< PreviousHANDEL AKTUELL REGAL: Wird es in den nächsten Mona- ten aufgrund steigender Energieprei- se auch noch zu Erhöhungen kom- men? Leitner: Grundsätzlich gilt, dass wir hierbei immer eine Balance treffen müssen. Bevor es zu Preis- erhöhungen unserer Artikel kommt, prüfen wir zunächst alle Möglichkeiten, diese Mehrkosten anderweitig – mitunter auch durch Reduktion unserer Marge – aufzufan- gen. Wenn der Fall eintreten sollte, dass die Preise auf den Beschaffungsmärkten für Lebensmittel und Energie weiter stei- gen, sodass wir diese Entwicklung nicht mehr intern abfedern können, werden wir die Situation analysieren, genau bewerten und dann eine Entscheidung – gegebenen- falls auch in Richtung Preiserhöhung – treffen. REGAL: Inwiefern spürt auch Hofer den Mangel an Mitarbeitern im Handel? Leitner: Gerade im Verkauf setzen wir er- folgreich auf das Konzept „Karriere mit Lehre“ und bilden so unsere Filialfüh- rungskräfte von morgen selbst aus. Die Übernahmequote bei unseren Lehrlingen liegt bei rund 85 Prozent. Zahlreiche unse- rer Filialleiterinnen und Filialleiter starte- ten ihre Karriere als Hofer-Lehrling, leiten nun in der Filialführung ein Team von bis zu 30 VerkaufsmitarbeiterInnen und bilden selbst Lehrlinge aus. REGAL: Wie ist der neue Hofer Online- shop angelaufen? Leitner: Wir sind mit dem bisherigen Be- stellaufkommen sehr zufrieden, arbei- ten aber dennoch laufend daran, den Lieferservice weiter zu verbessern. REGAL: Welches sind 2022 die größten Projekte? Leitner: Neben der bereits er- wähnten Filialmodernisierung wird auch 2022 im Zeichen der Fri- sche stehen. Wir wollen den Kunden 2022 ein noch abwechslungsreicheres Frischesortiment anbieten. Ungeachtet dessen rechnen wir auch im Bereich der Lebensmittelzustellung weiter mit starker Dynamik und haben mit dem Start unseres Hofer-Lieferservice die Weichen bereits in diese Richtung gestellt. Die steigende Zahl an Anbietern wird zu einem immer besse- ren Service führen und den Markt weiter wachsen lassen. Daher werden auch wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigen und unser Angebot optimieren und auswei- ten. Regionalität, Bio und Tierwohl sind für uns ebenfalls Themen mit wachsender Bedeutung. REGAL: In Hainburg ist eine neue Tank- stelle auf einem Hofer Parkplatz entstan- den. Wie viele Diskont Tankstellen beste- hen derzeit in Österreich? Leitner: Aktuell befinden sich Tankstellen auf den Parkplätzen von 88 Hofer Filialen. Wir stellen unserem Partner hier allerdings nur Fläche zur Verfügung, sind jedoch nicht selbst Betreiber der Tankstellen. REGAL: Vielen Dank! „Wir wollen dem Mitbewerb bei der Preis- gestaltung nicht hinterher laufen, sondern Vorreiter sein.“ HORST LEITNER, HOFER GENERALDIREKTOR 30 | REGAL 02-2022 Hofer.indd 3024.02.22 18:22• Innovation vom Öko-Pionier • Duftig-weiche, gepflegte Wäsche • Besonders sanft zur Haut • Hypoallergen • Mikroplastikfrei Die veganen Weichspüler von Frosch Pflanzliche Tenside aus österreichischen Sonnenblumen Pflanzliche Wirkstoffe aus Österreich! www.frosch-reiniger.at Weichspueler_Regal_210x297_LWCi.indd 121.02.22 12:21R EGAL: Sind die Innenstädte die Verlierer der Krise? Präs. Dr. Stephan Mayer-Heinisch: Wir haben valide Daten von Innenstädten, wo die Frequenzen schon vor Corona ein bis zwei Prozent zurückgegangen sind, aber Covid als Brandbeschleuniger wirkte. Hier sehen wir jetzt einen deutlich stärkeren Rückgang. Der Strukturwandel schreitet voran. Speziell B-, C-, D-Lagen sind extrem unter Druck. Insbe- sondere sind auch Orte und Städte betroffen, die sich vor der Corona-Zeit nicht um den Einzelhandel gekümmert haben. Es wird manche Orte und Städte geben, die künftig leer sein werden. REGAL: Mit Folgen für den Mietbereich? VON HERBERT SCHNEEWEISS UND GREGOR SCHUHMAYER REGAL-Interview mit Handelsverbands- Präsident Dr. Stephan Mayer-Heinisch und Handelsverbands-GF Mag. Rainer Will Mayer-Heinisch: Die Vermieter werden ler- nen müssen, dass der Mietmarkt nicht ein stetig wachsender ist, sondern dass Mieten weicher werden. Vielleicht nicht in den Top- Lagen, aber überall anders. REGAL: Warum hat eigentlich der Goldene Sonntag nicht voll eingeschlagen? HANDEL INTERVIEW Droht Pleite- Welle? → Handelsverband baut Mitglieder-Anzahl auf 4.000 aus → LEH-Diskont verliert Marktanteile → Eigenkapitalquoten schrumpfen DR. STEPHAN MAYER-HEINISCH, Handelsverbands- Präsident 32 | REGAL 02-2022 Will/Mayer-Heinisch-Interview.indd 3224.02.22 18:24Mayer-Heinisch: Der Goldene Sonntag 2021 ist das klassische Beispiel, wie man es nicht machen soll. Der gesamte Handel ist ein Bio- top, da gehört auch der gesamte LEH dazu, der DFH und die Gastronomie. Der Mensch will One-Stop-Shopping. Und bei diesem Gol- denen Sonntag hat man nur den Non-Food- Handel offengehalten. Deshalb war es auch HANDEL INTERVIEW nicht der volle Erfolg. Aber es zeigt, dass der Handel nur dann funktioniert, wenn alle Marktteilnehmer dabei sind. GF Mag. Rainer Will: Die Politik hat nicht verstanden, dass der LEH Frequenzbringer für kleine Händler ist und die Gastronomie die Aufenthaltsdauern stiftet. Und dennoch waren die 180 Millionen Euro Mehrumsatz am 19. Dezember ein Erfolg für die Händler und für die Mitarbeiter. REGAL: Die Inflation ist hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Das drückt auf die Kauf- kraft. Mit welcher Entwicklung des Han- dels rechnen Sie heuer? Mayer-Heinisch: Die Inflation ist gekom- men, um zu bleiben. Sie ist nicht nur Energie- kosten-getrieben. Wir spüren diese Steige- rungen in allen Lebens- und Produktberei- chen. Die Kunden werden das in den nächsten Wochen und Monaten fühlen. Es wird notwendig sein, die Kostenstruktur zu verbessern, und das von staatlicher Seite, sei es bei den Lohnnebenkosten, sei es bei Ge- bühren oder Mitgliedsbeiträgen bei Pflicht- mitgliedschaften. Will: Wir würden gerne noch mehr Netto vom Brutto zahlen. Die kalte Progression muss weg. Die Arbeitnehmerabgaben und der Dienstgeberbeitrag gehören reduziert. Wir sind in Europa nach Schweden und Frank- reich die Nummer drei der Länder mit den höchsten Lohnnebenkosten. Wir müssen uns auch über die Kammergebühren unterhalten, gerade jetzt, wo die Kosten explodieren. REGAL: Sie haben oft von Frequenz- und Umsatzverlusten im Handel gesprochen, gibt es auch Formate, die Flächen suchen? Mayer-Heinisch: Diesen Effekt spüren wir sehr gut im Diskonting-Bereich. Es gibt eini- ge Händler wie das holländische Unterneh- men Action oder Pepco, die hier ganz sicher ein neues Feld bekommen haben. Jene, die eine beratungsintensive Kostenstruktur ha- ben, sind hingegen extrem unter Druck ge- kommen. REGAL: Sie sprechen einen Vorteil für den Diskont-Bereich an, warum verliert der Diskont im LEH Marktanteile? Will: Der Lebensmittel-Diskont hat hierzu- lande so wie auch die Supermärkte in den letzten Jahren große Erfolge gefeiert. Was die Kaufkraft betrifft, wurde der LEH aller- dings während der Pandemie durcheinander- gewirbelt. 2019 hatte der Diskont Marktan- teil von 26 Prozent und liegt nun laut Nielsen bei 23,5 Prozent. Rabatt-Aktionen, intensive Werbung und das umfangreiche Non Food- MAG. RAINER WILL, Handelsverbands- Geschäftsführer 02-2022 REGAL | 33 Will/Mayer-Heinisch-Interview.indd 3324.02.22 18:24HANDEL INTERVIEW Sortiment der Vollsortimenter waren dafür verantwortlich. Wir werden sehen, wer von dem massiven Bio- und Regionalitäts-Boom in Zukunft profitieren wird. REGAL: Wie hat sich die Krise auf das Ei- genkapital im Handel ausgewirkt? Mayer-Heinisch: Mehr als 150 Lockdown- Tage haben auch pumperlgesunden Händlern das Eigenkapital weggefressen. Wir müssen uns deshalb sehr intensiv mit der Bundesre- gierung über eine neue Form der Eigenkapi- talsteuerung und -bildung unterhalten, damit diese Firmen kein Financial-Long-Covid er- leiden. REGAL: Wie sieht die Eigenkapitalquote bei den Händlern aus? Mayer-Heinisch: Ein gutes Unternehmen im Mode- und Non-Food-Bereich hat 30 Pro- zent Eigenkapital, aber wenn ich 150 Tage nicht aufsperren kann, dann ist dieses Kapi- tal weggeschmolzen. Will: Unsere Strukturdaten zeigen eine Ei- genkapitalquote von 28 bis 34 Prozent. Aber wir haben in der derzeitigen Situation gese- hen, dass Unternehmen bis zu einem Drittel an Rohertragsverlusten hinnehmen müssen. Das Eigenkapital schmilzt noch stärker als der Umsatz. Zuletzt mussten sich die Händ- ler die Umsätze teuer erkaufen. Es mussten hohe Rabatte gegeben werden, weil die Liqui- dität zur Arbeitsplatzsicherung benötigt wurde. Die Lockdown-Entschädigungen rei- chen nicht aus. REGAL: Sind Sie für eine Sonntagsöff- nung? Will: Die meisten Händler wollen keine un- beschränkte Sonntagsöffnung. Die Politik muss lernen, genau hinzuhören. Wir empfeh- len einen offenen Sonntag in den Wiener Tourismuszonen und bundesweit zwei bis maximal vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr auf freiwilliger Basis. REGAL: Warum? Will: Aufgrund der sozialpartnerschaftli- chen Vereinbarungen sind die Sonntage ex- trem teuer und damit für kleine Händler oft einfach schwieriger finanzierbar. Aber am ersten und vierten Adventsonntag ren- tiert sich das auch für diese. Gerade am ersten Adventwochenende wäre diese Öff- nung auch ein geeigneter Gegenangriff auf den Black Friday und Cyber Monday, von denen insbesondere der Onlinehandel pro- fitiert. Mayer-Heinisch: Man sollte hier auch lo- kalspezifisch reagieren können. REGAL: Und reichen die Öffnungszeiten, reichen die 72 Stunden, generell aus? Will: Das lässt sich nicht in Stunden festhal- ten. Die Öffnungszeiten korrelieren mit den Kosten. Aber wenn man am Samstag ab 13 Uhr Zuschläge entrichten muss, dann ist das einfach auch nicht mehr zeitgemäß. Die Ge- werkschaft und die Wirtschaftskammer sind hier aufgerufen, neue Wege einzuschlagen. Man hat ja mit der Novellierung des Kollek- tivvertrags zugesichert, dass die Zuschläge reformiert werden. Darauf warten die Händ- ler heute noch. REGAL: Also unterschiedliche Stimmen im Handel. Will: Wir sind für ein gewisses Maß an Libe- ralisierung. Für den LEH waren die 72 Stun- den immer schwierig, weil man in der Früh die Pendler erreichen will, aber auch für jene da sein will, die erst spät abends vom Büro nach Hause kommen. REGAL: Dürfen wir das Thema auf die Lage des gesamten Handels lenken. Wie steht es um den Handel nach zwei Corona- Jahren? Will: Dem Handel geht es nicht gut. Und ich habe hier auch brandaktuelle Zahlen dazu. 55 Prozent der österreichischen Händler ha- ben nach wie vor Existenzängste. Drei Pro- zent müssen demnach in Kürze ihre Ge- schäftslokale schließen. 18 Prozent müssen Teilbereiche oder Filialen vom Netz nehmen. Und 39 Prozent könnten innerhalb von sechs Monaten von Zahlungsunfähigkeit – also vom Financial-Long-Covid – betroffen sein. REGAL: Aber welche Branchen sind am stärksten betroffen? Will: Wir sehen 30 Prozent Umsatz- und 40 Prozent Frequenz-Verluste im Mode- und Schuhhandel. Auch der Uhren- und „ Die Vermieter werden lernen müssen, dass Mieten weicher werden.“ DR. STEPHAN MAYER-HEINISCH, HANDELSVERBANDS- PRÄSIDENT 34 | REGAL 02-2022 Will/Mayer-Heinisch-Interview.indd 3424.02.22 18:24HANDEL INTERVIEW Schmuckhandel ist stark betroffen, ebenso Spielzeug und Bücher. REGAL: Die Lage ist ernst? Will: Die Lage ist angespannt und die Ent- schädigungen kompensieren leider nicht das Nötigste. Zwei Drittel aller Betriebe haben nicht die Kriterien erfüllt, um den Ausfallsbonus III zu bekommen. Während Unternehmen Millionen verloren haben, bekommen sie, wenn überhaupt, ein paar Tausend entschädigt. REGAL: Spricht der Handelsverband hier nicht gerade für die großen Händler? Will: Wir sind in die Krise mit 290 Mit- gliedern hineingegangen und liegen aktu- ell bei 4.000. Es ist eine Mär, dass der Handelsverband nur die Großen vertritt und die Kammer die Kleinen. Im Gegen- teil, wir haben über 90 Prozent Kleinun- ternehmen und Mittelständler und sind praktisch genau wie die Branche aufge- stellt ist, in unseren Mitgliedern struktu- riert. Warum sind wir so gewachsen? Wir haben geliefert, klar informiert und waren da, als wir gebraucht wurden. Wir sind die Schlechtwetter-Versicherung für unsere Mitglieder. REGAL: Zuletzt war überraschend, dass sich der Handelsverband für eine ver- pflichtende Herkunftskennzeichnung aussprach? Will: Wir sagen ganz klar, wir stehen einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung offen gegenüber, wenn diese Regelung auch für die Gastronomie und Gemeinschafts- verpflegung gilt. Der Kunde ist überall der gleiche, er hat sich diese Transparenz ver- dient. Wir sind beim LEH massiv in Vor- leistung gegangen. Wenn man der Land- wirtschaft helfen möchte, dann braucht man die verpflichtende Herkunftskenn- zeichnung aber auch in der Gastronomie. REGAL: Ein Gewinner ist der Online-Ka- nal? Will: Covid war ein Turbo-Booster für den Online-Bereich. In China haben die Online- Umsätze 2021 erstmals jene des stationären Handels überholt, 52 Prozent des Geschäfts werden dort bereits im eCommerce erwirt- schaftet. Auch in Österreich liegt der Online- handel mittlerweile bei einem Anteil von 20 Prozent. 9,6 Milliarden Euro werden online ausgegeben. Mehr als jeder zweite Euro fließt dabei ins Ausland, das ist die volkswirt- schaftliche Problematik. REGAL: Mit drastischen Auswirkungen. Will: Wir finanzieren damit bis zu 30.000 Arbeitsplätze im Ausland. Wir begleiten auch kleine Händler, um sich hier digital zu rüs- ten. Aber ein Webshop ist ein Sandkorn im All, wenn man nicht den Werbedruck Rich- tung Kunden schafft. Es braucht eine gute Kriegskasse, eine entsprechende Kosten- struktur, um hier bestehen zu können. Wir haben zurzeit 15.500 Online-Shops, aber es sind leider viele nicht in der Lage mitzulau- fen, weil Amazon im Sprint einfach zu schnell ist. Amazon läuft frei wie ein Vogel, während die heimischen Händler einen Hür- denlauf mit Ritterrüstungen bestreiten müs- sen. REGAL: Was sind die internationalen Trends? Will: Man muss auch digital die Angel aus- werfen. Sicherheit und Gesundheit sind wichtige Themen. Dazu die Neo-Ökologie. Mieten statt kaufen, gewinnt an Zugkraft. Der Handelsverband hat eine Green Com- merce-Initiative gestartet, um hier zu unter- stützen. Ein weiteres Stichwort: Konnektivi- tät. Es sind hybrid-Konzepte gefragt. Mayer-Heinisch: Und ich würde noch die Begriffe Seamless, Personalisierung, Envi- ronmental Social Governance ergänzen. REGAL: Gibt es den Weg zurück zur Nor- malität? Mayer-Heinisch: Es gibt keinen Weg zu- rück. Nach der Krise wird vieles nicht mehr so sein, wie es war. Wir werden mit neuen Strukturen leben lernen müssen. Es wird vielleicht andere Händler geben, Städte wer- den anderes aussehen und auch Firmen an- ders sein. Die Normalität von Vor-Corona gibt es nicht mehr. REGAL: Vielen Dank für das Gespräch. „ 18 Prozent der Händler müssen Filialen vom Netz nehmen, 39 Prozent könnten bald von Zahlungs- unfähigkeit betroffen sein“ MAG. RAINER WILL, HANDELSVERBANDS- GESCHÄFTSFÜHRER 02-2022 REGAL | 35 Will/Mayer-Heinisch-Interview.indd 3524.02.22 18:24HANDEL W edl ist auf dem Weg zurück. Das Milser Großhandels- haus konnte seine Um- sätze 2021 deutlich ausbauen. Ins- gesamt stand am Ende ein Plus um knapp zehn Prozent zu Buche. 431 Millionen Euro erwirtschaftete der Tiroler Paradebetrieb in der Ge- samtgruppe. „Trotzdem sind wir noch nicht dort, wo wir vor der Corona- Zeit gelegen sind“, erklärt Geschäftsfüh- rer Lorenz Wedl im REGAL-Gespräch. Das Tempo wird nun weiter erhöht, die Schlag- kraft beschleunigt. Denn: 2019 spulte das Traditionsunternehmen noch 536,8 Millio- nen Euro ab. Ziffern, die Wedl 2022 wieder erreichen möchte. „Wir sind optimistisch, dass sich der Tourismus im heurigen Jahr von den negativen Rahmenbedingungen durch REGAL-Interview mit Wedl-Geschäftsführer Lorenz Wedl Zurück auf die Erfolgs-Straße → Umsatz stieg 2021 auf 431 Millionen Euro → 2022 nehmen Tiroler 537 Millionen Euro in den Fokus → Investitionspaket von sieben Millionen Euro geschnürt die Corona-Pandemie sukzessive in Richtung Normalität erholen wird. Wir planen folglich einen Umsatz über 2019“, so Wedl weiter. Gastro-Großhandel. Dabei wollen die Tiroler in allen Bereichen wachsen. Wichtigs- ter Ansatzpunkt dabei: Der Gastro-Großhan- del. 2021 konnte der wichtigste Geschäfts- zweig der Tiroler bereits wieder um sechs Prozent auf 251 Millionen Euro zulegen. „Wobei wir von 2020 auf 2021 durch den Lockdown Anfang des Jahres gleich 40 Millionen Euro alleine im Jänner und Februar eingebüßt haben.“ 2022 sind die Vorzeichen positiver: „Der Jänner ist zwar noch etwas verhal- ten angelaufen, doch im Februar haben wir schon einen schönen Aufschwung gesehen.“ Rund 100 Zusatz-Millionen sollen es in die- sem Jahr werden, „wenn kein Lock- down mehr kommt“. Bei 342,4 Millio- nen Euro pendelte sich der der Gastro- Großhandel noch 2019 ein. Neue Zielgruppen. Um die Aufholjagd voranzutreiben, gibt es für Lorenz Wedl ver- schiedene Ansatzpunkte. „Wir werden uns weiter auf die Zielgruppe Hotellerie und Res- taurants konzentrieren, aber wir dürfen auf öffentliche Einrichtungen nicht vergessen. Diese Position gilt es auszubauen. Nicht um- VON HERBERT SCHNEEWEIß Firmenzentrale in Mils bei Innsbruck 36 | REGAL 2-2022HANDEL sonst haben wir unmittelbar in den Lock- down-Phasen mehr Marktanteile verloren als unsere Mitbewerber, die ihre Zielgruppe brei- ter gefasst haben.“ Darüber hinaus will Wedl seine Märkte für den Endkonsumenten offen- halten. „Wir haben während der Lockdowns gesehen, dass auch Privatpersonen und Gourmets insbesondere die Qualität im Fleisch, Fisch, Wein und Kaffeebereich sowie die dazu passende fachkundige Beratung in unseren C+C Märkten sehr schätzen.“ Saalfelden als Vorbild. 15 Millionen Euro investierten die Tiroler 2021 in die Errichtung eines neuen C&C-Marktes in Saalfelden. „Hier haben wir einen Muster-Standort, der auch Vorbild bei künftigen Adaptierungen andere C&C-Standorte sein wird.“ Das Kon- zept mit den fünf Genusswelten wird für den Kunden sehr gut angenommen. „Wir werden künftig auch wieder vermehrt in Präsentati- onsflächen und in die Schaffung von Ein- kaufserlebnissen investieren.“ Die Beratungs- kompetenz wurde ebenfalls nach oben ge- dreht. Dazu hat sich die Idee, Abholboxen auf der Markt-Außenhaut zu integrieren, etab- liert. Auf die Frage, ob Wedl bereits wieder Pläne für neue Standorte in der Schub- lade hat, weicht der Geschäftsführer aus. „Wir wollen in jedem Fall weiter wachsen.“ Es gäbe aber in jedem Fall „eine Daseinsberechtigung für Abhol- märkte.“ Wedl: „Obwohl die Zustellung mittlerweile einen Anteil von 70 Prozent ausmacht und wir auch im Online-Be- reich starke Zuwachsraten gesehen ha- ben.“ Kaffee-Segment. Auch im Kaffee- Bereich wollen die Tiroler weiter zule- gen. „Wir sind auch in diesem Segment in den jeweiligen Exportländern sehr vom Tourismus abhängig. Deshalb rechnen wir bei einer allmählichen Überwindung der Corona-Krise mit wei- teren Potenzialen.“ 30 Millionen Euro, ein Plus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, lukrierte das Milser Groß- handelshaus bereits 2021. Tendenz in den nächsten zwölf Monaten „steigend.“ Nah&Frisch. Und im LEH? „Viele unsere Kaufleute sind in Tourismus-Gebieten und haben dadurch auch während der Corona- Zeit gelitten.“ Dennoch sehen wir wieder ein Wachstumspotenzial in 2022. Bei stabilen 45 Lieferstellen pendelt sich das von Wedl be- treute LEH-Geschäftsfeld ein. Sortiment. Akribisch will Wedl am Sorti- ment weiterarbeiten. „Wir haben die Corona- Zeit genutzt, um hier weitere Straffungen vor- zunehmen.“ 30.000 Produkte waren es zu- letzt, jetzt sind die Tiroler bei 28.000 angekommen. „Obwohl wir gerade mit Con- venience und Regionalität einige Regalplätze mit Neuheiten belegt haben.“ Das Fernziel bleibt: „Wir wollen neue Ausdünnungsschrit- te setzen, um auf ein effizientes Kunden-Sor- timent von 20.000 Artikel zu kommen und auch Platz für neue strategisch wichtige Arti- kel zu schaffen.“ Dabei geht es nicht pauschal um Warengruppen, sondern: „Es gibt bei ver- schiedenen Themen eine zu breite Palette, die unsere Kunden in dieser Form nicht benöti- gen. Beispiel: 50 verschiedene Olivenöle.“ Einkauf. Rund 70 Millionen Euro Einkaufsvolumen wickelte Wedl zuletzt über das Top-Team ab. „Wir sind mit der Partnerschaft zufrieden. Es ist aller- dings aktuell keine weitere Ausweitung angedacht.“ So bleiben vor allem die wichtigen Wedl-Hauptkategorien wie Fisch, Fleisch, Obst- und Gemüse sowie Wein ausgeklammert. Investitionen. Das Investitionsvolu- men beziffert Wedl heuer mit rund sie- ben Millionen Euro. „Wir werden heuer insbesondere in die Bereiche Digitalisie- rung und Nachhaltigkeit investieren. Aufgrund der rapide ansteigenden Ener- giekosten haben sich die Amortisations- zeiten bei Kühlanlagen- oder LED-Um- rüstungen deutlich verkürzt. Auch bei der Aufschaltung von Photovoltaikanla- gen werden wir weiter Tempo machen.“ „Wir setzen im Sortiment weitere Ausdünnungs- schritte. 20.000 Produkte sind ein Zielwert.“ GF Lorenz Wedl KR Leopold Wedl 2-2022 REGAL | 37HANDEL SPEZIAL M assive Investitionen kündigte der Konzern-Chef Steffen Greubel am Ka- pitalmarkttag in Düsseldorf an. Das Zustell- und Digitalgeschäft soll ausgebaut werden. Bis 2025 sollen jährlich bis zu 2,5 Pro- zent des Gesamtumsatzes investiert werden. Ab da sinke der Anteil bis 2030 graduell auf bis zu 1,5 Prozent des Umsatzes. Dabei hantiert der CEO mit großen Zahlen: Von knapp 25 Milliarden Euro Ausgangsposition soll der Gesamtumsatz auf über 40 Milliarden Euro klettern. Das Ebitda wird gleichzeitig von der- zeit 1,1 Milliarden auf über zwei Milliarden Euro steigen. Märkte, FSD, Digitales. So lautet also der sportliche Plan, nach den für den Großhänd- ler schwierigen Corona-Jahren. Im Fokus ste- hen die drei Geschäftsfelder Märkte, Zustel- lung und Digitales mit einer Multichannel- Strategie. Der Umsatz der Großhandelsmärkte soll langfristig um den Faktor größer 1,2 wachsen. Im Bereich FSD (Food Service Distribution) soll der Umsatz bis 2030 im Vergleich zum Ge- schäftsjahr 2020/21 mehr als verdrei- facht werden – der- zeit liegt der Beliefe- rungsanteil bei knapp 20 Prozent. Der digitale Umsatzanteil soll auf insgesamt 40 Prozent des Gesamtumsatzes wachsen. Der Online- Marktplatz Metro Markets beabsichtigt, die Sortimente weiter auszubauen, in Europa zu expandieren und den Marktplatz-Umsatz bis 2030 um das 60-fache auf mehr als drei Milli- arden Euro zu erhöhen. Multifunktion und Übernahmen. Zur Vor- bereitung auf diese enorme Ausweitung wird auch an den Märkten gebastelt. Parallel zu den 66 designierten Online-Depots gibt es 40 Milliarden bis 2030 Metro-CEO Steffen Greubel kündigt sportliche Ziele an.Was bedeutet das für Metro Österreich? → Gesamtnettoumsatz soll um 15 Milliarden steigen → Maßnahmenpaket mit zahlreichen Investitionen → Außendienst wird verdoppelt TEXT: LISA WEBER 38 | REGAL 02-2022HANDEL SPEZIAL -24°C bis +15°C > 6000 m 2 Lagerfläche > 9000 Palettenstellplätze > Zertifizierte Prozesse > Fulfillment > Multi- und Single-User > 100 % Skalierbarkeit > Verkehrsgünstige, zentrale Lage Eröffnung DEMNÄCHST Ihr neuer Standort IN ZENTRALER LAGE MITTEN IN ÖSTERREICH MULTITEMPERATURLAGER WWW.MEYER-LOGISTIK.AT A-4655 Vorchdorf Telefon: +43 7613 203 89 –10 E-Mail: austria@meyer-logistik.com ML_432_Vorchdorf_Anzeige_Regal_210x100 mm.indd 101.02.22 13:00 560 von insgesamt 671 Standorten, wo Store-Flächen in Form von „Multifulfillment-Center“ genutzt werden. An der Anzahl der Märkte solle sich jedoch nicht wesentlich etwas ändern. Auch Übernahmen von Konkurrenz-Unter- nehmen stehen nicht auf dem generellen Speiseplan des Großhandel Konzerns. Aus Österreich heißt es dazu: „Die gezeigten Ambitionen sollen weitestgehend organisch er- wirtschaftet werden. Allerdings wird Metro opportunis- tisch über Zukäufe entscheiden, so geschehen in Portugal und Spanien und so auch vorgesehen in Österreich.“ Zum aktuellen Verfahren über die Adeg-Großmärkte möchte Metro sich vorerst noch nicht äußern. Österreich. Die Multifulfillment-Center sind auch in Österreich ein Thema. Hier hat Metro in den letzten Jahren bereits von den Großhandelsmärkten auf die Gastrono- miebedürfnisse zugeschnittene Zustellung gesetzt und diese weiterentwickelt. „Unser Standort in Salzburg profi- tiert bereits durch die erweiterte Nutzung mit einer eige- nen FSD-Fläche für Belieferung. Noch in diesem Jahr wer- den wir in diesem Segment weitere Maßnahmen treffen, um das Logistiknetz flexibler, regionaler und damit auch umweltfreundlicher zu gestalten.“ Auch die Erweiterung der Elektrofahrzeugflotte zählt dazu, seit 2017 stellt Metro mit Elektrofahrzeugen zu. „Digitale Services erleichtern den Arbeitsalltag und steigern nachweislich die Effizienz in vielen Bereichen unserer Kundschaft. Es ist ein logi- scher Schritt, dass wir DISH stetig weiterentwickeln, damit unseren Gastronomiekunden umfassende Pakete für ihren Nutzen zur Verfügung stehen. Diesen Weg verfolgen wir auch 2023 für unsere Kundengruppe Hotellerie, Restau- rants und Catering zügig weiter.“ Verdoppeln. Die Außendienstmitarbeiter der Metro AG werden mit einer Ausgangsposition von bislang rund 6.500 Personen bis 2030 mindestens verdoppelt. „Je mehr Kontaktpunkte, desto besser“, lautet die Strategie des CEO. Kunden aus Hotellerie, Restaurants und Catering sowie Trader-Kunden rücken mehr ins Scheinwerferlicht der Gesamtstrategie von Metro. In Zahlen: Deren Um- satzanteil soll von 66 auf 80 Prozent klettern. Profi-Kun- den sind also der Baustein, der den Umsatz aufblühen lassen soll. Dazu wird auch am Sortiment nachgeschärft: Die Metro Eigenmarken sollen einen Anteil von über 35 Prozent einnehmen. 2022. Für das laufende Wirtschaftsjahr 2021/22 geht Metro, mit einer Erholung der Profikunden, von einem Umsatzplus von drei bis sieben Prozent aus. Der Vorstand erwartet sich insgesamt schwarze Zahlen. METRO-CEO STEFFEN GREUBEL am Kapitalmarkttag in DüsseldorfNext >