< PreviousINDUSTRIE GESPRÄCH wirken sich negativ auf unser Klima aus. Sie enthalten Inhaltsstoffe, die auf Basis fossiler Kohlenstoffquellen wie Erdöl gewonnen wer- den. Diese Inhaltsstoffe, über den gesamten Produktlebenszyklus betrachtet, machen den Großteil des CO2-Fußabdruckes aus. Bei Uni- lever sind das 46 Prozent! Ziel unseres neuen Innovationsprogrammes ist es daher, den Kohlenstoffverbrauch aus nicht erneuerbaren Quellen für alle Marken auf null herunterzu- fahren. Und bei Beauty & Personal Care? Wir haben vor kurzem ein großes, globales „Positive Beauty“-Announcement gemacht, wie wir unsere Markenstrategie in diesem Bereich neu aufstellen. Und zwar indem wir durch unsere Marken Maßnahmen ergreifen, um Gesundheit und Wohlbefinden zu verbes- sern und Gerechtigkeit und Inklusion zu för- dern. Bis 2030 wollen wir damit eine Milliarde Menschen pro Jahr erreichen. Da geht es stark um die Unterstützung bei der Beendigung von Diskriminierung in der Schönheit und das Infragestellen enger Schönheitsideale. In dem Kontext verbannen wir Stereotype wie „für normale Haut“ aus den Beschreibun- gen unserer Pflegeprodukte und bauen ein entsprechend umfassenderes Portfolio auf. Denn was heißt schon „normal“? Wir wollen eine breitere, inklusivere Definition von Schönheit formen, wie wir sie ja schon länger bei der Dove-Werbung zeigen. Wir denken, dass wir uns als Anbieter von Körperpflegeprodukten stärker darauf konzentrieren sollten, dass sich die Menschen besser fühlen und nicht nur, dass sie besser aussehen. Wir setzen uns aber zum Beispiel auch für ein weltweites Verbot von Tierversuchen bei Kosmetika ein, in Zusammenarbeit mit Gesetzgebern, Tier- schutzorganisationen und gleichgesinnten Unternehmen. Wie will Unilever im Bereich Nahrungsmit- tel weiter wachsen? Unilever hat im November 2020 bekannt gege - ben, in den nächsten fünf bis sieben Jahren weltweit eine Milliarde Euro Umsatz im Bereich pflanzlicher Fleisch- und Milchalternativen erreichen zu wollen. Dieses Ziel ist Teil unse- rer „Future Foods“-Strategie, die weltweit mit zwei Hauptzielen ins Leben gerufen wurde: Menschen beim Übergang zu einer gesünde- ren Ernährung zu helfen und die Umweltaus- wirkungen der globalen Lebensmittelkette zu verringern. Das Wachstum pflanzenbasierter Ernährung wollen wir unter anderem durch die Einführung von „The Vegetarian Butcher“ unterstreichen oder durch die Zunahme veganer Varianten bei Marken wie Knorr, Hellmann‘s, Magnum oder Ben & Jerry’s. Wen wollen Sie mit der neuen Marke „The Vegetarian Butcher“ ansprechen? Kernzielgruppe sind fleischliebende Flexitarier. „The Vegetarian Butcher“ spricht mit einem authentischen und humorvollen Markenauftritt Fleisch- liebhaber an, die nicht auf den Ge- schmack von Fleisch verzichten, sich aber für eine bessere Zukunft einsetzen wollen. Unsere österreichischen Handels- partner haben uns in der Vorbereitung der Einführung unglaublich professionell und offen begleitet. Die Einkäufer haben im Be- reich der pflanzenbasierten Ernährung sehr großes Know-how und sind zurecht sehr an- spruchsvoll. Umso mehr freut es uns, dass sie den wirklich hervorragenden Geschmack und das Gesamtkonzept so überzeugend fanden und wir nun von Beginn an flächendeckend in Österreich loslegen können. Es ist der größte Launch in unserem Foods-Geschäft seit Jah- ren und wir planen dafür auch volle Media- unterstützung in allen Kanälen. „ Jetzt nicht zu promoten und stärker auf das Base Line Geschäft zu setzen, sehen wir kritisch.“ Markt für pflanzenbasierte Fleisch alternativen wächst stark 20185,5 Mio. € 20196,3 Mio. € 20209,6 Mio. € QUELLE: NIELSEN THE VEGETARIAN BUTCHER: Humorvoller Markenauftritt HELLMANN’S: Das Wachstum pflanzen- basierter Ernährung bespielt Unilever unter anderem mit veganer Mayonnaise 160 | REGAL 03-2021 158-161 R03 R03 Unilever.indd 16026.03.21 12:44Wie kann der Handel zum Wachstum des veganen Sortiments beitragen? Pflanzenbasierte, fleischlose Ernährung ist ein Megatrend und aus den Einkaufskörben der Österreicherinnen und Österreicher nicht mehr wegzudenken. Der Markt für pflanzen- basierte Fleischalternativen in Österreich macht schon fast 10 Millionen Euro aus und wächst sehr dynamisch. Wir sprechen hierzulande von inzwischen 4,5 Millionen Flexitariern, die ihre Ernährung gesünder und breiter aufstellen möchten. Hier tun sich neue Segmente in bestehenden Kategorien auf und diesen sollte man ausreichend Platz einräu- men. Und wie bei allen neuen Kategorie-Seg- menten gilt es auch hier, die Sortimente aktiv zu gestalten und mit echten Innovationen zum Wachsen zu bringen. Wie schätzen Sie bei Billa Plus die Lage ein? Die Entscheidung, die Merkur-Märkte künftig als Billa Plus zu führen, hat sich wohl an- gebahnt, war dann, als es so weit war, aber sicherlich für einige in der Branche mit einem Aha-Moment verbunden. Es gibt hierfür sicher gute betriebswirtschaftliche Gründe, ins- besondere in der Skalierbarkeit von Werbe- investments in der Markenführung sowie auch beim Management von Eigenmarken. Am Ende muss es aber der Shopper begleiten und weiterhin gerne zum Einkaufen kom- men. Daher wird die Kernfrage sein, wie man das Beste aus beiden Welten vereinen kann. Zum einen wie man die vollen Synergien der gemeinsam Markenführung nutzen und gleichzeitig der besonderen Positionierung von Merkur mit seinem Sortiments- und Frischeversprechen Rechnung tragen kann. Aus Lieferantenperspektive verfolgen wir das natürlich aufmerksam, insbesondere wie auch weiterhin über Sortimentsentwicklung, Innovationsbegleitung und regelmäßiger INDUSTRIE GESPRÄCH Aktivierung Wachstum erzielt werden kann. Denn darum geht’s am Ende. Ist der Nutri-Score für Unilever ein Thema? Eine erweiterte Nährwertkennzeichnung sehen wir natürlich als sinnvoll an und dafür setzen wir uns seit Jahren auch ein. Nutri- Score ist dabei ein Ansatz, der nach unserer Auffassung in seiner aktuell diskutierten Form noch nicht ausreichend die Bedeutung unterschiedlicher Lebensmittel für die Er- nährung reflektiert und den Konsumentinnen und Konsumenten daher nur bedingt bei der Zusammenstellung einer ausgewogenen Ernährung hilft. Eine farbliche Umsetzung, wie sie von Nutri-Score gemacht wird, unter- stützen wir, da sie die Interpretation für den Verbraucher vereinfacht. Allerdings sind wir auch weiterhin der Überzeugung, dass ein portionsbasiertes Kennzeichnungssystem das geeignetere Instrument zur Verbraucher- information ist, weil es Nährwertinformatio- nen genau für die Menge eines Lebensmittels anzeigt, die man zu sich nimmt, und nicht für theoretische 100 Gramm oder 100 Milliliter Einheiten. REGAL: Danke für das Gespräch. JAAP KORTEWEG: Der Gründer von „The Vegetarian Butcher“ will mit Unilever der größte „Fleischer“ der Welt werden Halbieren von Lebensmittelabfäl len in direkten globalen Aktivitäten von der Fabrik bis zum Regal bis 2025. Verdoppeln der Anzahl der Produkte mit einem verbesserten Ernäh rungsprofil – weltweit und bis 2025, de finiert als Lebensmittel, die bedeutungs volle Mengen an Gemüse, Obst, Pro teinen oder Mikronährstoffen enthalten. Senkung von Kalorien, Salz und Zuckergehalt der Produkte in 85 Prozent des globalen Lebensmittelportfolios bis 2022, um den Verbrauchern zu helfen, ihren Salzkonsum auf nicht mehr als fünf Gramm pro Tag zu reduzieren. 95 % des verpackten UnileverEises wird bis 2025 nicht mehr als 22 Gramm Gesamtzucker und 250 kcal pro Portion enthalten. Dies gilt zusätzlich zu den Kindereiscremes des Unternehmens, die seit 2014 auf 110 kcal begrenzt sind. →Unilevers „Future Foods“-Strategie BEN & JERRY’S: Neu im Sortiment 2021 ist die vegane Variante von Ben & Jerry’s Netflix & Chilll’d 03-2021 REGAL | 161 158-161 R03 R03 Unilever.indd 16126.03.21 12:44INDUSTRIE AKTUELL E va Aichmaier strahlt. Die Ge- schäftsführerin von Bahlsen Öster- reich ist in Jubelstimmung. Auf dem Tisch im Wiener Headquarter liegen die neusten Nielsen-Zahlen für 2020. „Wir sind deutlicher Wachstumssieger! Und das nicht nur im Keks- und Waffelmarkt, sondern auch im gesamten Süßwarenmarkt“, so die Managerin im REGAL-Gespräch. Süßwaren wuchsen nur um fast zwei Prozent, Bahlsen hingegen um satte 11,1 Prozent (Quelle: Niel- sen, exkl. H/L, Umsatzent- wicklung in Prozent, MAT bis KW 52). Ein ähnliches Bild zeichnet der 260 Mil- lionen Euro schwere Keks- und Waffelmarkt. Dieser legte um 4,3 Pro- zentpunkte zu, Bahlsen hingegen legte um über 12,6 Prozentpunkte zu (Quelle: Nielsen, Kekse- und Waffeln, LEH inkl. Diskont). Der Marktanteil konnte um 1,1 Prozent- punkte auf 15,2 Prozent ausgebaut werden. Die Top-Managerin strahlt mit den Zahlen weiter um die Wette. Die Marke Bahlsen schoss um 11,9 Prozent hoch, Leibniz um 16,9 Prozent. Corona konnte nicht einmal den on- the go-Klassiker PiCK UP! ins Minus drücken. Das Plus fiel mit 3,3 Prozent nur schmaler aus. Erfolgszahlen auch im Lebkuchenmarkt, wo die Marke Bahlsen erneut mit einem Anteil von 15,1 Prozent Marktführer ist (Quelle: Nielsen, LEH, inkl. Diskont, Lebkuchen- markt, KW32 -KW 52 2020). Führend im Leb- kuchenportfolio ist Contessa. Einst zeichnete die gelernte Tischlerin Küchen, heute lässt Eva Aichmaier, Geschäftsführerin von Bahlsen Österreich die Top-Managerin Wachstumszahlen in die Bilanzen drucken. Der Klassiker Messino ist hierzulande mit Abstand das meistverkaufte Produkt und konnte im Corona-Jahr nochmal ein kräftiges Wachstum verbuchen. Auch die beiden Markenklassiker Chokini und Ohne Gleichen legten deutlich zu. Dass sich dies auch in einem markanten Ausbau des gesamten ös- terreichischen LEH-Geschäfts der Marke Bahl- sen wiederspiegelt, überrascht dabei nur wenig. „Astronomische Rotation“. Aichmaier: „Im ersten Lockdown gab es eine hohe Be- vorratung. Die Rotation war astrono- misch.“ So drehte sich der Leib- niz Choco Keks über 60 Mal pro Woche. Bei einer vergleichbaren Pro- motion im Vor- jahr lag die Rota- tion bei unge- fähr 45 Mal pro Woche (Quelle: Nielsen, Kunden- basis, 2019 vs. 2020). Zwar sorgte die gebürtige Oberösterrei- cherin mit kluger Leadership und marken- technischem Strategiebewusstsein immer wieder für knackige Wachstumsraten am Keksmarkt, derartige Ausschläge sind aber für sie auch nach 20 Jahren im Familienkon- zern neu. Aichmaier: „So etwas habe ich bis- her in meiner Laufbahn noch nicht gesehen. Wir haben es geschafft, den Konsumenten in diesen schwierigen Zeiten mit unserem Sorti- ment Lichtblicke für den Konsum zu Hause zu schaffen.“ Schließlich steht Bahlsen für den besonderen Genussmoment. 2020 trumpfte Bahlsen am rot-weiss-roten Süßwarenmarkt als Wachstumssieger auf. Das Plus: über elf Prozent. Die Marken Bahlsen und Leibniz kletterten zweistellig. Der Schub kommt gerade recht. 2021 zieht sich ein Design-Relaunch durch das gesamte Bahlsensortiment. Die Kernmarke wird jünger. Bahlsen baut die Marke um PRODUKTE: Das Produkt rückt zentral in den Schriftzug. 162 | REGAL 03-2021 162-164 R03 Bahlsen.indd 16226.03.21 15:35Der Wachstumsschub kommt gerade recht. Denn das Familienunternehmen mit Stammsitz Hannover bringt im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung heuer die Tra- ditionsmarke Bahlsen mit einem großen De- sign-Relaunch neu in Stellung. Der Umbau zieht sich durch das gesamte Keks- und Waf- felsortiment von Bahlsen. Ende April drängen die ersten Packungen mit dem neuen expres- siven Logo in die Regale. Das Produkt rückt zentral in den Schriftzug. Optik, Design, Handwerkskunst, Liebe zum Detail und Au- thentizität, all das spiegelt sich in den neuen Packungen wieder. Kern der Strategie: Die Marke, die mit 44 Prozent spontaner Bekannt- heit zu den Top-Keksmarken zählt, soll jünger auftreten. Im Zielfernrohr liegen die Gruppe der 25 bis 59-Jährigen, Singles & Paare, die den Fokus auf Qualität schätzen. Auf der Rückseite erzählt Bahlsen Geschichten. Bei- spielsweise, dass Klaus Bahlsen Messino 1953 nach der sizilianischen Stadt Messina be- nannte. Auch im Regal sticht die Marke künf- tig hervor. Denn der starke Kontrast zwischen Logo und Hintergrund lässt die Marke buch- stäblich hervortreten. Die Vorteile für den Handel liegen auf der Hand. „Unsere Produk- te im neuen Design werden sichtbarer. Das Storytelling auf den Packungen verschafft Verständnis für Produkt und Marke. Wir in- vestieren viel in den Keksmarkt und treiben dadurch die gesamte Kategorie. Wir wollen durch wertige Käufer die Käuferreichweite ausbauen“, so die Absolventin der Wiener Wirtschaftsuniversität. Der neue Auftritt ist ein großer Schritt. Massive Werbepower & Themen platzie- rungen am POS. Dementsprechend massiv ist die 360 Grad Kommunikation mit TV, Print, Digital und OOH, die sich durch das gesamte Jahr und auch 2022 hinüberzieht und beson- deren Wert auf Sichtbarkeit legen soll. Aich- maier: „Wir haben allein für TV neun Wochen gebucht und sind mit Premiumplatzierungen vertreten. Mit attraktiven Themenplatzie- rungen funkelt die Marke auch am POS. Der INDUSTRIE AKTUELL „ Wir haben allein für TV neun Wochen gebucht und sind mit Premiumplatzie- rungen vertreten.“ EVA AICHMAIER, Geschäftsführerin von Bahlsen Österreich 03-2021 REGAL | 163 162-164 R03 Bahlsen.indd 16326.03.21 15:35INDUSTRIE AKTUELL Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf auffälli- gen POS-Platzierungen im Relaunch-Design. Aichmaier: „Allein für die ersten zwei Monate haben wir 3.700 Displays geplant. 2021 wird es sowohl für unsere Gebäcke, als auch für unser Lebkuchensortiment wieder POS The- menplatzierungen geben.“ Mit dem neuen Auftritt meldet sich be- reits die nächste und vierte Generati- on der Familie Bahlsen an. Der umfassende Design-Relaunch trägt die Handschrift von Verena Bahlsen. Die 28-jährige Tochter von Werner M. Bahlsen ist aktive Gesellschafterin. Ihr Vater hat sich bereits 2018 aus dem operativen Geschäft in den Verwal- tungsrat zurückgezogen. Seit April 2020 ist der gebür- tige Brite Phil Rumbol neuer CEO. Auch die anderen drei Ge- schwister von Verena sind aktiv in die Unternehmensentwicklung eingebunden. Das Bahlsensortiment von morgen soll mo- derne Ernährungsgewohnheiten abbilden. Mit den Leibniz Minis Glutenfrei und Leibniz Zoo Glutenfrei hat das Traditionsunterneh- men Produkte für besondere Ernährungsbe- dürfnisse im Portfolio. Mehr Gewicht be- kommt künftig die Nachhaltigkeit. Etwa mit recyclingfähigen Verpackungen. Innovationen bleiben natürlich weiterhin integraler Bestandteil des Bahlsen-Erfolges. Mit der sommerlichen Limited Edition Mess- ino Pink Gin Tonic beweist Bahlsen einmal mehr Trendgespür. Mit dem Konzept der Li- mited Editions fährt Bahlsen gut. So führten die Messino Limited Editions 2020 zu einem on- Top Umsatz von neun Prozent ohne die Stan- dardsorten zu kannibalisieren (Quelle: Niel- sen, LEH exkl. H/L, Softcake Marke Bahlsen, Umsatz KW 17-28). Bisher beim Konsumenten als Saisonprodukt geschätzt, nimmt das Un- ternehmen das Mürbteig Nusskipferl ganzjährig ins Stammsortiment. Ab Juni nennt sich Afrika jetzt Perpetum und geht mit neuer Grammatur ins Rennen. Auch seine Lebkuchen- kompetenz belebt Bahl- sen ab Herbst mit farben- frohen Genusspackun- gen im Premiumdesign neu. Schließlich ist Bahl- sen mit 87 Prozent Be- kanntheit bei Lebkuchen die bekannteste Lebkuchenmarke Österreichs. Neu sind auch die Butterplätzchen in einem ansprechen- den Design. Zu Weihnachten überrascht Aichmaier die Konsumenten mit einer Retro- Dose, die auf das lange Bestehen der Marke Bezug nimmt. Aichmaier setzt auch heuer auf ordentli- ches Wachstum. „Wir bleiben mit unseren zahlreichen Aktivitäten, die für Wachstums- impulse sorgen, für den Handel ein verlässli- cher Partner“, so die Top-Managerin, die schon den nächsten Trumpf im Ärmel hat. Denn 2021 feiert Leibniz seinen 130-jährigen Markengeburtstag. ROBERT FALKINGER PRODUKTION: Viel Liebe zum Detail → The Bahlsen Family Facts 540 Millionen Euro Umsatz.(2019) 3.000 Mitarbeiter Tonnage: 133.000 Tonnen Gebäck Produktionen: Barsinghausen, Berlin, Varel, Skawina QUELLE: BAHLSEN EVA AICHMAIER, Geschäftsführerin von Bahlsen Österreich „Wir sind deutlicher Wachstums- sieger!“ 164 | REGAL 03-2021 162-164 R03 Bahlsen.indd 16426.03.21 15:35INDUSTRIE N icht nur zufriedenstellend , sondern „mit dem besten Jahr in der Firmenge- schichte“ ist der Ansfelder Businessbe- kleider Harryson durch die Krise gekommen. „Der Handel war unser Rettungsanker“, sagt Geschäftsführer DI (FH) Andreas Hauser im REGAL-Gespräch. Mit einem Plus von über 30 Prozent rückt das Unternehmen der Fünf- Millionen-Euro-Umsatzmarke immer näher. „Heuer könnten wir sie überspringen.“ Wäh- rend das Normalgeschäft um die Hälfte ein- brach, legten die Oberösterreicher den Hebel in der Produktion bedarfsorientiert um: Aus nicht verwerteten Hemdstoffen & Co. produ- zierten sie ab März 2020 rund 2,5 Millionen Mund-Nasen-Schutz-Modelle. Seit Herbst ist das klassische Geschäft wieder angesprun- gen. „Unsere Kunden haben die Handbremse gelöst und wieder investiert.“ Auch aktuell liegen die Zahlen über Plan. Von Personalab- bau ist bei Harryson daher keine Spur – im Gegenteil. „Wir suchen Fachpersonal.“ Neukunden. Auch einige Neukunden konnten im letzten Jahr und heuer dazuge- wonnen werden. Für die oberösterreichische Honeder Naturbackstube fertigt Harryson ei- nen Hybrid aus Hemden und Polos, eine „richtige Naturkollektion“, und der Roll-out der Kollektion für die gesamten Fetter Bau- märkte ist für den Herbst anvisiert. Mit dem Auftrag der internationalen Ausstattung der Jufa-Hotels kam eine weitere große Anzahl an Trägern hinzu. Auch Eurest Betriebsgastro- nomie zählt seit letztem Jahr zum Kunden- stock. „Hier durften wir erstmals ‚living De- nim‘ in der Großfläche umsetzen. Eine mo- derne Kollektion mit Slimfit-Schnitten“, berichtet Hauser. Der oberösterreichische Businesswear-Ausstatter Harryson schrieb das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte. TEXT: VERENA SCHNEEWEISS Harryson Businesswear → Fünf Millionen Euro Umsatz rücken näher → Neukunden: Fetter Baumärkte, Eurest, Jufa 17.000 Pakete. Neben Erstaufträgen ist die Nachbestückung der Träger ein großes Thema. Rund 17.000 Kundenpäckchen wer- den jährlich verschickt. Insgesamt zählt Har- ryson 32.000 Träger. Dabei setzt Harryson auf individuelle Fertigung. „Zwei gleiche Kollek- tionen gibt es nicht.“ Die Frage nach Wunsch- Kunden im Handel beantwortet Hauser mit Unimarkt, Der Mann, Hofer oder dm. Trends. Ein starker Trend seit dem Vorjahr sind Hybridjacken. Seit heuer hoch im Kurs: Midlayer-Jacken. Schon länger bekannt aus der Sportmode (Trekking und Outdoor) ha- ben diese Modelle nun auch den Einzug in die Business-Bekleidungswelt gefunden. Das „moderne Jäckchen“ braucht viel Know-how – etwas, das Harryson mit seiner Erfahrung bieten kann. „Außerdem können wir diese Produkte mit einer interessanten Kosten- struktur anbieten“, so der Firmenchef. Export. In Deutschland konnte Harryson weiter Fuß fassen. „Wir werden das Jahr 2020 mit einem positiven Ergebnis abschließen. Das Ebitda beträgt 20 Prozent des Umsatzes.“ Im Nachbarland mischen die Oberöster- reicher vor allem bei Verkehrsbetrieben stark mit. DI (FH) ANDREAS HAUSER, CEO 03-2021 REGAL | 165 165_Harryson.indd 16525.03.21 17:08INDUSTRIE → Umsatz liegt mittlerweile bei 25 Millionen Euro → 700 Truhen und 45 Shop-in-Shop- Systeme sind aufgeschalten → In Böheimkirchen (NÖ) wurden 400.000 Euro investiert EatHappy Pots werden weiter ausgerollt N eue Schubkraft bei EatHappy. Der Convenience-Spezialist konnte seine Umsätze neuer- lich kräftig nach oben pushen. 2019 erwirtschaftete das Unternehmen noch 19 Millionen Euro. Im abgelau- fenen Jahr schwang sich CEO Mag. Florian Bell mit seinem Team zu völ- lig neuen Umsatzmarken auf: 25 Mil- lionen Euro fuhr der Betrieb trotz Corona-Gegenwind ein. Eine mächti- ge Zugkraft. Für Bell ist diese Ent- wicklung nur ein Zwischenstopp, denn längst holt der Austro-Ge- schäftsführer neue Pläne aus der Schublade. „Wir haben bei unseren beiden großen strategischen Part- nern noch Expansionspotenzial.“ Da- bei will EatHappy mit beiden LEH- Playern neue Wege beschreiten. „Sei es mit neuen Fischsorten, speziellen Toppings oder auch warmer Zuberei- tung.“ Erweiterungschancen, die sich auch 2021 mit einem „signifikanten Wachstum“ bemerkbar machen sol- len. Weitere Expansion. Mittlerweile hält EatHappy bei 700 Truhen und 45 Shop-in-Shop-Systemen. „Ich bin überzeugt, dass wir insgesamt noch einige hundert weitere Multiplikatio- nen in Österreich realisieren können. Es gibt noch Potenzial.“ Auch die Überarbeitung der Truhen und ihre individuelle Beschickung habe sich deutlich in den Zahlen bemerkbar ge- macht. „Wir haben sämtliche POS geclustert und eine neue Bedarfspla- MAG. FLORIAN BELL, CEO EATHAPPY STELLT AUF 100% RPET- VERPACKUNG UM 166 | REGAL 03-2021 166-167_EatHappy.indd 16626.03.21 13:49INDUSTRIE nung eingeführt. Wobei wir die Menge, Ziel- Umsatz sowie Verwurf-Quote inklusive histo- rischer Daten analysiert haben und so punkt- genauer arbeiten können.“ Darüber hinaus glückte EatHappy ein neuer Meilenstein. „Wir konnten die Qualität neuerlich verbessern, weil wir alle Standorte mittlerweile täglich von Montag bis Freitag beliefern können. Ei- nige POSs werden sogar samstags beliefert.“ Pots haben eingeschlagen. Ein weiterer Erfolgsbaustein: Der Convenience-Spezialist stellte sich 2020 nochmals breiter auf. Der Pots-Launch im abgelaufenen Jahr hat voll eingeschlagen. „Wir sind mit 30 Standorten gestartet und konnten diese Zahl bis Jänner auf 60 erhöhen.“ Im März werden dann be- reits in 110 österreichischen Outlets Pots an- geboten. „Die Nachfrage ist wirklich gut, des- halb arbeiten wir bereits an einem neuen Produkt-Angebot.“ Neue Produkte. Veganes Curry, Chicken Curry sowie Sticky Rice mit Mangokompott sind mittlerweile etabliert. Neu kommen Chai Flummery und Ramensuppe vegan oder mit Rindfleisch in die Regale. „Wir haben da- rüber hinaus noch weitere Produktideen. Wir werden aber natürlich nicht am Kunden vor- beiproduzieren. Ich bin überzeugt, dass es aber Richtung fünf bis zehn Hauptspeisen und vier bis fünf süßen Varianten geht. Auch ultrafrische Varianten wie Cesar Salad steht auf unserer To-do-Liste.“ Für Bell ist dabei ein Mega-Trend aktuell richtig spürbar: Vegan. „Hier ist eine echte Dynamik drinnen.“ Produktion in Böheimkirchen. Derzeit werden die Pots-Motoren langsam hochge- fahren. „Wir setzen auf regionale Rohstoffe, Waren aus Österreich, kochen alles frisch in Böheimkirchen.“ Dort schuf EatHappy mit einem Invest von rund 400.000 Euro eine ent- sprechende Großküche für eine Kapazität von 6.000 bis 8.000 Gläser pro Woche. „Aktuell liegen wir bei 2.000“, so Bell. Kapazitäten, die in jedem Fall für österreichweites Wachstum und neuen Chancen benötigt werden. Denn: Längst sind auch andere EatHappy-Länder auf den rot-weiß-roten Pots-Vorstoß aufmerk- sam geworden. „Es wird geprüft, ob die Schie- ne auch auf anderen Destinationen einge- führt wird. Dabei könnte Österreich in einem ersten Schritt Produkte oder Komponenten liefern.“ Die Niederlande oder Italien wären hier mögliche Ziel-Märkte. Nachhaltigkeit. Dazu dreht Bell an der Nachhaltigkeitsschraube. „Wir werden an Ap- ril unsere Verpackung sukzessive auf 100 Pro- zent rePET umstellen.“ Dazu wird die Zusam- menarbeit mit Vinzi weiter intensiviert. „Ge- rade bei den Pots, die beim MHD unproblematischer als Sushi sind, gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit.“ Neue Co-Geschäftsführerin. 350 Mitar- beiter zählt EatHappy mittlerweile in Öster- reich. Tendenz weiter steigend. Das Unter- nehmen wird breiter und verstärkte zuletzt auch die Geschäftsführung. So wurde CFO Maria Hauptmann zur Co-Geschäftsführerin ernannt. Damit ist das Führungsduo in Öster- reich wieder komplett. „Wir setzen auf regionale Rohstoffe, Waren aus Österreich, kochen alles frisch in Böheimkirchen.“ MAG. FLORIAN BELL, CEO 25 MILLIONEN EURO UMSATZ 700 TRUHEN 45 SHOP-IN- SHOP-SYSTEME 03-2021 REGAL | 167 166-167_EatHappy.indd 16726.03.21 13:49INDUSTRIE Ab Ende März werden die Kühlregale im gut sortierten Einzelhandel und im Schwedenbombenshop in Wiener Neudorf um eine Produktinnovation aus dem Hause Niemetz reicher. Die neueste Kreation – die Schweden- bomben Schaumschnitte – ist ein ge- kühlter Riegel mit einer leichten Cre- me mit Schwe- denbombenge- schmack auf dünnem Schoko- Biskuit, umhüllt von knackiger Schokoglasur. Die „bombige“ Form der Riegel ist an die der Original Schwedenbomben angelehnt. „Ein Jahr steckt hinter der Entwicklung unserer neuen Schwe- denbomben Schaumschnitte. Dass Knoppers, der Wachstums-Champi- on im Riegelmarkt (Quelle: Nielsen, LH inkl. Hofer/Lidl, Schoko- und Waf- felriegel, Storck, Knoppers, %-Verän- derung Umsatz, YTD KW 52 2020 vs. VJP), sorgt ab April mit der Knop- pers Kokos Limited Edition für Mehr- umsatz. sie nun tatsächlich in den Kühlrega- len verfügbar ist, macht uns beson- ders stolz und zeigt, dass sich unsere Arbeit bezahlt gemacht hat. So sorgen wir in Zukunft für noch mehr süße Momente bei Groß und Klein“, be- richtet Gerhard Schaller, Geschäfts- führer Niemetz Schwedenbomben. Ab sofort sind die beiden Sorten Schoko und Kokos im Viererpack zu je 108 Gramm erhältlich. Unterstützt wird die Einfüh- rung durch ein Gewinn- spiel auf Facebook und Instag- ram. Als Gewinn winken unter ande- rem zwei Retro-Kühlschränke inklu- sive Schaumschnitten-Vorrat. Im praktischen 8er Pack war der beliebte Kokos-Geschmack bereits 2018 für zweistellige On Top-Verkäufe von plus 35 Prozent (Quelle: Nielsen, LH inkl. Hofer/Lidl, Schoko- und Waffelrie- gel, Knoppers 200g, Ab- satz in Tonnen, 2018 vs. 2017) verantwortlich. Mit der limitierten Sorte bietet der Handel seinen Kunden ein Einkaufs- und Genusserlebnis der besonderen Art. Dieses Jahr überrascht sie außer- dem mit einer neuen, attraktiven Auf- machung am POS. Für maximale Vi- sibilität und starke Impulse sorgt das ansprechende 144x200g Display mit Sockel und Rückenschild im tropi- schen Look. Auch den Saisonanlass Mutter- tag nutzt Storck heuer optimal. Vor allem die großen, edlen Geschenk- packungen von merci Finest Selection 400 Gramm und 675 Gramm sind besonders beliebt für Muttertag. In diesem Jahr werden die 400 Gramm Somersby: Ausbau Niemetz geht ins Kühlregal Mit Somersby Cider hat die Firma Brandzup 2012 den österreichischen Cider-Markt aus dem Dornröschen Schlaf geweckt. Jetzt folgt mit So- mersby Hard Seltzer der nächste Streich. Die Kategorie Hard Seltzer ist in den letzten Jahren in den USA gera- dezu explodiert und macht bereits über drei Milliarden U.S. Dollar Um- satz. Nun folgt die Einführung in Europa und Somersby Hard Seltzer ist in Österreich ganz vorne mit dabei. Die Somersby Hard Seltzer Range umfasst die Sorten Lime und Mango & Passionfruit in stylischen slim cans. Mit jeweils weniger als 100 kcal und nur zwei Gramm Zucker pro Dose entsprechen diese Getränke genau dem Zeitgeist. Erste Listungen gibt es bei MPreis und T&G. Packungen wieder in vier moder- nen Layouts erstrahlen, erhältlich als hochwertiger Prägedruck oder mit herzlichen Auflegern. Das emotio- nale merci Muttertags- Dekopaket rundet dieses Angebot noch ab und sorgt zusätzlich für Aufmerksamkeit am POS. Und wer gerne seine ganz persönliche „Danke Mama-merci Packung“ ver- schenken möchte, hat die Möglich- keit, auf www.merci.at seinen eigenen merci Aufleger zu gestalten. Mit Ende April startet die gewohnt massive Be- werbung der Muttertagspromotion im TV und Online und garantiert si- chere Umsätze. Storck: Tropische Umsätze mit Knoppers 168 | REGAL 03-2021 168_Industrie.indd 16826.03.21 14:03Marken mit Engagement über Nach- haltigkeit des eigentlichen Produktes hinaus z.B. über eigene Initiativen Marken mit nachhaltiger Ausrichtung kombiniert mit Lifestyle Anspruch der Shopper Marken aus dem Funktionsbereich aber mit Zusatznutzen für den Shopper und/ oder anfängliche nachhaltige Ausrichtung Meist große Marken mit Tradition und klassischen Stärken wie Qualität und Shopper Vertrauen Ich will Marken, die Gutes für unseren Planeten und die Gesellschaft tun Ich will Marken, die mir ein gutes Gefühl für mich und meine Umwelt geben Ich will Marken die einen Zusatzbenefit für mich haben (Ego-Bedürfnis) Ich will Marken, die einfach zu mir passen Wachstum für Marken mit Vision GfK Unternehmergespräch Kronberg 2 020 war das Jahr der Herstellermarken und nicht das der günstigeren Eigenmarken, wie GfK beim letzten „Unternehmergespräch Kronberg 2021“ festhielt. Grund: Nachhaltigkeit, Anspruch und Sicherheit hätten für die Konsumenten Vorrang. Die Prog- nose: Marken, die diese Bedürfnisse besonders gut erfüll- ten können (Visionsmarken), haben künftig das größte Wachstumspotenzial. Die jüngere Generation unterscheidet weniger Her- steller- und Handelsmarken, sondern Sozial- und Visions- marken von Funktionsmarken. Das Marktforschungsun- ternehmen segmentierte die Marken dementsprechend im „Neuen Normal“ nach vier Kategorien. An der Basis der Bedürfnispyramide stehen die Funktionsmarken, gefolgt von Hybridmarken, Sozialmarken und Visionsmarken. Letztere zeichnen sich durch Engagement in Nachhaltig- keit über das eigene Produkt hinaus aus, zum Beispiel mit Initiativen (Beispiel Frosch). Großes Wachstumspotenzial haben daneben auch die von GfK definierten Sozial- marken. Das sind Marken mit nachhaltiger Ausrichtung kombiniert mit Lifestyle-Anspruch der Shopper (zum Bei- spiel Garden Gourmet). Sozialmarken haben die größte Wachstumsdynamik bei den Millennials+. Visionsmarken er reichen alle Generationen (von Wiederaufbauern bis Millennials+). ROBERT FALKINGER Die Ebenen der Bedürfnispyramide GFK 40. UNTERNEHMERGESPRÄCH KRONBERG 2021: ALTE NEUE HELDEN. ERFOLGREICHE MARKEN UND HÄNDLER IN ZEITEN DER ANSTECKUNG. 28. JANUAR 2021. MINDSET ANGEBOT PRODUKT- EIGENSCHAFTEN VISIONS- MARKEN SOZIALMARKEN HYBRIDMARKEN FUNKTIONSMARKENPRODUKT BOTSCHAFT MARKE INDUSTRIE STUDIE → 2020: Jahr der Herstellermarken → Potenzial für Sozialmarken → Nachhaltigkeit hat Vorrang 03-2021 REGAL | 169 169 R03 GfK Studie.indd 16926.03.21 15:47Next >