu Bezahlen. Ein Um- stand, der immer wieder für ein mulmiges Gefühl bei Kunden sorgt. Bis dann die digitale Rech- nung in der App aufscheint. Hier werden alle Artikel im Detail aufgezählt – und können bis zu 48 Stunden danach reklamiert werden, sollte etwas falsch er- fasst sein. Bei Beträgen unter 15 Euro gibt es meist sofort eine Gutschrift. Bezahlt wird via Paypal, Goo- gle Pay, Apple Pay oder Kreditkarte. Kunden. „Unsere Kunden haben sich seit der Er- öffnung fast verdoppelt“, berichtet der stellvertre- tende Marktleiter, Marius Weber, nicht ohne Stolz beim Marktrundgang mit REGAL. Täglich kommen zwischen 500 bis 700 Kunden. Viel Laufkundschaft, viele Bürokunden. Aber nicht nur sie. „Wir haben etwa eine ältere Dame mit Rollator, die zu unseren Stammkunden zählt.“ Sie schätze die Ruhe. Denn was wegfällt, sind jegliche Kassengeräusche. Der geringere Lautstärkepegel im Geschäft fällt sofort auf. „Es ist ohne Kasse ein wesentlich entspannteres Arbeiten und Einkaufen“, sagt Weber. Er selbst hat sich an die vielen Ka- meras gewöhnt. Zu seinen Aufgaben zählt, neben der Warenbestellung und Regal-Bestückung, die laufende Bera- tung der Neuankömmlinge. „Viele Sät- ze muss ich mehrmals täglich sagen.“ Und das macht er mit einer erstaunli- chen Ruhe und Geduld. Eine Mindest- dauer pro Einkauf gibt es nicht. „Es gab auch schon Aufenthalte, die nur einige Sekunden gedauert haben.“ Ein schneller Griff zum Zigarettenautoma- ten oder in die Kühltheke und schon taucht man wieder ins Münchner Großstadtflair ein. Anonym ja, unsicher nein. Langen Fingern lässt der hochtechnisierte Markt wenig Spielraum. Es ist ein Sys- tem, das laut Weber diebstahlsicher ist. „Es kann eigentlich nicht umgangen werden. Wir haben vorab zahlreiche Tests durchgeführt. Es ist quasi nicht möglich, Artikel rauszuschmuggeln. Sie werden vom System erfasst.“ Um- satzzahlen werden nicht bekannt ge- geben. Wobei der Standort auch nicht unbedingt als Cash Cow angelegt ist. Vielmehr gehe es um einen Test, wie von Insidern zu hören ist.Next >