< PreviousREGAL: Im letzten Geschäftsjahr konnte Ihr Unternehmen einen kon- solidierten Umsatz von 560 Millio- nen Euro erzielen. Die Verarbei- tungsmenge lag dabei bei einer Mil- lion Schweine und 160.000 Rindern pro Jahr. Wie haben sich die Zahlen 2020/2021 entwickelt? NORBERT MARCHER: Wir erwarten gegenüber dem Vorjahr gefestigte Ab- satzmengen bei gleichzeitig preisbe- dingt leicht geringeren Umsatzzah- len. Das Geschäftsjahr endet aber erst am 31. März 2021. Wie hat sich das Export-Geschäft entwickelt? Unser Auslandsgeschäftsanteil liegt weiter bei über 50 Prozent. Da hat sich auch heuer nichts geändert. Bei Schweinefleisch hat neben den tradi- tionellen starken Absatzgebieten in Südeuropa – hier vor allem Italien – im abgelaufenen Jahr der ostasiati- sche Markt weiter an Bedeutung zu- genommen. Bei Rindfleisch wird tra- ditionell der überwiegende Teil der -Hinterviertel ins europäische Aus- land, allen voran Spanien und Frank- reich, exportiert. Da die daraus ge- wonnenen Artikel Steak und Schnit- zel überwiegend außer Haus verzehrt werden, haben die Lockdowns hier besondere Auswirkungen entfaltet. Und bei verarbeiteten Artikeln? Da ist der wichtigste Exportmarkt, wie für die meisten österreichischen Wurstexporteure, Deutschland. Wir bearbeiten seit Jahren mit zuneh- mendem Erfolg weitere europäische Märkte wie Ungarn, Niederlande, Portugal, Slowenien, Schweiz sowie zunehmend auch außereuropäische Märkte, hier insbesondere den ostasi- atischen Raum. Wie hoch wird das Investitionsvolu- men 2021 sein und wo liegen konkret die Schwerpunkte? Neben den üblichen Ersatz-Investiti- onen im maschinellen Bereich, die auch heuer an allen Standorten vor- genommen werden, sind größere bauliche Erweiterungsmaßnahmen an den Standorten, Villach, St. Stefan, Oberwaltersdorf und Graz geplant. Wesentliches Ziel dieser Investitions- offensive ist die Schaffung einer Inf- rastruktur, die uns im internationa- len Wettbewerb, hier vor allem auch mit Zielrichtung Ostasien, weiter stärkt. Während deutsche Schlachthöfe na- hezu in der gesamten ersten Welle im medialen Blickpunkt standen, war es in Österreich vergleichsweise ruhig. Was sind dazu die Hintergründe? Sachlich ist der Hintergrund, dass wir in Österreich komplett andere Arbeits- und Wohnverhältnisse als in Deutsch- land haben. Bei uns sind feste Anstel- lungsverhältnisse gängige Praxis, wo- mit die Schlacht-Unternehmer auch die arbeitsrechtlichen Verpflichtun- gen für ihre Mitarbeiter übernehmen. Das war in Deutschland nicht so – hier wurde diese Verantwortung an Sub- unternehmer ausgelagert, was viel- fach zu prekären Arbeits- und Wohn- verhältnissen geführt hat. Erfreulicher Weise ist in Deutschland endlich der Gesetzgeber seiner Verantwortung nachgekommen und hat dafür ge- sorgt, dass ab Jänner 2021 feste An- stellungsverhältnisse erfolgen. Damit Handelsmarken-Trend ist nahe am Zenit! → Umsatz lag 2019/2020 bei 560 Millionen Euro, im aktuellen Geschäftsjahr zeichnet sich ein leichter Abschwung ab → Exportanteil: Über 50 Prozent INTERVIEW: HERBERT SCHNEEWEIS REGAL-Interview mit Marcher Fleischwerke-Geschäftsführer Norbert Marcher 140 | REGAL 2-2021FLEISCH, WURST, GRILLEN www.marcher.at CONVENIENCE | WURST & SCHINKEN | SALAMI | FLEISCHLOS ist ein wesentlicher Beitrag zur internationalen Wettbe- werbsgleichheit geleistet. Wie haben sich die Corona-Präventions-Maßnahmen kostenmäßig niedergeschlagen? Bei den Kosten, die durch unsere Corona-Präventions- maßnahmen ausgelöst wurden, handelt es sich um ei- nen deutlich siebenstelligen Betrag. Erfreulicherweise hat diese Investition aber dazu geführt, dass in keinem unserer Werke Ansteckungen oder Clusterbildungen entstanden sind. Wir konnten die Lieferbereitschaft immer aufrechterhalten. Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Fleischkonsum der Zukunft gestalten? Mengenmäßig ist der Fleischverbrauch bei uns seit Jahr- zehnten mehr oder weniger gleich, und das auf gutem Ni- veau. Aufgrund des steigenden Wohlstandes, auch in den Schwellenländern, nimmt weltweit der Fleischverbrauch leicht zu. Die teils kritische Sicht der Öffentlichkeit auf die Form der Nutztierhaltung, allen voran der Ruf nach mehr Tierwohl, wird sich wohl sukzessive prägend nie- derschlagen. Auch der Trend zu Fleischersatzprodukten wird anhalten – in diesem Segment verfügen wir über ei- nen jahrelangen Know-how-Vorsprung und haben eine eigene Entwicklungs- und Verkaufsabteilung. Wie wichtig ist das Thema Fleischersatzprodukte? Besonders im abgelaufenen Jahr hat dieses Thema an Bedeutung gewonnen, insgesamt ist der Anteil immer noch sehr überschaubar. Den Fleischessern wird gerne der Schwarze Peter hingeschoben, hat Fleisch ein Imageproblem? Es ist eine kleine Gruppe, die Fleisch kritisiert, aller- dings eine sehr laute und medial gut organisierte. Fakt ist, dass Fleisch ein äußerst wertvolles Lebensmittel ist, das man aus unserer Sicht nicht gleichwertig ersetzen kann. Die Fleischproduktion insgesamt ist ein sehr komplexer Prozess – Tierhaltung und insbesondere die Schlachtung berühren emotional, der Gesamtkontext ist für die allermeisten Menschen nicht durchschaubar. Dies alles bietet eine geeignete Grundlage für emotio- nalisierende mediale Beiträge. Die Branche reagiert mit größtmöglicher Transparenz, beispielsweise die AMA leistet hier wertvolle Beiträge. „Alles“ in Bio-Qualität, regional und mit Tierwohl- Gedanken, funktioniert dieses Luftschloss? Ja, aber nur dann, wenn weder der Bauer noch der Kon- sument die Mehrkosten dafür bezahlen soll. Ein bedeu- tender Schritt in diese Richtung ist die Entscheidung von Frau Bundesminister Köstinger, nur mehr Tier- wohl-Ställe zu fördern. Aber grundsätzlich müssen die Produktionsbedingungen in unserer Landwirtschaft im gesellschaftlichen Einklang erfolgen. Die Vorstel- lungen in unserer pluralistischen Gesellschaft sind auch diesbezüglich mannigfaltig. Vielen Dank für das Interview. FLEISCH, WURST, GRILLEN A larmstufe rot für Österreichs Schweinebauern. Denn: Ein weiteres turbulentes Jahr geht für die leidgeprüften Landwirte zu Ende. „Der Frustpegel bei den Bauern ist enorm“, erklärt DI Dr. Johann Schlederer, Chef der Schweinebörse und der VLV, im REGAL-Gespräch. Hintergrund: Im Jänner und Februar 2021 legten die Betriebe für jedes Schwein drauf. „In Österreich braucht es 170 bis 175 Euro zur Vollkostenab- deckung. Aktuell sind wir 30 Euro darunter“, rechnet Schlederer vor. Modell-Betrieb. Eine Situation, die an die Schmerzgrenze geht. „Um diese aktuellen Begebenheiten zu be- wältigen, brauchen die Betriebe eine spezielle Größe und müssen das Handwerk wirklich gut verstehen.“ Bei einem jährlichen Bestand von 300 bis 400 Mastschweinen oder 30 bis 40 Zuchtsauen werde die Kalkulation immer schwieriger. „Aus Erfahrung gesprochen, scheiden derartige Be- triebe spätestens mit dem Generati- onswechsel immer mehr aus.“ Ein ge- sunder, krisenfester Schweinehal- ter-Betrieb liegt laut Schlederer derzeit bei etwa 100 Zuchtsauen, 500 Mast-Plätzen und 50 bis 70 Hektar Ackerland. Dabei ist vor allem der Mais-Anbau das Zünglein an der Waage. „Er ist der Lebensnerv der Schweinehaltung.“ Dazu bringt eine flächengebundene Schweinehaltung Verbesserungen bei Energieeffizienz und in der CO 2 -Bilanz. „Da hat Öster- reich noch erhebliche Vorteile gegen- über anderen Ländern dieser Welt.“ Anzahl. Die Anzahl der Schweine- bauern ist seit dem EU-Beitritt massiv zurückgegangen. Von 115.000 auf 22.000 Haltern stürzte die Kurve ab. „Dabei ist festzuhalten, dass es nur rund 10.000 Betriebe sind, die eine Schweinehaltung professionell be- treiben und den Markt beschicken. Diese Bauern waren es auch, die die stillgelegten Mengen abpuffern und die Gesamtproduktion stabilisieren konnten.“ In Österreich werden rund 4,75 Millionen Schweine aufgezogen, dazu kommt noch Import-Ware von etwa 2,3 Millionen Schweinen in un- terschiedlichen Verarbeitungsstufen. Bei einem Fortschreiten der Kurve sieht Schlederer die 100 Prozent Ei- genversorgung in Gefahr. Ein mögli- cher Brandbeschleuniger ist der eu- ropäische Wettbewerbsdruck. Ein Keulenschlag wäre die ASP. „Wenn die österreichischen Vertriebspart- ner Wert auf die Eigenversorgung le- gen, dann müssen sie sich auch um die Vermarktung österreichischer Herkunft bemühen. Ansonsten sind Länder wie die Niederlande, Deutsch- land, Dänemark oder Spanien gerne bereit einzuspringen, um den Aust- ro-Markt zu übernehmen. Eine Hun- gersnot wird nicht ausbrechen, uns Agrarier gefällt diese Situation nicht.“ Um die österreichische Schweine- haltung für die Zukunft zu erhalten, muss aber noch an einigen Schrauben gedreht werden. Stichwort: Herkunfts- kennzeichnung. „Es braucht eine transparente Auslobung zur Orientie- rung der Endkonsumenten für die nachhaltige, heimische Fleischwirt- schaft. Die Herkunftskennzeichnung ist der primäre Baustein, das AMA- Gütesiegel ein gehobenes und kont- rolliertes Konzept.“ Tierwohl. Eine weitere Schlagrich- tung: Tierwohl. „Wir versuchen be- reits 25 Jahre Gustino Stroh am Markt Neues Tierwohl- Stufenmodell in Vorbereitung → Qualitätsprogramm für Schweinefleisch in der Ausrollung: Tierwohl 100 klimafit und Tierwohl 60 sollen Markt revolutionieren → 4,75 Millionen Schweine werden in Öster- reich produziert Schweinebörse/VLV TEXT: HERBERT SCHNEEWEIS DI Dr. Johann Schlederer, Chef der Schweinebörse und der VLV 142 | REGAL 2-2021FLEISCH, WURST, GRILLEN Strohschwein Das klima- freundlichste Schweinefleisch Österreichs CO 2 -Bilanz 42 % weniger + Klimafit MODUL + Tierwohl MODUL AMA-Gütesiegel m e h r P l a t z 6 0 % D o n a u s o j a g e f ü t t e r t S t r o h h a l t u n g Vertrieb: Rudi Eder, +43 664 150 94 31, rudolf.eder@gustino.at zu platzieren, doch es fehlen einfach die Vertriebskanäle. Zuletzt haben wir unsere Mengen in der Schweiz ab- gesetzt, jetzt gibt es aber ein offenes Fenster.“ Dementsprechend gelte es jetzt, ein neues Wertesystem festzu- setzen. „Zwischen unserem Gustino Stroh – oder anders gesagt TW 60 und Vollspaltboden-Verbot – und Bio, das sich bei einem Marktanteil von zwei Prozent nur wenige leisten möchten, gibt es ein Vakuum, das es zu beset- zen gilt.“ So will Schlederer ein TW 100 Konzept (100 Prozent mehr Platz, Strohhaltung, Vollspaltboden-Verbot, Kastration nur unter Narkose, Lang- schwanz) am Markt manifestieren. „Ich werde hier der AMA vorschlagen, dass sie zwischen dem AMA-Gütesie- gel und Bio die zwei Tierwohl-Stan- dards definiert und später auch kont- rolliert und garantiert.“ Schlederer hat mit der Schweinebörse entspre- chende Qualitätsprogramme in der Schublade. „Wir möchten diese jetzt offensiv der heimischen Handels- landschaft vorstellen.“ Diese Stan- dards gelte es klar zu kommunizieren. „Dann kann der Handel sich ent- scheiden, welchen Weg, welches Fleisch, er seinen Kunden anbieten möchte. Ob er nur ‚Otto-Normalver- braucher-Schweinefleisch‘ in den Re- galen hat oder vielleicht auch TW 100 mit klimafit.“ Denn Schlederer will in einem Stufen-Modell auch die Um- welt-Komponente eingebaut, griffig definiert und am Markt verstanden wissen. Nur dann mache es Sinn. „Wir sparen aufgrund unserer Donauso- ja-Fütterung bei Gustino Stroh laut Boku-Studie 42 Prozent CO 2 -Food- print.“ Auf die aktuellen Marktver- hältnisse umgelegt, entfallen rund fünf Prozent auf diese klimafit Stufe. Dabei wären Kapazitäten bei Donau- soja vorhanden. „Zwischen einem Drittel und der Hälfte der heimischen Schweineproduktion könnte auf diese Fütterung umschwenken. Es braucht aber eine entsprechende Abgeltung.“ Preislich geht Schlederer davon aus, dass Bio um 150 Cent pro Schlacht- gewicht mehr, TW 100 um 50 Cent und TW 60 um zehn Cent auf Erzeu- gerebene kostet. „Ich sehe in den nächsten Jahren ein ordentliches Wachstumspotenzial. Bio und Tier- wohl könnten dann zusammen nicht fünf Prozent, sondern auf deutlich zweistellige Anteile hinaufschnellen.“ Sicher ist: „Vom Acker bis zur Knacker müssen alle daran arbeiten.“ Derzeit ist der LEH noch in einer passiven Warteposition. „Unter dem Motto: Wir haben die Ware, aber für den Kunden ist es nur ein Randthema. Ich würde mir mehr Ernsthaftigkeit erwarten, so ein Thema voranzutreiben und keine Feigenblattpolitik.“ Gastro. Grundsätzliche Potenzia- le für Austro-Schweinefleisch sind im Gastro-Großhandel vorhanden. „Da gibt es zwischen 30 und 60 Prozent Frischfleisch-Angebote aus Europa, also Deutschland, Niederlande, Spa- nien oder Belgien.“ Im Export gab es zuletzt Fortschritte in Asien.FLEISCH, WURST, GRILLEN D ie Anzahl der Schweinebauern zeigt mit 21.000 Betrieben wei- ter nach unten. In den letzten fünf Jahren machten rund 5.000 Landwirte ihre Stalltüren für immer zu. Dennoch: Die Anzahl der gehalte- nen Zucht- bzw. Mastschweinen ist dagegen nur leicht rückläufig. „Grundsätzlich gibt es eine kritische Masse“, erklärt EZG Streitdorf-Ge- schäftsführer DI Werner Habermann, will sich aber auf keine genauen Zah- len festlegen. „Sollten die Fragen der Einkommenssituation, die Stellung der Schweinebauern in der Gesell- schaft und die zusätzlichen Diskus- sionen im Tierschutzbereich nicht gelöst werden, dann wird mittelfristig eine Selbstversorgung mit heimi- schen Ferkeln und Mastschweinen schwierig.“ Entwicklung. Der Ausstoß bei der EZG Streitdorf lag stabil bei rund 619.000 Ferkeln, 687.000 Mastschwei- nen, 64.200 Schlacht- und Lebendrin- dern sowie 13.200 Schafen und Zie- gen. „Umsatzmäßig lagen wir bei rund 236 Millionen Euro“, so Haber- mann. Die Preissituation: Eine Hoch- schaubahn. So waren die ersten Mo- nate des Jahres 2020 durch die Expor- te in den asiatischen Raum geprägt, mit dem Resultat, dass in allen Berei- chen Höchstpreise erzielt werden konnten. Mit dem Lockdown brachen die Preise ein. „Wir mussten Rück- gänge von 40 Prozent hinnehmen. Dazu konnte sich der heimische Markt den Auswirkungen der ASP in Deutschland nicht entziehen. 2021 bräuchte es für die Entwicklung der schweinehaltenden Betriebe eine po- sitive Preisgestaltung. „Derzeit befin- den sich die Preise für Ferkel und Mastschweine auf einem langjähri- gen Tiefstand.“ Export. In Sachen Export gibt es eine Aufwärtstendenz. „Grundsätzlich gab es eine sehr gute Entwicklung.“ Dabei profitierte das Austro-Schwei- nefleisch auch vom Import-Stopp für deutsche Rohstoffe aufgrund der ASP-Krise. „Vor allem der chinesische Markt entwickelt sich in den letzten Wochen wieder besser.“ Würde die ASP in Österreich nachgewiesen, dann „wäre es ein Schreckens-Szenario.“ Eine Abwärtsspirale wäre wohl nicht aufzuhalten. „Wir wären für den asiati- schen Markt gesperrt und auch die in- nerösterreichische Verbringung aus Sperrgebieten wäre eine Herausforde- rung. Das Preisgefüge für die Bauern ginge in jedem Fall massiv nach unten. Grundsätzlich würde es auf die öster- reichische Schweinefleischproduktion massivste Auswirkungen haben.“ Bleibt die ASP in Österreich aus, gibt es dagegen leicht positive Ausblicke auf die Exportmärkte in Asien. „Solange Deutschland gesperrt ist, können an- dere Länder in Europa diese Mengen kompensieren und auch Österreich kann hier mitpartizipieren.“ LEH-Qualitätsprogramme. Po- tenzial gibt es noch bei LEH-Quali- tätsprogrammen. „Im Frischfleisch- bereich kann die Versorgung mit Qualitätsprogrammen als sehr gut bezeichnet werden. Bei Ver arbeitungs- waren gibt es jedoch noch massiven Spielraum, da derzeit unserer Schät- zungen nach, maximal 20 Prozent aus einem gezielten Qualitätsprogramm z.B. AMA-Gütesiegel entspringen.“ Geht es nach Habermann, dann gibt es auch bei Diskontern noch Wachs- tumsmöglichkeiten. Dazu ist beim Thema Gastronomie das Ende der Fahnenstange noch lange nicht er- reicht. „Hier liegen meiner Meinung nach unsere größten Chancen, da der Anteil an nicht Österreich-Ware rela- tiv hoch ist. Man sollte gemeinsam mit der Branche an durchgängigen Kon- zepten entlang der Wertschöpfungs- kette arbeiten, um eine transparente Kennzeichnung im Sinne der Konsu- menten zu schaffen.“ Schweinebauern schlagen Alarm → Anzahl der Schweinebauern reduziert sich weiter: Minus 5.000 Betriebe → Preis-Talsohle erreicht, Chancen auf asiatischen Märkten → ASP (afrikanische Schweinepest) bleibt Damoklesschwert EZG Gut Streitdorf TEXT: HERBERT SCHNEEWEIS EZG Streitdorf-Geschäftsführer DI Werner Habermann 144 | REGAL 2-2021Geschmackssorte des Jahres 2021 Erhältlich ab KW 9 Absatzentwicklung Packungen Grill- und Pfannenkäse Sommerliche Curry-Gewürz- mischung mit Mango-Dip Erhältlich ab KW 12 201520162017201820192020 + 37,3 % + 29,4 % + 45,6 % + 179,8 % + 52,3 % Jährliche Absatzentwicklung garmo AG · Interne Daten DER KÄSE ZUM GRILLEN & BRATEN Entdecke die GAZİ Grill- und Pfannenkäsevielfalt gazi.de | gazi-grillkäse.deFLEISCH, WURST, GRILLEN Radatz: Neue Schallmauer durchbrochen Wild.Wald.Wiese: Wildfleisch im Trend, aber schwer verfügbar Die Corona-Pandemie hat die Wild- fleisch-Vermarkter fest im Griff. „Ich rechne auch heuer wieder mit einer de facto unkalkulierbaren Entwick- lung. Das betrifft die Verfügbarkeit relevanter Mengen als auch die Prei- se“, so Wild.Wald.Wiese-Geschäfts- führer Dr. Thomas Huber gegenüber REGAL. Wild-Bestände wurden im Zeichen der Pandemie entweder nicht geschossen oder abseits des Groß- und Einzelhandels direktver- marktet. Dazu ist das Exportgeschäft aufgrund aufgrund unterschiedli- cher Covid-Regulative „un planbar geworden.“ Alles Entwicklungen, die unter dem Strich auch die Umsätze von Wild.Wald.Wiese nach unten ge- drückt haben. „Wir liegen deutlich unter den Werten von 2019. Unser Ziel 2021 ist wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen.“ Fünf Produkti- onsgruppen bietet der Wild-Spezia- list an. Saisonal kommen rund 60 Artikel zusammen. Wobei die Wild- fleisch-Benefits immer größeres Ge- hör finden: „Es geht um natürlich gewachsene Rohstoffe, bei denen keine Antibiotika, keine Wachstums- beschleuniger eingesetzt werden. Auch der Transport- und Schlacht- stress fällt weg.“ Eine weitere Schwierigkeit sind derzeit späte Listungs-Zusagen des Handels. „Die ersten Entscheidun- gen fallen üblicherweise im März. Auch für 2021 erwarte ich mir ein ähnliches Bild. Das ist ein Zeit- punkt, wo die Rohstoffverfügbar- keiten nur mehr mangelhaft gege- ben sind.“ Radatz durchbricht die nächste Um- satz-Schallmauer. „Wir konnten 2020 im Gesamtunternehmen mehr als 200 Millionen Euro erwirtschaften“, er- klärt Firmen-Chef Dr. Franz Radatz gegenüber REGAL. Dennoch warnt der Geschäftsführer vor einer Um- satzhatz im Jahr 2021: „Wir wollen weiter demütig bleiben.“ So arbeiten die Wiener akribisch an der Schlag- kräftigkeit der Produktionsstandorte. „Wir investieren jährlich eine sieben- stellige Zahl.“ Dazu dreht der Traditi- onsbetrieb weiter an der Export- schraube. Erstmalig kletterte der Auslandsgeschäftsanteil im abgelau- fenen Jahr auf zehn Prozent. „Wir set- zen, neben Deutschland, auch weiter auf die Adria-Region, wo wir stark hoffen, an die Erfolge des Jahres 2019 anschließen zu können, die im ver- gangenen Jahr durch den fehlenden Tourismus nicht wiederholbar wa- ren.“ Eigene Filialflotte. Ein wichtiger Schwerpunkt bleibt, neben dem LEH-Geschäft, auch die eigene Fili- al-Flotte. Zuletzt waren zwölf Wurst- groß-Märkte und 22 Fleischerei-Fein- kost-Filialen am Netz. Schwerpunkt: DR. THOMAS HUBER, Wild.Wald. Wiese-Geschäftsführer Firmen-Chef Dr. FRANZ RADATZ Ostösterreich. „Für einen Radatz- Wurstgroß Markt sind Flächen zwi- schen 300 bis 500 m 2 ausreichend, um einen schönen Mix aus Frischfleisch, Wurstwaren, Fertigmenüs und pas- senden Produkten befreundeter Pro- duzenten aus dem Lebensmittelbe- reich gut gekühlt präsentieren zu können. Entscheidend ist der Bereich mit wechselndem Angebot und na- türlich immer ein paar Schnäppchen, für die es sich zu kommen lohnt.“ 2021 ist laut Firmen-Chef wieder ein neuer Markt in Vorbereitung. Fleisch-Entwicklung insgesamt. Grundsätzlich setzt Radatz weiter auf den Faktor Handwerkskunst und ei- nen hohen Anteil an Stammkunden. Dabei blickt Radatz auch über den Tellerrand. „International wird der Fleischkonsum durch allgemeine Wohlstandssteigerung mittelfristig steigen. In Österreich wird hier kein Wachstum in der Menge stattfinden, dafür wird Fleisch hoher Qualität wei- ter stärker gefragt sein.“ Dabei leide das Sortiment grundsätzlich unter der jahrzehntelangen Verwendung als Aktions- und Lockartikel. „Das Fleischerhandwerk selbst hat unserer Ansicht nach kein Imageproblem.“ Produkte. Innovationsseitig wol- len die Wiener insbesondere wieder zur Grill- Saison Produkte lancieren. 146 | REGAL 2-2021ICH SCHAU AUF WEIL ICH AUFS AMA-GÜTESIEGEL SCHAU. hochwertige Zutaten Können und Tradition Kontrollen und Sicherheit nachvollziehbare Herkunft Wer beim Einkauf von Schinken, Speck und Wurst aufs AMA-Gütesiegel schaut, achtet auf mehr. Auf die nachvollziehbare Herkunft des verarbeiteten Fleisches und Specks. Mehr sogar, die Tiere werden nach den AMA-Gütesiegel Richtlinien gehalten, gefüttert und kontrolliert. In der Verarbeitung werden die Kriterien des Codex Alimentarius Austriacus – des Österreichischen Lebensmittelbuches – übertro en. Zum Beispiel ist die Zugabe von Stärke, Carrageen sowie technologisch ähnlich wirkender Füllsto e untersagt. So sind hohe Qualität und Sicherheit garantiert. Ich schau auf amainfo.at AMA_AZ_Guetesiegel_Wurst_Regal_210x297abf.indd 1AMA_AZ_Guetesiegel_Wurst_Regal_210x297abf.indd 124.02.21 09:3224.02.21 09:32R und 150 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete Berger Schin- ken noch im Jahr 2019. Sukzes- sive, mit einem gesunden jährlichen Wachstum hatte sich der Familienbe- trieb nach oben gekämpft. 2020 bremste die Corona-Krise einen weite- ren Aufstieg. „Selbstverständlich hat- ten auch wir Pandemie-bedingt so- wohl mengen- als auch umsatzmäßige Rückgänge zu verbuchen“, erklärt Ge- schäftsführer Mag. Rudolf Berger, ohne noch genaue Daten benennen zu können. Doch hakte es vor allem beim Gastro-Geschäft. 30 Prozent, rund 45 Millionen Euro machten die Siegharts- kirchner noch vor der Pandemie mit Gastronomie-Großhändlern wie AGM, Eurogast, Kastner, Kiennast, Metro, Transgourmet und Wedl. Oder auch direkten Absatzkanälen wie Pensio- nisten-Wohnhäuser, Spitäler und Ho- tels. „Hier mussten wir vor allem im ersten Lockdown massive Einschnitte hinnehmen.“ Krisenresistenter zeigte sich das Export-Geschäft. Rund 15 Prozent der Umsätze geht auf Auslands-Destina- tionen zurück. Vor allem geht es dabei um Schinken-Spezialitäten, die in die Nachbarländer Deutschland, Tsche- chien, Slowakei und Ungarn geliefert werden. „Regionalität heißt für Berger Schinken, dass auch im Export ein Kreis von rund 900 Kilometer um das Werk gezogen und nicht angestrebt wird, die Produkte in die halbe Welt zu liefern.“ 2021 will der Familienbetrieb neue Fahrt aufnehmen. Auch wenn sich die Investitionslust bei Berger in Grenzen hält: „Allfällige Investments sind stark davon abhängig, wann wieder Nor- malbetrieb herrscht und auch unsere Zielgruppe, die Gastronomie, wieder aktiv sein kann. Wir werden, abhängig von der Ertragssituation, 2021 sehr vorsichtig investieren.“ Und dennoch gibt es die Hoffnungsfelder, die die Niederösterreicher jetzt fokussieren. Stichwort: Tierwohl. „Wir freuen uns hier über die ersten Erfolge und sind vom Potenzial überzeugt“, so der Ge- schäftsführer. Bei Metro glückten die Premieren-Listungen. Mit dem LEH gibt es bereits intensive Gespräche. Dazu vergrößern die Sieghartskirch- ner auch ihr Portfolio. Es kommen Berger Tierwohl Hofschinken SB 100g, geräucherte Extrawurst SB 100g, Kna- cker, Frankfurter und Kartoffel-Griller in die Regale. Der Firmen-Chef dreht massiv an der Rohstoff-Schraube und will in Kürze für den Austro-Markt ausschließlich auf österreichisches Fleisch setzen. „Wir verarbeiten der- zeit schon 96 Prozent heimische Roh- stoffe. 30 Prozent stammen aus unse- rem Programm Regional-Optimal, knapp unter zehn Prozent sind biolo- gisch und ein kleiner Teil entspricht Tierwohl-Kriterien.“ Immer wichtiger sind auch saiso- nale Abtäusche. „Die Saisonen wer- den vom Handel intensiv gelebt und gut umgesetzt und sind wichtig für uns Produzenten.“ Darüber hinaus habe die Corona-Pandemie aber auch einen Trend hin zu Bewährtem, Gu- tem und Regionalem forciert. „So werden aktuell Produkte, die zu den „Klassikern“ in den Theken und SB-Regalen der Supermärkte zählen, besonders stark nachgefragt.“ Gastro-Bremse setzt Berger zu → Rekord-Umsatz von 150 Millionen Euro ist 2020 nicht zu erreichen → Export-Geschäft ist krisenresistent: 15 Prozent Exportanteil TEXT: HERBERT SCHNEEWEIS Claudia Berger, Mag. Rudolf Berger, Mag. Gaby Kritsch (v.l.n.r.) 148 | REGAL 2-2021FLEISCH, WURST, GRILLEN Darko Smiljic RADATZ WURSTMEISTER SEIT 14 JAHREN Trotz der großen Auswahl habe ich eine Lieblingswurst: Die Griechischen Bratwürsteln mit zart-cremigem Feta. www.radatz.com 92 Würstelsorten JA, ICH GRILL! Moser: Große Investitionspläne Moser baut aus. „Unser Ziel ist es, uns für die nächsten Jahre als moderner, anspruchsvoller Handwerksbetrieb zu positionieren“, erklärt Geschäfts- führer DI Florian Pfeiffer. Dement- sprechend legen die Niederösterrei- cher große Bau- und Infrastruk- tur-Pläne auf den Tisch. „Wir werden eine Summe in siebenstelliger Höhe bereitstellen“, so Pfeiffer weiter. Das Corona-Jahr hat eine Delle hinterlassen. Rund 15 Millionen Euro Umsatz erwirtschafteten die Nieder- österreicher vor der Pandemie. Zah- len, die 2020 nicht realisiert werden konnten. Die Gastro-Anteile, die in einem üblichen Geschäftsverlauf 20 Prozent ausmachten, sind massiv ab- gestürzt. Dazu schmerzte den Wiesel- burgern der Corona-bedingte, fehlen- de Push von Theken-Artikeln im LEH. „Wir sind trotzdem mit einem blauen Auge davongekommen und mengen- mäßig bei einem Minus von ‚nur‘ zwölf Prozent gelandet.“ Dabei zahlte sich die enge Zusam- menarbeit mit Kaufleuten aus. 1.200 Selbstständige stehen alleine in Öster- reich auf den Liefer-Routen. „ Die heimi- schen Kaufleute – speziell die in unserer Region – sind für uns ganz besonders wichtig: Sie bieten ihren Kunden ein hochwertiges, nachhaltiges und ehrli- ches Wurst- und Schinkensortiment an, und spielen nicht mit bei der Tief- preis-Schlacht“, so Verkaufschef Klaus Moser. Nicht umsonst kommt dieser Vertriebszweig mittlerweile auf einen Umsatzanteil von satten 40 Prozent. „Potenziale gibt es trotzdem noch.“ Auch in Deutschland geht Moser den nachhaltigen Weg über die Kauf- mannschaft. „Wir bedienen dort mittlerweile 500 Kaufleute. Tendenz steigend.“ Die Auslandsgeschäftsan- teile klettern Schritt für Schritt nach oben. Zuletzt kam das Unternehmen auf eine Exportquote von sechs Pro- zent. Die Erfolgsfaktoren des Traditi- onsbetriebs liegen für Pfeiffer auf der Hand. „Unsere Würste werden ja tat- sächlich von Meisterhand gemacht – aus heimischen Rohstoffen und mit Hingabe und Achtsamkeit. Wir verar- beiten ausschließlich österreichi- sches Rind- und Schweinefleisch – und davon kommen 90 Prozent aus der Region Mostviertel. Das ist gelebte Regionalität ohne Kompromisse. Und es gelingt uns auch, diese Qualität in außergewöhnliche Geschmackser- lebnisse umzuwandeln.“ GF Irmtraud Moser und GF Florian PfeifferNext >