< PreviousTEXT: GREGOR SCHUHMAYER W ie immer gab es Be- wegungen in inter- nationalen Einzelhan- dels-Bündnissen in Europa. Im letzten Jahr gab es eini- ge Änderungen bei den Kooperatio- nen von Einzelhändlern in Europa. Das französische Fachmagazin LSA unterscheidet dabei zwei Arten von Allianzen: Einkaufsallianzen, die bessere Einkaufsbedingungen von großen Markenherstellern für die meistverkauften Produkte heraus- holen sollen und Servicekooperatio- nen, um die Umsetzung von Aktivi- täten wie Verkaufsaktionen oder Produktplatzierungen mit den Her- stellern besser koordinieren zu kön- nen und natürlich auch, um bessere Konditionen auszuhandeln. Die aktuelle Liste der Bündnisse, wie es Europa betrifft, ist wie folgt: Agecore: Colruyt, Coop CH, Conad, Eroski Gesamtumsatz: 64 Milliarden EUR HANDEL INTERNATIONAL Die starken Bündnisse im Einkauf → Coopernic, EMD und Eurelec, Aldi und Lidl Schwarz stark Einkaufskooperation für Eigenmar- ken Aldi Nord und Süd Gesamtumsatz: 113 Milliarden EUR Internationale Einkaufsgemein- schaft AMS: Ahold Delhaize, Migros, Morrisons, ICA, Salling Group, Musgrave, Hagar, Kesko, Booker Gesamtumsatz: 128 Milliarden EUR Einkaufskooperation für Eigenmar- ken Auxo: Casino, Intermarché, Louis Delhaize Gesamtumsatz: 76 Milliarden EUR Einkaufskooperation Coopernic: Rewe, E. Leclerc, Ahold Delhaize, Coop Italia Gesamtumsatz: 228 Milliarden EUR Servicezentrale EMD: Markant, Colruyt, Superunie, ESD Italia, Dagab, Euromadi, Dagrofa, Unil etc. Gesamtumsatz: 140 Milliarden EUR Servicezentrale Epic: Edeka, Picnic, Cooperati- ve U, Jeronimo Martins, ICA, Migros, Esselunga, Jumbo Gesamtumsatz: 190 Milliarden EUR Servicezentrale Eureca: Carrefour für die sechs europäischen Länder, in denen das Unternehmen präsent ist Gesamtumsatz: 67 Milliarden EUR Internationale Einkaufsvertretung Eurelec: Rewe, E. Leclerc, Ahold Delhaize Gesamtumsatz: 212 Milliarden EUR Internationale Einkaufsgemein- schaft Everest: Edeka, Picnic, Coope- rative U, Jumbo Gesamtumsatz: 107 Milliarden EUR Einkaufskooperation Lidl Schwarz für die Länder, in denen die Gruppe präsent ist Gesamtumsatz: 144 Milliarden EUR Internationale Einkaufsgemein- schaft U2A: Auchan für neun europäi- sche Länder, in denen das Unter- nehmen präsent ist Gesamtumsatz: 30 Milliarden EUR Internationale Einkaufsgemein- schaft Quelle: LSA/LP 40 | REGAL 01-2024W er kennt sie nicht? Die Test-, Future- und Concept-Stores, die immer wieder die nächste disruptive Veränderung im Handel ankündigen. Viele der so angepriesenen Technologien schaffen es jedoch nicht in unseren All- tag. Zu hohe Kosten, zu kompliziert oder auch einfach der falsche Zeitpunkt – die Gründe des Scheiterns sind zahlreich . Doch man sollte sich nicht täuschen, manchmal erleben lange für tot erklärte Technologien eine Renaissance. Ein Beispiel in diesem Zusammenhang sind elektronische Preisschilder oder kurz ESL, die obwohl seit den 80ern kommer- ziell verfügbar, erst in den letz- ten Jahren richtig Einzug gehal- ten haben. Die Grundidee hinter der Technologie war immer be- stechend: durch das Ändern von Preisen auf Knopfdruck spare ich Personal- und Materialkos- ten und schaffe zudem eine ak- tuelle, fehlerfreie Darstellung der Preise. Gute Argumente in Zeiten von hohen Lohnkosten, Fach- kräftemangel und Online-Kon kurrenz. Die Schilder sind auch mittlerweile so technologisch ausgereift, dass viele KundInnen den Unterschied zu den herkömmlichen Papier- schildern gar nicht mehr wahrnehmen. Jedoch zei- gen Studien auch Skepsis gegenüber der Technolo- gie. Schuld an diesem Ergebnis dürfte weniger das Schild selbst, als die Möglichkeiten der dynami- schen Preisgestaltung (also der Anpassung von Preisen in Echtzeit aufgrund von z.B. Nachfrage- änderungen) sein. Hierbei gilt es als stationärer Händler – trotz der Versuchung eventuell höhere Erlöse zu generieren – Vorsicht walten zu lassen! Obwohl im Online-Bereich diese Praktiken weit verbreitet scheinen und auch schwer überprüfbar sind, müssen sich stationäre Händler der am POS vorherrschenden Transparenz bewusst sein. KundInnen sind im stationären Handel eine be- stimmte Preisstabilität gewohnt und wollen nicht je nach Tageszeit, Wetter, Auslastung oder individuel- ler Notwendigkeit zur Kasse gebeten werden. Dynamic Pricing sollte also im stationären Einzel- handel, wenn überhaupt, mit extremer Vorsicht eingesetzt werden oder nur sehr gut begründet (z.B. gegen Lebensmittelverschwendung). Wer darauf setzt, dass dyna- mische Preisänderung nicht bemerkt oder einfach akzeptiert wird, spielt also ein riskantes Spiel. robert.zniva@wu.ac.at GAST KOMMENTAR → VON DR. ROBERT ZNIVA, WU WIEN „Supermärkte sind keine Tankstellen oder Airlines.“ IMPRESSUM Eigentümer: REGAL Verlagsgesellschaft m.b.H. Chefredakteur: Dr. Gregor Schuhmayer Redaktion: Stv. Chefredakteur: Mag. Robert Falkinger Chef vom Dienst: Mag. Herbert Schneeweiß Lisa Weber, BSc (WU), Mag. Verena Schneeweiß, Magdalena Kranabitl MA, Bakk. Phil., Mag. Clarissa Mayer-Heinisch (Selbstständig) Marketing: Mag. Franz Kahrer, Ing. Klaus Tesar, Robert Treitner, Dr. Martin Bauer (Selbstständig) Mag. Christoph Zitka (Selbstständig) Geschäftsführung: Mag. Roland Pirker Geschäftsführung Stv.: Mag. Angelika Wessely Anzeigencontrolling: Mag. Stefanie Dähmlow (MAS) Anzeigen- und Verlagsleitung: Mag. Stefanie Dähmlow (MAS) E-Mail-Erreichbarkeit: e-mail: sekretariat@regal.at e-mail/Abo: abo@regal.at e-mail/Neue Produkte: marketing@regal.at e-mail/Redaktion: lisa.weber@regal.at e-mail/Industrie&Verlag: angelika.wessely@regal.at e-mail/Anzeigen: stefanie.daehmlow@regal.at Alle: 1210 Wien, Floridsdorfer Hptstr. 1, Tel.: 1/368 67 13–11 Fax: 1/368 67 13–18 Abo-Preise: Jahresabonnement: € 63,– zzgl. 10 % MwSt., Auslandsabo: € 109,– Es gilt der Anzeigentarif Nr. 51. Advertorials sind be zahlte Einschaltungen. Für die Richtigkeit und Vollstän dig keit von per ISDN/e-mail übertragenen Dokumenten/ Anzeigen kann keine Verantwortung übernommen werden. Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1210 Wien Layout: Bureaucooper: Karin Klier Grafikstudio joh-berner Werner Supanz Druck: Berger, Horn Wenn weniger dynamisch mehr ist ROBERT ZNIVA ist Lektor und Adjunct Research Fellow am Institut für Retailing und Data Science der Wirtschafts- universität Wien und leitet das Forschungs- projekt Retailization 4.0 in Salzburg 01-2024 REGAL | 41REGAL: 2023 war geprägt von sinkenden Realumsätzen, Arbeitskräftemangel, stark gestiegenen Kosten. Für heuer und 2025 sind Themen wie Pfand oder die Kreislaufwirt- schaft tonangebend. Wie blicken Sie jetzt, zum Jahresanfang, auf die nächsten elf Monate? Rudi Savic: Im letzten Jahr haben uns alle die explodierenden Kosten geschreckt. Das hat sich sowohl auf Arbeitgeber- als auch Arbeit- nehmer ausgewirkt. Inzwischen hat es sich etwas gebessert und damit ist die allgemeine Stimmung etwas besser geworden. Auch für heuer wird viel davon abhängen, wie sich Energie- und Transportkosten entwickeln. Sani Kostadinovic: Da kann ich mich grund- sätzlich anschließen. Allerdings ist 2024 für mich die größte Herausforderung, die um 8,4 Prozent gestiegenen Gehälter zu bezahlen. Handelsmitarbeiter haben das verdient. Aber: Wir haben hier von der Regierung nichts be- kommen. Ich habe mir erwartet, dass etwas bei den Lohnnebenkosten gemacht wird. Eine Themenvorgabe brauchte es nicht wirklich beim Runden Tisch in der REGAL-Redaktion. Die Worte sprudelten nur so aus den Teilnehmern. Ein paar Ergebnisse: Der Lebensmittel- handel hat ein Imageproblem. Es braucht wieder gute Ver- käufer und ein Umdenken beim Kunden. Die Kostenkurve muss wieder nach unten und beim Thema Einwegpfand sind noch viele Fragen offen. INTERWIEW: VERENA SCHNEEWEISS FOTOS: KAROLINA GOLAB Wien REGAL lädt zum Runden Tisch. Vier Wiener Händler berichten von ihren Erfahrungen, Sorgen und Forderungen. VERENA SCHNEEWEISS Redaktion Regal Die Wiener Handelsland- schaft pulsiert. Im Lebensmit- telbereich gibt es etwa 2.700 Betriebe und 4.000 Stand- orte. Treibende Kraft sind hier auch die selbst- ständigen Händler. Auf sie warten 2024 große Heraus- forderungen. Pfand, Kosten und Mitarbeiter Die heißesten Eisen: 42REGAL01-2024 REGAL SCHWERPUNKT Da ist tatsächlich nichts passiert. Und: Wir müssen das neue Pfandsystem vorfinanzie- ren. Es gibt eine Förderung, sogar hundert- prozentig. Diese habe ich auch schon zugesagt bekommen. Allerdings müssen wir eine Firma beauftragen und bekommen das Geld erst drei bis sechs Monate später. Das ist eine Heraus- forderung. Das bedeutet eine Vorfinanzierung von 30.000 bis 50.000 Euro. Ein weiterer Punkt: Die Preise steigen erneut. Von irgendwoher müssen wir die Kosten wieder zurückbekom- men, die wir in das Personal investieren. Wie kommt die Bevölkerung dazu, noch mehr zu bezahlen? Udo Kaubek: Die hohen Personalkosten sind natürlich ein dominantes Thema. Ich stimme auch zu, dass die Mitarbeiter mehr verdienen müssen. Ich finde, dass sie – in Relation – viel zu wenig bekommen. Vor allem, wenn ich sehe, dass Metaller auf Ist-Löhne zehn Prozent bekommen, im Handel bewegen wir uns auf Kollektivvertragsbasis. Das triftet auseinan- der. Wir haben ohnehin ein Imageproblem bei den Mitarbeitern. Früher hieß es, wenn du nichts gelernt hast, wirst du Wirt. Heutzutage gilt das gleiche für den Handel. Ein weiteres Imagethema ist, dass wir im Lebensmittel- handel als die großen Preistreiber hergenom- men werden. Kein Mensch meckert etwa darüber, dass Autos teurer werden. Einerseits sollen und müssen wir höhere Gehälter zah- len, andererseits werden wir als Preistreiber dargestellt. Dieser Spagat ist Schwachsinn. Peter Fröhlich: Zur Coronazeit wurden wir gelobt, jetzt sind wir die Geschlagenen und müssen ums Überleben kämpfen. Beim Pfandthema wurde etwa über uns Drüberge- fahren. Die selbstständigen Händler wurden in den Entscheidungsprozessen viel zu wenig „ Nicht böse sein, aber ich kann das Wort Lohnnebenkosten- Senkung nicht mehr hören.“ und Mitarbeiter Eisen: Diebstahl, v.l.n.r.: Peter Fröhlich (WK-Ausschuss-Mitglied und Betreiber „Fein-Frisch- Fröhlich“), Udo Kaubek- (GF Meinl am Graben), Adeg-Kaufmann Sani Kostadinovic und Spar- Kaufmann Rudi Savic UDO KAUBEK GF Julius Meinl am Graben WIEN 43REGAL01-2024involviert. In Wien haben wir das Problem, dass der Quadratmeter sehr teuer ist. Wir können nicht einfach einen Raum für Pfandflaschen her- nehmen. Auch in Deutschland funk- tioniert übrigens nicht alles so toll beim Pfandsystem, wie immer getan wird. Pfand ist eine der großen Her- ausforderungen für 2025. Viele kleine Betriebe werden das nicht stemmen können. Es wird sogar verlangt, dass wir auf die vollen Säcke aufpassen, damit diese nicht gestohlen werden. Wir haben hier in Wien gottseidank noch viele kleinstrukturierte Betrie- be, aber diese haben richtig Angst. Eine Handlingfee kann hier nichts ausrichten. Die zweite große Heraus- forderung sind Arbeiter. Wir brauchen Fachkräfte. Das Imageproblem, das wir haben, ist ganz massiv. Wir brau- chen bessere Leute. Wir wären alle bereit, unseren Mitarbeitern mehr zu bezahlen. Jedoch müssen die Lohn- nebenkosten herunter. Wir zahlen 29 Prozent für nichts. Udo Kaubek: Nicht böse sein, aber ich kann das Wort Lohnnebenkos- ten-Senkung nicht mehr hören. Wir können sie nicht senken. Wir haben ein Sozialsystem, das wir finanzieren sollen. Wir haben Kosten, die wir finanzieren müssen und ein Budget- defizit, das sich gewaschen hat. Dann kommen noch Forderungslisten von Pflege, Justiz, Bildung. Alle brauchen Milliarden. Wer soll die bezahlen? Wir leben auf großem Fuß und können es uns nicht leisten. Das ist die Wahrheit, die sich kein Politiker sagen traut. Und was hilft es tatsächlich, wenn die Lohnnebenkosten um ein Prozent gesenkt werden? Und ein weiteres Problem. Lebensmittel sollen mehr Wert sein. Aber dem Konsumenten ist das doch egal. Auch das ist die Wahr- heit. Die Leute kaufen die billigste Ware ein. Wir werden gepeinigt von Umweltorganisationen. Alles gut und schön, aber es interessiert niemanden beim Einkauf. Peter Fröhlich: Fixkosten, die immer vernachlässigt werden, sind in Wien immer die Mieten. Die sind auch ge- stiegen. Wien rennt hier in eine Preis- spirale hinein. Udo Kaubek: Ich bin trotzdem ein Freund der Marktwirtschaft. Die Leerstände in der Wiener Innenstadt wachsen. Da wird es wieder zu Sen- kungen kommen müssen. „ Von irgendwoher müssen wir die Kosten wieder zurückbekom- men, die wir in das Personal investieren.“ Mitarbeiter Peter Fröhlich: Wir haben in unserer Branche viele, die in Pension gehen. Die haben super Bilanzen und bei ei- nigen scheitert es dann an der Miete. Die Vermieter passen die Mieten so an, dass der Nachfolger mit Sicher- heit nicht profitabel überleben kann. Unseren Betrieb gibt es 43 Jahre. Frü- her gab es immer einen Mitarbeiter in Reserve. Heute geht das nicht mehr. Du kalkulierst das Personal ganz genau. Und jemand, der anfängt und nach zwei Wochen wieder zum AMS geht, bereitet dir nur Kosten. Man muss außerdem weg von dem Ge- danken, dass die Lebensmittelbran- che schlecht bezahlt. Ich finde keinen brauchbaren Mitarbeiter, wenn ich ihn nicht fair entlohne. Udo Kaubek: Der Arbeitskräftemangel war eine Zeit lang spürbar, aber letztes Jahr hat sich das bei mir gedreht. Bei uns haben viele Personen, die vorher bei großen Ketten beschäftigt waren, angeklopft, weil sie wechseln wollten. Sani Kostadinovic: Ich kann das auch nur bestätigen. In Wien habe ich SANI KOSTADINOVIC, Adeg WIENER GRABEN mit Flaggschiff Julius Meinl WIEN 44REGAL01-2024Diebstahl REGAL: Wie sieht es denn beim Thema Diebstahl aus? Rudi Savic: Der ist explodiert. Udo Kaubek: Darüber wird viel zu wenig gesprochen. Ich könnte einen ganzen Youtube-Kanal mit entspre- chenden Videos füllen. Peter Fröhlich: Das Problem ist, dass hier die Gesetzgebung auch nicht unbedingt hilfreich ist. Man hat mehr Schwierigkeiten, wenn man jeman- den erwischt und festhält, als wenn man ihn laufen lässt. Udo Kaubek: Es ist einfach: Du kannst stehlen, was du willst. Du be- kommst keine Strafe. Es weiß jeder, dass ihm nichts passiert. Udo Kaubek: Es gibt zwei Arten von Dieben: Jene, die besonders freund- lich zu den Mitarbeitern sind. Und jene, die sich vorsichtig bewegen und eine Mütze tragen. Rudi Savic: Und professionelle Ban- den. Sani Kostadinovic: Bei mir kommen sehr viele Kinder einkaufen, in Stoß- zeiten bis zu 100 Kinder. Da muss man verdammt aufpassen. Da erteile ich auch Hausverbote. aktuell keine Probleme, Mitarbeiter zu finden, ich könnte sogar zwei wei- tere Filialen nachbesetzen. Udo Kaubek: Fachkräfte mit Fach- und Produktkenntnissen sind aller- dings quasi nicht vorhanden. Peter Fröhlich: Der Altersschnitt triftet auseinander. Unter 30 jemanden zu finden, der Facharbeiter werden möchte, ist schwer. Es hilft nicht, nur Studenten zu haben, die anwesend sind. Wir brauchen Verkäufer. Diese bringen Zusatzverkäufe. Dem oder der bin ich auch bereit, mehr zu zahlen. Ab 40 Jahren wird es wieder besser. Udo Kaubek: Und das nächste: Wer von euch hat einen Lehrling? Rudi Savic: Ich habe einen. Udo Kaubek: Ich würde einen neh- men, habe aber keine Bewerbungen. REGAL: Herr Savic, wie kam es bei Ihnen dazu? Rudi Savic: Durch die verpflichten- den Praktika. Für mich war es ein Vorteil, weil ich mich auf die Spar Akademie stützen konnte. Udo Kaubek: Ich finde die aktuellen Lehrlingsoffensiven ohnehin etwas fraglich. Das ist doch keine Lebens- mittellehre. Da werden weder Kennt- nisse über Buchhaltung noch Einkauf gelehrt. Peter Fröhlich: Die Spar Akademie muss man hier ausnehmen. Da kom- men gute Leute her. Was man noch dazu sagen muss: Viele der kleinen Kaufleute, die bald in Pension gehen, waren von der Meinl Akademie. Wir bräuchten solche Einrichtungen eigentlich viel mehr. Jetzt haben wir viele Quereinsteiger, die es zum Bei- spiel einfach hipp finden, ein eigenes Bio-Geschäft zu haben. Wir brauchen Leute, die es von der Pieke lernen und bereit sind, Verantwortung zu über- nehmen. REGAL: Abschließend zum Thema Mitarbeiter: Was kann man tun, ab- seits einer fairen Bezahlung, um gute MitarbeiterInnen zu bekommen? Sani Kostadinovic: Das Arbeitsklima sollte passen. Man muss auf Mitarbei- ter zukommen, das kommt zurück. Rudi Savic: So nahe wie am Mit- arbeiter, muss man auch am Kunden sein. Auch in das operative Geschäft sollte man möglichst viel eingebun- den sein. Ich habe seit der Eröffnung vor 2,5 Jahren ein sehr stabiles Team. Die Stimmung wird immer familiä- rer. Wir machen viele Aktivitäten, Betriebsausflüge – das kostet etwas, hebt aber die Arbeitsqualität und die Stimmung. Udo Kaubek: Ich betone immer zu Beginn des Arbeitsverhältnisses, dass wir eine elektronische Zeiterfassung haben. Überstunden werden also be- zahlt. Ich bin da selbst ein gebranntes Kind. Aber ja, man muss auf Mitarbei- ter zugehen. Bei mir ist immer Open Door Politik. Man kann jederzeit zu mir ins Büro kommen und mit mir re- den. Das nutzen auch viele. Das geht auch in private Probleme, für die man ein offenes Ohr haben muss. „ Du kannst stehlen, was du willst. Du bekommst keine Strafe.“ UDO KAUBEK, GF Julius Meinl am Graben MAG. VERENA SCHNEEWEISS, Redakteurin REGAL © WIENTOURISMUS/CHRISTIAN STEMPER WIEN 45REGAL01-202411er Geschäftsführer Clemens Grabher und Thomas Schwarz vor 11er Biogasanlage (v.l.) Status Quo und Zukunft REGAL: Herr Fröhlich, wie sieht die Struktur der Lebensmittel-Branche in Wien aus – haben Sie ein paar Zahlen mitgebracht? Peter Fröhlich: Es gibt 2.700 Betriebe und 4.000 Standorte. 100 Betriebe wurden im Vorjahr geschlossen und 100 neue Gewerbe angemeldet. Dazu zählen allerdings auch Nahrungs- ergänzungsmittel etc. Außerdem in- teressant: Es gibt noch 50 Süßwaren- fachgeschäfte in Wien. Die haben gute Bilanzen, finden aber keine Nach- folge. Auch 20 Fischgeschäfte gibt es noch, viele davon auf den Märkten. Aber auch diese suchen Nachfolger. Auch im Ethno-Bereich gibt es übri- gens ein Greißler-Sterben. Es gab viele kleine Nahversorger, die werden von großen Ketten übernommen. REGAL: Wie wird es weitergehen, in welchen Formaten liegt die Zukunft? Peter Fröhlich: Ein Thema für die Zu- kunft ist der Genuss. Firmen, die dar- auf setzen, viel Regionales verkaufen, die haben es leichter und überleben länger als zwei Jahre. Du kannst keine Kopie von einem Supermarkt werden. REGAL: Herr Kaubek, Sie haben im letzten REGAL-Gespräch angekün- digt, kleinere Standorte unter 200 m2 eröffnen zu wollen. Was ist hier der Status Quo? Udo Kaubek: Das ist momentan eine rechtliche Thematik, die wir intern noch klären müssen. Aber die Immo- bilienpreise kommen uns momentan ohnehin entgegen. Es drängt also nicht ganz so stark. Das Angebot an Leerständen wird immer attraktiver. REGAL: Wie leicht wird einem dieser Schritt grundsätzlich von der Stadt REGAL: Schauen wir uns das Thema Pfand an. Es wurden hier hohe För- dersummen ausgeschüttet. Peter Fröhlich: Die Förderungen waren schon alle angesucht, bevor die Pfandverordnung veröffentlicht wurde. Viele haben gewartet, weil sie die Richt- linien nicht gewusst haben. Für Klei- nere ist es außerdem ein Platz-Thema. Udo Kaubek: Ein anderes Thema bitte. REGAL: Wie lösen Sie es bei Ihnen im Markt? Sani Kostadinovic: Es gibt kleinere Automaten, die kosten zirka 15.000 Euro, sind aber nicht gefördert. Ich habe in Enzesfeld beispielsweise keinen Platz für eine andere Lösung. Aber ich überlege jetzt, unter anderem deshalb, den Standort aufzugeben. Es ist eine hohe Investition, die ich nicht zurückbekomme. Peter Fröhlich: Es wird aufgrund der Pfandverordnung ein Betriebssterben geben. Wie kann der Pfandautomat vom Kaufmann erwirtschaftet wer- den? Der verdient ja für ihn kein Geld. Es sind außerdem noch sehr viele The- men offen. Ein Beispiel: Wie macht das ein Nahversorger mit 100 m2? Im Ge- meindebau über ihm hat jemand eine Party, kauft 100 Energydrinks und will diese am Montag zurückgeben. Wie kommt die Verkäuferin dazu, diese 100 Dosen zu kontrollieren? Wien gemacht? Andere Bundesländer haben hier ja mit strengen Raumord- nungsgesetzen zu kämpfen. Udo Kaubek: Das ist in Wien kein Thema. Ein Problem kann aber sein, wenn man Betriebsanlagengeneh- migungen machen muss. Das ist eine Herausforderung. Schwierig wird es dann, wenn du etwas umbaust. REGAL: Wie war 2023 umsatzmäßig für sie alle? Peter Fröhlich: Wir haben immer Steigerungen. Dieses Mal wird sie allerdings von den Kosten aufgefressen. Hätten wir die Fixkosten von vor zwei Jahren, wäre es ein super Jahr. In der heutigen Zeit muss man froh sein, wenn man durchschwimmt. Zu vieles wird von außen gesteuert, Stichwort Pfand. Rudi Savic: Ich bin der gleichen Meinung. Ich bin froh, wenn wir auf Inflationsniveau landen. Udo Kaubek: Das Vorjahr war schon sehr okay. Aber natürlich wäre es ohne Kostenexplosion bei Strom und Gas noch besser gewesen. Sani Kostadinovic: Das letzte Jahr war sehr gut. Ich konnte, verglichen zum Vorgänger, 30 bis 40 Prozent Plus erwirtschaften. Aber es bleibt nicht viel übrig. REGAL: Und ein Wert, der vermut- lich nicht zu halten ist… Sani Kostadinovic: Sicher nicht. Der Jänner hat nicht unbedingt gut angefangen. Seit Mitte Jänner geht es wieder bergauf. Udo Kaubek: Ich kann mich nicht beschweren, aber ein großer Boom ist momentan nicht da, das stimmt. Die Touristen fehlen, aber das ist im Jänner immer so. Pfand „ Wir haben nichts gegen Pfand, aber wir wissen, was auf uns zukommt.“ PETER FRÖHLICH , WK Wien und Feinkostgeschäft „Fein-Frisch-Fröhlich“ MARIAHILFER STRASSE, Wien WIEN 46REGAL01-2024ADVERTORIAL GAUTIER-MÜCKSTEIN ZAUBERT WIEN IN DIE FLASCHE: KAISER FRANZ JOSEPH SPEZIALITÄTEN FÜR GENUSSVOLLE MOMENTE Der österreichische Familienbetrieb Gautier-Mückstein besticht seit 1880 mit Expertise, Innovationsgeist und köstlichen Produkten: Von sü- ßen Likören über Klassiker wie In- länder Rum oder auch eine breite Palette an Spirituosen. An den Erfolg der letzten Jahre knüpft das Unter- nehmen nun mit der „Kaiser Franz Joseph“-Serie an. KAISERLICHER GESCHMACK MIT REGIONALITÄT Die Spezialitäten – bekannt als „Kaiser Franz Joseph“ – sind eine Hommage an die Wiener Geschich- te und die Eleganz, welche die Zeit der Habsburger versprühte. Für je- den Geschmack ist etwas dabei – spüren Sie den Hauch feinster Frucht der Kaiser Franz Joseph Wil- liams Birne, der an prächtige Obst- gärten Wiens erinnert. Oder tau- chen Sie ein in die Balance der fei- nen Aromen des Kaiser Franz Jo- seph Dry Gin, der in der über 100 Jahre alten Kupferbrennblase des- tilliert wird. Erleben Sie auch den feinen Geschmack von „Liebste Ha- selnuss“, die bei jedem Schluck an die wohl berühmteste Haselnuss- schnitte erinnert. Als Signature- Getränk eignen sich die Spirituosen mit dem Wien-Flair ideal für Gäste in der Gastronomie – für gesellige Runden oder als Mitbringsel für Tourist:innen. Mit der Serie fängt Gautier-Mückstein die Authentizi- tät der Wiener Kaiserstadt ein und verspricht bei jedem Schluck ein unvergleichliches Genusserlebnis zu sein. Durch die regionale und fa- BEZAHLTE ANZEIGE Fragen Sie jetzt an: Gautier-Mückstein & Ellinger GmbH Hermann-Mark-Gasse 6 1100 Wien Tel.: +43 1 869 01 32 Mail: office@gm-e.at Internet: www.gautier-mueckstein.at miliengeführte Produktion in Wien punkten die Produkte zudem mit einem wichtigen Faktor, der beson- ders bei Konsument:innen Anklang findet. Stoßen Sie mit uns auf eine erfolgreiche Partnerschaft an! INHABER FLORIAN MÜCKSTEIN an der Kupferbrennblase.Wojnar’s: Markenrelaunch W ojnar’s zieht heuer einen umfassenden Marken- und Verpackungsrelaunch durch. Ein neues Logo, ein neuer Claim sowie eine neue Verpackung verleihen der Marke künftig ein völlig neues Look and Feel. Jede Sorte erhält ihre eigene Farbe, um die Produkt- vielfalt besser erkennbar zu machen. Die Basisfarbe Blau macht es leichter, Wojnar‘s Produkte im Regal zu erken- nen. Der neue Claim „Mit Liebe zum Geschmack“ stellt Kernqualität und Produktvielfalt des Traditionsunter- nehmens in den Mittelpunkt. Das neue Marketingteam unter der Leitung von Shanna-Carina Hei- se, zeichnet für den Relaunch verant- wortlich. Sie hat bereits erfolgreich renommierte Marken wie Julius- Meinl, Manner, Casali und Dreh und Trink/ Klosterquell betreut. Shanna Carina Heise: „Mit dem Relaunch werden wir bestehende Kunden neu begeistern, uns besser positionieren, klarer kommunizieren und der Mar- ke und den Produkten ein modernes Look and Feel geben.“ Der Markenrelaunch wird bis Ende Februar abgeschlossen sein und wird begleitet von einer Out of Home Kampagne, Anzeigen, einer großen Social Media Kampagne, Sponsoring, sowie Sam- pling Aktionen am POS. Neue Lead Agentur für den Packaging Re- launch ist Graller Krcho, Digital/Me- dia ist Wirz/3rd Dis- trict und die PR- Agenden über- nimmt die Text und Bildmanu- faktur. SHANNA- CARINA HEISE, Marketing- leiterin Wojnar‘s Rudi Savic: Auch jene, die schon einen Automaten hatten, müssen umbauen. Die Umrüstung zahlt sich teilweise gar nicht aus, sondern es wird gleich ein neuer Automat angeschafft. Auch ich handhabe das so. REGAL: Welche Kosten entstehen für Sie? Sani Kostadinovic: Etwa über 28.000 Euro, plus Steuer. Rudi Savic: Ich komme auf 60.000 Euro. REGAL: Nochmals zur Rücknah- me. Es gibt eine Formulierung in der Verordnung, die besagt, dass bei der manuellen Rücknahme Getränkeverpackungen nur „in der üblichen Verkaufsmenge und Füllmenge“ zurückgenommen werden müssen. Peter Fröhlich: Ja, aber wie erkläre ich es dem Kunden? Das ist nicht praxistauglich. Alleine das Wech- selgeld ist ein Thema. Und: In einen Sack passen zirka 150 Einheiten. Was ist, wenn der Sack erst zwei Wochen später abgeholt wird? Oder, wenn er verloren geht? Für mich gibt es momentan nicht die passen- de Lösung. Sani Kostadinovic: Es ist auch noch offen, wie die Prozesse ablaufen. Wer nimmt mir das alles mit? Papier, Plastik etc. wird jetzt von der Rewe abgeholt. Aber wie wird es dann sein? Das Automaten-Hand- ling selbst ist simpel, aber danach wird es kompliziert. REGAL: Was wäre denn für Sie die ideale Lösung? Sowohl was den Ablauf als auch die Handling Fee betrifft? Peter Fröhlich: Vorweg: Wir haben nichts gegen Pfand, aber wir wissen, was auf uns zukommt. Es muss in den täglichen Ablauf eingebaut wer- den können. Dann ist mir, ehrlich gesagt, auch die Handling Fee egal. Gerade bei kleinen Betrieben kostet der Mitarbeiter, der sich darum kümmern muss, viel mehr als du jemals zurückbekommst. Es ist ein Minusgeschäft. Was es braucht, ist ein Runder Tisch, wo alle vertreten sind. Der Lebensmittelhandel be- steht nicht nur aus den Großen. Rudi Savic: Bei uns hat sich Chris- tian Prauchner sehr ins Zeug gelegt für uns, danke dafür. Es ist wichtig, dass jemand involviert ist in Ent- scheidungsprozesse, der aus der Praxis spricht. REGAL: Meine Herren, danke vielmals für Ihre Zeit und den spannenden Austausch! „ Es ist wichtig, dass jemand involviert ist in Entscheidungs- prozesse, der aus der Praxis spricht.“ RUDI SAVIC, Spar BRUNNENMARKT, Wien © WIENTOURISMUS/PAUL BAUER WIEN 48REGAL01-2024SPORT Atlantic Multipower: Österreich mit großer Zugkraft Mehr als 500 Produkte umfasst das Atlantic Brands-Portfolio insgesamt. Am Austro-Markt ist eines der füh- renden kroatischen Produktionsun- ternehmen mit über 40 Produkten aktiv. „Die Palette reicht von Rie- geln, Proteinpulvern, Getränken und Nahrungsergänzungsmitteln“, erklärt General Manager Nataša Kljaic´, ge- genüber REGAL. Die größte Marke im Portfolio und „die Nummer eins in der Kategorie ‚Pikante Aufstriche‘ in Österreich“ ist dabei Argeta. „Darü- ber hinaus sind unsere Prima & Smo- ki jeweils die Nummer zwei in den Kategorien Salzstangen und Erdnuss- flips. Mit unserem Portfolio sind wir bei allen Großkunden in Österreich präsent – mit Positionierung sowohl in eigenen Kategorien als auch in Kassen. Darüber hinaus führen wir In/Out-Promotionen mit Großkun- den in Österreich und mit dem Multi- power-Portfolio auch in der Schweiz durch.“ Dabei ist Multipower seit Jahren am österreichischen Markt aktiv und „hat hierzulande eine lange Tradition und verzeichnet jährlich ein kontinu- ierliches, stetiges Wachstum.“ Zuletzt lag ein besonderer Schwerpunkt auf der Multipower Vegan Range. „Pro- dukte aus diesem Sortiment finden aufgrund ihrer Qualität und des ge- stiegenen Verbraucherbewusstseins für vegane Produkte in der DACH-Re- gion insgesamt ihre eigenen Verbrau- cher. Mit Designverbesserungen und nachhaltigen Verpackungen geht Multipower in Richtung einer Redu- zierung des CO 2 -Fußabdrucks, was das neue Markenimage abrundet“, so Kljaic´. Der Erfolg schlägt sich auch in den Zahlen nieder. So konnte Atlantic Brands den Umsatz im Jahr um 17,5 Prozent auf 27,5 Millionen Euro er- höhen. © ATLANTIC MULTIPOWERNext >