< PreviousFLEISCH, WURST, GRILLEN REGAL: Herr KR Floimayr, in einem Schreiben haben Sie Ihre Zellinger- Kunden über die gestiegenen Strom- preise informiert und damit für viel Aufsehen gesorgt. Was hat Sie zu dem Schritt bewogen und wie waren die Rückmeldungen? FRITZ FLOIMAYR: Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie schwierig die Zeiten für regionale Nahversorger sind. Ob Bäcker oder Metzger, die ex- plodierenden Stromkosten haben viele mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen ge- stellt. Mir war wichtig, dass wir unse- ren Kunden hier Einblick geben, da- mit sie auch wissen, was auf dem Spiel steht. Die großen Konzerne können es sich immer irgendwie richten, aber der Mittelstand ist auf die Loyalität der Konsumenten ange- wiesen. Die Reaktionen auf das Schreiben, nicht nur das mediale Echo in Oberösterreich, sondern auch die vielen persönlichen Rück- meldungen, haben mich darin be- stärkt. Wir werden auch weiterhin offen und direkt mit den Menschen sprechen. Apropos. Sie gelten als wortgewalti- ger Verfechter der Herkunftskenn- zeichnung, sind Sie mit den jüngsten Fortschritten in dem Bereich zufrieden? Es ist besser als nichts, wenn jetzt in der Ge- meinschaftsverpflegung endlich erste Schritte umgesetzt werden. Ich möchte hier auch expli- zit das Engagement des neuen Landwirtschafts- ministers Norbert Tot- schnig hervorheben, der das Tempo deutlich er- höht hat. Trotzdem reicht das noch lange nicht. Erst wenn auf jeder Packung im Supermarkt und auch in der Gastro- nomie entweder draufstehen muss, woher die Rohstoffe wirklich kom- men, oder zumindest der Hinweis „Herkunft unbekannt“ bei Nichtde- klaration, erst dann können wir von einer echten Entscheidungsbasis für bewussten Konsum sprechen. Braucht es noch mehr Bemühen? Ich bin der Meinung, dass die Konsumenten das Recht haben, die Wahrheit zu er- fahren. Bislang ist es bei Lebensmitteln ja eine Beson- derheit, wenn mal die Her- kunft offengelegt wird. Nur diejenigen, die nichts zu verbergen haben, schreiben es auf die Packung. Die Intransparenz beim Essen muss ein Ende finden. Gourmetfein Floimayr: „Nein zu Mercosur“ Mit einem persönlichen Brief an seine Kun- den der Zellinger-Feinkostfilialen hat Fritz Floimayr, Gründer von Gourmetfein und Eigentümer der Traditionsmetzgerei Zellinger mit sieben Filialstandorten im oberöster- reichischen Zentralraum, kürzlich für viel Aufsehen gesorgt. Wieso er kompromisslos auf Transparenz setzt, die EU-Landwirtschaftspolitik kritisch sieht und trotzdem nicht die Zuversicht verliert, weil viele Kunden bereit sind für Qualität auch zu bezahlen. Das große REGAL-Interview. INTERVIEW: HERBERT SCHNEEWEIß KR Fritz Floimayr, Gründer von Gourmetfein und Eigentümer der Traditionsmetzgerei Zellinger → Factbox Umsatz 2022/2023: rund 45 Millionen Euro Ziel: 50 Millionen Euro Standorte (Tankstellen/LEH): 2.000 Quelle: Gourmetfein 110 | REGAL 02-2023FLEISCH, WURST, GRILLEN Haben Sie das Gefühl, dass der Trend in diese Richtung geht? Zumindest verlangen immer mehr Konsumenten danach. Ich glaube es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das gesetzlich geregelt wird. Öster- reich sollte hier Vorreiter sein und nicht auf die Europäische Union war- ten. Wenn wir eines in den letzten Jahren gesehen haben, dann dass die EU-Landwirtschaftspolitik nicht dem österreichischen Vorbild folgt. Statt auf kleinteilige Strukturen und auf Nachhaltigkeit zu setzen, wird immer noch die Masse in den Vordergrund gestellt. Dabei ist das doch schon lan- ge kein Erfolgsmodell mehr. Und jetzt wird wieder für das Mercosur-Ab- kommen massiv Stimmung gemacht, dabei wären die heimische Landwirt- schaft und auch die regionalen Pro- duzenten die absoluten Verlierer. Ich kann nur hoffen, dass die Politik da nicht wieder einknickt und bei ihrem Veto bleibt. Was befürchten Sie bei Mercosur? Bei diesem Abkommen geht’s im Grunde darum, dass billiges Soja- Kraftfutter aus dem Regenwald und billiges Fleisch aus Südamerika in Unmengen nach Europa geliefert werden können. In Brasilien werden die Produktionskapazitäten bereits hochgefahren, das sind Anlagen von unvorstellbarer Größe. Dabei sind wir gerade dabei uns von diesen glo- balen Abhängigkeiten zu befreien, auch weil sie eine Katastrophe für Klima und Umwelt sind. Bei Gour- metfein sind wir zum Beispiel schon lange aus dem Gentechnik-Soja aus Übersee ausgestiegen, eine überwäl- tigende Mehrheit in der Bevölkerung lehnt diese Importe auch ab. Wieso sollte jetzt ausgerechnet das forciert werden? Das halte ich für den kom- plett falschen Weg. Wir müssen viel- mehr die regionalen Wirtschafts- kreisläufe stärken und das unterstüt- zen, was nachhaltig die Ernährungssouveränität sichert. Das wäre auch die Aufgabe der Europäi- schen Union, nicht immer nur Politik für die multinationalen Konzerne. Aber können sich alle die teureren, regionalen Produkte leisten? Wenn das Fleisch von einem mit Gen- soja im Eiltempo hochgemästeten brasilianischen Rind in Österreich weniger kostet als das vom heimi- schen Weiderind, dann läuft doch grundsätzlich was falsch. Die Indust- rialisierung unseres Lebensmittelsys- tems sorgt nur auf den ersten Blick für geringere Kosten. Die Wahrheit ist doch, dass der wahre Preis nur ausge- lagert wird, dass den wer anderer be- zahlt. Schauen wir uns die dramati- schen klimatischen Veränderungen an, all das ist von diesem globalen Irr- weg beeinflusst. Was ich damit sagen möchte: Der Staat muss schon auch dafür sorgen, dass die nachhaltig und regional erzeugten Lebensmittel für alle Bürger leistbar sind. Genau dafür gibt’s die Milliarden-Subventionen, dafür gibt’s auch Zölle und Steuern. Ganz abgesehen davon, dass Qualität nicht immer teuer sein muss. Ein Schnitzel von Gourmetfein kostet den Wirten beim Einkauf nur maximal 20 Cent mehr. Keiner kann mir sagen, dass das nicht leistbar wäre. Lässt sich in Zeiten von Daueraktio- nen und Extremrabatten mit Fleisch und Wurstwaren überhaupt noch Geld verdienen? Natürlich! Es gibt ja noch genügend Kunden die bereit sind für Fleisch aus garantierter Herkunft auch ein biss- chen mehr zu bezahlen. Das sind Menschen, die bewusst konsumieren und nicht nur die exzellente Bera- tung und Betreuung in unseren Zel- linger-Filialen schätzen, sondern Fleisch auch mit gutem Gewissen es- sen möchten. Wir bekommen auch von unseren Partnern in den Supermärkten ent- sprechende Rückmeldungen, dass unsere Produkte gerne gekauft wer- den, weil das Thema Nachhaltigkeit laufend an Bedeutung gewinnt. Kein Palmöl, keine Gentechnik, kein Gly- phosat, das alles sind überzeugende Verkaufsargumente. Und selbst in Krisenzeiten gibt es einfach Dinge, die Bestand haben, die den Men- schen wichtig bleiben. Ich habe schon Verständnis für die Aktionen und Rabatte der Händler, aber wir fokussieren uns auf einen an- deren Weg. Ich bin davon überzeugt, dass mit den richtigen Argumenten auch Menschen zu gewinnen sind, die vielleicht bislang zum billigsten Pro- dukt gegriffen haben. Weil es einfach einen großen Unterschied macht, was man sich auf den Teller legt – für die eigene Gesundheit, aber auch für die Tiere, die Natur und die Bauern. Wie geht’s Gourmetfein derzeit wirtschaftlich? Wir sind recht stabil durch die Krise gekommen, auch weil wir viele gute Kunden haben, die verstärkt auf un- sere Produkte setzen. Unser verstärk- tes Engagement in Deutschland trägt reichlich Früchte und damit konnte ein starkes Wachstum verzeichnet werden. Aktuell zählen weit über 2.000 Tankstellen- und LEH-Standor- te, die dort bereits Leberkäse von Gourmetfein verkaufen, zu unseren Abnehmern. Für das Geschäftsjahr 2022/23 erwarten wir einen Umsatz von rund 45 Millionen Euro und ha- ben uns für das kommende Jahr das Ziel gesetzt, die 50-Millionen-Euro- Grenze zu knacken. Dank unserer Unabhängigkeit als Unternehmen in Familienhand, können wir auch in Ruhe durch herausfordernde Zeiten navigieren. Vielen Dank für das Interview. 112 | REGAL 02-2023FLEISCH, WURST, GRILLEN Besuchen Sie uns: Internorga, Hamburg 10. – 14. März 2023 Halle B3 OG Stand 103 Unsere neue ökologische Außer-Haus-Verpackung: CLICK – mit und ohne Sicht- fenster, Inlays für Warm-Kaltkombinationen und Behältnisse in verschiedenen Größen und Höhen. Hier ist uns ein Multitalent gelungen für alle, die Take-away anbieten. Einfache Handhabung, plastikfrei, recycelbar und nachhaltig. shop.messerle.at Handl Tyrol: Nochmals zehn Millionen Invest „Wir konnten sowohl am Heimmarkt als auch auf den Exportmärkten wachsen. Dabei war das Marktumfeld durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie aufgrund der massiven Preissteigerungen am Ener- giesektor und am Rohstoffmarkt ein sehr schwieriges“, erklärt Dr. Johan- nes Wechner, Handl Tyrol-Geschäfts - leitung, gegenüber REGAL. Insgesamt konnten die Tiroler ihren Umsatz auf 185,55 Millionen Euro pushen. Die größte Nachfrage ortet Wechner bei Tiroler Speck g.g.A. Spezialitäten, die kombinierten Speckprodukte zum Kochen sowie das Segment Herzhaft Snacken mit Tyrolini & Co. Dabei wird der Großteil des Umsatzes über die Vertriebsschiene LEH abgewickelt. Export. Ein weiterer wichtiger Mo- tor bleibt der Export. „Die Auslands- märkte entwickeln sich sehr zufrie- denstellend. Die Exportquote liegt bei mehr als 60 Prozent.“ Insgesamt lie- fert die Handl Tyrol-Gruppe in mehr als 30 Länder. „Neben unseren Fokus- märkten Deutschland und Italien sind unsere weiteren Top-Export- märkte die Benelux Länder und Ost- europa.“ Nachsatz: „Wir sehen in die- sen Ländern noch sehr großes Wachs- tumspotenzial.“ Investition. Das Investitionsvolu- men beträgt 2023 zehn Millionen Euro. „Dabei geht es um qualitäts- und pro- zessverbessernde Maßnahmen.“ Eine Verdichtung der Zusammen- arbeit gibt es mit dem Weigelsdorfer Familienunternehmen Fuchs Packa- ging Solutions. „Wir werden bis zum Jahresende zwei neue Maschinen ins- tallieren. Wir freuen uns, dass ein der- artiges renommiertes Unternehmen sich für uns entschieden hat“, erklärte zuletzt Geschäftsführer Ing. Jürgen Fuchs und Vertriebschef Harald Hütt- ner im REGAL-Gespräch unisono. Da- bei konnten die Niederösterreicher nicht nur mit hoher Servicierfähigkeit, großem Ersatzteillager, sondern auch durch Know-how punkten. „Wir haben ein patentiertes Infeed-System entwi- ckelt, das es möglich macht, kleine Roh- und Snackwürste mit Geschwin- digkeiten bis zu 100 Packungen pro Minute reibungslos in die Verpa- ckungsmaschine zu bekommen.“ Dr. Johannes WechnerFLEISCH, WURST, GRILLEN Darko Smiljic RADATZ WURSTMEISTER SEIT 14 JAHREN Trotz der großen Auswahl habe ich eine Lieblingswurst: Die Griechischen Bratwürsteln mit zart-cremigem Feta. www.radatz.com 92 Würstelsorten JA, ICH GRILL! Bio-Metzgerei Juffinger: Digitalisierung Die Bio-Metzgerei Juffinger schlach- tet und verarbeitet ausschließlich Fleisch aus biologischer Landwirt- schaft. Und das unterstützt durch das CSB BASIC ERP. „Vor allem der Le- bensmitteleinzelhandel stellt hohe Ansprüche an die Quali- tät der Produkte und an die Dokumentation der Prozesse. Das CSB BASIC ERP bedeutet für den Be- trieb und seine 40 Mitar- beiter daher einen ech- ten Mehrwert: es bietet alle Funktionen und Schnittstellen für eine erfolgreiche Zusammen- arbeit mit den Ge- schäftspartnern“, so Ge- schäftsführer Anton Juf- finger. Und es deckt Bereiche wie EDI, Ein- kauf, Zerlegung, Pro- duktion, Lager oder Qualitätssiche- rung im Standard ab. Der Bio-Pionier sieht sich für die Zukunft gut aufge- stellt: „Wir wollen weiter wachsen, da wir die Marktchancen sehen. Und dazu haben wir jetzt die richtige ERP- Lösung, die zu unserem Betrieb passt.“ In einem weiteren Schritt wur- den die Preisauszeichnungslinien in das CSB-System integriert. Damit er- folgt nun Etikettierung und Kommis- sionierung in einem Schritt. Grafik: CSB System AustriaDie Ohne Müller Glas zieht um Die Läger sind voll, daher wird derzeit der neue Standort von Müller Glas hochgezogen. Das Unternehmen übersiedelt von Wildon nach Lebring (beides Stmk.). Geplant sind drei Lager- hallen sowie Büroräumlichkeiten mit 950 m² und ein Shop mit 1.000 m². Auch für bis zu drei ex- terne Mieter ist Platz. Die Ge- meinschaft „Steirisches Kürbis- kernöl g.g.A.“ konnte bereits als Mieter gewonnen werden. Fyffes besetzt neu Seit Februar ist Oliver Knop Managing Director des Deutschlandgeschäftes von Fyffes. Das irische Familien- unternehmen importiert und vermarktet tropische Früchte und ist der größte Bananenim- porteur in Europa. Künftig soll die Präsenz im LEH ausgebaut werden. Knop verfügt über knapp 30 Jahre FMCG-Erfah- rung, etwa bei P&G, Colgate Palmolive, Hill’s Pet Nutrition und Lavazza. 561 Millionen Euro erwirtschaftete die Marcher Gruppe in ihrem letz- ten Wirtschaftsjahr. Die Fleischlos- Marke „die Ohne“ ist seit zehn Jah- ren am Markt – und prescht nun mit neuer Kraft voraus. Neues Erschei- nungsbild, Logo und Packaging. Vor allem aber wurden die Inhaltsstoffe überarbeitet. Ab sofort ist die ge- samte „die Ohne“-Produktrange nicht mehr vegetarisch, sondern vegan. „Soja und Palmöl haben wir bei unserer Rohstoffsuche ausge- schlossen“, so Norbert Marcher, Ge- schäftsführer der Marcher Fleisch- werke, zu den Hintergründen. Eine der wichtigsten Eiweißquellen ist heimisches Sonnenblumenprotein. Die Wurst-Palette umfasst die Sor- ten Extra, Pikant, Gurkerl, Chili und das Kranzl. Hinzu kommen noch Käseersatz-Produkte und 2021 wur- de eine Convenience-Linie ge- launcht. Diese soll heuer noch Zu- wachs bekommen. Innerhalb der Marcher-Gruppe haben Fleischersatz-Produkte eine Umsatzbedeutung von zwei bis drei Prozent. „die Ohne“ macht davon einen Bruchteil aus, der Rest kommt von Private Label-Produktionen. Gelistet sind „die Ohne“-Produkte etwa bei Billa Plus oder MPreis. Demnächst wird auch Lidl dazu- kommen. Das Interesse ist nicht nur in Österreich groß. „Wir haben ins- besondere in Deutschland eine star- ke Marktstellung mit ‚die Ohne‘.“ → Alles neu: Design, Inhaltsstoffe, Listungen Top News aus der Industrie REGAL PRÄSENTIERT DIE Caverion Group mit Umsatzplus Jahresabschluss. 2,35 Milliarden Euro Umsatz verbuchte die Caverion Group im Jahr 2022, ein Plus von 9,9 Prozent. Das EBITA ohne Sonderef- fekte stieg um 20,7 Prozent auf 105,8 Millionen Euro. Das organische Wachs- tum von 14,9 Prozent wurde teilweise durch die gestiegenen Kosten für Ma- terial und externe Dienstleistungen getrieben. CEO Jacob Götzsche: „Schätzungsweise macht dieser Infla- tionseffekt etwa ein Drittel des organischen Wachstums aus.“ Für 2023 rechnet das Management weiter mit einer hohen Nachfrage im Bereich Services. „Nationale Regierungen und die Europäische Union geben höhere Ziele und Maßnahmen für Energieeffizienz und CO 2 -Neutralität vor.“ Auch dies unterstützt weiterhin die Geschäftstätigkeit von Caver- ion. Das Unternehmen ist in zehn Ländern tätig. CAVERION ist in Österreich mit über 900 Mitarbeitern an 14 Standorten vertreten OLIVER KNOP, Managing Director von Fyffes Marcher pusht seine pflanzliche Linie NORBERT MARCHER, Geschäftsführer der Marcher Fleischwerke 02-2023 REGAL | 115 TN_Industrie 2.indd 115TN_Industrie 2.indd 11523.02.23 22:2323.02.23 22:23LISA WEBER, BSc, Redaktion REGAL „Zuckerhaltig und durchaus öfter vegan darf es sein. Süßwaren und Snacks erfreuen sich großer Beliebtheit in den Märkten.“ Süßwaren und Snacks Eurospar Feurhuber → Bis zu 2.000 Kunden im Shop → Süßwaren-Hits: „Alles, was es bei Oma gab“ D ie Mondseer Gegend hat sich nach dem Umbau von Eurospar Kaufmann Alexander Feurhuber eingelebt – und die zusätzlichen Quadratmeter sehr gut an- genommen. Das Geschäft läuft gut, Kund- schaft geht ein und aus, auch der Tourismus ist zurück. „Ich bekomme durchwegs positi- ves Feedback. Der Sommer war gigantisch. Wir verzeichneten im Tagesumsatz fünf- bis zehnprozentige Steigerungen.“ Feurhuber be- tont außerdem den Vorteil des Seestandorts, der während der Pandemie-Beschränkungen Frequenz brachte. Im Bereich Süßwaren herrscht für Feurhuber steter Wandel – bei gleich- bleibendem Absatz. „Hier haben wir ein sehr schönes Sortiment. Ich sehe mich lau- fend nach Neuheiten um.“ Sei- nem Empfinden nach gehen jedoch die „Klassiker“ am besten. „Milka, Bahlsen und die Prinzenrolle etwa. Altgewohntes und Vertrautes wird gerne gekauft. Ich sage im- mer: „Alles was ich von der Oma kenne‘ bringt den Süßwaren-Umsatz.“ Neueinführungen, TEXT: LISA WEBER Etablierte Marken sind Umsatzbringer ALEXANDER FEURHUBER hofft auf eine starke Tourismus-Saison am Mondsee. REGAL SCHWERPUNKT 116 | REGAL 02-2023SÜSSWAREN UND SNACKS so der Kaufmann, werden zwar auch gerne gekauft. „Aber ich hätte nie er- lebt, dass die sich so etabliert haben.“ Veganes im Vormarsch. Beim sü- ßen Genuss sei die Zuckerreduktion für die Kundschaft nicht mehr so wichtig. „Wenn Touristen und Städter da sind vielleicht. Aber Ernährungs- technisch sehe ich Veganes viel stär- ker im Kommen. Wenn jemand näm- lich etwas Süßes möchte, dann kauft die Person auch zuckerhaltiges.“ Ve- ganer Konsum sei, gerade im süßen Bereich, ein Trend. Die Ertragslage sei für den Mond- seer Standort ebenso durchwachsen, wie in allen Branchen. „Die Neben- kosten steigen, wir sparen wo es geht. Durch den Umbau im Vorjahr war das Geschäft teilweise auch geschlos- sen – das drückt natürlich.“ Seit dem Umbau habe sich jedoch die Tages- frequenz erhöht. „Am Wochenende haben wir in der Nebensaison bis zu 1.300 Leute im Markt. Zur Saison sind es sogar bis zu 2.000.“ Mit auf den Ertrag drückt auch der Aktionsanteil. Dieser sei, durch die starke A-Kundenschicht, zwar viel- leicht nicht so hoch wie an anderen Standorten in Österreich. „Aber er steigt stetig an. Vor allem Mengenak- tionen werden derzeit gerne genutzt.“ Auch S-Budget zieht beim Standort ordentlich an. Auf die Tourismus Sai- son blickt Feurhuber dennoch posi- tiv. „Es darf mehr gereist werden und angeblich sind die Flüge ja ausge- bucht. Aber gleichzeitig möchten die Leute auch sparen und mehr Zeit zu Hause verbringen. Wir warten ab.“ Auch Camping- plätze boomen in der Mond- seer Gegend – der Kauf- mann gibt an, auch von dieser Kundschaft zu pro- fitieren. Projekt. Mit dem Um- bau war das Projekt von Feurhuber nicht abge- schlossen. Mittlerweile hat der Kaufmann bereits sein Dach begrünt und eine E-Tank- stelle aufgestellt. Künftig soll auch eine Photovoltaikanlage das Dach schmücken. „Die kann in die grüne Fläche integriert werden.“ Dieses Thema wird aber noch das ein oder andere Jahr warten müssen – die Lie- ferknappheit sei eine Bremse. GfK: Moderates Wachstum in 2022 Der Konsum innerhalb der eigenen vier Wände wird wieder weniger, die heimische Bevölkerung isst vermehrt außerhalb. Die Ausgaben für Süßig- keiten pro Käufer steigen zwar erneut an und liegen im aktuellen Zeitraum bei 294 Euro. Die Frequenz ist gleich- zeitig jedoch rückläufig. Fast jeder Haushalt kauft mindestens einmal im Jahr Süßwaren. Die Branche freut sich über durch- wegs stabile Zahlen. Schokolade konnte das hohe Niveau vom Vorjahr fast halten, bei minimalem Einbruch. Beinahe neun von zehn Haushalten kaufen einmal im Jahr Tafelschokola- de. 44 Euro spült das pro Haushalt in die Supermarktkassen, ein Euro we- niger als im Vorjahreszeitraum. Prali- nen feiern erneutes Wachstum. 88 Prozent aller Haushalte haben das beliebte Mitbringsel im letzten Jahr gekauft – im Schnitt elf Mal pro Jahr. Auch Kekse konnten erneut mehr Käufer ansprechen und feiern eine Käuferreichweite von 87 Prozent. Im Schnitt wird einmal pro Monat ins Regal gegriffen, mit 2,73 Euro pro Ein- kauf. Dabei spannend: Hier ist der Ei- genmarkenanteil auf 41 Prozent ge- stiegen – überdurchschnittlich hoch, liegt der FMCG-Schnitt doch bei 43,5 Prozent. Der Markt für glutenfreie Kekse ist ebenso gewachsen: „Mehr Käufer, mit gesteigerter Frequenz. Bonbons feiern ein kleines Come- back. Die kleinen Klassiker verloren in den letzten fünf Jahren kontinuier- lich an Käufern. Doch GfK Senior Süßwaren 2022 Ausgaben: 294 Euro Schokolade: 44 Euro Kekse: 32,76 Euro Bonbons: 25 Euro Consultant Kathrin Preiser-Waldbau- er gibt Entwarnung: „Dieses Jahr kann die Käuferschaft wieder gestei- gert werden, da die Masken gefallen sind und wir wieder mit Erkältungen kämpfen.“ Sieben von zehn Haushal- ten kaufen Bonbons. Ein Käuferhaus- halt gibt durchschnittlich 25 Euro pro Jahr aus. Der Eigenmarkenanteil bei den Bonbons ist sehr gering, mit knapp 13 Prozent. Durchschnittlich werden Bonbons neunmal pro Jahr gekauft. Vegan. Bei der Tafelschokolade kaufen mittlerweile vier von zehn Haushalten vegane Varianten, der Umsatzanteil beträgt neun Prozent. „Auch bei Fruchtgummi & Gelee se- hen wir den Trend zu den veganen Alternativen: elf Prozent des Umsat- zes kommen von veganen Produk- ten.“ Durch das steigende Angebot werden auch mehr Käufer erreicht: mittlerweile kaufen 29 Prozent der Haushalte vegane Fruchtgummi & Gelee Produkte. KATHRIN PREISER-WALDBAUER, GfK Senior Consultant 02-2023 REGAL | 117SÜSSWAREN UND SNACKS Veganes Headquarter Ritter Sport → 2.500 Tonnen vegane Schokolade pro Jahr → Investition: zusätz- licher Amicelli-Ofen 5.000 Tonnen an Schokoladen- Waren laufen im burgenländischen Breitenbrunn jährlich für Ritter Sport vom Band. Dabei überlässt die deut- sche Marke, mit seiner Stammpro- duktion in Waldenbuch, die komplet- te vegane Produktion dem österrei- chischen Standort. Breitenbrunn wurde in den letzten drei Jahren das „vegane Mutterschiff“, von hier aus geht’s ab in die weite Welt. Schokolade bleibt ein wichtiger Freudebringer in der Naschlade der Konsumenten. Mit seiner veganen Range schlägt Ritter Sport zusätzlich genau in die richtige Kerbe: pflanzen- basierter Genuss von Süßigkeiten er- freut sich verstärkter Beliebtheit am Markt. Und mit diesem Jahr wurde die bereits fünfte rein pflanzliche Sorte des Unternehmens auf den Markt gebracht. Neben Mild Classic, Crunchy Mandel und Crunchy Voll- Nuss schmücken nun auch Salted Caramel und Roastet Peanut die Re- gale des LEH. „Bei uns im Team kam vor allem Roasted Peanut überra- schend gut an“, verrät Geschäftsfüh- rer Wolfgang Stöhr im REGAL-Ge- spräch. Marktzahlen. Auch in einen Ver- packungsrelaunch wurde zuletzt kräftig investiert. „Es ging uns dabei um den Appetite Appeal. Die Verpa- ckung ist nun ansprechender für den Konsumenten - wir merken das auch am Absatz.“ Mit seiner Innovations- kraft bringt es Ritter Sport am Tafel- schokoladenmarkt in Österreich, mit TEXT: LISA WEBER einem Plus von mehr als zehn Pro- zent, laut Nielsen Zahlen zu einer stärkeren Entwicklung als der Ge- samtmarkt, der gut drei Prozent Plus verzeichnete. „Der Gesamtmarktum- satz lag im Vorjahr bei 197 Millionen Euro. 15 Millionen davon wurden von Ritter Sport erwirtschaftet. Im Absatz sind wir die Nummer zwei“, erklärt Stöhr und präzisiert: „Von 20.000 Ton- nen Gesamtabsatz kommen von Ritter Sport gut 1.200.“ Auch im Marktanteil WOLFGANG STÖHR, Geschäftsführer (li.) mit Produktionsleiter Michael Bock konnte das Unternehmen um 0,5 Pro- zentpunkte auf 7,7 Prozent wachsen. In Breitenbrunn wird etwa die Hälfte der produzierten Schokolade mit dem veganen Siegel ausgezeich- net. 2.500 Tonnen vegane Schokolade laufen hier pro Jahr vom Band. Zu- sätzlich betreibt das Unternehmen hier seine Amicelli Produktion die, laut Produktionsleiter Michael Bock, so gut angelaufen ist, dass ein dritter Röllchen-Ofen zugekauft wurde. „Und ich schließe nicht aus, dass noch ein vierter kommt. Wir sind sehr gut ausgelastet und haben den Platz.“ Als Marketing-Offensive für die vegane Linie hat das Unternehmen sich für eine Social Media Kampagne entschieden. Außerdem startet der Schokolade Produzent für die gesam- te Marke eine Plakatkampagne. Zum 40-jährigen Jubiläum in Österreich kündigt Stöhr zusätzlich eine „beson- dere Überraschung“ an. Was genau das ist, möchte der Geschäftsführer noch nicht verraten. „Aber im Laufe des ersten Halbjahres dürfen sich Rit- ter Sport Fans in Österreich auf einige Aktionen freuen.“ → Österreich-Facts Schokoladen-Gesamtmarkt: 197 Millionen Euro 20.000 Tonnen Ritter Sport: 15 Millionen Euro 1.200 Tonnen Quelle: Nielsen, Ritter Sport 118 | REGAL 02-2023SÜSSWAREN UND SNACKS Wicklein-Inserat 210x148+3mm.indd 1Wicklein-Inserat 210x148+3mm.indd 101.02.23 12:5301.02.23 12:53 Wicklein erwartet leichtes Plus Gut 114 Millionen Euro erwirtschaf- tete die Firmengruppe Wicklein im vergangenen Geschäftsjahr. Und Ver- triebsleiter Stefan Roßkopf verrät: „Auch für 2023 sind wir optimistisch, mit einer leichten Steigerung rechnen zu dürfen.“ Die massiv gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise treffen das deut- sche Unternehmen ebenso hart, wie seine Marktkontrahenten. „Aber wir haben schon vor der Ukraine-Krise mit einer langfristigen Nachhaltig- keits-Strategie begonnen.“ So wurde im vergangenen Jahr ein eigenes Blockheizkraftwerk gebaut und kürz- lich auch sämtliche Lampen der Produktion und Verwaltung auf LED-Beleuchtung umgestellt. Rund 300 Produkte befinden sich im Sortiment – vor allem im Bereich Bio- und Ganzjahresprodukte will Wicklein noch weiter ausbauen. „Un- ser meistverkaufter Artikel ist – seit vielen Jahren – der Elisenlebkuchen mit dunkler Schokolade. Weiterhin wächst der Umsatz im Bereich Bio/ Vegan sehr stark und hat mittlerweile 25 Prozent Anteil am Gesamtumsatz erreicht.“ Innovation. Wicklein launcht zu Ostern erstmals eine eigene Linie. „Mit unseren hochwertigen Gebä- cken sehen wir eine große Marktlücke neben den gewohnten Osterproduk- ten.“ Zur Weihnachtssaison wird es, neben neuen Blechdosen und -truhen einen personalisierbaren Lebkuchen- Adventskalender geben. Dieser kann mittels QR-Code mit einer individuel- len Video-Botschaft versehen wer- den. „Damit hoffen wir, gerade bei anspruchsvollen Verbrauchern, einen Nerv zu treffen.“ STEFAN ROSSKOPF, VertriebsleiterNext >