< Previous„Sonnenstrom, E-Mo- bilität, rPET & Co. Die Nachhaltigkeitsoffen- siven sind weitrei- chend und mittler- weile in unzähligen Branchen zu sehen. Egal ob geleitet von EU-Klimazielen, Eigeninitiative, Händ- ler- oder Konsumen- tendruck - das Enga- gement und der finanzielle Einsatz sind beachtlich.“ Nachhaltigkeit MAG. VERENA SCHNEEWEISS, Redaktion REGAL REGAL SCHWERPUNKT Mag. Martina Hörmer ist Beraterin für grüne Markenbildung. REGAL spricht mit ihr über Ganzheitlichkeit, Bio und Pfand Grüne Marken 90 | REGAL 11-2021REGAL: Frau Mag. Hörmer, Sie waren lange mit dem Rewe-Konzern verbunden. Seit kurzem sind Sie Beraterin für grüne Mar- kenbildung. Wie geht es Ihnen damit? MAG. MARTINA HÖRMER : Mit dem Austritt bei Rewe begann ein neuer Abschnitt. Ich habe die Dinge an mich heran kommen las- sen und war erfreut, dass sich sehr viele an mich gewandt und um meine Expertise gebe- ten haben. Das hat mich dazu veranlasst, mich selbstständig zu machen. Ich habe über den Sommer an einigen Projekten mitge- wirkt. Etwa für das Land Tirol zum Thema re- gionale Wertschöpfungsketten und ihre künftige Ausrichtung. Ein weiteres Projekt, im Kontext von Raiffeisen, drehte sich um das Thema Biolandwirtschaft. Für Claro habe ich mich um Fragen des Marketings und der generellen Ausrichtung gekümmert. Mehr Nachhaltigkeit kann oft auch durch Weglassen (z.B. Verpackung) entstehen Umweltauswirkungen sollten in Preis einbezogen werden Worauf kommt es bei grüner Marken- bildung an? Das Besondere ist, dass grüne Markenbil- dung immer einen umfassenden Ansatz wählt. Es muss die ganze Entstehungsge- schichte aus der Perspektive Nachhaltigkeit betrachtet werden – von der Rohstoffgewin- nung, über Ressourcenverwendung bis hin zu Marketing und Entsorgung. Es gilt, das Ganze im Blick zu haben und dafür Verant- wortung zu übernehmen. Außerdem ist Transparenz wesentlich. Diese fordern Kun- den immer mehr ein – gerade bei einer grü- nen Marke. Sind nachhaltige Marken in der breiten Bevölkerung angekommen? Es sind sicherlich mehr Kunden geworden. Alleine Bio-Lebensmittel verzeichnen zwei- stellige Wachstumsraten. Es ist in größere Gesellschaftsschichten vorgedrungen. Coro- na hat dieser Entwicklung einen zusätzlichen Aufschwung gegeben. Der Blick in den Han- del zeigt, dass viel passiert bei Marken und Retailern. Von umfassenden Nachhaltigkeits- Maßnahmen bei Bipa oder dm bis hin zu nachhaltigeren Verpackungen von Kosmetik- Riesen. Die Werte „Verantwortung“ und „Nachhaltigkeit“ wurden inzwischen zu Grundwerten – auch in der Unternehmens- führung. Natürlich muss man sagen, dass sich verschiedene Unternehmen auf unter- schiedlichen Sprossen der Nachhaltigkeits- Leiter befinden. INTERVIEW: VERENA SCHNEEWEIß müssen nicht teurer sein NACHHALTIGKEIT 11-2021 REGAL | 91NACHHALTIGKEIT Muss eine grüne Marke teurer als eine kon- ventionelle Marke sein? Nicht unbedingt, weil mehr Nachhaltigkeit oft auch durch Einsparung entstehen kann – etwa durch das Weglassen unnötiger Verpa- ckungen. So wird es nachhaltiger und billi- ger. Auch bei Versandverpackungen. Hier würde Reduktion an Material mehr Nachhal- tigkeit bringen und kein Kostentreiber sein. Meine Vision: Würde man für jedes Produkt die Umweltauswirkungen mitberechnen und einpreisen, müsste ein nachhaltiges Produkt günstiger werden, weil Kostenwahrheit herr- schen würde. Somit würde Nachhaltigkeit à la longue zum Kostensenker werden. Biologische Lebensmittel sind aktuell ja noch teurer. Die biologische Landwirtschaft ist die klima- und umweltschonendste Form der Landwirt- schaft. Die Kehrseite ist, dass sie weniger Er- träge und damit auch höhere Kosten verur- sacht. Hier sind wir wieder bei meiner Vision: Auch bei konventionellen Lebensmitteln müsste der Preis für die Umweltbelastungen mitberücksichtigt werden. Braucht eine grüne Marke zwangsweise ein Bio-Siegel? Bei Lebensmitteln ist das Bio-Siegel der größ- te Ausweis für Nachhaltigkeit. Das kann aber noch durch zusätzliche Kriterien wie ökolo- gische oder soziale Richtlinien getoppt wer- den. Und regionale Lebensmittel? Natürlich hat auch regionale Landwirtschaft Nachhaltigkeitsaspekte, Stichwort kurze Transportwege und lokale Wertschöp- fung. Sie steht allerdings auf einer an- deren Sprosse auf der Nachhaltig- keitsleiter. Kann jedes Produkt eine grüne Marke werden? Es ist die Verantwortung der Mar- kenführer, wie nachhaltig sie wer- den wollen. Wichtig wäre beispiels- weise, Stoffkreisläufe zu schließen. Das sind Schritte, die nicht von heute auf morgen gegangen werden können. Aber ich denke, jedes Produkt kann in seiner Entstehung nachhaltiger und umweltver- träglicher gestaltet werden. Die Frage von Energie, Rohstoffen und Landwirtschaft be- trifft einen Pullover genauso wie ein Lebens- mittel. Der Bio-Anteil bei Lebensmitteln liegt durch- schnittlich bei über zehn Prozent und der Flächenanteil bei rund einem Viertel. Was sollten Ihrer Meinung nach die Ziele sein? Bereits 25 Prozent der Betriebe und 26 Pro- zent der Fläche in Österreich sind Bio. Aber es gibt nach wie vor Potenzial nach oben. Ein Drittel Marktanteil wäre möglich. In einigen Gruppen ist dieser Wert schon erreicht. In der Landwirtschaft denke ich, braucht es ein duales Modell, bei dem der Bio-Anteil weiter ausgebaut und konventionelle Landwirt- schaft weiter verbessert wird. Verbesserungs- potenzial gibt es in jedem Bereich – von der Tierhaltung bis zum Ackerbau. Ein Beispiel ist Winteranbau von Gemüse, den man weiter forcieren kann. City Farm in Wien ist hier Vorreiter. Der Weg zum Pfand in Österreich ist geebnet. Was halten Sie von Ein- und Mehrwegpfand? In Österreich fallen etwa 900.000 Tonnen an Plastikmüll jährlich an. Ein großer Teil davon wird gesammelt, verwertet, ein Teil davon landet aber auch in der Umwelt. Vieles wird nach wie vor energetisch verwertet statt recycelt. Das Pfandsystem ist eine Möglichkeit, die Kunden aufzufordern, Plastikverpackungen dem Kreislauf zuzuführen. Wir sollten in Stoff- kreisläufen denken und Wertstoffe nach dem Einmalgebrauch nicht wegwerfen, sondern der Wiederverwertung zuführen. Das ist ein Gebot der Stunde, das wir lernen müssen. Vielen Dank für das Gespräch! Mag. Martina Hörmer 92 | REGAL 11-2021Leere Shampoo- oder Waschmittel aschen können Kunden bei dm zurückgeben. Denn diese sind kein Müll, sondern ein wichtiger Wertsto und sollen, dank fachgerechtem Recycling, in einem zweiten Leben als Flaschen in die dm Filialen zurückkehren. PILOTPROJEKT VERPACKUNGSRÜCKNAHME Seit Mitte August gibt es in allen dm Filialen Aufsteller oder eine Schütte im Sammelmöbel im Eingangsbereich für die Rückgabe der leeren Plastik- verpackungen. Gesammelt werden weiße und trübe Plastik aschen von Kosmetik- und Reinigungsprodukten (keine PET-Getränke aschen). Um beim Transport keine zusätzlichen Wege zu verursachen, nimmt die Spe- dition Quehenberger das gesammelte Material am Rückweg von der Filial- belieferung ins dm Verteilzentrum in Enns mit. Im Anschluss an eine Vor- sortierung durch die ARA+ kann das sortenreine Plastik beim Recycler in Deutschland in hochwertiges Rezyklat und in einem nächsten Schritt in neue Flaschen verwandelt werden. „So kön- nen wir sicherstellen, dass aus unse- ren Flaschen auch wieder Flaschen werden“, betont Harald Bauer, der dabei auf rege Beteiligung der Kun- dinnen und Kunden in Österreich und weiteren Ländern zählt. Weitere Informationen unter: dm.at/recycling Pro Jahr fallen in Österreich unglaubliche eine Million Tonnen an Kunststo abfällen an, ein Drittel davon sind Kunststo ver- packungen. Nur 25 Prozent werden aktuell wiederverwertet! Denn was ordnungsge- mäß in der gelben Tonne oder im gelben Sack landet, endet nach wie vor viel zu oft in der Verbrennung – mit allen nega- tiven Folgen für unser Klima, wenn erdölbasierte Sto e in Form von CO² in unserer Atmosphäre „entsorgt“ werden. Ein weiterer negativer Ef- fekt dieser Praxis: Hochwertiges Verpackungsmaterial wird nicht im Kreislauf gehalten. So wird für Verpackungen immer wieder frisches Plastik aus fossilen Roh- sto en benötigt. „Wir würden den Anteil an Recyclingmaterial in unseren Verpackungen gerne deutlich erhöhen, doch es gibt zu wenig Alt-Kunststo “, be- richtet dm Geschäftsführer Harald Bauer. Daher will dm die in Umlauf gebrach- ten Produktverpackungen selbst wieder einsammeln und dem Recycling zuführen. So wird ein wichtiger Impuls für ein fähiges Kreislaufwirtschafts- system in Europa gesetzt und si- chergestellt, dass aus Flaschen wieder Flaschen werden. Gemeinsam ein Zeichen gegen Wertstoffver- schwendung setzen: Das ist ab sofort bei dm möglich. (© dm / Neumayr) WERBIUNG dm SETZT ZEICHEN GEGEN WERTSTOFF VERSCHWENDUNGNACHHALTIGKEIT Nachhaltige Verpackungen dm drogerie: Ja zum Einweg-Pfand DI DI Dr. Victoria Krauter ist Professo- rin an der FH Campus Wien. Sie leitet das Kompetenzzentrum für Sustaina- ble and Future Oriented Packaging Solutions – und beschäftigt sich damit täglich mit nachhaltigen Verpackun- gen. Im Rahmen des EU-geförderten Netzwerkprojekts „Circul-a-bility“ wirft Krauter dabei derzeit einen ganz genauen Blick auf Cerealien und Sü- ßigkeiten. Das Credo: Verpackungen für zirkuläre und Nachhaltige Le- bensmittelversorgungsketten der Zu- kunft neu denken. Downcycling. „Im weltweiten Ver- gleich sind wir gut, aber wir können noch besser werden“, ist Krauter über- zeugt. Vieles habe sich schon getan. Etwa weniger Materialmix und Weg- lassen, zum Beispiel von Dispenser- Aufsätzen in der Kosmetik-Branche. Doch gerade bei Sammlung und Sor- tierung sieht Krauter noch Potenziale. „Die Materialien müssen sicher sein. Es lässt sich derzeit nicht alles so re- zyklieren, dass es in den Lebensmit- telkontakt passt. Gerade im PE oder PP-Bereich sind wir noch nicht so weit.“ Die Konsequenz ist in manchen Fällen ein Downcycling. „Recycling auf gleicher Ebene ist die große Her- ausforderung in der Forschung.“ Chemisches Recycling. In ihrem täglichen Arbeiten wirft Krauter einen holistischen Blick auf die Verpackung. Denn: Verpackung sei kein Selbst- zweck. Gerade der Produktschutz ist in der Forschung noch immer ein gro- ßes Thema. Die drei weiteren wichti- gen Funktionen lauten Aufbewah- rung, Kommunikation und Conve- nience. „Diese vier Faktoren müssen erfüllt sein, um effektiv zu sein.“ Und das ist wiederum die Voraussetzung, um sich in einem weiteren Schritt um Nachhaltigkeit zu kümmern. Das reicht von weniger Material- bis hin zu einem geringeren Energie-Auf- wand. Beim Thema Verwertung sieht die Professorin noch ungenutzte Po- tenziale. „Chemisches Recycling wäre als Alternative interessant. Hier sind wir weltweit am Anfang, zumindest für eine industriell große Anwen- dung.“ In Sachen Kommunikation würde sich Krauter noch mehr Trans- parenz wünschen. „Es wird viel getan, aber die ehrliche Information hin zum Konsumenten fehlt: Warum habe ich dieses und jenes Material ge- wählt etc.“ DI DI Dr. Victoria KRAUTER Künftig wird jede dritte dm Filiale über eine Nachfüllstation verfügen, denn bis Jahresende heißt es in ins- gesamt 126 Standorten „Nachfüllen statt wegwerfen“. Dm setzt die Refill- Stationen für Bio-Geschirr- und Bio- Waschmittel in Kooperation mit Pla- net Pure als Industriepartner um. Die Soft- und Hardware liefert Umdasch. „Aktuell kommen mehr als drei Vier- tel der Endverbrau- cher wieder, um die Flaschen aufzufüllen“, sagt Christian Frei- schlager, Ressortleiter Marketing und Ein- kauf bei dm. Durch die Wiederverwen- dung der Leergebinde werden pro Nachfüll- Vorgang bis zu 70 Pro- zent Plastikmüll ein- gespart. Doch nicht nur Mehrweg-Syste- me werden vom Dro- gerie-Riesen aus Salz- burg unterstützt. „dm spricht sich für die Einführung eines Einweg-Pfandsys- tems aus. Wie und in welcher Form dies das Unternehmen und die Pro- zesse in den Filialen betreffen wird, steht derzeit noch nicht fest“, sagt dm Geschäftsführer Dipl.-Betriebs- wirt Harald Bauer gegenüber REGAL. Verpackungsrückholung. Rück- nahme-Erfahrung sammelt dm be- reits seit August. Denn seit diesem Zeitpunkt können Kunden Plastik- verpackungen von Kosmetik- und Reinigungsprodukten in die Filialen zurückbringen. Der weitere Weg: Quehenberger nimmt das Material am Rückweg von der Filialbelieferung ins dm Verteilzentrum Enns mit. ARA+ erledigt die Vorsortierung, das sortenreine Plastik wird beim Recyc- ler in Deutschland in hochwertiges Rezyklat und später in neue Flaschen verwandelt. „Wir wollen den Anteil an Recyclingmaterial in den Verpackun- gen unserer dm Marken deutlich er- höhen, doch es gibt zu wenig Alt- Kunststoff“, so Bauer. Bis 2025 sollen 90 Prozent der Non Food-Kunststoff- Produktverpackungen zu mindestens 30 Prozent aus Recyclingmaterial be- stehen. Eigenmarke in rPET verpackt. Aufhören ließ dm zuletzt mit seiner ersten Getränke-Eigenmarke „Ivor- ell“. Die Mineralwässer werden in der deutschen Nationalpark-Region Hunsrück-Hochwald abgefüllt. Die Flasche besteht aus 100 Prozent rPET. 94 | REGAL 11-2021Fair handeln und fair kaufen. Bellawa FAIRTRADE Cotton Watteprodukte: starkes Sortiment – nachhaltiges Engagement. Bellawa Watteprodukte bieten beste Qualität. Chlorfrei gebleicht, fusselfrei und besonders weich, sind sie ideal für P ege und Kosmetik. Rauscher_AZ_FairTrade_210x297_181219.indd 119.12.18 11:40NACHHALTIGKEIT „ W ir erwarten in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine echte Bio- Kunststoff-Revolution“, erklärt das Naturabiomat-Geschäftsführer-Trio Lisa Gerecht, Gerhard und Christian Margreiter im REGAL-Gespräch uni- sono. Die Nachfrage nach nachhal- tigen, biologisch abbaubaren und kompostierbaren Lösungen wird suk- zessive mehr. Die Suche nach schlag- kräftigen Produkten, die kein Mikro- plastik hinterlassen und den ökologi- schen Fußabdruck der Verpackungen minimieren, wird bei den produzie- renden Unternehmen deutlich an Be- deutung gewinnen. Rahmenbedingungen, die für den weiteren Aufschwung von Bio-Kunst- stoff sprechen. Denn: Bei der Leis- tungsfähigkeit sind die Plastik-Äqui- valente „mittlerweile dort, wo wir hingehören“, so Gerhard Margreiter. Die Technik ist ausgereift. Und auch die praktischen Umsetzungen und Einsätze im Feld werden Schritt für Schritt mehr. „Wir können mittler- weile alle Anforderungsprofile erfül- len“, so der Geschäftsführer selbstbe- wusst. So wurde beispielsweise längst auch das Problem der Diffusionssi- cherheit gelöst. „Das ist eine Frage, die vor allem im Non-Food-Bereich eine Rolle spielt.“ Naturabiomat arbeitet nach Kun- den-Anfragen und testet die Folien an den jeweils firmenspezifischen Anla- gen. „Derzeit sind es Top-Unterneh- men mit Top-Produkten, die für einen Umstieg auf Bio-Kunststoffe emp- fänglicher sind. Der Druck der immer umweltbewussteren Kunden wird aber immer mehr zunehmen“, so Christian Margreiter. Dabei hat sich der Tiroler Familienbetrieb europa- weit eine Vorreiterrolle erarbeitet. Ob Fleisch & Wurst, Obst & Gemü- se oder Brot & Backwaren, Naturabio- mat hat sich mittlerweile bei allen Warengruppen Lösungskompetenzen angeeignet und ein entsprechendes Portfolio entwickelt. Was derzeit noch fehlt, sind „Anfragen aus dem vega- nen, vegetarischen Segment, dabei würde hier eine nachhaltige Verpa- ckung zur Produktidee gut dazu pas- sen“, so Gerecht. Aktuell stehen nun Optimierung und Ressourcenschonung ganz oben auf der Agenda. „Wir sind mit der glei- chen Foliendicke schon jetzt stärker und kompakter als vergleichbare HDPE-Produkte“, so Gerhard Margrei- ter. Und auch in Fragen der funktio- nellen Barrieren erwartet sich das Trio noch weitere Technologie-Sprünge. Was bleibt ist die Kostenfrage: „Da habe ich die Vision, dass sich die Sche- re zwischen Bio-Kunststoff und Plastik mehr und mehr schließt. Zuletzt gab es im konventionellen Plastik-Bereich bereits eine spürbare Verteuerung.“ Der Rückenwind für Bio-Kunststof- fe bläst vermehrt aber auch Trittbrett- fahrer in das Erfolgs-Fahrtwasser. „Es stimmt, wir sehen viele Folien, die nicht entsprechend zertifiziert und auch nicht mikroplastikfrei sind und dennoch mit diesen Argumenten wer- ben. Diesem Treiben muss rasch ein Riegel vorgeschoben werden. Es kann nicht sein, dass gegen die österreichi- sche Gesetzgebung, welche 50 Prozent Plus vorschreibt, gearbeitet wird und O&G-Beutel zum Teil mit einem Anteil von lediglich 23 Prozent nachwach- sender Rohstoffe in den Verkehr ge- bracht werden. Dabei konnten wir große österreichische Handels-Player bereits auf einen Anteil von 60 Prozent Plus umstellen.“ Der Gruppen-Umsatz der Tiroler Unternehmung wird bereits 2021 auf ein neues Rekord-Niveau klettern. „Wir werden rund 45 Millionen Euro erwirtschaften.“ Naturabiomat Bio-Kunststoff- Revolution ante portas Technik ist ausgereift, nachhaltige Lösungen werden gesucht Umsatz wird 2021 bei 45 Millionen Euro liegen VON HERBERT SCHNEEWEIß (v.l.) GF Gerhard und Gabriela Margreiter, GF Lisa Gerecht und GF Christian Margreiter 96 | REGAL 11-2021maggi.atREGAL: Herr Schlenz, warum be- schäftigt sich Henkel überhaupt mit Recyclingprozessen? Reicht es nicht mehr, möglichst viele Produkte zu verkaufen? ERICH SCHLENZ: Wir verfolgen eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrate- gie. Im Verpackungsbereich führt das unter anderem dazu, dass wir bis 2025 zu 100 Prozent wiederverwend- bare oder recyclingfähige Verpa- ckungen einsetzen werden. Aber das werden Sie ja mit neuem Design und neuen Verpackungskon- zepten hinbekommen. Richtig. Wir haben dafür schon vor Längerem ein eigenes EasyD4R(Easy Design for Recycling)-Tool entwi- ckelt. Das unterstützt bei der Pro- dukt- und Verpackungsentwicklung. Übrigens nicht nur uns. Das Tool steht allen Interessierten kostenlos zur Verfügung und wird über unsere Website zum Download angeboten. Aber wir verfolgen noch ein weiteres, wichtiges Ziel. Und das wäre? Wir wollen bis 2025 den Einsatz von Kunststoffen auf Erdölbasis, also den Einsatz von neuem Plastik, um 50 Prozent reduzieren. Das heißt für uns, dass unter anderem der Einsatz von Recycling-Kunststoff enorm stei- gen wird. Das ist eine große Heraus- forderung. Warum? Bei PET ist das doch – siehe Getränkeindustrie – kein Problem. PET-Recyclingmaterial aus der Haus- haltskunststoffsammlung für unsere Flaschen einzusetzen, ist auch für uns im Non Food-Bereich kein Prob- lem. Sämtliche Flaschenkörper der Marken Silan, Pril und Clin, die in Österreich erhältlich sind, enthalten 100 Prozent Recycling-PET, bei Fewa und Silan 3 Liter sind es 50 Prozent rPET. Aber für Persil beispielsweise verwenden wir nicht PET, sondern Flaschen aus HDPE, das ist Polyethy- len. Und dafür einen Materialstrom aus der Gelben Tonne oder dem Gel- ben Sack zu kreieren, ist neu. Eine moderne Kreislaufwirtschaft vermei- det ja durch die Erzeugung und Ein- sparung von Energie wesentlich mehr Treibhausgase, als sie erzeugt. Wir haben im Rahmen eines österrei- chischen Leuchtturm-Projekts, unter der Ägide des Fachverbands der Che- mischen Industrie Österreichs (FCIO) bewiesen, dass das möglich ist und was möglich ist. Nämlich? Gemeinsam mit den heimischen Un- ternehmen Reclay, Hackl, Kruschitz und Alpla konnten wir ein Recycling- material in Granulatform schaffen und spezifizieren. Das ermöglicht es uns, für eine Persil-Flasche aus HDPE zukünftig mehr als 50 Prozent Alt- kunststoff einzusetzen. Allein auf die Wiener Produktion und nur auf Persil bezogen, könnten wir damit fast 1.500 Tonnen CO2 im Jahr einsparen. Hen- kel möchte nicht nur bei seinen Mar- ken, sondern auch bei nachhaltigen Verpackungslösungen innovativ sein. Danke für das Gespräch. REGAL im Gespräch mit Erich Schlenz, Leiter Verpackungstechnik Henkel Österreich: Recyclingoffensive Verpackungen bis 2025 100 Prozent recyclingfähig oder wiederverwendbar INTERVIEW: ROBERT FALKINGER 98 | REGAL 11-2021Gegen die Verschwendung von Lebensmittel! 521.000 Tonnen an genießbaren Lebensmitteln landen in Österreich jährlich im Müll. Ein beträcht- licher Teil davon wird von Restaurants, Super- märkten und Convenience-Shops verursacht, wie eine Studie des WWF und des Instituts für Abfallwirtschaft der BOKU-Wien ergab. Müllver- meidendes und ressourcenschonendes Wirt- schaften ist das Gebot der Stunde. Wir haben für unsere Kunden Möglichkeiten recherchiert, Le- bensmittelmüll zu vermeiden oder Lebensmittel sinnvoll zu verwerten. Lekkerland Tipps für Shop-Betreiber ADVERTORIAL EMMANUEL FINK, Geschäftsführer von Lekkerland Österreich © MARC-ANTONIO MANUGUERRA, LEKKERLAND Gute Planung vermeidet Lebensmittelmüll Bei Lekkerland Österreich hat die Vermei- dung von Abfall aus noch genießbaren Le- bensmitteln höchste Priorität. Gerade Betrei- ber von Tankstellen- oder Convenience-Shops haben viele Kriterien zu berücksichtigen, die eine täglich neue Bedarfsplanung notwendig machen. In den meisten Fällen helfen ver- gleichbare Wochentage nicht bei der Mengen- planung, da äußere Einflüsse wie das Wetter, Veranstaltungen im Einzugsgebiet, Tages- benzinpreise, Urlaubszeiten und vieles mehr für die Frequenz entscheidend sein können. Die Sensibilität und die Erfahrung der Mitar- beiter spielen dabei eine große Rolle. Denn nur wenn Mitarbeiter wissen, dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen werden und damit die Umwelt und die gesamte Klimaent- wicklung extrem belastet werden, können sie ein Bewusstsein für diese Problematik entwi- ckeln. Durch punktgenaue Mitarbeiterschu- lungen in diesem Bereich kann jedoch gezielt gegengesteuert werden, wenn einmal abseh- bar ist, dass Restmengen übrigbleiben wer- den. Doch dann ist rasches Handeln gefragt. Instrumentarien wie 1+1-Mengenabgaben, Abend- bzw. Restmengenrabatte oder das einfache Umpacken von Single-Mengen in Familien-Großpackungen sind probate Mit- tel, Lebensmittel für die Konsumenten zu retten. Die Idee, Obst- oder Gemüsereste für trendige Smoothies am nächsten Tag zu nut- zen, kann sich als wirksames Werkzeug her- ausstellen, die Umsatzziele zu erreichen, auch wenn damit das frische Lebensmittel in einer anderen Form angeboten wird. Wer immer auf die optimale und jeweilige Uhrzeit abgestimmte Belegung der Vitrinen achtet, setzt bereits präventiv einen wesentli- chen Akzent bei der Vermeidung von Lebens- mittelmüll. Spenden oder innovative Konzepte: immer besser als Lebensmittelmüll Es gibt auch viele Initiativen, die gerne Le- bensmittelspenden entgegennehmen. Diese werden dann in Sozialmärkten günstig ange- boten oder dienen als Zutaten für Speisen, die von den Sozialorganisationen für bedürftige Menschen zubereitet werden. Für Unterneh- mer gibt es auch die Möglichkeit, sich an inno- vativen Foodsharing-Initiativen zu beteiligen. All diese Modelle machen aus den übrig gebliebenen Lebensmitteln keine Umsätze mehr – jedoch sparen sich Shops durch Le- bensmittelspenden meist zusätzliche Kosten für den Transport und die Entsorgung. Lekkerland unterstützt Shop-Betreiber Wir unterstützen Betreiber von Tankstellen- und Convenience-Shops bei der bedarfsge- rechten Einkaufsplanung von Lebensmitteln und frisch zubereiteten Snacks. Damit leisten wir einen Beitrag dafür, Lebensmittelmüll bestmöglich zu vermeiden, um damit sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Ressour- cen zu schonen. Das sind die wirkungs- vollsten Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelmüll für Sie zusammengefasst: ● Optimale Bedarfs planung ● Schulung der Mitarbeiter ● Einsatz von Mengenabgaben ● Restmengen rabatte ● Verarbeitung als Zutaten ● Optimale Bele gung der Vitrinen Kontaktieren Sie uns, wir beraten Sie gerne! www.lekkerland.at 11-2021 REGAL | 99Next >