< PreviousD ie Inflation in der Tschechischen Republik überstieg 14,2 Prozent. Die Lebensmittelpreise steigen rasant. So stiegen Weizenmehl im Ap- ril gegenüber dem Vorjahr um 65 Pro- zent, Fleisch um elf Prozent, teilent- rahmte H-Milch um fast ein Drittel, Eier um mehr als 14 Prozent und Zu- cker um mehr als ein Viertel. Brot war um mehr als 20 Prozent teurer als im Vorjahr, Butter stieg um 31,6 Prozent und Kartoffeln um 19,2 Prozent. Benzin billig. Nun fahren immer mehr Tschechen nach Polen, um billigere Lebensmittel zu kaufen. Dabei legen manche Tschechen mehr als 100 km zurück, auf dem Heimweg tanken sie an polnischen Tankstellen, wo Benzin im Schnitt um 0,28 Euro günstiger ist. Grund ist die vorübergehende Abschaf- fung der Mehrwertsteuer in Polen auf Grundnahrungsmittel (Brot, Fleisch oder Milchprodukte). Auch eine Steu- erermäßigung für Kraftstoffe besteht. Brot und Fleisch. Beispielsweise kosten 400 g Brot in Tschechien durch- schnittlich 1,50 Euro und in Polen 0,80 Euro. Auf den ersten Blick fallen vor allem beim Fleisch niedrigere Preise auf. Putenbrust kostet zum Beispiel 5,1 Euro pro Kilogramm, beim tschechi- schen Lidl in derselben Woche 8,05 Euro. Natural 95 steht in Polen an der ersten Tankstelle außerhalb Tsche- chiens zu einem Preis von etwa 1,57 Euro pro Liter. Wenn man an einer Tankstelle des gleichen Unterneh- mens im etwa drei Kilometer entfern- ten Náchod, Tschechien, tankt, zahlt man etwa 1,86 Euro pro Liter Benzin. ■ Tank-Tourismus boomt ■ Hohe Inflation Einkaufs-Tourismus: Tschechen in Polen! ■ Über 36 Prozent Spar baut Marktanteil aus Spar baut die Marktanteile weiter aus. Nach 36,0 Prozent im Vorjahr kommen die Sparianer in den ersten vier bis fünf Monaten des Jahres 2022 schon auf 36,2 bis 36,3 Prozent, erfuhr REGAL. Rewe hält sei- ne starke Position und erreicht momentan 33,4 Prozent. Hofer konnte einen leichten Rückgang stoppen. So legte der Diskontbereich Hofer/ Lidl in den ersten Monaten 2022 wieder zu, wenn auch sehr leicht, auf 23,5 Prozent. Dabei wird von Experten auch Lidl eine recht gute Ent- wicklung attestiert. Bei Spar läuft zwar S-Budget gut, jedoch sind die hohen Zuwachsraten heuer nicht gegeben, da S-Budget schon im Vorjahr extrem stark gewachsen ist. Die Preissteigerungen der Indust- rie sieht Spar mit gemischten Gefühlen. Teilweise sieht man die Forde- rungen als berechtigt an, teilweise jedoch nicht. Die Preisanstiege würden sich jedoch oft nur im einstelligen Bereich bewegen, heißt es. Die Inflation stieg in der Tschechischen Republik im Mai auf 16 Prozent. Vor allem die Preise für Wohnungen, Lebensmittel und Treibstoff steigen rasant. Die Lage ist, ähnlich wie in Österreich, dramatisch. Tankstellen be- rechnen 44,3 Prozent mehr für Kraftstoff als noch vor einem Jahr. Im europäischen Vergleich hat Tschechien die neunt höchste Inflation und die 26. höchste der Welt. Die Regie- rung hat rund vier Milliarden Euro bereitgestellt, um den Bürgern zu helfen. Konkret heißt das: Die Menschen be- ginnen zu sparen und die Kunden streichen unnötige oder teurere Waren von ihren Einkaufslisten. Energie und Benzin haben wir genug. Tschechien hat Ölreserven für 4 Monate, Gasreserven für 3 Sommer- monate und Kernbrennstoff- reserven für 2 bis 3 Jahre. In den Speichertanks befindet sich nun etwa 2,5-mal mehr Gas als im Vorjahr. VON ANETA ZEUNEROVÁ, REPORTERIN REGAL IN PRAG 15 Prozent Inflation in Osteuropa KOMMENTAR Anstieg der Warenpreise in Prozent Insgesamt + 17,7 Dienstleistungen + 13,1 Lebensmittel und alkoholfreie Getränke + 10,7 Mehl + 64,6 Teilentrahmte Milch + 42,1 Eier + 33,8 Butter + 51,9 10REGAL06/07-2022 R06 Handelszeitung.indd 1001.07.22 11:39 (v.l.n.r.): RWAVorstandsdirektor Stefan Mayerhofer, SparVertriebsleiter Wolfgang Helm, MA, die Geschäftsführer der RaiffeisenLagerhaus GmbH Dir. DI Rainer Wildt und Dir. Mag. Bernd Pflanzer, SparGeschäftsführer Mag. Alois Huber. E s ist offiziell. Das Lagerhaus Ter- nitz bekommt einen Spar in den bestehenden Räumlichkeiten. Dazu soll ein Teil des derzeitigen Haus- und Gartenmarktes in einen zeitgemäßen Lebensmittelmarkt ver- wandelt werden. Invest: 2,7 Millionen Euro. Die voraussichtliche Eröffnung ist für November angekündigt. Das Lebensmittelangebot wird damit auf über 20.000 Artikel aufgestockt. Frischfleisch und Backshop sind ebenso dabei wie Obst und Gemüse und eine „Schmankerl & Co“ Snacks- Theke. Es werden Mitarbeiter in allen Bereichen gesucht. Die geplante Ver- Beck wird Billa-Vorstand Umstrukturierungen bei Billa. Alles aus einer Hand. Der Großhandel im Konzern soll gestärkt und vereinheitlicht werden – so kündigt die Rewe das neue Ressort „Großhandel und Kaufleute“ an, das mit 1. Juli gestartet hat. Bisheriger Vorstandssprecher der Adeg, Brian Beck (42), soll eben- dieses als Vorstand leiten. Adeg soll künftig eine eigen- ständige operative Einheit des angekündigten Ressorts sein – „(Adeg) bleibt als Marke bestehen und ist weiterhin wichtiger Bestandteil der Rewe Group“, heißt es in einer Aussendung. Rewe-Vorstand Marcel Haraszti erklärt indes: „Mit diesem Schritt stärken, bündeln und vereinheitlichen wir unsere Großhandelsaktivi- täten unter einer Verantwor- tung. Das Adeg Großhandels- geschäft und künftig auch die Billa Kaufleute werden somit aus einer Hand betreut.“ Die Leitung der „Einheit“ Adeg im nunmehrigen Billa Ressort Großhandel übernimmt Jürgen Öllinger (43) als Geschäftsfüh- rer mit der operativen Verant- wortung für den Adeg Groß- handel, die Adeg-Kaufleute und die Kooperationspartner. Adeg bleibt damit bei einem eigenständigen Vertrieb, Category Management, Marke- ting und Ladenbau mit den Geschäftsfeldern Selbst- ständiger Einzelhandel und Kooperationspartner. ■ Rewe Zentralfinanz Starkes Austro-EBITA geplant Kürzlich fand die Generalversammlung der Rewe-Zentralfinanz, Kopf- gesellschaft der Rewe Group, in Kitzbühel statt. Das Aufsichtsrats- gremium für die kommenden vier Jahre wurde besetzt. Neu mit dabei die Rewe-Kaufleute Thomas Kunkel, Vorstandsmitglieder der Rewe Süd/Südwest und Lutz Richrath, Vorstandsmitglieder der Rewe West. Erich Stockhausen wurde für seine dritte Amtsperiode als Vorsitzen- der bestätigt. Dabei wurde auch der Jahresabschluss genehmigt. Die Rewe hatte mit Jahresende in Österreich 2.164 Standorte am Netz, Handel International kam auf 15,7 Milliarden Euro. Der Ausblick für Österreich 2022: „Durch verstärkte Aktivitäten in die Preis- und Leistungswahrnehmung sowie durch die vollzogene Umstellung von Merkur auf Billa Plus planen wir in der Sparte ein signifikant wachsen- des, über dem Vorjahr liegendes internes EBITA.“ ■ In Bau Neuer Spar in Ternitz kaufsfläche wird rund 400 m² betra- gen, wie REGAL auf Nachfrage erfuhr. Laut Spar-Pressestelle wird der Stand- ort im Lagerhaus zusätzlich zum be- stehenden Spar in Ternitz eröffnet. Umbau gestartet. „Die Planungen sind bereits voll im Gange und im Juli soll mit den Arbeiten begonnen wer- den, wobei der Betrieb der Bereiche Haus- & Garten sowie Baustoffe und natürlich auch der Radshop davon nicht betroffen sein werden“, zeigen sich die Geschäftsführer der Raiffei- sen Lagerhaus GmbH DI Rainer Wildt und Mag. Bernd Pflanzer zuversicht- lich. © SPAR/WALLNER) BRIAN BECK UND JÜRGEN ÖLLINGER erhalten neue Positionen im Konzern. 11REGAL06/07-2022 R06 Handelszeitung.indd 1101.07.22 11:39Die größten LH/DFH/Bau Retailer 2021 Dr. Gerhard Drexel, Aufsichtsratsprä- sident von Spar Österreich, erzählt in dem Buch „Auf den Spirit kommt es an – Mit Herz und Hirn zur Nummer 1“, das am 10. September 2022 bei „edition a“ erscheint, wie das Unternehmen nach jahrelanger Aufholjagd Nummer eins des österreichischen Lebensmittelhan- dels wurde und welcher Maß- nahmen es bedurfte. Spar-AR-Präsident schreibt Buch Der Online-Supermarkt Rohlik, auch mit Beteiligung von gurkerl.at, er- wirtschaftete im Vorjahr einen Um- satz von 500 Millionen Euro. Kürzlich erhielt das Unternehmen in einer Finanzierungsrunde der Serie D 220 Millionen Euro. Die Gesamtfinanzie- rung übersteigt nun 500 Millionen Euro. Die finanziellen Mittel werden etwa für die Automatisierung von Fulfillment-Zentren eingesetzt. Rohlik bekommt Finanzspritze Personalrochade bei der Spar. Der langjährige Chef-Marketing-Stra- tege Dr. Gerhard Fritsch (66) geht nach 36 Jahren in den Ruhestand. Seine Position wird mit 1. Jänner 2023 Mag. Jörg Pizzera (47) über- nehmen. Der studierte Ökonom war nach Stationen in der Lebens- mittelerzeugung zuletzt Senior Marketing Director bei McDonald´s Europe. Kommando geht von Fritsch an Pizzera Quelle: trend edition+. Das Trend Ranking des Jahres Top 500. Umsatz-Details sind dem trend Ranking zu entnehmen. ÖSTERREICH UND VERBUNDENES GESCHÄFT (AUSLAND) ORGANISATION UMSATZ 2021 in Mrd. Euro PLUS/MINUS 2021 versus 2020 Rewe International15,90 0,50 Spar Österreich15,10 4,88 Hofer 4,40 -4,30 Markant Österreich4,12 1,30 dm 2,75 8,43 Lidl 1,50 2,04 MPreis0,81 0,27 Metro 0,73 -5,37 OBI 0,64 2,30 Hornbach0,47 6,50 Transgourmet0,44 8,29 Wedl 0,43 9,67 Bauhaus0,43 1,66 UniGruppe0,35 -2,80 Kastner0,23 0,98 12REGAL06/07-2022 R06 Handelszeitung.indd 1201.07.22 11:39Die Großbaustelle an der U-Bahn- Station Meidlinger Hauptstraße im Südwesten Wiens ist nicht zu über- sehen. Hier baut die Real-Treuhand das „VIO Plaza“ das aus 10.000 m 2 Retail- und Gastroflächen plus mehr als 20.000 m 2 Büroflächen, Mietwohnungen und Hotelzimmern bestehen wird. Als Ankermieter für den Shopping Bereich werden Billa Plus und Müller Drogerie genannt. Billa Plus nach Wien Meidling Hofer treibt seine Umbau-Welle vor- an. In Vorchdorf (Oberösterreich) brachte der Diskont-Primus nun seine modernisierte Filiale auf 940 m 2 große Fläche. Dabei ver- fügt das Geschäft jetzt über eine verlängerte Variante des Kühl- regals. Zudem erfüllt der neue Standort durch die LED-Technik- sämtliche Ansprüche in Sachen Energieeffizienz. Hofer: Modernisierung geht weiter Neue Lagerflächen für Online-Shops Neue Ausbaustufe. Die Spar mietet beim Logistikzentrum Loosdorf (NÖ) neue Flächen dazu. Konkret werden die Lagerflächen für die Interspar-Onlineshops Haushalt und Freizeit sowie weinwelt.at auf 8.000 m 2 verdoppelt. Insgesamt werden in beiden Onlineshops künftig mehr als 9.000 Produkte verfügbar sein. Spar Baden Am 20. Juli eröffnet ein neuer Spar Supermarkt in Baden (Niederösterreich), Vöslauer Straße 34. Lidl Deutschland startet mit Umzugsservice In Kooperation mit der Online-Umzugsplattform Movinga bietet Lidl seit kurzem ein Umzugsservice an. Fahrzeuge werden be- und entladen, Möbel ab- und aufgebaut, Umzugskartons gepackt. Buchen Kunden das Service über Lidl, erhalten sie einen Rabatt von 100 Euro sowie eine Premium- versicherung. Kaufland startet mit Handscannern In über 50 Filialen bietet Kauf- land seit kurzem Handscan- ner. Damit können Kunden Produkte direkt am Regal scannen und diesen Einkauf dann über einen QR-Code an der SB-Kasse bezahlen. Statt den Handscannern kann auch das Mobiltelefon verwendet werden. Das Service ist für alle benutzbar, die eine Kaufland-Card haben. Kärnten: FMZ-Fusion FMZ Fusion in Spittal an der Drau: Unter dem Namen Kulmax verbindet die Rutter Immobilien Gruppe ihre beiden benachbarten Fach- marktzentren, das Kulmax in der Villacher Straße und das Drautalcenter, miteinander. Um- und Ausbauarbeiten sind im Gange. Unter ande- rem für den Neumieter Hervis. Neuer Großmieter Die ShoppingCity Seiersberg im Süden von Graz wartet mit einem neuem Großmieter auf. Im August eröffnet der italienische Modehändler Sorelle Ramondo auf beinahe 4000 m 2 eine neue Filiale. HORST LEITNER Generaldirektor INTERSPARGESCHÄFTSFÜHRER Mag. Johannes Holzleitner und SparDirektor Mag. Alois Huber 13REGAL06/07-2022 R06 Handelszeitung.indd 1301.07.22 11:39HANDEL INTERVIEW Ihre Pläne, Herr Minister? REGAL Exklusiv-Interview mit dem neuen Landwirtschafts- Minister Mag. Norbert Totschnig MSc. 14 | REGAL 06/07-2022 Minister Totschnig.indd 1401.07.22 09:50INTERVIEW: GREGOR SCHUHMAYER R EGAL: Welche sind Ihre Pläne und Ziele als neuer Landwirtschaftsminister Österreichs? Bundesminister Mag. Norbert Totschnig: Angesichts der vielen Krisen hat die sichere Versorgung der Österreicher mit Lebensmitteln absolute Priorität. Das geht nur gemeinsam mit unseren Bauern und natürlich den Partnern entlang der Lebensmittelkette. Damit die Versorgung mit Lebensmitteln auch in Zukunft gewährleistet ist, müssen wir die Liquidität der Betriebe sicherstellen. Die Bundesregierung unterstützt mit dem Anti-Teuerungspakt nicht nur die Bevölkerung, um die Kaufkraft zu steigern, sondern setzt auch Sofortmaßnah- men für die Wirtschaft im Umfang von rund einer Milliarde → Sanfterer Kurs gegenüber dem Handel → Verpflichtende Herkunfts-Kennzeichnung soll 2023 kommen → Bio-Landwirtschaft schon bei 26 Prozent → Strukturwandel der Bauern ist eine Tatsache HANDEL INTERVIEW 06/07-2022 REGAL | 15 Minister Totschnig.indd 1501.07.22 09:50Euro. Mit diesem Paket wollen wir den Menschen das Geld zurückgeben, das ih- nen durch die Inflation genommen wurde. Die finanzielle Mehrbelastung durch ge- stiegene Rohstoff- und Energiepreise ist enorm. Das Gesetz für eine verpflichtende Her- kunftskennzeichnung für verarbeitete Produkte ist in Begutachtung bei der EU. Kommt dort ein OK, wie sieht der Weg dieses Gesetzes auch zeitlich aus? Im Regierungsprogramm wurde die Ein- führung einer verpflichtenden Herkunfts- kennzeichnung der Primärzutaten Milch, Fleisch und Eier in der Gemeinschaftsver- pflegung und in verarbeiteten Lebensmit- teln vereinbart. Das zuständige Gesund- heitsministerium hat gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium und dem Wirtschaftsministerium wie auch mit Ver- fassungs- und Europarechtsexperten an der Umsetzung gearbeitet. Die entspre- chenden Verordnungen sind nun in Begut- achtung und wurden zur Notifikation an die Europäische Kommission übermittelt. Ziel ist es, dass die verpflichtende Her- kunftskennzeichnung mit 2023 in Kraft tritt. Glauben Sie, dass viele Konsumenten in den heutigen Zeiten nicht eher auf den Preis im Lebensmittelgeschäft achten, HANDEL INTERVIEW als auf irgendwelche Herkunftshinweise auf Verpackungen von Produkten? Ich glaube, dass durch die spürbaren Teue- rungen die Haushalte sehr genau darauf achten, wofür sie ihr Geld ausgeben. Und ja, es ist eine Tatsache, dass viele Menschen zuerst bei den Lebensmitteln sparen. Als Minister möchte ich den WERT des Le- bensmittels hervorstreichen und daran er- innern, dass die Österreicher in den 1950er- Jahren noch fast die Hälfte ihres Budgets für Lebensmittel ausgegeben haben. Heute sind es um die zehn Prozent, gleichzeitig war nie zuvor das Angebot an Lebensmit- teln so vielfältig und hochwertig wie heute. Wie beurteilen Sie die Struktur des Le- bensmittelhandels in Österreich? Österreich hat bekanntermaßen eine der höchsten Konzentrationen im Lebensmit- telhandel. Diese Konzentration sorgt für starken Konkurrenzkampf. Der Handel ist aber für die Bauern ein wichtiger Partner, denn viele Handelsketten setzten bereits auf freiwillige Qualitätsstandards, die hö- her sind als die gesetzlichen. Das gemein- same Bestreben muss es sein, faire Bauern- preise und natürlich leistbare Preise für die Konsumenten zu erreichen. Angesichts der Teuerung, wird es für die Bauern nicht noch schwieriger sein, Prei- se zu erzielen? Ich sehe es als meine Aufgabe, genau das zu verhindern. Die Regierung hat bereits meh- rere Entlastungspakete geschnürt. Nun wurde das Anti-Teuerungspaket vorgelegt, „ Der Handel ist für die Bauern ein wichtiger Partner.“ MAG. NORBERT TOTSCHNIG, LANDWIRTSCHAFTS- MINISTER CEM ÖZDEMIR, deutscher Landwirt- schaftsminister (li) und Bundesminister Norbert Totschnig LANDWIRTSCHAFTSMINISTER NORBERT TOTSCHNIG besuchte schon zahlreiche Bauern 16 | REGAL 06/07-2022 Minister Totschnig.indd 1601.07.22 09:50MIT WENIGER. DAS BESTE GOE_NH4_Inserat_Regal_210x297_rd.indd 127.06.22 10:29HANDEL INTERVIEW „ Gegen die Teuerung haben wir auch ein Entlastungs- Paket für die Bauern.“ MAG. NORBERT TOTSCHNIG, LANDWIRTSCHAFTS- MINISTER Ich denke, dass meine Vorgängerin Elisa- beth Köstinger mit dem behördlich aner- kannten Gütezeichen AMA GENUSS REGI- ON einen echten Meilenstein gesetzt hat. Da sind wir auf einem guten Weg. Es ist ein einfaches, klares und transparentes Quali- täts- und Herkunftssicherungssystem für bäuerliche Direktvermarkter, Lebensmit- tel-Manufakturen und die Gastronomie. Österreichweit nehmen mehr als 3.300 Be- triebe teil. Wie entwickeln sich die Bio-Anteile in der Landwirtschaft? Die Bio-Landwirtschaft hat derzeit einen Anteil von rund 26 Prozent, damit liegen wir in Europa an der Spitze. Die Biopro- duktion auszuweiten, ist aber zu wenig. Wir müssen vielmehr auch den Absatz mit- einbeziehen. Mehr Bio wird nur dann ge- lingen, wenn die Erzeugnisse in ausrei- chender Menge und zu Preisen gekauft werden, die sich für unsere Biobäuerinnen und Biobauern auch lohnen. Mit welchen Maßnahmen steuern Sie ge- gen das Bauernsterben? Mit dem EU-Beitritt ist es uns gelungen, die Vielfalt der österreichischen Landwirt- schaft zu erhalten bzw. weiter auszubauen und den Strukturwandel zu bremsen. Ein gewisser Strukturwandel ist in allen Wirt- schaftsbereichen eine Tatsache. Davon kann auch die Landwirtschaft nicht abge- koppelt werden. Mit der Gemeinsamen Ag- rarpolitik haben wir ein sehr effizientes Instrument, das Perspektiven für unsere bäuerliche Landwirtschaft schafft. Sie kommen ja aus Osttirol. Welche Er- fahrungen nehmen Sie aus der Region für Ihre Funktion in Wien mit? Ich bin am Bauernhof aufgewachsen. Die Landwirtschaft hat mich also seit frühester Kindheit geprägt. Und diese Erfahrung bringe ich in das Amt mit. Das heißt: Wenn Arbeit anfällt, packe ich an. Wie sehen Sie die ökosoziale Marktwirt- schaft heute? Die Ökosoziale Marktwirtschaft ist seit je- her ein guter Wegweiser, weil es immer um das ökonomisch Tragbare, das ökologisch Machbare und das sozial Ausgewogene geht. Dies ist jedenfalls für mich ein solider Kompass, um nachhaltige Politik zu ma- chen. REGAL: Vielen Dank für das Interview! mit noch heuer wirksamen Sofortmaßnah- men im Umfang von fünf Milliarden Euro. Damit wird den Menschen das Geld zu- rückgegeben, das ihnen durch die Inflation genommen wurde. Das zusätzliche Entlas- tungspaket für die Bäuerinnen und Bauern garantiert, dass die Betriebe weiter produ- zieren können und die Lebensmittelversor- gung gesichert ist. Wollen Sie das Verhältnis zum Lebens- mittelhandel entschärfen und verbes- sern, und wenn ja, wie? Für mich ist der Lebensmittelhandel der „Lebenspartner“ der Bauern. Daher ist es mir ein großes Anliegen, mit dem Handel an einem Strang zu ziehen und gemeinsam etwas zu bewirken: für die Bauern, für die Konsumenten und natürlich auch für den Handel. Die viel zitierten Schlagworte Wertschöpfung und Wertschätzung sollen tatsächlich mit Leben erfüllt werden. Eine Senkung der Mehrwertsteuer im LEH halte ich für den falschen Weg. Man kann nur ein Gesamtpaket für eine steuerliche Ent- lastung schnüren. Welchen Weg gehen Sie bei den Genuss- Regionen, wie viele gibt es, kommen neue hinzu? MAG. NORBERT TOTSCHNIG, Landwirtschaftsminister mit LANDWIRT- SCHAFTSKOMMISSAR JANUSZ WOJCIECHOWSKI (re), EU-Agrarrat 18 | REGAL 06/07-2022 Minister Totschnig.indd 1801.07.22 09:51Next >