< PreviousHANDEL AKTUELL günstiges Jausengeschäft und andererseits dahinterliegend Bedien-Bereiche an, wo wir auch warme Speisen anbieten werden.“ Beim Eintritt in die Warenwelt, in den neu aufgestellten 1.800 m2 großen Eurospar- Standort folgt das pulsierende Marktplatz-Le- ben auf 700 m 2 Verkaufsfläche gleich zum Start. „Wir spielen hier mit einem Markt-Fee- ling, Licht und Schatten-Effekten und haben die Inseln in einer genau konzipierten Schrä- ge aufgestellt. Der Kunde soll von den unter- schiedlichen Wareninszenierungen ange- sprochen werden und keiner strikten Füh- rung oder Route folgen.“ Ähnlich eines italie- nischen Piazzas. Im Herzstück des Marktes sind neben den Frische-Linien im Spar 2.0-Ladenbau-Konzept auch die regionalen Produkte gruppiert. „Ich habe mit Sicherheit mit 150 m2 die größte regionale Abteilung in Niederösterreich.“ Nachsatz: „Die Spar hat ein sehr starkes Konzept angeboten, das ich nur wenig verändert habe.“ Eurospar Warenwelten. Holz, angeneh- me gedeckte Farbtöne und eine Theken- Beleuchtung, die hinter den Decken-Lamel- len verschwindet. Prauchner setzt auf Wohl- fühlatmosphäre und auf Ware. So wurde ins- gesamt die Produktanzahl massiv nach oben gedreht. Zwischen 17.000 und 20.000 Produk- te werden im neuen Eurospar angeboten. Da- vor fanden rund 15.000 Artikel Platz. Doch nicht nur bei den klassischen Produktpalet- ten wie Frische, Convenience und Regionali- tät weitete Prauchner die Paletten aus. Eine Schlagrichtung galt dem Non-Food II. „Hier haben wir die Tiefe von 500 auf 1.000 Artikel verdoppelt.“ Toll bei Nonfood 2. In Kaufhaus-Manier werden Küchen- und Haushalts-Utensilien angeboten. „Viele kleine Spezialgeschäfte mussten in den letzten Jahren schließen. Für viele Bereiche gibt es gar kein entsprechendes stationäres Angebot mehr. Hier wollen wir Abhilfe schaffen.“ Vom Kirschkern-Entkerner bis zum Kerzen-Sortiment. Prauchner setzt auf Spar-Know-how, Simpex-Eigenmarke und Zulieferer Wenco, um Vielfalt für seine Kun- den zu generieren. Getränke. „Auch bei der Getränke-Abtei- lung sind wir bekanntermaßen stark. Wir ha- ben dafür 250 m 2 Verkaufsfläche reserviert. Das ist mit Sicherheit doppelt so groß wie bei vergleichbaren Standorten. Aber wir haben hier immer schon einen Schwerpunkt gesetzt und wollen das auch künftig tun“, so Prauch- ner. Auch zur allgemeinen Entwicklung der Spar-Kaufleute nimmt Prauchner Stellung. „Wir sind und waren gut unterwegs. Eine Vielzahl der Standorte konnten umsatzmäßig zulegen. Dennoch: Es gibt auch Sparianer, die unter der Krise litten. Das sind Tourismus- standorte in Tirol oder Vorarlberg. Auch in der Prauchner-Gruppe konnten wir im Um- satz wachsen, der Kostendruck nahm aber zu. So sind die Personalkostenanteile um 1,5 Pro- zent gestiegen.“ Pfand. Kritisch sieht Prauchner als WK Sparten-Lebensmittelhandels-Obmann das geplante Einweg-Pfand-System. „Wenn die Lösung so kommt wie die BM Leonore Ge- wessler es vorgesehen hat, dann wird das Kaufmannsstandorte kosten“, warnt Prauch- ner. Denn: „Gerade bei kleinen Flächen wür- den entsprechende Rücknahmegeräte auf Kosten von Verkaufsfläche gehen. Nahversor- ger von der Regelung auszunehmen ist eben- falls keine gute Idee. Dann schicke ich den Kunden mit dem Leergut zum größeren LEH- Anbieter, was der Kaufmannschaft wieder Umsätze kostet.“ Prauchner spricht sich für eine Adaptierung des bestehenden Systems aus. „Eine Meinung, die ich als Privatperson, aber auch als WK-Lebensmittelhandels-Ob- mann habe.“ Warnende Worte findet er auch für die Container-Vorstöße. „Ich finde jedes neue Ge- schäftsmodell hat seine Berechtigung, so lan- ge es sich an gesetzliche Rahmenbedingun- gen hält. Beim Thema Öffnungszeiten muss ganz genau hingeschaut werden. Gibt es ver- schiedene, erfolgreiche Roll-outs, kann das auch Arbeitsplätze kosten, weil Anbieter trotz der Unbemanntheit mit gleichen Preisen wie im stationären Handel agieren und damit rentabler arbeiten können.“ 7,5 MILLIONEN EURO hat Kaufmann Prauch- ner in den neuen Standort investiert. NON-FOOD II- ARTIKEL bietet Prauchner an. 1.000 DER GASTRO- VERZEHRBEREICH ist 400 m 2 groß. 40 | REGAL 02-2021 Eurospar Prauchner.indd 40Eurospar Prauchner.indd 4026.02.21 16:2626.02.21 16:26Pleiten der Krise HANDEL AKTUELL Es kann noch niemand wirklich abschätzen, was die monate- langen Lockdowns für die Wirtschaft tatsächlich bedeu- ten und welche Branche wie aus der Krise her- vorgehen wird. Hiobsbotschaften ereilten uns zur Genüge in den letzten Wochen. „Pleite- welle bei Fitnesstudios droht“ oder „Jeder vierte Gastronom existenzgefährdet“ titulier- te orf.at im Jänner des laufenden Jahres. Der Handelsverband verkündete: „Ein Drittel der gesperrten Händler insolvenzgefährdet“. So viele Verlierer in dieser herausfor- dernden Zeit. „Es werden gewiss noch einige mehr zu beklagen sein“, meint Dr. Roman Schwarzenecker, GF von Standort+ Markt. Doch werden am Ende des Tages auch Gewinner aus dieser Misere hervorgehen? Der Lebensmittelhandel wurde ja bereits als einer dieser „Glücklichen“ lokalisiert. Auch Sportgeschäfte – so sie nicht gerade auf den Skiverleih in Tourismuszentren spezialisiert sind – können sich den Drang vieler Men- schen nach Bewegung im Freien und auch zu Hause zu Nutzen machen. Hier waren insbe- sondere die E-Bikes wahre Umsatzbringer. Die Möbelbranche sieht sich in gewisser Wei- se ebenfalls als „heimlicher Gewinner“. Ähn- liches gilt auch für Baumärkte. Bevor diese ihre Tore schließen mussten, wurden sie re- gelrecht von Hobbygärtnern und Heimwer- kern gestürmt. Und danach? In der Zeit des Rückzugs ist es essentiell, dass Unternehmen mit ihren Kunden über E-Commerce weiter in Verbindung bleiben und diese mit Ware ver- sorgen können. Daher ist es kaum verwun- derlich, dass der online-Anteil bei den filiali- sierten Unternehmen in den letzten beiden Jahren um neun Prozentpunkte gestiegen ist. Quelle: Standort+Markt Konkurse und Schließungen Allein im Baumarkt-Sektor bieten nun 22 der insgesamt 28 bei Standort+Markt gelisteten Betriebe einen OnlineShop an. Daher ist wäh- rend der Pandemie wohl jede Branche gut be- raten, ihre Produkte im Internet anzubieten. GREGOR SCHUHMAYER → Gastro stark betroffen Standort-Markt berichtet über zahlreiche Pleiten und Schließungen in der Pandemie STOREKONZEPT/ BRANCHE BERICHT Stefanel Bekleidung 04/20 Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahren von Stefanel Österreich aufgrund rückläufiger Umsätze, wirtschaftlicher Schwierigkeiten der italienischen Mutter und Corona-Stillstand Airfield Bekleidung 04/20 Konkurs angemeldet, die Insolvenzursachen liegen in schon länger andauernden Umsatzproblemen und zuletzt in den Folgen der Covid-19-Krise Mr. Sahm Bekleidung 04/20 Konkursverfahren eröffnet, als Insolvenzursachen wurden Umsatzeinbrüche wegen der Coronakrise und das Ausbleiben von Frühjahrsware aufgrund von Lieferausfällen genannt. Maredo Gastronomie 06/20 Konkursverfahren der Wiener Maredo Restaurants GmbH aufgrund Covid-Schließungen eröffnet, die deutsche Mutter muss- te schon per 03/20 Insolvenz anmelden. Max Great Menswear Bekleidung 07/20 Der Übergrößenspezialist Max Great Menswear ist in Kon- kurs aufgrund der großen Umsatzverluste durch die Covid-19-be- dingten Filialschließungen. Hubert Auer Bäckerei 08/20 Insolvenzanmeldung, als einer der Gründe wird die Covid- Krise genannt. Per 10/20 ist die Bäckerei nach einigen Filialschlie- ßungen vorerst gerettet. Frisör Klier Frisör 10/20 Konkurs; Die Österreich-Tochter der deutschen Klier Hair Group betrieb österreichweit 30 „Frisör Klier“-Läden, vier „Friseur der kleinen Preise“-Geschäfte und ein „Cut and Colour“-Studio. Aida Gastronomie 12/20 Die Kaffeehaus-Kette meldet coronabedingt finanzielle Schwierigkeiten, die Hälfte der Filialen könnte mit Februar 2021 geschlossen werden Douglas Parfumerie 01/21 In Österreich werden von den derzeit 45 Douglas-Geschäf- ten fünf geschlossen, die Folgen der Krise hätten die Pläne zur Schließung von Filialen noch beschleunigt. Strandmeister Bekleidung 01/21 Folgekonkurs; Neustart nach Insolvenz 09/19, jedoch auf- grund Covid-19 Weg aus Krise nicht gemeistert Bundy Bundy Frisör 02/21 Konkursverfahren über die Bundy Bundy GmbH Hussel Lebensmittel 02/21 Konkursverfahren eröffnet, 3 von 9 Filialen sollen geschlos- sen werden. Aufgrund der Coronakrise musste das Mutterunter- nehmen Deutsche Confiserie Holding Insolvenz beantragen. Pimkie Bekleidung 02/21 Konkursverfahren beantragt, ein Sanierungsplan werde nicht angestrebt. 02-2021 REGAL | 41 S+M_Pleiten.indd 41S+M_Pleiten.indd 4126.02.21 16:3726.02.21 16:37HANDEL AKTUELL Unimarkt will 500 Klein-Flächen! P aukenschlag bei Unimarkt. Die oberösterreichische LEH-Kette kün- digt eine österreichweite Expansion an. Hintergrund: Unimarkt-Chef und Miteigentümer Dkfm. Andreas Haider gibt grünes Licht für den Roll-Out eines neuen Ge- schäftsmodells. So wird neben Unimarkt für Standorten mit einer Obergrenze von 600 m 2 , Nah&Frisch für Märkte zwischen 200 und 250 m2, eine neue Marke für Kleinst-Geschäfte vom Stapel gelassen: Unibox. Konkret geht es dabei um unbemannten Automaten-Verkauf. „Wobei wir zwei Module am Start haben“, er- klärt Haider im REGAL-Gespräch. Eines für Container bis 36 m 2 , ein weiteres für LEH- Leerstände von 80 m 2 . „Wir bieten also ein er- weiterbares und mobiles Einkaufssystem, das überall platziert werden kann. Entweder Out- „ Wir werden zwar nur 72 Stunden, aber auch am Sonntag aufsperren.“ DKFM. ANDREAS HAIDER, UNIMARKT-CHEF UND MITEIGENTÜMER 42 | REGAL 02-2021 Unimarkt.indd 42Unimarkt.indd 4226.02.21 16:3526.02.21 16:35TEXT: HERBERT SCHNEEWEISS NEUER UNIMARKT IN GRAZ → 30 Unibox Standorte bis zum Februar 2022 → Boxen im Container und Klein-Flächen → Piloten in Traun und Krenglbach → Jahresumsatz einer Unibox: 300.000 Euro HANDEL AKTUELL Klein-Flächen! Neues Unimarkt Format: Unibox für Klein-Märkte, Expansion in ganz Österreich door, ohne zusätzliche Verbauung von Grün- flächen, oder Indoor, sofern bestehende Ge- bäude zugänglich sind.“ Die Sortimentstiefe ist sehr knapp gehal- ten. „Wir werden dabei zwischen 1.000 und 1.700 Produkte anbieten können“, so der Ge- schäftsführer. Das Unibox-Sortiment ist ein Abbild der Top-Seller des Unimarkt-Gesamt- portfolios und reicht von frischem Gebäck bis hin zur Zahnpasta. Das Potenzial ist für den Roll-out gewal- tig: „Mittelfristig sind 500 Standorte vorstell- bar.“ Im Plan: Realisierungen von Vorarlberg bis ins Burgenland. „Überall dort, wo es kei- nen Nahversorger gibt, kann Unibox eine wichtige Rolle spielen. Aktuell haben 600 Ge- meinden keinen Nahversorger, dazu gibt es aber auch Chancen in Geschäftsstraßen, die keine Supermarkt-Versorgung mehr haben“, rechnet Haider vor. Auch dort, wo es für Kauf- leute keinen wirtschaftlichen Sinn mehr macht, Standorte weiterzuführen, könnte die Unibox zuschlagen. Zur Darstellung der Ren- tabilität eines Standorts legt Haider Richtwer- 02-2021 REGAL | 43 Unimarkt.indd 43Unimarkt.indd 4326.02.21 16:3526.02.21 16:35HANDEL AKTUELL te auf den Tisch: Eine mögliche Umsatz- schwelle sei demnach für 200 bis 240 m2 Ver- kaufsfläche ein Jahresumsatz von 800.000 Euro. „Darunter braucht es eine Verteilung auf mehrere Schultern einer Kaufmannsfa- milie, damit es sich noch rentiert.“ Erste Unibox-Projekte. Gestartet wird nach Pilotprojekten in Traun und Krenglbach mit einer Aufschaltung in Enns (Bahnhof) so- wie in Kirchdorf. „Im ersten Geschäftsjahr planen wir 30 Multiplikationen mit einem Hauptfokus auf das aktuelle Unimarkt-Ge- biet.“ Franchise. Dabei ist das Modell auf Fran- chiser abgestellt. „Eine fertig ausgestaltete Box inklusive Umdasch-Regalierung kostet 100.000 Euro“, so Haider. Nachsatz: „Es gibt verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten.“ Dabei soll eine Unibox auf einen Jahresum- satz von durchschnittlich 300.000 Euro kom- men. „Damit kann ein Franchiser mit drei Bo- xen seinen Lebensunterhalt verdienen.“ Der Betreiber ist dabei sowohl für die Bestückung als auch Sauberkeit der Box verantwortlich. Eine Zusammenarbeit mit regionalen Bä- ckern zur Bestückung mit frischen Backwa- ren ist erwünscht. Ansonsten gibt es (noch) keine Abweichungsmöglichkeiten vom vorge- schriebenen Sortiment. „Das ist derzeit nicht vorgesehen.“ Dabei will Haider in einem ers- ten Schritt bestehende Unimarkt-Partner an- sprechen, in einem weiteren Step geht es Richtung externer Quereinsteiger. Öffnungszeiten. Bei den Öffnungszeiten ist das Konzept dem Öffnungszeiten-Gesetz unterworfen. „Wir werden aber auch im Rah- men des Gesetzes am Sonntag aufsperren, aber nur 72 Stunden, dafür 365 Tage, offen halten.“ Dabei stellt Unimarkt das komplette digita- le System zur Verfügung. „So bieten wir eine spezielle neu-entwickelte Schiebetür, die rein digital funktioniert und einen sicheren Zutritt gewährt. Mit unserem Partner Syreta wurde eine 100 Prozent Vollautomatisierung des Standortes sowie das Zutrittsystem, abgleitet aus dem Onlineshop, realisiert“, erklärt Pro- jekt-Leiter Dominik Leitner.“ Ablauf. Bezahlt und eingescannt wird ent- weder mit der Unimarkt-App oder mit der Payback-Card. „In beiden Fällen sind ver- schiedenste Bezahl-Modelle hinterlegt. Für die ältere Generation haben wir mit der physi- schen Payback-Card noch eine nicht digitale Abwicklung ermöglicht“, so Leitner. Dabei geht Haider davon aus, dass „gerade bei Or- ten, die keinen Nahversorger haben, eine mögliche Registrierung bei Payback auch in den Gemeinden erledigt werden kann, um auch den wenig technikaffinen Menschen den Eintritt in die Boxen zu ermöglichen.“ Die Preispositionierung richtet sich nach dem sta- tionären Handel. Die aktuelle Corona-Krise habe mögliche Berührungsängste im Um- gang mit umbemannten Containern noch er- leichert. Das Investitionsvolumen in das neue Geschäftsmodell lag im sechsstelligen Be- reich. Entwicklung. Insgesamt zeigt sich Uni- markt-Chef Haider mit der Entwicklung im Jahr 2020 zufrieden. „Wir sind bei Unimarkt um 13 Prozent vorne, wobei unsere Steige- rung von Lebensmitteln getrieben ist.“ PROJEKT-LEITER Dominik Leitner, Geschäftsführer Dkfm. Andreas Haider und Geschäftsführer Mag. Robert Knöbl hat Unibox im Jahr geöffnet DKFM. ANDREAS HAIDER UND MAG. ROBERT KNÖBL 365 TAGE 44 | REGAL 02-2021 Unimarkt.indd 44Unimarkt.indd 4426.02.21 16:3526.02.21 16:35GAST KOMMENTAR IMPRESSUM Eigentümer: REGAL Verlagsgesellschaft m.b.H. Chefredakteur: Dr. Gregor Schuhmayer Redaktion: Stv. Chefredakteur: Mag. Robert Falkinger Chef vom Dienst: Mag. Herbert Schneeweiß Anna Lena Wagner, MA, Lisa Weber, BSc (WU), Mag. Verena Schneeweiß (Karenz), Aneta Zeunerova (Osteuropa, Selbstständig), Mag. Clarissa Mayer-Heinisch (Selbstständig) Marketing: Mag. Franz Kahrer, Ing. Klaus Tesar, Robert Treitner, Dr. Martin Bauer (Selbstständig) Mag. Christoph Zitka (Selbstständig) Geschäftsführung: Dr. Thorsten Weiland, Mag. Roland Pirker Geschäftsführung Stv.: Mag. Angelika Wessely Anzeigencontrolling: Mag. Stefanie Dähmlow (MAS) Anzeigen- und Verlagsleitung: Mag. Stefanie Dähmlow (MAS) E-Mail-Erreichbarkeit: e-mail: sekretariat@regal.at e-mail/Abo: abo@regal.at e-mail/Neue Produkte: marketing@regal.at e-mail/Redaktion: annalena.wagner@regal.at e-mail/Industrie&Verlag: angelika.wessely@regal.at e-mail/Anzeigen: stefanie.daehmlow@regal.at Alle: 1210 Wien, Floridsdorfer Hptstr. 1, Tel.: 1/368 67 13–11 Fax: 1/368 67 13–18 Abo-Preise: Jahresabonnement: € 45,– zzgl. 10 % MwSt., Testabo für 3 Ausgaben (App & ePaper gratis): € 12,50 zzgl. 10 % MwSt. Auslandsabo: € 88,– Es gilt der Anzeigentarif Nr. 46. Advertorials sind be zahlte Einschaltungen. Für die Richtigkeit und Vollstän dig keit von per ISDN/e-mail übertragenen Dokumenten/ Anzeigen kann keine Verantwortung übernommen werden. Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1210 Wien Layout: Bureaucooper: Karin Klier Studio ms: Mario Simon Werner Supanz Druck: Berger, Horn → VON DR. CORDULA CERHA Einkaufen in Zeiten von Covid-19 B is vor einem Jahr war Einkaufen für uns etwas Selbstver- ständliches und von gut eingeübten Gewohnheiten be- stimmt. Dann kam das Corona-Virus und wirbelte unse- ren Alltag durcheinander. An der WU Wien beschäftigen wir uns in einem Forschungsprojekt damit, wie sich Sicherheits- abstand, Maske und Co auf die Einkaufserfahrungen und das Miteinander zwischen den Shoppern auswirken. Für viele Konsumentinnen und Konsumenten ist das Einkau- fen ein Stressfaktor, der auch zu unangenehmen Begegnungen mit anderen führt. Ganz oben auf der Liste der No-Gos steht dabei die fehlende oder schlecht- sitzende Maske, dicht gefolgt vom Nicht-Beachten der Ab- standsregeln. Das Angreifen von Waren, die nicht gekauft werden, war schon vor Covid für viele schlechtes Benehmen und wird jetzt zudem als Risiko gesehen. Aber auch Leute, die andere über die Sicherheitsregeln belehren, fallen unangenehm auf. Sie wer- den in den Erfahrungsberichten der Shopper als „Besserwisser“ und „Covid-Polizisten“ beschrieben. Was die Hamsterkäufe an- belangt, herrscht Ambivalenz: Zwar bezeichnet die Mehrheit diese als unpassendes und unsympathisches Verhalten, viele ge- ben allerdings zu, dass sie sich vom Hamstern anste- cken haben lassen. Die Konsumentinnen und Konsumenten berich- ten auch von positiven Erfahrungen mit anderen, wenn diese Rücksicht nehmen, ausreichend Abstand halten und Solidarität zeigen. Viele erleben das Ein- kaufen als wichtiges Stück Normalität in ihrem ver- änderten Alltag. Insbesondere für Alleinlebende zählt der Besuch in einem Geschäft zu den wenigen möglichen Kontakten mit anderen Menschen. Interessant ist die Wirkung auf das Einkaufstem- po. Manche versuchen, so schnell wie möglich wie- der aus dem Geschäft herauszukommen, weil sie sich in der Situation nicht wohl fühlen. Andere geben an, länger im Geschäft zu verweilen, weil die Entschleu- nigung des Alltags mehr Zeit für das Einkaufen lässt. Mich würde interessieren, welche Erfahrungen Sie beim Ein- kaufen gemacht oder als Händler in Ihren Geschäften beobachtet haben. Schreiben Sie mir eine Mail an cordula.cerha@wu.ac.at „Covid-19 hat die Routine beim Einkaufen durchbrochen: über Maske, Abstand und „Covid-Besserwisser.“ DR. CORDULA CERHA Institut für Handel und Marketing (H&M), WU Wien 2-2021 REGAL | 45HANDEL AKTUELL Der LEH legte im Vorjahr um zehn Prozent zu. Allerdings gibt es Ausnahmen. Etwa in Grenz- Regionen. Flaute herrscht auch in Tourismus- Gegenden, wie ein REGAL Rundruf in Touris- mus-Hotspots zeigt. TEXT: LISA WEBER WOLFGANG DANBAUER, ADEG (re) Tourismus- Kaufleute trifft es hart! Stammkunden sind nur in seltenen Fällen ausreichend, die leerstehenden Betten bereiten Sorgen. Wolfgang Danbauer, Adeg Gosau, Oberösterreich. Durch den ausblei- benden Dachstein West Tourismus hat der Adeg Kaufmann Wolfgang Danbauer in sei- nem 600 m² großen Laden im Bezirk Gmun- den momentan wenig zu tun: „Im Vergleich zum Vorjahr fehlen uns 40 Prozent Umsatz.“ Das Sortiment ist, so Danbauer, vergleichbar mit dem eines Merkurs. Viele Spezialitäten, ein großer Frische- und Regionalitätsanteil. „Schokolade, Spirituosen und Bier gehen normalerweise besonders gut. Das bleibt al- les liegen. Es fehlen uns momentan bis zu 50.000 Euro pro Woche. Die 1.900 Einwohner können das nicht aufwiegen.“ Konkret fehlen dem Kaufmann die Touristen aus Deutsch- land, England, Holland, der Schweiz, Tsche- chien und Ungarn. „Zusätzlich sind sonst auch viele Besucher aus Japan und China vor Ort, da Hallstatt nicht weit entfernt liegt.“ Danbauer hat noch zwei weitere Märkte. Der 840 m² große Adeg in Bad Ischl verzeich- net sogar ein Plus von drei Prozent. Der Kauf- mann dazu: „Da haben wir von der Krise pro- fitiert. Wir sind in Bad Ischl nicht so abhängig vom Tourismus und haben viele Stammkun- den.“ In Neumarkt am Wallersee befindet sich sein Markt „auf der Nulllinie.“ Tom Pichler, Adeg Großarl, Salzburg. Der 450 m² große Adeg- Markt von Tom Pichler stemmt sich gegen die Corona-Krise. „Durch die fehlenden Touris- ten geht das Geschäft schleppend. Die 4.000 Betten in Großarl stehen leer, das spüren wir natürlich sehr. Vor allem Gäste aus Deutsch- land, Holland und Belgien zählen zu unseren 46 | REGAL 02-2021 Tourismus.indd 46Tourismus.indd 4626.02.21 11:3526.02.21 11:35GÜNTHER STEINER, SPAR. Im Mariazeller- land fehlen Tages - touristen BAD ISCHL TOM PICHLER, ADEG. Die Hotels sind in Großarl leer. HANDEL AKTUELL Kunden. Bemerkbar macht sich das Umsatz- Minus hauptsächlich an der Feinkosttheke, wo viele regionale Produkte wie Bauernbut- ter, Speck, Spezialwürste, Käse u.v.m. ange- boten werden und natürlich auch in der Ge- tränkeabteilung,“ erzählt der Kaufmann Tom Pichler. Auch das dazugehörige 200 m² große Modegeschäft im Untergeschoß, das durch die wiederkehrenden Lockdowns geschlos- sen werden musste, ist eklatant von den Um- satzeinbußen betroffen. Petra Rossmann, Nah&Frisch St. Margarethen, Salzburg. Erst im Juli er- öffnete Petra Rossmann ihren 190 m² gro- ßen Nah&Frisch Standort im Lungau. „Wir haben zwar keinen Vergleich zum Vorjahr, aber liegen stark unter den Erwartungen.“ Die Touristen sind, laut Rossmann, bunt ge- mischt, Österreicher, Deutsche und Hollän- der kommen genauso wie Polen und Tsche- chen. Aber nicht nur der ausfallende Tourismus macht der Kauffrau zu schaffen: „Ich wollte die 700 Einwohner-Gemeinde ansprechen, aber das läuft leider nicht gut. Die meisten erledigen ihre Einkäufe nach der Arbeit bei den großen Ketten. Wir befinden uns neben einer Schule, durch die Schließung fällt auch das Jausengeschäft weg.“ Die Getränke- und die Trockenwarenab- teilung sind die wichtigsten Umsatzbringer der Kauffrau. Ursprünglich war eine Spezi- alisierung auf Bio-Ware geplant. „Die Fein- kost und Frische sind aufgrund der Ver- derblichkeit nicht groß. Aber auch das rest- liche Sortiment wurde verkleinert und die Öffnungszeiten verkürzt. Mittlerweile musste ich leider vier Leute vom Stammper- sonal abbauen“ Günther Steiner, Spar Mariazell, Obersteiermark. Günther Stei- ner betreibt einen 700 m² großen Spar in der nördlichen Obersteiermark. Auch er kämpft mit dem fehlenden Tourismus: „Wir rech- nen mit einem Rückgang von bis zu zehn Prozent. In den Ferien kamen zwar einige Tagestouristen aus Wien und Niederöster- reich, das hat aber Mitte Februar auch auf- gehört. Hinzu kommt die stillstehende Gas- tronomie, fehlende Saisonarbeiter und die ausbleibenden Übernachtungsgäste aus der Slowakei und Ungarn, die die Umweltrenta- bilität drücken.“ Der Frische-Anteil im Markt beträgt mehr als 50 Prozent. Laut dem Kaufmann ist vor allem an der Feinkost ein Unter- schied bemerkbar: „Ich kann aufgrund der Personenanzahlbeschränkung auch nicht genügend Mitarbeiter hinter die Theke stel- len. Da entstehen manchmal Schlangen und dann überlegen die Kunden es sich zweimal, ob sie sich anstellen.“ Insgesamt, so Steiner, wiegen die treuen Stammkunden im Ort einiges auf – die Kundenfrequenz hat sich zwar geschmälert und das kleine Bistro muss geschlossen bleiben, aber dafür stie- gen die Durchschnittseinkäufe. 02-2021 REGAL | 47 Tourismus.indd 47Tourismus.indd 4726.02.21 11:3526.02.21 11:35REGAL: Wie sehen Sie, als Handels- und Marketing-Experte, die Situation bei Rewe in Österreich mit der Zusammenlegung von Merkur und Billa? Nils Wlömert: Der Schritt, Merkur und Billa zusammenzulegen, ist nachvollziehbar, birgt aber auch Risiken. Die beiden Rewe-Marken wurden über einen langen Zeitraum nebeneinander geführt und strategisch in Abgrenzung zueinander klar positioniert. Die Marke Merkur ist im Vergleich mit Billa deutlich hochwertiger positioniert und entsprechend unterschiedlich sind die Bedürfnisse der Ziel- segmente. Eine zu starke Homogenisierung des Angebots würde zum einen für Konsumenten weniger Auswahl bedeuten. Zum anderen würde sich das Unternehmen aber auch in der Möglichkeit der Abschöpfung von Zahlungsbereitschaften beschneiden. Die zentrale Herausforderung bei der Zusammenlegung ist es daher, die Differenzierung unter der Dachmarke Billa glaubwürdig fort - zuführen. Ob die Kosteneinsparungen diese harte Maßnahme für Rewe rechtfertigen, hängt also zentral davon ab, wie gut dies gelingt. Wie schätzen Sie die Lage des LEH in Österreich ein? Der Lebensmittelhandel wird, wie andere Branchen auch, noch eine Weile von Corona geprägt sein. One-Stop-Shopping, Einkaufen Prof. Dr. Wlömert, Nachfolger von Prof. Schnedlitz blickt in die Zukunft: Big Data und Hyperpersonalisierung sind seine Schlagworte und die Gründe, warum er das Handelsinstitut in Retai- ling & Data Science umbenannt hat. Im Interview spricht der „Neue“ an der WU über die Zusammenlegung von Billa & Merkur, die Erfolgsstrategie der Spar und seinen Weg am Institut. Die neuen Trends im Handel Exklusiv Interview: Prof. Dr. Nils Wlömert WU-Vorstand Institute for Retailing and Data Science INTERVIEW: ANNA LENA WAGNER 48 | REGAL 01-2021 HANDEL GESPRÄCH 048-050 R02 Interview Woelmert.indd 48048-050 R02 Interview Woelmert.indd 4826.02.21 13:0126.02.21 13:01PROF. DR. NILS WLÖMERT, WU- Vorstand Institute for Retailing and Data Science in Wohnnähe, sowie das Aufsuchen von Voll- sortimentern wurden in der aktuellen Situation bevorzugt, um Risiken zu minimieren. Damit konnte insbesondere die Spar-Gruppe von ihrer Standort- und Betriebstypenstruktur profitieren. Außerdem kann Spar mit der erfolgreichen Eigen- markenpolitik, der kontinuierlichen Modernisie- rung von Standorten sowie der starken regionalen Anbindung Erfolge erzielen. Woran machen Sie die Verschiebung der Markt- anteile fest? Neben den genannten Dingen könnte die Ver- schiebung der Marktanteile auch durch verän- derte Konsum-Präferenzen, wie einen stärkeren Fokus auf Frische, Regionalität und Bio-Produkte, sowie veränderte Erwartungen an ein Einkaufs- erlebnis erklärt werden. Und die Diskonter? Die genannten Gründe könnten auch eine Er- klärung dafür sein, warum Lidl und Hofer zuletzt leicht an Marktanteil verloren haben. Mit Blick auf die Pandemie sei gesagt, je stärker die negativen wirtschaftlichen Folgen, desto stärker werden Kaufentscheidungen auf Basis des Preises ge- troffen, was mittelfristig wiederum die Diskonter stärken dürfte. Wohin geht die Reise der Diskonter? Langfristig ist der Fokus auf niedrige Preise allein nicht ausreichend und auch die Erschließung neuer Standorte ist tendenziell aufgrund der sehr hohen Filialdichte in Österreich keine empfehlens- werte Strategie, um Marktanteile zu gewinnen. Es kommt vielmehr darauf an, eine nachhalti- ge Strategie im Sinne eines ‚Customer-Centric Retailing‘ Ansatzes zu entwickeln, bei dem die Kon sumenten-Bedürfnisse im Zentrum stehen. Wo liegt die Zukunft im Handel? Online, am POS oder Hybrid-Modelle, Multi-Channel? Aus meiner Sicht liegt die Zukunft in der Koexis- tenz verschiedener Vertriebskanäle, aus denen Konsumenten, je nach Präferenz und Kontext, den bevor- zugten Kanal aus- wählen können. Der Anteil von Online im LEH wird weiter nur auf einem niedrigen Niveau wachsen. Daran scheint selbst die aktuelle Situation rund um Covid-19 nichts geändert zu haben. Laut GfK ist der Online- Anteil am FMCG-Markt in 2020 im Vergleich zum Vorjahr lediglich von 2,2 Prozent auf 2,5 Prozent gestiegen. Wesentliche Faktoren für dieses doch recht niedrige Wachstum sind in der hohen Filialdichte in Österreich und den effektiven Hygienekonzepten des Handels zu sehen, wodurch selbst in der Krise die Notwen- digkeit nicht so stark ausgeprägt war, auf Online- Kanäle im FMCG-Segment auszuweichen. Welche Trends sehen Sie noch im Handel? Ein sich seit einigen Jahren fortsetzender Trend sind Handelsmarken, die sich auch weiterhin auf dem Vormarsch befinden. Ver- stärkt wird das auch mit dem Bedürfnis nach Biolebensmitteln kombiniert. Nahezu alle Händler haben mittlerweile eine Bio-Linie als Eigenmarke im Sortiment. Die Ankündigung der Rewe-Gruppe, zusätzlich zu Ja! Natürlich eine günstigere Billa Bio Marke einführen zu wollen, folgt diesem Trend. Schlagwort: Price Lining, auch im Bio-Eigenmarken-Segment. Darüber hinaus ist, angetrieben durch die Corona-Pandemie, eine Präferenz in Richtung Regionalität zu beobachten, die in Österreich im Vergleich mit anderen Ländern recht stark ausgeprägt ist. Was sind die Trends im Handel bezüglich Digitalisierung? Kurz gesagt: Big Data und Hyperpersonalisie- rung. Unternehmen sammeln heute riesige Datenmengen über das Verhalten ihrer Kunden, zum Beispiel mittels Kunden- karten oder Web-Shops. Diese Daten ermöglichen es Unternehmen, ihre DIE TRENDS: Bio, Regionalität und Handelsmarken © DANIEL NUDERSCHER 01-2021 REGAL | 49 HANDEL GESPRÄCH „ Je stärker die negativen wirt schaftlichen Folgen, desto stärker werden Kaufentscheidungen auf Basis des Preises getroffen.” 048-050 R02 Interview Woelmert.indd 49048-050 R02 Interview Woelmert.indd 4926.02.21 13:0126.02.21 13:01Next >