< PreviousTEXT: ROBERT FALKINGER Für alkoholfreie und alkoholreduzierte Biere sieht die Brau Union Österreich die größten Wachstumschancen. Bereits ein Viertel der Österreicher trinken regelmäßig alkoholfreies Bier wie der Bierkulturbericht zeigt. Zudem setzt der Bierriese verstärkt auf Regionalität und Digitalisierung. Gabriela Straka, Mitglied der Geschäftsleitung (Nachhaltigkeit, Unternehmenskommunikation) und Markus Kapl, Geschäftsfeldleiter LEH in der Brau Union Österreich Regionalität und weniger Alkohol REGAL: Wie lief es 2020? KAPL: Das Jahr 2020 war auch für uns – wie für alle – ein herausforderndes Jahr. Die Lust auf Bier konnte erfreulicherweise selbst der Virus nicht stoppen, der Konsum verlagerte sich verstärkt ins eigene Zuhause – wenn- gleich im Lebensmittelhandel leider auch bei weitem keine vollständige Kompensation der Mengenverluste aus der Gastronomie gelun- gen ist. Als direkter Zulieferer der Gastrono- mie, Hotellerie und Eventbranche wirkt sich deren monatelange Schließung natürlich „Auch wenn der Bier- markt im Handel schäumt – laut Nielsen kletterte 2020 der Biermarkt im Handel mengenmäßig um 13,3 Prozent hinauf - Gastronomieausfälle und Lockdown ma- chen der Branche schwer zu schaffen. Diese fordert von der Politik eine Halbierung der Biersteuer und eine rasche Öffnung der Gastronomie. Zu Recht. Der Trend zu alkoholfreiem Bier geht munter weiter.“ Bier MAG. ROBERT FALKINGER Redaktion REGAL REGAL SCHWERPUNKT 150 | REGAL 04-2021 direkt auf die Brau Union Österreich aus. Gleichzeitig konnten wir dennoch im LEH die Innovationen wie SOL, Zipfer Kellerbier, Wieselburger Zwickl, Linzer Bier erfolgreich am Markt einführen. Durch unser Portfolio an regionalen, nationalen und internatio- nalen Top-Marken, können wir immer und überall ein starker Partner sein. Folglich freut mich das erzielte Wachstum bei den Marken Zipfer und Wieselburger besonders. Grundsätzlich entwickeln sich aber alle Mar- ken sehr zufriedenstellend, insbesondere auch Gösser und Heineken. Im vergangenen Jahr hat sich zudem gezeigt, dass unsere Strategien in Richtung Regionalität und Digi- talisierung, die wir schon vor Covid einge- schlagen haben, richtig waren. Darauf wer- den wir auch künftig weiter verstärkt setzen, was uns zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt. Wie hat sich E-Commerce verändert? KAPL: Online-Shopping hat im Vorjahr, klarerweise verstärkt durch Covid, einen enormen Aufschwung erlebt. Mit Blick auf den Gesamt-LEH ist E-Commerce immer noch ein kleineres Pflänzchen, jedoch mit ei- nem sicherlich noch bei weitem nicht ausge- schöpften Potential. AF-Bier und Regionalität bleiben im Trend? STRAKA: Der Trend zu einem bewussten, gesunden Le- bensstil und verantwortungs- vollem Genuss lässt den Kon- sum von alkoholfreien Bieren seit Jahren steigen, wie sich beim Trendverlauf im Bier- kulturbericht der Brau Union Österreich zeigt: Bereits ein Viertel der Österreicher trin- ken regelmäßig alkoholfreies Bier. In der Kategorie der alkoholfreien und alkoholreduzierten Biere bestehen die größ- ten Wachstumschancen am Markt. Ein wei- terer Trend, der sich durch Covid-19 noch deutlicher ausgeprägt hat: Die Österreicher denken und trinken stark regional orientiert. Laut aktuellem Bierkulturbericht trinkt mehr als ein Drittel der Österreicher Bier am liebs- ten aus der eigenen Region. Regionalität wird auch weiterhin wichtig sein und noch mehr an Bedeutung gewinnen. An diesen Trends orientieren sich die Innovationen der Brau Union Österreich. 2021 wurde die „natürlich alkoholfrei“-Produktpalette um die neue Sorte Zipfer Hops 0,0 Kola-Zitron, das Zipfer Hell Alkoholfrei in der praktischen Dose für unterwegs sowie die regionalen alkoholfrei- en Sorten Puntigamer Pr0,0st und Wiesel- burger 0,0 % erweitert. Mit dem neuen Hard Seltzer Pure Piraña bringt die Brau Union Österreich einen Getränketrend aus den USA auf den österreichischen Markt. Pur prickelndes Wasser trifft auf Alkohol aus fermentiertem Zucker und natürliche Frucht in den drei Geschmacksrichtun- gen Grapefruit, Red Berries und Lemon Lime. Wie kann der Handel die Bierpräsentation verbessern? KAPL: Als umsatzstärkste Getränkewaren- gruppe ist Bier eine der wichtigsten Katego- rien im gesamten Handel. Bier steht für Mit- einander und Gemeinschaft – und bringt nicht zuletzt dadurch Frequenz in die Out- lets. Unser Ziel ist es, die Bierabteilung zu einem noch einladenderen Ort zu machen, einem Ort der voll auf die Bedürfnisse der Shopper ausgerichtet ist. Einen speziellen Fokus legen wir hier auch darauf, unsere Kunden bei der Point of Sale Arbeit bestmög- lich zu unterstützen. Mit unseren 50 Mitar- beiterInnen im Außendienst waren wir so auch in den vergangenen Monaten durch- gängig für den Handel da – freilich unter Ein- haltung aller notwendigen Sicherheitsvor- kehrungen. Gerade im vergangenen Jahr und den andauernden Gastronomie-Lockdowns hat sich des Weiteren auch die Bedeutung des Lebensmittelhandels für eine gelebte Bierkul- tur gezeigt. Im Super- markt vor Ort präsentiert sich die volle Vielfalt an österreichischen Bieren. Entscheidend ist dabei auch die Platzierung im Kundenlauf. Wenn ein Konsument die Getränke- abteilung betritt, ist sein Einkaufswagen noch nicht mit Getränken bestückt und es ist noch genügend Platz, um Produkte ins Wagerl einzuladen. Die Bereit- schaft für den Impulsarktikelkauf ist dabei am Anfang des Einkaufs auch noch bedeu- tend größer als am Ende der Einkaufstour. Forderungen an die Politik? STRAKA: Wir schließen uns dem Ruf des Brauereiverbandes nach ehestmöglicher Öff- nung der Gastronomie an, da wir glauben, dass ein kontrolliertes Öffnen mit Masken- und Registrierungspflichten, Abstand und Desinfektion möglich ist – selbstverständlich unter Einhaltung aller notwendigen Sicher- heitsvorkehrungen. Danke für das Gespräch. → Brau Union Österreich Facts Bierabsatz pro Jahr: über 5 Millionen Hektoliter Biermarken: 15 Biersorten: über 100 Mitarbeiter: 2.700 Quelle: Brau Union Österreich GABRIELA STRAKA, Mitglied der Geschäftsleitung MARKUS KAPL, Geschäftsfeldleiter LEH 4-2021 REGAL | 151Stiegl Geschäftsführer Thomas Gerbl im REGAL-Gespräch Stiegl baut AF-Bier aus Die coronabedingten Gastronomieausfälle verschoben 2020 die Umsätze stark in den Handel. „Wir konnten hier mit dem LEH gut mitwachsen,“ so Stiegl-Geschäftsführer Thomas Gerbl im REGAL-Gespräch. Mit dem neuen Stiegl Freibier 0,0% setzt man in Österreichs führender Privatbrauerei auf den alkoholfreien Biertrend. REGAL: Wie war das Jahr für Stiegl? GERBL: Es war ein extrem herausfor- derndes Jahr: Die Gastronomie hatte 136 Tage geschlossen und immerhin entfallen 40 Prozent unseres Absat- zes auf die Gastronomie. Die Umsät- ze haben sich demnach in den LEH verlagert. Dabei sind wir mit dem Handel entsprechend mitgewachsen, konnten jedoch den Gastronomie- ausfall nicht vollständig kompensie- ren. Die Situation im Handel war zu- dem sehr kompetitiv: Einerseits machten Regionalbiere Druck, ande- rerseits hat der Branchenprimus ein starkes Mengenwachstum forciert. Auf den Hütten lief auch nichts…. Tausende Fässer Bier wurden diesen Winter an den Pisten nicht getrun- ken. Dieses Bier haben wir zurückge- holt. Einen großen Teil mussten wir zwar vernichten, doch Not macht be- kanntlich erfinderisch. Gemeinsam mit der an- derskompetent GmbH haben wir ein Kreislauf- wirtschafts-Projekt ge- startet, haben das aus den Skihütten zurück- geholte Stiegl-Bier zu- rückgeholt und kurzer- hand zu Sirup, Chutney & Gelee eingekocht. Das wären durchaus auch für den Handel interes- sante Produkte. Wie lief die Neuheit Stiegl-Hell an? Es war ein mutiger Schritt, der sich aber gelohnt hat. Wir brachten da- mals mitten in der Corona-Krise als einzige Brauerei eine Bierinnovation. Ursprünglich wollten wir zwar in der Gastronomie starten, mussten dann aber umdisponieren und eben mit dem Handel loslegen, wo wir unseren Neuzugang massiv am POS gepusht haben. Die Entwicklung hat unsere Pläne übertroffen und mittlerweile ist das Stiegl-Hell bei uns bereits die zweitstärkste Sorte. Der Erfolg führte dazu, dass auch in der Gastronomie – trotz Pandemie – große Nachfrage nach unserem Hellen besteht. Vom Erfolg profitiert natürlich auch unser Stiegl-Goldbräu. Innovationen 2021? Wir bringen heuer zwei große Inno- vationen. So greifen wir den Trend zu alkoholfreien Bieren auf und starten mit dem neuen Stiegl Freibier 0,0% in der 0,5 Li- ter-Mehrwegflasche, das mit dem schon vorhandenen Stiegl Freibier Alkoholfrei im Handel abgetauscht wird. Un- ser Chef-Braumeister Christi- an Pöpperl hat intensiv daran getüftelt und 100 Prozent ge- geben, dass 0,0 herauskommt. Das Besondere daran: wir ar- beiten mit natürlichem Hop- fen und ohne Aromen. Er- gänzt wird unser naturtrübes zu 100% alkoholfreies Stiegl durch eine Biermischvariante mit Zitrone, die wir in die 0,33 Liter-Einwegflasche füllen. Wir haben diese fruchtige al- koholfreie Variante bewusst nicht als Radler positioniert, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen. Alkoholfrei im Trend, aber ein Nischen markt? Das Segment verzeichnete in den letzten Jahren ein Wachstum von 40 bis 60 Prozent. Wenn das so weiter- geht, dann ist dieser Trend gekom- men, um zu bleiben und vor allem in die Breite zu gehen. Wie war der Export? Natürlich wirkt sich die Pandemie auf den Export aus. Doch zum Glück sind wir in einigen Exportländern – etwa in den USA – auch im LEH vertreten und konnten so den Gastro-Ausfall kom- pensieren. Für heuer haben wir uns vorgenommen, uns auf unsere Top-5-Exportländer zu konzentrieren. Stiegl hatte auch im Handel das Glück, dass mit einer Hofer-Listung der Aufschwung im Handel mitge- nommen werden konnte. Ja, mit der Listung unseres Stiegl-Gold- bräus in der 0,33-Liter-Einweg sowie in der Dose sind wir recht zufrieden. Danke für das Gespräch! → Stiegl Facts: Ausstoß: rund eine Million Hektoliter Mitar- beiterInnen: 750 CO 2 -Ausstoß: 103g CO 2 pro Halbe Stiegl-Bier Quelle: Stiegl 152 | REGAL 04-2021REGAL: Wie lief es im letzten Jahr? MAARTEN SCHÜRMANN: Dank des star- ken Portfolios ist es AB InBev im Jahr 2020 gelungen auf einer massiven Erfolgswelle zu reiten. Nachdem wir uns entschlos- sen haben den österreichischen Markt selbst zu bespielen und im April 2020 die AB-InBev Austria GmbH gegründet haben, konn- ten wir ein außergewöhnliches Volumenwachstum von 28,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielen. Auch wertmäßig haben wir ein außergewöhnliches Wachstum von 32,9 Prozent er- zielt. Ausschlaggebend waren hier unsere Premium- / Super-Premi- um-Marken. Auch unser Team wächst in einem rasanten Tempo. Bei welchen Marken war das größte Wachs- tum? Die Marke Corona hat mit einem Plus von 63,2 Prozent das Wachstum angeführt und Maarten Schürmann, Country Manager Austria & Switzerland bei AB-InBev Marke Corona im Fokus → AB-InBev Austria 2020: Zweistelliges Plus damit Franziskaner zum ersten Mal, bezogen auf Volumen, übertroffen. Franziskaner ist in der Tat seit Jahrzehnten unser Hauptprodukt hier in Österreich. Franziskaner ist dank sei- ner bayerischen Seele immer noch eines der bevorzugten Weizenbiere in Österreich, wir planen aber auch für die Marke Corona ein ehrgeiziges Wachstum. Unser Ziel ist es, die Marke Corona in die Top 10 der meistver- kauften Biere zu bringen. Österreich zählt intern zu den sogenannten „Expansions- märkten“ von AB-Inbev. Wir können jederzeit auf die Unterstützung des internationalen Supportteams mit Sitz in Mailand und Leuven zu- greifen. Wir wollen in Österreich nachhaltig wachsen. Corona-Effekte? COVID-19 brachte einige neue Verbrauchertrends auf den Markt. Der erste Trend ist, dass die Leute dazu neigen, größere Packungen als zuvor zu kaufen. Hamsterkäufe, um die Anzahl an getä- tigten Einkäufen zu reduzieren, waren die Hauptfolgen der ersten Lockdowns. Zusätz- lich sehen wir, dass ein sehr hohes Interesse besteht, neue Produkte kennen zu lernen. Unter Berücksichtigung beider Verbraucher- trends versuchen wir unser vielfältiges Port- TEXT: ROBERT FALKINGER MAARTEN SCHÜR- MANN, Country Manager Austria und Switzerland 154 | REGAL 04-2021→ AB-InBev Facts Umsatz weltweit (2019): rund 43,3 Milliarden Euro (exkl. Joint Venture und assoziierter Unternehmen Bier- marken: 500 Quelle: AB-InBev folio aktiv in den Fokus zu rücken. So haben wir für Leffe Blond, ein echtes belgisches Ab- teibier, eine 75-cl-Flasche eingeführt. Für die Marke Corona kommt ein neuer 12er-Pack in die Regale. Wo liegen 2021 die großen Schwerpunkte? Die Marke Corona hat für uns weiterhin höchste Priorität. Neben dieser starken mexi- kanischen Marke rücken wir unser vielfälti- ges belgisches Markenportfolio in den Vor- dergrund, da wir in diesem Segment viel Po- tenzial sehen. Stella Artois ist neben der Marke Corona und Bud eine unserer globalen Marken, mit der wir im Bierstil „Lager“ unse- ren Marktanteil ausbauen möchten. In Bezug auf Bierspezialitäten konzentrieren wir uns verstärkt auf Leffe und Hoegaarden, da der Verbraucher, bedingt durch die Craf- beer-Welle, experimentierfreudiger wurde. Werbeschwerpunkte Die beste Werbung sind unsere Konsumen- ten bzw. zufrieden Kunden. Deshalb möch- ten wir die Marke Corona durch die Einfüh- rung verschiedener Verpackungseinheiten für alle Konsumanlässe verfügbar machen. Auf welche aktuellen Biertrends setzt man? Das Qualitätsbewusstsein rückt bei den Ver- brauchern immer mehr in den Mittelpunkt. Unsere wichtigsten deutschen Marken wer- den nach dem deutschen Reinheitsgebot ge- braut. Die gesamte Welt der Marke Corona ist tief mit der Natur verbunden. Daher setzen wir uns kontinuierlich für nachhaltige Tech- nologien zum Schutz der Natur ein. Vor kur- zem haben wir uns einer neuen Technologie verschrieben, die überschüssige Gerste in Verpackungsmaterial umwandelt. Daneben setzen wir unser Engagement gegen Kunst- stoffverschmutzung fort und verfolgen eine klare Strategie: Vermeidung, Abfangen und Neugestaltung der Art und Weise, wie wir Einwegkunststoff verbrauchen. Schürmann: „Um zu zeigen, wie tief wir mit der Natur ver- wurzelt sind, führen wir dieses Jahr eine neue Corona-Verpackung ein. Dadurch be- steht unser Bier zu 100% aus natürlichen Zutaten, worauf wir sehr stolz sind.“ braukunst auf höchster stufe. Jetzt -100 % * *Alkohol rein natürliche Zutaten keine künstlichen Aromen und Zusatzstoffe naturtrüb sanft entalkoholisiert für ehrliche 0,0 % AlkoholREGAL: Welche Bier-Trends erwar- ten Sie für die Zukunft? MARKUS BETZ: Ein großer Vorteil für uns als Großhändler ist zweifels- ohne, dass wir durch unsere Shops sehr nahe am Endkunden sind. Ein großer Trend der letzten Jahre sind auf jeden Fall Hazy-Biere. Darunter versteht man intensiv fruchtige India Pale Ales, die im New-England-Stil gebraut sind. Sie bestechen durch ei- nen vollen, weichen Körper, wenig Bittere und ansprechende Fruchtaro- men, die durch Beigabe verschiede- ner Aromahopfen entstehen. Das zweite Charakteristikum dieses Stils ist eine starke Trübung, ähnlich ei- nem Zwickl. Diese Trübung (haze) entsteht durch die Beigabe von Hafer- oder Weizenflocken, die gleichzeitig für das cremige Mundgefühl sorgen. Dieser Stil geht seit einigen Jahren förmlich durch die Decke und wird als Trend sicherlich noch länger er- halten bleiben. Sehr spannend wird in den nächsten Jahren auch sein, wie sich das veränderte Kaufverhalten der Konsumenten in Richtung On- line-Shopping – nicht zuletzt wegen Covid-19 – entwickeln wird. Ich glau- be, dass der Großteil der Verschie- bungen des letzten Jahres auch zu- künftig beibehalten wird und es im- mer mehr hin zu Hybrid-Shopping, also einem On- und Offline-Mix, ge- hen wird. Verpackungstrends? Speziell bei den jüngeren Brauern ist die Dose im Vormarsch – auch wenn eine Abfüllung in dieses Gebinde be- stimmt nicht die einfachste Variante ist. Trotzdem vertrete ich die Mei- nung, dass es die Verpackung der Zu- kunft ist. Die Flasche wird dadurch natürlich nicht an Bedeutung verlie- ren, aber die Dose wird in den nächs- ten Jahren bestimmt eine adäquate Alternative darstellen. Einen Mik- ro-Trend, den wir international beob- achten können, ist die Spezialisie- rung auf 0,44 Liter-Dosen. Im inter- nationalen Spezialitäten-Segment ist die 0,44er-Dose kaum mehr wegzu- denken und wird in Kürze – aller Vor- aussicht nach – auch hierzulande voll einschlagen. Hat sich die Zielgruppe beim Bier geändert? Positiv ist zu beobachten, dass sich durch die große Vielfalt an Ge- schmacksrichtungen und Bierstilen auch immer mehr Frauen für Bier in- teressieren. Ganz allgemein und für ganz Österreich ein Erfolg ist die Viel- falt und Breite, die sich in den letzten Jahren in Österreich entwickelt hat. Ammersin steht ja für Biervielfalt. Mittlerweile befinden wir uns in Österreich im Hinblick auf die Bier- vielfalt in einem gesegneten Land. Hier ist Ammersin als Importeur von vielen kleinen und großen internatio- nalen Biermarken die erste Ansprech- person für den Handel. Internationa- le Player wie BrewDog aus Schott- land, Thornbridge aus England, Sierra Nevada aus den USA oder zu- letzt Garage aus Barcelona finden sich in unserem Portfolio. Wir setzen auf langlebige und dauerhafte Part- nerschaften, die unsere Position stär- ken. Durch unsere Shops sind wir auch für Konsumenten, wenn es um Sortimentsvielfalt in Sachen Bier in Österreich geht, klar die Nummer eins. Unser umfangreiches Portfolio ergänzt eine eigene Mikrobrauerei, die Muttermilch – Vienna Brewery. Sie dient uns als Ideen- und Entwick- lungsschmiede. Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus? Im Handel wünsche ich mir ganz klar mehr Kühlflächen für Bier, denn Bier ist ein Frischeprodukt. Gekühltes Bier ist nicht nur eine Frage für den Endkonsumenten, der raschen Ge- nuss sucht, sondern auch ganz klar ein Qualitätsthema. Markus Betz, Diplom-Biersommelier bei Ammersin Herr Betz, was sind die Trends? → Hazy-Bier und Dose gefragt TEXT: ROBERT FALKINGER Markus Betz 156 | REGAL 04-2021JETZT PROBIEREN! Jeden Moment voll auskosten. Natürlich alkoholfrei. Mohrenbrauerei: Vorstoß mit dem Dosengebinde Die Mohrenbrauerei aus Dornbirn in Vorarlberg schlägt sich tapfer. Ge- schäftsführer Thomas Pachole zu RE- GAL: „Der LEH konnte 2020 die Ein- bußen bei unseren Eigenprodukten kompensieren. Das Jahresminus von circa sechs Prozent resultierte in ers- ter Linie durch den Wegfall der Han- delsware, verursacht durch die ge- schlossene Gastronomie. Der private Konsum hat im letzten Jahr sehr stark angezogen. Der Trend ging ungebrochen in Richtung unse- res Top-Sellers Mohren Spezial.“ Der Renner kommt im Vorarlber- ger LEH lt. Nielsen auf einen Marktanteil von knapp 30 Pro- zent. Gut lief auch das Gemein- schaftsprojekt mit der Brauerei Frastanz für die Getränkemarke VOÜS. Die neue AFG-Ran- ge wurde höchst erfolg- reich im Vorarlberger LEH eingeführt. Mit Anfang dieses Jahres wurde die Produkti- on der PET-Flaschen ein- gestellt. Dafür geht neu das Mohren Pfiff jetzt auch in der praktischen 0,33 Liter Dose für unterwegs ins Rennen. Als weitere Neuheit startet den Radler sauer in der 0,5 Liter Dose. „Auch heuer wird unser Mohren Spezial im Mittel- punkt stehen. Im Sommer wird es hierzu eine „Spezi- al-Sommer-Promo“ geben“, so Pachole. Auch den Standort hält der Biermanager mit Investitionen zu- kunftsfit. In den letzten Monaten wurde intensiv in die Bereiche Nach- haltigkeit und Technik investiert. Pa- chole: „Die Kerninvestition ist unsere neue Flaschenabfüllanlage mit einem Volumen von zwei Millionen Euro.“ BIER SPEZIALD i e Starkenberger Brauerei aus dem klei- nen Tarrenz in Tirol macht ordentlich Dampf. Bernhard Prosser, der 36 Pro- zent der Anteile hält, zündet mit seinem Part- ner und Mehrheitseigentümer Martin Steiner, den Expansionsturbo. „Wir wollen in den nächsten Jahren jedes Jahr zweistellig wach- sen. Wir wollen die Listungen im LEH deut- lich ausweiten und dort stärker Fuß fassen“, so der ehemalige Egger Getränke-Geschäfts- führer im REGAL-Gespräch mit Blick auf ei- nen Starkenberger LEH-Anteil von 20 Prozent und die glanzfeinen Wachstumsraten aus dem letzten Jahr. Starkes Plus im LEH. Prosser: „Wir sind in Tirol klarer Wachstumssieger und sind mit Starkenberger Bier im Handel um fast 20 Pro- zent gewachsen. Damit bewegen wir uns deutlich stärker als der Gesamtmarkt. Spar und M-Preis haben massiv auf regionale Mar- ken gesetzt und uns super unterstützt. Wir sind das Bier mit dem stärksten Wachstum und dem kleinsten Aktionsanteil“. Denn die- ser beträgt bei der Tiroler Brauerei nur 21,5 Prozent. Österreichweit liegt der Ak- tionsanteil für Bier bei über 60 Prozent. Export. Wachstumspoten- zial leuchtet auch abseits der Tiroler Grenze. So marschiert die Regionalbrauerei schon dieses Jahr mit Listungen u.a. bei M-Preis über die Tiroler Grenze nach Südtirol und Italien. Auch Wien hat BierprofiProsser als nächsten Schritt im Visier. Tiroler Brauerei auf Wachstumskurs Starkenberger gibt Vollgas → Neues Design, Neuer Claim → Wien, Südtirol, Italien im Visier TEXT: ROBERT FALKINGER Tirol, Tirol, Tirol. Der starke Wachstums- kurs führt zudem über die Gastronomie, wo die Brauerei mit 80 Prozent Anteil traditionell gut verankert ist. „Die Tiroler Wirte wollen ein Tiroler Bier“, so der gebürtige Tiroler Pros- ser und bietet mit dem Starkenberger Tiroler Heimatbier ein Bier an, das zu 100 Prozent mit Tiroler Gerste gebraut wird. 16 Vertragsbau- ern liefern zu. Rückenwind bekommt Prosser auch von Konsumentenseite. Laut einer Stu- die der Wirtschaftskammer Tirol wollen neun von zehn Leuten ein regionales Bier. Prosser zieht deshalb gleich einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel. „Ab Mitte Mai starten wir mit einem völlig neuen Design unseres gesamten Produktportfolios. Das Erscheinungsbild wird frischer und einheitlicher“, so der Mana- ger, der werblich Social Media forciert. Das Bier tritt künftig noch Tirolerischer auf. Der neue Claim ruft: tirol sei`bier !“ Im Zielgruppenfernrohr liegt einer- seits der klassische Regionalitätskäu- fer und andererseits der Tourist, der ein Bier aus Tirol genießen will. Den Brauereistandort in Tarrenz westlich von Innsbruck will der um- triebige Biermanager demnächst Schritt für Schritt erneuern und für weiteres Wachstums zukunftsfit ma- chen. → Starken- berger Bier Facts Umsatz 2020: 4 Millionen Euro (2019: 5,8 Millionen Euro) Bierausstoß 2020: 20.000 Hektoliter (2019: 38.000 Hektoliter) Anteil LEH: 20 Prozent Anteil Gastronomie: 80 Prozent Quelle: Starkenberger Bier Bernhard Prosser 158 | REGAL 04-2021Bierland Österreich 2020 Gesamtausstoß: rund 9,6 Millionen Hektoliter (-4,2% vs 2019) Inlandsabsatz: rund 8,3 Millionen Hektoliter (-4% vs 2019) Gesamtumsatz der Brauereien: 1,4 Milliarden Euro Steueraufkommen: rund 700 Millionen Euro Marktanteil Lager/Märzen: 68% (+1% vs 2019) Marktanteil 0,5 Liter Glasflasche: 52% Marktanteil 0,33 Liter Flasche: 10% Mehrweg-Anteil Inland 2020: 66% Quelle: Österreichischer Brauereiverband Aktionsanteil für Bier österreichweit: bei über 60 Prozent. Ottakringer: Imagekampagne Ottakringer trommelt seit April mit einer österreichweiten Imagekam- pagne. Unter dem Slogan „Das Frisch der Stadt“ betont die Wiener Brauerei ihre Position als urbane Stadtbrauerei. Noch bis Mitte Sep- tember spielt das Unternehmen in drei Wellen österreichweit TV-Spots aus und setzt in Ostösterreich Wer- beaktivitäten mit Plakaten und City Lights. Ein starker Fokus liegt zu- dem auf Digital- und Social Media. Kerstin Neumayer, Marketing- leiterin der Ottakringer Brauerei: „Unsere neue Kampagne unter- streicht das, wofür wir stehen: Otta- kringer ist DAS Bier aus der Stadt. Und genauso ist auch das Lebens- gefühl, welches die Marke reprä- sentiert.“ Auch das neue Bio Zwickl wird werblich unterstützt. Mehrweg & Nachhaltigkeit. Daneben hat Ottakringer, die künf- tig auch klimaneutral produziert, mit April auf eine braune 0,5 Liter-Mehrweg- flasche umgestellt. „Die grüne 0,5 Liter Mehrwegflasche wurde als solche nicht erkannt“, so Ottakringer-Geschäftsfüh- rer Tobias Frank. Bisher hat Ottakringer den Einweg-Bereich mit der Dose und der 0,3-Liter Einwegflasche forciert. In Wien beträgt der Mehrweganteil 24 Pro- zent. Daran will sich Frank orientieren. BIER SPEZIAL MUTTERMILCHBREWERY.ATNext >