< PreviousBIO Pacovis: Hygiene-Boom und Take-away-Trend Die Pacovis Austria-Dependance konn- te 2020 ihren Umsatz um über 30 Pro- zent steigern – ein Rekordjahr, heißt es seitens des Unternehmens. Und weiter: „Wir konnten in vielen Sorti- mentsbereich massiv zulegen.“ Die Wachstumsgaranten waren, neben dem Hygieneboom und dem Take-away-Hype, auch der Absatz von Verbrauchsartikeln wie Müllsäcke und Folien. Getrieben durch das Co- rona Virus, setzt sich der Trend und die damit verbundene Sensibilisie- rung für Hygiene weiter fort. Durch die geschlossene Gastronomie ge- winnt auch der Take-away-Bereich bei Pacovis weiter an Bedeutung. „Dieses Konsumverhalten wird sich fortsetzten“, weiß das Unternehmen, das sich in Österreich speziell auf Lebensmittelverpackungen, -bedarfs- artikel und Schutzkonzepte speziali- siert. Zuckerrohr und Kraftpapier. Für nachhaltige Verpackungen arbeitet das nun in Stockerau angesiedelte Unternehmen an Innovationen. Die seit Jahren gegebenen Trends verstär- ken sich in Zusammenhang mit den Kunststoffverboten der EU. Unter der Marke naturesse bringt Pacovis nach- haltige Verpackungen für Lebensmit- tel und Take-away auf den Markt. Im Trend: Zuckerrohr als alternativer Rohstoff und FSC Kraftpapier, sowie rPET. Investitionen 2021. Pacovis hat in Österreich Anfang des Jahres sein Lager in Stockerau, Niederösterreich, fertiggestellt und in Betrieb genom- men. Der nächste Investitionsschritt ist das technische Nachrüsten auf ein neues ERP-System. Außerdem liegt der Fokus auf Mitarbeitern, Waren- verfügbarkeit sowie Sicherheit. Pacovis Standort Stockerau ifestyle.at · www.biologon.at · www.biolifestyle.at Biologon: Eine Million Euro Invest in Produktion Im Tiroler Unternehmen Biolo- gon, mit Sitz in Hochfilzen, ist der Name Programm: Biologi- sche Rohwaren werden per Hand in Müsli verwandelt oder auf traditionelle Weise im Stik- kenofen zu Crunchies oder Gra- nolas gebacken. „Der Vorteil daran ist, dass wir je nach Kun- denwunsch die Größe der Clus- ter bestimmen können und durch die händische Verarbei- tung den Flockenbruch mini- mieren“, erklärt Sales Manage- rin Katja Rattin. Umsatz. Kein Wunder also, dass das Unternehmen damit im Corona-Jahr einen Umsatz von zwölf Millionen Euro erzielte. „Der Umsatz konnte trotz Ein- bruch der Hotellerie und Gast- ronomie generiert werden, da im Einzelhandel ein erhöhter Bedarf herrschte.“ Die Top Seller im Sortiment sind die Crunchies in verschiedensten Variationen: „Zit- rone-Ingwer, Beeren oder Schoko bis hin zu gesalzenem Crunchy und un- serem ‚Dahoam‘ Crunchy mit 100 Pro- zent Zutaten aus Österreich.“ Die wei- teren Rohstoffe kommen, wenn vor- handen, aus der EU. „Kokos oder Rohrzucker kommen aus Übersee, wie den Philippinen und Südamerika.“ Investition. Dieses Jahr setzt Bio- logon den Fokus auf die Weiterent- wicklung in der Produktion: Eine Million Euro wird in zusätzliches Bä- ckereiequipment und zusätzliche Maßnahmen zur Energieeinsparung investiert. In puncto Energie und Nachhaltigkeit sind die Tiroler Vor- reiter: Seit 2018 ist das Bio-Unterneh- men CO 2 -neutral. „Unsere Produkti- on wird zu 100 Prozent mit Ökostrom aus Tiroler Wasserkraft versorgt. Der Transport erfolgt intermodal mit neu- estem Equipment und unvermeidba- re CO 2 -Ausschüsse werden kompen- siert.“ KATJA RATTIN, Verkaufsleitung 100 | REGAL 2-2021BIO ✔ neue BioLifestyle Linie ✔ Premium Rezepturen ✔ neues Verpackungskonzept Geschmacksrichtungen: Vanillige Himbeere im weißen Schokoladenkleid Mandel Schoko Sinnfonie im salzigen Karamellregen Der BIO-Genußmoment für Deinen ganz besonderen Tag Visit our Blog ifestyle.at · www.biologon.at · www.biolifestyle.at Denns: 33 Standorte und ein neuer in Wiener Neustadt Der Bio-Supermarkt Denns prescht mit ei- nem Standort hervor: in der Pottendorfer Straße 37 in Wiener Neustadt wird der BioFiedler zu Denns. Seit 2006 wird das Geschäft in Wiener Neustadt von Denns beliefert. Das Ehepaar Fiedler übergibt den Standort mit umfangrei- chem Bistro-Bereich an die Bio-Supermarkt- Linie, allen voran dem langjährigen Denns-Marktleiter Wolfgang Schreiner. Der Standort bietet rund 6.000 Produkte aus dem Denns Sortiment, aber auch exklusive lokale Produkte. „Erneuert wurden zudem die Obst- & Gemüse- sowie die Kühlabteilungen. Zusätzliche Regale wurden aufgestellt, um ausreichend Platz für das wachsende Bio-Vollsortiment zu schaf- fen. Die offizielle Umbenennung und somit Eingliederung von BioFiedler in unsere Denns-Familie ist nun der logische letzte Schritt“, so Denns Geschäftsführerin Mareike Nossol. Der Biomarkt in Wiener Neustadt ist der 33. Denns Bio-Markt-Standort in Österreich. Denns Geschäftsführerin Mareike Nossol, MSc. Natural Food: Vorstoß mit Protein Crackerbreads Natural Food stellt die Weichen auf Expan sion. „Wir wollen heuer bereits eine Million Euro umsetzen“, erklärt Eigentümerin und Gründe- rin Timea Hipf im REGAL-Gespräch. 2020 er- wirtschaftete das Wiener Start-up-Unterneh- men bereits 300.000 Euro. Zwölf Artikel hat das Unternehmen mittlerweile im Portfolio. Aktuell bringt der Familien-Betrieb drei ver- schiedene Varianten von Protein Cracker bread in Stellung. „Wir wollen damit eine echte Alter- native zu den bestehenden Knäckebrot- Vari- anten mit Mais- und Roggenmehl bieten“, so Hipf. Hintergrund: „Mais führt zu raschem Heiß- hunger und Leistungsabfall. Der hohe Protein- anteil der Hülsenfrüchte (etwa Linsen, Erbsen) sättigt dagegen langanhaltend und trägt zu Erhaltung und Aufbau von Muskelmasse bei.“ Dabei sind die drei Neo-Snacks rein biologisch, vegan sowie frei von Gluten, Gentechnik und Palmöl. „Wir setzen voll auf österreichische Rohstoffe.“ Produziert wird 150 Kilometer von Wien entfernt. „Wir greifen hier auf ein Extrudations-Verfahren zurück, das nicht viele Unternehmen in Europa beherrschen.“ Bisher konnte sich Hipf mit ihrer Natural Crunchy-Linie einen Namen machen und bereits national und international punkten. Während die Geschäftsführerin in Deutschland mit einigen Aktionen reüssiert, gibt es national Listungen bei Denns und einigen Reformhäusern. „Wir sind aber bereits im Gespräch mit dem LEH.“ Für Rückenwind sorgte die Teilnahme bei „2 Minuten 2 Millionen“. Natural Food konnte zwar keinen Invest, dafür jede Menge Sympathie verbuchen. „Wir hatten während der Ausstrahlung einen Zugriff von rund 40.000 Besuchern und haben auch im Online-Shop eine schöne Aktivität bemerkt.“ Im Jahr 2021 will das Unternehmen in Österreich Fuß fassen und langsam die Export-Märkte bearbeiten. „Wir liegen bei einem Exportanteil von rund fünf Prozent.“ Derzeit gäbe es aber bereits Anfragen aus Italien, Deutschland, Bel- gien, Frankreich, Dubai oder China. GF Timea HipfGASTKOMMENTAR Vertriebsbarrieren von Industrie und Handel lösen → VON FABIAN VOLLBERG, MANDAT MANAGEMENTBERATUNG. I m Vertriebsprozess – von der Industrie bis zum Endkunden – sind mehr Brem- sen, als Motoren des Wachstums zu fin- den. Natürlich provoziert das Statement, dass der Vertrieb selbst das Wachstum häufig bremst. Es lohnt sich aber unbedingt zu prüfen, an welchen Stellen der Vertrieb Relevanz besitzt und welche Potenziale sich heben lassen. Folgende Elemente sind hier wesentlich: Vertriebsstrategie: Genau genommen beginnt Vertriebserfolg bereits in der Strate- giedefinition. Eine Vertriebsstrategie ist eine dokumentierte Wegbeschreibung des Ver- triebes zu profitablem Wachstum. Zu viele Unternehmen verbleiben hier auf einer un- zureichenden Ebene. Das gilt sowohl für die Industrie, als auch für den Handel. Die ver- meintliche Routine im Zusammenspiel von Vertrieb und Kunde resultiert häufig in ei- nem mechanistischen Miteinander. Kontinu- ierlich über die eigene Vertriebsstrategie zu sprechen und sie weiterzuentwickeln ist der erste Schritt. Miteinander von Industrie und Handel: Es gibt Partnerschaften zwischen Handel und Industrie, die diesen Namen wirklich verdienen. Aber seien wir ehrlich, häufig ist die Beziehung mehr von Taktik geprägt und findet mechanistisch statt, anstatt sich auf Inhalte und intelligente, gemeinsame Wege zum Wachstum zu fokussieren. Es ist ein ka- pitaler Wachstumsfehler, wenn man sich al- leine auf die Diskussionen um Preis, Roh- stoff- und Energiekosten oder Rabatt-Aktio- nen beschränkt. Die Verantwortung hierbei liegt bei beiden Part- nern. Industrieunterneh- men tun gut daran, nicht nur den „Reinverkauf“ in den Handel zu betrach- ten, sondern sich damit auseinanderzusetzen, Ideen einzubringen. Eine wichtige Rolle kommt hier dem Thema Marke zu. Umgekehrt braucht es natürlich auch die Offenheit des Handels. Vertrieb am POS: Vertrieb sollte sich nicht alleine darauf konzent- rieren, Regale zu bestü- cken oder Displays intel- ligent zu nutzen. Viel- mehr lohnt es sich, das Einkaufserlebnis und je- den Kontaktpunkt des Kunden einzeln zu be- trachten und gemäß der strategischen Ab- sichtsbekundungen, der Marke und den Kun- denbedürfnissen zu gestalten. Es ist kein Ge- heimnis, dass der POS auch der Point of Truth ist. Hier entscheidet sich, das Kundenerlebnis, die Wahrnehmung, die Beziehung und letz- ten Endes auch die Wachstumsergebnisse. Die genannten Facetten sind nur der Start der Betrachtung und sie erschöpfen sich nicht in der konzeptionellen Bearbeitung. Wenn (Vertriebs-)Strategien scheitern, dann nicht in der Konzeption, sondern in der Um- setzung. Am Anfang des Wachstumsweges steht die eigene Klarheit: Wohin wollen wir – welche Strategie verfolgen wir? Im nächs- ten Schritt kommt die Ehrlichkeit mit sich selbst: Wo leben wir das, was wir strategisch definiert haben und wo noch nicht? Welcher Vertriebsmitarbeiter steht an welcher Stelle und benötigt welchen Grad an Führung und Unterstützung? Gleich danach gilt es, die Umsetzung erfolgreich zu führen. Aber dies ist ein anderes Thema. → Am Anfang des Wachstumsweges steht die eigene Klarheit: Wohin wollen wir – welche Strategie verfolgen wir? ← ZUM AUTOR Fabian Vollberg ist Geschäftsführender Ge- sellschafter der Mandat Management beratung. Die Dortmunder Wachs- tumsexperten unterstüt- zen seit über dreißig Jah- ren Unternehmen dabei, profitabel zu wachsen. Beiträge in Vorträgen und Veröffentlichungen fußen dabei stets aus der Es- senz hunderter Projekte in den Leistungsfeldern Strategie & Marke, Pro- zesse & Organisation und Vertrieb & Expansion. Weitere Informationen finden Sie hier: www.mandat.de 102 | REGAL 02-2021 102 R02 Mandat Fachbeitrag.indd 102102 R02 Mandat Fachbeitrag.indd 10226.02.21 12:5526.02.21 12:55→ REGAL.AT/JOBS · POWERED BY STEPSTONE INTERVIEW: ANNA LENA WAGNER REGAL JOBS | MITARBEITER Onboarding im Großhandel Im Gespräch mit Christina Draxler, MA, Kastner Bereichsleitung Personalmanagement → 900 Mitarbeiter, davon 31 Lehrlinge bei Kastner → Fachkräftemangel: „Wir bilden selbst aus.“ REGAL: Bei Kastner sind 900 Mit arbeiter beschäftigt, wie viele Lehr linge nehmen Sie im Jahr auf? CHRISTINA DRAXLER: Wir be- schäftigen im Moment 31 Lehrlinge und nehmen pro Jahr fünf bis zehn Lehrlinge auf. In welchen Bereichen? Unsere Kernkompetenz ist der Le- bensmittelgroßhandel – dort be- schäftigen wir die meisten Lehrlinge. Einzelhändler bilden wir in unseren Nah&Frisch Eigenfilialen aus und Bürolehrlinge beschäftigen wir bis dato nur an unserem Standort in Ei- senstadt. Die E-Commerce Lehre gibt es erst seit 2018 und wir haben da- mals bei myproduct.at sofort damit gestartet. Bemerken Sie einen Fachkräfteman gel bei Kastner? Wie wird dem entge gengewirkt? Bei dieser Frage muss ich immer wie- der schmunzeln. Wenn man den Fachkräftemangel operationalisiert, ist es einfach auf den Punkt zu brin- gen: Zu viel Nachfrage – zu wenig An- gebot. Die Nachfrage werden wir nicht beeinflussen können, das Ange- bot allerdings schon. Und deshalb pflegen wir bewusst Kooperationen mit Schulen sowie Universitäten und bilden unsere Fachkräfte mittels Lehrausbildung selber aus. Wer Fach- kräfte will, muss dafür sorgen, dass sie so ausgebildet werden, wie man es von einer Fachkraft erwartet und da- für setzen wir uns aktiv ein. Wenn wir nicht den geeigneten Kandidaten finden – dann nehmen wir das eben selbst in die Hand und bilden neue oder bestehende Mitarbeiter zur Fachkraft aus. Wie finden Sie die Richtigen? Wir gehen sehr fokussiert auf die Zielgruppe ein. Mit unserem Lehr- lingstest, der Möglichkeit der Schnupperlehre und einem zugehöri- gen Gespräch finden wir schnell heraus, wer die Richtigen sind. Welche Benefits bekommen Lehr linge bei Kastner? Wir lassen unsere Lehrlinge in unter- schiedlichsten Abteilungen rotieren, um einerseits herauszufinden, wo ihre Stärken liegen, aber auch um den Lehrlingen das Gefühl zu geben, dass für sie nach der Lehre viele Türen of- fenstehen. Wir unterstützen unsere Lehrlinge aber auch in ihrer Persön- lichkeitsentwicklung und haben dafür ein eigenes Workshop-Programm mit externen Trainern entwickelt. Welche weiteren KarriereSteps sind bei Kastner möglich? Das Wort „Karriere“ hat über die letz- ten Jahre eine sehr hierarchische Be- deutung bekommen, von der wir uns bewusst distanzieren. Karriere ma- chen kann bei uns jeder – der Kom- missionierer, der tagtäglich sein Bes- tes gibt, um seine Kommissionsfehler auf null zu halten, macht genauso „Karriere“, wie der Lehrling, dessen Plan es ist, in den nächsten zehn Jah- ren Führungsverantwortung zu übernehmen. Wie sieht das Onboarding im Groß handelshaus während Corona aus? Unser professioneller Onboarding Prozess steht und fällt mit unseren Einschulungsplänen, durch die jeder neue Mitarbeiter die Möglichkeit be- kommt, ausnahmslos alle Abteilungen am Standort und die Personen dahin- ter kennenzulernen. Corona hat uns diesen in den letzten Monaten stark erschwert. Natürlich fanden alle Ein- schulungen trotzdem statt, aber meist und hauptsächlich virtuell oder eben mit unseren derzeit gültigen Sicher- heits- und Hygienemaßnahmen. Sie verleihen regelmäßig langjähri gen Mitarbeitern Urkunden, wie gelingt es, gute Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden? Mitarbeiter haben unterschiedlichste Werte und wollen spüren und am ei- genen Leib erfahren, dass die eigenen Werte mit jenen des Arbeitsgebers korrelieren. Wir sind davon über- zeugt, wenn man lebt, was man nach außen kommuniziert, sind viele Mit- arbeiterbindungsprogramme nur mehr ein „Add-on“. Vielen Dank! 2-2021 REGAL | 103Nieder- österreich REGAL SCHWERPUNKT Ja, Nahversorgung ist uns wichtig Der Handel hat es auch in Niederösterreich momentan nicht leicht. Mag. Karl Ungersbäck, Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer NÖ, im REGAL Exklusiv-Interview LISA WEBER, BSc Redaktion REGAL „Scheinwerfer auf das größte Bundes- land: Auch hier hat das Corona-Jahr seine Spuren hinter- lassen.“ 104 | REGAL 2-2021NIEDERÖSTERREICH INTERVIEW: LISA WEBER → Nafes: Nahversorger-Förderung schlägt 2020 mit 580.000 Euro zu Buche → Nah&Frisch wird häufig gefördert → Neue SB-Läden der Landwirte könnten zum Streit-Thema werden REGAL: Wie läuft die Niederösterreichische Wirtschaft? MAG. KARL UNGERSBÄCK: Die Lockdowns haben sich in vielen Handelsbranchen negativ ausgewirkt. Insge- samt schlug das im Jahresergebnis mit einem Rückgang von 0,2 Prozent zu Buche. Dabei gibt es aber einige, die es härter getroffen hat. Wie etwa der Modebereich, mit einem Minus von 24,5 Prozent. Ist das noch aufzuholen? In einigen Branchen sehen wir einen guten Effekt. Baustoffe haben das im Nu wieder aufgeholt. Auch Blumenhändler können auf- atmen, der Valentinstag brachte guten Um- satz und die Gartensaison steht vor der Tür. Für die Mode wird das schwierig, die Saison- ware lässt sich ohne große Rabatte kaum ver- kaufen. Wird es Unterstützungen für den Handel geben? Wenn finanziell wirklich geholfen werden soll, ist der Bund gefragt. Länder und Kam- mern haben nicht die Mittel, substanziell zu unterstützen. Es gibt aber ein Paket des Lan- des, das mit Förderungen in Richtung Digita- lisierung, Investitionen und Beteiligungen agiert. Mit der Nafes-Förderung wird eine wichtige Rolle für die niederösterreichische Nahver- sorgung erfüllt. In welchen Gebieten ist die Förderung besonders gefragt? Das Wald- und Weinviertel sind hier unsere Schwerpunktgebiete, dabei kommt Nah & Frisch besonders häufig vor. Im Industrie- viertel ist die Nafes weniger Thema, da durch die Siedlungsstruktur die Nachfrage ohnehin groß ist. Wie viele Nahversorger-Projekte wurden im letzten Jahr gefördert? 2020 wurden elf Projekte mit insgesamt 580.000 Euro gefördert, davon waren einige Umbauten betroffen. Was übernimmt das Land? Das Land übernimm 75 Prozent der Förde- rung, die Kammer den Rest. Dabei geht es um bis zu 100.000 Euro projektbezogen oder 30 Prozent der von der Gemeinde getragenen Kosten. Das Programm wurde bis 2023 verlängert. Gab es Adaptierungen? Es wurde nicht viel verändert. Für finanz- schwache Gemeinden ist in der Lebensmit- telnahversorgung anstatt der 30 nun eine Förderung von 40 Prozent möglich. Wie viele Projekte wurden bis jetzt insge- samt seit der Einführung 1998 finanziert? Bisher konnten insgesamt 1.066 Projekte un- terstützt werden. Dabei wurden 20,9 Millio- nen Euro vergeben, das Gesamtinvestitions- volumen aller Projekte betrug 116 Millionen Euro. Die Summen beziehen sich auf die drei Förderschwerpunkte „Erhalt des letzten Nah- versorgers“, sowie „infrastrukturelle Maß- nahmen“ sowie „Marketingprojekte“ für NÖ Innenstädte. Wie stehen Sie dem Einwegpfand gegen- über? Es gibt eine klare Position der Kammer. Wir glauben, dass die Sammelquoten auch ohne Pfand erreichbar sind und dass es volkswirt- schaftlich nicht nötig ist, ein zweites Sam- melsystem einzurichten. Und kleine Betriebe könnten besonders darunter leiden… Ganz klar. Die Kosten für die Geräte und deren Administration sind sehr hoch. Kleine Betriebe betrifft das natürlich überdurch- schnittlich. Sie sitzen in der Falle: Werden sie von der Rücknahmepflicht ausgenommen, haben die Kunden einen Grund weniger, dort einzukaufen, weil eine Leistung fehlt. NIEDERÖSTERREICH Welche weiteren Projekte sind für Nieder- österreich in Planung? Ich sehe keine großen Investitionen für Markthallen oder größere Handelsstandorte kommen. Viele Projekte gehen in den LEH, hier sind wir aktiv mit der Standortentwick- lung. Es wird erweitert und umgebaut. Der restliche Handel ist, was Investitionen be- trifft, sehr ruhig momentan. In Zeiten von Corona werden praktisch keine neuen Zent- ren geplant. Aus der Landwirtschaft kommt oft der Vorwurf des Preisdumpings. Hat sich das Verhältnis des Handels mit den Bauern etwas entspannt? Das Thema ist ein Dauerbrenner. Es ist im- mer die Debatte, wer welchen Anteil vom Kuchen bekommt. Der LEH ist die Haupt- schiene für Agrarprodukte und muss so agie- ren, dass der Konsument auch dabei ist. Sehen Sie andere Brennpunkte? Das größere Spannungsfeld ist für mich mo- mentan, dass die Landwirtschaft sehr stark bemüht ist, die Direktvermarktung auszu- dehnen. SB-Läden schlagen zunehmend ne- gativ bei Händlern auf. Es ist natürlich ein le- gitimes Werk der Landwirte, aber in einer Nafes-Förderung 2020 AnzahlFörderzusagenInvestitionssumme Nahversorger11€ 0,58 Mio. € 3,0 Mio. Marketing45€ 0,38 Mio.€ 1,3 Mio. Infrastruktur4€ 0,05 Mio.€ 0,2 Mio. Gesamt60€ 1,01 Mio.€ 4,5 Mio. Quelle: Wirtschaftskammer NÖ Nafes-Projektbeispiele 2020 Enzersdorf/Fischa (Bruck)Adeg Kowalik: Neubau, Eröffnung 12/2020 Krummnußbaum (Melk)Adeg Gruber: Erhalt der Nahversorgung in Umsetzung Rappottenstein (Zwettl)Nah&Frisch: Umbau nach Übernahme im Herbst 2020 Behamberg (Amstetten)Bau eines Nahversorgers im Ortszentrum – Eröffnung Frühjahr 2021 Drösing (Gänserndorf)Neubau eines Lebensmittelgeschäfts – in Umsetzung Sankt Georgen/Leys (Scheibbs)Adaptierung nach Neu-Übernahme im Herbst 2020 Gutenbrunn (Zwettl)Nah&Frisch: Investitionen in Standort Haidershofen (Amstetten)Nah&Frisch Vestenthal: Instandhaltung, Eröffnung 02/2021 Nußdorf ob der Traisen (St. Pölten Land)Dorfladen Reichersdorf: Umbau nach Neuübernahme, Eröffnung 11/2020 Quelle: Wirtschaftskammer NÖ derart organisierten Form ist es aus meiner Sicht problematisch. Die Frage ist, ob sich das mit den Nahversorgern vertragen wird. Im Land wird das von uns schon mit allen Beteiligten besprochen. Wenn die Unter- scheidung von gewerblichen SB-Shops nicht mehr möglich ist, wird es nämlich kompliziert. Die Grenzen zu Ost-Europa sind zu. Wie stark ist der Handel etwa im nördlichen NÖ oder die Region Hainburg/Kittsee da- von betroffen? Gefühlt gibt es im nördlichen Waldviertel keine allzu starken Verflechtungen, das ist also dort kein großes Thema. Punktuell gibt es wohl ein paar Standorte wie Haugs- dorf oder Gmünd, wo es spürbar sein könn- te. Ebenfalls sehe ich das bei Kittsee, gera- de der LEH in Richtung Hainburg. Dort gab es immer schon starke Kaufkraftzuflüsse aus dem Osten und ich würde vermuten, dass das vor Ort spürbar ist. Gibt es zu viele Diskonter in NÖ? Nein, das ist eine marktwirtschaftliche Entwicklung und das ist schon gut so. Vielen Dank für das Gespräch! 106 | REGAL 2-2021NIEDERÖSTERREICH Niederösterreich. Das Herkunfts- Bundesland des Unternehmens spielt eine große Rolle für Haubis: „Wo möglich, beziehen wir unsere Rohstoffe für unser Brot und Ge- bäck aus der Region. Mit diesem gezielten Einkauf unterstützen wir die Landwirte unserer Gegend“, er- zählt Geschäftsführer Ing. Anton Haubenberger. Mehl und Getreide werden, laut Unternehmen, voll- ständig aus Österreich bezogen. „Aber nicht nur beim Mehl ist die Herkunft wichtig. Zum Beispiel un- sere Karotten, die unter anderem im Haubis Kraftweckerl, Bio-Drei- zinnenbrot oder im Karottenbrot verwendet werden, beziehen wir vom Bauern aus der Nachbarschaft. Oder auch die Kürbis kerne, die in Sigharting in Ober österreich ange- baut werden.“ Nachhaltigkeit. Seit Beginn setzt Haubis auf Mehrweg-Trans- portgebinde: „Nach einem sorgfäl- tigen Waschgang in der Kisten- waschmaschine werden sie wieder auf Reisen geschickt. Zusätzlich garantieren diese eine optimale Auslastung der Liefertouren. Durch den Einsatz regionaler Zutaten leis- ten wir einen großen Beitrag, um Transportwege möglichst kurzzu- halten.“ Bio-Produkte sind, so Hau- benberger, nur dann sinnvoll, wenn der Großteil der Zutaten aus der Region bzw. aus Österreich kommt und keine weiten Transportwege unternommen werden müssen. Trends. Es gibt einige Entwick- lungen, die sich laut Haubenberger abzeichnen: „Urgetreide, Gluten- frei und Regionalität. Buchweizen etwa: im Zuge des Bio-Trends dür- fen auch alte Getreidesorten wie- der aufleben, die schon fast von der Bildfläche verschwunden sind. Verbraucher achten auch vermehrt darauf, dass das verwendete Mehl aus Österreich stammt. Das Be- dürfnis können wir zu 100 Prozent erfüllen.“ Durch die zunehmenden Unverträglichkeiten und Allergien hat Haubis, so der Geschäftsfüh- rer, als eine der ersten Bäckereien mit glutenfreiem Gebäck auf be- sondere Ernährungsbedürfnisse reagiert. Kunden schätzen Regionalität Haubis Geschäftsführer Ing. Anton Haubenberger über die Bedeutung des Bundeslandes für das Unternehmen und Trends im Brot-Segment.NIEDERÖSTERREICH Land der Kaufleute REGAL sieht näher hin: Wie geht es den niederösterreichischen Kauf- leuten in unterschiedlichen Gebieten? Was sind die Herausforderun- gen und Besonderheiten der Region? Wie geht es in Zukunft weiter? Geschäftsführer erzählen über ihre Erfahrungen. Wiener Becken Die Feinkost ist ganz wichtig Kommerzialrat Peter Springsits ist mit sei- nem 480m² großen Spar seit sechs Jah- ren in Leobersdorf ansässig. 10.000 Artikel sind im Geschäft zu finden, mehr als die Hälfte da- von ist Frischware. „Die Feinkost ist bei uns sehr wichtig, das hat sich auch zur Pandemie nicht geändert. Statt ei- ner Jause wurden dann allerdings Schinken und Co. gekauft. Insgesamt gab es eine Umsatzstei- gerung von 20 Prozent“, so der Geschäftsführer. Auch Bio ist, laut Springsits, ein großer Trend und gerade Saisonartikel sollten für seine Kunden möglichst lokal sein. Deshalb macht das regio- nale Sortiment auch ein Drittel seiner Ware aus. Geliefert wird täglich. Landflucht sieht der Kaufmann nicht als Problem: „Ich glaube, wir haben es mittlerweile eher mit Stadt- flucht zu tun. Durch Corona haben viele mitbekommen, dass es am Land schöner sein kann. Baugründe gehen weg wie warme Semmeln.“ Von der Politik würde sich Springsits vor allem wün- schen, dass die Zusammenarbeit besser wird. „Die regio- nalen Synergien werden nicht genügend genutzt. Regio- nale Anbieter sollten auch von der Landespolitik mehr in Betracht gezogen werden. Bis vor einiger Zeit haben klei- ne Nahversorger noch Justizanstalten beliefert. Momen- tan wird alles zentralisiert und auch das wurde abge- stellt. Ich wünsche mir da mehr Unterstützung.“ Waldviertel Partygeschäft fällt aus Der 280m² große Nah&Frisch in Bad Großpertholz im west- lichen Waldviertel ist seit 1908 im Familien- besitz von Manfred Kuttner. „Die Nachfolge ist noch ungewiss“, so Kuttner. Die Landflucht macht dem Ge- schäft zu Schaffen. „Die Jungen ziehen in die Stadt, unsere Kundschaft wird immer älter. Es gibt zwar auch junge Leute, die hier leben. Die sind aber mobi- ler und erledigen Einkäufe auf dem Weg in die Arbeit au- ßerhalb.“ Beim Nahversorger, erzählt der Geschäftsfüh- rer, holen sie sich nur, was sie vergessen haben. „Ich kann auch nicht verstehen, warum die Großen ihre Ware den Kunden hinterherschleudern müssen. Warum muss z.B. Sekt zu Silvester spottbillig sein? Das zerstört die kleinen Nahversorger.“ Seit Corona fällt ein großer Teil des Umsatzes weg. „Wir haben ein Transportunternehmen, da fehlt etwa ein Viertel. Auch unser Partyservice steht still, normalerwei- se gibt es einige Feste im Jahr, die wir beliefern. Der kurze Peak am Anfang der Pandemie hat sich wieder beruhigt und wiegt das nicht auf“, so Kuttner. Sortiment. Beliefert wird Kuttner von Pfeiffer aus Traun. „Sechs Mal pro Woche – fünf Mal mit Frischware und einmal mit Trockenware.“ Am wichtigsten, so Kuttner, sind Lebensmittel für den täglichen Gebrauch, speziell Feinkost und Mopro. „Regionalität ist ein netter Zusatz, wir haben ein paar Produkte aus der Umgebung. Honig vom Imker im Ort geht zum Beispiel gut. Trotzdem hat das bei unserer Kundschaft keine Priorität.“ 108 | REGAL 2-2021NIEDERÖSTERREICH Weinviertel Schlechtere Feinkost drückt Ertrag Andreas Neuwirth übernahm 2011 die Absdorfer Adeg Filiale, neben Pyhra und Furth in NÖ ist dies sein dritter Standort. Durch Neuwirth gab es einen Auf- schwung: „Vor fünf Jahren haben wir umgebaut, seitdem geht es Jahr für Jahr bergauf. In Stetteldorf hat außer- dem ein Nahversorger zugesperrt und ich habe eine neue Filialleitung eingestellt. Beides hat dazu beigetra- gen, dass wir unseren Umsatz in den letzten Jahren gegenüber 2011 ver- doppeln konnten“, so der Kaufmann. Allgemein war 2020, so Neuwirth, ein sensationelles Jahr: „Insgesamt ver- zeichnen wir ein Plus von 15 Prozent, allein in Absdorf waren es 19,6 Prozent. Ähnlich sind wir auch ins neue Jahr gestartet.“ Trends. Auf den 580 m² finden Kunden über 10.000 Artikel. „Be- sonders wichtig ist unsere Frischeabteilung, die haben wir kürzlich erweitert. Obst zählt dabei eindeutig zu den Gewinnern“, erklärt Neu- wirth. Im Vorjahr sei in der Umgebung Bio zum großen Thema gewor- den. „Künftig wollen wir besonders auf die neue Marke ,Bio Billa‘ set- zen. Auch Regionalität versuchen wir immer stärker zu nutzen.“ Ob- wohl im Umkreis einige landwirtschaftliche Betriebe ansässig sind, sei es nicht einfach, Kooperationen zu finden, Neuwirth: „Mittlerweile stehen wir bei zehn Prozent Regionalität. Wir haben einiges probiert, um Bauern zu erreichen, auch Flugblätter. Am Ende meldet sich aber leider kaum jemand.“ Als Bahnknotenpunkt hat Absdorf einen Vorteil. Neuwirth: „Wir werden eher größer als kleiner, Baugründe am Rand des Dorfes gehen gut weg.“ Dennoch hinterlässt die Pandemie ihre Spuren: „Die Leute kommen seltener, kaufen dafür mehr. Unsere Feinkost hat sehr gelit- ten – teils wird das durch SB kompensiert. Insgesamt ist der Ertrag an allen Standorten aber weniger, die Spanne hat sich verschlechtert.“ Für 2021 stehen dennoch Investitionen an: „Um dem Umsatz ge- recht zu werden, kommt eine neue Kühlung als Wandregal. Die Lauf- meter werden von zehn auf 15 Meter erhöht.“ Im Vorjahr wurden be- reits Beleuchtung und Backofen erneuert. „Ich will immer up to date sein. Die Kunden erwarten ein schönes Geschäftslokal. Ich vergleiche das gerne mit Urlaub: Wenn ich buche, möchte ich auch in das neue, schöne und saubere Hotel fahren.“ Auch in Loosdorf versuchte der Kaufmann bereits sein Glück. „Die Filiale wurde allerdings dann zum Billa-Standort, das hätte ich früher erkennen können, da war nicht viel zu holen. Loosdorf war schon recht gut versorgt, da hat ein weiterer Nahversorger nichts zu suchen.“ Laut Neuwirth ist der Standort das wichtigste: „Man kann die Gesetze des Handels nicht aushebeln. Es ist eine einfache Rechnung. Wenn ich etwa 4.000 Einwohner habe, jeder davon im Schnitt 2000 Euro im Jahr für Artikel ausgibt, kann nicht viel abgeschöpft werden, wenn bereits zwei andere Nahversorger im Dorf sind.“ Wienerwald/ Tullnerfeld Eigenmarken verlieren an Relevanz Silvia Kaminsky ist seit Jänner Fran- chisenehmerin für einen 570m² großen Unimarkt in Maria Anzbach – aber defi- nitiv nicht neu im Geschäft. Bevor die Geschäftsführerin in das Fran- chisebusiness einstieg, war sie jahrelang Ge- bietsverkaufsleitung bei Unimarkt und be- treute 21 verschiedene Partner-Filialen. Ab Herbst möchte Kaminsky auch Lehrlinge ausbilden. „Ich bin froh, endlich selbststän- dig zu sein, mir gefällt die Unabhängigkeit sehr gut“, stellt die Geschäftsfrau fest. In Zu- kunft möchte sie das regionale Sortiment ausweiten: „Zentralseitig haben wir sehr viel gelistet, aber ich bin auch offen für neue Lie- feranten.“ Regionalität und Bio sind, so Kaminsky, wichtiger denn je. „Auf diesen Zug möchte ich aufspringen. Wir haben mittlerweile über 40 regionale Lieferanten. Eigenmarken, wie etwa ,Jeden Tag‘, spielen keine große Rolle für meine Kunden“, präzisiert sie. „Demographisch sind wir sehr aufgeteilt, Maria Anzbach bietet viele Jobs, weshalb es uns nicht an jungen Kunden mangelt.“ Die wichtigsten Warengruppen befinden sich in der Frische-Abteilung: „Obst, Gemüse, Mo- pro, Feinkost, Fleisch und Schinken gehen am besten weg. Von Pfeiffer werden wir fünf Mal die Woche beliefert.“ 2-2021 REGAL | 109Next >