< PreviousREGAL: Wie war das Jahr 2022 für die öster- reichische Lebensmittelindustrie? Koßdorff: Der Umsatz war top, die Menge eher ein Flop. 2022 stieg der Umsatz der öster- reichischen Lebensmittelindustrie um 21,4 Prozent auf 11 Milliarden Euro. Grund waren Preiseffekte. Die Menge blieb einstellig und wurde großteils vom Export getragen. Das ist kein nachhaltiges Wachstum. Was waren die Erfolge? Die Versorgung mit Lebensmitteln war von der Branche in allen Krisen – von Corona bis Ukraine-Krieg – stets sichergestellt. Der Export stieg wertmäßig um 15,5 Prozent und mengenmäßig um 4,9 Prozent. Österreichi- sche Lebensmittelprodukte konnten sich im internationalen Kontext weiter behaupten. Die Teuerungswelle rollt weiter? Ja, 80 Prozent der Kosten bei der Herstellung von Lebensmitteln entfallen auf Rohwaren, REGAL im Gespräch mit Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie Verpackung, Logistik, Energie. Für die- se Bereiche sind die Preise in den letzten Monaten zeitgleich explodiert. Jetzt steigen die Personalkosten aufgrund der hohen KV-Abschlüsse. Es ist für die Branche daher betriebswirtschaftlich alternativlos, dass die Einkaufspreise der Geschäftspartner die Kos- ten bestmöglich abdecken. Wie ist der aktuelle Stand bei Werbeverboten und Nährwertprofilen? Werbeverbote sind ein Teil der großen Regu- lierungswelle der EU. Zahlreiche Regelungs- vorhaben kommen mit Jahresende auf uns zu, u.a. neue Nährwertprofile, die für Werbever- bote verwendet werden können. Übergewicht bei Kindern lässt sich durch Werbeverbote nicht beheben. Im Zentrum der Bemühungen muss der Ausbau der Ernährungsbildung für einen aktiven Lebensstil vornehmlich in den Schulen stehen. Neu sind auch Nachhaltig- keitskennzeichnungen, sogenannte „Green Preise, Kosten, Regulierungswut INTERVIEW: ROBERT FALKINGER 2022 stieg der Umsatz der österreichischen Lebensmittel- industrie zweistellig auf elf Milliarden Euro. Grund waren Preiseffekte. Der Export stieg wertmäßig um 15,5 Prozent, mengenmäßig nur um 4,9 Pro- zent. Eine riesige EU-Regulie- rungswelle belastet die Branche massiv. Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachver- bands der Lebensmittelindust- rie, appelliert an die Politik: „Umdenken statt Draufpacken.“ INDUSTRIE GESPRÄCH 110REGAL04-2023Claims“. Es wird auch ein eigenes Gesetz geben, das regelt, wann ein Lebensmittel oder „Food System“ nachhaltig ist. Der Stachel ist aber das europäische Lieferkettengesetz, das unsere Branche massiv belasten wird. Unter- nehmen haften über die gesamte Lieferkette für Verstöße gegen z.B. die Menschenrechte und gegen die Umwelt. Ziel war es, die Bauern in Drittländern zu schützen. Gut gedacht, aber schlecht gemacht. Damit hat man der Branche regelrecht einen Bärendienst er- wiesen. Hier müssten dem Gesetz noch viele Zähne gezogen werden. Was ist das Problem dabei? Die Folge wird sein, dass sich die Lieferketten auf wenige, große Lieferanten in Drittlän- dern verdichten werden. Es wird ein gigantisches Audit-Geschäft geben, weil jeder in der Kette sich absi- chern will. Die kleineren Bauern, die man ursprünglich schützen wollte, werden leer ausgehen. Letztlich wird dadurch nichts billiger. Wie sieht man die Inflations- entwicklung? Die Inflationsrate für das Jahr 2022 lag laut Statistik Austria bei 8,6 Prozent. 2021 waren es 2,8 Prozent. Mit 11 Prozent gab es im Oktober einen Spitzen- wert. Jetzt sind wir wieder unter 10 Prozent. Das Tempo bei der In- flation verlangsamt sich zwar, wir hoffen, dass diese einstellig bleiben wird. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke lagen lange unter dem allgemeinen Verbraucherpreisindex. Das hat sich zuletzt durch den für die Le- bensmittelproduktion typischen Nach- zieheffekt gedreht. Lebensmittel kommen allerdings als Preistreiber nach Haushalts- energie/Wohnen und Spritpreisen erst an dritter Stelle. Ein Problem: Die Steigerungen werden in Prozent und nicht die nominelle © WIKLKE „ Versorgungs sicherheit muss das oberste Ziel sein. “ MAG. KATHARINA KOSSDORFF, GF des Fachverbands der Lebensmittel- industrie INDUSTRIE GESPRÄCH 111REGAL04-2023Höhe angegeben. Dadurch entsteht medial das Gefühl, dass sich Lebensmittel extrem verteuert hätten und sich das niemand mehr leisten könne. Im Vergleich zum EU-Schnitt sind unsere Lebensmittelpreise aber weniger stark gestiegen, weil wir hohe Aktionsantei- le im Lebensmitteleinzelhandel haben, die statistisch nie beachtet wurden. Die Aktions- preise werden erst seit 2022 in der Inflations- berechnung berücksichtigt. Die Verhandlungen mit dem Handel werden härter und härter? Die Gespräche sind derzeit besonders heraus- fordernd. Die Eigenmarken sind gegenüber den Markenartikeln im Preis stär- ker gestiegen wie Untersuchungen bei AK, VKI und GfK zeigen. An der starken Oligopol-Marktsituation des Handels hat sich nichts geändert. Sehen Sie eine Kaufzurückhaltung? Es gibt im Supermarkt wegen der Teue- rung Verschiebungen in Richtung Preisein- stiegssegmente. Der wertmäßige Anteil der Aktionseinkäufe ist laut RollAMA im Jahr 2022 von 28 auf 29,2 Prozent gestiegen. Der Handelsmarken-Anteil kletterte laut RollAMA auf über 60 Prozent. Aber mit Blick auf Gastro- nomie, Tourismus, Telekommunikation etc. sehe ich keine generelle Kaufzurückhaltung. Eigenmarken und Billigdruck im LEH ist da. Wie geht man damit um? Rabatte, Aktionen etc. werden teilweise oder zur Gänze von Lieferanten bezahlt. Das ist vielen Konsumenten und Konsumentinnen nicht bewusst. Es ist uns wichtig, den Konsu- menten darüber aufzuklären, wie die Preise im Lebensmittelhandel zustande kommen. Das versuchen wir über unsere Plattform „Österreich isst informiert“. Wie sieht es mit Arbeitskräftemangel aus? Auch der Lebensmittelindustrie fehlen Arbeitskräfte. Hinzu kommt, dass wir uns ge- rade mitten in einer Lohn-Preis-Spirale befin- den. Bei den Lohnabschlüssen kratzen wir an der 10-Prozent-Marke. Auch in den Vorstufen, wie etwa der Verpackungs-, der Maschinen- industrie und dem Agrarbereich, haben wir zwischen sieben und zehn Prozent Lohnab- schlüsse. Hier sind alle gefordert, Verantwor- tung zu zeigen, um der Inflation nicht noch eine zusätzliche Dynamik zu geben. Und der Arbeitsmarkt insgesamt hat sich deutlich ge- dreht. Arbeitnehmer sitzen heute am längeren Ast. Forderungen von 4 Tage-Woche bei vol- lem Lohnausgleich gehen aber an der Realität in der Lebensmittelindustrie vorbei. Welche Forderungen haben Sie an die Politik? Versorgungssicherheit muss das oberste Ziel sein. Wir brauchen eine Politik, die sich für den Binnenmarkt einsetzt und keine nationa- len Alleingänge vornimmt. Immerhin feiern wir heuer 30 Jahre EU-Binnenmarkt. Mit Blick auf die zahlreichen geplanten Regulierungen sollte das Motto sein: Umdenken statt Drauf- packen! Zu den zahlreichen Kostenthemen kommen jetzt noch viel zu viele Regulie- rungen dazu. Beim Thema Energie sollte die Politik dort, wo sie Weichen stellen kann, das Angebot erhöhen. Wir brauchen hier einfach mehr Wettbewerb und eine schnellere Geneh- migung alternativer Energieträger. Und wir brauchen zudem eine unternehmerfreundli- che Industrie- und Standortpolitik. Die Krisen haben gezeigt, dass jene Länder mit starker Industrie diese besser bewältigen konnten. Wie schätzen Sie vom Wachstum her das aktuelle Jahr ein? Die Umsatzkurve wird sich verflachen, weil die Teuerungsspitzen, wie es sie noch im Vorjahr gab, aller Voraussicht nach wegfallen werden. Viel hängt von den Personalkosten ab. Deutschland, als unser wichtigster Export- markt, wird laut IWF-Wirtschaftsprognose heuer nachhinken. Insgesamt sehen wir aber das Jahr 2023 mit all den genannten Heraus- forderungen zuversichtlich. Danke für das Gespräch. → Österreichische Lebensmittel industrie Facts 11 Mrd. € Umsatz (2022) Exportanteil: rund 60% 27.000 Mitarbeiter 200 Betriebe QUELLE: FACHVERBAND DER LEBENSMITTELINDUSTRIE ÖSTERREICHS „ Europäisches Lieferketten gesetz wird die Branche massiv belasten.“ INDUSTRIE GESPRÄCH 112REGAL04-2023INDUSTRIE SPEZIAL H aushaltswaren wie Backpapier, Frischhaltefolie und Müllsäcke bilden in Österreich einen starken Markt. Abgeklärte Konsumenten, eine gefestigte Auswahl, eingesessene Marken. Frischen Wind in eben- diesen Bereich möchte das Unternehmen Sarantis nun mit seiner Marke Fino bringen. Etabliert. Im REGAL-Gespräch erklärt der gebürtige Pole Krzysztof Kaminski, General Manager Österreich, Tschechien und Slowakei: „Die Gruppe ist ein börsenno- tiertes Familienunternehmen mit Sitz in Athen. Wir ver- zeichneten 2022 mit den Sparten Home Care, Personal Care und Health Care gut 445 Millionen Euro Umsatz, ein Plus von fast zehn Prozent.“ Und das trotz der bekannten, erschwerten Bedingungen. Auch die Ukraine ist Teil des Absatzmarktes der Gruppe – und Standort für eine der Produktionen. „Wir produzieren in Europa. Die Ukraine beheimatet Ergopak, eine unserer Produktionsstätten für Müllsäcke und Verpackungen. Der Krieg erschwert die Bedingungen, bis jetzt konnten wir aber stets verlässlich liefern.“ Weitere zwei Produktionen befinden sich in Polen, eine weitere in Griechenland. Die Produkte von Fino , mit denen Sarantis in den ös- terreichischen Markt einsteigt, sind vor allem in Mittel- und Südost-Europa bereits etabliert. „Der Bereich Haus- halt ist unser wichtigster Umsatzbringer – damit generie- ren wir 170 Millionen Euro Umsatz. Marken wie Fino gibt es in 20 Ländern, Griechenland und Polen sind die stärks- Starker Player aus Athen Sarantis Group → Einstieg mit Marke Fino → Erste Listungen bereits fixiert → Produktion in Europa TEXT: LISA WEBER KRZYSZTOF KAMINSKI, General Manager ten. Doch überall wo wir vertreten sind, sind wir die Num- mer eins mit unseren Müllbeuteln und Food Packaging.“ Was Österreich betrifft, ist sich Kaminski bewusst: „Die Key Accounts sind stark mit den bestehenden Marken ver- bunden.“ Ein Umsatz- oder gar Gewinnziel möchte der Manager also nicht nennen. „Wir gehen mit einem drei bis fünf-Jahres Plan an die Sache heran. An erster Stelle steht für uns erstmal die Brand Awareness. Wir produzieren in Europa und investieren in Mitarbeiter. Mit Fino bieten wir eine etablierte Marke mit absoluter Top-Qualität, Innova- tionskraft und Verlässlichkeit.“ Hergestellt werden die Produkte für den österreichi- schen Markt vorrangig in Polen. „Die Produktion Polipak ist die modernste Produktionsanlage in Europa.“ Eine breite Variation an Müllsäcken wird hier produziert – stark belastungsfähig und aus recyceltem Plastik. „Durch unse- re vier Produktionen haben wir extrem hohe Kapazitäten und können schwankende Nachfragen gut ausgleichen. Mit Sarantis als Partner kann eine Out-of-Stock Situation ausgeschlossen werden. Müllsäcke bieten für uns gesamt den größten Markt und wir könnten einen weiten Teil Europas damit versorgen“, stellt Kaminski fest. Seinen ersten Vertrag hat das Unternehmen bereits mit Bipa abgeschlossen. Von Fino wird es also künftig Le- bensmittel- und Müllbeutel im Sortiment geben. Seine Marketing-Offensive startet Fino mit Zweitplatzierungen und In-Store-Aktivitäten sowie werblicher Unterstützung, Digital und Print. 04-2023 REGAL | 113H enkel gibt beim Marktwachstum den Takt vor. Takt vor. Während die rund 420 Millionen Euro schwere Wasch/ Putz-Reinigungs-Kategorie (WPR) gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 laut Nielsen im Umsatz um 6,3 Prozent kräftig zu- legte, wuchs Henkel mit 12,3 Prozent noch kräftiger. Leistung, Nachhaltigkeit und Conve- nience waren die bestimmenden Trends. Ja- roslava Haid-Jarkova, General Manager Hen- kel Consumer Brands Austria: „Das WPR- Marktwachstum war im Jahr 2022 stark positiv beeinflusst von der Wäschepflege, während Reiniger-Kategorien stabil oder rückläufig wa- ren, aber trotzdem sehr deutlich über dem Vor- Corona-Wert blieben.“ Massiver Werbedruck. Die Gründe für Henkels blitzsaubere Erfolgszahlen sind schnell erzählt. Starke Mediainvestments so- wie ebenso starke Innovationen. Mit einem Werbedruck jenseits der 40 Prozent-Marke (bei Handgeschirrspülmittel, Spezialwaschmittel und WC-Hygiene sind es gar 100 Prozent) zähl- te der Konzern zu den Top-Werbern in der Ka- tegorie. 80 Prozent lief über TV, 20 Prozent on- line. Henkel Consumer Brands Austria Persil gelingt viel. Insbesondere mit Persil konnte die gebürtige Tschechin einen glän- zenden Markterfolg einfahren. So eroberte die Traditionsmarke im letzten Jahr mit 32,2 Pro- zent (Wert) die Marktführerschaft. Das Wachs- tumstempo ist enorm. Mit 14,2 Prozent (Wert) wuchs Persil im letzten Jahr drei Mal so stark wie der Rest der Universalwaschmittel-Markt- teilnehmer. In sämtlichen Universalwasch- mittel-Segmenten setzte sich Persil an die Spitze. 100 Prozent des Wachstums des Vordo- siert-Segments kommt von Henkel-Marken, dabei gehen 80 Prozent allein auf das Konto der Marken-Ikone Persil. Auch bei Maschinengeschirrspülmittel (MGSM) hält die Top-Managerin eisern den erfolgreichen Markenkurs. Trotz Markteintritt eines neuen Mitbewerbers samt Werbesperr- feuer konnte Somat bei Umsatz und Marktan- teil die Pole Position halten. Gegenüber dem Vor-Corona-Niveau 2019 legte die Marke im MGSM-Markt um satte 27 Prozent (Wert) zu. In der Gesamtbetrachtung konnte Henkel mit einem Marktanteilsausbau von 0,7 Pro- zentpunkten auf 43,7 Prozent seine Leaderpo- sition in den vom Unternehmen besetzten WPR-Märkten somit weiter einzemen- tieren. „Von unseren starken Wachstumszahlen profitiert auch der Handel. Der Konsu- ment griff auch 2022 zu ver- trauten Marken“, so Haid-Jarko- va. Dementsprechend gegenläufig zeichnet sich das Bild bei Eigenmarken. Deutliche Preisanstiege und teilweise Out-of- Stock-Situationen ließen die Eigenmarkenan- teile schmelzen, im gesamten WPR-Markt von 18 auf 16,8 Prozent (Nielsen IQ, Österreich, LH+DFH inkl. H/L, 2020 vs 2022). In der 353 Millionen Euro großen Beauty Care-Kategorie (Haarkosmetik & Duschbad) sorgten Innovationen wie Taft Overnight oder Gliss 7-Sek Treatment für on-top Umsätze. Ein Henkel gibt in seinen Wasch-Putz-Reinigungs- Kategorien den Takt vor. Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 wuchs Henkel im Um- satz um 12,3 Prozent, der Markt mit nur 6,3 Prozent. Starke Werbung und Innovationen wirkten als Zünder. 2022 eroberte Persil die Marktführerschaft. Somat hielt trotz Einstiegs eines neuen Players die Pole Position. Nachhal- tiges Waschen wird durch Inflation immer wichtiger. Bei Beauty Care sorgten Gliss, got2b und Taft für on-top Umsätze. Starkes Jahr für Persil TEXT: ROBERT FALKINGER NEUE FEUCHTIG- KEITS-LINIE für Glem Vital NATURE BOX: Henkel baut Natur kosmetik aus INDUSTRIE REPORTAGE 114REGAL04-2023echter Renner im Segment Gel/Creme/Wachs war got2b mit einem dicken Marken-Plus von 46,6 Prozent (Quelle: Nielsen, Value Sales Tsd. €, LH+DFH inkl. H/L, 2022). Bei Beauty Care ist Henkel mit einem Marktanteil von 26,7 Pro- zent die klare Nr. 1 in den vom Unternehmen bespielten Märkten. Auch in der Haarpflege zeigten Eigenmarken eine rückläufige Ten- denz. Trend Energiespa- ren & Individualisie- rung. Nachhaltiges Waschen wird durch die Inflation immer wichtiger. Neu obendrauf gewinnt Energie- sparen an Raum. Um den Konsumenten da- hingehend aufzuklären, übernimmt Henkel mit der Digital-Kampagne „it starts with us“ einen Edukationsauftrag. Zugleich reagiert Henkel mit kompakteren Rezepturen und klei- neren Verpackungen auf den Trend. Das gilt beispielsweise für Silan im April. Mit dem neuen Persil Tiefenrein gelingt auch im Kaltwaschgang eine optimale Waschleistung plus gleichzeitig Hygiene in der Waschmaschine. Bei Beauty Care bedient eine Glem Vital Personalisierungs-Promo den Trend zur Indi- vidualisierung. Den Trend zu natürlich-mo- dernen Inhaltsstoffen greift Glem Vital mit Reiswasser auf. Die rot-weiß-rote Karte der Regionalität spielt Henkel mit der Fortset- zung der bundesweiten Österreich-Promotion auch heuer aus - mit Flüssigprodukten für den österreichischen Markt aus dem immer „grüner“ werdenden Werk Wien-Erdberg. Konzernweit zwei Milliarden Euro Mehr- kosten. Das Werk spürt den Kostendruck ebenso wie der Konzern. Weltweit musste Henkel in seiner Bilanz für 2022 Mehrkosten von zwei Milliarden Euro einbuchen. Zum Vergleich: Im 10-Jahresschnitt bis 2020 waren es 100 Millionen Euro. Kosten hin, Inflation her. Starke Innovati- onen und ein ähnlich hohes Werbeniveau wie 2022 sollen auch 2023 ein über- durchschnittliches Wachstum ein- spielen. Das Jahr lief jedenfalls gut an. „Wir wollen heuer wie- der klar über dem Markt wachsen“, so Haid-Jarkova. „Von unseren starken Wachstums zahlen profitiert auch der Handel.“ JAROSLAVA HAID-JARKOVA, General Manager Henkel Consu mer Brands Austria → Wasch/Putz- Reiniger- Kategorie 94% Käuferreichweite Ausgaben pro Haushalt pro Jahr: 114 € Umsatz: rund 420 Mio € QUELLE: HENKEL ÖSTERREICH → Beauty Care (Haarkosmetik & Duschbad) 67% Käuferreichweite Ausgaben pro Haushalt pro Jahr: 131 € Umsatz: rund 353 Mio € QUELLE: HENKEL ÖSTERREICH INDUSTRIE REPORTAGE 115REGAL04-2023INDUSTRIE SPEZIAL E s wuselt am Firmenstandort von DS Smith in Mar garethen am Moos. Das Besucherinteresse am Pack Right Center ist groß. Schon seit vielen Jahren wird hier mit Kunden gemeinsam an Verpackungen gearbeitet, Ideen zu Lösungen geformt. Mit 8,2 Milliarden Euro Um satz ist der britische Verpackungshersteller einer der füh renden Anbieter von Wellpappeverpackungen in Europa. Seinen Start in Österreich hatte das Unternehmen im Jahr 2012 mit der Übernahme der zwei AustroStand orte in Margarethen am Moos von SCA und 2015 in Kalsdorf von Duropack. Versorgungssicherheit. Mit der Performance von DS Smith Packaging Austria im letzten Jahr ist Geschäfts führer Mag. Dieter Glawischnig zufrieden. „Wir sind gut zurande gekommen und haben ein starkes Umsatzwachs tum, mehr als in anderen Ländern.“ Das Netzwerk des Konzerns spannt sich über 37 Länder. Davon profitiert die ÖsterreichTochter, etwa beim Thema Verfügbarkeiten. „Wir sind ein lokaler Anbieter, der international eingebet tet ist. So stellen wir Versorgungssicherheit für unsere Kunden her und können rasch reagieren.“ Eine gewisse Volatilität macht sich dennoch bemerkbar. „Es gibt Schwankungen, die Bestellmengen haben sich verändert“, so der Geschäftsführer im REGALGespräch. Fehlende Kontinuität, die DS Smith jedoch abfedern kann. „Wir können Bestellzyklen rasch organisieren, Schwankungen gut abdecken und kurzfristig liefern.“ Plastiksubstitution. Das größte Wachstumspotenzial ortet Glawischnig beim Thema Plastiksubstitution. „Plas tikersatz ist ein wichtiges Thema, hier geben wir Volldampf und die Kunden erwarten das auch.“ Verpackung neu zu definieren, sei der Auftrag. Das vorgegebene Unter nehmensziel in Zahlen: Bis 2025 sollen eine Milliarde Plastikteile in den Super marktregalen durch Well pappeVerpackungen ab getauscht werden. Eine Verpackungslösung, die dazu beitragen soll, ist die „Eco Bowl“. Ein recycelbares WellpappeTray mit 100 Prozent abbaubarer Folie, das vor allem für Fleisch und Fleischersatz bereits im deutschsprachigen Raum zum Einsatz kommt. Eine weitere wichtige Lösung im FMCGBereich ist Shelf Ready Packaging. „SRP ist weiter hin im Trend. Es bietet ein regalgerechtes Auftreten, eine Platzierung der Markenbotschaft. Außerdem wird das Personal entlastet und die Kunden zu Spontaneinkäufen verleitet.“ Doch auch der OnlineHandel gewinnt weiter an Bedeutung und die Nachfrage nach PackagingInno vationen steigt. „Stichwort Unboxing Experience. Unser neuer ‚ECommerce Envelope‘ erweckt zum Beispiel bei vielen Kunden reges Interesse“, so Glawischnig. Zusatzkapazitäten. Die Pläne für 2023 sind klar: „Wir wollen und werden unser Wachstum fortsetzen.“ Zudem kommt: Ausbau der Automatisierung – etwa in Bezug auf interne Transportwege oder den Einsatz von Robotern – und Aufstockung der Kapazitäten (Stanz, Druck und Klebekapazitäten). „Aktuell fahren wir im DreischichtBe trieb. Die Zusatzkapazitäten brauchen wir insbesondere, um Spitzenzeiten weiterhin abzufangen.“ Mehr Kapazitäten für Spitzenzeiten DS Smith Geschäftsführer Mag. Dieter Glawischnig im REGAL-Gespräch → Invest in Österreich-Töchter → Plastiksubstitution als Wachstums- chance TEXT: VERENA SCHNEEWEISS MAG. DIETER GLAWISCHNIG, Geschäftsführer E-COMMERCE ENVELOPE 116 | REGAL 04-2023INDUSTRIE SPEZIAL als bisher auf Tiernahrungs-Fachhändler und E-Com- merce Plattformen als Kunden fokussiert werden. Finan- ziert wird der Ausbau von den Eigentümern der Austria Pet Food, einem burgenländischen Bankenkonsortium von Raiffeisen Landesbank Burgenland und der Bank Burgenland und mit Unterstützung durch die AWS und die Wirtschaftsagentur Burgenland. Mitte April wurde bei einem Festakt am Unterneh- menssitz gemeinsam mit mehr als 100 Vertretern aus Wirtschaft und Politik sowie mit dem gesamten Team des Unternehmens auf die letzten zehn Jahre zurück- und mit dem Spatenstich für die Produktionserweiterung voraus- geblickt. Vor zehn Jahren hat die Austria Pet Food GmbH die Produktion von hochwer- tiger Nasstiernahrung in Dosen im neu errichteten Werk in Pöttelsdorf aufge- nommen. Seit damals wur- den beinahe eine Milliarde Dosen abgefüllt und in die ganze Welt verkauft. Im heurigen Jahr wird ein Umsatz von ca. 57 Millio- nen angestrebt, am Stand- ort sind mittlerweile knapp 100 Mitarbeiter beschäftigt. Fokus auf Pate/Allmeat-Rezepturen. Nun erweitert das burgenländische Unternehmen mit einer Investition von ca. 35 Millionen Euro sein Werk mit Standort in Pöt- telsdorf zu einem der modernsten und größten in Europa. Der Fokus wird zukünftig verstärkt auf hochwertigen Pate/Allmeat Rezepturen in der Dose liegen. Die Ferti- gungskapazität wird von knapp 60.000 Tonnen pro Jahr auf bis zu 90.000 Tonnen steigen, es werden 50 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Eröffnung der Erweiterung ist für Sommer 2024 geplant, für die Phase nach dem Aus- bau peilt man einen dreistelligen Umsatz pro Jahr an. Zu- künftig soll neben dem bisherigen Zielmarkt, den interna- tionalen Supermarkt- und Diskontketten auch noch mehr Austria Pet Food: 35 Millionen Euro für Ausbau Vivatis konnte im abgelau- fenen Geschäftsjahr 2022, erstmals seit Bestehen, die 1-Milliarden-Euro-Um- satzmarke übersteigen. Konkret wurde ein Umsatz von 1,168 Mrd. Euro er- wirtschaftet. Maßgeblich waren sowohl das starke organische Wachstum der Unternehmensgruppe als auch die im Jahr 2021 durchge- führten Akquisitionen (Wojnar’s, Gerstner, Ackerl). Mag. Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender Vivatis Holding AG: „Es ist schön, dass der Weg in die richtige Richtung geht und wir weiter wachsen konnten. Aber wir sind uns auch bewusst, dass uns als Gruppe die massiven Auswirkungen des Ukraine-Krieges noch länger begleiten werden“, so Gerald Hackl weiter. Für 2023 rechnet die Vivatis mit Vivatis knackt Umsatzmilliarde Mehrkosten in Höhe von rund 150 Millionen Euro, 80-90 Millionen davon allein für Rohstoffe. Zum Vergleich: in einem „normalen“ Jahr belaufen sich die Mehrkosten auf 10 und 20 Millionen. Dennoch expandiert das Unter- nehmen weiter. Größte Insektenzuchtanlage Österreichs entsteht. Knapp zwei Jahre nach Bekanntgabe der Beteiligung der Vivatis-Gruppe am Start-Up Ecofly startet das Jungunter- nehmen nach erfolgreicher Testphase in Kooperation mit der MS-Fly Projekt GmbH & Co KG mit dem Bau einer Insektenzuchtanlage am Standort Andorf (OÖ). Die Fertigstellung ist für Ende 2023 geplant. Rund sechs Milli- onen Euro werden seitens der Partner in das Vorzeigepro- jekt investiert. Hackl: „Unser erklärtes gemeinsames Ziel ist es, mit dem Auf- und Ausbau des Geschäftsfeldes Insek- tenproteine zu einem führenden Partner der Aquakultur- und Petfood-Industrie zu werden – in Österreich und dar- über hinaus.“ MAG. GERALD HACKL, Vorstandsvorsitzender Vivatis Holding AG NACH DEM AUSBAU peilt Geschäftsführer Mag. Bernd Berghofer einen dreistelligen Umsatz pro Jahr an © VIVATIS © AUSTRIA PET FOOD GMBH / ROLAND SCHULLER 04-2023 REGAL | 117Tiroler Speckkaiser jetzt auch vegan Neue Emmi Anlage Der Molkereikonzern Emmi eröff nete eine neue Produktionsanla ge für Ziegenmilchpulver am bestehenden Standort im nieder ländischen EttenLeur, gebündelt unter dem Dach der neu gegrün deten Emmi Nutritional Solutions (ENS). Die Sprühtrocknungsanla ge decke die steigende Nachfra ge nach Ziegenmilchpulver, ins besondere für die Babynahrung. Das Invest: 40 Millionen Franken (gut 40 Millionen Euro). Große Ehrung Hohe Auszeichnung für den Vorsitzenden des Vorstands der Wiesbauer AG Thomas Schmiedbauer. Dem TopMa nager wurde das Große Ehren zeichen Österreichs von Ar beits und Wirtschaftsminister Martin Kocher verliehen. „Ich danke Thomas Schmiedbauer für seinen besonderen Einsatz, der zum Erfolg unseres Stand orts und zu Wohlstand unseres Landes beiträgt“, so Kocher. Nach drei Jahren Entwicklungs- zeit und fünf Millionen Euro Inves- titionsvolumen sind seit April die veganen Wurstsnack-Alternativen Veggie Tirolini und Veggie Wurzel von Handl Tyrol im Handel erhält- lich. Hierfür hat der Tiroler Speck- fabrikant einen ehemaligen Lebens- mittelproduktionsbetrieb auf 5.000 Quadratmetern retrofit gemacht. Am neuen Standort in Vomp sollen 40 Mitarbeiter vorerst wöchentlich fünf Tonnen getrocknete fleischlose Snacks erzeugen. Firmenchef Karl Christian Handl ergänzt: „Das Werk erlaubt eine Jahreskapazität von 1.000 Tonnen. Wichtig ist jedoch klarzustellen, dass es sich hierbei um ein Pilotprojekt handelt. Wir wollen vorerst Erfahrungen sam- meln und bleiben bei den aktuell sechs veganen Produkten.“ Zum Vergleich: An Fleisch erzeugt Handl Tyrol mit 675 Mitarbeitern jährlich 15.000 Tonnen. Preis. Preislich soll die Veggie-Li- nie gleich bleiben, so wie die Fleischprodukte: „Die dafür nötigen Rohstoffe sind günstiger als Fleisch, die Verarbeitung wiederum auf- wendiger.“ Aufgrund der aktuell in die Höhe geschossenen Fleischprei- se vermutet der Geschäftsführer auf längere Sicht eine erhöhte Attrakti- vität der veganen Linie. Insgesamt konnte Handl Tyrol 185,5 Millionen Euro im Vorjahr erwirtschaften. → Drei Jahre Entwicklung, fünf Mille Invest Top News aus der Industrie REGAL PRÄSENTIERT DIE Heineken verkauft weniger Bier Der niederländische Brauereikon- zern Heineken verzeichnet im ersten Quartal 2023 ein Absatzminus. Vor al lem in Asien, Afrika und dem nahen Osten seien die Mengen, laut Lebens mittelzeitung, zurückgegangen. Die Menge lag rund drei Prozent unter der des Vorjahreszeitraums. Nur Amerika verzeichnete einen leichten Zuwachs von 3,4 Prozent. Das größte Minus mit 10,5 Prozent gab es in der Region AsienPazifik gefolgt von Afrika, Naher Osten und Osteuropa (8,3 %) sowie Europa (2,3 %). Der Umsatz kletterte inflationsbeding, trotz sin kender Mengen, auf 7,632 Mrd. Euro (Vorjahreszeitraum: 6,989 Mrd. Euro). Der ausgewiesene Nettogewinn verminderte sich auf 403 (VJ: 417) Mio. Euro. Trotzdem wird ein Plus im mittleren bis hohen einstelli gen Prozentbereich für das Gesamtjahr erwartet. Bundesminister MARTIN KOCHER übereicht THOMAS SCHMIEDBAUER (Wiesbauer) das große Ehrenzeichen Handl Tyrol startet mit Veggie-Linie KARL CHRISTIAN HANDL, Geschäftsführer 118 | REGAL 04-2023INDUSTRIE SPEZIAL S torck blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022. Sowohl im Umsatz (+9,2%) als auch im Absatz (+10,1%) konnte Storck deutlich über dem Süß warenschnitt zulegen. Nach Absatz ist Storck laut eigenen Angaben Wachstumssieger und entwickelt sich deutlich stärker als die Mitbewerber. Der Erfolgsmix: Innovationen, kombiniert mit starkem TVInvest, neuen Werbe formen, attraktiven Promotions und auffälligen Dekopaketen am POS. So wuchs Toffifee im letzten Jahr mit 10% im Absatz. Auch merci, die Nummer 1Pralinenmarke Österreichs, wuchs um zwei Prozent. Die Marke nimm2 Lachgummi konnte die Top 2Position im Marktanteil weiter auf 24 Prozent ausbauen und ist der WachstumsChampion schlechthin1. Neuprodukte, bunte Limited Editions und ein erfolg- reiches Saisongeschäft. Die Nummer 1Riegelmarke1 Knoppers sorgte neben der bewährten Limited Edition Knoppers Kokos auch im Herbst mit der neuen Limited Edition Knoppers Erdnuss für Impulse. Mit über einer Million Käufern 2 war Knoppers 2022 die un angefochtene Erfolgsmarke im Riegelmarkt. Im Februar knüpfte die er folgreiche Knoppers Fami lie mit der Einführung des neuen Knoppers NussRie gel DARK an diesen Erfolg an und verzeichnete durch die neue Sorte ontop Um sätze1. „Storckes“ Wachstum ist auch für 2023 geplant. Den Jahresauftakt feiert Werther’s Original mit einer absolut neuartigen Produktinnovation. Im Frühling werden die Werther’s Original Blissful Caramel Bites neu eingeführt. Mit den runden und mit Karamell ummantelten Small Bi tes samt knusprigem Kern in den zwei unterschiedlichen Sorten Crunchy und Cookie positioniert sich Storck erst malig im Segment der Small Bites. Weiters bekommt die KnoppersFamilie ab April langfristigen Zuwachs. Die bereits als Limited Editions erprobten Sorten Knoppers Black & White und Knoppers Erdnuss sowie die ganz neue Innovation Knoppers Joghurt bereichern das Riegelregal. Toffifee White Chocolate ist mit April als Limited Edition wieder zurück. Im Sommer folgen weitere Neuhei ten wie etwa der Toffifee Piratenpack im 375g Format mit Bastelspaß im aufmerksamkeitsstarken Design und die große Toffifee Personalisierungspromotion. Auch merci überrascht wieder. Im Frühjahr 2023 erscheint die neue Limited Edition merci Finest Selection Yoghurt & Fruit – ideal zum Mitbringen, Teilen oder selber Ge nießen. Daran anknüpfend startet merci mit der limitierten merci Finest Selection Coconut Collec tion auch in den Sommer monaten durch. 1 NielsenIQ, LH inkl. Hofer/Lidl, 2022 2 GfK SimIT, LEH/DFH, Riegel, Käufer, Gesamtjahr 2022 Süße Erfolge Storck → Umsatz kletterte 2022 um 9,2 Prozent 1 → Massive Werbepower für 2023 TEXT: ROBERT FALKINGER MAG. RONALD MÜNSTER (Geschäftsführung), LISA-MARIE FERSTL (Marketingleitung) © DANIEL BOINTNER 04-2023 REGAL | 119Next >