< PreviousDROGERIEFACHHANDEL so dass nur die klei- ne Bürste ausge- tauscht werden muss. So kann Plas- tikmüll um 94 Pro- zent verringert wer- den.“ Top-Seller ist die manuelle Curaprox Zahnbürste CS 5460 ultra soft. „Sie ist sanft zu Zähnen und Zahn- fleisch, gleichzeitig unerbittlich gegen Plaque.“ Curaden bietet zudem eine weite Bandbreite an Mundhygiene-Produkten: von biofunktionellen Beißringen und Schnuller über diverse Ausführungen und Zahnbürstenkopf-Größen für Klein und Groß, bis hin zu Pflegeprodukten für Span- gen oder Implantate. Der Schweizer Mundhygiene Hersteller zeigt sich zufrieden mit seinen diesjährigen Er- gebnissen. „Insbesondere freut uns die neue Zusammenarbeit mit Müller Drogeriemarkt Österreich – wir freuen uns auf einen erfolg- reichen Jahresendspurt“, erklärt Vertriebs- leiter Ludwig Popp. Als Ziel für den Abschluss dieses Jahres will die Curaden Germany GmbH weiterhin in der Distribution wach- sen und die Marke Curaprox bei den Konsu- menten bekannter machen. „Viel Potential sehen wir bei unseren manuellen und elekt- rischen Zahnbürsten.“ Weltweit wird die Cu- raprox Range in über 70 Ländern angeboten. Einen starken Trend erkennt Popp vor- wiegend bei nachhaltigen Produkten. „Auch wir arbeiten daran, unsere Produkte immer nachhaltiger zu gestalten. Unsere Interden- talbürsten verfügen über ein Click-System, Curaden: Listungen bei Müller FIRMENINHABER Ueli Breitschmid → News aus dem Drogeriefachhandel dm streicht Gas Innerhalb weniger Monate dreht dm Drogeriemarkt im Verteilzentrum Enns sowie in der Salzburger Zentrale den Gashahn ab und steigt auf Geother- mie und Solarenergie um. Auch in den Filialen läuft ein Programm zur Umrüstung: Drei Viertel der österreichischen Filialen, also 282 Standorte, sind bereits gasfrei. Weitere 69 sollen zügig auf alter- native Energieträger umgestellt werden. An vielen Standorten laufen nur noch Teile des Betriebs auf Gas. Jene, die noch Gas nutzen, werden bei Umbaumaßnahmen vorgereiht. CP Gaba: Monat der Mundgesundheit Kürzlich lud CP Gaba zum 20. Monat der Mund- gesundheit, um auf die Wichtigkeit einer ausge - wo genen Pflege aufmerksam zu machen. In diesem Jahr standen Karies und Parodontitis im Mittel- punkt des Gesprächs. Neben der zentralen häus- lichen Zahnpflege sei die zahnärztliche Vorsorge unabdingbar. Den perfekten Mix an Zahnpflege- produkten will CP Gaba mit seinen meridol und elmex Produktlinien bieten. Neu im Repertoire: Das elmex Sensitive Professional On The Go. Mittels Pro Argin Technologie versiegelt die Formel Dentinkanälchen und lindert Schmerzen in kurzer Zeit. Beiersdorf setzt ambitionierte Ziele Trotz schwieriger Marktsituation konnte der Konzernumsatz auf 4,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Das bedeutet ein organisches Wachstum um 10,5 Prozent. Die EBIT-Umsatzrendite ohne Sondereffekte lag in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres bei 15,9 Prozent. Für das Gesamt- jahr wird ein Umsatzwachstum am oberen Ende des mittleren einstelligen Bereichs und eine operative EBIT-Umsatzrendite auf Vorjahresniveau erwartet. Der Umsatz von Nivea erhöhte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres organisch um 11,2 Prozent. Der Konzern zeigt sich mit der Performance der Marke in allen Bereichen zufrieden. 210 | REGAL 09-2022BROT & BACKWAREN Pfahnl: Unternehmen wird zukunftsfit CSB-System: Case Study – Linauer Wagner Investments in Digitalisierung ma- chen sich für Linauer Wagner be- zahlt. „Unser ERP-System verschafft unserer Manufaktur die Vorteile in- dustrieller Effizienz und verbessert die Planungsergebnisse. Funktionen wie das kurzfristige Umdisponieren von Aufträgen, der schnelle Zugriff auf aktuelle Lagerdaten, die Kommis- sionierung mit mobilen Endgeräten oder auch die Instandhaltung be- schleunigen die Arbeit in der Back- stube erheblich“, meint Daniel Bro- schek von Linauer Wagner. Dadurch konnten die Lichtenwörther auch gut durch die Corona-Krise navigieren. Die IT habe in dieser Lage gut gehol- fen. Dabei folgte der Startschuss für ein integriertes Konzept bereits 2014. „Irgendwann kann man mit Insellö- sungen einfach nicht mehr wirt- schaftlich genug arbeiten. Wenn Ver- trieb, Produktion und Logistik jeweils ein eigenes IT-System nutzen und man in der Warenwirtschaft andere Stammdaten hat als in der Etikettie- rung, muss man die Daten mehrfach pflegen“, so Broschek. Mit CSB wur- den diese alten Standards aufgebro- chen. Mittlerweile reicht ein Mitar- beiter aus, um Etikettierung, Produkt- spezifikationen und QS-Prüfungen in einem einzigen Stand im ERP-System zu pflegen. „Das spart uns viel Auf- wand und Geld. Und wir haben bei jedem Audit, ob IFS oder Bio, wirklich saubere Daten. Die Informationen auf den Etiketten sind deckungs- gleich mit denen auf der Spezifikati- on.“ Doch die Implementierung des Systems geht heute noch weiter. „Spannender – weil viel komplexer – sei es da gewesen, das ERP-System auch in die Produktion der beiden Standorte zu bringen. „Hier haben wir etwas länger getüftelt, aber der Aufwand hat sich definitiv gelohnt.“ Linauer Wagner setzt mit 350 Mitar- beitern jährlich rund 40 Millionen Euro um. Das eigene Netz umfasst 13 Filialstandorte. Pfahnl schließt den Bau eines neuen Hochregallagers mit 5.300 Paletten- plätzen am Standort Pregarten ab. „Wir haben eine Versorgungspflicht für die Bevölkerung. Wir nehmen un- sere Aufgabe Ernst und deshalb war dieser Schritt notwendig“, so Ge- schäftsführer Andreas Pfahnl im RE- GAL-Gespräch. Konkret hat der Fa- milienbetrieb für das Projekt ein In- vestitionspaket mit sechs Millionen Euro geschnürt. Die Hintergründe für den baulichen Vorstoß liegen für Pfahnl auf der Hand. „Die Erfahrun- gen der letzten Jahre haben uns ge- zeigt, dass Just-in-time-Lösungen nicht immer der Weisheit letzter Schluss sind. Wenn Lieferketten un- terbrochen sind, dann ist das eine Katastrophe. Heute geht es um Ver- fügbarkeit“, so der Geschäftsführer. Dementsprechend gilt es nun, Roh- stoffe zu bunkern und auch Fertigar- tikel auf Lager zu legen. „Das ist ein- fach das Zeichen der Zeit.“ Und Pfahnl will sein Unternehmen weiter zukunftsfit machen. Stichwort: Energieautarkie. „Wir sprechen dabei von einer 3.000 kWp-Anlage und be- nötigen hierfür wohl eine Fläche von drei Hektar.“ Kostenpunkt: Drei bis vier Millionen Euro. Als Realisie- rungszeit hält Pfahnl drei Jahre für realistisch. Dabei gehe es um ausge- klügelte Lösungen, die eine Unabhän- gigkeit vom herkömmlichen Netz er- möglichen. Von der Gas-Teuerungs- welle ist die Mühlen-Gruppe nicht betroffen. „Unsere kleinen Backöfen laufen mit Strom. Aber: Ist das Gas weg, dann gehen bei den produzie- renden Bäckern die Lichter aus.“ Noch stärker bläst dem Unterneh- men der Gegenwind bei der Mitarbei- ter-Rekrutierung entgegen. „Es gibt ein massives Mitarbeiterproblem.“ Dementsprechend ist Pfahnl gezwun- gen, den Automatisierungsgrad wei- ter zu erhöhen. Der Weg Richtung künstlicher Intelligenz ist vorpro- grammiert. „Früher hatten die Men- schen die Maschinen bedient, dann brauchte es den Menschen zumin- dest, um die Maschinen ein- und aus- zuschalten und künftig werden die Maschinen die Menschen anleiten.“ Umsatzmäßig bleibt Pfahnl auf Kurs. 2021 wurde die 80 Millionen Euro Marke abgearbeitet, heuer soll die Zahl Richtung 100 Millionen Euro gehen. Zahlen, die derzeitigen Situati- on geschuldet sind. Auch mengenmä- ßig gibt es nach wie vor Zugkraft. „Backmittel sind im letzten Jahr um rund 17 Prozent nach oben geklettert.“ Für 2022/2023 nimmt sich Pfahnl in diesem Bereich ein Plus von drei bis fünf Prozent vor. Auf der anderen Seite sieht sich Pfahnl mit Preissteigerun- gen bei Rohstoffen im Bereich zwi- schen 200 und 300 Prozent konfron- tiert, die sich ab Jänner in der Preisge- staltung zu Buche schlagen werden. Der Exportanteil liegt indes bei 80 Prozent. In über 40 Länder wird gelie- fert. Innovationsseitig ist Zurückhal- tung angesagt. „Es geht um die Über- arbeitung unserer 650 Rezepturen.“ Standort Pregarten 09-2022 REGAL | 211 Marken- Power MAG. HERBERT SCHNEEWEISS, Redaktion REGAL D ie Molkerei-Wirt- schaft ist unter Druck. Während bei den Bauern die Kos- ten massiv durch- schlagen und die Milchpreise sukzes- sive erhöht werden müssen, können im Handel nicht alle Er- höhungen umge- setzt werden. Mopro REGAL SCHWERPUNKT 212 | REGAL 09-2022 Mopro-Einstieg.indd 21222.09.22 15:38 Power &Preiskampf → Ertragslage alarmierend: Molkereien fahren durchschnittlich EGTs von 0,8 Prozent ein → Anzahl der Milchbauen sinkt weiter um 3,2 Prozent → Starker Schub für Commodity-Bereiche → Branche reagiert auf drohendes Gas-Blackout, Molkereien spannen Öl als Kurzfrist-Lösung ein → Corona-Mengenplus ist laut RollAMA nahezu weggeknabbert → Konzentration nimmt zu: Gmundner Molkerei schwenkt unter Jäger-Dach 09-2022 REGAL | 213 Mopro-Einstieg.indd 21322.09.22 15:38→ 45 Millionen Euro Invest: Neue Produktionshalle wird hochgezogen → Umsatz von 418 Millionen Euro wird 2022 pulverisiert → NÖM für Gas-Blackout gerüstet → 440 Millionen Liter Milch werden verarbeitet TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß MOLKEREIPRODUKTE E s sind stürmische Zeiten für die Mopro-Branche. Die hohe Gas- Abhängigkeit, der generelle Kosten-Boost bei Energie, Verpa- ckung, Logistik. Die Liste der Zutaten, die von der Teuerungswelle massiv erfasst wurden, ist lang. Und den- noch: Am Produktionsstandort in Baden sind antizyklisch wieder die Bagger vorgefahren. „Trotz der derzeit wirtschaftlich schwierigen Lage in allen Bereichen, teilen unsere Eigen- tümer, die Raiffeisen Holding und die Milchgenossenschaft Niederöster- reich unsere nachhaltigen Visionen. Wir sind der europäische PET-Fla- schenspezialist und werden in diesen Bereich weiter investieren. Bereits im ersten Quartal 2023 werden die ersten Flaschen in der neuen Produktions- stätte vom Band gehen“, so NÖM-Vor- stand Mag. Alfred Berger im REGAL- Gespräch. Satte 45 Millionen Euro wurden für den nächsten Kapazitäts- ausbau bereitgestellt. In einer fast 5.000 Quadratmeter großen Produk- tionshalle werden über 150 Millionen Flaschen mit innovativen Konzepten vom Band rollen. Öl-Tank angeschafft. Und wäh- rend viele Produktionsbetriebe vor dem Worst-Case-Szenario „Gas-Stopp“ zittern, haben die Niederösterreicher das Thema rasch abgearbeitet. „Absi- cherung in unsicheren Zeiten zu tref- fen, bedeutet auch manchmal sich für unkonventionelle Vorkehrungen zu entscheiden. Wir haben bereits am 25. Februar einen Ölbrenner und dem- entsprechende Heizöl-Tanks bestellt, die bereits im Mai dieses Jahres gelie- fert wurden.“ Der Notfall-Plan steht. Nach einem zweiwöchigen Testbe- trieb fällt das Fazit positiv aus: „Es funktioniert. Wir sind Gas unabhän- gig.“ Nachsatz: „Der Betrieb dieses Brenners ist deutlich teurer als Gas. Letztlich ist Gas also auf Dauer gese- hen immer noch alternativlos.“ Allgemeine Schieflage. Die aktu- ellen Vorwürfe gegen die Industrie und die Molkereiwirtschaft bezüglich der schrittweisen Preiserhöhungen im letzten Jahr gehen beim NÖM-Vor- stand nicht spurlos vorbei. „Uns hier Gier vorzuwerfen, ist völlig unbe- gründet.“ Vielmehr bringt die aktuel- le Situation die gesamte Milchwirt- schaft in eine immer alarmierendere Schieflage. „Wir hinken den notwen- digen Preiserhöhungen sowieso stän- dig hinterher. Ob bei Verpackungen, bei Energie, bei Paletten, rePET-Gra- nulat oder auch bei Anlagen. Bei un- seren Vorlieferanten werden uns die Preiserhöhungen kurzfristig mitge- teilt und sind in wenigen Wochen zu bezahlen. Verhandlungsspielraum gibt es wegen knapper Kapazitäten keinen.“ „Take it or leave it“ wird zum geflügelten Satz. Konzentration wird weitergehen. Die Molkereien geraten in die Zwick- mühle, müssen die Mehrkosten für mehrere Monate alleine schultern und können sie nicht immer im vollen Ausmaß umsetzen. „Das setzt die Molkereiwirtschaft unter Druck.“ Dementsprechend liegt für den NÖM- Vorstand auch eine weitere Konzent- ration bei den Molkereien auf der → NÖM: Umsatz 2021: 418 Millionen € Exportanteil: 45 Prozent Belieferte Länder: 27 Quelle: NÖM Klarer Weg in stürmischen Zeiten v.l.n.r.: Josef Simon, Vorstand der NÖM AG;Veronika Breyer, Marketing- leiterin der NÖM AG; Alfred Berger, Vorstand der NÖM AG 214 | REGAL 09-2022MOLKEREIPRODUKTE Hand. „100 Millionen Kilogramm Milch in 200 unterschiedlichen Arti- keln kostenattraktiv abzubilden, wird immer schwieriger.“ Die aktuellen Rochaden am Molkerei-Markt sind der Anfang einer weiteren unver- meidlichen Entwicklung. Milchpreis-Entwicklung. Darü- ber hinaus manifestiert sich auch bei den ausgezahlten Milchpreisen eine völlig neue Basis. „Wir haben in den letzten zehn Jahren gesehen, dass wir uns hier pro Liter Milch bei einem Wert rund um 35 Cent bewegt haben. Künftig und mittelfristig wird mit Si- cherheit beim Auszahlungspreis ein 5er davorstehen.“ Die Milch wird im- mer mehr zu einem knappen Gut. „Wir brauchen etwa bei der NÖM rund 440 Millionen Liter Milch, um unsere Partnerschaften bedienen und abbilden zu können.“ Die Zeit von Milch-Überschüssen und daher ak- zeptierten negativen Verwertungs- preisen ist vorbei. Internationale Zusammenhänge. In ganz Europa wurde eine neue Spira- le in Gang gesetzt. In den Niederlanden werden in den nächsten Jahren zehn Milliarden Kilo Milch weniger produ- ziert werden. Die Nitrat problematik verlangt hier schnelles Handeln. Wei- tere europäische Supertanker wie Frankreich und Deutschland kämp- fen ebenfalls mit negativen Milch- mengen. Die diesjährige Dürre hat diese Situation nochmals verschärft. Billig-Raufutter aus Südamerika für die großen Betriebe in Norddeutsch- land kostet ein Vielfaches und auch die Transportschiffe fehlen. Die Folge: Immer mehr Betriebe hören auf. Und: Die Milch wird knapp. Eine Situation, die noch nicht alle Partner in der Wertschöpfungskette wirklich reali- siert haben. „Und: Ich sehe nicht, dass sich diese Lage in ansehbarer Zeit ver- ändern wird. Die Strukturverände- rung bei den Lieferanten hat längst eingesetzt.“ Aus traditionell verhafte- ten Bauern sind längt hochprofessio- nelle und Hightech-unterstützte Un- ternehmer geworden. „Das sind Voll- profis, die ihre Betriebe akribisch und wirtschaftlich führen und handeln, und wenn es sich kostenmäßig nicht mehr ausgeht, hören diese Betriebe kurzfristig auf.“ Auch bei der NÖM bleibt der Abschmelzungsprozess bei den Milchbauern omnipräsent. „Wir hatten vor zehn Jahren 3.700 Lieferan- ten und sind mittlerweile bei 2.400 angekommen.“ Kosten steigen. Die steigende In- flation und damit verbunden auch drohende steigende Personalkosten fressen auch die Erträge weg. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir al- leine von Juni bis Dezember einen mittleren zweistelligen Millionen-Be- trag an gestiegenen Kosten haben werden.“ Entwicklung. Bei der NÖM wur- den die Hausaufgaben gemacht. Der Umsatz erreichte zuletzt 418 Millio- nen Euro. „Eine Zahl, die heuer auf- grund der Rahmenbedingungen deutlich übersprungen wird.“ Dazu bringen die Niederösterreicher ihre Milch-Ressourcen in einem Zustand der höheren Veredelung am Markt unter. Stichwort Export: „Wir liegen bei einem Anteil von 45 Prozent, lie- fern in 27 Ländern. Wir wachsen Gott sei Dank.“ Italien, Skandinavien und Deutschland sind Fokus-Länder. Doch die Badener sind in ganz Europa unterwegs. Potenziale gibt es, hat sich die NÖM vor allem im Bereich der PET- Flaschen einen Namen gemacht. „Wir gehören beim Thema Flaschen zu den Top-Playern europaweit.“ Dazu zieht überhaupt das Thema Pro- tein. Ebenfalls am Radar: Der Kaffee- und Energy-Markt. „Neun Millionen Österreicher kaufen rund 100 Millio- nen Einheiten Kaffee-Getränke. Da muss man genau hinsehen.“ Vegan. Keine echte Freude gibt es bei Berger beim Thema „vegan“. „Wir sind auch hier präsent, haben etwa einen Kakao auf Hafermilch-Basis, aber das Segment bleibt in der Ni- sche.“ Geht es nach dem NÖM-Vor- stand, dann wird die Warengruppe noch Evolutionsschritte benötigen. „Vor Jahren wurde noch der Analog- Käse verdammt und mit Geldstrafen versehen, jetzt wird er als veganes Pendant gehypt. Dass hier zahlreiche E-Nummern aufscheinen, nimmt die Community hin. Da könnte es aber noch zu einem Wandel kommen.“ B2B. Im Plus ist auch das B2B-Ge- schäft. „Wir treten hier schon seit Jah- ren als Co-Packer auf.“ Der Vorteil: Langfristige Verträge und sichere Ab- nahme. „Diesen Weg werden wir wei- tergehen.“ Nachsatz: „Bei einigen nam- haften Mega-Playern steckt Know-how und Milch der NÖM drinnen.“ Fruchtjoghurt. „Die einstige Speerspitze Fruchtjoghurt ist weiter- hin zu groß, um darauf zur Gänze zu verzichten.“ Der Konsument greift vermehrt zum Naturjoghurt, will sich dieses Produkt in Eigenregie selbst verfeinern. Dennoch tippt Berger auf eine Renaissance der Linie. „Ich bin von ihr überzeugt.“ Denn bei einer näheren Analyse wird offenkundig: „Die erste große Revolution gab es vor 20 Jahren mit der Einführung des Fruchtjoghurts. Dabei sind im Laufe der Jahre 20 Prozent vom Löffel- joghurt zum Trinkjoghurt gewandert. Der Share of Stomach ist gleichgeblie- ben, es hat sich aber die Anzahl der Produkte vervielfacht, die um diesen Anteil kämpfen.“ Kaufkraft der Konsumenten. „Insgesamt merken wir, dass sich der Diskont zurückkämpft. Der Kunde schaut stärker auf die Preise, greift schon auf seine Ersparnisse zurück.“ Jetzt gelte es, den Schock der drohen- den Energie-Nachzahlungen zu ver- dauen. „Grundsätzlich dürfte die Teuerungswelle dazu geführt haben, dass die Konsumenten ein selbst auf- erlegtes Downgrading gestartet ha- ben. Jemand, der vor einem Jahr viel- leicht auf das Bio-Premium-Produkt griff, greift jetzt vielleicht nur auf den Premium-Artikel.“ Marke, Innovation und die Nähe zum Konsumenten ist aber auch künftig die wichtigste Überlebensstrategie. 09-2022 REGAL | 215MOLKEREIPRODUKTE REGAL: Die Berglandmilch hat im Sommer ihre Pläne für die Klima- Offensive auf den Tisch gelegt. Wie schaut Ihr Fahrplan aus? DI JOSEF BRAUNSHOFER: Grund- sätzlich gilt: Wir wollen bis 2025 rund 95 Prozent der fossilen Energiequel- len einsparen. Dabei werden wir schon im nächsten Jahr zu 75 Prozent unabhängig von fossilen Energieträ- gern sein. Wir haben die erste Um- stellung diesbezüglich schon früh, mit der Realisierung unseres Hack- schnitzel-Kraftwerks in Wörgl, ge- startet und dabei viele Erfahrungen sammeln können. Aber wirtschaft- lich abbildbar war ein grundsätzli- ches Einschwenken in dieses Thema lange Zeit nicht. Gas war immer deutlich billiger. Das ist jetzt anders. Welche Maßnahmen sind ebenfalls bereits eingetaktet? Es ist nicht nur bei unserem größten Werk in Aschbach-Markt ein weiteres Biomasse-Heizkraftwerk geplant, das im Laufe des Jahres 2023 in Betrieb gehen soll. Auch in der Molkerei Feld- kirchen bei Mattighofen wird bereits im ersten Quartal 2023 Biomasse aus regionalem Holzhackgut, Erdgas als Energieträger ablösen. In Klagenfurt wiederum besteht eine Kooperation mit den Stadtwerken Klagenfurt, um deren Fernwärme aus Biomasse ab Frühsommer 2023 nutzen zu können. Im ersten Halbjahr 2025 soll ein entsprechendes Hack- schnitzelheizwerk auch in Voitsberg errichtet werden. Wie hoch ist das aktuelle Investiti- onsvolumen diesbezüglich? Rund die Hälfte unseres Investitions- volumens wird heuer für Energie- sparmaßnahmen bereitgestellt. Kon- kret handelt es sich dabei um 20 Mil- lionen Euro. Die Projekte in Feldkirchen und Aschbach schlagen mit 15 Millionen Euro zu Buche, fünf Millionen Euro entfällt zusätzlich noch auf die Position Wärmerückge- winnungs-Projekte. Wie schnell lassen sich die Maßnah- men umsetzten? Wir haben rasch die Entscheidung diesbezüglich geschaffen. Die Behör- denwege sind aber sehr intensiv. Wie hoch ist die Gas-Abhängigkeit derzeit? 60 Prozent unseres Energiebedarfs wird aktuell noch mit Gas gedeckt, 40 Prozent mit Strom. Wobei auf Zeit ge- sehen eine Strom-Reduktion noch die größere Herausforderung sein wird. Unsere aktuelle Fläche mit Photovol- taikanlagen beträgt mehr als fünf Fußballfelder (ca. 21.000 Quadratme- ter). Das sind rund fünf Prozent des Berglandmilch-Jahresverbrauchs. Können wir diese Zahl auf zehn Pro- zent mit einem entsprechenden Aus- bau nach oben drehen, ist das schon eine sehr gute Leistung. Gibt es weitere flankierende Maß- nahmen? Eine wichtige Maßnahme ist schlicht Sparen. Das reicht von einer Be- wusstmachung bei den Mitarbeitern und geht hin bis zur richtigen Erhit- zungstemperatur- und -intensität bei Reinigungsaktivitäten. Sie haben sich vor drei Jahren für den Glas-Weg entschieden? Das war in jedem Fall richtig. Und auch, dass wir uns rasch für den Mehrweg-Weg entschieden haben, bereuen wir nicht. Glas hat die besten Barriere-Eigenschaften. Glas ist nachhaltig und mittlerweile haben wir es auch geschafft durch Abfüll- REGAL-Interview mit Berglandmilch-Generaldirektor DI Josef Braunshofer Die große Klima- Offensive → Berglandmilch baut Produktionsstätten um → 20 Millionen Investition in Energiespar- Maßnahmen → Umsatz durchstößt Milliarden-Marke INTERVIEW: HERBERT SCHNEEWEIß 216 | REGAL 09-2022MOLKEREIPRODUKTE Linien in Wörgl, Aschbach- Markt und Voitsberg für kurze Transportwege zu sorgen. Wie sehr goutieren auch Ihre Genossenschafter diesen Weg, dieses Bekenntnis für Marke und Weiterentwicklung, wenn andere deutsche Molkereien plötzlich höhere Milchpreise auszahlen können? Unsere Bauern sind aktuell ebenfalls massiv von der Teuerungswelle betrof- fen, wie beispielsweise Futter, Energie, Diesel und Betriebsmittel. Bergland- milch hat hier schnell reagiert und die Milchpreise im Vergleich zum Vorjahr bereits um mehr als 50 Prozent erhöht. Hier braucht es aber auch die Partner- schaft mit dem Handel, der diese Ent- wicklungen auch genau einzuordnen weiß. Wir haben nie überschüssige Mengen im Export weggedrückt, wir sind immer den Weg der Veredelung gegangen. Und Sie haben Recht, nicht alle Bauern können dieses Marken- Bekenntnis vollinhaltlich mittragen, wenn der Commodity-Bereich derzeit einen wahren Höhenflug erlebt. Ist ein Ende dieses Hypes erkennbar? Zumindest bis Mitte 2023 wird der Commodity-Bereich mit Sicherheit noch stark gefragt sein. Das lässt sich von den Märkten bereits ablesen. Haben Sie Milch ans Ausland verloren? Leider ja. Insgesamt sind uns heuer aufgrund dieser Situation 25 Mil- lionen Liter Milch abhandenge- kommen. Wir haben die Energiepreis-Proble- matik bereits besprochen, mit wel- cher Kosten-Situation sind Sie als Molkerei konfrontiert? Das Motto bei verschiedenen Zulie- fer-Unternehmen lautet „Take it or leave it.“ Es geht also im Speziellen um die Aufrechterhaltung unserer Lieferketten. Sie haben die Partnerschaft mit dem Handel angesprochen. Wenn Sie die notwendigen Preise für Produkte nicht bekommen, dann? Auch wir müssen mit der Sorgfalt ei- nes ordentlichen Kaufmannes wirt- schaften. Wir können nur liefern, wenn unsere Kosten gedeckt sind. Im schlimmsten Fall müssen wir uns auch von Produktgruppen ver- abschieden. Das haben wir beim Quargel bereits gemacht. Ist aktuell die Zeit für Innova- tionen? Das muss man sehr differenziert sehen. Es geht um die Frage, wo der Kunde aktuell seine Schwer- punkte setzt. Wenn sich die Zu- ckerpreise verdoppeln, macht es vielleicht auch keinen Sinn ein neues, exotisches Fruchtjoghurt auf den Markt zu bringen. Für bestimmte Kategorien ist eine Neuentwicklung derzeit möglicher- weise nicht der richtige Zeitpunkt. Export war für die Berglandmilch immer ein Wachstumsmotor? Wir sind mit unseren Exportergeb- nissen auch heuer sehr zufrieden. Derzeit haben wir einen Exportanteil von 40 Prozent. Deutschland, Italien, Spanien und Griechenland sind nach wie vor unsere wichtigsten Destina- tionen. Auch Nordafrika läuft gut. Kanada und Südamerika sind eben- falls weiter auf unserer Agenda. Da- gegen gibt es in Fernost Probleme mit der Logistik. Hier haben wir unsere Aktivitäten reduziert. Und von welcher Menge und Umsatz gehen Sie aus? Wir werden die Milchmenge des Vor- jahres nicht übertreffen. Aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen werden wir aber beim Umsatz die Milliarden-Euro-Marke nehmen. Vielen Dank für das Gespräch. Josef Braunshofer, Stephan Pernkopf, Stefan LindnerMOLKEREIPRODUKTE REGAL: Ein Blick auf die aktuellen EGTs. Wie geht es aktuell der Molke- rei-Branche? HELMUT PETSCHAR: Wir sind mittlerweile auf unter der Ein-Pro- zent-Marke gelandet. Die zehn größ- ten rot-weiß-roten Molkereien kom- men durchschnittlich auf 0,8 Prozent EGT. Das ist nicht nur weit unter der Inflationsrate. Das ist alarmierend. Der Handel hat einige Preiserhö- hungsschritte mitgezogen. Die Mol- kerei braucht noch mehr? Wir haben allerorts Preissteigerung. Jede Position hat sich verteuert. Die Bauern sind massiv betroffen. Wir haben versucht in verschiedenen Milchauszahlungspreiserhöhungen hier gegenzulenken. Der Handel ist diese Schritte noch nicht zur Gänze mitgegangen. REGAL: Befürchten Sie bei einer sukzessiven Erhöhung kein Abreißen der Nachfrage? Pro Monat geben die Österreicher rund 43,7 Euro für Molkereiprodukte aus. Und insgesamt sprechen wir von einem Anteil der Lebensmittel an den Gesamtausgaben von elf Prozent. Ich denke, dass hier die von der Milch- wirtschaft benötigten Erhöhungen trag- und leistbar sind. Und eines ist klar: Die Milchprodukte waren schon vor der Krise schlicht zu billig. REGAL: Sie haben mit der AK-Präsi- dentin Gespräche über die Leist- barkeit von Produkten geführt. Ja. Und ich habe ihr auch deutlich gemacht, dass wir nicht der richtige Adressat sind. Wenn wir uns die Ent- wicklung der Regal-Preise ansehen, dann hat die Han- delsspanne in diesem Bereich einfach in den letzten Jahren zuge- nommen. Die Preise für die Konsu- menten macht der Handel, nicht die Molkerei. REGAL: Mehrere hundert Artikel führt eine Molkerei in Österreich durchschnittlich. Ein Blick nach Deutschland zeigt: Die Veredelung der Produkte ist derzeit nicht das erfolgreichste Geschäftsmodell. Es stimmt, dass die Industrieware auf den Weltmärkten gefragt ist. Und dennoch: Wir wollen für die Versor- gungssicherheit der österreichischen Konsumenten geradestehen, auch wenn es derzeit für die Milch leichte- re Absatzkanäle gäbe. REGAL: Wie ist die Stimmung der Bauern diesbezüglich? Natürlich ist die Lage angespannt. Wir müssen viele Gespräche führen. Wir müssen mit den Bauern auch zu- rückschauen, wo vielleicht in Deutschland 19 Cent ausbezahlt wur- den und wir bei über 30 Cent stan- den. Es wird sich wieder umdrehen, nur müssen wir dafür sorgen, dass die Bauern weiter liefern und dran- bleiben. Auch für die Landschafts- pflege in Österreich. REGAL: Eine österreichische Molke- rei wird künftig unter deutscher Flagge arbeiten. Ist das die Folge der aktuell herrschenden Verunsiche- rung? Das ist definitiv so. Der Handel muss sich bewusst sein, dass er Lieferanten verlieren wird, wenn nicht dafür ge- sorgt wird, dass die Milchbauern und Molkereien überleben können. REGAL: Eine Frage noch zur Ener- gie: Sind die Austro-Molkereien vor einem Gas-Blackout gerüstet? Die österreichische Milchwirtschaft weiß bis heute nicht, ob sie für das Bundesministerium zur kritischen Infrastruktur zählt oder nicht. Aber ja, viele Molkereien haben Krisenplä- ne raschest umgesetzt und Investiti- onspakete umgeschichtet. Das Back- up Öl kann aber nur eine Kurzfrist- Maßnahme zur Aufrechterhaltung des Betriebs sein. Es braucht hier definitiv Langzeit-Pläne, um von der fossilen Energie wegzukommen. Danke für das Gespräch REGAL-Gespräch mit VÖM-Präsident Direktor Helmut Petschar Milch war schon vor der Krise zu billig → EGTs der Molkereien erreichen neuen Tief-Stand → Konzentration schreitet in der Krise fort → Neuer Preisschub benötigt INTERVIEW: HERBERT SCHNEEWEIß VÖM-Präsident Direktor Helmut Petschar 218 | REGAL 09-2022Ausgezeichnet als „garantiert traditionelle Spezialität“. Unsere Wiesen, Weiden und Almen sorgen für ein urgutes Klima. Heumilchkühe erhalten frische Gräser und Kräuter im Sommer und Heu im Winter. Vergorene Futtermittel sind verboten. Die dafür bewirtschafteten Wiesen, Weiden und Almen speichern große Mengen an CO ² – sogar mehr als der Wald. Dadurch trägt die Heuwirtschaft zum Klimaschutz bei. Mehr auf heumilch.comNext >