< PreviousSTART-UP „Die rot-weiß-roten Start-ups verspüren Gegenwind. Allein im zweiten Halbjahr 2022 wurden um 83 Prozent weniger Kapital zur Verfügung gestellt als noch im Jahr davor.“ Aktuell fehlen die echten Gamechanger Heinrich Prokop, Investor und CEO von Clever Clover, ist derzeit wieder in der Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ zu sehen. Mit REGAL sprach er über die aktuellen Trends in der FMCG-Branche. → Investoren sind vorsichtiger, Rückgänge bei Nice-to-have- Produkten → Langfristige Markenpflege statt „One-hit-wonder“ MAG. HERBERT SCHNEEWEISS, Redaktion REGAL Start-up INTERVIEW: VERENA SCHNEEWEISS REGAL SCHWERPUNKT © PULS 4/GERRY FRANK 170 | REGAL 05-2023START-UP REGAL: Herr Prokop, geben Sie uns bitte einen kurzen Einblick in die aktuelle Situation der FMCG-Start-up-Szene. HEINRICH PROKOP : Investoren sind deutlich vor- sichtiger geworden und Bewertungsansätze haben sich massiv nach unten entwickelt. Ich denke aber, das ist eine durchaus eine gesunde Entwicklung. Es bedeutet allerdings auch, dass Bestandsinvestoren Follow-up-Investitionen möglicherweise verzögern und dadurch die Schlagkraft der Marke vermindert wird. Produktseitig stellen wir fest, dass es Rückgänge bei den Nice-to-have-Produkten gibt. Auch Start-up- Produkte bleiben von der aktuellen Preissensibilität nicht verschont und es gibt da und dort deutliche Absatzrückgänge. Ist es nur eine subjektive Wahrnehmung oder fehlen aktuell die bahnbrechenden Ideen? Wir schauen uns pro Woche ein bis zwei Neuheiten an. Echte Gamechanger haben wir schon länger nicht gesehen. Wie wichtig ist der LEH/DFH als Steigbügel zum großen Durchbruch? Wichtig, aber es ist schwieriger geworden. Konsumen- tenströme verändern sich – hin von Markenartikeln zum Leistungs- und Preiseinstiegsartikel. Es ist daher argumentativ nicht gerade leichter geworden. Das unterstreicht aber zugleich die Stärke unserer Koope- ration mit Rewe International. Unsere Start-ups stoßen auf offene Ohren, man schaut genauer hin. Angenommen, die Listungsentscheidung ist gefallen. Wie geht es weiter? Die KPIs werden vorher festgesetzt. Ein großer Teil der Produkte wird nach der Testphase in irgendeiner Form übernommen. Das kann bis zu einer nationalen Listung, etwa im Fall von Hakuma, führen. Klar ist: Die Käufe passieren draußen. Kunden müssen emo- tional ange sprochen werden. Die Platzierung in den Märkten ist von hoher Bedeutung – wir sind daher mit unseren Start-ups auch mit den Mitarbeitern vor Ort im konstanten Austausch. Was sind aktuell die größten Herausforderungen für Start-ups? Genügend Kapital in der Hinterhand zu haben, um die Idee auch längerfristig zu halten. Viele Gründer bedenken in der Planung nicht, dass es auch Kapital benötigt, um weiter beim Konsumenten präsent zu bleiben. Der Produktlebenszyklus im LEH liegt bei etwa drei Jahren. Die Marke muss gepflegt und weiter- entwickelt werden, sonst bleibt es bei einem „One- Hit-Wonder“. Die Zusammenarbeit mit dem Retail- Partner wird in Zeiten wie diesen noch wichtiger, um gemeinsam erfolgreich zu werden, aber auch, um die Relevanz zu erhalten. Danke für das Gespräch. Der klassische Food-Start-up Bereich bleibt weiter in Bewegung. „Neue Gründungen in die- sem Bereich schätze ich auf zehn bis 15, wobei etwa fünf pro Jahr auch eine relevante Markt- reife erreichen“, erklärt CEO Food Innovators Dr. Florian Kandler gegenüber REGAL. Eine Zahl, die aber schwer zu fassen ist. „Wenn wir allerdings alle Manufakturen, Wirte, Winzer und andere Hersteller dazurechnen, die auch Produkte online verkaufen, dann wird es in Richtung einer dreistelligen Ziffer gehen.“ Viele Kategorien im LEH sind bereits dicht. „Mit gutem Branding, Marketing und vor allem einem starken ‚Why‘ können aber jederzeit neue Marken erfolgreich in den Markt kommen.“ Echte Mega-Trends werden im Food Innovators Online Summit abgefragt. Ein Tool, das sich für Neugründer im Food-Bereich bewährt. „Das ist ein Event, der konkretes, praktisches, sofort umsetzbares Wissen generiert. Mit jedem Speaker erarbeiten wir den perfekten Talk ge- meinsam. Die Erkenntnisse daraus erwarten wir bereits mit Spannung.“ Sicher ist: Die Neugrün- der brauchen zum Start satte Investitionen. „Die meisten Start-ups berichten von 50.000 bis 200.000 Euro, die es den Unternehmen ermöglichen, in einem Jahr durchzustarten statt zwei bis drei Jahre im Bootstrapping-Modus.“ Nachsatz: „Je nach Wachstumsambitionen oder -notwendigkeit, also Konkurrenzdruck, sind danach aber fast jährlich weitere Finanzierungs- runden notwendig.“ Food Innovators Bis zu 200.000 Euro zum Start notwendig DR. FLORIAN KANDLER, CEO © PULS 4/GERRY FRANK © BIANCA PERFAHL 05-2023 REGAL | 171Hakuma schwimmt auf der Erfolgs- welle. Der Vorreiter für Matcha Tea Drinks in Österreich erhielt erst vor wenigen Wochen ein neues Invest- ment. Diese hohe sechsstellige Summe soll weiteren Rückenwind geben. Dazu bringt der Leadinves- tor, die RKP InnoInvest GmbH, un- ter der Leitung von Michaela Hold, ehemals bei Biogena und Vöslauer tätig, jahrelange Erfahrung aus dem LEH ins innovative Start-up-Unter- nehmen ein. „Mit dieser neuen Po- wer wird das Start-Up den Heim- markt in Österreich weiter ausbauen und die neue Kategorie der pflanz- lichen Milchalternativen im To-Go- Bereich anführen“, erklärt CSO und Co-Founder Lukas Wesselich ge- genüber REGAL. Der Weg stimmt. 2022 kam das Unternehmen bereits nahe an die anvisierte Umsatzmarke von 1,3 Millionen Euro. 1,7 Millionen Do- sen wurden abgesetzt. „Aktuell sto- ßen wir im Monat rund 250.000 Stück aus“, so Wesselich. Mit diesem Tempo sollen 2023 neue Schallmau- ern durchbrochen werden. „Wir wollen heuer 2,5 Millionen Stück absetzen.“ In Österreich schaffte Hakuma bereits eine nationale Listung. Die neue L^tte-Range ist bei Billa Plus und 600 Billa-Filialen erhältlich. Zudem ist die Caffè Latte bei Bipa österreichweit in den Regalen zu finden. Dabei umfasst das Portfolio derzeit neben Hakuma Focus Man- go und Passion Peach auch drei L^tte Drinks, Hakuma Kokos L^tte, Mango L^tte sowie Caffè L^tte. Geht es nach Wesselich, dann ist das nur ein Zwischenschritt. „Der Markt wächst (+ 7,5 Prozent jährlich im Be- reich Hafermilch) und bietet großes Potenzial für unsere Marke.“ Nach- satz: „Wir wollen Marktführer im Bereich pflanzliche Eiskaffe-Alter- nativen To-Go in Europa werden.“ Dabei streckt das Start-up-Unter- nehmen seine Fühler Richtung Schweiz, Süddeutschland und Frankreich aus. „Kleinere Listun- gen haben wir bereits in der Slo- wakei, Griechenland, Finnland, LUKAS WESSELICH Schweden und Spanien etablieren können.“ Das Konzept mit veganen, biolo- gischen, glutenfreien und zuckerre- duzierten Getränken kommt an. „Wir stehen für einen authentischen und positiven veganen Lifestyle, verwenden ausschließlich hochwer- tige Premium-Rohstoffe und benut- zen mit CartoCan eine der nachhal- tigsten Verpackungen im ganzen Segment.“ Hakuma: Europa im Visier UMSATZ 2022: 1,3 Millionen Euro ABSATZ 2022: 1,7 Mio. Stück MONATLICHER AUSSTOSS: 250.000 Stück ABSATZ 2023: (anvisiert) 2,5 Mio. StückSTART-UP Zuckerfrei&keineKalorien Nachhaltig&platzsparend Heiß&kaltlöslich TeeohneBeutel Erlebe Tee in einer neuen Dimension Entdecke viele weitere Sorten in unserem Shop: www.teaballs.eu Teaballs: Tee braucht keinen Beutel Durch unser Produkt – die Teaballs – haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Teemarkt zu revolutionieren. Denn unser Tee ist nicht nur Tee: Durch die spezielle und innovative Technologie brauchen wir nicht nur 90% weniger Ressourcen als herkömmliche Teebeutelhersteller, sondern wir brauchen auch keinen Teebeutel und keine Ziehzeit mehr, denn unsere Teaballs lösen sich innerhalb weniger Sekunden im Wasser auf. Dadurch sparen wir natürlich unglaublich viel Verpackungsmüll und es muss kein nasser, lästiger Teebeutel mehr entsorgt werden. Bisher konnten wir schon über 6.000.000 Teebeutel einsparen. Unsere Teaballs sind auch unglaublich vielfältig in der Einsetzung. Sie lösen sich nämlich sowohl in heißem als auch in kaltem Wasser auf (Still und mit Sprudel). Vor allem für den Sommer lassen sich so unglaublich leckere Eistees kreieren, aber auch als Lutsch- bonbon schmecken die Teaballs unglaublich erfrischend. Regionalität und soziale Verantwortung liegen uns als jungem Unternehmen auch sehr am Herzen. Aus diesem Grund arbeiten wir mit dem regionalen Behinder- ten-Werk Main-Kinzig e.V. eng zusammen. Dort werden unsere Produkte direkt vor Ort produziert, verpackt und versendet. Teaballs will den Teegenuss revolutionieren. „Wir stehen für eine ganz neue Art der stress- freien Teezubereitung“, so CEO Simon Schmidt. Im Mittelpunkt dabei: In Tabletten gepresste Pflanzenextrakte sowie natürliche Aromen, die in heißem und kaltem Wasser löslich sind und ein Tee-ähnliches Getränk ergeben. „Wir brauchen keinen Teebeutel und haben damit auch keinen Abfall. Unsere Teaballs sind einfach zu portionieren und vielseitig in Cocktails, zum Kochen und zum Backen einsetzbar.“ Auch die Ziehzeit wird mit Teaballs obsolet. „Wir bieten immer den perfekten Geschmack.“ Dazu streicht Schmidt auch die nachhaltige Komponente heraus. „Unsere speziell entwickelten Herstellungs- verfahren ermöglichen eine Rohstoffeinspa- rung gegenüber bisherigen Herstellern um bis zu 90 Prozent.“ Dazu gibt es die Teaballs in praktischem Spender und Glasflasche. Die Produktpalette ist schon weit auf über 30 Varianten angewachsen. 2023 will das Unternehmen bereits die erste Schallmauer nehmen. „Wir wollen heuer rund eine Million Euro erwirtschaften“, so der Geschäftsführer weiter. Dabei bearbeitet Teaballs die Offline-Märkte Deutschland, Schweiz und Österreich. „Insgesamt geht es uns darum, dass wir weltweit weitere Partner im LEH-Bereich finden.“ Schon jetzt gibt es aber auch Online-Geschäft mit Frankreich, Italien, Belgien, Irland, Niederlande, Spanien, Rumänien und Bulgarien. Der Unterneh- mensplan sieht für die nächsten fünf Jahre große Schritte vor. „Wir wollen uns als Teealternative etablieren.“ Dazu sollen LEH-Partner gefunden und der B2B-Markt erobert werden. „Wir wollen unter anderem in der Gastronomie, Hotels, Kranken- häusern, Flughäfen oder Bahnhöfen Fuß fassen.“ Schmidt: „Überall, wo Platz- schwierigkeiten und geringer Verpa- ckungsmüll eine große Rolle spielen, möchten wir vertre- ten sein. Das Ziel ist es, für den B2B-Be- reich einen Spender- automaten zu entwickeln.“ Neue Pläne. Aktuell ist Teaballs bereits in 450 Kaufland-Filialen erhältlich. „Natürlich würden wir gerne unsere bei allen 1.400 Märkten präsent sein.“ Auf der Agenda stehen auch die Lidl-Länder Italien oder Frankreich sowie System-Gastronomie. Teaballs: Neue Tee-Alternative in Stellung SIMON SCHMIDT, CEOSTART-UPSTART-UP MyLove-MyLife baut seine Präsenz in Öster- reich weiter aus. Aktuell sind bereits 19 SKUs aufgeschaltet. Die Marke konnte sich Regal- Plätze im Biofachhandel und bei Pflanzilla erobern. Auch beim Billa-Onlineshop sind die Artikel zu haben. „Im Eigenmarkenbe- reich bedienen wir die großen Player wie Hofer, Spar und Rewe“, erklärt Hale Marke- ting-Chefin Lisa Ecker. Dabei hat das Unter- nehmen längst auch auf Auslandsdestinatio- nen Fuß gefasst. „Unsere Exportquote liegt derzeit bei 66 Prozent“, so Ecker. Dabei gehö- ren zu den stärksten Exportländern Deutsch- land, Slowenien und Italien. Im Fokus sind darüber hinaus Skandinavien, Baltikum und Spanien. „Unsere Ziele für die nächsten fünf Jahr sind, den Vegan-Umsatz zu verdoppeln, aber auch unsere Kernkompetenz bei Schaf- und Ziegenprodukten zu stärken.“ Artikel. Aktuell umfasst das Sortiment be- reits 19 SKUs. Dabei reicht die Palette von Joghurts, über Eis bis hin zu Puddings. Das Eis-Sortiment besteht aus vier SKUs, der Pud- ding-Bereich aus zwei SKUs. „Unsere Artikel sind vegan und biologisch. Bei uns gibt es kein Entweder-Oder“, so Ecker. Ein weiteres wichtiges Asset sind kurze Zutatenlisten so- wie kein Zuckerzusatz in den Naturproduk- ten. „Dazu haben wir eine einzigartige, krea- LISA ECKER, Marketing-Chefin tive Marke mit einem hohen Wiedererken- nungswert am Start.“ Rohstoffe. Die Herkunft der Rohstoffe ist wesentlicher Erfolgsbaustein. „Der Bio-Hafer kommt aus Österreich, die Bio-Mandeln aus Italien und der Bio-Kokos aus Sri Lanka, wo- bei wir stets auf die Einhaltung von Sozial- standards und fairen Arbeitsbedingungen achten“, so Ecker. Hale: MyLove-MyLife sorgt für Furore Quelle: Hale GmbH→ Die teilnehmenden Pitch-Teams! Diese sechs Start-ups haben sich gegen zahlreiche Mitbewerber durchgesetzt: → The Stage is Yours! Die Wahl ist geschlagen, die Finalisten für den REGAL Start-up Pitch stehen fest. Die REGAL Redaktion hat sich nach harter Diskussion für sechs Teams entschie- den, die am 15. Juni auf der REGAL-Bühne um wertvolle Preise pitchen werden: 30.000 Euro Medienguthaben bei Pro7Sat1Puls4 und REGAL, Marktforschungs- guthaben bei go2market sowie POS-Displays von Loopos! → Die Expertenjury! Andrea Kraihammer, Lieferantenpolitik & Sortiments strategie SPAR Markus Kuntke, Leiter Trend- und Innovationsmanagement, REWE International AG Katharina Schneider, Mediashop Gründerin und 2 Minuten 2 Millionen Investorin Erich Riegler, Geschäftsleitung go2market REGAL START-UP PITCH – POWERED BY STARTUP20 ↙ PITCH ↗ 23 15. Juni 2023 Messe Wien, Halle C START-UP wendige Ausrüstung ist genauso gesorgt wie für deren Instal- lation beim Kunden, Software für die Farmautomatisie- rung und die Pro- duktionsplanung in Verbindung mit den Verkaufsprognosen. Die monatliche Lie- ferung von Myzel (Pilzsamen) stellt ebenfalls SpawnX. „Auf diese Weise muss der Kunde nichts über die Pilz- zucht wissen, sondern nur über die Manage- mentfähigkeiten und den Auftragsfluss, um dieses Geschäft zu starten.“ Geschäftsumfeld in Österreich. Das Um- feld in Österreich passt. „Es gibt nur noch fünf Betriebe im Land, die Champignons produ- zieren. Das sind nur elf Prozent des gesamten Pilzabsatzes in Österreich. 89 Prozent der Pilze werden aus Polen, Ungarn und sogar aus China importiert.“ Kaverins Rechnung: „Das bedeutet, dass wir allein auf der Basis des aktuellen Absatzes weitere 45 Betriebe in Österreich eröffnen können.“ Investitionen. Den notwendigen Invest für ein City-Farming-Konzept beziffert Kaverin mit rund 250.000 Euro. „Wenn der Betrieb mit Einzelhändlern oder Großhändlern zu- sammenarbeitet und Pilze zu Großhandels- preisen verkauft, ist die Mindestgröße des Betriebs, die sich lohnt, 300 m 2 .“ Doch die Zahlen hängen vom präfe- rierten Geschäfts- modell ab. „Wenn der Betrieb zu Ein- zelhandelspreisen verkauft, zum Bei- spiel an Nachbarn oder auf einem lo- kalen Markt, dann kann man auch mit zehn m2 zu viel niedrigeren Kosten beginnen.“ W enn Farmen wie Pilze aus den Groß- städten wachsen, dann hat Vladimir Kaverin sein Ziel erreicht. Neuerlich sein Ziel erreicht, denn: Die Idee hatte bereits Erfolg. 2019 startete der umtriebige Tausend- sassa mit seinem Projekt in Russland. Eine eigene Farm produzierte da schon kontinuier- lich zehn bis 15 Tonnen Pilze pro Monat. Ein- zelhändler wie Magnit oder Metro begannen sich für das Kaverin-System zu interessieren. „Dann kam der Krieg und wir mussten Russ- land verlassen, unser Geschäft aufgeben und nach Graz übersiedeln“, so der Geschäftsfüh- rer, der mit seinem Team eine regelrechte Reise-Odysee hinter sich hat. „Zum Glück wurden wir in das Inkubatorprogramm des Science Park Graz aufgenommen.“ Der Re- Start-Knopf wurde gedrückt und auch in Österreich nimmt die Idee wieder Fahrt auf. Und da profitiert SpawnX von seiner Historie. „Unsere Technologie ist bereits unter realen kommerziellen Bedingungen getestet worden und hat gute Gewinne eingebracht. Aufgrund des Umzugs stellen wir nun unsere PreSeed- Runde zusammen, um die erste Farm mit unserer Technologie in Graz zu bauen und unser Geschäft weiterzuführen.“ Schlüsselfertige Farmen. Know-how, das Kaverin in ein schlüsselfertiges Konzept goss und nun verkaufen will. „Genau. Wir entwer- fen und verkaufen schlüsselfertige Pilz-Stadt- farmen. Dies ist ein Geschäft für den Anbau aller Arten von Pilzen mit klarer Wirtschaft- lichkeit für den Kunden und einer Amortisa- tionszeit von etwa drei Jahren.“ Für die not- SpawnX: Pilz-Revolution ante portas VLADIMIR KAVERIN 176 | REGAL 0 5 -2023START-UP 35 Prozent der österreichischen Start-ups erzielen mehr als 50 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Der Anteil der Start-ups, der zumindest eine Frau im Gründungsteam haben, ist im Vergleich zum Vorjahr von 36 auf 39 Prozent gestiegen. In Österreich wurden seit 2011 mehr als 3.300 Start-ups gegründet. 84 Prozent der Start-ups haben vor in den letzten zwölf Monaten zusätzliche Mitarbeiter aufzunehmen. Der Anteil der Start-ups, die mehr als 500.000 Euro akquiriert haben, ist von 23 auf 26 Prozent gestiegen. Quelle: Austrian Start-up Monitor 2022 → Start-up Facts 2022 Produkte. Unter dem Strich kann jede Pilzart produ- ziert werden, die heute industriell anbaubar sind. „Wir haben bereits Champignons, Austernpilze, Eryngium, Shiitake und Schnittlauch angebaut. Es gibt mehr als 30 weitere Pilzarten, die in diese Kategorie fallen.“ Ausge- nommen sind aber Steinpilze oder Trüffel. „Pflanzen, die eine Symbiose mit dem Baum eingehen.“ LEH. Dabei strebt Kaverin auch Partnerschaften mit dem LEH an. „Der Einzelhändler meldet uns die benötig- ten Pilz-Mengen in einer Region. Wir stellen eine entspre- chende Farm oder Farmen auf, verkaufen sie und der Farm-Besitzer startet mit der Belieferung.“ Die Folge: „Auf diese Weise erhält der Einzelhändler in jeder Region lokal angebaute Pilze mit minimalem logistischem Aufwand. Wir profitieren durch den Absatz unserer Farmen sowie des Myzels und unsere Käufer erhalten ein rentables Geschäft.“ Export. Für Kaverin steckt die SpawnX-Idee noch in den Kinderschuhen, aber: „Wir hoffen, innerhalb von fünf Jahren das am schnellsten wachsende Start-up-Unterneh- men in der Pilzbranche mit Betrieben in der EU, den USA und dem Nahen Osten zu werden.“ SpawnX Vorstellung der modernen Pilzzucht klar entgegenwirken.“ Mit der Einführung der Kids-Linie 2021 hat Rebel Meat ins Schwarze getroffen. Nachdem die ersten beiden Produkte – Bio Hühnernuggets und Bio-Rindfleischbällchen gut angenommen wurden, folgt nun ein weiteres Pro- dukt. In Österreich ist der Artikel vorerst bei Billa, Billa Plus und Unimarkt gelistet, in Deutschland bei Alnatura und tegut. Dabei will Rebel Meat sein Inno vationstempo 2023 weiter anziehen. „Im Herbst dieses Jahres folgen weitere Artikel.“ Das Wiener Start-Up Rebel Meat bringt das dritte TK- Produkt für Kinder in Stellung Konkret geht es dabei um Bio Hühnersticks aus Fleisch und Gemüse. Dabei will das Unternehmen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. TK-Artikel legen zu. „Der Trend hin zu TK-Produkten erlebte im letzten Jahr einen neuen Schub. Wir haben da- bei einen Rekord-Verbrauch von 47,7 Kilogramm gesehen“, so Cornelia Habacher, Mitgründerin und CPO des Wiener Start-Ups. Dabei steige vor allem die Nachfrage nach ge- sunden und nachhaltigen Convenience-Artikeln. Kinder essen zu wenig Gemüse. Ein weiterer Aspekt für den neuen Vorstoß: „Kinder essen zu wenig Gemüse.“ Eine Studie des Robert-Koch-Instituts zeigt, dass bei den 6-11 Jährigen lediglich ein Prozent der Mädchen und nur zwei Prozent der Jungen im Mittel die tägliche Zufuhr- empfehlung für Gemüse erreichen. „Rebel Meat will hier Rebel Meat: Weiterer Ausbau der Kids-Linie 05-2023 REGAL | 177START-UP der Gesamtkategorie Kon- sumgüter. Wir sehen hier einen leichten Trend nach oben. Es gibt also durchaus Potenzial.“ Die größte Triebfeder für den Start eines eigenen, eines neuen Unterneh- mens liegt in der „Lösung von sozialen und ökologischen Problemen.“ Branchen- technisch ist weiterhin IT am stärksten. „Ein Drittel der Start-ups entfällt auf IT.“ Als Mega-Trend etabliert sich derzeit eine Beschäftigung mit Künstlicher Intelligenz. Das notwendige Start-Kapital se Case-abhängig. „Es fängt aber vermutlich bei 50.000 Euro an und geht hinauf bis zu siebenstelligen Summen.“ Austrian Startups: Liquiditätskrise breitet sich aus REGAL: Sie sind bekannt dafür, dass Sie Food- Start-up Unternehmen, gerne eine Chance geben. Wie viele neue Produkte landen aktuell auf Ihrem Schreibtisch? PRAUCHNER: Es ist ehr- licherweise ruhiger ge- worden. Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmen- bedingungen scheinen den Schritt Richtung Selb- ständigkeit zu hemmen. Gibt es generell noch Chancen als Start-up-Unternehmen zu überzeugen? Sicher nicht, wenn ich das 13. Bier oder den 15. Riegel anbieten möchte. Ich habe auch oft das Gefühl, dass die Start-up-Unternehmen die volle Energie in das Produkt stecken und dann die Arbeit danach vergessen. Konkret gesagt: Es braucht neben der guten Idee, dann auch das Engagement danach. Sei es Verkostungen anzubieten oder erklärungsbedürftige Produkte auch zu begleiten. Kommt ein Start-up’er zu mir und schafft uns zu begeis- tern, dann werden wir den Artikel auch ausprobieren. Bei TK ist wenig Bewegung Kurz-Gespräch mit Spar-Vize-Präsident KR Christian Prauchner Wann hat Sie zuletzt ein Unternehmen begeistert? Aktuell probieren wir spe- zielle Fertiggerichte aus. Dabei geht es aber eben nicht um das 25. Gulasch. Wir geben dem Artikel Zeit und schauen uns dann ge- meinsam an, wie es läuft. Wo würden Sie noch Potenziale orten? Vegan und vegetarisch hat weiter eine hohe Trend- kraft. Der Protein-Bereich bei Mopro hat ebenfalls noch seine Berechtigung. Wenig passiert im Bereich TK. Wenn ein Start-Up-Unternehmen aus dem Ausland anklopft? Natürlich sehen wir den Trend der Regionalität und be- vorzugen deshalb Konzepte mit Österreich-Bezug. Aber: Wenn die Idee, der Artikel innovativ ist, dann ist die Herkunft des Unternehmens zweitrangig. Vielen Dank für das Gespräch. MARKUS RAUNIG Eine Milliarde Euro wurden 2022 in Start-Ups investiert. Und dennoch: Die Kurve zeigt deutlich nach unten. „Wir sprechen hier von einem Minus von 18 Prozent im Ver- gleich zum Vorjahr“, erklärt Austrian Startups Executive Chairman Markus Raunig gegenüber REGAL. Dabei zeigt sich der Ernst der Lage vor allem im zweiten Halbjahr 2022. „Da wurden nur mehr 125 Millionen bereitgestellt. Das sind 83 Prozent weniger als noch in den zweiten sechs Monaten des Jahres 2021.“ Die aktuelle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen Neu- starts schwieriger. „Es gibt aktuell eine Liquiditätskrise. Fundraising ist eine große Herausforderung geworden, weil viele Investoren aktuell weniger Risiko-Investments machen, Stichwort Unsicherheit und Zinswende.“ Trotz- dem bleibt die Neugründeranzahl mit 200 bis 300 stabil. „Zehn Prozent der Start-ups kommt nach wie vor aus 178 | REGAL 05-2023Start mit neuer Öl-Marke Vieno Vimeksim International: vieno.at •Austrian quality fine art of oil the crafted by nature Die Vimeksim Aust- ro-Tochter Vimek- sim International lässt Sonnenblu- menöl unter der Neo-Marke Vieno vom Stapel. „Unser Leitgedanke war es Öl aus der Ukraine, das wir bereits über unseren Partner Goldmann als Pri- vatlabel auf den Markt gebracht ha- ben, unter unserer eigenen Dachmarke zu vertreiben und diese Komponenten – also Öl aus der Ukraine, eigene Dachmarke – mit der hoch professionellen Qua- litätskontrolle hier in Österreich zu verbinden“, erklärt Geschäftsführer Hans Karall gegenüber REGAL. Nachsatz: „Ob Flaschendesign oder Kommunikation. Wir werden mit Vieno Bewegung in die Kategorie bringen.“ Qualität im Vordergrund. Dabei kann das Unternehmen schon heu- te auf viel Erfahrung mit der Pro- duktion und dem Handel von agra- rischen Erzeugnissen zurückgrei- fen. An oberster Stelle dabei: Der Qualitätsgedanke. „Wir setzen alles in Bewegung, um eingegangene Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Mit diesem Zugang und einer uns eigenen Bescheidenheit, basierend auf unserem agrarischen Hinter- grund, haben wir es in 15 Jahren auf einen Umsatz von 800 Millionen Euro geschafft.“ Ziele. Dazu passen auch die derzeitigen Rahmenbedingungen. „Andererseits wissen wir als Bran- chenfachleute, dass der Bedarf an hoch- wertigen Pflanzenö- len ungebrochen ist. Sonnenblumenöl ist hier erst der Anfang. Es sind schon einige weitere Pflanzenöle im Speicher.“ Das vieno-Sonnenblu- menöl wird es in den Gebindegrößen von Ein-Liter, Fünf-Liter und Zehn-Liter-Fla- schen geben. Dabei nimmt Karall Länder der Europäi- schen Union, des mittleren Ostens sowie Afrika in den Fokus. „Das ist auch dem Know-how unseres weit vernetzten Verkaufsteams geschul- det.“ Umsatz-Plan. Umsatzmäßig legt Karall starke Vorhaben auf den Tisch. „Mittelfristig wollen wir ei- nen Umsatz von 50 Millionen Euro erreichen.“ Bis jetzt wurden bereits mehr als drei Millionen Liter ver- marktet. „Die Zehn-Millionen-Liter- Marke wären der nächste Meilen- stein, den wir so rasch wie möglich erreichen wollen.“ → Neuer Vorstoß mit Sonnenblumenöl → Qualität als wichtigster Eckpfeiler HANS KARALL, Geschäfs - führer UMSATZ-PLAN 50 Millionen Euro mittelfristig VERMARKTUNGS-ZIEL: 10 -Millionen-LiterNext >