< PreviousINTERVIEW: MAGDALENA KRANABITL R EGAL: Wie sieht die aktuelle Entwicklung der Landwirte aus? Moosbrugger: Stets rückläufig. Wenn wir jene Betriebe betrachten, die Aus- gleichszahlungen beantragt haben, fin- det seit 2000 eine Abnahme der Be- triebe um 32 Prozent statt. Damit ha- ben wir auch eine Abnahme der Flä- chen um rund 14 Prozent. Seit 2015 ha- ben wir eine Abnahme der Betriebe von rund drei Prozent und zwei Pro- zent bei der Fläche. Demzufolge wer- den die bestehenden Betriebe tenden- ziell leicht größer. Die Zahlen bringen zum Ausdruck, dass der wirtschaftli- che Druck der Betriebe sehr hoch ist. Und Bio-Betriebe? Die biologisch bewirtschaftete Fläche hat seit 2000 um rund 37 Prozent zu- genommen. Seit 2015 sehen wir ein Wachstum von rund 23 Prozent. Auch die Betriebszahlen sind deutlich ge- stiegen. Wie sieht die durchschnittliche Hof- struktur hierzulande aus? Wir haben weiterhin eine kleine Struk- tur von familiär geführten Betrieben. Während in Österreich beispielsweise HANDEL AKTUELL → Wertschöpfung unter 20 Prozent → Betriebskosten leicht gesunken 100 Schweine pro Hof gehalten werden, sind es in einem däni- schen Landwirtschaftsbetrieb rund 4.400 Schweine. Wie sehen Sie die Zusammenar- beit mit dem Handel? Stets herausfordernd, mit harten Ge- sprächen. Ich würde mir wünschen, dass mehr Diskussionen auf Augenhö- he stattfinden. Die Bauern haben manchmal das Gefühl, dass der Handel oben steht und auf sie herabsieht. Fak- tum ist, es gibt rund 150.000 landwirt- schaftliche Betriebe in Österreich, die das Gefühl haben, einer extremen Macht ausgeliefert zu sein. In vielen Fällen steht auch noch die Verarbei- tung in der Mitte. Kaufverhalten: Kunden fordern das Teure und kaufen das Billige. Wo muss man hierzulande ansetzen, da- mit sich das Denken, Stichwort: Wertschätzung von Lebensmitteln, ändert? Es geht um die Frage der Sicherheit, die Lebensmittelproduktion in Öster- reich gewährleisten zu können. Es braucht einen kostengerechten Wert- schöpfungsanteil für die Bauern, der jedoch jährlich sinkt. Wir liegen mitt- lerweile deutlich unter zwanzig Pro- zent. Die Bauern haben das Gefühl, dass hierzulande viele bestimmte Wünsche haben, wie Landwirte arbei- ten sollen. Wenig Pflanzenschutz, eine nachhaltige Landwirtschaft, hohes Tierwohl uvm. Im Regal ist es im We- sentlichen aber der Preis, der im Fokus steht und nicht mehr die Produktquali- tät. Wir sind aber keine Billig-Produ- zenten. Was sind aktuell die größten Heraus- forderungen der Landwirte? Die hohen Kosten in der Produktion und die Erzeugerpreise sind massiv ge- sunken. Wenn die Erzeugerpreise niedrig sind, die Lebensmittelpreise hingegen weiter hoch, ist das einerseits darauf zurückzuführen, dass der Anteil des landwirtschaftlichen Erzeuger- preises ein geringer ist. Faktum ist aber auch, dass die Gründe für die höheren Lebensmittelpreise nicht aus der Landwirtschaft kommen. Ich bin au- ßerdem der Überzeugung, dass heimi- sche Lebensmittel mehr wert sein Josef Moosbrugger, Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammer im exklusiven REGAL-Interview über die Entwicklung der Landwirte, Herausforderungen und Zukunftspläne Wir sind keine Billig-Produzenten „Ich würde mir mehr Diskussionen auf Augenhöhe wünschen.“ JOSEF MOOSBRUGGER 70 | REGAL 05-2023müssen. Die beste Zukunfts- investition der Österreicher ist der Griff zu heimischen Qualitätslebensmitteln. Der Anteil des Haushalts- einkommens für Lebens- mittelausgaben ist über viele Jahre gesunken. Le- bensmittel waren noch nie so günstig wie heutzu- tage. Wir liegen jetzt bei durchschnittlich zehn bis zwölf Prozent der Haushaltsausgaben – ohne Außer-Haus-Verzehr. Vor drei Jahrzehnten waren es 30 Prozent. Um wie viel sind die Produktions- und Erzeugerkosten gesunken? Das kann nicht pauschal gesagt wer- den. Wenn wir ein Kilogramm Getrei- de oder einen Liter Milch betrachten, liegen wir jetzt um mindestens zehn Cent niedriger als im Vorjahr. Je nach Milchsorten sind die Preise natürlich unterschiedlich. Und die Kosten für Betriebsmittel? Die Energie- und insbesondere Dün- gerkosten sind zwar leicht gesunken, aber auf einem deutlich höheren Ni- veau als im Vorjahr. Allerdings nähern wir uns dem Niveau vom vergangenen Jahr an. Wie sieht es bezüglich Förderungen und Unterstützung seitens Öster- reich und der EU aus? Förderung gibt es in der Landwirt- schaft nicht, sondern Leistungsabgel- tung. Für eine Leistung, die die Bäue- rin oder der Bauer im Interesse der Allgemeinheit in Österreich erbringt. Der Landwirt hat einen Aufwand und folglich weniger Ertrag, wenn er Flä- chen für Biodiversität verwenden soll, auf Düngemittel verzichten muss und so weiter. Er verzichtet auf etwas, da- mit er etwas dafür bekommen kann. Über 80 Prozent der Betriebe beteili- gen sich am österreichischen Agrar- umweltprogramm. In manchen Bun- desländern sind es sogar 90 Prozent. Das zeigt, dass die österreichische Landwirtschaft so nachhaltig ist wie keine andere in Europa. Stichwort: Tierwohl. Braucht es mehr Tierwohl in den heimischen Ställen? Generell ist das Tierwohl bei den hei- mischen Bauern in hervorragenden Händen. Tiere sind für viele mehr als Nutztiere, sie wachsen ans Herz. Geht’s dem Tier gut, geht’s der Bäuerin und dem Bauern gut. Denn auch nur wenn sich ein Tier wohl fühlt, erbringt es die ideale Leis- tung. Natürlich be- steht keine hundert- prozentige Garantie, es gibt wie in allen Lebensbereichen auch schwarze Schafe. Hoher Fleischkon- sum schädigt nach- weislich das Klima, das für die Landwirtschaft so wich- tig ist. Was dient zum Klimaschutz? Die C0 2 Bilanz der Landwirtschaft kann sich sehen lassen. Im Zeitraum 1990 bis 2021 konnten 16,2 Prozent der Treibhausgas-Emissionen eingespart werden. Zum Thema Fleischkonsum würde ich mir wünschen, dass nicht die Menge zählt. Das Denken und Handeln der Österreicher wird mit Bil- ligfleisch und Aktionen in eine falsche Richtung getrieben. Das Fleisch sollte regional, qualitativ hochwertig und da- für weniger und zu einem höheren Preis eingekauft werden. Davon könn- ten alle profitieren. Das Klima, die hei- mischen Landwirte und die Gesund- heit der Konsumenten. Außerdem ba- siert die österreichische Fleischpro- duktion, gerade bei Rind-, Schaf- und Ziegenfleisch, auf regionalem Grünfut- ter, und hat einen viel besseren CO 2 - Fußabdruck als importiertes. Vielen Dank für das Gespräch! SCHULE MEETS BAUERNHOF 05-2023 REGAL | 71TEXT: VERENA SCHNEEWEISS → 2,9 Milliarden Regulierungs- und 5,7 Mrd. Euro Brutto- Außenumsatz → Gastro Haring, Hausmann und Genusswelt Winkler kommen 2023 hinzu S tarke Entwicklung bei Markant. Der Regulierungsumsatz wuchs im Vorjahr um 22,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Der Brutto-Au- ßenumsatz der 46 Händler liegt bei 5,7 Mil- liarden Euro. Hinzu kamen hier etwa die zwei AGM-Standorte in Bludenz und Wolfs- berg sowie AGM Zell am See mit fünf Stand- orten im Westen Österreichs. Einen Push gibt zudem der Expansionskurs von Trans- gourmet. Von Neuzugängen berichtet Markant-GF Mag. Thomas Zechner auch im heurigen Jahr: etwa Gastro Haring, Hausmann und Genusswelt Winkler. Bewegung gibt es un- ter den 2.500 Lieferanten-Verträgen. Rund 700 davon sind mittlerweile Kleinstunter- nehmen. „Je kleiner der Händler bzw. Liefe- rant, umso wichtiger ist Outsourcing, da- von bin ich überzeugt.“ Aufteilung des Umsatzkuchens. In- teressant ist der genauere Blick auf die Umsatzverteilung, denn hier machen sich Verschiebungen be- merkbar. 2021 bildete sich das LEH-Wachstum und der Gastro- Rückgang auch im Umsatzku- chen der Markant ab. 2022 dagegen konnte die Gastrono- mie wieder den größten Anteil mit 37 Prozent einnehmen Markant taucht weiter an Markant-Geschäftsführer Mag. Thomas Zechner im großen REGAL-Interview HANDEL AKTUELL MAG. THOMAS ZECHNER 72 | REGAL 05-2023KR CHRISTOF KASTNER, ANDREAS BLAUENSTEINER MBA, DI CHRISTOPH PRINZ, THOMAS ZECHNER, ING. PETER BOSEZKY, PROK. ELMAR RUTH MSC und CHRISTIAN SCHRENK auf der Nah&Frisch Herbstmesse (v.l.n.r.) HANDEL AKTUELL (+54,6 %). Mit Transgourmet, Eurogast, Wedl und Kastner deckt die Markant, laut Gastrodata, einen Marktanteil von 58,1 Pro- zent ab. Der LEH lag bei 32 Prozent und der DFH nimmt 17 Prozent ein. Der Rest teilt sich auf Non Food-Händler auf. Aktuell. Auch mit dem heurigen Jahr zeigt sich Zechner bisher zufrieden. „Wir sind gut ins Jahr 2023 gestartet. Das erste Quartal lief zufriedenstellend und liegt über dem Vorjahresniveau.“ Nicht zu ver- achten: die Inflationseffekte. „Wir führen hier eine spannende Diskussion. Warum geht es immer nur um Lebensmittel? Nie- mand spricht über die gestiegenen Mieten und zieht beispielsweise hier einen Ver- gleich zu Deutschland.“ Die gute Nachricht: „Laut GfK ist die Pro-Kopf-Kaufkraft in Ös- terreich mit durchschnittlich 26.671 Euro über jener in Deutschland.“ Energie. Essentiell sieht Zechner die Unterstützung beim Thema Energie. „Eine Deckelung der Energiepreise wäre sinnvoll. Inflation ist ein Massenphänomen, deshalb wird es auch die Entlastung der Masse brau- chen. Nun heißt es: warten auf den Energie- kostenzuschuss 2. „Die Energiepreisent- wicklung trifft kleine Händler massiv. Unser Aufgabe ist es, beim Thema Effizienz zu unterstützen.“ Und das tut die Markant an mehreren Fronten. Nicht allerdings beim Pricing. „Bei Pricing Strategien können wir nie helfen.“ Datenqualität und elektronische Rechnung. Immer wichtiger wird das The- ma Produktdatenmanagement. „Es wird einfach erwartet, dass die Datenqualität passt“, so Zechner. Die Zahlen dahinter: elf Millionen Produkt-Stammdatensätze von 2.000 Datenlieferanten werden von der Markant exportiert. Eng in Zusammenar- beit mit GS1 Austria. 110.000 Bilder von 1.900 Lieferanten sind bereits erfasst. Auch Elektronische Rechnungen spielen hier eine wesentliche Rolle. 97 Prozent der 1,7 Millionen Belege wurden im Vorjahr mittels EDI abgewickelt. „Auch für Kleinst- unternehmen spielt dieser Service eine im- mer größere Rolle. Wir haben hier bereits zirka 700 angebundene Unternehmen.“ Weiterentwicklung ist gefragt. Künftig soll die Sprachbarriere, etwa für Bestellungen, die elektronisch aufgegeben werden, keine Hürde mehr sein. „Wir werden ein Überset- zungsservice einbauen“, kündigt der Mar- kant Geschäftsführer an. Eigenmarken. In Berührung mit dem Einkauf kommt die Markant nur bei einem Thema: Eigenmarken. „Handelsmarken, etwa Jeden Tag, werden von uns gemanagt. Über das Tochterunternehmen ZHG in Of- fenburg werden hier 500 bis 600 Artikel ab- gewickelt – und zwar nur im Auftrag der Händler. Wir führen selbstständig keine Einkaufstätigkeiten durch.“ Der vermehrte Griff zur Eigenmarke am POS macht sich „Je kleiner der Händler bzw. Lieferant, umso wichtiger ist Outsourcing, davon bin ich überzeugt.“ MAG. THOMAS ZECHNER, MARKANT- GESCHÄFTSFÜHRER KIENNAST in Gars am Kamp NEUER MARKENAUFTRITT VON WEDL IN VÖCKLABRUCK 05-2023 REGAL | 73HANDEL AKTUELL auch bei der Markant bemerkbar. „Das ist auch eine große Herausforderung, denn es gibt Kapazitätsgrenzen. Hinzu kommt das Thema Preisentwicklung.“ Zukunftsthemen. „Unsere Aufgabe ist nicht das Tagesgeschäft. Es geht viel- mehr darum, bereits jetzt Lösungen für die zukünftigen Herausforderungen zu entwickeln“, sagt Zechner. Und davon gibt es genug. Zu den großen Zukunfts- themen – und letztlich auch Wachs- tumschancen für die Markant zählt der Bereich der digitalen Dienstleistungen. Allen voran Cyber Security. „Wir haben hier bereits Modelle und Dienstleis- tungsstrukturen für Händler und Liefe- ranten aufgebaut und kräftig investiert.“ Ein weiteres Thema: E-Invoicing. Dazu gehören auch Rechnungen, die künftig an das Finanzamt geschickt werden müssen. „Das wird uns alle in Europa betreffen. Wir konnten hier be- reits Erfahrungswerte aus den einzel- nen Ländern sammeln, in denen wir tätig sind.“ Aber auch die Lieferketten- sorgfaltspflicht beschäftigt die Mar- kant, hier wird gemeinsam mit ECR an den wichtigsten Fragestellungen gear- beitet. Mit der mehrheitlichen Über- nahme am Kölner Spezialisten für Product-Content-Management (PIM) Bayard konnten weitere Optimierungs- und Zukunftsfelder erschlossen wer- den. Personal. Übrigens: Während die Markant AG nach rund 40 bis 50 Mitar- beitern sucht, ist der Standort in Öster- reich vollbesetzt. Und das mit einem sehr bunt gemischten Team von sieben bis acht Nationen. Denn: Von Wien aus werden Ungarn, Kroatien, Slowenien, zum Teil Italien und seit kurzem Serbien mitbetreut. 200 Händler. Markant bündelt euro- paweit Kräfte von rund 200 Händlern und ist mit 15.000 Lieferanten-Verträ- gen die Brücke zur Produzentenseite. Kerngeschäft ist die Durchführung von Zahlungsservices, Produktdatenma- nagement und EDI-Dienstleistungen. So verzeichnete die Markant-Gruppe im Vorjahr europaweit einen Regulie- rungsumsatz von 63 Milliarden Euro, ein Plus von 8,8 Prozent. Ausland. Im Kernmarkt Deutsch- land lag der Regulierungsumsatz der Markant bei 54 Milliarden Euro. Zu den „großen Fischen“ auf Händlerseite zäh- len dort Kaufland, dm, Rossmann oder Müller. Ein schönes Wachstum ver- buchte die Markant auch in CEE. Hier stieg der Regulierungsumsatz um 38 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro. UNIMARKT in Hollenstein miniM IM ORTSKERN VON STANS Eurogast LKW in neuem Design 74 | REGAL 05-2023Für Unternehmerinnen und Unternehmer, Geschäftsführung und Vorstände Wissen teilen. Potenzial erkennen. Marken führen. Wir freuen uns, Sie auf dem 20. Internationalen Marken-Kolloquium vom 6. bis 8. September 2023 im Kloster Seeon im Chiemgau zu begrüßen. Anmeldung unter www.mandat.de/imk/anmeldung Global Player oder Local Hero www.internationales-marken-kolloquium.de # IMK 2023 Rückblick IMK2022OBST- UND GEMÜSEABTEILUNG AUS SPAR POTZ wurde Spar Ramusch, am Stadtrand von Mürzzuschlag in der Hoch-Steiermark TEXT: MAGDALENA KRANABITL In Spital am Semmering (Stmk) bei Mürzzuschlag feiert Spar-Kauffrau Angelika Ramusch ihre einjährige Übernahme E ingebettet in einer malerischen Landschaft, zwischen saftig grü- nen Wiesen, Wäldern und umlie- genden Bergen, befindet sich der Spar-Markt von Kauffrau Angelika Ramusch. Genauer gesagt zwischen Spital am Semme- ring und Mürzzuschlag, auf 800 Metern See- höhe, direkt an der Autobahn gelegen. Die Umgebung ist eindrucksvoll: das Semme- ring-Gebirge sowie die „Wiener Hausberge“ Rax und Schneealpe. Auf der anderen Seite liegt Mürzzuschlag. Zentrum der Hochstei- ermark. Liebevolle Stadt, früher Stahlstadt, HANDEL AKTUELL Kauffrau am Fuße des Semmerings → Invest in PV-Anlage → Regionales Eck nach Umbau heute Handels-Hotspot und Ausgangspunkt für Reisende nach Mariazell. Eine perfekte Landschafts-Kulisse also, auch für den Spar von Angelika Ramusch. Sie ist eine neue Top Spar-Kauffrau in der Steiermark. Jung-Kauffrau und Hoffnungs- trägerin aus dem Reich von Spar Regional- direktor Christoph Holzer. Vor einem Jahr erfolgte die Übernahme des 600 Quadratmeter großen Marktes des pensionierten Kaufmannes Potz. Dieser übersiedelte seinerzeit von Mürzzuschlag auf die grüne Wiese, zur Autobahnabfahrt, wo gegenüber seit neuestem auch Mc Do- nald’s besteht. Echte EH-Kauffrau. 2007 begann die Kauffrau eine Lehre bei Potz. Angelika Ra- musch hat den Job also voll gelernt. Bei ei- nem Vollblutkaufmann. Das hilft. Eine Ver- sicherung für die Zukunft. 2013 folgten vier Jahre Karenz. Seit dem großen Sprung in die Selbstständigkeit hat sich bei der gebürtigen Steirerin einiges ge- tan: „Zu Beginn war alles eine riesige Um- stellung für mich. Die Büroaufgaben sind herausfordernd. Aber zum Glück werde ich SPAR-KAUFFRAU ANGELIKA RAMUSCH 76 | REGAL 05-2023BLICK auf die Feinkost → Spar-Markt Ramusch MitarbeierInnen 14 und ein Lehrling 600 m 2 Verkaufsfläche 85 Parkplätze regionale 15 Lieferanten Frische rund 30 Prozent HANDEL AKTUELL seitens Spar mit der Buchhaltung gut unter- stützt. Inzwischen merke ich, dass eine ge- wisse Routine einkehrt.“ Besonders wichtig ist der ambitionierten Kauffrau die Präsenz im Geschäft: „Vormit- tags bin ich immer zwischen den Regalen zu finden. Ab Mittag werden anfällige Aufga- ben im Büro erledigt. Ich will mich nicht komplett im Büro verschanzen, sondern selbst mitanpacken und mit den Kunden ins Gespräch kommen.“ Pläne. Der Investitions-Schwerpunkt des heurigen Jahres liegt im Bau einer Pho- tovoltaik-Anlage auf dem Dach samt 90 Ki- lowatt Peak. Weiters sei ein Umbau des Marktes für das kommende Jahr in Planung, verrät die Kauffrau im REGAL-Gespräch: „Der Spar-Markt ist bereits 15 Jahre alt und benötigt einen neuen Feinschliff.“ Somit soll auf das 2.0 Konzept der Tanne umgestellt werden. Die Verkaufsfläche blei- be gleich groß. Am Herzen liegt Ramusch ein Regionales-Eck, das nach den erfolgten Umbauarbeiten einen besonderen Platz be- kommen wird: „Momentan sind die regiona- len Produkte im Markt verteilt unterge- bracht und gehen eher unter.“ Aktuell belie- fern 15 Lieferanten aus der Region den Spar-Markt. „Vom Fleischhacker aus Mürz- zuschlag bis hin zum Honig aus Langen- wang konnte ich die regionalen Lieferanten von meinem Vorgänger übernehmen. Allge- mein bin ich sehr zufrieden mit dem Markt, so wie Herr Potz ihn mir hinterlassen hat.“ Der Frischeanteil liegt bei etwa 30 Prozent. Kundschaft. Da sich der Markt an der Autobahn befindet, besteht der Hauptkun- denstamm aus Kunden, die vor oder nach dem Arbeiten den Einkauf erledigen. Das Einkaufsverhalten der Käufer bewege sich in zwei Richtungen, erklärt die Kauffrau und detailliert: „Einerseits wird vermehrt zu Aktionsware gegriffen, andererseits lan- den aber auch Produkte im höheren Preis- segment im Einkaufswagerl. Vor allem bei Fleisch wird auf eine gehobene Qualität ge- achtet.“ Im Markt kümmern sich 14 Mitarbeiter und ein Lehrling um das Wohl der Kund- schaft. Drei Mitarbeiter sind seit der Über- nahme hinzugekommen. An Mitarbeitern fehlt es der Kauffrau nicht: „Bei uns herrscht ein Umgang auf Augenhöhe. Wir sind alle per du. Es soll sich jeder wohl fühlen und mit Freude in die Arbeit kommen. Das gute Arbeitsklima und die positive Energie fär- ben auch auf die Kundschaft ab.“ Touristen. Als Hauptsaison nennt Ra- musch den Winter. Das um die Ecke gelege- ne Skigebiet Stuhleck zieht jährlich Tausen- de Wintertouristen an. „Skifahrer mit einer Küche in der Unterkunft geben im Durch- schnitt zwischen 100 bis 150 Euro aus. Tou- risten auf der Durchreise kaufen im Schnitt um etwa 50 Euro ein.“ Zur Freude der Kauf- frau wächst auch der Sommer-Tourismus von Jahr zu Jahr stetig an: „Ab Juni kommen die ersten Touristen. Spital am Semmering wird vor allem von Radfahrern immer häu- figer aufgesucht.“ Erfolg. Während des Gesprächsverlauf zeichnet sich ab, dass die Kauffrau ihren Be- ruf aus Leidenschaft macht. Mit strahlen- dem Gesicht erklärt Ramusch zum Ab- schluss, was ihr an der Tätigkeit als Kauffrau besonders gut gefällt: „Mit dem Sprung in die Selbstständigkeit konnte ich mir einen lang ersehnten Traum verwirklichen. Der direkte Kontakt zur Kundschaft bereitet mir tagtäglich eine große Freude. Darüber hin- aus ist die flexible Zeiteinteilung für mich als Mutter ein weiterer positiver Aspekt.“ 05-2023 REGAL | 77LISA WEBER BSC. Redaktion REGAL „Heimische Produkte sorgen für Vielfalt im Regal und stärken die Frequenz im Markt.“ Regionalität REGAL SCHWERPUNKT Eurospar Urban Regional- Pionier baut aus 78 | REGAL 05-2023REGIONALITÄT 100% gentechnikfrei und aus Österreich. seit1922 www.tschiltsch.at infect.cc Wir sind pipifein! * → Zwei Märkte: Retz und Eggenburg (NÖ) → Eggenburg komplett neu ab 2024 TEXT: LISA WEBER D ie Sonne scheint auf die Fassade des Retzer Eurospar von Georg Urban. Der Kaufmann trifft REGAL zum Gespräch vor dem Eingang seines Marktes. Bei Ankunft auf dem Gelände ist der fleißige Geschäftsmann dabei zu beobachten, wie er seine Kunden persönlich begrüßt. „Wie geht´s den Kindern?“, fragt Urban eine Kundin. Die Nähe zur Kundschaft ist deutlich spürbar. Umbau. In Retz wurde bereits vor sieben Jahren alles erneuert. Aber Urban hat Neuig- keiten: „Mein zweiter Standort in Eggenburg wird komplett neu aufgestellt. Ab 2024 wird an einem neuen Gebäude, gegenüber vom al- ten Markt, gebaut. Ab November 2024 sind wir dann auf der anderen Straßen- seite auf neuestem Stand der Technik auffindbar.“ Stolze 1.800 Quadrat- meter wird die Filiale umfassen. Eine Photovoltaikanlage, begrünte Parkplätze mit Überdachung und E-Ladestationen – was Nachhaltig- keit und Komfort betrifft, lässt sich der Unternehmer nichts nachsagen. Das Gebäude wird von der Spar errichtet, Einrichtung, Ware und Photovoltaik zahlt der Kaufmann aus eigener Tasche. Zusätzliche So- larpanele in Retz lässt sich Urban satte 150.000 Euro kosten, um auf 150 kW zu kommen. „Bei den derzei- tigen Strompreisen bleibt uns leider nichts anderes über.“ Auch die stei- genden Personalkosten bekommt der Unternehmer bei insgesamt 85 Angestellten zu spüren. Und: „Die Inflation spürt man auch an der Kassa. Die Unzufrie- denheit in der Gesamtbevölkerung schwappt auch schon ein wenig über, die Stimmung ist teilweise gedrückt.“ Bis zu 1.500 Kunden am Tag geben dazu ein breitgefächertes Bild ab. Aber: „Ich bin kein Freund des Jammerns. Mit jeder Herausfor- derung tun sich auch Chancen auf“, ist sich Urban sicher. Die Konkurrenz hält in beiden Ortschaften ebenso die Fahnen hoch. Besonders in Retz „sind alle vertreten“, so Urban. Aber als Regionalhändler seien die Chancen besser, mit dem Sortiment bei den Einheimischen zu punkten. Abschrecken lässt sich der eifrige Geschäftsmann von wei- teren Märkten nicht. Regionale Produkte sind für Urban ein wichtiger Umsatzbringer im Markt und Teil seiner Identität als Kaufmann. „In unserer Gegend, mit Wein- und Waldviertel, finden sich zahlreiche Spezialitäten.“ Über 1.100 re- gionale Produkte von mehr als 80 Lieferanten aus der Umgebung preist der Unternehmer stolz in seinem Retzer Markt auf 1.250 Quadrat- metern an. → Eurospar Retz 1.250 m² 350 regionale Weine von 60 Lieferanten 1100 regionale Produkte von 80 Lieferanten → Eurospar Eggenburg Fertigstellung 2024 1.800 m² Regionaler Schwerpunkt 05-2023 REGAL | 79Next >