< PreviousLADENBAU D ie Auftragsbücher für 2022 stimmen positiv. Bereits 2021 wurden mehr als 100 Projekte – Beleuchtungen im Retail und ande- re Shop-Lösungen – realisiert. Der Lichttechnik-Spezialist Zumtobel be- hauptet sich mit seinem Know-how und seiner Erfahrung am Markt. Der Blick auf die letzten zwölf Monate zeigt: „Es war ein gutes Jahr für uns. Wir konnten als Marktführer weiter auf unsere sehr guten Partnerschaf- ten setzen“, so David Schöfmann im REGAL-Gespräch. Dabei punkten die Vorarlberger mit hoher Innovationskraft, aber auch kurzen Transport- und Produktions- zeiten. „Wir produzieren in Europa, großteils in Dornbirn, bei unserem Produkt Tecton sogar zu fast 100 Pro- zent im Ländle, das hat sich bewährt. Wir konnten unseren Kunden kurz- fristige Produktlösungen anbieten.“ Beständigkeit ist tief in der Zum- tobel-DNA verhaftet. „Wir haben mittlerweile 24.000 Kilometer unse- res Lichtbandsystems Tecton ver- baut. Dabei handelt es sich um eine Lösung, die wir bereits über 20 Jahre in unserem Programm haben und die sich – vom Tragsystem mit einer konventionellen Leuchte bis hin zur intelligenten LED – stets innovativ weiterentwickelt hat.“ „Produktfami- lien“ sind fix in der Denke der Vorarl- berger konstituiert. Der Vivo-II- Strahler mit unterschiedlichen Farb- temperaturen in variabler Haptik und Optik bis hin zu Pendelleuchten sind wichtige Aushängeschilder und bieten verschiedene Umsetzungs- möglichkeiten. „Wir sind nicht die, die liefern und dann nicht wieder kommen. Wir ste- hen für eine permanente Interaktion mit dem Kunden vor, während und nach dem Projekt. Wir bieten eine Qualitätsleistung von einem österrei- chischen Unternehmen und von öster- reichischen Partnern, die genau wis- sen, was der Kunde möchte“, so David Schöfmann. Dabei erarbeitete sich Zumtobel eine Position als ganzheitli- cher Licht-Lösungsanbieter. Stichwort: Light as a Service (LaaS). Dies beinhal- tet technisches Licht zur optimalen Ausleuchtung der Ware, aber auch den Aspekt einer Wohlfühlstimmung, die mit dekorativen Design- oder Objekt- leuchten gezaubert wird. Wenn Zumtobel mit Großkunden zusammenarbeitet, werden stets in Einzelgesprächen die individuellen Bedürfnisse der Kaufleute ermittelt. „Wir gehen auf die speziellen Heraus- forderungen ein, stimmen das Licht aber auf die vorgegebenen Anforde- rungen von Böden, Ladenbau, Wand- gestaltung, Oberflächen, Bilder und Marke ab.“ Dabei soll ein gewünsch- ter Mix von einer dramatischen, ak- zentuierten, brillanten Ausleuchtung der Ware sowie einer gleichmäßig an- genehmen Grunddiffusität geschaf- fen werden. „Es gibt mittlerweile ver- schiedene Konzepte, die mit dem Spiel der Lichtfarben, Warmlicht oder neutralweißen Licht, arbeiten. Das kalte, bläuliche Licht ist komplett ver- schwunden. Wo immer wir mit an Bord sind, um neue faszinierende Welten zu kreieren, inszenieren wir sie auch durch Lichtintensität und Brillanz.“ Einen deutlichen Trend in die eine oder andere Richtung gibt es laut Schöfmann nicht. „Es gibt hier kein Schwarz/Weiß-Denken.“ Eine LED-Umrüstung bringt nicht nur Neues an Lichtintensität, -quali- tät und -level, sondern zieht auch eine erhebliche Energieeinsparung nach sich. „Das Einsparungspotenzial reicht von einer Spannweite von 30 bis 60 Prozent je nach Stand der umzustel- lenden Technik. Die Amortisierungs- zeiten bewegen sich bereits zwischen zwei bis sieben Jahren.“ Bei Parade- projekten wie dem Interspar – Haus am Schottentor zeigte Zumtobel sein komplettes Leistungsspektrum. „Bei kleineren Umbauten sind bereits Um- rüstungen in einer Woche möglich.“ Auch in Zukunft bleibt das Thema Effizienzsteigerung weiter auf der Agenda. „Die Zyklen der Innovationen, in denen neue Einsparpotenziale er- zielt werden können, sind aber größer geworden. Der Farbindex, das heißt die beste Farbwiedergabe, ist neben der Digitalisierung eine Frage, die uns mittlerweile intensiv beschäftigt.“ Zur Person: David Schöfmann ist seit 18 Jahren in der Zumtobel Grup- pe, sein Weg führte ihn von der Planung zum Projektleiter als Key Ac- counter. Seit 1,5 Jahren leitet er natio- nal die österreichische Key Account Mannschaft von Zumtobel Österreich und ist dabei auch wichtigster An- sprechpartner von Großkunden. Zumtobel Umbau-Offensive läuft auf Hochtouren → Zumtobel positioniert sich als ganzheitlicher Partner → 24.000 Kilometer vom Lichtbandsystem Tecton verbaut David Schöfmann 60 | REGAL 1-2022LADENBAU Erfolg lässt sich einrichten. Als Multispezialist für emotionale Fresh-Food- Erlebniswelten begeistern wir mit zukunftsweisenden Produkt- und Konzeptlösungen. Mehr Information unter www.aichinger.de Debag: Neue Features für Decon Multifunktional, energieeffizient und durch Modulbauweise flexibel in mo- derne Shoppingwelten integrierbar: Debag bringt seine Ladenbacköfen für das wachsende Geschäft mit Snacks in Stellung. „Denn wir können hier nicht nur frische Backwaren zubereiten, sondern auch vollwertige warme Spei- sen für den Mittagstisch“, heißt es sei- tens des Unternehmens. Dabei sind einige Modelle wie der Decon 5/5 und der Decon 12/5 regelrechte Alleskön- ner, die Backen, Garen und Regenieren mit nur einem Gerät bewerkstelligen können. Laut Hersteller Debag ver- braucht er 8,5 Prozent weniger Energie als vergleichbare Ladenbacköfen. Darüber hinaus setzt Debag bei Decon auf völlig neue technische Features. Die neue, patentierte Hau- be für den Ladenbackofen erzeugt weniger Nassdampf und sorgt für bessere Hygiene. Die Isolierglas- scheibe mit der Hochtemperatur- dichtung „SealShape“ steht für weni- ger Energieverluste: Aufgrund der verbesserten Wärmedämmung ver- bleibt mehr Wärme im Backofen, so lassen sich auch nachhaltig die Ener- giekosten beim Backen reduzieren. Die leicht zu reinigende Scheibe ist bereits zum Patent angemeldet. Neue Universalauflagen sollen beim Wechsel der Betriebsarten keine Um- bauarbeiten mehr möglich machen. Das spart wertvolle Arbeitszeit und sorgt für einen deutlich höheren Be- dienkomfort. IDEAL AKE: Neue ÖDR-Regelung trat während Corona-Starre in Kraft Mit dem Jahreswechsel trat nun endgültig eine Verordnung in Kraft, die das reguläre Inverkehrbringen von steckerfertigen Geräte-Serien mit dem Kältemittel R134a im europäischen Wirtschaftsraum un- tersagt. Die F-Gas-Verordnung werde den Markt schnell lichten. „Die Herausforderung besteht darin, energieeffiziente Geräte in verschiedensten Größen zu bauen, die einheitlich mit natürlichen, bezie- hungsweise umweltschonenden Kältemitteln betrieben werden“, erklärt AKE-Vertriebs-Chef Stephan Radosevic. Bei IDEAL AKE wurde rechtzeitig reagiert und schon mit der Einführung der EU-weiten Energiekennzeichnungs-Pflicht auf Propan R290 umgestellt. „In der Corona-Starre ging vielleicht in der Branche manchmal unter, was ökologisch inzwischen alles zur rechtlichen Verpflichtung gewor- den ist. Vieles, was wir schon seit Jahrzehnten aus dem Selbstverständnis tun: Energieeffizienz in Geräten steigern und diese auch so langlebig bauen, dass Ersatzteile mitunter für Jahrzehnte verfüg- bar gehalten werden können“, so Radosevic. Bestes Beispiel: Green O. So heißt die Serie von Selbst- bedienungsvitrinen, die kundenseitig für eine schnelle Entnahme verpackter Produkte offen ist. Trotz der offenen Bauweise könne den Kunden die Temperaturklassen 3M2 und 3M1 inklusive vorgeschrie- bener Energiekennzeichnung (Label) garantiert werden. Die Installationen sind steckerfertig in Propan ausgeführt, zentralgekühlt mit allen gängigen Kältemitteln, sowie CO 2 oder Sole/Glykol. LADENBAU www.wenco.at WARENGRUPPENKOMPETENZ Disposition, Regalbestückung, Retourenmanagement SERVICEKOMPETENZ ca. 6.000 Artikel des Täglichen Bedarfs CATEGORY MANAGEMENT Gemeinsame, verkaufsstarke Konzepte mit dem Handel DER SPEZIALIST IM NON FOOD SERVICE Convenience-Trend treibt Energiekosten weiter nach oben Die neuesten EHI-Studien zeigen: Im Food-Bereich entfallen 78 Prozent des Energieverbrauchs auf elektrischen Strom und 22 Prozent auf Wärmeener- gie. Die größten Strom-Fresser sind Beleuchtung (21 %), Klimatisierung (12 %) und Sonstiges (von Türen und Kas- sensystemen bis hin zu Fahrtreppen) mit 19 Prozent. Der meiste Strom, nämlich 48 Prozent, wird durch die Kühlung der Waren verbraucht. Kältetechnik. Bei einer aktuellen EHI-Studie zum Thema „Kältetechnik im Lebensmittelhandel 2021“ wurden 22 führende Lebensmittelunterneh- men in der DACH-Region befragt. Die gekühlte Fläche eines durchschnittli- chen Lebensmittelhandelsgeschäftes liegt bei 21 Prozent an der Gesamtver- kaufsfläche. Die Gangbereiche sind hier inkludiert. Allerdings: Bei Bio- märkten, Diskontern oder kleineren Supermärkten liegt der Wert unter 20 Prozent. Sortimente. Der Anteil der gekühl- ten Sortimente nimmt weiter zu. „Ge- kühlte Sortimente, einschließlich gas- tronomischer Angebote, werden weiter wachsen über alle Warengruppen und Segmente hinweg“, so Claudia Horbert vom EHI Retail Institute. Eine große Dynamik weist etwa die Pluskühlung auf. Die Sortimentsvielfalt nimmt aber auch im TK-Bereich zu. Verschiebun- gen gibt es auch von Angeboten aus dem Trockensortiment hin zum Fri- schebereich (gekühlte Pasta oder Sup- pen). Zudem werden neue Frischekon- zepte – etwa Indoor-Gewächshäusern – für eine Aufwärtsbewegung der Kos- tenkurve sorgen. Auch die zunehmen- de Handelsgastronomie zählt als Ener- gie-Fresser. EHI fragte: Was sind die Anforderungen an die eingesetzten Kühlmöbel? 73,7 nennen „Energieeffi- zienz“ als das wichtigste Argument. Danach folgt bereits Optik/Design/ Warenpräsentation mit 57,9 Prozent. Kunden- und Mitarbeiterhandling landet mit größerem Abstand (31,6 %) auf Platz drei. CLAUDIA HORBERT, Leiterin Forschungs- bereich Ladenplanung + EinrichtungWEIN „Ihr Wein in sicheren Händen“ P aukenschlag der Winzer Krems. Der niederösterrei- chische Parade-Betrieb bringt eine neue Abfüllanlage ans Netz. Mit der neuen Installation ist neben einer Quali- tätssteigerung auch eine satte Kapazitätserhöhung ver- bunden. „Die Anlage ist mit 15.000 Flaschen um 20 Pro- zent leistungsfähiger“, so Obmann Florian Stöger. Nach- satz: „Als größter Qualitätsweinproduzent Österreichs wollen wir vorangehen und neue Wege aufzeigen. Die Weinabfüllanlage ist nicht nur technisch auf dem neu- esten Stand und garantiert höchste Qualität bei der Wein- abfüllung, sondern ist auch ein Ausrufezeichen hinsicht- lich Arbeitssicherheit sowie eines ressourcenschonenden Umgangs mit unserer Umwelt.“ Für die neue Abfüllhalle wurde kein Grünland verbaut, sondern bestehende Flächen effektiv genutzt. Das Gebäu- de wurde mit einem Gründach versehen, das Wasser spei- chert, den CO 2 -Anteil in der Luft reduziert und tempera- turregulierend auf die darunter liegenden Räume wirkt. Die Abfüllanlage wird, ebenso wie der Keller der Winzer Krems, mit einer 125 kWp-Photovoltaik-Anlage betrieben. D er zur Privatbrauerei Zwettl gehörende Weinfach- händler Hauptsache Wein stellt sich neu auf: Mit Jänner 2022 übernimmt ein neu formiertes Team rund um die Weinsommeliers Edeltraud Thaler sowie Andreas Altmann die Geschicke des Unternehmens. Thaler ver- antwortet künftig die Bereiche Verwaltung, Vinothek und Einkauf des Weinhandels. Altmann leitet den Bereich Vertrieb. Insgesamt wird ein Sortiment von rund 1.000 Artikeln angeboten. Der Schwerpunkt liegt auf Weinen aus der Heimat sowie Fruchtsäften. Im Vorjahr erzielte das Unternehmen ein Umsatz- plus von 9,3 Prozent. „Das Jahr 2021 war geprägt von vielen Schließtagen in der Gastronomie, umso er- freulicher sind diese Zah- len.“ Mit der Übernahme des Weinhandels im Jahr 2017 und der 2019 neu er- richteten Vinothek setzte Hauptsache Wein: Neuaufstellung Im Zuge des Umbaus wurde auch die Energieversorgung von Gas auf Fernwärme umgestellt. Mit der neuen Abfüllanlage und der Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts arbeiten die Niederösterreicher ihre Vorhaben konsequent ab. Bis 2023 werden dann Kel- ler, Weinabfüllung und Flaschenlager mit einem Invest von rund 37 Millionen Euro rundum erneuert sein. Der Geschäftsführer der Sandgrube 13 , Ing. Ludwig Holzer, MSc, sieht die Winzer Krems damit noch besser für die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet: „Unsere fruchtig vinifizierten Weiß- und Rotweine sind national und international ein Aushängeschild für den österreichi- schen Wein und den nachhaltigen, schonenden Umgang mit Ressourcen. Mit unserer neuen Abfüllhalle und -an- lage können wir der Zukunft auch in den kommenden he- rausfordernden Zeiten optimistisch entgegenblicken.“ © WINZER KREMS die Privatbrauerei Zwettl einen wichtigen und weiteren Schritt, um als Getränkevollsortimenter zu reüssieren. „Wir bieten hochqualitative Produkte aus einer Hand an“, freut sich Karl Schwarz, Geschäftsführer und Inhaber der Privatbrauerei Zwettl. Andreas Altmann und Edeltraud Thaler Winzer Krems: Neue Abfüllanlage geht in Betrieb 01-2022 REGAL | 63Wien REGAL SCHWERPUNKT LISA WEBER, BSc Redaktion REGAL Spartenobfrau Handel (WKW) Margarete Gumprecht im Interview Die Markthalle nimmt Form an REGAL: 2021 war ein weiteres schwieriges Jahr. Wie hat sich der Handel in Wien ent- wickelt? MARGARETE GUMPRECHT: Es war ein ständiges Auf und Ab. Wir haben alles ver- sucht, um keinen weiteren Lockdown zu be- kommen. Wien hatte dann insgesamt fünf, das muss man erst einmal verkraften. Mo- mentan ist keine Zeit zum Jubeln. Die Händler litten stark. Die Kundenfrequenz wurde von Mal zu Mal geringer. Auch bei den systemrelevanten Be- trieben. Die Wiener waren vermehrt zu Hau- se und sind vorsichtiger geworden. Gibt es positive Seiten? Es gab ein Umdenken, Kunden denken und kaufen nachhaltiger. Und auch der Wiener → Leerstände in Geschäfts straßen halten sich in Grenzen → 20 Mille Investment für neue Markthalle eingeplant INTERVIEW: LISA WEBERHandel hat viel dazugelernt. Ich bin sehr froh, dass Click- oder Call- & Collect vermehrt genutzt wird. Der Handel wurde digital sicht- barer, da ist aber noch Luft nach oben. WKO-Initiativen könnten das ja unterstützen. Wir haben Fördermaßnahmen dafür. Einzel- ne Fachgruppen haben Unterstützung bereit- gestellt, teilweise mit der Hälfte der Investiti- onssumme. Im Lebensmittelbereich waren es 2.000 Euro pro Firma. Außerdem gibt es kostenlose Workshop-Angebote, die gut ge- nutzt wurden. In 1,5 Jahren wurden dadurch mehr als 3.700 Betriebe im Umgang mit ei- nem Online-Auftritt geschult. Es gibt mittler- weile auch sechs Anbieter von Abholboxen, teilweise gekühlt, mit denen wir kooperieren. Digitalisierung ist also ein großes Thema? Wir dürfen uns vor den Techniken der Zu- kunft nicht verschließen. Uns geht es darum, dass die Händler einen Auftritt haben. Sie sollen sichtbar sein – es geht weniger darum, „Der Hauptstadt fehlen die Touristen – die Händler halten sich aber wacker. Die Hoffnung auf ein Ab- flachen der Pandemie und ein Comeback für den Handel ist trotzdem groß.“ 64 | REGAL 1-2022WIENWIEN großen Anbietern Konkurrenz zu machen. Der stationäre Handel wird immer bleiben. Einkaufen hat etwas mit Gefühl, mit Emotio- nen zu tun. Man will probieren, kosten und braucht oft fachliche Beratung. Sie unterstützen die kleinen Händler auch mit einer Messe. Stimmt. Die „Genuss statt Masse“ hat schon dreimal stattgefunden und wird heuer Ende September wieder 150 Aussteller begrüßen. Das ist ein Weg, nachhaltigen, kleinen Pro- duzenten mit innovativen Ideen eine Büh- ne zu bieten. Alle großen Lebensmittel- händler, die Gastro und das Lebensmittel- gewerbe werden vor Ort sein. Aber nicht nur Produzenten, auch Infostände zu den Themen digitale Sichtbarkeit und Förde- rungen sowie spezielle Ausstatter sind Teil der Messe. Litten die Wiener Märkte ähnlich unter den Bedingungen? Pandemiebedingt erfreuten sich die Märkte einer guten Frequenz. Das Einkaufen im Freien, der nötige Abstand und das Ambiente kam den Konsumenten entgegen. Ging es einigen besser als an- deren? Wien hat 19 Märkte und sechs zusätzliche temporä- re. Je nach Standort bewe- gen sich diese in gewisse Richtungen. Der Nasch- markt hat eine große Gastro-Zeile, im Lock- down ein Nachteil. Vik- tor-Adler-, Meisel- und Brunnenmarkt leben stark von den Anwoh- nern. Der Kutschker Markt bietet wiederum Spezialitäten, die es sonst nirgendwo gibt und zieht Leute aus vielen Bezirken an. Die Märkte haben eine lange Tradition und wer- den sich, wenn nötig, jeweils erholen. Die WKO arbeitet ja an einem eigenen Pro- jekt. Wie weit steht die Planung? Konkret wollen wir am Tabor eine bis zu 5.000 m² große Fläche nutzen. Der ehemalige Nordwestbahnhof bietet dafür eine gute Möglichkeit. Die vielen alten Hallen sollen teilweise erhalten und weiter verbaut wer- den. Ein nachhaltiger Bau, Recycling und Upcycling im Mittelpunkt. Wir sind in Ge- sprächen mit der Stadt Wien und merken auch, die Politik ist dem sehr positiv ge- genüber eingestellt. Ein großer überdach- ter Vorplatz soll zusätzlich Raum für The- mentage und Events bieten. Jede große Stadt in Europa hat einen solchen Markt platz, warum dann nicht auch Wien? Klingt nach einem lang - fristigen Plan. Der Standort muss erst gesi- chert werden, wir brauchen Betreiber und mir ist auch bewusst, dass es eine seriöse Ausschreibung braucht. Wir rechnen mit einer Umset- zung bis 2027. Und die Investitionssumme? Studien rechnen mit einer Summe zwischen 15 und 20 Millionen Euro. Ich denke, es wird sich etwas darüber ein- pendeln. 1-2022 REGAL | 65WIEN Das 30 Hektar große Areal des Groß- markt Wien feiert heuer seinen 50. Geburtstag. 400.000 Tonnen Ware werden hier jährlich umgeschlagen. 6,5 Millionen Euro erwirtschaf- tete der Großmarkt mit seinen Be- standsverträgen 2020. Von den etwa 220 Händlern stammen 170 aus dem Bereich Lebensmittelhandel und 50 aus dem Blumenhandel. „Der GMW ist der größte Handelsplatz von Wien bis Linz und Graz. Man findet hier das größte verfügbare Produkt- angebot von Lebensmitteln und Blu- men aus aller Welt“, heißt es von Seiten des Unternehmens. Etwa 3.500 KFZ-Ein- und Ausfahr- ten werden täglich gezählt. Lieferan- ten bringen ihre Ware, damit sich Wiederverkäufer eindecken können. Endkunden können bei den fünf Abholmärkten einkaufen: Kastner, f-eins, Eishken, Mulackal und Sabex. Investition. Im Sommer 2021 wurde beim Hauptportal das gebüh- renpflichtige Zufahrtssystem in Be- trieb genommen. Die elektronische Schrankenanlage erfasst die Kenn- zeichen aller einfahrenden Fahrzeu- ge und lässt in Folge nur mehr regis- trierte KFZ einfahren. Die Tarife sind nach KFZ-Klassen gestaffelt. Zusätzlich wurden rund 200 Über- wachungskameras installiert. Die Geschäftsführer DI Stephan Barasits und Mag. Georg Wurz, be- tonen: „Unser Auftrag ist, die tägli- che Versorgung mit Lebensmitteln zu garantieren. Das ist mit großen Herausforderungen verbunden, vor allem in Pandemiezeiten. Seit 2019 wurden rund fünf Millionen Euro in eine krisensichere Infrastruktur in- vestiert. Damit ist der Großmarkt Wien für die Zukunft bestens ge- rüstet.“ Großmarkt Wien: 50-jähriges Jubiläum Gibt es auch Pläne für Einkaufs- zentren? Wien ist sehr gut strukturiert, was das angeht. Mehr Zentren an zusätz- lichen Plätzen werden es nicht wer- den. In die Breite können wir ja kaum noch wachsen, das würde Nie- derösterreich nicht gefallen. Das betrifft auch die Nahversorger. Dafür arbeiten wir an Schachtellö- sungen. Was nicht in die Breite geht, muss in die Höhe. Wir sind mit allen großen LEH-Ketten im Gespräch. Ein Umbau kostet oft viel Zeit. Wir arbeiten auch in Sachen Bauweise an einem neuen Konzept. Der Standort erhält beim Umbau einen Überbau in Form einer Stelze. Damit sollte die Schließung auf zwei Monate begrenzt werden. Mehr kann ich dazu aber noch nicht sagen. Wie steht es um die Einkaufsstraßen und Leerstände? Ich kann noch keine genauen Zahlen nen- nen, aber die Quote liegt nicht über der übli- chen. In großen Städten sind etwa acht Pro- zent Leerstand noch positiv und da liegt Wien auf vielen Straßen darunter. Gibt es trotzdem Sorgenkinder? Überall, wo der U-Bahn-Bau momentan aktiv ist. Etwa die Reinprechtsdorfer Straße oder die Josefstädterstraße. Der Handel lebt da- von, dass die Atmosphäre stimmt. Aber das Ende ist absehbar. Als die U-Bahn an der oberen Favoritenstraße gebaut wurde, waren fast 70 Prozent der Geschäfte geschlossen. Diese sind heute wieder gut besetzt. Vielen Dank für das Gespräch! Mag. Georg Wurz (li.) und DI Stephan Barasits, GF der GMW Großmarkt Wien Betrieb GmbH Der Wiener Nasch- markt. Seine lange Gastro-Zeile war im Lockdown ein Nachteil. 66 | REGAL 1-2022Etsan 01-22.indd 121.01.2022 11:27:33WIEN Die Landstraßer Hauptstraße lässt sich von Corona nicht unterkriegen Straße der Wiener → Ausfälle betragen teilweise bis zu 80 Prozent → Leerstände halten sich, laut WKO, in Grenzen → Rochusmarkt läuft gut S i e erstreckt sich zwischen der Wiener Ringstraße und der Schlachthausgasse: die drittgrößte Einkaufsstraße der Hauptstadt. Die Landstraßer Hauptstraße bie- tet mit insgesamt 449 Geschäftslokalen und drei Einkaufszentren ein breites Angebot für ihre Laufkundschaft. 71 Geschäfte, also 16 Prozent des Angebots, zählen, laut Wirt- schaftskammer, als Gastronomiebetriebe. Leere Straßen. Besagte Laufkundschaft fehlt der Einkaufsstraße aber leider seit einiger Zeit, erklärt Trafikant und Obmann des ansäs- sigen Einkaufsstraßenvereins Stefan Fellner. „Corona gab den Online-Riesen den bekann- ten Push und drückt gleichzeitig die Frequenz auf den Straßen.“ In Einzelgesprächen mit be- troffenen Geschäftsleuten fand der Obmann heraus: „Die Einbußen reichen von 30 bis 80 Prozent. Gerade Betriebe, die von Touristen leben und Modefachgeschäfte leiden.“ Für die vielen Anwohner in den anschlie- ßenden Gassen bleibt die Hauptstraße des dritten Bezirks ein wichtiger Nahversorger. „Wir haben viele familiengeführte und kleine Betriebe, die sich sehr um spezielle Wünsche bemühen. Viele gibt es schon sehr lange, das ist eine absolute Stärke“, betont Fellner die Vor- züge. Laut WKO sind auch satte 46 Lebensmit- telfachgeschäfte auf der rund 2,3 Kilometer → Straßen- Facts: 449 Geschäfte 16 % Gastro-Anteil 46 LEH-Standorte 3 Einkaufszentren → Rochus- markt: 22 Stände 10 Gastro-Betriebe VON LISA WEBER 68 | REGAL 1-2022WIEN langen Straße ansässig. Darunter alle Riesen, teils mehrmals vertreten: Billa, Billa Plus, Pen- ny, Spar Gourmet, Interspar, Eurospar, Hofer und Lidl. Marktgebiet. Auch einer der traditionellen Wiener Märkte befindet sich hier. Dass der, verhältnismäßig kleine, Rochusmarkt früher ein reiner Blumenmarkt war, lässt sich heute nur noch erahnen: Kleine Obst- und Gemüse Stände reihen sich an Feinkostgeschäfte, ge- mütliche Gastronomien und die großzügig de- korierten Geschäftslokale der Floristen. Schon vormittags lassen sich Kunden dabei beobach- ten, wie sie durch die blumengeschmückten Gässchen flanieren. Fellner bestätigt: „Der Markt läuft gut. Die Corona-Phasen spürt er trotzdem stark.“ Er selbst hole sich oft sein Mit- tagessen dort. Zehn der 22 Stände sind Gastro- nomiebetriebe, weshalb diese in den vergan- genen Jahren besonders mit den Lockdowns zu kämpfen hatten. Gehalten haben sie sich dennoch tapfer, laut dem Obmann. Je näher der Weg in Richtung Schlachthaus- gasse führt, desto mehr Baustellen und schein- bar leere Geschäfte werden sichtbar. Viele Landstraßer Geschäftslokale scheinen leer. Die trostlosen Räume reihen sich aneinander. Klaus Brandhofer, Bezirksobmann der Wirt- schaftskammer Wien, findet in einem State- ment dazu jedoch beruhigende Worte: „Die Leerstände bewegen sich im niedrigen einstel- ligen Prozentbereich. Manche Geschäfte, die derzeit leer wirken, warten auf Um - bau- oder Renovierungsarbeiten, werden als Lager benützt oder sind be- reits weitervermietet. Seit dem ersten Lockdown in Österreich Österreichs bedeutendster Großhandels- standort feiert das Jubiläumsjahr 2022 Die GMW Großmarkt Wien Betrieb GmbH bedankt sich bei allen Bestandnehmer*innen, Mitarbeiter*innen, Lieferant*innen und Kund*innen für die langjährige Treue! Großmarkt Wien, Laxenburger Straße 365 - 367, 1230 Wienwww.grossmarkt-wien.at wurden in der Landstraßer Hauptstraße un- gefähr gleich viele Lokale neu gegründet wie geschlossen.“ Fellner sieht dennoch Hand- lungsbedarf für die kleinen Betriebe: „Wir möchten künftig mehr Unterstützung leisten. Straßenfeste, Themenabende und Co. sollen die Kunden wieder mehr auf die Straße holen. Die Kaufleute brauchen eine starke Plattform fürs Networking. Sobald sich die Corona-Lage bessert, wollen wir hier aktiver werden.“ Da- durch möchte der Trafikant die Zahl der Mit- glieder des Vereins, derzeit sind es rund 100, künftig ausbauen. Trafikant und Obmann des Einkaufsstraßenvereins Stefan Fellner 1-2022 REGAL | 69Next >