< Previous100REGAL05-2023 OBERÖSTERREICH GF DR. MANFRED ZOECHBAUER, WKOÖ REGAL: Wie läuft es im Handel, wie geht es den oberösterreichischen Kaufleuten? Benischko: Die Schockstarre hält an. Die Lösungen lassen auf sich warten. Noch immer warten wir auf den Energiekostenzuschuss I, Teil II ist noch immer nicht rechtswirksam. Die Befürchtung mehrt sich: Da kommt nicht viel heraus. Es fühlt sich wie eine Hinhalte- taktik an. Uns wird die Luft zum Atmen ge- nommen, weil die Rahmen auf der Bank sich erschöpfen und nicht nur die Energiekosten sich erhöht haben. Bei den Versicherungen steht ein stolzes Plus von 11,5 Prozent, bei den Bankkosten sind es zwölf Prozent. Viele Kaufleute stehen auf der Kippe und warten nur darauf, dass der Geldhahn von der Bank vollends zugedreht wird. Sie sind Experte, haben viel Erfahrung: Wa- rum ist die Situation anders als bei anderen Krisen? Es ging immer hinauf und hinunter. Es war kalkulierbar, nach schlechten Monaten kamen bessere. Doch jetzt bleibt die Unge- wissheit. Und: Die kolportierten Ein-Prozent- Gewinn sind keine Mähr. Rechnen Sie sich das aus, was das für Kaufleute bedeutet, die zwischen drei und vier Millionen Euro Umsatz machen. Da bleibt für den Kaufmann unter dem Strich, vor der Krise wohlgemerkt, rund REGAL-Interview mit KR Wolfgang Benischko, Gremialobmann Wirtschaftskammer Oberösterreich Nahversorger- situation verschärft sich INTERVIEW: HERBERT SCHNEEWEISS 35.000 Euro. Das wird jetzt von der Teuerung aufgefressen. Bei welchem Umsatz gibt es noch ein respektables Auskommen? Ich denke, dass im Schnitt mittlerweile fünf bis sechs Millionen gebraucht werden. Wie viele Standorte sind in Ober österreich am Netz? Wir gehen davon aus, dass von unseren 2.500 Mitgliedern rund ein Drittel ein LEH-Vollsor- timent anbietet. Wie viele Vollsortimenter sind nach Ihrer Schätzung in Gefahr? Rund ein Drittel durchlebt eine sehr schwieri- ge Zeit und muss sich überlegen, wie es weiter- gehen kann. Ein Drittel wird unter dem Strich ein Minus haben. Und Hybrid-Modelle? Natürlich kommt die Misere mit dem Personal dazu. Hybrid-Modelle sind eine Möglichkeit, aber da muss ein Umbau her, der sich wieder- um mit 35.000 bis 40.000 Euro niederschlägt, weil Sortimente abgesperrt oder neue Kas- sensystem angeschafft werden müssen. Und wenn ich mir Schließzeiten überlege und über Mittag den Markt zumache, dann verzichte →Erst LEH-Umsatzgröße ab fünf Millionen Euro sorgen für respektables Einkommen von Kaufleuten →Energiekostenzuschuss wird dringend benötigtOBERÖSTERREICH ich auf Umsatz und der Gewinn wird wieder- um geringer. Der Handel reagiert mit Eigen marken Linien, wie glücklich sind Sie als Kaufmann damit? Mittlerweile braucht es den Preiseinstieg. Aber es macht uns nicht glücklich, weil es natürlich einen Unterschied ausmacht, wenn ich von einem Drei-Euro-Produkt die Spanne bekomme oder von einem Artikel, der mit 1,50 in den Regalen steht. Mit Preiseinstieg oder Eigenmarken alleine, gibt es kein Überleben. Wie wird die Nahversorgersituation 2024 aussehen? 54 Gemeinden waren 2019 bei unserer letzten Zählung ohne Nahversorger. Aktuell werden es sicher mehr sein. Ich denke, dass wir erst heuer die Folgen der Teuerungswelle und hier vor allem der gestiegenen Energiekosten sehen werden. Vielen Dank für das Gespräch. ÖSTERREICHWEIT SIND SICH HOHE HANDELSMANAGER BEZÜGLICH DER KOSTENPROBLEMATIK EINIG: v.l.n.r. Obmann-Stellvertreter KR Christof Kastner, Obmann KR Christian Prauchner und Obmann-Stellvertreter KR Wolfgang Benischko102REGAL05-2023 OBERÖSTERREICH D ie On-Boarding-Phase für Thomas Krahofer als neuen Geschäftsführer bei efko läuft auf Hoch- touren. Mit 1.7.2023 übernimmt Krahofer die Ge- schäftsführung der operativen efko GmbH, ab dem zwei- ten Halbjahr 2024 gehen alle Agenden der efko Gruppe von Hraby an ihn. Dabei muss die Unternehmensführung aktuell durch schwierige Zeiten pilotieren. Teuerung. Denn die derzeitigen Rahmenbedingungen sind schwierig. Die Teuerungswelle traf das Unternehmen schwer und wurde in vielen Bereichen der Verpackung, Energie und Glas zur neuen Realität. Und für die nächsten Monate kündigt sich ein weiteres Plus bei den Rohstoff- kosten an: Von einer Steigerung um die 20 Prozent ist die Rede. Damit verbunden weitere Preisanpassungen und ein immer größeres Gap zwischen Marken- und Eigen- markenprodukten. „Das macht uns natürlich Kopfzerbre- chen, wenn diese Spreizung immer mehr auseinander- geht“, so Hraby beim exklusiven REGAL-Gespräch. Bekenntnis zu Landwirten. Denn der Regionalitäts- Hype zur Corona-Zeit ist mittlerweile abgekühlt und auch die Bekundungen zur heimischen Industrie langsam aber sicher verklungen. „Wir bekennen uns zu unseren Land- wirten, zu unserem Weg der Regionalität sowie zur Marke. Wir hoffen inständig, dass das der richtige Weg ist“, so Hraby. Das Match um die günstigsten Produktionsbedin- gungen und Personalkosten ist in Österreich nicht zu ge- winnen. „Wenn heimisch zur Nische wird, dann hatten wir die falsche Strategie.“ Doch die Leistungsfähigkeit der efko-Marken spricht bislang seine eigene Geschichte. Der Stücknutzen ist um ein Vielfaches höher als bei Eigen- marken „Die Marke efko ist ein Leuchtturm, ein Fels in der Brandung. Wir haben einen stabilen Marktanteil über 40 Prozent. Ein Wunsch wäre, dass der LEH jene Produkte, bei dem er gut verdient, auch gut positioniert.“ Partnerschaft. Dass dem LEH der schwarze Peter in Sachen Inflation zugeschoben wird, ist für Hraby genauso wenig verständlich wie das Schreckgespenst, dass der Handel von der Industrie malt. Als Lieferanten mit unver- schämt hohen Gewinn-Margen. „Das gilt nicht für die mittelständische österreichische Industrie“, so Hraby, der weiter auf Partnerschaft setzt und auch von der Gesell- schaft mehr Gespür einmahnt. „Lebensmittel waren über Jahre einfach zu billig. Jetzt kommen wir der Kostenwahr- heit einfach näher.“ Nachhaltigkeit. efko will weiter sein Asset als Partner der österreichischen Landwirtschaft herausstreichen. Nachhaltigkeit wird großgeschrieben. „Es ist noch keine Zeit für einen Paradigmenwechsel. Wir planen auch keine Re-Dimensionierung. Wir brauchen das Geschäft in der Breite, in der wie es bis jetzt bespielen.“ Dementsprechend werden Sortimentsteile nicht dem Rotstift zum Opfer fal- len. „Es gibt auch keine hysterischen Krisengespräche. In- novation innerhalb der von efko bespielten Segmenten efko Marken- Push →Gruppen-Umsatz lag 2022 bei 168 Millionen Euro →Größere Investitionen werden erst 2024 vom Stapel gelassen →Neuer Geschäftsführer geht auf die Kommandobrücke Geschäftsführer Klaus Hraby und Nachfolger Thomas Krahofer VITANA wurde 2023 erfolgreich an den Start gebracht TEXT: HERBERT SCHNEEWEISSOBERÖSTERREICH werden weiter vorangetrieben, aber komplett neue Markt- segmente sind derzeit nicht von hoher Priorität.“ Um die Entwicklung der efko-Kategorien mache sich Hraby grundsätzlich keine Sorgen, wohl aber um die Balance zwischen Marken und Eigenmarken. Innovation. Mit der Kartoffeljause wurde ein neues, pikantes Convenience Produkt gelauncht. Speziell im Bereich der haltbaren Convenience entwickle sich die efko stetig weiter. Bestes Beispiel: die efko Obstpause. Umsatz. 168 Millionen Euro erwirtschaftete efko 2022 in der Gruppe. „Mengenmäßig liegen wir derzeit am Vor- jahr, umsatzmäßig aufgrund der Rahmenbedingungen vorne.“ „Ganz gut“ ist die Performance der Tochter in Tschechien. „Wobei wir temporär von einem Drei- auf ei- nem Ein-Schicht-Betrieb umgestellt haben. Hintergrund sind die Gaspreise, die in Tschechien stundenweise unter- schiedlich verrechnet wurden.“ Dennoch: Mittlerweile sei der Betrieb an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. „Es steht eine Erweiterung im Raum. Das ist aber ein halbge- legtes Ei. Vor dem Jahr 2024 wird hier nichts passieren.“ Investitionen. Auch bei der machland ist die Situation ähnlich - vor 2024 wird nicht an größere Investitionen gedacht. Das größte Investitionspaket liegt aber für die Konzernmutter auf dem Tisch. „Wir werden hier am Ab- wasser- und Energiesektor Maßnahmen setzen müssen. Da geht es um Nachhaltigkeits-, aber auch an Energiespar- Donaulager Logistics und der Hafen Linz bilden ein verkehrsgeographisch zentrales und international bedeutendes Logistikzentrum, mit allen Vor zügen eines professionellen GüterHandlings: Containerterminal, Handels und Tankhafen inkl. Umschlagan lagen, Lagerhäuser und Stückguthallen, Speziallager für Tiefkühl und Gefahrgut, temperaturgeführte Lager für Pharmaprodukte und wasser gefährdende Stoffe. Im Bereich der Transportlogistik sind wir mit Sammel, Teil und Komplettladungen in ganz Europa unterwegs. Moderne Lkw mit GPSVerfolgung und HandHeldTerminals als auch ADRAusrüstung befördern Güter aller Art – auch temperaturgeführt (Thermo und Kühltransporte). 4PL (Industrielogistik) sowie Komplettlogistik für Schiffsbelieferungen ergänzen unser Portfolio. DONAULAGER LOGISTICS Ihr kompetenter Partner für professi onelle Lagerung und Transporte Logistik mit System Gedanken.“ Das Projekt ist noch in der Planungsphase. „Wir rechnen aber damit, dass wir hier insgesamt zwi- schen 30 bis 35 Millionen Euro bereitstellen müssen. Aber auch hier werden wir nicht vor 2024 starten.“ Dazu hält Hraby fest: „Wir werden aber definitiv nicht in mehr Kapa- zitäten investieren.“ Mehr in den Fokus rü- cken aber Beteiligungen. „Hier geht es darum, dass kleinere Betriebe größere Einheiten suchen. Wir ste- hen hier für Gespräche be- reit, sind aber keine Hasar- deure.“ Krahofer, der zuletzt als Geschäftsführer in der Honigmayr Handelsgesell- schaft GmbH und bei Spitz als Division Manager Süß/ Sauer Manager viel Erfah- rung gesammelt hat, sind die Problemfelder nicht neu. „Es ist eine schwierige, aber schöne Aufgabe. Ich treffe auf ein sehr gut geführtes Unternehmen sowie motivierte Mitar- beiter. Dazu gibt mir der Konzern Zeit in die neue Rolle hineinzuwachsen. Auch im nächsten Jahr wird Klaus Hraby mir noch mit Rat und Tat zur Seite stehen.“ MARKUS LUFTEN-STEINER, Marketing-ChefMärchenhafter Bio-Genuss NEU www.bio-haensel-gretel.at süße und pikante Klassiker erstklassige Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau bester Geschmack gelingsicher – entspricht dem Trend zum Selberkochen S tarker Schub für Weinberg- maier. Das oberösterreichische Traditionsunternehmen konn- te im abgelaufenen Jahr mit ihren Schlüssel-Marken Bauernland, Toni Kaiser, Hänsel & Gretel sowie indivi- duell produzierter Eigenmarken neue Rekordwerte erzielen. „Insgesamt er- zielten wir einen Umsatz von 62,4 Millionen Euro. Das ist ein Plus von über 30 Prozent zum Vorjahr“, erklärt Geschäftsführer Dr. Gerald Spitzer gegenüber REGAL. Dabei gehen 60 Prozent des typisch österreichischen Tiefkühl-Sortiments wie traditionel- len Mehlspeisen, Knödel- und Kartof- felspezialitäten auf den Außer-Haus- Bereich zurück, die restlichen 40 Prozent entfallen auf den Lebensmit- teleinzelhandel und die Industrie. freundlich modernisiert und in den vergangenen Jahren über 25 Millio- nen Euro investiert. Dabei waren auch zahlreiche Projekte, die den Nachhaltigkeitszielen dienen, inklu- diert.“ 2023 steht die Inbetriebnahme der umweltschonende Abwasser- vorreinigungsanlage am Standort Wolfern auf der Agenda. Zusätzlich wird Geld für eine neue, energiescho- nende Kältetechnik bereitgestellt. Export. Ein wichtiger Wachstums- pfeiler ist das Auslandsgeschäft. „Wachstum ist Teil der strategischen Ausrichtung von Weinbergmaier. Da gehört natürlich auch der Export dazu.“ Der aktuelle Anteil liegt bei 30 Prozent. „Kontinuierlich wachsend.“ Die derzeitigen Fokus-Länder sind Deutschland, Italien und die Schweiz. Weinbergmaier 100 Millionen im Langfrist-Visier → Umsatz liegt 2022 bei 64 Millionen Euro → 600 Artikel im Sortiment DR. GERALD SPITZER, GeschäfsführerTEXT: HERBERT SCHNEEWEISS Insgesamt umfasst das Sortiment rund 600 Artikel. Neue Rekordwerte anvisiert. Da- bei sind die derzeitigen Umsatzhöhen nur ein Zwischenschritt. „Wir wollen sowohl im Außer-Haus-Bereich als auch im Lebensmitteleinzelhandel 2023 weiter stark zulegen“, so Spitzer. Nachsatz: „Wir sind klar auf Wachs- tum ausgerichtet.“ Die aktuellen Quartalzahlen bestätigen den Er- folgslauf. „Unser langfristiges Um- satzziel liegt bei 100 Millionen Euro.“ Investitionsschritte. Ein weiterer massiver Sprung, der durch die jüngs- ten Investitionen am Unternehmens- standort in Wolfern möglich gemacht werden. „Wir haben im Zuge der Standortvergrößerung und -erneue- rung auch die Infrastruktur umwelt- OBERÖSTERREICHtOP NEUHEIt von EFKO KARtOFFEL JAUSE NEU OBERÖSTERREICH menbedingungen steigt auch die Anzahl der belie- ferten Handelspartner. „Wir sind derzeit bei 536 angekommen.“ Pläne für eine Ausdehnung auf an- dere Vertriebsschienen liegen fertig in der Schub- lade. „Wir könnten uns als nächsten Schritt den DFH ansehen, aber uns fehlen einerseits die Kapazitäten und andererseits sind hier die Marktmechanismen anders als im LEH.“ 80 zertifizierte Genussland-Produ- zenten gibt es derzeit im Handelspool. „Wir haben im vori- gen Jahr wieder fünf neue Player dazubekommen.“ Den- noch gibt es für Newcomer weitere Chancen. „Wir sind in vielen Bereichen gut aufgestellt, für Innovationen gibt es aber immer wieder Platz. Beim Genussland Marketing Oberösterreich zeigen die Kurven weiter stark nach oben. „Wir konnten im abgelau- fenen Jahr ein neuerliches Plus im Netto-Umsatz erreichen und sind bei 6,2 Millionen Euro angekommen“, so Genuss- land Marketing Oberösterreich Geschäftsführer, Bereich Handel, Josef Lehner im REGAL-Gespräch. Damit konn- ten die Zahlen Jahr für Jahr nach oben gepusht wer- den. „Es wird jetzt natür- lich immer schwieriger die Umsätze auszubauen. Denn wir spüren, dass ei- nige Nahversorgerstand- orte wegfallen. Für 2023 nehmen wir uns trotzdem die Vorjahreszahlen vor“, so Lehner. Nachsatz: „Wir sind aber in einer Konsoli- dierungsphase.“ Trotz der aktuell schwierigen Rah- Genussland Marketing Oberösterreich: Neuer Umsatzschub WILHELM KRKOSCH, Projektmitarbeiter GF JOSEF LEHNER, Bereich HandelD ie Schweinepreise werden weiter steigen. „Wir gehen da- von aus, dass wir nach dem letztjährigen Plus von 27,5 Prozent mit einem weiteren durchschnittli- chen Plus bei Schweinepreisen von zehn bis 15 Prozent rechnen dürfen. Der monetäre Umsatz wird also rund zehn Prozent über dem Niveau des letzten Jahres zu liegen kommen“, er- klärt Dr. Johann Schlederer, Ge- schäftsführer VLV und Schweinebör- se gegenüber REGAL. Die Gründe liegen auf der Hand. Denn die Men- gen-Entwicklung ist weiter tiefrot. „Wir gehen österreichweit bei der Brutto-Eigenerzeugung bzw. hei- misch erzeugten Schlachtschweinen von einem Minus von rund drei bis vier Prozent aus.“ Dieser Trend wird auch von der Europa-Tendenz ver- stärkt. „Da europaweit ein mindes- Feld. „Verschiedene Verbote und Ein- schränkungen diverser Betriebsmit- tel wie Dünger und Pflanzenschutz verteuern die Erzeugung.“ Investitio- nen, die mittelfristig jeden Betrieb betreffen, sind ebenfalls immer schlechter zu stemmen. „Es fehlt ein- fach die Sicherheit einer nachhaltigen Rentabilität.“ Dazu drängen immer mehr Konsum-Fragen in den Fokus. „Sollte der Konsum weniger sinken, wovon ich ausgehe, ist es dann vorbei mit der Eigenversorgung von Schwei- nefleisch in Österreich, die derzeit noch knapp über 100 Prozent liegt.“ Schweine-Bundesland Nummer eins. Hierzulande ist Oberösterreich mit einem Anteil von 40 Prozent das Schweine-Bundesland Nummer eins. „Aufgrund der geografischen Lage, die in mehreren Regionen hervorra- gende Ackerbaumöglichkeiten bietet, Schweinepreise ziehen an → Neue Rekordwerte in Sicht → Anzahl der Schweinebauern könnte trotzdem sinken DR. JOHANN SCHLEDERER, Geschäftsführer, VLV und Ö-Börse TEXT: HERBERT SCHNEEWEISS tens ebensolches Produktionsminus prognostiziert ist, sind auch für heuer Rekordpreise angesagt.“ Nachsatz: „Mit einem Notierungspreis von 2,39 Euro im April und Anfang Mai bewegt man sich allerdings im Bereich des Preisplafonds.“ Anzahl. Und dennoch: Der Ab- schmelzungsprozess bei den Schwei- nehaltern wird auch durch die aktu- elle Preissituation nicht gebremst. „Es ist zu befürchten, dass in den nächs- ten zehn Jahren die Schweinehalter sich österreichweit von derzeit 20.000 auf 10.000 halbieren werden und die Produktion bis zu 20 Prozent zurück- gehen wird.“ Hürden, die die österrei- chische Tier- und Umweltschutzpoli- tik für die Schweinehalter bereithal- ten, sind ebenso ein Hemmschuh wie die immer schwieriger werdende Futtermittelerzeugung am eigenen S t r o h ha l t u n gm e h r P l a t z 6 0 % D o n a u s o j a ge f ü t t e r t m e h r P l a t z 6 0 % D o n a u s o j a g e f ü t t e r t S t r o h ha l t u n g 106REGAL05-2023 OBERÖSTERREICHzeichnet sich Oberösterreichs Schweinehal- tung durch einen herausragenden Wert be- züglich Kreislaufwirtschaft aus. Abgesehen von einzelnen Programmen, wo bis zu 100 Prozent Eigenfutter veredelt wird, kann gene- rell von einem Anteil von rund 80 Prozent selbsterzeugtem Futter wie Mais, Gerste, Wei- zen und Soja gesprochen werden.“ Das habe auch in Sachen CO 2 -Footprint „sensationelle und unerreichbare“ Auswirkungen. In dieser Frage wäre auch eine Herkunftskennzeich- nung bedeutend. „Die gesamte Fleischbran- che steht in der Kritik hinsichtlich Klimabe- lastung, die insbesondere dann erheblich ist, wenn die Güter kreuz und quer durch Europa oder am Globus transportiert werden. Mit ei- ner klaren und verständlichen Herkunfts- kennzeichnung wird somit die Verantwor- tung auf das Kaufverhalten des Verbrauchers übertragen. Dass wir als Landwirtschaft selbstverständlich den Slogan ,Austria First‘ prägen und fordern, wo Österreich draufsteht, muss auch Österreich drin sein, ist unstrittig.“ Tierwohl. Einen dringenden Appell postu- liert Schlederer Richtung AMA-Marketing. „Wir müssen die Haltungskennzeichnung voranzutreiben und die Differenziertheit beim AMA-Gütesiegel, sprich AMA-Basis, TW60 und TW100 öffentlich intensiv kommu- nizieren. Denn nur so können kritische Ver- braucher den Weg zum Tierwohlpro- dukt ihres Interesses finden.“ Gastronomie. Hinsichtlich der Zu- sammenarbeit mit der Gastronomie „gibt es einige her- vorragend gute Bei- spiele, andererseits ist häufig der Begriff Partnerschaft nicht angebracht.“ Die all- gemeine wirtschaft- liche und rahmen- politische Situation erschwere zusätz- lich das Entwickeln von neuen und nach- haltig wirksamen Partnerschaften. Strohschwein Das klima- freundlichste Schweinefl eisch Österreichs CO 2 -Bilanz 42 % weniger + Klimafit MODUL + Tierwohl MODUL AMA-Gütesiegel S t r o h ha l t u n gm e h r P l a t z 6 0 % D o n a u s o j a ge f ü t t e r t m e h r P l a t z 6 0 % D o n a u s o j a g e f ü t t e r t S t r o h ha l t u n g Vertrieb: Rudi Eder, +43 664 150 94 31, rudolf.eder@gustino.at DR. JOHANN SCHLEDERER OBERÖSTERREICH108REGAL05-2023 OBERÖSTERREICH REGAL: Herr KR Floimayr, wie kommt Gourmetfein durch die Teuerungskrise? Floimayr: Wir sind ein Familienunternehmen mit starken Wurzeln in der Region, treuen Partnern und einem einzig- artigen Produkt. Wir können also auch durch stürmische Zeiten navigieren. Aber eine Herausforderung ist es schon, insbesondere die Preissteigerungen. Angefangen von den Energiekosten, über Transport und Verpackung bis hin zu den Schweinepreisen, alles steigt in lichte Höhen und wir können das nicht auf die Konsumenten abwälzen. Gleichzeitig fühlen wir uns auch unseren Partnerbauern verpflichtet, ihnen die Sicherheit zu geben, die sie für eine ehrliche und hochqualitative Produktion benötigen. Man fragt sich als mittelständisches Unternehmen, wann die Regierung hier endlich ihrer Verantwortung nachkommt. Was würden Sie sich von der Regierung erwarten? Erstens mehr Tempo. Vieles wird angekündigt und dann vergehen wieder Monate, in denen nichts passiert. Das ist für kleine Unternehmen, die kein starkes Eigenkapital haben und die Liquidität brauchen, eine untragbare Situ- ation. Und zweitens mehr Treffsicherheit. Es wird immer noch nicht differenziert zwischen den multinationalen Konzernen, milliardenschwer und oftmals mit geringer Steuerleistung in Österreich, und den regionalen Nah- versorgern, die den ländlichen Raum am Leben halten. Ein konkretes Beispiel dazu: Wer im letzten Jahr in seiner Verzweiflung noch einen Stromvertrag über mindestens ein Jahr abgeschlossen hat, um nicht an den gestiegenen Kosten zugrunde zugehen, der hätte drei Tage später schon wieder zig Prozente weniger bezahlt. Das kann’s doch wohl nicht sein, zuerst um bis zu 1.000 Prozent hinauf, ohne nachvollziehbare Gründe, dann scheibchenweise wieder runter, während die Stromversorger ungehindert Milliar- dengewinne einfahren. Die Regierung muss den klein- und mittelständischen Betrieben, die Arbeitsplätze sichern und vitale Bestandteile von regionalen Wirtschaftskreisläufen sind, mehr Unterstützung zukommen lassen. Wie stellen Sie sich das vor? Das beginnt im Kleinen und geht bis zur großen Politik. Als Unternehmer müssen wir Unsummen an Lohn-Neben- kosten zahlen, bei den Arbeitnehmern kommt vom Brutto aber viel zu wenig Netto an. Hier braucht es dringend eine REGAL-Interview mit Gourmetfein KR Fritz Floimayr INTERVIEW: HERBERT SCHNEEWEISS Teuerungen bei Lebensmitteln werden aktuell heiß diskutiert, dazu kommen enorme Preis- schwankungen bei den Rohstoffen. Schwierige Zeiten für Produzenten in Österreich, die Aus- sichten für Regionalversorger sind düster. Ein offenes Wort dazu kommt jetzt von KR Fritz Floimayr, dem bekannt lautstarken Chef von Gourmetfein. Über die Regierung, das Bauernsterben, den Frei- handel und 20 Cent, die den Unterschied machen können. Garantierte Sicherheiten für 20 Cent109REGAL05-2023 OBERÖSTERREICH Entlastung des Faktors Arbeit, also eine radi- kale Senkung der Nebenkosten. Es würde uns österreichischen Produzenten, die tatsächlich noch heimische Rohstoffe verwenden und in der Region erzeugen, helfen, wenn es endlich umfassende Transparenz bei Lebensmitteln geben würde. Derzeit hat man defacto einen Wettbewerbsnachteil, wenn man nicht auf Im- portware zurückgreift. Und am Schluss fühlen wir uns auch wenig unterstützt, wenn die Werbetrommel für Mercosur gerührt wird. Das Freihandelsabkommen ist Ihnen ein Dorn im Auge? Ich habe kein Problem mit grenzüberschrei- tendem Handel. Wir sind ja mit unseren Produkten auch in Deutschland oder Ungarn sehr beliebt und liefern etwa unseren Leber- käse an tausen de Partner-Tankstellen dort. Aber es ist doch Unsinn, wenn wir Rindfleisch in Südamerika herstellen lassen, während bei uns die Rinderbauern aussterben. Es kann doch nicht sein, dass wir bei uns den Einsatz von gewissen Spritzmitteln aus gutem Grund in der Landwirtschaft verbieten, sie aber den- noch herstellen, nach Brasilien exportieren und dann die damit erzeugten Lebensmittel wieder ins Land holen. Wer denkt sich sowas aus? Wenn der Freihandel sich gegen die Menschen und die Umwelt richtet, dann braucht er Grenzen. Wird sich der Markt nicht selbst regeln? Natürlich, aber nicht im Sinne der Bürger und Konsumenten. Wir erleben ja was passiert, wenn man den Markt ungehindert machen lässt – Spekulation, Gier, Preistreiberei. Es braucht klare Spielregeln, effiziente Kontrolle und vor allem Transparenz. Ich kann das nur immer wieder erwähnen, weil es so zentral ist: Solange die Menschen bei Lebensmitteln nicht auf einen Blick erkennen können, woher die Rohstoffe dafür stammen, wie und von wem die Produkte erzeugt wurden, haben sie auch keine echte Entschei- dungsgrundlage. Wir sind nach wie vor die einzigen, die eine 100 Prozent transparente und garantiert österrei- chische Wertschöp- fungskette vorwei- sen können. Viele andere profitieren davon, dass sie eben nicht Einblick geben. Wie ist das erst in Südamerika oder Argentinien? Ein Argument ist der Preis, die Importware ist günstiger. Das ist ja der Wahnsinn bei der Sache. Wie kann ein Lebensmittel bei uns, das tausende Kilometer weit gereist ist und dessen Erzeu- gung auf Naturzerstörung basiert, billiger sein als ein Produkt, das von Kleinbauern in ehr- licher Arbeit und in der Region erzeugt wird? Da erkennen wir den Baufehler. Wenn jetzt auch noch Handelsbeschränkungen abgebaut werden, dann wird diese Verzerrung weiter verstärkt. Stattdessen sollten wir meiner Meinung nach den europäischen Markt mehr schützen. Ganz abgesehen davon, dass gute Qualität aus Österreich, das zeigen wir mit unseren Produkten, nicht unleistbar ist. Man kann hochqualitative Lebensmittel zu einem fairen Preis anbieten. Ist der Leberkäse von Gourmetfein kein PremiumProdukt? Unsere Qualität ist Premium, unsere Trans- parenz ist Premium und auch unser Service ist Premium. Aber unsere Preise sind an- ständig. Um es greifbar zu machen: Maximal 20 Cent kostet das wunderbare Gourmetfein- Leberkäsesemmerl im Einkauf mehr als die Semmel mit herkömmlichen Leberkäse, bei dem man nicht weiß, woher er stammt und was alles drinsteckt. Für diese maximal 20 Cent bekommt man bei uns garantiert und ausschließlich heimisches Fleisch, den Ver- zicht auf Glyphosat und Gentechnik und ein Produkt mit einem 50 Prozent geringeren CO 2 -Fußabdruck. Und dazu auch noch die Sicherheit, dass man etwas für den Erhalt der kleinbäuerlichen Landwirtschaft getan und einen Beitrag dazu geleistet hat, den österrei- chischen Mittelstand abzusichern. Danke für das Gespräch, Herr KR Floimayr! GOURMETFEIN- PARTNERBAUER FRANZ ACHLEITNER aus Ried im Traunkreis GOURMETFEIN- PARTNERBAUER FAMILIE HOLZINGER aus PrambachkirchenNext >