< PreviousHANDEL AUSLAND Spar: Handels-König in Ungarn GABRIELLA HEISZLER, CEO Spar Ungarn 30 | REGAL 06/07-2022 Spar Ungarn.indd 3030.06.22 13:44VON LISA WEBER Exklusiv-Interview mit Spar Ungarn CEO Gabriella Heiszler T reffpunkt: Tatabánya. Ein 4.000 Quadratmeter großer Interspar-Ko- loss. Errichtet in einer Industriestadt, innerhalb von knapp fünf Monaten. „Der Markt ist ein wichtiger Ankerpunkt für die umliegenden Arbeiter und das Wohnvier- tel“, erklärt Spar Ungarn Chefin Gabriella Hei- szler bei der Marktbesichtigung. Non-Food macht hier einen Anteil von etwa 13 Prozent aus. „Wobei das Ziel eigent- lich elf Prozent für Ungarn gesamt wären. Das Sortiment ist aber gefragt.“ Ansonsten stehen auch Eigenmarken hoch im Kurs. „Wir sind stark gestiegen und liegen bei ei- nem Umsatz-Anteil von 31,5 Prozent. Be- sonders S-Budget ist mit 25-prozentigem Anteil sehr hoch.“ Diese Entwicklung liegt vor allem an der schwierigen wirtschaftli- chen Lage in Ungarn. Feinkost. Auf der Suche nach Unter- schieden zu österreichischen Sortimenten fällt vor allem eines auf: Das österreichi- sche Phänomen Feinkost fällt hier etwas anders aus. In Ungarn steht die Feinkost für breite Vitrinen-Landschaften, mit Fleisch in Bedienung. Heiszler verrät: „Fleisch macht gute zehn Prozent des Gesamtumsatzes im Markt aus.“ Top-Sel- ler: Schweine- und Hühnerfleisch. Zweite- res vor allem, wegen des günstigen Preises. Rindfleisch sei in Ungarn kaum relevant. „Gegenüber Schweinefleisch macht Rind vielleicht zehn Prozent aus.“ Fleischersatz ist übrigens eine Randerscheinung, die sich nicht so recht etablieren möchte. „Sojapro- HANDEL AUSLAND → Sondersteuer könnte Steuerkosten beinahe verdoppeln → Strenge Höchst-Preise drücken Umsatz und Gewinn → Fleisch ist ungarischer Umsatz-Treiber → Schon 620 Geschäfte zwischen Györ und Debrecen dukte und Co. bekommen wir hier meistens nur rabattiert aus dem Regal.“ Politik. Im Markt scheint reges Treiben, doch die wirtschaftlichen und politischen Umstände machen zu schaffen. In Ungarn wurde ein Preisdeckel auf viele Grundnah- rungsmittel gesetzt. „Haltbarmilch, Schwei- nefleisch, Hühnerfleisch, Mehl, Zucker und mehr. Es betrifft viele Warengruppen, wir müssen neue Produkte zum Preis vom 15. Ok- tober 2020 verkaufen. Das meiste geht also unter dem Marktwert raus.“ Ein Minus von mehreren Millionen Euro, jedes Monat. Neu- listungen werden dadurch erschwert. „Und das bei einer Inflationsrate von 16 Prozent im letzten Monat – kumuliert für die letzten vier Monate sind es zehn Prozent. Neben einem Wertverlust der Ungarischen Forint um 15 Prozent. Die Regierung möchte damit die In- flation um zwei Prozent senken.“ Einzige 06/07-2022 REGAL | 31 Spar Ungarn.indd 3130.06.22 13:44HANDEL AUSLAND „ Es gab im Sortiment Rationalisierun- gen, wir achten stark darauf, auf was verzichtet werden kann.“ GABRIELLA HEISZLER, CEO SPAR UNGARN Aber das Design wurde zweitrangig, und der Platz stark verringert. Es gab auch im Sorti- ment Rationalisierungen, wir achten stark darauf, auf was verzichtet werden kann. Der Aktionsanteil, normalerweise bei 35 Prozent, muss ebenfalls verringert werden.“ Interes- santer Fakt: Im Gegensatz zu den allseits be- liebten Flugblättern, liegt die größte ungari- sche Tageszeitung bei einer Auflage von nur 100.000 Stück. „Auch daran merkt man, dass aufs Haushaltsbudget geschaut wird. Die Un- garn geben kein Geld für etwas aus, das digi- tal gratis verfügbar ist.“ Und schweren Herzens müssen auch teil- weise Geschäfte vom Netz genommen werden. „Das versuchen wir natürlich zu vermeiden. Aber in Städten mit zwei Standorten müssen wir schon beobachten, ob einer zu schwach performt. Eine Stadt zu verlassen ist natürlich nie gut, aber wo es Sinn macht, müssen wir handeln. Da gibt es regional sehr große Unter- schiede. Hier sehe ich auch eine Stärke der Krise. Es werden Entscheidungen getroffen, die sonst noch sehr lange gebraucht hätten.“ Nullsummenspiel. Ein großes Plus wird Spar in Ungarn heuer also wohl nicht machen. „Wir möchten die schwarze Null.“ Wichtig ist für die Chefin, die Motivation der Mitarbeiter hochzuhalten. „Unsere Angestellten müssen Konzernseitig eine positive Einstellung vermit- telt bekommen. Daran arbeiten wir jeden Tag.“ Mit neuen Standorten ist das Unternehmen zurückhaltend. „Wir haben derzeit 614 Spar und Interspar Shops, mit allen Unterkatego- rien. Neue Flächen zu erschließen ist schwer möglich, die Bauverordnungen lassen das nicht zu. Diese Filialen gehen eher an die hei- mische Konkurrenz.“ Aber das hält das Unter- nehmen nicht davon ab, seine Filialstruktur auszuweiten: „Wir konzentrieren uns darauf, fremde Filialen zu übernehmen.“ Ein Push für Einzelhändler ist geplant. Genau genommen sollen sogar Spar Märkte Stück für Stück zu Spar Franchisern werden. „Vier bis fünf Standorte pro Jahr zu switchen, mögliche Beschränkung an die Spar-Kunden: „So wie alle Konkurrenten, mussten wir ma- ximale Abgabemengen einführen. Die Preise sind teils günstiger als im Großhandel.“ Das zog auch Gastro-Kunden an. Schwierige Lage also, für die Spar in Un- garn. Und die Regierung möchte nun zusätz- lich eine Sondersteuer für ausländische Kon- zerne erheben. In Zahlen würde das bedeu- ten: „2021 haben wir 37 Millionen Euro gezahlt. Nach der neuen Regelung werden es 67 Millionen sein. Wir stehen mit der Regie- rung in Verhandlung und hoffen auf eine Lin- derung“, betont Heiszler. „Spar trägt einen hohen Wert für Ungarn, wir sind die Nummer zwei am Markt mit ei- nem Umsatz von 2,1 Milliarden Euro. Viele Lieferanten hängen an uns, ganz zu schwei- gen von dem Versorgungsauftrag.“ 14.500 Mitarbeiter beschäftigt der Konzern zur Zeit. „Und 250 Mitarbeiter würden uns zusätzlich noch fehlen.“ Ob Ungarn einen wichtigen Wirtschaftsfaktor letztendlich wirklich so ab- strafen möchte, steht noch in der Schwebe. Bistro. Das Gespräch geht im kleinen In- terspar „To Go“ Bistro weiter. Große Interspar Restaurants gibt es in Ungarn keine. „Wir ha- ben das vor einigen Jahren versucht, es kam aber nicht gut genug an. Die Leute essen lie- ber nur einen kleinen Snack oder trinken ei- nen Kaffee, vor oder nach dem Einkauf“, er- zählt die Spar-Chefin, mit Blick auf die kleine Vitrine. Darin vorrangig enthalten: Fleisch- waren, also Würstel und Co. Maßnahmen. Neben laufenden Verhand- lungen mit den Lieferanten mussten in Un- garn zusätzliche Maßnahmen ergriffen wer- den. „Wir sind in laufendem Kontakt mit un- seren Lieferanten – aber für alle haben sich die Energiepreise erhöht, der Spielraum für Preissenkungen ist nicht groß. Das Marketing mussten wir großflächig einfrieren. Flugblät- ter sind zwar ein wichtiges Instrument in Un- garn – immerhin steht die Auflage bei mehr als zwei Millionen Exemplaren pro Woche. → Spar Ungarn Facts Milliarden 2,1 Euro Umsatz 14.500 Mitarbeiter 614 Standorte 31,5 Prozent Eigenmarken-Anteil Quelle: Spar Ungarn 32 | REGAL 06/07-2022 Spar Ungarn.indd 3230.06.22 13:44Innovative und maßgeschneiderte Lösungen für eine optimale Nutzung Ihres Parkraums! » Parkraumkontrolle: 24/7 vollautomatisch mittels Kennzeichenerkennung » Analyse: Datenschutzkonforme Erhebung der Daten und Analyse des Parkverhaltens » Vermarktung: Kommerzialisierung ungenutzter Kapazitäten zu Randzeiten Weitere Informationen: www.park-control.at Inserat_PAC_210x297_Print.indd 115.03.22 12:30ist das Ziel. Die Hälfte der Filialen sollen in ferner Zukunft privat betrieben werden, mit 20-prozentigem Umsatz-Anteil. Wir erkennen hier eine große Chance, unsere Spar Partner gibt es erst seit zehn Jahren, sie machen aber bereits zehn Prozent des Umsatzes aus“, er- zählt Heiszler über die knapp 100 ungarischen Kaufleute. Prämisse für das sportlich gesteck- te Ziel: Qualität vor Quantität. „Wir wollen wachsen, wo es Sinn macht. Besonders posi- tiv: Die Einzelhändler betrifft auch die Son- dersteuer nicht in diesem Ausmaß.“ Logistik. Die Logistik wird gefordert. Vor drei Jahren wurden 10.000 m² hinzugebaut. Seit der Pandemie ist der Platzbedarf noch gestiegen, weshalb zusätzliche 9.000 Palet- tenplätze angemietet wurden. Die eigene LKW-Flotte macht 55 Prozent der Fahrzeuge aus – nicht ganz so einfach gestaltete sich in der Vergangenheit das Beschäftigen von neuen Mitarbeitern. „Wir haben aber eine Prämie für langjährige Mitarbeiter einge- führt, auch das Anwerben von Kollegen bringt ein Goodie. Und seit Covid sehen die Fahrer den Wert im Daheimsein mehr. Die Lage hat sich sehr beruhigt.“ Dass sie trotz- dem sofort zehn Fahrer umgehend aufneh- men könnte, will Heiszler dabei aber nicht verschweigen. Stock-out gab es in Ungarn, laut der Che- fin, niemals im „klassischen“ Sinne. „Wir konnten immer auf andere, ähnliche Pro- dukte ausweichen. Es gab zum Beispiel im- mer Hühnerbrust, aber nicht immer vom ge- wohnten Anbieter. Gerade auch, weil uns die Geflügelgrippe zu schaffen gemacht hat. Oder Tomaten, auch hier gab es eine Plage. Manchmal gab es in bestimmten Waren- gruppen dann eben weniger Auswahl.“ DIR. ERWIN SCHMUCK (li), lang- jähriger Regional- Chef und Aufbauer der Spar in der Steier- mark sowie anschlie- ßend einige Jahre Chef der Spar in Un- garn und Initiator für Kaufleute und Un- garn, sowie rechts der unvergessliche Spar-Gründer und auch Mitbegründer der Spar in Ungarn (erster Markt in Tata), Dr. Fritz Poppmeier HANDEL AUSLAND Spar Ungarn.indd 3430.06.22 13:44HANDEL ZENTREN Bekanntheit von Shopping Centern Lugner vor Sillpark und DEZ → Sauberkeit und Luftqualität sind die wichtigsten Kriterien VON GREGOR SCHUHMAYER D as Online Marktforschungsinstitut Marketagent hat im Rahmen einer ak- tuellen Studie Einkaufszentren, Kauf- häuser und Outlet Center in ganz Österreich unter die Lupe genommen. Mehr als 2.500 Netto-Interviews geben Auskunft über die heimische Shopping-Situation und küren un- ter anderem die saubersten, sympathischsten und abwechslungsreichsten heimischen Ein- kaufstempel. Bei der Bekanntheit liegt die Lugner City auf dem ersten Platz. Dahinter folgen der Sillpark aus Innsbruck (Spar), so- wie das Innsbrucker DEZ, die Plus City und das Kaufhaus Tyrol. Inwieweit sind die folgenden Kriterien in Bezug auf ein Einkaufszentrum für Sie persönlich wichtig? Basis: Haben zumindest eines der genannten Einkaufszentren in den letzten 4 Monaten besucht. – n=2.556 Wichtige Kriterien bei Einkaufszentren Bekannte Einkaufszentren gestützt | Top 10 von 54 Einkaufszentren Lugner City (n=1.293) Sillpark (n=250) DEZ Innsbruck (n=250) PlusCity (n=660) Kaufhaus Tyrol (n=250) Shoppingcity Seiersberg (n=579) Designer Outlet Parndorf (n=1.190) Messepark, Dornbirn (n=155) Millennium City (n=1.282) Westfield Shopping City Süd (SCS) (n=1.308) [...] Welche der folgenden Ein- kaufszentren sind Ihnen zu- mindest namentlich bekannt? Basis : Wohnort im Umkreis von 100km zum jeweiligen Einkaufszentrum. 36 | REGAL 06/07-2022ChoCo Thins ChoCo Brookie Aufmerksamkeitsstarke Kommunikation TV Tag-On Online Video und Social Media Display-Kommunikation am POS Hauchdünn und knusprig Saftiger Brownie trifft Cookie-Streusel CHOCO THINS JETZT LISTENIn Bad Erlach (Wiener Neustadt-Land, NÖ) ging kürzlich der neue Eurospar von Birgit Wessely-Uher ans Netz. REGAL war vor Ort HANDEL AKTUELL Uhers neue FOTO: SPAR/BRUNNBAUER 38 | REGAL 06/07-2022 Spar Uher.indd 3829.06.22 18:16ALPEN-APERITIF SANDDORN ALPEN-SPRIZZ 5 cl Alpen-Aperitif mit Sekt/Prosecco auffüllen, Eiswürfel, Deko: Orangenzeste Fruchtiger Sanddorn-Likör mit frischen Kräutern aus dem Gurktal DIE NEUE APERITIF- INNOVATION AUS ÖSTERREICH NEUES MODUL „HOT TO GO“ ist überraschend gut angelaufen. VON VERENA SCHNEEWEISS HANDEL AKTUELL Burg → Fokus auf Non Food II, Frische und Regionales → Neues Modul „Hot to go“ erstmals im Spar- Einzelhandel eingesetzt V or vier Jahren wurde der legendäre Uher- Standort in Reichenau an der Rax auf neue Beine gestellt. Eurospar statt Spar. Jetzt hieß es auch in Bad Erlach, 30 Au- to-Minuten weiter östlich: Umbau. 4,5 Monate war Stillstand. Abriss, Neubau. Ein Viertel mehr Grund- fläche. Der 18 Jahre alte Markt wurde geschliffen und hat Platz ge- macht für ein 1.250 m²-Prunk- stück, ganz nach Spar-Manier. Jetzt ist das Motto klar: „Der Riese“, wie Birgit Wessely-Uher ihren neu- en Eurospar nennt, muss Geld ver- dienen. Nachsatz: „Ich liebe diesen Laden.“ Invest. Gebäude und Grund sind im Besitz der Spar. Dem Eurospar 2.0-Konzept streut die Geschäfts- führerin Rosen. „Wir haben es 1:1 umgesetzt, aus voller Überzeugung. Es ist das beste Konzept, das Spar je hatte.“ Die größten Errungenschaf- ten? „Definitiv Obst und Gemüse, die Wein-Abteilung und die gesam- te Feinkost.“ Spar Uher.indd 3929.06.22 18:16Next >