< PreviousREGAL im Gespräch mit der Bayerischen Landwirtschafts- ministerin Michaela Kaniber BAYERN REPORT 120 | REGAL 09-2022BAYERN REPORT REGAL: Wie hat sich 2021 gegenüber 2020 der Export/Import zu Österreich entwi- ckelt? Wo war das größte Wachstum/Minus? MICHAELA KANIBER: Unsere beiden Län- der haben nicht nur ein sehr freundschaft- lich-nachbarschaftliches Verhältnis, wir pfle- gen auch seit vielen Jahren einen intensiven Warenaustausch. Der Export nach Österreich ist eine tragende Säule unserer Ernährungs- wirtschaft. Wie Sie wissen, lebe ich im Berch- tesgadener Land in einem Ort, der halb in Bayern und halb in Österreich liegt. Mit der guten und gelebten Partnerschaft beider Länder bin ich aufgewachsen. Deshalb freut es mich auch sehr, dass bei Ihnen unsere Spezialitäten so geschätzt werden. Österreich ist mit 13,3 Prozent das nach Italien zweit- stärkste Exportland für bayerische Lebens- mittel. Seit 2015 hat unsere Lebensmittelaus- fuhr nach Österreich – mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 – stetig zugenommen. Noch ein paar Zahlen zu unseren Han- delsbeziehungen: Der Exportwert österrei- chischer Produkte nach Bayern ist um 14,1 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro ge- stiegen. Damit sind österreichische Lebens- mittel bei uns beliebter als italienische. An der Spitze standen pflanzliche Nahrungsmit- tel, die um 24 Prozent auf einen Wert von 582 Millionen Euro zugelegt haben. Der Ausfuhr- wert von Fleisch und Fleischwaren lag bei 257 Millionen Euro, bei Milch und Milcher- zeugnissen waren es rund 248 Millionen Euro. Auch bei den bayerischen Exporten nach Österreich gab es erfreuliche Zuwächse: 2021 lagen sie bei rund 1,34 Milliarden Euro und damit über neun Prozent höher als im Jahr Frau Ministerin: Ihre Pläne für die Marke „Bayern“? Der Exportmotor brummt wieder. Nach einer Corona-Delle im Jahr 2020 lag 2021 der Ausfuhrwert bayerischer Produkte nach Österreich bei rund 1,34 Milliarden Euro und damit über neun Prozent höher als im Jahr zuvor. Inflation und gestiege- ner Kostendruck stellen Bayerns Landwirtschaft nach Corona vor neuen Heraus- forderungen. Die Bekanntheitswerte für das Siegel „Geprüfte Qualität – Bayern“ klettern stetig. Mittlerweile kennen rund drei Viertel aller Verbraucher in Bayern das GQ-Siegel. INTERVIEW: ROBERT FALKINGER 09-2022 REGAL | 121BAYERN REPORT zuvor. Die beliebtesten bayerischen Produkte waren Fleisch und Fleischwaren mit ei- nem Wert von rund 204 Millionen Euro, gefolgt von Käse mit 162 Mil- lionen Euro, pflanzli- chen Nahrungsmitteln mit 135 Millionen Euro und Backwaren mit 113 Millionen Euro. An Milch und Milcher- zeugnissen haben die bayerischen Molkerei- en Produkte in Höhe von mit 102 Millionen Euro über die Grenze geliefert. Wie hat sich Corona in der bayerischen Landwirtschaft aus- gewirkt? Im ersten Jahr der Co- rona-Pandemie hatten unsere Landwirte vor allem mit der Marktsituation zu kämpfen. Wegen Kontaktbeschränkungen kam es da- mals zu erheblichen Verschiebungen in der Nachfrage, denn der gesamte Bereich des Au- ßer-Haus-Verzehrs ist weggebrochen. Der Le- bensmitteleinzelhandel und die Direktver- marktung haben dagegen profitiert. Insge- samt haben sich unsere Produktions- und Lieferketten als krisenfest und funktionsfä- hig erwiesen. Daraus ist in der Verbraucher- schaft auch eine vertiefte Wertschätzung für heimische Lebensmittel und eine gestiegene Nachfrage nach regionalen, nachhaltig er- zeugten Lebensmitteln entstanden. Dadurch ist übrigens auch der Bio-Anteil bei Lebens- mitteln gestiegen. Allerdings hat Corona auch zu Störungen der internationalen Lieferketten geführt. Stö- rungen, die sich nun durch den russischen Angriffskrieg nochmals massiv verstärkt ha- ben. Aktuell steigen die Verbraucherpreise auf breiter Front, auch für nahezu alle Le- bensmittel. Wichtige Grundnahrungsmittel wie Mehl, Nudeln, Fleisch und Eier, Butter und pflanzliche Öle – alles ist für den Ver- braucher teurer geworden. Die Inflationsrate in Deutschland lag im Juli im Vergleich zum Vorjahr bei plus 7,5 Prozent, bei Lebensmit- teln sogar bei besorgniserregenden plus 14,8 Prozent. Das stellt viele Verbraucherinnen und Verbraucher vor große Herausforderun- gen. Ausgaben wie Miet- und Energiekosten sind für viele Menschen kaum beeinflussbar, daher wird leider meist bei Lebensmittelaus- gaben gespart. Seit Anfang dieses Jahres se- hen wir auch, dass die Umsätze mit Öko-Le- bensmitteln erstmalig seit Beginn der Pande- mie sinken. Wie wirken sich die exorbitanten Kosten- steigerungen aus? Die landwirtschaftliche Produktion ist ja ebenfalls von massiven Kostensteigerungen betroffen, beispielsweise bei Düngemitteln, Energie und Futtermitteln. Wer also denkt, dass die Bauern die Nutznießer der Preisstei- gerungen seien, der täuscht sich leider gewal- tig. Im Moment sieht es zwar danach aus, dass die gestiegenen Erzeugerpreise die ge- stiegenen Ausgaben noch abdecken. Aber das ist beileibe nicht in allen Bereichen der Fall. Vor allem im Bereich der Schweinehaltung arbeiten die Betriebe derzeit weitgehend ohne Kostendeckung. Die Situation dort ist tatsächlich existenzbedrohend. Ich warne aber dringend davor, einfach zuzusehen, wie regionale Lieferketten, die sich in Krisen als stabil bewährt haben, wegbrechen. Wie sehen Sie die Energiekrise (Gas)? Die Versorgung mit Energie hat für unsere gesamte Volkswirtschaft eine hohe Priorität. Im Bereich der Agrar- und Ernährungswirt- schaft sind zwei Bereiche von besonderer Wichtigkeit. Für Teile der lebensmittelverar- beitenden Betriebe stellt Gas die zentrale Energiequelle dar. Denken Sie beispielsweise an die Molkereien, bei denen viel Energie für die Kühlung, Erhitzung und Verarbeitung der → Bayerische Ernährungs- wirtschaft 2021 Facts Export Gesamt: ca. 10 Mrd Euro (plus 8,1 % vs 2020) Export von Bayern nach Österreich: 1,34 Mrd Euro (plus 9,4 % vs 2020) Import von Öster- reich nach Bayern: Ca. 2 Mrd Euro (plus 14,1 %) Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik 122 | REGAL 09-2022BAYERN REPORT Rohmilch benötigt wird. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln muss bei Eintreten einer tatsächlichen Mangellage pri- orisiert werden. Mit der Düngererzeugung hängt aber auch eines der wichtigsten Be- triebsmittel der Landwirtschaft zu großen Teilen vom Erdgas ab. Die extremen Preisent- wicklungen der letzten Monate und das Risi- ko eines weitgehenden Ausfalls der Lieferun- gen haben hier zu viel Unsicherheit über die tatsächliche Verfügbarkeit – insbesondere von Stickstoffdüngern – geführt. Mit welchen aktuellen Maßnahmen wird „Geprüfte Qualität – Bayern“ unterstützt? Das GQ-Siegel hat für uns eine herausragen- de Stellung, die wir entsprechend weiter be- kannt machen werden. So planen wir wieder mehrere Verbraucher-Kampagnen zu saiso- nalen Produkten, auch mit den passenden Rezepten. Außerdem organisieren wir eine Roadshow zusammen mit unserem Food- truck und dem Bayerischen Bauernverband in allen Regierungsbezirken. Bauern und Bäuerinnen informieren dabei vor Ort über das Siegel, am Foodtruck werden Kost- proben ausgegeben. Außerdem wird un- ser Siegel auf wichtigen regionalen Veran- staltungen, wie zum Beispiel den Bauern- marktmeilen, beworben. Diese Arbeit trägt auch Früchte: Mittlerweile kennen rund drei Viertel aller Verbraucher in Bayern das GQ-Siegel. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Zu- sammenarbeit mit dem Einzelhandel. Die haben wir in den letzten Jahren stetig ausgebaut und werden das weiter tun. Es gibt bei „Geprüfte Qualität -Bayern“ mitt- lerweile über 25 Produktkategorien, die der Verbraucher in den Regalen findet. 3.000 Einzelhandels- und Bäckereifilialen sind in das Kontrollsystem eingebunden. Man kann also sagen: GQ-Produkte sind bei uns praktisch flächendeckend im Le- bensmittelhandel vertreten. REGAL: Wie ist der aktuelle Stand beim Herkunftsschutz? Kaniber: Bayern ist stolz auf sein kulinari- sches Erbe. Unsere Spezialitäten sind auch weit über unsere Grenzen bekannt und be- liebt. Daher wollen wir sie auch vor Nachah- mung schützen. Mittlerweile sind 53 bayeri- sche Spezialitäten EU-weit geschützt. Der größte Bereich sind die 32 Agrarprodukte und Lebensmittel, das ist ein Drittel aller bundesweit geschützten deutschen Produkte. Acht der geschützten bayerischen Produkte sind Weinbauerzeugnisse, zwölf Spirituosen und ein aromatisiertes weinhaltiges Getränk. Im bundesdeutschen Vergleich liegen wir da- mit unangefochten an der Spitze. Damit die- se Produkte auch von den Verbrauchern er- kannt und für ihre Einzigartigkeit wertge- schätzt werden, unterstützen wir auch PR- Maßnahmen und Kooperationen mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Wie bio ist die bayerische Landwirtschaft und wie soll diese weiter vorangetrieben werden? In Bayern wirtschaften derzeit etwa 11.700 Ökobetriebe auf 411.000 Hektar Fläche. Das entspricht rund 13 Prozent der Landwirt- schaftsfläche. Fast jeder dritte deutsche Bio- Betrieb kommt aus Bayern. Unser ambitio- niertes Ziel ist es, den Ökolandbau bis 2030 auf 30 Prozent auszubauen. Dafür haben wir unser Landesprogramm Bio-Regio 2030 auf- gelegt. Es hat einen ganzheitlichen Ansatz, um die Rahmenbedingungen für den Öko- landbau zu verbessern. Die Maßnahmen de- cken die Bereiche Bildung, Beratung, Förde- rung, Forschung ab und ganz besonders die Vermarktung. Das Bayerische Bio-Siegel ist hier eine der wichtigen Maßnahmen. Denn wir haben den Markt ganz klar im Blick. Der Ökolandbau kann nicht staat- lich verordnet werden, er muss sich mit dem Markt entwickeln! Die Bio-Lebens- mittel werden nicht fürs Schaufenster oder fürs Museum produziert, sondern müssen von Kunden gekauft werden. Heimische Bioprodukte müssen noch mehr Eingang in Verarbeitung und Ver- marktung finden, auch in Bereichen wie Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie und allen Handelsbereichen. Darauf sind unsere Maßnahmen auch ausgerichtet. Wie hat sich das Bayerische Bio-Siegel bewährt? Das Bayerische Bio-Siegel ist wirklich eine Erfolgsgeschichte. Es hat sich seit 2015 zu einer fixen Größe entwickelt: über 1.640 Produkte von über 250 Her- stellern tragen das Zeichen, über 2.000 bayerische Bio-Landwirte – also fast ein Fünftel der bayerischen Bio-Betriebe – sind als Rohstofferzeuger ins Programm einge- bunden. Mit dem Bio-Siegel ist es gelungen, viele regionale Wertschöpfungsketten neu zu beleben und viele neue zu generieren. Das Siegel hat sich also bestens bewährt, sowohl bei den Herstellern wie auch bei den Ver- braucherinnen und Verbrauchern, die daran bayerische Bio-Qualität schnell und präg- nant im Laden erkennen können. Danke für das Gespräch. „Unser ambitio- niertes Ziel ist es, den Ökoland- bau bis 2030 auf 30 Prozent auszu- bauen.“ 09-2022 REGAL | 123BAYERN REPORT REGAL: Herr Hornsteiner, Sie geben mit Jahresende die Leitung der Rewe Süd auf. Warum? VOLKER HORNSTEINER: Ich bin seit 28 Jahren in Management-Funk- tionen bei der Rewe, seit 2016 bei der Rewe Süd. Ich bin gerne hier und fühle mich sehr wohl in Bayern. Da meine Familie in Österreich wohnt, pendle ich jedes Wochenende. Dies wird mir jetzt einfach zu viel. Als sich die Gelegenheit ergab, mich in Österreich mit einem Billa Plus selbstständig zu machen, habe ich zugegriffen. Nichtsdestotrotz fällt mir der Abschied von Bayern sehr schwer. Steigende Kosten, fehlende Verfüg- barkeiten & Co. Wie geht die Rewe Süd damit um? Es gibt keine Planbarkeit. Aktuell beschäf- tigen uns Lieferausfälle, wie wir sie noch nicht hatten. Es gibt Läger, wo wir zehn bis 20 Prozent der Menge nicht ausliefern kön- nen, weil die Industrie die Ware nicht bereit- stellen kann. Und: Es gibt zu wenig Fahrer. Klar, wir haben in den beiden Corona-Jahren nicht zu den Verlierern gezählt, aber waren dennoch mit erheblichen Mehrkosten und Ausfällen konfrontiert. Wo steht die Rewe Süd derzeit, wie ist die Entwicklung? Unsere Umsätze sind gut. Es sind nicht mehr die Zuwächse wie in den letzten beiden Jah- Mag. Volker Hornsteiner, Leiter der Rewe Region Süd, über die aktuelle Entwicklung und die Beweggründe für seinen Wechsel in die Selbstständigkeit Das Erfolgs- Rezept der Rewe Kürzlich wurde in seiner Region der größte Rewe-Markt Deutschlands eröffnet. Warum Volker Hornsteiner nach sechs Jahren Leitung der Region Süd zu neuen Ufern aufbricht, erklärt er im REGAL-Gespräch. INTERVIEW: VERENA SCHNEEWEISS 124 | REGAL 09-2022BAYERN REPORT sieren sich langsam wieder, im Vergleich zu den Corona-Jahren. Was war in den letzten sechs Jahren Ihre persönlich größte Überraschung in der Zeit bei Rewe Süd? Dass es mir in Deutschland so gut gefallen hat. Es ist ein schöner Job. Sechs Regionen, die mit sehr viel Freiheit geführt werden. Ich bin von einem reinen Filialbetrieb gekom- men und habe hier in Deutschland wirklich tolle Kaufleute kennengelernt. Die Rewe Deutschland ist auch durch die Laden- baukonzepte ein internationaler Player geworden, bestes Beispiel ist der Green Farming Markt in Wiesbaden. Österreich hat Sie ab nächstem Jahr wieder. Worauf freuen Sie sich am meisten? Ich habe viel dazugelernt in meiner Zeit hier. Im Dezember werde ich meine Anzüge im Keller verstauen und freue mich auf mein eigenes Geschäft, für das ich schon einige Pläne entwickelt habe. Gerade die ersten zwei Jahre wird es sicherlich anstrengend werden. Aber ich arbeite sehr gerne und finde den Gedanken schön, meinen Kindern etwas übergeben zu können – falls sie denn daran interessiert sind. Verraten Sie uns, in welchem Billa Plus-Standort Sie künftig die Fäden ziehen werden? Das ist noch ein Geheimnis. Es ist ein bestehender Standort und es wird im Frühjahr sein, soviel kann ich sagen. Ab Jänner werde ich eingeschult.(lacht) Danke für das Gespräch! ren, aber wir liegen gut über Budget und kratzen an den Zahlen des Vor- jahres. Wie viele Standorte sind derzeit in der Region Süd im Netz? 277 Märkte von 224 Selbstständigen und 260 Filialen. Wie sehen die Um- und Neubau- Pläne aus? Heuer sind 18 Konzeptumbauten ter- minisiert. Im kommenden Jahr sind 28 Märkte zum Umbau eingetaktet. Heuer hatten wir insgesamt neun Ex- pansionen, eine Verlagerung, vier Ab- riss/Neubau- und ein Erweiterungs- projekt. Highlight ist sicher das Rewe Center in Olching. Im kommenden Jahr werden es elf Expansionen, zwei Verla- gerungen und eine Erweiterung sein. Ist der Lebensmittelhandel attraktiv genug für Kaufleute? Die Attraktivität ist nach wie vor gegeben. Wenn wir mehrere Bewerber für einen Markt haben, gibt es Vergabe-Konferenzen, wo sich die Kandidaten präsentieren. Wir entschei- den dann zu dritt: der Geschäftsleiter Kauf- leute, der Geschäftsleiter Vertrieb sowie ich. Aber man muss erwähnen, dass es zu 95 Pro- zent Personen aus der Rewe-Bubble sind. Das Kaufmannsmodell in Deutschland ist super. Es gibt auch einige Bewerbungen aus dem Management. Wenn man erfolgreich sein Geschäft betreibt, kann man sehr gut davon leben. Was können Selbstständige besser als Filialen? Es macht einfach die letzten Prozentpünkt- chen aus. Ein wichtiger Baustein ist die Sorti- mentshoheit. In welchen Formaten liegt die Zukunft? Bei privatisierten, 1.500 m² großen Stand- orten. Ausnahme ist München oder andere Ballungszentren. In großen Innenstädten ist die Fläche oft kleiner. Die Inflationsrate in Deutschland betrug im August rund acht Prozent. Merken Sie ein verändertes Einkaufsverhalten? Klar steigen die Aktionsanteile und die Eigen marken zischen umsatzmäßig davon. Aber wir merken zum Beispiel bei Bio keinen Einbruch, auch Regionalität ist weiter ge- fragt. Man muss die Themen weiterspielen, auch Vorinvestments sind notwendig. Fre- quenz und Durchschnittseinkäufe normali- Simmental 100 % IN BAYERN BEHEIMATET IN DER WELT BERÜHMT www.vionfoodgroup.com11.000 m² Verkaufsfläche hat Deutschlands größter Rewe-Markt. 25 Millionen Euro flossen in den Verbrauchermarkt in Olching-Geiselbullach nahe München. Größter Rewe Deutschlands M a r k t m a n a g er J ö r g L ö f f l e r 126 | REGAL 09-2022BAYERN REPORT → Ein Feinkost-Paradies der Sonderklasse → Gewaltige 45.000 Artikel → 120 Mitarbeiter → 30.000 Euro Stromkosten pro Monat MAG. VERENA SCHNEEWEIß BERICHTET AUS BAYERN B ayern, Olching-Geiselbullach. 40 Auto- Minuten von München entfernt. Hier legt Jörg Löffler täglich zwischen zwölf und 15 Kilometer in seinem Geschäft zurück. Kein Wunder. Er ist Marktmanager im größ- ten Rewe-Markt Deutschlands. Und wenn et- was passiert, ist Löffler „immer am falschen Ende“, wie er lachend erzählt. Neuestes Ladendesign. Einen höheren dreistelligen Umsatz erwirtschaftet Löffler pro Woche. Die Frische hat dabei einen Anteil von knapp 40 Prozent. Der Markt erstrahlt im neu- esten Ladenlayout der Rewe. Helle Fliesenbö- den gehören genauso dazu wie Holzwände in der Feinkost, niedrige Regale oder die Kom- munikation mit Verben. „Ich habe mich zu- sätzlich für den Einsatz von Piktogrammen entschieden.“ In der Drogerie-Abteilung setzt die Rewe auf Emotionen. Neben Schlagwör- tern wie „strahlend schön“ gehören auch aus- sagekräftige Bilder zum neuen Konzept. Drei Jahre Umbau. Seit 2019 ist Löffler der oberste Kopf im neuen Vorzeigemarkt der Rewe Region Süd. Seither wurde auch umge- baut. Und das bei laufendem Betrieb. 25 Mil- lionen pumpte die Rewe in ihren Mega-Markt. Nach fünf Jahren Planungs- und drei Jahren Bauzeit steht der rundumerneuerte Markt nun da. Fertig, und dennoch im Fluss. „Es ist nach wie vor viel Improvisation gefragt“, sagt Löffler im REGAL-Gespräch. Trotz seiner Funktion versucht er 70 Prozent seiner Ar- beitszeit auf der Fläche zu verbringen. „Ich will den Überblick behalten und im Gesche- hen sein.“ Shop-Partner. Zu tun ist genug. Mit 120 Mitarbeitern und 11.000 m² Verkaufsfläche, aufgeteilt auf Rewe Center und Getränke- markt (1.600 m²), wird dem Manager nicht langweilig. Denn abgesehen von noch kleine- ren Installationsarbeiten oder verzögerten Lieferungen will die riesige Fläche täglich be- spielt und in Stand gehalten werden. Das pas- siert mit neun Shop-Partnern, die bei der Rewe untergemietet sind. Die Rewe selbst ist Mieter des Gebäudes. Eat Happy und Rooms, ein Baukastensystem für Händler von Depot, sowie Tchibo sind Shop-in-Shop-Partner. Breite Sortimentspalette. Für den Rest, und das ist der Großteil, ist Löffler aktiv zu- ständig. Rund 30 Prozent der Fläche entfallen auf Non Food II Sortimente, etwa Bekleidung, Schuhe, Geschirr oder Bücher. Allerdings nicht nur in Form von ein paar Regalmetern, sondern eigenen farblich hervorgehobenen Abteilungen, die wie kleine Fachgeschäfte anmuten. Baumarkt, Gärtnerei, Schuhge- schäft, Buchhandlung unter einem Dach. Ins- besondere am Wochenende ist diese Band- breite besonders gefragt. Österreichische Lie- feranten finden etwa im Mopro-Regal, bei SB-Wurst, in der Weinabteilung oder bei Marmeladen Einzug. Technik-Highlights. Seinen Ursprung hat das Geschäft in den 70er-Jahren. Die Fläche ist sukzessive gewachsen, Gebäude wurden laufend dazu gebaut. Der Umbau hat das Er- scheinungsbild vereinheitlicht, modernisiert 09-2022 REGAL | 127BAYERN REPORT und auf den technisch neuesten Stand ge- bracht. Digitale Stähler statt Papierplakaten, Scan & Go, sechs SCO-Kassen und das neu- este Kassensystem, 30 Monitore, moderne Kühlungen – um nur einen Auszug der High- lights zu nennen. Dinge, die schön und not- wendig sind, aber auch Strom fressen. „Meine Stromkosten betragen 30.000 Euro im Monat. Die Geräte davor waren sehr veraltet, ohne Preiserhöhungen würden wir sogar günstiger liegen als vorher.“ ESL im ganzen Markt. Apropos Strom. An den Regalen kommen vollgrafische elektroni- sche Etiketten von Umdasch zum Einsatz. „Wir waren der erste Markt in dieser Größe in Deutschland, der mit dieser Art von ESL aus- gestattet wurde“, berichtet Löffler. 45.000 Ar- tikel und 37.000 elektronische Preisschilder. Eine Menge, die mit händischem Umstecken fast nicht zu bewältigen ist, wie auch in der Umbauphase klar wurde. Preisgünstiges Image. Pro Woche kom- men zwischen 20.000 und 21.000 Kunden in den Markt. Und jeder einzelne ist Löffler wichtig, das ist spürbar. „Jeder Kunde, der bei uns einkauft, gibt bei uns Geld aus, das er an- derswo nicht ausgeben kann.“ Sein stetiges Ziel: den Durchschnittsbon zu erhöhen. Ak- tuell liegt dieser bei 30 Euro. Denn obwohl die Gegend eine kaufkräftige ist, machen sich auch hier die dünneren Geldbörsen bemerk- bar. „Angebote und Preiseinstiegsmarken sind wichtiger geworden. Wir müssen auch in der Waren-Präsentation darauf achten, ein preisgünstiges Image zu haben.“ Die Konsequenz sind einerseits Aktions- schütten oder vergünstigte Waren an den Stirnseiten und andererseits prominent plat- zierte Bio-Artikel oder Verbundplatzierun- gen, welche die Impulskäufe anregen sollen. Auch an der Verweildauer will der Marktma- nager noch arbeiten. Im Schnitt bleiben die Kunden 45 Minuten. Doch auch für den schnellen Einkauf gibt es Abkürzungen. „Aber ich glaube unter 15 Minuten schafft es niemand“, sagt Löffler schmunzelnd. 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