< Previous„Mächtige Umsatz- und Absatz-Entwick- lung im LEH. Massiver Absturz bei Gastro. Für die Fleisch- und Wurst-Verarbeiter war 2020 kein einfaches Jahr. Auch die Bau- ernschaft hatte mit niedrigen Preisen zu kämpfen.“ Fleisch, Wurst, Grillen MAG. HERBERT SCHNEEWEIS Redaktion REGAL REGAL SCHWERPUNKT LEH-Boom bei Fleisch und Wurst → Warengruppe Fleisch und Geflügel ist 934 Millionen Euro schwer → Starkes Jahr für Speck und länger haltbare Wurst-Sorten 130 | REGAL 2-2021FLEISCH, WURST, GRILLEN U msatzexplosion bei Fleisch und Wurst. Die neuen RollAMA-Daten zeigen deutlich: Im LEH gab es 2020 gewaltige Steigerungsraten. Das gilt so- wohl für den Absatz als auch für den Wert. 934 Millionen Euro ist die Warengruppe Fleisch und Geflügel mittlerweile schwer. Ein Plus von 10,8 Prozent. Die abgesetzte Menge schnellte um 7,9 Prozent hinauf und liegt bei 113.139 Tonnen. Besonders prägnant: Das Huhn (30.376 Tonnen) löst das Schwein (29.999 Tonnen) mit einem massiven Plus von 18,1 Prozent als Öster- reichs mengenstärkstes Fleisch ab. Im Wert hat das Schweinefleisch mit einem Gesamtumsatz im LEH von 247 Millionen Euro noch die Nase vorn. Huhn kommt auf 219 Millionen Euro, Faschiertes (+ 19,9 Prozent) folgt mit 153 Millionen Euro. Inte- ressant: Die Fleischarten außerhalb der Hauptkategorien büßen weiter an Bedeu- tung ein und verloren im Corona-Jahr im Absatz 6,3 Prozent (4.510 Tonnen). Einkaufsquelle. Dabei wird Fleisch und Geflügel vermehrt auch bei den Dis- kontern gekauft. Auf Lidl, Hofer und Pen- ny entfielen mengenmäßig 30,9 Prozent (2019: 29,9 Prozent). Auch im Wert konn- ten die Billig-Schienen ihren Anteil von 24,8 Prozent auf 26 Prozent ausbauen. Im Gegensatz dazu musste der herkömmli- che LEH Einbußen im Absatz (56,5 Pro- zent auf 55,2 Prozent) und im Wert (58,2 auf 56,8 Prozent) hinnehmen. Wurst und Schinken. Steigerungen am laufenden Band gab es auch im Seg- ment Wurst und Schinken. Im Wert ver- zeichnete der LEH einen sehr spürbaren Schub um 12,8 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. In der Menge war das Plus 2020 we- niger spektakulär. Am Ende war eine Stei- gerung um 5,4 Prozent auf 113.854 Tonnen drinnen. Ein Blick in die Warengruppe zeigt: Es waren länger haltbare, verarbeitete Pro- dukte nachgefragt. Der Speck wuchs um 20,8 Prozent auf rund 94 Millionen Euro, Schmalz kletterte um 21,2 Prozent auf 9,5 Millionen Euro. SB. Mengenmäßig behält der Schin- ken mit 11.734 Tonnen, aber schmalen Zuwachsraten von 4,6 Prozent, bei den Top-Wurstsorten die Nase vorne. Die SB-Anteile legten bei Fleisch und Geflü- gel im Schnitt der letzten Jahre zu und pendeln sich bei 70,4 zu 29,6 Prozent ein. Drastischer war der Umschwung bei Wurst und Schinken. Hier wurden wert- mäßig bereits 70,1 Prozent im SB-Bereich (2019: 65,5 Prozent) realisiert. Marktentwicklung – Absatz und Umsatz Fleisch inkl. Geflügel im Lebensmitteleinzelhandel Marktentwicklung Fleisch und Geflügel 2020 im LEH mit Hofer/Lidl Marktentwicklung - Absatz und Umsatz Wurst und Schinken im Lebensmitteleinzelhandel 2-2021 REGAL | 131U naufgeregt und ruhig legt Wiesbau- er-Chef Thomas Schmiedbauer die neuen Unternehmensdaten aus dem Corona-Jahr 2020 auf den Tisch. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, erklärt der Geschäftsführer im Wiener Headquarter des Fleisch- und Wurst-Spezialisten beim RE- GAL-Exklusiv-Besuch. 185 Millionen Euro erwirtschaftete die Gruppe. Dabei sind die Umsätze in zwei Unternehmen förmlich explo- diert. So kletterte die Wiener Dependance – das Wurstwerk der Gruppe – auf 110 Millionen Euro. Ein Mega-Schub um zehn Millionen Euro. Und auch eine weitere Tochter-Unter- nehmung – Wiesbauer Dunahús – in Gönyü (Ungarn) spulte Top-Werte ab. 16 Millionen Euro bedeuten auch hier: Hungaro-Allti- me-High. Auch bei der Landmetzgerei Sen- ninger verzeichnet Schmiedbauer trotz Co- vid-bedingter, sinkender Würstel-Lust eine Punktlandung. Mit neuerlichen neun Millio- nen Euro verteidigt das Unternehmen ihr Vor- jahres-Ergebnis. Wermutstropfen Wiesbauer Gourmet. Einziger Wermutstropfen bleibt Wiesbauer Gourmet. Mit der Zielgruppe Gastronomie, Hotellerie, Großverbraucher sowie Würstel- stände stand die Unternehmenstochter 2020 am Abstellgleis. Unter dem Strich verlor die Einheit 20 Umsatz-Millionen und ging mit 49 Millionen Euro ins Ziel. „Das war von den an- deren Unternehmen der Gruppe nicht abzufe- dern. Die Margen-Struktur ist bei Wiesbauer Gourmet eine andere als bei Wiesbauer, Sen- ninger oder Dunahús. Da hätten wir in den drei Unternehmen um 30 bis 40 Millionen Euro Mehr-Umsatz machen müssen, um hier unter dem Strich positiv bilanzieren zu können.“ Keine großen Sprünge bei Wiesbauer Gour- met geplant. Dennoch stellt Schmiedbauer klar: „Die Krise ist nicht schön, bringt uns aber nicht ins Wanken. Wir werden weder unsere Spitals-Filialen, die unter den Pandemie-Maß- → Mega-Invest 2021: Zehn Millionen Euro mit Schwer- punkt Verpackung → Zubau für 2022 eingetaktet, 10.000 m 2 werden realisiert → Umsatz lag in der Gruppe bei 185 Millionen Euro INTERVIEW: HERBERT SCHNEEWEIS Die neuen Pläne Wiesbauer hält die Fahnen hoch 132 | REGAL 2-2021FLEISCH, WURST, GRILLEN nahmen leiden, noch Wiesbauer Gourmet ein- schränken. Die Gruppe ist breit genug aufge- stellt, um diese Einschnitte zu bewältigen.“ Dabei geht der Firmen-Chef von einem weite- ren schwierigen Jahr für die Gastro-Dreh- scheibe in Sitzenberg-Reidling aus. „Nachdem die Gastro bis Ostern nicht öffnen kann und auch beim Tourismus in Wien noch lange kei- ne Rede von Normalniveau sein wird, gehen wir von keinen großen Umsatzsprünge aus und sind froh, wenn wir die 49 Millionen Euro halten können.“ Sous Vide. Dementsprechend dreht Schmied bauer im niederösterreichischen Un- ternehmen weiter an der Kostenschraube. „Das reicht von Kurzarbeit bis hin zur Abmel- dung des aktuell nicht verwendeten Fuhr- parks.“ Eine wichtige Lebensader der Depen- dance ist Sous Vide. „Natürlich sind die Umsätze, die mit dem LEH realisiert werden können, besonders wichtig, um den Stillstand im Betrieb zu vermeiden.“ Sieben Millionen Euro spielt mittlerweile die spezielle Gartech- nick, die Wiesbauer 2016 salonfähig machte, ein. Potenzial? „Noch lange nicht ausgeschöpft.“ Dabei macht Wiesbauer den Großteil des Sous Vide-Umsatzes mittlerweile bereits im Aus- land. In Österreich spürt Schmiedbauer Eigen- marken-Gegenwind und einen Austro-Roh- stoff-Patriotismus, der große Sprünge verhindert. „Gerade bei der Gans haben wir den öster- reichischen Rohstoff nicht, den es für die Nachfrage benötigen würde.“ Blieben die Ein- schränkungen aus, dann wären sogar Zehn- Umsatz-Millionen in Österreich möglich. „Als Langfrist-Ziel kann ich mir vorstellen, dass wir auch mit nationalweiten Aktionen in Deutsch- land rund 20 Millionen lukrieren könnten.“ Rohstoff. Dazu warnt Schmiedbauer über- haupt vor einer drohenden Rohstoffverknap- pung und einem Kampf um Verfügbarkeiten. „Wir verarbeiten immer österreichische Roh- stoffe für die österreichischen Wurstproduk- te. Fast die gesamte Produktion unserer Würs- te ist rot-weiß-rot. Jedoch ist bei großen Fleischaktionen im LEH eine Verknappung diverser österreichischer Fleischteile oft der Fall.“ Das Ergebnis: „Wir müssen Rohstoffe aus dem Ausland kaufen und intern die Export- und Heim-Ware voneinander trennen. Das ist eine interne logistische Herausforderung und hat wiederum Auswirkungen auf die Kos- ten-Situation.“ Der Kampf um Austro-Material wird angeheizt und österreichische Rohstoffe werden teurer. Tierwohl. Auch beim Thema „Tierwohl“ bleibt Schmiedbauer klar. „Wir sind Produzen- ten und Verarbeiter, und kaufen von zertifi- zierten und kontrollierten Betrieben. Dort ist es die Aufgabe Tierwohl zu leben und auch mit den Bauern dieses wichtige Thema immer wei- terzuentwickeln. Tierwohl auf den Produkten weiter auszuloben ist derzeit nicht geplant.“ Preis-Rallye. Darüber hinaus nimmt der Wiesbauer-Chef zum Thema Preis Stellung. So zeigte die Schweinepreis-Kurve zuletzt nach unten. „Die Preise steigen jedoch bereits wie- der und ich rechne damit, dass spätestens mit Ostern und den Grill-Start der Rohstoff wieder stark verteuert wird.“ Der Hintergrund ist der übliche Schweinezyklus, der China-Im- port-Stopp und die geringeren Einstellquoten der Bauern in Europa. Dennoch: Für die In- dustrie war die Schweinepreis-Talsohle ext- rem wichtig, um andere steigende Kosten im Zuge der Corona-Krise (Hygiene, De-Rationa- lisierungseffekte) einigermaßen abzupuffern. Innovationen. Prall gefüllt ist die Innova- tionsschublade. „Wir haben auch während der Covid-Zeit kontinuierlich weiterentwi- ckelt.“ Dennoch: Eine Offensive lässt Schmied- bauer nicht vom Stapel. „Wir warten auf dem geeigneten Zeitpunkt. Aktuell sind die Rah- menbedingungen für neue Produkte nicht die richtigen.“ Ein Umstand, der auch bei der Vor- stellung der Wild-Linie im letzten Jahr eine Rolle spielte. „Wir setzen weiter auf das Thema, werden aber hier vor allem saisonal auftre- ten.“ Auch beim Wiesbauer Junior ortet der Firmen-Chef weiteres Potenzial. „Der Snack- bereich hat in der Lockdown-Zeit stark gelit- ten, wir bleiben aber dran und haben viele weitere Aktivitäten geplant.“ Ausbau. Neuigkeiten gibt es hinsichtlich des Ausbau-Vorhabens. Die Pläne wurden aus der Schublade geholt und entstaubt. „Wir wer- den heuer noch einreichen“, so der Geschäfts- führer. 2022 soll dann mehr als 15 Millionen Euro verbaut, ein Projekt mit 10.000 m2 aus dem Boden gestampft werden. „Wir brauchen Platzkapazitäten für Lager und Auslagerung. Gerade für internationale Aktionen müssen wir unsere Paletten-Plätze aufstocken.“ Investition. Bereits für 2021 wurde ein gro- ßes Investitionspaket geschnürt. „Wir werden insgesamt zehn Millionen bereitstellen.“ Dabei geht es insgesamt um acht neue Verpackungs- anlagen, Ersatzinvestitionen und Kapazitäts- erweiterungen. „Wir haben die Investitions- prämie der Regierung genutzt und einige Vorhaben vorgezogen.“ 10 Mio. Euro wird Wiesbauer 2021 investieren. „Die Krise ist nicht schön, bringt uns aber nicht ins Wanken.“ 2-2021 REGAL | 133FLEISCH, WURST, GRILLEN REGAL: Die Schweinepreise schwan ken weiter wie auf einer Hochschau bahn. Ihnen war die daraus resul tierende fehlende Planbarkeit für die Landwirte immer ein Dorn im Auge? FLOIMAYR: Das ist nach wie vor so. Ich sehe nicht ein, dass heimische Bauern, die viel Arbeit in die Erzeu- gung von Fleisch stecken, nicht dem- entsprechend entlohnt werden. Wir bei Gourmetfein verlangen von unse- ren Partnerbauern noch mehr, näm- lich den Verzicht auf Glyphosat und Regenwald-Soja. Aber wir vergelten ihnen das auch – mit einer garantier- ten Abnahme zu einem rund 25 Pro- zent höheren Preis. Diese Verbind- lichkeit haben sie sich verdient. Das haben wir übrigens auch schon die ganze Corona-Krise hindurch getan. Führt die schwierige Ertragssitua tion zu einem Abschmelzungspro zess bei Bauern? Mit Sicherheit. Und diese Entwick- lung passiert nicht irgendwann in der Zukunft, wir sind bereits mittendrin. Aktuell gibt es noch rund 21.000 Schweinebauern (vgl. Agrarisches In- formationszentrum), im Jahr 2025 werden es aber nur noch 12.000 sein (vgl. „Agrarischer Ausblick 2025“, LKO). Damit ist die Grundversorgung gefährdet und das hat auch Konse- quenzen für den Selbstversorgungs- grad. Wir stehen jetzt bei 101 Prozent, könnten aber in den nächsten Jahren massiv abrutschen, auf vielleicht nur mehr 50 Prozent. Der Bauernbund sagt leider ganz richtig: Das Schnitzel aus Österreich steht vor dem Ausster- ben. Sie sprechen zwischen den Zeilen auch die Gastronomie an. Das Kalbsschnitzel auf österreichi- schen Tellern besteht derzeit aus hol- ländischem Kalb in einer Panier aus ukrainischem Käfigei. Es ist eine Mo- gelpackung, übrigens auch beim No- belwirten. In Gastronomie & Hotelle- rie gibt’s schon jetzt fast kein heimi- sches Huhn mehr, dem Schweinefleisch darf es nicht ähnlich gehen. Umso wichtiger ist daher die Herkunftskennzeichnung, aber eine, die auch leicht nachvollziehbar ist. Das Schnitzel aus Österreich sollte tatsächlich aus Österreich stammen, also von Schweinen, die zu 100 Pro- zent in der Region geboren, gemästet, geschlachtet und verarbeitet wurden. Das AMA-Gütesiegel ist zwar sehr be- kannt, verliert aber leider an Glaub- würdigkeit – daher gibt es bei Gour- metfein zusätzlich eine eidesstattli- che Erklärung, dass das was draufsteht, tatsächlich auch drin- steckt. Das AMA-Gütesiegel muss sich weiterentwickeln, auch hinsicht- lich Regenwald-Soja und Glyphosat. Dann hat es eine starke Zukunft und das muss unser Ziel sein. In jedem Fall gilt: Jeder Cent, der für ein hei- misches Erzeugnis ausgegeben wird, stärkt nicht nur den Erhalt der klein- bäuerlichen Landwirtschaft, sondern auch die Vitalität des ländlichen Raums. Und die Herkunftskenn- zeichnung ist auch für unsere Touris- musnation von großer Bedeutung. Wann kommt die Herkunftskenn zeichnung? Durch den großen Erfolg des Tier- schutzvolksbegehrens, das wir ja aus Überzeugung maßgeblich unter- stützt haben, ist große Dynamik in Diskussion gekommen. Bundesmi- Das rot-weiß-rote Schnitzel ist in Gefahr → Floimayr warnt vor einer weiteren Reduktion der Schweinebauern-Anzahl → Herkunftskennzeichnung ist im Anrollen → Im nächsten Geschäftsjahr will Gourmetfein rund 40 Millionen Euro erwirtschaften REGAL-Interview mit Gourmetfein-Eigentümer KR Fritz Floimayr INTERVIEW: HERBERT SCHNEEWEIS 134 | REGAL 2-2021FLEISCH, WURST, GRILLEN nister Anschober hat kürzlich einen Verordnungsentwurf vorgelegt. Jetzt gibt es noch ein Gerangel um die konkrete Ausgestaltung. Es spießt sich etwa an der Interpretation der Definition von Gemeinschaftsver- pflegung. Laut Interpretation der Grünen, gestützt auf die EU-Definiti- on, ist auch die Gastronomie enthal- ten, der Wirtschaftsbund verneint das. Die nächsten Wochen wer- den zeigen, ob nur private und öf- fentliche Großküchen und die Systemgastronomie, wie etwa McDonalds, umfasst sein wird, oder doch mehr. Klar ist: Die Her- kunftskennzeichnung kommt, auch auf europäischer Ebene ist für 2022 bereits eine Regelung an- gekündigt. Welche Arten der Rohstoffversor gung werden sich bei der Indust rie durchsetzen? Es wird künftig wohl primär zwei Schienen der Rohstoffversorgung ge- ben. Eine mit garantiert österreichi- scher Herkunft, von kleinstrukturier- ten Bauernhöfen, tier- und klima- freundlich hergestellt, rückverfolgbar und transparent. Hier werden die Konsumenten gerne zugreifen. Da bin ich mir sicher. Und sie werden gerne bereit sein, die zehn bis 15 Pro- zent mehr zu zahlen, die das am Ende auf die Portion gerechnet kos- tet. Das ist schon jetzt der Gourmet- fein-Weg, quasi ein hochqualitatives, aber dennoch leistbares „Bio Light“. Und dann wird’s jene geben, wo wir nicht wissen, woher die Rohstoffe stammen und wie sie erzeugt wurden – quasi „Herkunft unbekannt“. Hier muss davon ausgegangen werden, dass das Fleisch aus ausländischer Massentierhaltung stammt, wo Men- schen und Tiere systematisch ausge- beutet und Natur und Klima dauer- haft geschädigt werden. Das wird zwar unmittelbar für den Konsumenten billiger, für uns alle aber am Ende wesentlich teurer sein. Denn die wahren Kosten tragen die Bauern, die Natur und die nachfolgenden Ge- nerationen. Will der Konsument dieses billige Fleisch? Wir werden natürlich nie alle Men- schen für Tierwohl, Naturschutz und die Absicherung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft gewinnen können. Aber es ist ein Irrglaube, dass es den Menschen egal wäre, woher ihr Essen wirklich kommt. Sie alle wollen im Zweifel die bessere Qualität, aber sie muss natürlich trotzdem leistbar sein und man muss den Angaben auf der Packung auch trauen können. Bei Gourmetfein können sie das schon jetzt. Aber die Politik muss letztlich überall und verbindlich dafür sorgen, dass das transparent gemacht wird und dass sich der österreichische Weg dadurch auch für Bauern und Erzeuger lohnt. Wer es richtig macht, sollte künftig stärker belohnt werden. Denn nicht nur die Nachfrage, son- dern auch Steuern und Subventionen beeinflussen den Preis maßgeblich. Wie beurteilen Sie die Entwicklung von Fleisch & Wurst im CoronaJahr 2020? Das letzte halbe Jahr hat zu einer spürbaren Reduktion der Ferkelpro- duktion geführt, gleichzeitig steigt aber die Nachfrage wieder an. Das wird sich unter dem Strich auf die Schweinepreise auswirken. Auch der Schweineüberhang in Deutschland baut sich wieder ab, bis Sommer rechne ich mit einer Nor- malisierung und damit höhere Schweinepreise. Wann wird sich die Situ ation in der Gastrono mie verbessern? Vor Ostern scheint es keine Öffnung für Gast- ronomie & Hotellerie zu geben, auch keine größeren Veranstaltungen. Ers- te Wirtschaftsforscher gehen aber von Aufholeffekten in der zweiten Jahreshälfte aus. Klar ist: Solange Gastronomie & Hotellerie nicht auf- sperren, bleibt die Lage für die Bau- ern und die ganze Branche prekär. Auch im Sommer wird es kein nor- males Reiseverhalten geben, das gesamte Jahr wird also eine Herausforderung blei- ben. Bei Gourmetfein wird die Solidarität mit der Bauern schaft großgeschrieben. Eine Solidarität, die etwa deut sche Bauern in ihren Wert schöpfungsketten vermissen. Die Protestbewegungen in Deutschland, Stichwort „Land schafft Verbindung“ mit Mahnwachen in Hanno- ver und Aufmärschen in Ber- lin, gewinnen an Kraft. Ihre Haupt- forderungen sind: Herkunftskenn- zeichnung, Umstellung der öffentlichen Beschaffung hin zu deutschen Lebensmitteln, Einfuhr- verbot für Lebensmittel, die nicht nach deutschen Standards erzeugt wurden. Das deckt sich mit Forde- rungen des Tierschutzvolksbegeh- rens. Neben dem politischen Druck, der vor der Bundestagswahl noch zu- nehmen wird, schließen sich immer mehr Bauern zusammen, suchen re- gionale Fleischverarbeiter und setzen auf kooperatives Marketing. Die Gourmetfein-Wertschöpfungskette ist ein Beispiel dafür, wie Solidarität & Zusammenhalt vom Produzenten bis zum Konsumenten funktionieren kann – mit höheren Abnahmepreisen und einer Garantie, mit voller Trans- parenz der Produkte und mit einem fairen Preis für Konsumenten, der dem echten Wert der Lebensmittel entspricht. Mit welcher Entwicklung gehen Sie bei Gourmetfein aus? Wir rechnen damit, dass wir im Ge- schäftsjahr 2021/2022 um rund zehn Prozent wachsen können. Wir wollen in der Nähe der 40-Millionen-Euro- Marke kommen. Vielen Dank für das Gespräch. → Factbox: Umsatz aktuell: rund 36 Millionen Euro Umsatz 2021/2022: 40 Millionen Euro Quelle: Gourmetfein 2-2021 REGAL | 135FLEISCH, WURST, GRILLEN D ie Nachfrage nach Tierwohl-Li- nien steigt. Dazu erleben auch regionale Artikel einen beacht- lichen Aufwind. Ein öffentliches Mei- nungsumfeld, das dem Familienbe- trieb Hütthaler in die Hände spielt. Seit Jahren feilen die Oberösterreicher an ihrem Tierwohl-Konzept, gelten als Austro-Pionier in diesem Bereich. Jetzt wird die Zugkraft immer stärker: „Seit dem ersten Lockdown ist der Trend zu Regionalität deutlich spür- bar. Die Konsumenten schauen dar- auf, wie das Tier gelebt hat“, erklärt Dr. Florian Hütthaler, Geschäftsfüh- rer des gleichnamigen oberösterrei- chischen Fleisch- und Wurst-Vorzei- gebetriebs. Pläne. Dementsprechend wurde trotz Corona-Pandemie, die Anzahl der Tierwohl-Landwirte um 20 Pro- zent aufgestockt. Mittlerweile arbei- ten 36 Bauern unter fix definierten Standards. Tendenz steigend. „Wir rechnen damit, dass wir den Anteil von Bio und Tierwohl in den nächsten zwei bis drei Jahren auf über 50 Pro- zent erhöhen können“, so Hütt- haler weiter. Zuletzt nahmen die Oberösterreicher bereits die Hürde von 40 Prozent. Ausbau. Das Ende der Fah- nenstange ist aber noch nicht erreicht. Hütthaler will seinen Betrieb weiter auf Tierwohl trimmen. Dementsprechend liegen auch aktuelle Ausbau- pläne auf dem Tisch. Mit einer neuen Zerlegung in Redlham wollen die Oberösterrei- cher das Missing Link in der Kette schließen. „Der Spatenstich für die Er- weiterung um eine Zer- legung wird sehr zeitnah passieren“, so der Geschäftsführer. Bis 2022 will der Familienbetrieb ins- gesamt rund 15 Millionen investieren. Damit soll auch die Auslastung des Schlachtbetriebs sukzessive gestei- gert werden. 2020 stiegen die Werte bereits um 30 Prozent. Nach Auf- schaltung der Zerlegung stehe einer Vollauslastung nichts mehr im Wege. LEH. Ein Blick auf die Vertriebs- möglichkeiten zeigt: Es gibt auch im LEH noch Potenziale. „Durch unser sehr umfangreiches Betätigungsfeld eröffnen sich immer Möglichkeiten.“ So werden am Schwanenstädter Standort neben Frischfleisch und marinierten Spezialitäten, wie etwa Spieße oder Filet im Speckmantel, auch sämtliche Wurst- und Schin- ken-Artikel wie Speck, Salami und Snack- Würstel sowie Braten-Stücke, Würstel und Blutwurst oder Sulz, aber auch Sandwiches, Voll-Conve- nience und Fisch hergestellt. Darüber hinaus sieht der Firmen-Chef auch für Kaufleute Ansatzpunkte: „Das wäre mit Sicherheit eine Differenzie- rungsmöglichkeit. Mit bestens ge- schulten Mitarbeitern kann diese hochwertige Aufzucht auch bei ver- arbeiteten Produkten gut vermittelt werden.“ Fleisch-Konsum. Einen massiven Konsum-Knick ortet Hütthaler nicht: „Generell wird in Österreich sehr viel Fleisch, speziell Schweinefleisch, ge- gessen. Dieser hohe Fleischkonsum ist jedoch tendenziell etwas rückläu- fig. Wenn sich Konsumenten mit der Herkunft und den Haltungsbedin- gungen der Tiere sowie Fairness ge- genüber der Landwirte beschäftigen und vermehrt hochwertigeres Fleisch essen, ist unsere Missi- on erfolgreich.“ 2020 konnte Hütthaler seine Umsätze auf 115 Millionen Euro ausbauen. Dabei lag der Export-Anteil weiter bei etwa 15 Prozent. Den Gastro-Anteil beziffert Hütthaler mit drei Prozent im Jahr. „2020 haben wir das aber aufgrund der Co- vid-Situation nicht erreicht.“ Hütthaler baut neue Zerlegung → 15 Millionen Euro Invest bis 2022 → Tierwohl- und Bio-Anteil steigt weiter TEXT: HERBERT SCHNEEWEIS Dr. Florian Hütthaler, Geschäftsführer 136 | REGAL 2-2021Grillgenuss Umsatzplus! für NEU AB KW 12 1605_Meggle_AZ_DINA4_Regal_Cash_Grill-Neuheiten_RZ.indd 11605_Meggle_AZ_DINA4_Regal_Cash_Grill-Neuheiten_RZ.indd 110.02.21 17:2310.02.21 17:23FLEISCH, WURST, GRILLEN Wegschaider: Filial-Ausbau ist abgeschlossen Ob PUTARELLA , PUTEN- GRILLOS oder GRILLOS ihre köstliche Füllung ist DIE Genusskrönung. www.wegschaider.com G u tes a us d e m M m m ü h l v ier tel! 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Bei Jack Links weist Nielsen ein Plus von 35 Prozent aus. Damit sind wir der größte nationale Player im Segment Beef Jerky.“ Die Rahmenbedingungen passen, die Grundstimmung bei den österreichischen Konsu- menten sorgte für weiteren Rückenwind. „Während Zucker im Bereich Snacking dämo- nisiert wird, gehört Protein zu den Nutritions, die sich zusehends Kategorie übergrei- fend, größerer Beliebtheit erfreuen. Das gilt für Fleischsnacks genauso wie für Protein- Joghurt, Protein-Riegel oder Chips.“ Für Schaer ergeben sich Wachstumsmöglichkeiten in allen Vertriebsschienen: „Im klassischen LEH gibt es Chancen im Segment Multipacks, im Impuls-Bereich – beispielsweise bei Tankstellen – mit smarten Snackprodukten, im Bereich Diskont, weil dort die Kategorie noch insgesamt einiges an Potenzial hat.“ Auch insgesamt zeigte die Umsatzkurve bei Conaxess Trade trotz Corona-Krise nach oben. „Wir verzeichnen ein moderates Wachstum im Vergleich zum Jahr 2019.“ Wegschaider steuert unbeirrt durch die Corona-Krise. Der oberösterreichische Traditions- betrieb legte 2020 einmal mehr eine Punktlandung hin. „Wir ha- ben dieses Mal die Sieben-Milli- onen-Euro-Marke überschritten“, erklärt Geschäftsführer Rudolf Wegschaider gegenüber REGAL. Ein Sprung, der vor allem durch zusätzliche Filialen erreichbar war. „Wir haben mittlerweile zehn Geschäfte am Netz“, so der Firmen-Chef weiter. Weitere Er- weiterungspläne liegen aber nicht auf dem Tisch. „Wir haben keinen Ausbau mehr geplant.“ Das Sortiment ist mittlerweile auf 100 Artikel angewachsen. Davon werden 15 Produkte auch dem LEH angeboten. Für Wegschaider ist klar: „Wir wollen dem LEH nur Innovationen anbieten, die sich für lange Zeit im Regal behaupten kön- nen.“ Das gilt derzeit etwa für die Knö- deln, die Alpenkäswurst oder auch die Puten-Grillos. Aktuell feilen die Oberös- terreicher zudem an einem gehobenen Streichwurst-Sortiment. Konkret kommt eine Kalbsleberstreichwurst mit Honig und Pistazien in die Regale. Ebenfalls neu: Eine rustikale Zwiebelstreichwurst ohne Leber sowie eine handgelegte Zun- genwurst. Allgemein rechnet Wegschaider mit einem weiter rückläufigen Fleischkon- sum. „Das Maximum wurde überschrit- ten, dazu hat das Fleisch ein Image-Prob- lem. Viele Jahre war das Thema ,Masse statt Klasse‘. Das ändert sich mittlerweile, dementsprechend wird sich das Image auch wieder bessern.“FLEISCH, WURST, GRILLEN Lerne die Welt von MYSPICE kennen Fuchs Packaging Solutions: Plastikfreie Verpackungsmaschine im Roll-out Neuer Vorstoß bei Fuchs Packaging So- lutions. Das Weigelsdorfer Unterneh- men brachte in enger Zusammenarbeit mit einem Kartonverpackungsherstel- ler und Kunden eine neue Maschine in Stellung. Konkret geht es dabei um ein Fabrikat, das zu 100 Prozent Papier/ Karton verwendet und sich dennoch maschinell verschließen lässt. „Der Fo- kus lag darauf, das Sichtfeld auf das Produkt so wenig wie möglich einzu- schränken. Dennoch sollte die Verpa- ckung auch reißfest sein und die einge- packten Artikel müssen natürlich ge- schützt und sicher verwahrt sein“, erklärt Geschäftsführer Ing. Jürgen Fuchs gegenüber REGAL. Die Niederösterrei- cher präsentierten eine Lösung, die neue Applikation schlug ein. „Die Ver- packung wurde Anfang Jänner sowohl bei Hofer als auch bei Metro ins Sorti- ment genommen“, freut sich Fuchs. Damit soll 2021 der Erfolgslauf des Verpackungsspezialisten prolongiert werden. „Wir waren auch mit dem ab- gelaufenen Jahr zufrieden. Wir muss- ten uns zwar immer wieder auf Ein- schränkungen neu einstellen, sind aber gut durch das Jahr gekommen“, erklärt der Geschäftsführer. Unter dem Strich sprang der Umsatz um rund zehn Prozent auf 2,2 Millionen Euro.“ Dabei läuft das Segment Fleisch&Wurst weiter „recht gut.“ Mo- pro sei weiter „das Stiefkind“. Vor al- lem im O&G-Bereich erwartet sich Fuchs vor allem durch die neue Ver- packungs-Innovation einen Push. Auch bei Espera zeigen die Umsatz- kurven nach oben. „Wir konnten auch 2020 wieder einige neue Kunden ge- winnen. Darunter waren auch zwei große Projekte in der Slowakei und Ungarn, wo wir einen kompletten Ge- flügelbetrieb aus- gestattet haben.“ Darüber hin- aus sind die Nie- derösterreicher mit Bauplänen beschäftigt. „Wir werden ein neues Firmengebäude bauen und sind hier in der Zielgerade, was den Grundstückskauf betrifft. Die Planung hat bereits begonnen, wir hoffen, dass wir Anfang 2022 ein- ziehen können.“ Mit dem Neubau will Fuchs seine Inhouse-Kompetenzen weiter verstärken. „Alles bei uns im Haus zu machen, hat sich mehr als bewährt. In unserem neuen Gebäude wollen wir hier dann einen nächsten großen Schritt gehen und die Ferti- gung ausbauen. 2020 haben wir be- reits die komplette 3D CAD Software erneuert.“ Ing. Jürgen FuchsNext >