< PreviousDIE NAHVERSORGER-IDEALFLÄCHE beträgt mittlerweile 750 m 2 FOTO: SPAR / KARG Werfen wir noch einen Blick zu den Spar- Mitarbeitern. Wie einfach ist es aktuell die richtigen Kräfte zu finden? Es ist derzeit so, dass wir die aktuell 375.000 Arbeitslosen nicht unbedingt in den Arbeitsprozess einbinden können. Das Problem ist, dass sich Arbeiten nicht im- mer auszahlt. Es gibt eine entsprechende Mindestsicherung. Es gibt eine Öffi-Be- freiung, eine Gis-Befreiung. Dann hat die Pandemie viele ausländische Mitarbeiter wieder in ihre Heimat geführt, die sind nicht mehr, oder noch nicht wieder da. Und: Es gibt den Baby-Boomer-Knick. Der ist nicht zu leugnen. Die Konjunktur wird die Lage wieder verbessern und die Kräfte wieder in sichere Arbeitsplätze locken. Der Lebensmittelhandel ist so ein sicherer Ar- beitsplatz. Blicken wir noch auf das Thema Hightech, was wird sich in den nächsten fünf Jahren beim Lebensmittel-Einkauf verändern? Wir entwickeln uns laufend weiter. Des- halb rechne ich nicht mit bahnbrechenden Änderungen. Es wird um Detailfragen ge- hen. Wir haben etwa unseren ESL-Testbe- trieb mit rund sieben Standorten abge- schlossen und werden jetzt 20 Märkte da- mit ausstatten. Bei positivem Abschluss wird es zu einem Roll-out kommen. Einen Tunnel-Scanner zum Beispiel und RFID- Tags an jedem Produkt wird es nicht geben. Nochmals retour zum Thema Energie: Die Spar hat vor Jahren eine Phalanx an Energiespar-Spar-Märkten in Stellung gebracht. Gibt es neue Mustermärkte? Das ist nicht nötig, weil wir mittlerweile alle Standorte auf einen entsprechenden Einspar-Level gebracht haben. Wir sind überall State of the art. Große Würfe, wie etwa die LED-Einführung, wird es wohl nicht mehr geben. Partner wie Hauser und Carrier arbeiten auf Hochdruck, um noch HANDEL INTERVIEW die letzten Reserven aufzuspüren. Im Ver- gleich zu älteren Märkten haben wir die benötigte Energie bereits um 50 Prozent reduziert. Sie haben zu Beginn von 751 Filial-Stand- orten gesprochen. Wie viele Märkte benö- tigen noch fossile Energie? Das sind derzeit noch 120 Geschäfte. Bis 2024 werden es nur noch 90 Märkte sein und da sprechen wir vor allem von Miet- Standorten. Europaweit probiert der Handel einiges aus. Sind bei der Spar neue Pop-up- Stores etwa für Spar-Eigenmarken oder Vertriebsschienen in der Schublade? Nein, Pop-up-Stores würde ich überhaupt ausschließen. Wir arbeiten hier lieber in unseren bestehenden Formaten und Sorti- menten. Und Spar Gourmet? Hier werden wir eine komplett neue Genera- tion im Oktober vorstellen, wo wir Ladenbau und Sortiment völlig überarbeitet haben. Wo wird der Pilot-Markt stehen? Wir werden am Wiener Fleischmarkt den neuesten Markt vorstellen. Überhaupt wird Spar Gourmet ein Thema für Ost-Öster- reich bleiben. Auf welche Neueröffnungen freuen Sie sich besonders? Der neue Spar Gourmet ist sicher ein High- light. Dass auch in Uderns im Zillertal et- was passiert, freut mich persönlich sehr. Aber auch der Start des Baus der Eurospar Rose in Dornbirn ist sensationell. Vielen Dank für das Gespräch, das KR Reisch und Pressesprecherin Mag. Berkmann mit REGAL in Wien ge- führt haben. „ Für die Spar gibt es noch weiße Flecken. 2022 werden 50 neue Standorte eröffnet“ KR HANS K. REISCH, SPAR-VORSTAND 20 | REGAL 09-2022 Reisch_Vers2.indd 2023.09.22 09:05FLU ¨ U ¨ U ¨ GEL FU ¨ R DEN WINTER. MIT DEM GESCHMACK VON FEIGE-APFEL. NEU Die Tage werden kürzer, die Nächte wieder länger – langsam, aber sicher kündigt sich die kalte Jahreszeit an. Und mit ihr die neue Red Bull Winter Edition. Unser dies- jähriger Winterstar vereint den süßsäuerlichen Geschmack von Feige-Apfel mit den Flüüügeln von Red Bull – und sorgt so für neue Akzente im Regal und umsatzstarke Wintermonate. Nicht umsonst sagen wir das ganze Jahr über: Red Bull verleiht Flüüügel ® . RedBull_RBATET-00070_WINTER FEIGEAPFEL_Anzeige_A4h_l1.indd 114.09.22 16:48„ Erhöhte Forderungen von Lieferanten können wir nicht akzeptieren.“ MARCEL HARASZTI, REWE-VORSTAND REGAL Interview mit Rewe Vorstand Marcel Haraszti: 30 Prozent Eigenmarken-Anteil HANDEL INTERVIEW Start mit Billa- Kaufleuten → 400 Millionen Invest wird heuer durchgezogen → Adeg Kaufleute haben mit hohen Strompreisen zu kämpfen → Startschuss noch heuer mit einigen Billa Kaufleuten → Hunderte Stellen im Verkauf und Management offen → Nicht begründete Preis-Forderungen werden nicht akzeptiert 22 | REGAL 09-2022 Billa Haraszti.indd 2223.09.22 09:04INTERVIEW: GREGOR SCHUHMAYER HANDEL INTERVIEW R EGAL: Inwieweit drücken die höhe- ren Kosten, die ja auch von der Landwirtschaft in den Handel ge- tragen werden, auf den Ertrag? Rewe Vorstand Marcel Haraszti: Wir sind aktuell mit einer Vielzahl von steigenden Kosten bei Rohstoffen, Energie und Logistik sowie Preiserhöhungen der Lebensmittelin- dustrie und Lieferanten konfrontiert. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Ertrag und führt zwangsläufig dazu, dass wir bei einzel- nen Warengruppen und Artikeln die Ver- kaufspreise erhöhen müssen. Wir achten al- lerdings strikt darauf, dass nur dort Preisan- passungen an die Kunden weitergegeben werden, wo es tatsächlich einen hohen Kos- tendruck gibt. In welchem Ausmaß sind die Forderungen der Industrie nach höheren Preisen auf- grund gestiegener Kosten gerechtfertigt? Die hohen Energiepreise betreffen uns genau- so wie viele Lebensmittel-Produzenten. Aller- dings: Erhöhte Preisforderungen von Herstel- lern und Lieferanten, die nicht durch gestie- gene Kosten begründet sind, können wir nicht akzeptieren. Wir sehen es als unsere Aufgabe als Händler an, steigende Preise im Sinne unserer Kunden einzudämmen. Müssen Investitionen verschoben werden? Wir haben 2022 Investitionen von rund 400 Millionen Euro für Österreich veranschlagt und teilweise bereits getätigt. Damit arbeiten wir laufend an der Verbesserung und Weiter- entwicklung unseres Filialnetzes. Welche sind heuer die größten Projekte in Österreich. Es wurde ja auch immer wieder von Kaufleuten bei Billa gesprochen, kommt es nun wirklich heuer noch zu einem Start mit Selbständigen? Persönlich freue ich mich, dass heuer die ers- ten Billa Kaufleute starten werden, dafür ha- ben wir den Großhandel im Konzern verein- heitlicht und gestärkt. Wir werden aufgrund der momentanen Situation Energieeffizienz- Maßnahmen bei bestehenden und neuen Fi- lialen weiter forcieren. Außerdem haben wir heuer unsere Tierwohl-Initiative „Fair zum Tier“ weiter vorangetrieben und möchten die Lebens- und Haltungsbedingungen heimi- scher Nutztiere noch weiter verbessern, in den nächsten Wochen stellen wir daher unse- „ Adeg läuft gut, allerdings haben einige Kaufleute hohe Strom- kosten.“ MARCEL HARASZTI, REWE-VORSTAND Billa Haraszti.indd 2323.09.22 09:04HANDEL INTERVIEW re Fleisch-Bedientheken ausschließ- lich auf Fair zum Tier und Ja! Natür- lich um. Hat sich die Umstellung von Mer- kur auf Billa Plus ausgezahlt und welche Bereiche profitieren beson- ders? Die Umstellung hat sich definitiv aus- gezahlt. Durch die Umstellung auf Billa Plus wurden Synergien genutzt und wir erhalten sowohl von Mitar- beitern als auch Kunden sehr gutes Feedback. Die positiven Effekte zie- hen sich durch alle Bereiche, vor al- lem im Vertrieb, wo wir sieben regio- nale Vertriebsregionen gegründet ha- ben, um noch stärker in den Regionen präsent zu sein. Leidet die Großfläche frequenzmä- ßig unter den höheren Spritpreisen? Wir bemerken, dass sich manche Kundenschichten grundsätzlich ein- schränken in Bezug auf den wö- chentlichen Einkauf, aber weniger was die Mobilität betrifft. Wir als Nahversorger versuchen unseren Kunden die Situation mit qualitativ hochwertigen Preiseinstiegsproduk- ten, Aktionen und Rabatten etwas zu erleichtern. Wie läuft das Format Billa Corso und gibt es hier eine Expansion? Wir profitieren heuer vom wieder auf- lebenden Städtetourismus und dass viele Berufstätige aus dem Home-Of- fice wieder das Büro in der Innen- stadt beziehen. Im Billa Corso in der Ringstraße haben wir eine zweite Weinbar ge- launcht, neben un- serer Weinbar am Hohen Markt. War die gute Ent- wicklung im Som- mertourismus heuer auch in den Geschäften zu spüren? Ja, wenn der Tou- rismus sich gut entwickelt, merken wir das auch schnell in unseren Sai- sonfilialen, das gilt für den Sommer wie für den Winter. Und mit der heu- rigen Saison in Österreich können wir im Tourismus wie im Lebensmittel- handel zufrieden sein. Die Eigenmarken werden in einigen Bereichen ausgebaut. Sucht der Kunde in Abwechslung zum Diskont nicht gerade beim Vollsortimenter auch die Marke? Unser Eigenmarken-Anteil beträgt 30 Prozent, das ist im Vergleich zum Diskont oder Systemmitbewerb ein geringer Wert. In der Vergan- genheit haben wir in Bereichen, wo es sinnvoll war, unsere Eigenmar- ken ausgebaut. Das jüngste Beispiel ist unsere 2021 eingeführte Bio- Marke Billa Bio. Wie läuft heuer die Adeg? Die selbständigen Adeg-Kaufleute performen gut, obwohl einige Kauf- leute stark mit hohen Strompreisen zu kämpfen haben. Wir unterstützen die Kaufleute bei Effizienz-Maßnah- men so gut es geht, aber es liegt hier vor allem an der Politik, Kaufleute so- wie KMU generell spürbar zu entlas- ten. Was ich noch betonen möchte, mit den Tankstellen-Kooperationen sind wir sehr zufrieden, hier läuft derzeit die Zusammenführung der bp Tankstellenshops in die Billa Marken- familie, die schrittweise von „Merkur Inside“ zu „Billa Now“ umgebrandet werden. Ein Thema, das immer wieder auf- kommt, ist jenes der Mitarbeiter. MERKUR wird auch an den Tankstellen ab- montiert, und gegen Billa Now getauscht Wie vordergründig ist der Mangel an Mitarbeitern bei Rewe? In unseren Märkten suchen wir ver- stärkt Mitarbeiter im Bereich Verkauf und besonders in der Feinkost und Gastronomie, aber auch generell Füh- rungskräfte auf verschiedenen Ebe- nen. In unseren Zentralbereichen sind wir derzeit vor allem auf der Su- che nach neuen Mitarbeitern in unse- ren IT-Abteilungen, wo wir mit mehr als 100 offenen Stellen unsere Digita- lisierungs-Offensive vorantreiben möchten. Aber auch im Einkauf, im Marketing oder Finance würden wir uns über Bewerbungen freuen. Sehen Sie aufgrund der Teuerung eine Änderung im Einkaufsverhal- ten? Ja, wir bemerken eine höhere Preis- sensibilität bei den Kunden. Bei unse- rer Eigenmarke clever sehen wir ein dynamisches Wachstum, speziell bei Grundnahrungsmitteln. Gleichzeitig ist im Bio-Bereich die Nachfrage un- gebrochen. Welche Herausforderungen, aber auch Chancen sehen Sie bei klassi- schen Marken, welche Billa stets stark forciert hat? Viele Marken genießen ein hohes Vertrauen. Das freut uns natürlich sehr, jedoch sind wir immer offen für neue Trends und Innovationen. Billa ist ja mit einem veganen Test- markt in Wien neue Wege gegangen. Welche Rolle spielen Innovationen und wie müssen diese aussehen? Es ist uns ein wichtiges Anliegen, in- novationsgeleitete Produzenten und einzigartige Ideen tatkräftig zu unter- stützen. Wir freuen uns über jeden Produkt-Neuzugang. Vor kurzem ha- ben wir den in Österreich einzigarti- gen Billa Pflanzilla eröffnet, der mehr als 2.500 plant-based Artikel führt. Darf ich abschließend fragen, wie wurde dieser Markt in der Maria- hilfer Straße angenommen? Er wurde sogar super angenommen. Innovationen müssen für unsere Kunden interessant sein und nachge- fragt werden. Wir setzen zudem auf regionale und lokale Produzenten. REGAL: Vielen Dank! 24 | REGAL 09-2022 Billa Haraszti.indd 2423.09.22 09:04Perfekt geeignet für Zweitplatzierung Attraktive Verkaufsform Unser Weihnachts-Wursttragerl wiesbauer.at @wiesbauerwurst Jetzt NEU Gewohnte Wiesbauer Qualität Einfache Transportmöglichkeit Perfekter Geschenksartikel Kompakte Verpackung Lange Haltbarkeit Ohne KühlungDie Lage spitzt sich zu. Energie- und Lebensmit- telpreise schießen in die Höhe. Rohstoffe, Ben- zin und Gas werden immer schwerer leistbar. Produzenten und Handel verzweifeln an der Kostenwelle. Kümmert sich die Bundesregie- rung um ausreichende Unterstützungen? Und wie viele dieser Zuschüsse kann sich Österreich überhaupt leisten? Wirtschafts-Minister Dr. Martin Kocher im großen REGAL-Interview INTERVIEW: LISA WEBER REGAL-Interview mit Wirtschaftsminister Dr. Martin Kocher R EGAL: Wird der Lebensmittelin- dustrie im Ernstfall neben den Haushalten als Letztes das Gas abgedreht? Wirtschaftsminister Dr. Martin Kocher: Sollte es zu massiven Einschränkungen der HANDEL INTERVIEW Ihr Paket, Herr Minister? Verfügbarkeit von Gas kommen, so könnten Maßnahmen der Energielenkung erforder- lich sein. Dabei ist auf die Wichtigkeit des jeweiligen Produkts für die Bevölkerung Rücksicht zu nehmen, aber auch auf die da- hinterliegenden Lieferketten. Nach schon getätigten Vorarbeiten, wird es in den nächsten Wochen vertiefende Gespräche zwischen den Ministerien und den Sozial- partnern zur Ausnahme von gewissen kri- tischen Branchen geben. Da Lebensmittel zu den wichtigsten kritischen Gütern gehö- ren, werden die Lebensmittelbranche und die wichtigsten Produzenten von Vorpro- dukten, wie beispielsweise Verpackungs- material, nicht primär betroffen sein. Wir gehen angesichts der sich weiter füllenden Gasspeicher derzeit aber nicht davon aus, dass wir in diese Situation kommen. Mit welcher Inflationsrate rechnen Sie heuer und 2023? Dr. Martin Kocher, Wirtschaftsminister 26 | REGAL 09-2022 Kocher.indd 2622.09.22 16:36 HANDEL INTERVIEW Für heuer rechnen die Institute in ihren jüngsten Prognosen mit einer Inflationsrate von 7,4 bis 7,9 Pro- zent. Für das kommende Jahr geht man aus heutiger Sicht von rund fünf Prozent aus. der EZB wird auch das niedrigere Wirtschaftswachstum in den kom- menden Monaten dazu beitragen, die Preisanstiege einzubremsen. Alles unter der Annahme, dass es nicht zu einer weiteren Verschär- fung bei der Energieversorgung kommt. Für wie wahrscheinlich halten Sie eine Rezession? Derzeit gehen wir nicht von einer anhaltenden Rezession aus. Das In- stitut für Höhere Studien rechnet in ihrer jüngsten Mittelfristprogno- se mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 1,8 Pro- zent in den nächsten fünf Jahren. Zum Vergleich: 2017 bis 2021 betrug das Wirtschaftswachstum durch- schnittlich nur 0,8 Prozent. Alles hängt aber derzeit von der geopoli- tischen Lage und der Energiever- sorgung ab. In weiten Teilen der Wirtschaft fehlen Arbeitskräfte, auch ein Lithium-Ionen-Fahrzeuge Der neue Standard: POWERLINE Dank der unschlagbaren Energieeffizienz unserer Lithium-Ionen-Fahrzeuge sparen Sie im Vergleich zu Blei-Säure-Alternativen im täglichen Gebrauch bis zu 20 % Energie und somit bares Geld. www.jungheinrich.at/powerline WIRTSCHAFTSMINISTER KOCHER bei der Überreichung von Ehrenzeichen an verdiente Repräsentanten der Wirtschaft Acht Prozent Inflation, das ist sehr hoch. Knapp zwei Drittel dieser Inflation gehen auf die hohen Energiepreise zurück und sind importiert. Neben der Beendigung der Nullzinsphase Kocher.indd 2722.09.22 16:36HANDEL INTERVIEW Symptom der zahlreichen Krisen. Müssen wir uns auf diesen Effekt langfris- tig einstellen? Der Fachkräftemangel wird uns aufgrund der demogra- fischen Entwicklung noch viele Jahre beschäftigen. Es ist daher auch entschei- dend, Österreich auf inter- nationaler Ebene als ausge- zeichneten Arbeits- und Wirtschaftsstandort zu po- sitionieren, um qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland anzusprechen. Deshalb haben wir als Bundesregierung die Rot-Weiß- Rot Karte reformiert und den damit verbundenen Prozess sowie die Kri- terien dafür wesentlich verbessert. Außerdem haben wir die zum Ver- antwortungsbereich des BMAW ge- hörende Austrian Business Agency (ABA) in den letzten beiden Jahren zur österreichischen Standortagen- tur ausgebaut – mit einem Kompe- tenzzentrum für die Mobilität von internationalem Fachpersonal. Trotzdem, im gesamten Handel könnten über 15.000 Mitarbeiter sofort eingestellt werden. Im Vergleich zu anderen Branchen ist der Handel vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Die Beschäftigung hat sogar zugenom- men: Im Sommer 2022 haben wir eine höhere Beschäftigung bei gleichzeitig sehr niedriger Arbeits- losigkeit. Im Handel fehlen jedoch qualifizierte Mitarbeiter. Aber welche Maßnahmen setzen Sie dann? Das reicht von der Verbesserung der Transparenz auf dem Arbeits- markt über Qualifizierungsangebo- te bis hin zu Beratungs- und Unter- stützungsangeboten für Personen und Betriebe. Wir brauchen aber auch Impulse aus anderen Berei- chen der Politik und viel Engage- ment von Unternehmen bei der Ausbildung und den Arbeitsbedin- gungen. Auch sonst hat es der Handel nicht leicht. Die Kaufkraft geht zurück. 14 Prozent der Handels- betriebe könnten heuer noch schließen. Wie sehen Sie die Lage? Die aktuelle Situation ist für viele Bereiche der Wirtschaft eine starke und unerwartete Belastung. Ein Beispiel für geplante Entlastungen ist der Energiekosten-Zuschuss. Wir sind dazu innerhalb der Bun- desregierung derzeit in intensiven Abstimmungen und möchten dem- nächst ein Modell vorlegen, das die Unternehmen in dieser schwierigen Lage unterstützt. Die Energiepreise steigen, die In- flation scheint unbändig. Wie wird entlastet? Der Strommarkt und die zuletzt stark gestiegenen Strompreise stel- len eine große Belastung für Haus- halte und Unternehmen dar. Auf ei- nem europaweit liberalisierten Strom- und Gasmarkt braucht es ei- nen Schulterschluss aller 27 EU- Staaten, um die Preisexplosion zu stoppen und wieder auf verträgli- che Preisniveaus zu kommen. Als Bundesregierung haben wir – ne- ben der Strompreiskompensation für den Zertifikatehandel – 450 Millionen Euro für einen Energie- kostenzuschuss für energieintensi- ve Unternehmen vorgesehen, auf- grund der massiv gestiegenen Ener- giepreise, diskutieren wir aber gerade über eine Ausweitung dieses Finanzierungsrahmens. Der Richt- linienentwurf befindet sich in fina- ler Abstimmung zwischen den zu- ständigen Ministerien, den Sozial- partnern und den Stakeholdern. Danach wird er der Europäischen Kommission zur Notifizierung vor- gelegt. Ziel ist eine Beantragungs- möglichkeit durch die Unterneh- men im Oktober. Wie sieht es mit der Strompreisbremse aus? Die Bundesregierung hat ein Modell für die Strom- preisbremse ausgearbeitet. Sie entlastet einen Haus- halt um durchschnittlich rund 500 Euro pro Jahr. Rund drei bis vier Milliar- den Euro, je nach Preisent- wicklung, stellt die Bun- desregierung dafür in Sum- me bereit. Ist der 500 Euro Klima- und Anti-Teuerungsbonus wirk- lich zielführend? Wir haben sowohl kurzfristige als auch mittel- und langfristige Maß- nahmen gesetzt, um die Teuerung für Wirtschaft und Haushalte ab- zufedern. Der Großteil dieser Maß- nahmen unterstützt spezifische Personengruppen und besonders betroffene Teile der Wirtschaft. Durch die geplante Einführung der CO 2 -Bepreisung im Herbst wurde der Ruf nach schnellen und unbüro- kratischen Hilfen immer lauter. Deshalb ist die Bundesregierung darauf geeinigt, den Klima- und Anti-Teuerungsbonus bereits im September antragslos auszubezah- len und so rasch und breit zu ent- lasten. Wie rechnet sich die Finanzie- rung? Die Pakete zum Teuerungsaus- gleich sind mit einem Gesamtvolu- men von rund zehn Milliarden Euro in den Jahren 2022 und 2023 und weiteren 22 Milliarden Euro in den Jahren bis 2026 vergleichsweise umfangreich und entlasten neben den privaten Haushalten auch die Unternehmen. Das ist notwendig, um die Einkommensverluste mög- lichst gering zu halten und gleich- zeitig den privaten Konsum und In- vestitionen zu unterstützen. Diese Mehrausgaben und die geringeren Staatseinnahmen schlagen sich na- türlich auf den Staatshaushalt nie- der. Anstrengungen zur Konsolidie- rung werden nötig sein, um die Neuverschuldung rasch wieder ge- gen null zu bringen. Vielen Dank für das Interview! WIRTSCHAFTSMINISTER KOCHER bei der langen Nacht der Forschung 2022 28 | REGAL 09-2022 Kocher.indd 2822.09.22 16:36An alle, die in starke Kaufkraft investieren. Quelle: MA 2021, Basis national, Schwankungsbreite KURIER, +/- 0,4 %; Details zur Schwankungsbreite finden Sie auf www.media-analyse.at/Signifikanz Mit Ihrer Anzeige im KURIER erreichen Sie 476.000 LeserInnen mit einem durchschnittlichen Haushalts-Nettoeinkommen von € 3.977,- (Gesamtbevölkerung € 3.473,-). Werben Sie nachhaltig und setzen Sie auf KonsumentInnen mit hoher Kaufkraft. Top-Kundschaft mit mehr Cash für volle Einkaufskörbe. KURIER-LeserInnen € 3.977,- Durchschnittliches Haushalts-NettoeinkommenNext >