< PreviousSpar-Rekord trotz Krise HANDEL INTERVIEW DER EUROSPAR IN OBER-GRAFENDORF wurde 2021 eröffnet 20 | REGAL 03-2022 Poppmeier-Interview.indd 2024.03.22 11:36INTERVIEW: GREGOR SCHUHMAYER Exklusiv-Interview mit Spar Präsident Vorstandsvorsitzenden Mag. Fritz Poppmeier → Expansion: Schwerpunkt in Wien und in Landeshaupt- städten → Neue Fisch-Plattform nach Perschling (NÖ) → Interspar: Neubauten in Leibnitz und Gänserndorf → Strafsteuer in Ungarn 2,7 Prozent → 800 Millionen Euro Investitionen HANDEL INTERVIEW R EGAL: Wie ist es im Jahr 2021 ge- laufen? Präsident Mag. Fritz Poppmeier: Wir ha- ben in Österreich beim Verkaufsumsatz ein Wachstum von 3,9 Prozent hingelegt. Im LEH können wir auf allen Ebenen sehr zu- frieden sein, vor allem unter den aktuellen Rahmenbedingungen. Die Rendite ist mit 334 Millionen Euro fast auf Vorjahres-Niveau, nur um 20 Millionen Euro darunter? 334 Millionen ist das Konzernergebnis vor Steuern. Die Aufwendungen zur Bewälti- gung der Pandemie waren hoch und wir haben in die Preise investiert, darum ist es etwas weniger als im Vorjahr. Das meiste davon wird ins Unternehmen reinvestiert. Wie haben sich im Vorjahr die selbstän- digen Kaufleute entwickelt? Sehr gut, auch Like-for-like. Die 692 Stand- orte unserer selbständigen Spar- und Euro- spar-Kaufleute lagen im Vorjahr sogar um einen Hauch besser als die Filialen. Der Marktanteil betrug im Vorjahr 36 Prozent. Was ist das Ziel für heuer? Wir möchten unsere hohen Werte unbe- dingt halten. Das Kundenvertrauen wird entscheiden. Wir wollen die Besten sein. Wieviel wird 2022 investiert? Geplant sind 800 Millionen Euro. 03-2022 REGAL | 21 Poppmeier-Interview.indd 2124.03.22 11:36HANDEL INTERVIEW Das waren 2021 noch 750 Millionen. Genau. Welche sind die größten Projekte 2022? Wir hatten vor kurzem den Spatenstich für einen neuen Interspar in Gänserndorf. In Leibnitz (Steiermark) wird noch in der ers- ten Jahreshälfte 2022 der Baubeginn für ei- nen neuen Interspar erwartet. Beide Hy- permärkte ersetzen die bestehenden Euro- spar-Märkte. Eine Interspar Eröffnung steht auch in Oberwart auf dem Programm. 2021 hatten wir im Bereich Interspar zwei Flaggschiffe in Wien Schottengasse und in Perg eröffnet. Die Strategie ist also, wenn möglich und sinnvoll, zu vergrößern? Das ist unser Prinzip. Aus Spar machen wir Eurospar, aus Eurospar einen Interspar. Übrigens setzten im Vorjahr auch viele Kaufleute hervorragende Initiativen, wenn man etwa an die Eröffnung des neuen Eu- rospar der Kaufleute Spruzina in Kindberg denkt. Aus Spar wird also oft ein größerer Euro- spar, auch 2021? Neben der Expansion mit neuen Märkten setzen wir stark auf die organische Weiter- entwicklung der Märkte, also den Ausbau von bestehenden Supermärkten. Fast 70 ehemalige Spar-Filialen wurden mittler- weile zu Eurospar-Märkten erweitert, acht davon im Jahr 2021. Zehn Spar-Supermärk- te, die von selbstständigen Spar-Kaufleuten betrieben werden, wurden ebenfalls zu topmodernen Eurospar-Märkten ausge- baut, vier davon 2021. Und welche weiteren Projekte bestehen für 2022? Wir wollen mit Spar Gourmet neu durch- starten. Hier kommen wir noch heuer mit einem neuen Konzept auf den Markt. In welchem Bereich liegt der Schwer- punkt der Expansion in Österreich? Bei den Landeshauptstädten und vor allem SPAR Österreich-Gruppe Daten und Fakten 2021 /Struktur 2020 2021 Spar, Despar, Eurospar, Interspar – inkl. selbstständiger Spar-Kauf- leute in Österreich, Norditalien, Ungarn, Slowenien, Kroatien Anzahl Standorte 2.980 3.015 davon in Österreich (inkl. Restaurants) 1.578 1.578 Verkaufsfläche in m 2 2.384.184 2.426.982 davon in Österreich 1.202.031 1.215.863 Mitarbeiter:innen* 86.294 86.384 davon in Österreich 48.217 47.717 davon Lehrlinge 2.968 2.703 * Mitarbeiter:innen sind beschäftigte Personen inkl. Teilzeitkräfte und Lehrlinge (jeweils per 31.12.) DER NEUE EURO- SPAR SPRUZINA IN KINDBERG 22 | REGAL 03-2022 Poppmeier-Interview.indd 2224.03.22 11:36HANDEL INTERVIEW in Wien. Hier möchten wir in den Flächen- bezirken mit Neueröffnungen wachsen. Und im Bereich der Logistik? Die vierte Ausbaustufe des Zentrallagers Wels wird heuer eröffnet. Außerdem neh- men wir auch noch heuer in Perschling bei St. Pölten eine neue Plattform für Fisch und Fisch-Convenience in Betrieb. Und im Ausland? In der Nähe von Zagreb starten wir mit dem Neubau eines Zentrallagers. Expansi- ons-Schwerpunkt im Konzern sind unter anderem die Lombardei und die Emilia Ro- magna. Wobei es in Italien gar nicht so gut ge- gangen ist im Vorjahr? Der gesamte Markt entwickelte sich in Ita- lien schwach. Wir konnten ein leichtes Plus von 1,7 Prozent erwirtschaften. In Ungarn ist die Strafsteuer für auslän- dische Konzerne noch immer da? Ja, diese Sondersteuer, übrigens schon die dritte in Ungarn, macht uns zu schaffen. Man muss 2,7 Prozent vom Umsatz ablie- fern. Das nagt natürlich gewaltig an der Rendite und ist im Grunde schlecht für die ungarischen Kunden. Wie ist das Verhältnis zu den Bauern? Das Verhältnis zur Landwirtschaft ist in Nachhaltiger Reis aus der Steiermark Der zu 100 % in der Steiermark gewachsene und verarbeitete Reis ist sowohl geschmack- lich ein Highlight als auch eine nachhaltige und regionale Alternative. Er zeichnet sich nicht nur durch wassersparenden Anbau und kurze Transportwege aus, sondern ist oben- drein völlig klimaneutral produziert. Alle Informationen dazu auf steirerkraft.com FRISCHE-ABTEILUNG des neu eröffneten Eurospar Spruzina in Kindberg Poppmeier-Interview.indd 2324.03.22 11:36HANDEL INTERVIEW Wahrheit ein gutes, jedenfalls ist es deut- lich besser als es die Ministerin oder man- che Medien kolportieren. Wir haben eine langfristige Zusammenarbeit auf Augenhö- he. Das ist uns sehr wichtig. Preissteigerungen aufgrund teurerer Rohstoffe und Energie sind da. Wir verhandeln hart und strengen uns ge- meinsam mit unseren Lieferanten an. Wenn man den LEH mit dem Benzinpreis vergleicht, der Mitte März bei 1,90 bis 2,00 Euro gelegen ist, dann sind wir im LEH su- per, super günstig und inflationshemmend. In den letzten zwölf Monaten sind die Le- bensmittelpreise nur um 1,2 Prozent gestie- gen. Im Jänner waren es aber schon fünf Prozent. 2021 hatten wir in Österreich eine Inflation von 2,8 Prozent. Im Zuge einer hoffentlich baldigen Entspannung der Uk- raine-Krise könnte der Bereich Energie günstiger und damit die Inflation wieder niedriger werden. Ja. Aber wie geht es mit den Preisen wei- ter? Wir rechnen damit, dass die Preisentwick- lung bald abflachen sollte. Hervis hat ja 2020 aufgrund der Lock- downs zweistellig an Umsatz verloren. Konnte Hervis im Vorjahr wieder an Bo- den gutmachen? Die Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern, in denen Hervis tätig ist, waren unterschiedlich. Aber wir haben dennoch stark expandiert und neue Märkte eröffnet. Das neue Modellmarkt-Konzept kommt hervorragend an und so konnten wir ein Plus von fast 15 Prozent auf 540 Millionen Euro erwirtschaften. Hat Spar im Gastro-Bereich neue Pläne? Ab Mai wird es in allen österreichischen Interspar- und Maximarkt-Restaurants Fleisch, Milch und Eier nur mehr aus Ös- terreich geben und dies wird auch gekenn- zeichnet sein. Das sind auch gute Signale für die Bauernschaft. Es geht um eine stär- kere Herkunfts-Kennzeichnung österrei- chischer Produkte, damit wollen wir auch auf die tolle Qualität der bäuerlichen Pro- dukte verweisen. Wie sieht es im Bereich der Mitarbeiter aus? Es ist aktuell noch schwieriger geworden, Mitarbeiter zu bekommen. Wir möchten auch an die Bundesregierung appellieren, MAG. FRITZ POPP- MEIER im neuen Inter- spar am Schottentor in der Wiener Innen- stadt STV. VORSTANDS- VORSITZENDER KR HANS K. REISCH MIT GATTIN BETTINA 24 | REGAL 03-2022 Poppmeier-Interview.indd 2424.03.22 11:36TOMRA T9 EINE SMARTE INVESTITION MIT LANGANHALTENDEM NUTZEN Schaffen Sie ein außergewöhnliches Rückgabeerlebnis für Ihre Kunden, heute und morgen! Der T9 basiert auf zukunftssicheren Erkennungs-Technologien und er akzeptiert sie alle, Mehrweg- und Einweggebinde, auch bei neuen Anforderungen. Plus - machen Sie Ihren T9 noch leistungsfähiger und nutzen Sie unsere vielfältigen digitalen Werkzeuge, zum Gewinnen Ihrer Kunden und gestalten von noch effizienteren Prozessen. Let’s put recycling to work for you tomra.com | office@tomra.at | +43 (0)1 665 54 00HANDEL INTERVIEW SPAR Österreich-Gruppe Daten und Fakten 2021 /Umsätze 2020 2021 Wachstum 1. SPAR Spar, Despar, Eurospar, Interspar – inkl. selbstständiger Spar-Kaufleute in Österreich, Norditalien 1) , Ungarn, Slowenien, Kroatie in Euro in Euro (wkb) 2) (wkv) 3) Verkaufsumsatz brutto gesamt 14,52 Mrd. 15,09 Mrd. +4,0% Österreich 8,32 Mrd. 8,63 Mrd. +3,9% Italien 2,43 Mrd. 2,47 Mrd. +1,7% Slowenien 0,92 Mrd. 0,98 Mrd. +5,6% Ungarn 2,10 Mrd. 2,21 Mrd. +7,2% +5,0% Kroatien 0,73 Mrd. 0,79 Mrd. +7,9% +8,0% 2. Hervis Sportfachhandel in Österreich, Slowenien, Ungarn, Tschechien, Kroatien, Rumänien und Bayern Verkaufsumsatz brutto 0,47 Mrd. 0,54 Mrd. +14,7% +14,4% 3. SES Spar European Shopping Centers in Österreich, Slowenien, Norditalien, Ungarn, Kroatien und Tschechien Verkaufsumsatz brutto 4) 2,45 Mrd. 2,64 Mrd. +7,6% Spar Österreich-Gruppe (Summe aus Punkten 1 und 2.) Verkaufsumsatz brutto 14,99 Mrd. 15,63 Mrd. +4,3% Spar Österreich-Gruppe inkl. SES (Summe aus Punkten 1., 2., und 3., wobei 3. ohne Interspar- und Hervis-Umsätze, da diese bereits in 1, und 2. enthalten sind) Verkaufsumsatz brutto 16,60 Mrd. 17,37 Mrd. +4,7% Bemerkungen: 1) in den Regionen: Südtirol-Trentino, Venetien, Friaul-Julisch-Venetien, Emilia-Romagna und Lombardei 2) wkb = wechselkursbereinigtes Umsatzwachstum (in jeweiliger Landeswährung). 3) wkv = Umsatzwachstum mit Wechselkursveränderungen (Umrechnung mit Jahresdurchschnittskurs). 4) Darin enthalten sind Interspar- und Hervis-Umsätze von Euro 847 Mio. (2020) bzw. 899 Mio. (2021). die Leute müssen wieder Lust auf Arbeit haben. Wichtig wäre es, die Lohnneben- kosten zu senken. Das hätte auch einen po- sitiven Effekt auf den leergefegten Arbeits- markt. Mehr Geld fürs Arbeiten zu bekom- men würde viele Menschen wieder in den Arbeitsprozess zurückbringen. Aber auch der Staat sollte die Krise nutzen, um schlanker und effizienter zu werden. Ist die Herausforderung im Bereich der Logistik nicht auch sehr groß, es fehlen überall LKW-Fahrer? Das ist eine Herausforderung. In Öster- reich können wir das ganz gut bewältigen. Wir sind hier für die Fahrer mit unserem Arbeitszeitmodell einer Viertagewoche und gut geplanter Arbeitszeiten sehr attraktiv. Wie hat sich eigentlich die Spar Holding entwickelt, also ohne Endumsätze der Kaufleute und Shoppartner? Die Gesamtkonzernbilanz für das Jahr 2021 der Spar Holding AG bestätigt die nachhaltig positive Entwicklung unseres Unternehmens: Der konsolidierte Konzern- Nettoumsatz stieg um 4,1 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Ertrags- steuern (EBT) betrug über 334 Millionen Euro. Das entspricht einer EBT-Marge von 2,6 Prozent. Die Eigenkapitalquote konnte erneut erhöht werden und beträgt 2021 starke 37,8 Prozent (2020: 36,1 Prozent). Abschließend darf ich in unserem Ge- spräch fragen, wie steht es um die Digita- lisierung? Das Thema Digitalisierung ist auch 2022 ein großer Schwerpunkt. Wie wichtig eine tadellos funktionierende Nahversorgung ist, hat sich gerade in der Pandemie gezeigt. Hohe Aufmerksamkeit legen wir daher auf die Logistikkette, die voll digitalisiert und mit innovativer Technik ausgestattet ist. Kürzlich wurde ein Forschungsprojekt ge- startet, bei dem mittels Künstlicher Intelli- genz (KI) die Lagerbestände prognostiziert werden sollen. „ Im Vergleich zum Bezinpreis sind wir im LEH günstig.“ MAG. FRITZ POPPMEIER, SPAR PRÄSIDENT UND VORSTANDS- VORSITZENDER 26 | REGAL 03-2022 Poppmeier-Interview.indd 2624.03.22 11:36HANDEL INTERVIEW In welcher Frequenz erfolgt die Anliefe- rung? Frischwaren werden in allen Ländern täg- lich, in Stoßzeiten sogar mehrmals täglich, zu den Märkten gebracht. Die Lebensmittel- und Non-Food-Produkte werden in den fünf Ländern über insgesamt 24 Lagerhäuser und Logistikplattformen an die Märkte ver- teilt. 17 davon betreiben wir selbst. In Italien nähert sich das neue Logistikzentrum in Monselice dem Vollbetrieb. Über 5.000 Mit- arbeiter arbeiten im Unternehmen in der Logistik, 2.700 davon in Österreich. Wie ist das Jahr 2022 angelaufen? Im Lebensmittelhandel laufen die Umsätze und auch die Marktanteilsentwicklung gut – auf dem Niveau von 2021. Trotz heraus- fordernden Rahmenbedingungen herrscht im SPAR-Team ein Geist der Zuversicht. Vielen Dank für das Gespräch. EUROSPAR RIEDL, St. Stefan im Rosental Poppmeier-Interview.indd 2724.03.22 11:36Ja zu Preis-Erhöhungen D ie Billa AG steht heute mit einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro stark da. Die Preispolitik empfindet Billa Einkaufs-Vor- stand Erich Szuchy als komplexes Thema. Hier fände man gerne im Handel den allei- nigen Schuldigen. „Würden wir die Preise erhöhen, dann würden wir in erster Linie sofort Marktanteile verlieren und die Men- gen würden zurückgehen.“ Gerade im Vor- jahr gab es einige Preiserhöhungen seitens Billa: „Wir haben alleine drei Preiserhöhun- gen bei Geflügel durchgeführt und die Mol- kereipreise erhöht. Das war auch richtig so.“ TEXT: MAGDALENA KRANABITL Erich Szuchy, Vorstand Einkauf und Category Management bei Billa diskutierte im „Wer nichts weiß, muss alles essen“-Podcast über Konsum- trends, Tierwohl und Preisschlachten. 55 Prozent O&G aus Österreich. Ein klares Bekenntnis gibt Rewe zur österrei- chischen Landwirtschaft ab. Szuchy: „Wir kaufen rund 55 Prozent der Obst und Gemü- se Produkte in Österreich. Bei Äpfel sind das 90 Prozent.“ Die Macht der Einkäufer sieht Szuchy gar nicht so groß. Jener war früher viele Jah- → Bei starken Preis-Steigerungen gehen Markt- anteil und Menge zurück → Billa: O&G zu 55 Prozent aus Österreich HANDEL AKTUELL „ Wir haben alleine drei Preiser- höhungen bei Geflügel durchgeführt und die Molkerei- produkte erhöht“ ERICH SZUCHY, Vorstand Einkauf und Category Management bei Billa O&G-ABTEILUNG im Billa Seiersberg-Pirka 28 | REGAL 03-2022 Billa_Szuchy.indd 2824.03.22 09:51→ Facts Seit Mai 2020: Prozent 100 Frischfleisch aus Österreich 2.500 lokale und regionale Lieferanten DIE O&G-ABTEILUNG samt Feinkost und Backshop re für Rewe in Östeuropa tätig. Darunter auch zwei Jahre als Billa-Chef in Bulgarien. Nur neun Prozent der Milchmenge nehme Rewe dem Markt ab. Der Billa Vorstand spart auch nicht mit Kritik an einzelnen Akteuren. „In der Wert- schöpfungskette passiert ja folgendes, dass sich einzelne herausnehmen, unkritisch überhöhen, und von oben herab andere, den Handel, am liebsten abkanzeln und ausrichten, was der alles falsch macht.“ Der Herkunftskennzeichnung steht der Billa-Vorstand positiv gegenüber. Wichtig sei jedoch, dass auch andere Vor- stufen miteinbezogen werden sollten, wie die Horeca. Stolz ist Szuchy über den Schritt im Mai 2020. Seitdem wird bei Billa das ganze Frischfleischsortiment nur noch aus Österreich bezogen: „Das war ein Kraftakt. Das hat uns einen sehr beträcht- lichen Millionenbetrag gekostet. Aber wir haben ihn bewusst getätigt.“ In diesem Schritt wurden bei der Pute österreichi- sche Produktionen ermöglicht. Aktuell hat Billa 2.500 lokale und regio- nale Lieferanten mit 25.000 Artikeln. Laut Szuchy wurde dieser Bereich mit einer neuen Organisation ausgebaut: „Hier sind sogenannte regionale Scouts tätig. Diese agieren als direkte Ansprechpartner für Klein- und Kleinstunternehmen in der Re- gion und helfen diesen, in die Verkaufsre- gale zu kommen.“ Die Lebensmittelverschwendung be- treffe nicht nur den LEH allein, meint Szu- chy: „In den Medien wird immer der Le- HANDEL AKTUELL bensmittelhandel an erster Stelle genannt. Es muss jedoch die ganze Kette betrachtet werden. Hierunter fällt auch die Industrie, die Landwirtschaft und am allermeisten die Haushalte.“ Der Billa-Vorstand sieht die Notwendigkeit, ein kollektives Be- wusstsein zu schaffen, durch das jeder sei- nen Beitrag leisten soll. Die Generation Z, teilweise Post-Mille- nials genannt, prägt und verfolgt ein kom- plett neues Weltbild. Der Geschmack steht nicht mehr an erster Stelle, so wie früher. Als wichtigstes Motiv für junge Menschen nennt Szuchy Tierschutz, gefolgt von Kli- maschutz. „Das sind Themen, über die ak- tuell viel zu wenig diskutiert wird. Ohne Tierwohl werden wir tagtäglich weitere Kunden verlieren.“ Tierwohl als Chance. Szuchy appel- liert, Tierwohl noch mehr in den Fokus zu rücken. In den vergangenen Jahren habe man sich zu wenig damit auseinanderge- setzt. Vor allem junge Menschen würden sich immer mehr von der Landwirtschaft abwenden: „Woher kommt das? Warum ist das passiert? Ich bin absolut überzeugt, dass Tierwohl und die Auseinanderset- zung mit den Themen und Ursachen ext- rem wichtig sind.“ Billa habe ein großes Engagement das Thema Tierwohl nach vorne zu treiben. Aktuell seien laut Billa- Vorstand einige Projekte am Laufen: „Wir müssen uns weiterentwickeln. Es braucht nennenswerte Schritte, sodass erlebbares Tierwohl direkt bei den Menschen an- kommt.“ 03-2022 REGAL | 29 Billa_Szuchy.indd 2924.03.22 09:51Next >