< PreviousSTEIERMARK R und 2.000 Geschäfte gibt es in der Stei- ermark, die dem Lebensmittelhandel zugehörig sind. Konkrete Lebensmit- telgeschäfte sind es 400 an der Zahl. Das ak- tuell heißeste thematische Eisen: die bevor- stehende Bauordnungsnovelle. Zweistöckiges Bauen ab 400 m² Fläche, unter- oder oberirdi- sche Parkplätze & Co – Entscheidungen, die Sigrid Spath nicht für gut heißen kann. „Das sind Entscheidungen, die nicht gut durch- dacht sind“, so die steirische Obfrau des Le- bensmittelhandels. Erst 2020 wurde das Baugesetz novelliert. Nun soll vor allem gegen Handelsbetriebe „geschossen“ werden. „Diese geplante Novel- le würde für die steirischen Handelsbetriebe massive Belastungen und Aufwendungen für begonnene Projekte bedeuten sowie die Nah- versorgung im ländlichen Raum zusätzlich gefährden“, so Spath. Die Nahversorgung im ländlichen Raum – ein Thema, das ohnehin nicht einfach ist. Denn Gemeinden ohne Nahversorgung gibt es nach wie vor. Woran es oft hakt, ist das feh- lende Bewusstsein. „Viele Gemeinden wün- schen sich zwar einen Nahversorger, aber wenn die Bevölkerung im örtlichen Geschäft zu wenig einkauft, gibt es für den ansässigen Händler keine wirtschaftliche Überlebens- chance. Man muss vorher etwas tun. Eine Gemeinde ohne Nahversorgung ist halb tot. Wenn einmal kein Geschäft mehr da ist, wird es immer schwieriger.“ Gleichberechtigung. In einigen Ge- meinden wurde versucht, die Situation mit Wirtschaftskammer Steiermark: Gremialobfrau Sigrid Spath über aktuelle Entwicklungen Nein zur Baugesetz- Novelle! → 400 Lebensmittelgeschäfte in der Steiermark → 20 Prozent mehr Mitglieder im Lebensmittelhandel Boxen zu lösen. „Das kann jeder selbst ent- scheiden. Was mir wichtig ist, ist eine gesetz- liche Gleichstellung. Die 72 Stunden Öff- nungszeit sollten für alle gleichermaßen gel- ten“, so Spath im REGAL-Gespräch. Neugründungen. Interessant ist die hohe Zahl an Neugründungen im Lebensmittel- handel. Im Zeitraum 2018 bis 2022 nahm die Mitgliederanzahl um über 400 Personen zu. „Eine Steigerung um 20 Prozent.“ Ein Bei- spiel, etwa im Großraum Graz, ist die Zu- nahme von Lebensmittel-Zustelldiensten. Und auch der steigende Verkauf über Auto- maten spiegelt sich in den Anmeldungen wider. Kosten und Spannen. Für Herausforde- rungen sorgt die Spannen- und Kostensitua- tion auch in der Steiermark. „Ich verwehre mich, wenn Politiker sagen, der Handel macht sich ein Körberlgeld. Die Spannen werden immer kleiner.“ Neben steigenden Ener- giekosten weist Spath auch auf Verfügbar- keiten hin. „Aktuell gibt es noch keinen Warenengpass. Aber ‚derzeit nicht ver- fügbar‘ könnte es künftig öfter zu lesen geben.“ VON VERENA SCHNEEWEIß SIGRID SPATH, steiri- sche Obfrau des Lebensmittelhandels „Die 72 Stunden Öffnungszeit sollten für alle gleicher- maßen gelten.“ SIGRID SPATH BILLA PLUS, Mürzzuschlag, Brot 60 | REGAL 04-2022STEIERMARK A uf der Uni träumte sie vom Event-Management. Nun kam alles anders. Jetzt führt sie ei- nen neuen Adeg-Markt. Dabei ist Vik- toria Kogler erst 23. Doch sie hat sich mit ihrem Partner Dominik Reiterer ihr eigenes Business aufgebaut. Ge- meinsam verknüpfen sie nun im Klee- blatt-Standort ihre Studienkenntnis- se aus den Feldern Projektmanage- ment und IT mit der Praxis. „Ich habe während des Studiums die Adeg-Aka- demie besucht, wir haben uns Kapital aufgebaut und einen Kredit aufge- nommen“, so Kogler gegenüber RE- GAL. Der Name Kogler ist kein unbe- kannter im Adeg-Imperium. Mit dem Vierfach-Kaufmann Franz Kogler als Vater, schnupperte Viktoria Kogler schon in Kindertagen Adeg-Luft. Investment. Jetzt wollte sie aber ihr eigenes Ding machen. Und das hat sie. Das Schmuckstück steht in Gers- dorf an der Feistritz. In der Nähe von Hartberg. 400 m² Verkaufsfläche plus 50 m² Café. Die Gemeinde stellte das Gebäude auf, Kogler und ihr Partner zahlen Miete. Rund 50.000 Euro steckte das junge Unternehmerpaar in seinen Traum. Der Zufall wollte es, dass der Adeg- Markt der neueste seiner Generation ist und optisch einige Neuerungen aufwartet. Jetzt heißt es Kleeblätter statt Blumenwiese. Und der Post- schalter fügt sich farblich ins Gesamt- konzept. „Eine Besonderheit bei uns ist die Platzierung der Feinkost im Eingangsbereich. Wir wollten Café, Feinkost und Kasse eng beisammen haben.“ Digitale und regionale Schman- kerl. Besonderheiten gibt es in Gers- dorf einige, denn der Markt trägt eine moderne Handschrift. So wurden ei- nige Bereiche digitalisiert. Dazu ge- hört ein Lieferdienst mit elektroni- schem E-Scooter ebenso wie elektro- nische Preisschilder. Und im Café können Kunden via QR-Code bestel- len. „Ideen hätten wir noch viel mehr, aber wir wollen uns in einem ersten Schritt aufs eigentliche Geschäft kon- zentrieren“, lacht Kogler. Im Umsatz liegt die Neo-Adeg- Kauffrau bereits über Plan. Mit neun Mitarbeitern macht Kogler aktuell täglich über 3.000 Euro Umsatz. „Un- ser persönliches Ziel sind 4.000 Euro.“ Besonders positiv überrascht, auch aufgrund der Pandemie im Rücken, ist die Unternehmerin über die positive Entwicklung im Café. In den Regalen setzt Kogler verstärkt auf Regionales. „Uns beliefern Schaf- und Milchbau- ern, wir haben Hühnerfleisch aus der Umgebung sowie regionalen Reis, Süßkartoffeln und Salat.“ Auch daran, Lebensmittel nicht zu verschwenden, haben die jungen Unternehmer ge- dacht. Frisches Obst und Gemüse kann im Café für Smoothies und Co. verwendet werden. „So bleibt der Obstverderb gering.“ Die 23-jährige Viktoria Kogler ist die neue „Jung“-Heldin der Rewe-Kaufleute Adeg-Vorstoß in der grünen Mark → Neuer „400er“-Adeg in Hartberg → Elektronische Preisschilder VON VERENA SCHNEEWEIß 04-2022 REGAL | 61STEIERMARK Fest verwurzelt mit der Steiermark. So sieht Estyria Geschäftsführer Wolf- gang Wachmann sein Unternehmen. „Die Steiermark ist unsere wirtschaft- liche Wurzel. Unsere Eigentümer sind steirische Landwirte und alle Produk- tionsstandorte befinden sich in der Steiermark“, erzählt Wachmann im REGAL-Interview. „Wir ernähren Menschen genussvoll und gesund. Dabei spielt unsere Heimat natürlich eine wichtige Rolle. Ein großer Teil unserer Vertragslandwirte kommt aus der Steiermark. Unsere wichtigste Marke Steirerkraft ist ursteirisch und trägt die Regionalität bereits im Na- men.“ Der Erfolg gibt dem Regional-En- thusiasten recht: Im letzten Wirt- schaftsjahr konnte Estyria einen Um- satz von 69 Millionen Euro erwirt- schaften. Einzig die Gastro-Schiene litt. „Alle anderen Bereiche entwickel- ten sich plangemäß.“ Was die allge- mein schwierige Lage am Rohstoff- markt betrifft, wird für Estyria Ent- warnung gegeben: „Unser wichtigster Rohstoff ist der Kürbiskern g.g.A. Wir sind in der glücklichen Lage, hierfür mit unseren Vertragslandwirten gut und zuverlässig zusammenzuarbei- ten.“ Innovation. Die Snack-Produktion mit dem neuen Ecodry-Verfahren be- ginnt im zweiten Quartal. „Wir prä- sentieren die Produktinnovation bei unseren Kunden ab Mai/Juni mit at- traktiven Markteinführungsaktivitä- ten. Das ganze Sortiment gibt es auch auf der Biofach im Juli zu sehen und zu verkosten. Es wird die neue Art des Snackens.“ Rohstoff-Lage bleibt für Estyria stabil Rondo Ganahl eröffnet neues Druckzentrum im Herbst Geschäftsführer Wolfgang Wachmann Bei Rondo Ganahl in St. Ruprecht ist viel passiert im letzten Jahr. Das Well- pappewerk wurde um eine neue Pro- duktionshalle erweitert. „Damit kön- nen wir unseren Output um zehn bis 15 Prozent steigern“, sagt Karl Pucher, Geschäftsführer in St. Ruprecht. Rund 15 Millionen Euro wurden alleine in die Gebäudehülle investiert, die Ma- schinen kosten weitere zwölf Millio- nen Euro. Ein starkes Commitment zum Wirtschaftsstandort Steiermark. „Wir entwickeln uns immer gemein- sam mit unseren Kunden – und sind hier in einer Umgebung, in der diese ständig wachsen“, so Pucher im RE- GAL-Gespräch. Rund zwei Drittel der produzierten Artikel gehen in den Le- bensmittelbereich. Von O&G bis hin zu Wein und Milch. Wie wichtig ins- besondere der Bereich Obst & Gemü- se ist, zeigt das unternehmenseigene Aufrichtezentrum für Obst- und Ge- müsetassen nur wenige Minuten vom Wellpappe-Werk entfernt. Große Verarbeitungstiefe. Die große Besonderheit im steirischen St. Ruprecht: Digital, Offset, Flexo – drei Verarbeitungsverfahren, die an einem Standort vereint werden. Neben dem Flexodruck für hohe Auf- lagen, sind auch Offset- und Digitaldruck stark nachgefragt. „Hier gibt es keine Initialkosten. Au- ßerdem kann bei jedem Auftrag das Sujet verän- dert werden.“ Spannend daher besonders für Limi- ted Editions, Saisonwaren oder etwa Start-ups. Die Mindestgrö- ße beziffert Pucher mit etwa 2.000 Stück, es laufen aber bereits Produk- tionsaufträge mit über 30.000 Stück auf einer Maschine. Die Digitaldruckmaschine produ- ziert bereits in den neu geschaffenen Räumlichkeiten. Ein Ausbau auf Drei- schichtbetrieb ist geplant. Die beste- hende Offsetdruckmaschine wird durch eine neue ersetzt. Größeres Format, schneller. Auch eine Klebe- maschine und eine Flachbettstanze stehen auf der Investitionsagenda. Ab Herbst wird das Druckzentrum dann im Vollbetrieb laufen. Wachstumstreiber sind aktuell alle Produkte: Transport-, ebenso wie Verkaufsverpackungen und Displays. „Braune Verpackungen wachsen auf- grund des vermehrten Onlinehan- dels. Wir haben hier etwa eine Ver- sandverpackung mit Rücksendefunk- tion entwickelt.“ Aber auch bei bunt bedruckten Produkten geht die Kurve nach oben. Und: „Auch Zweitplatzie- rungen, die unter der Pandemie etwas gelitten haben, haben sich wieder er- holt.“ Foodprint . Im Unternehmen selbst ist CO 2 -Foodprint ein großes Thema. Aktuell wird das Hauptwerk mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Der Strombedarf im Aufrichtezentrum wird bereits von der bestehenden Photovoltaikanlage unterstützt. Die Stapler sind auf Elektro-Betrieb um- gestellt. In naher Zukunft soll im Nahverkehr mit E-LKWs zugestellt werden. Karl Pucher, Geschäftsführer 62 | REGAL 04-2022AKTIONEN am Gondelkopf H ofer macht bei der laufenden Modernisierung seiner Filia- len Dampf. So gab es vor kur- zem einen Schwerpunkt in Oberös- terreich. Dabei erstrahlen die Filia- len in Gmunden, Mondsee, Timelkam und Ampflwang in neuem Glanz. Zumeist baut Hofer auch etwas aus. Die Verkaufsflächen betragen wie in Timelkam oder Ampflwang rund 1.100 Quadratmeter. In Gmunden kommt Hofer auf 950 Quadratmeter. VON GREGOR SCHUHMAYER Oberösterreich: 530 Märkte. Österreichweit be- treibt Hofer mittlerweile schon 530 Märkte. 12.000 Mitarbeiter sind be- schäftigt. Die neuen Märkte zeichnen großzügige Platzverhältnisse, mo- dernes Ladendesign und effiziente Filialtechnik aus. Der 954 Quadrat- meter große Markt in Gmunden er- füllt alle Ansprüche in Sachen Ener- gieeffizienz: So wird für die gesamte Energieversorgung 100 Prozent Grünstrom aus Österreich verwen- det. In der modernisierten Filiale kann der Einkauf richtig genossen werden: Leichte Orientierung und ein übersichtliches Regalkonzept bieten einen besseren Überblick. Für eine angenehme Atmosphäre sorgt eine helle, moderne und freundliche Raumgestaltung. Damit ein entspannter Einkauf garantiert ist, kümmert sich ein Team von 16 Mitarbeitern und ein Lehrling um die Kunden. Bis zu 40 Sorten an Brot und Gebäck warten in der Backbox, der Großteil davon von regionalen Bäckern aus Österreich. HANDEL AKTUELL Hofer in der Offensive → Neue Märkte mit übersichtlichem Regal- konzept und Backbox Im Verbund mit VIVANESS2022 Internationale Fachmesse für Naturkosmetik Zutritt nur für Fachbesucher #intoorganic BIOFACH Futter für alle Sinne Endlich wieder echte Begegnungen! Endlich wieder in die große Bio-Community eintauchen: live, nah und in natura. Ein buntes, vielfältiges Angebot sehen, greifen, riechen, schmecken. Ein Fest für die Sinne, wie wir es lange vermisst haben. Das alles ist die BIOFACH 2022 – Glücksmomente inklusive! Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel Nürnberg, Germany 26.-29.7.2022 Einmalig als Summer Edition biofach.de/newsletter Hofer.indd 6328.04.22 15:27EUROPARK IN SALZBURG Nach einem Umsatzminus von 13 Prozent im Krisenjahr 2020 sind die 30 Shopping- Standorte der SES wieder auf dem Weg zurück. Ein Umsatzplus über alle Länder von 7,6 Prozent auf 2,64 Milliarden Euro (mit 1.800 Händlern), 70 neue Shops in den Malls und 830.000 Quadratmeter gema nagte Shopflächen sind die Eckdaten des vergangenen Jahres. In Österreich stieg der Händler-Umsatz um 6,5 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro. HANDEL ZENTREN Spar Zentren tanken sich zurück FOTO: JANEZ KOTAR GROSS-INVESTITION in das neue EKZ Aleja in Ljubljana 64 | REGAL 04-2022 SES_Andexlinger 2.indd 6428.04.22 15:29UMSATZ-WACHSTUM erwirtschaftete die SES im Jahr 2021 7,6 % „ Gastronomie stiftet lokale Identität. Oft sind hier die ,local heroes‘ bei uns.“ MAG. CHRISTOPH ANDEXLINGER, COO DER SES (SPAR ZENTREN) R EGAL: Wie haben die österrei- chischen SES EKZ die zwei Pandemiejah- re überstanden? Mag. Christoph Andexlinger: Wir haben 2021 das Vorkrisenniveau von 2019 durch die vielen Lockdown-Tage naturgemäß noch nicht erreichen können. Die Zahlen belegen jedoch eindeutig einen Trend in die richtige Richtung und zeigen, dass die Um- sätze an unseren Standorten deutlich über dem Wachstum des österreichischen Ein- zelhandels liegen. Den größten Aufholbe- darf gibt es in der Gastronomie und im Fa- shionbereich. Welche konkreten Pläne gibt es für das heurige Jahr punkto Ausbau/Erweite- rung und Revitalisierung? Viele Shopbetreiber investierten in Moderni- sierungen und Relaunches. Das wird auch 2022 vorangetrieben. Und auch im Vorjahr haben wir als SES investiert: 2021 flossen rund 22 Millionen Euro in Instandhaltung, Umbau- ten, Modernisierungen und Nachhaltigkeit. INTERVIEW: CLARISSA MAYER-HEINISCH, GREGOR SCHUHMAYER Interview mit dem COO der SES (Spar Zentren) Mag. Christoph Andexlinger Die Top-7-Center Österreichs? Die Center mit dem höchsten Umsatz- wachstum 2021 waren das Forum 1 Salz- burg (+12,7%), der Murpark Graz (+9,8%), das Atrio Villach (+7,7%), die Weberzeile Ried (+7,3%), das Huma Eleven Wien Sim- mering (+6%) und das Q19 Wien Döbling (+4,6%), welches bereits wieder das Vorkri- senniveau erreichte. Der Europark Salz- burg konnte auf hohem Niveau ein Umsatz- plus von vier Prozent erzielen. Der Salzburger Europark ist das Flagg- schiff der Spar-Zentren? Der Europark Salzburg bleibt unangefoch- ten das frequenz- und umsatzstärkste Haus der gesamten SES-Gruppe. Aber welche konkreten Projekte beste- hen? Die Mall King Cross in Zagreb wird einem großangelegten Refurbishment unterzogen. Wichtig ist auch eine Außenanbindung für Gastronomiebetriebe. So haben wir im Atrio in Villach und im Zimbapark Blu- denz-Bürs Außenzonen für unsere Gastro- nomen umgesetzt. FOTO: SESFOTO: WILDBILD HANDEL ZENTREN 04-2022 REGAL | 65 SES_Andexlinger 2.indd 6528.04.22 15:29HANDEL ZENTREN Welche sind die wichtigsten Zugpferde in großen Zentren? Regionalität und Innovationen werden im- mer wichtiger. Und natürlich braucht es auch weiterhin die starken Großflächenan- bieter wie Interspar, Hervis, Zara, H&M, Peek & Cloppenburg, Media Markt und Thalia sowie proaktive, innovative Gastro- nomen. Wie wichtig ist der Interspar Markt als Flaggschiff von Centern? Sehr wichtig – auch in Hinblick auf weg- weisende Trendprodukte und das unglaub- lich große Sortiment. Inwiefern hat sich der Mieter-Mix in den letzten Jahren verändert? Welche inter- essanten Konzepte sind in den Malls der SES Center dazugekommen? Neue Konzepte in unseren Malls sind bei- spielsweise der erste „Let’s do it“ Baufach- markt in einem Shopping-Center – das war gleichzeitig auch der erste „Let´s do it“ in Wien. Neue Shops wie Pepco, Room with a view, die ersten Ikea Planungsbüros in Shopping-Malls oder TK Maxx im Atrio stehen beispielhaft für die enorme Band- breite. Auch zahlreiche innovative Partner und Start-ups aus der jeweiligen Region unserer Center punkten neu im Shopmix, wie die „Stoffschwestern“ im Fischapark, das „S’Fachl“ im Murpark oder der Ge- würzspezialist „Stay spiced“ im Europark Salzburg. Delivery-Angebote in der Gastro werden weiterhin ausgebaut und eine wich- tige Rolle spielen. Wie wichtig ist heute noch der Food Court? Ob es nun ein Food Court oder eine Gastro- nomie ist, die über die gesamte Mall ver- teilt ist, ist nicht so wichtig. In unseren Malls befinden sich die Cafés, Restaurants, Juicebars und andere kulinarische Anbie- ter an ganz bewusst ausgewählten Punkten im Center. So kann man zum Beispiel im Europark Salzburg von jeder Stelle in der Mall aus zumindest einen Gastronomiebe- trieb sehen. Also ein Konzept ohne echten Food- Court? Auch Food Courts funktionieren in passen- den urbanen Lagen sehr gut, vor allem mit attraktiver Außenanbindung wie beispiels- weise der Dachterrasse im Citypark Graz oder am Freizeitdach des Aleja Ljubljana. Gastronomie bestimmt den Charakter einer Shopping-Destination entscheidend mit und stiftet lokale Identität. Oft sind es da- her auch „local heroes“, die in unseren Cen- tern einen Standort eröffnen. Welche Maßnahmen wirken, um gegen die Online-Konkurrenz anzukämpfen? Ich bleibe dabei: Wir kämpfen nicht gegen jemanden. Der allergrößte Teil des Handels findet nach wie vor stationär statt. Ich sehe keinen Grund, warum sich das ändern sollte. Im Januar dieses Jahres erhielt die SES grünes Licht für das Hotelprojekt in Li- enz. Was bedeutet dieses Projekt für die SES? FOTO: ATP-PIERER EINE ERLEBNISWELT am Dach des neuen EKZ Aleja in Ljubljana. Flaggschiffe: Interspar, Müller, H&M „ Aufholbedarf gibt es in der Gastro sowie im Fashion- Bereich.“ MAG. CHRISTOPH ANDEXLINGER, COO DER SES (SPAR ZENTREN) 66 | REGAL 04-2022 SES_Andexlinger 2.indd 6628.04.22 15:29HANDEL ZENTREN Der Baustart des Hotels als Teil des Quar- tiers soll noch im Frühjahr 2022 erfolgen, an der pandemiebedingten Neukonzeption der Handelsflächen wird gearbeitet. Wir freuen uns über unser erstes Hotelprojekt. Das Thema der multifunktionalen Nutzun- gen ist ein Zukunftsthema, mit dem wir uns sehr intensiv beschäftigen. Wie entwickelt sich das neue Aleja in Ljubjana? Wir hätten uns natürlich zum Start von Aleja andere Rahmenbedingungen ge- wünscht, als wir sie im Frühjahr 2020 vor- gefunden haben. In Anbetracht dieser äu- ßerst schwierigen Ausgangslage hat sich die Mall vom Start weg bis heute sehr gut entwickelt. Wenn jetzt die Einschränkun- gen fallen, dann kann Aleja seine vollen Vorteile ausspielen. Die SES managt 30 Shopping-Standorte in Österreich, Slowenien, Italien, Un- garn, Tschechien und Kroatien. Ist an eine Ausweitung dieser Aktivitäten ge- dacht? Weitere Expansionspläne gibt es hinsicht- lich neuer, hochwertiger Retail Park-Pro- jekte in Ungarn, Slowenien und Kroatien. Grundsätzlich: Wir werden in den sechs Ländern, in denen wir tätig sind, auch 2022 kräftig in unsere Shopping-Standorte in- vestieren. Wieviel wird 2022 international inves- tiert? 115 Millionen Euro sind für Projektent- wicklungen, Mall-Refurbishments und In- standhaltungs-Maßnahmen geplant. Durch die Pandemie, den Krieg in der Uk- raine, die gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel und die Inflation stei- gen die Preise kontinuierlich. Merken Sie Auswirkungen all dessen im Kundenver- halten? Der Kostendruck, der durch die beginnen- de Inflation weiter angetrieben wird, steigt natürlich auch bei uns. Die ersten Auswir- kungen fordern unsere Kreativität nach neuen und besseren Lösungen heraus. Da- neben wirken noch viele weitere Faktoren auf die Gesamtstimmung und auf das Kon- sumentenverhalten ein. Wir reagieren mit Bedacht, aber konsequent. Das würde ich mir auch von der Politik wünschen. Wie läuft das Geschäft in Ungarn? 24 Millionen Euro investierte SES als Ei- gentümer und Betreiber in den S-Park, ein modernes Fachmarktzentrum in der Be- zirksstadt Kaposvár. Eröffnung war im März 2021. Gemeinsam mit dem Standort Korzó, den SES seit 2009 in Nyíregyhazá nahe der ukrainischen Grenze managt, konnten 2021 Umsatzsteigerungen von 14,3 Prozent (inkl. Expansion) erzielt werden. Wie entwickelt sich Italien und der große Europark in Prag? Die Verkaufsumsätze der drei norditalieni- schen SES-Shopping-Malls wuchsen im Vorjahr um 7,1 Prozent. In Kroatien wur- den im King Cross Zagreb Umsatzsteige- rungen von 13 Prozent, im Europark Prag ein Umsatzplus von vier Prozent erreicht. Vielen Dank für das Interview. FOTO: FLORIAN PROPRENTER DAS ATRIO IN VILLACH zählt mit einem Umsatzwachs- tum von 7,7 Prozent 2021 zu den Top-Per- formern unter den SES-Centern. Besser lief es nur noch für das Forum 1 in Salzburg mit Plus zwölf Prozent sowie für den Grazer Murpark mit Plus zehn Prozent. 04-2022 REGAL | 67 SES_Andexlinger 2.indd 6728.04.22 15:29ÖSTERREICHS JÜNGSTE CENTER- MANAGERIN Michelle Waldner, BSc, mit Eigentümer Heribert Krammer E CE Kapfenberg. Obersteier- mark. Der Platzhirsch ist dort das multifunktionale Center von Heribert Krammer. Oft ausgebaut. Oft erneuert. 20.000 m² vermietbare Fläche, 20 Büros, 40 Woh- nungen, 45 Shops mit Billa Plus als Flaggschiff. Vollvermietung in Kapfenberg. Sechs Neueröffnungen und hundert Prozent Vermietung lautet die Bilanz des Vorjahres für das ECE Kapfenberg. Die Bandbreite reicht vom Hanfshop bis zur Burger Boutique. „Der Handel hatte im Vorjahr ein schwieriges Los. Dennoch konnten wir den Umsatz 2020 um 2,5 Millionen Euro ausbau- en.“ Für heuer hat Krammer wieder die 67 Millionen Euro von 2019 als Ziellat- te. „Mit unserem Mietermix und einer ganzjährig durchgehenden Öffnung werden wir das auch schaffen“, so Krammer im REGAL-Gespräch. Einen ordentlichen Push soll auch das neue italienische Restaurant „San Marco“ geben, das Anfang Mai auf VON VERENA SCHNEEWEISS Interview mit Center-Boss Heribert Krammer 450 m² mit Schanigarten eröffnet. In- vestiert werden über 500.000 Euro. Die Visualisierung sieht vielversprechend aus. Auch die umliegenden Bautätig- keiten spielen dem Geschäftsmann in die Karten. Der Bahnhof wurde erneu- ert, die Voestalpine baut ein neues Stahlwerk in Center-Nähe, im Früh- jahr 2023 eröffnet die neue Stadthalle. Und: Anlässlich des 30-jährigen Cen- ter-Bestehens werden von Mai bis No- vember zahlreiche weitere Marketing- aktivitäten gesetzt. Mitfinanzierung. In seinem Jubilä- umsjahr ist der Centerbetreiber über- zeugt: „Regionale, innerstädtische Center werden künftig noch mehr an Bedeutung zunehmen.“ Dennoch: Die Bedingungen haben sich verändert. Wer gute Mieter will, müsse investie- ren. „Früher haben wir Bauzuschüsse bekommen, jetzt bezahlen wir sie.“ Mitfinanzierung sei gang und gäbe. Großprojekt in Eisenstadt. Die Devise gilt auch für heuer: Revitalisie- rung. Aktuell in Vermarktung befindet sich das EZE Eisenstadt. Fünf neue Mieter kamen 2021 dazu. Neben dem Bestandsgebäude kommen weitere 4.500 m² hinzu. In Endverhandlung ist man bereits mit MediaMarkt (1.900 m²). Auf der restlichen Fläche sollen HANDEL ZENTREN Ja zu neuen Zentren → 67 Millionen wieder in Griffweite → Neun Millionen Euro Invest in Eisenstadt → Große Pläne in Kärnten und der Steiermark → 100 Prozent Vermietung in Kapfenberg GROSE PLÄNE IM BURGENLAND: Rendering des EZE in Eisenstadt 68 | REGAL 04-2022 Krammer&Wagner.indd 6829.04.22 10:22IN KLAGENFURT wird ein großes Projekt mit dem Eigentümer Modehaus Röther auf 10.000 m² Fläche hochgezogen. News von den Zentren FMZ Lienz verkauft „Mit dem Erwerb des FMZ Lienz konnten wir uns eine frequenzstarke und regio- nal etablierte Immobilie mit erheblichem Wertsteige- rungspotential sichern“ so Helmut Aigner und Mathias Braun von Fair Invest. Das Zentrum kann mit Mietern wie Penny, Bipa und Matratzen Concord aufwarten. Für den aktuellen Leerstand von 400m 2 gibt es einen Interessenten aus dem Tierfutterbereich. SCS setzt auf grüne Energie Auf dem Dach der Shopping City Süd werden auf einer Fläche von 14.000m 2 Photovoltaik Paneele montiert. „Gerade in der aktuel- len Energiekrise hat dieses Pro- jekt für uns höchste Priorität. Wir sind stolz, dass wir damit nicht nur in Österreich, sondern in ganz Euro- pa eine Vorreiterrolle einnehmen“ sagt Paul Douay, Director of Opera- tions, Unibail-Rodamco-Westfield. Naschmarkthalle abgesagt Vorläufig auf Eis gelegt sind die Pläne zur Markthalle am 12.000 m 2 großen Parkplatz des Naschmarkt in Wien. Ein neuerlicher Bürgerbe- teiligungsprozess hat ergeben, dass „die überwiegende Mehrheit sich eine klimabewusste Umgestaltung, also Begrünung, Entsiegelung und Beschattung wünscht,“ so Wiens Planungsstadträtin Ulli Sima. CLARISSA MAYER-HEINISCH Textilien, Schuhe und ein Burger-Lo- kal angeboten werden. Kostenpunkt: neun Millionen Euro. Die geplante Er- öffnung ist spätestens im Sommer 2023. Kärnten. Zwei spannende Projekte zog der überzeugte Veganer auch in Kärnten an Land. In Klagenfurt (Süd- ring, Ecke St. Ruprechter Straße) wird, gemeinsam mit Modehändler Röther als Eigentümer, ein 10.000 m² großer Standort hochgezogen. Mit dabei: Müller auf 1.800 m². Das Modehaus selbst belegt 4.500 m² Fläche und auf 1.500 m² zieht ein Fitnesscenter ein. Auf komplett neue Beine wird das VEZ in Villach gestellt. „Wir haben hier 15.000 m² genehmigte Handels- fläche.“ Mit benreal wurde ein privater Eigentümer gefunden. Neben beste- henden Ankermietern wie BillaPlus oder Tedi konnte dm drogerie markt auf 700 m² neu dazugewonnen wer- den. Und auf dem ehemaligen Bau- max-Areal werden zu Action, Perso- nalshop und Jumpzone X neue Händ- ler einziehen. Die komplette Fertigstellung soll im Herbst 2023 er- folgen. Invest: über 20 Millionen Euro. Leibnitz. Schlag auf Schlag geht es auch in Leibnitz. Krammer legt die Pläne auf den Tisch. Hier wird kräftig verschoben, dazugekauft, erweitert. Ein Mega-Schritt ist der Ausbau von Eurospar auf Interspar. „Spar will den Umsatz verdoppeln.“ Krammers Auf- trag: die Erweiterung des daneben liegenden EKZ Weinland um 3.500 m². Die derzeit 50 Prozent Vermie- tung sollen wieder kräftig anwachsen, die bestehenden Shops H&M und In- tersport zahlreiche prominente Nachbarn bekommen. „Wir sind der- zeit mit verschiedenen Ankermietern in Verhandlung, welche in Leibnitz noch fehlen.“ Baustart wird im Herbst 2022 sein. Pinkafeld und Fürstenfeld. In Sachen FMZ gibt es in der Steiermark ebenfalls Neues zu berichten. In Fürs- tenfeld-Ost werden, zwischen Obi und Hofer, im Oktober 2.400 m² (Tedi, KiK, Pepco, Wr. Städtische) eröffnet. Und auf dem ehemaligen Obi-Areal in Pinkafeld entsteht ein FMZ mit 2.000 m² Fläche. Mit an Bord sind Penny, Tedi und NKD. Eröffnet wer- den soll spätestens im Frühjahr 2023. Ideale Mischung. Für Krammer also ein Jahr voll neuer Mietverträge, aber auch neuer Flächen. Den idea- len Mietermix beschreibt Krammer so: „Ein Drittel des Handels sollte Dienstleistung sein, außerdem min- destens zehn Prozent Gastro-Anteil, Entertainment und – ganz wichtig – Wohnungen.“ Unumgänglich: der Mehrwert für den Kunden. Hier ge- hen Krammer, auch in seinem eige- nen Center, die Ideen nicht aus. Aktu- elles Wunschprojekt: ein Shop zur Paket-Abholung und -Rücksendung, inklusive Umziehkabinen und Sekt. „Kunden könnten sich ihre Pakete schicken lassen, das Bestellte hier gleich probieren und gegebenenfalls wieder zurückschicken.“ Noch gilt es, die Post für diese Idee zu gewinnen. Einen Fisch an der Angel hat Kram- mer nach längerem Stillstand übri- gens auch wieder im nahegelegenen Kroatien. 04-2022 REGAL | 69 Krammer&Wagner.indd 6929.04.22 10:22Next >