< PreviousINDUSTRIE SPEZIAL D as Know-how. Gigantisch. Weltweit wurden mittlerweile Lösungen in 40 Ländern und 60 Märkten realisiert. Mehr noch: Tomra hat in den letzten Jahrzehnten die Transformation vom reinen Rück- nahmeautomaten-Lieferanten zum all umfassenden Lösungsanbieter im Bereich der Kreislaufwirtschaft ge- schafft. Für den europäischen Erfolg des börsennotierten Unternehmens, das sowohl in East Central Europe (ECE) und hierzulande seine Umsätze in den letzten Jahren mehrmals ver- doppeln konnte, ist ein Österreicher federführend mitverantwortlich. Ro- man Postl. Umsatz. Umsatzzahlen und eine dementsprechende Unternehmens- entwicklung sind für den langjähri- gen Branchen-Kenner und rot-weiß- roten Top-Manager aber trotzdem nur ein wohliges Nebengeräusch. Postl stellt sich lieber in den Dienst der Sa- che. „Wenn wir in Österreich den Overshoot-Day schon im April bege- hen, während er in Teilen Asiens erst im Dezember begangen wird, dann haben wir hier generell Handlungs- bedarf. Deshalb wollen wir bis 2027 weltweit rund 100 Milliarden Gebinde pro Jahr mit unseren Tomra-Geräten zurücknehmen. Aktuell liegen wir bei 45 Milliarden Gebinde.“ Insgesamt sollen künftig rund 500 Milliarden Gebinde gesammelt und wieder ver- wertet werden. Rücknahme-Erlebnis. Neben ei- nem Einkaufs- auch ein Rücknahme- Erlebnis zu schaffen, steht dabei im Vordergrund. Konsumenten zu binden und zu gewinnen, stehen im Fokus. Und das Tomra diese Ziele mit großer Akribie wahrnimmt, zeigte das Unter- nehmen zuletzt in der Slowakei, wo das jüngste Pfandsystem trotz engem Zeitplan „geschaukelt“ wurde. Postl: „Wobei wir zwar keinen Marktanteil von 80 Prozent in der Slowakei haben, aber trotzdem dort mittlerweile 80 Prozent von allen gesammelten PET- Flaschen, manuell oder automatisch, über Tomra-Leergutautomaten lau- fen. Das zeigt deutlich, worum es uns geht. Wir wollen dem Handel und sei- nen Kunden ein echtes System für ein Rückgabe- und Einkaufserlebnis zur Verfügung stellen.“ Österreich. In Österreich geht es um rund 1,7 Milliarden PET-Fla- schen, die ab 2025 verpflichtend in die Kreislaufwirtschaft rückgeführt werden. „Österreich hat sich für seine Lösung einen ausgedehnteren Zeit- plan gesteckt, der meiner Meinung nach gut machbar ist. Dementspre- chend gut lassen sich die Rahmenbe- dingungen auch vorbereiten. Wobei es in Österreich auch gelungen ist, dass ein großer Teil der Investition für die Technologie als nicht rück- zahlbares Darlehen gefördert wird. Das dafür entsprechende Regelwerk ist bereits fertig und wird umgesetzt. Somit sieht es so aus, dass der Handel für seine Manipulation auch entlohnt wird. Weiters ist das Regelwerk für Tomra Einwegpfand vor Start → Tomra stellt Expertise zur Verfügung → 1,7 Milliarden PET-Flaschen im Fokus TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß Roman Postl, VP, Head of Business Unit East Central Europe bei Tomra Collection 180 | REGAL 09-2023INDUSTRIE SPEZIAL den Pfandbetrieb und die Stakehol- der in Ausarbeitung. Das ist der rich- tig Weg, weil der Handel die Schnitt- stelle ist, dass das System auch funk- tioniert.“ Technologie. Postl rechnet damit, dass rund 20 bis 30 Prozent des Han- dels bereits bestehende Technologie für die neuen Herausforderungen aufrüsten können. Österreichweit sind rund 3.000 Tomra-Geräte instal- liert. „Unser Ziel ist es, diese Zahl in etwa zu halten.“ Tomras 9-Modell hat die entsprechende Flow-Technology bereits integriert. Für die Verbrau- chermärkte und „Märkte, die in der Rücknahme einen besonderen Kun- den-Benefit sehen“, rechne sich bei entsprechenden Rücknahmemengen aber auch die R1, die sich bei einem Einzel-Invest im sechsstelligen Be- reich einpendle. „Wir sind beim Preis vielleicht nicht die günstigsten, aber über den Investitionszeitraum gese- hen, die attraktivsten.“ Lösungen. Dabei ist eine hoch- technologische Lösung nicht immer notwendig. „Jede Rücknahmestelle muss vor allem sauber und immer verfügbar sein. Der größte Fehler wäre Flaschen nicht zurücknehmen. Auch wenn ein Kaufmann die Fla- schen ordentlich manuell mit einer Sacklösung zurücknimmt, kann es funktionieren.“ Bauliche abgegrenz- te, eigene Räume mit entsprechenden Kapazitäten im Eingangsbereich sind optimal, wenn „die entsprechenden Verfügbarkeiten gewährleistet sind.“ Diese erfordern allerdings oft räum- liche Anpassungen. Postl: „Der Kon- sument wünscht sich Lösungen für eine saubere Umwelt. Dementspre- chend handelt es sich bei diesen In- vestitionen, die aktuell getätigt wer- den, um Kundenbindungsmaßnah- men. Der Kunde wird wissen, welche Kette das Thema Ernst nimmt und welche nicht.“ Container-Lösungen seien genauso legitim: „Ich würde den Rücknahme-Bereich aber nicht diametral zum Eingang setzen.“ Auch rückwärtig ist Innovation keine Gren- ze gesetzt. „Wir haben erst kürzlich zusammen mit einem Handelspart- ner eine Lösung erarbeitet, die auf den vorhandenen Roll-Containern passiert, um das Handling mit den vollen PET-Flaschen-Säcken für die Mitarbeiter zu vereinfachen.“ Die Bedeutung des Rücknahme- prozesses untermauert Postl mit Zah- len. „Kamen zuletzt 20 Prozent der Konsumenten mit den Automaten in Kontakt, sind es jetzt praktisch alle Kunden“, so Postl. Damit erhöht sich auch der „Stress für das Gerät.“ „Die Benutzung wird sich verfünf- bezie- hungsweise versiebenfachen. Wobei wir unsere Automaten mittels Cloud live im Blick haben und schon vor möglichen Defekten und Fehlern warnen können.“ Start. In der Slowakei wurde die Einführung mit rund 100 Mitarbei- tern unterstützt. Auch in Österreich wird der Start generalstabsmäßig vor- bereitet. „Wir sind in der Kreislauf- wirtschaft erst am Anfang. Was bei PET-to-PET mit einer sauberen Rück- führung der Ressource gelingt, ist bei anderen Bereichen wie Duschgelver- packungen noch in weiter Ferne und aktuell nur mit einem Downcyling lösbar.“ Nachsatz: „Es ist noch viel zu tun.“ Dabei kann die Tomra-Techno- logie mittlerweile bereits viel mehr, erkennt auch andere Verpackungen. Live gegangen sind derartige Konzep- te noch nicht. „Die Manipulation und die Komplexität steigt mit der Unter- schiedlichkeit der Verpackungen. Dazu würde dem Handel eine immer größere Rolle in der Sammlung zuge- schoben, was nicht nur Platzfragen nach sich ziehen würde.“ Kostad: 22.000 Ladepunkte I m neuen Spar-Mustermarkt in Ternitz stellt Kostad vier High- Power-Charger bereit. „Inner- halb der nächsten Wochen kann an diesen Ladesäulen mit bis zu 360kW pro Station geladen werden“, erklärt Projektmanager Danny Dimitrov gegenüber RE- GAL. Nachsatz: „Was diesen Standort zu einem der leistungs- stärksten in der Region macht.“ Dabei stehen die Ladesäulen der Öffentlichkeit 24/7 zur Verfügung. „Es kann sowohl mit allen gängi- gen Ladekarten geladen als auch via Direct Pay- ment mittels Visa und Mastercard bezahlt werden.“ Kartenzahlung sowie mobile Zahlungsmethoden stehen in Kürze zur Verfügung. Großprojekte. Rund 25 Groß- projekte wickelt Kostad per anno ab. Das österreichische Unter- nehmen ist seit 2009 als Entwick- ler und Hersteller von Schnellla- destationen für Elektrofahrzeuge aktiv und schafft innovative La- delösungen für Energieversorger, Unternehmen und Privatkunden weltweit. Insgesamt sind mehr als 22.000 Ladepunkten interna- tional aufgeschaltet. Darunter auch einige Projekt im Handel. „Ein Referenzprojekt, welches diesem ähnelt, ist der Billa Markt in Altenmarkt an der Triesting, an dem ein DC-Charger von Kos- tad in Verbindung mit einem Photovoltaik Carport ins- talliert wurde“, so Dimit- rov. Betreiber. Betreiber des realisierten Spar- Projekte ist das Start-up BKND, das ungefähr vier bis fünf Realisie- rungen pro Jahr abwi- ckelt. „Hier ist eine Steigerung in den nächsten Jahren zu er- warten.“ Danny Dimitrov, Projektmanager 09-2023 REGAL | 181Erdal Österreich: A m Produktionsstandort von Erdal Österreich in Hallein bei Salzburg zündet ein echter Innovationsturbo. Gerade rollen unter der Marke Erdal drei brandneue Schuhpflegeprodukte vom Band. Die neue Sneaker-Pflege wertet den Halleiner Standort der Werner & Mertz Tochter kräftig auf. Österreich ist der Startmarkt. 2024 sollen weitere Länder folgen. „Wir bringen jetzt erstmals unter der Marke Erdal eine Schuh- pflege-Serie für Textilschuhe“, so Geschäfts- führer Florian Iro zu REGAL. Der Top-Mana- ger beruft sich dabei auf die neusten Trends. Die Schuhpflege wird nachhaltiger. Denn Fast-Fashion stottert. Der Konsument schaut vermehrt auf Qualität. Sneakers sind auch in der Businesswelt längst salonfähig geworden. Pflegen, Schützen, Reinigen – all das gewinnt auch für diese Art von Schuhen an Bedeutung. Erdal Österreich denkt Schuhpflege neu. „Wir bringen jetzt erstmals unter der Marke Erdal eine hochwertige Schuhpflege-Serie speziell für Textilschuhe“, so Geschäftsführer Florian Iro zu REGAL. Mit der Produktion der neuen Sneaker-Produkte in Hallein erfährt der Standort eine kräftige Aufwertung. Zudem macht die Traditionsmarke einen großen Schritt in die Verjüngung. TEXT: ROBERT FALKINGER Sneaker-Pflege aus Hallein FLORIAN IRO, Erdal Österreich Geschäftsführer, treibt die Schuhpflege- Kompetenz aus Hallein nach vorn INDUSTRIE REPORTAGE 182REGAL09-2023Die Konsumrelevanz von Schuhpflege steigt. Die Schuhe sollen länger halten. Nachhaltig- keit erfasst auch dieses Segment, das in den letzten Jahren nicht gerade mit großen Schrit- ten losmarschierte. Zudem gab es bisher hoch- wertige Sneaker-Pflege nur im Schuhfachhan- del zu kaufen. Mit der speziell auf Textilschuhe abgestimmten Range aus vier Produkten (Sneaker Waschmittel, Farbreparatur mit Weiß-Formel, Reinigungsschaum mit Rene- wing-Formel sowie Super Imprägnierer mit Langzeitschutz-Formel) will Iro die Schuhpfle- ge-Kompetenz von Erdal jetzt breitenwirksam im Handel ausspielen. Dementsprechend dicht gewebt sieht der Manager das Distributi- onsnetz. Im Visier: u.a. DFH, LEH, Lagerhäu- ser, Baumärkte. Das erste Feedback des Han- dels fiel jedenfalls äußerst positiv aus. Im Hall- einer Büro auf Iros Schreibtisch stapeln sich schon erste Zusagen für Listungen. Digitale Werbestrategie. Als Zielgruppe hat der Top-Manager nicht nur jüngere Käufer- schichten im Auge. „Wir bewerben die junge Zielgruppe nicht aktiv, wollen aber insgesamt alle Konsumenten ansprechen, die ihre Snea- ker pflegen, schützen und reinigen wollen.“ Werblich setzt Erdal auf Digital. Die Strategie ruht auf zwei Säulen. So will Iro über verschie- denste Social Media Kanäle (Pinterest, Insta- gram etc.) die hohe Bekanntheit und Schuh- pflege-Kompetenz von Erdal auch auf den Be- reich Sneakers übersetzen. Zweitens sollen Tutorials (YouTube u.a.) die Anwendbarkeit der neuen Sneaker-Pflege sichtbar machen. Mit der Innovation bleibt die Traditionsmarke am Puls der Zeit. Und der Vorstoß kommt zur rech- ten Zeit. Die Konsumdaten sprechen in rauen Tönen. Die Inflation bleibt auf hohem Niveau. Kaufakte und Kaufkraft sinken, der Zuspruch zu Handelsmarken und Billigem steigt. Erdal hält dennoch den Kurs. Das erste Halbjahr verlief stabil. „Öster- reich ist ein herausfordernder Markt. In eini- gen Kategorien haben wir verloren, bei ande- ren sind wir deutlich vorne. Insgesamt ver- zeichnen wir eine stabile Entwicklung“, so der Top-Manager mit Blick auf das erste Halbjahr. Grund: Eine große loyale Stammkäuferschaft will auf die Öko-Kompetenz aus Hallein wei- terhin nicht verzichten. Das Markenvertrauen glänzt auch in schwierigen Zeiten. Das zeigt eine aktuelle Studie von YouGov zusammen mit dem „Handelsblatt“ zum Thema Weiter- empfehlungsbereitschaft. In der Kategorie „Wasch- Reinigungsmittel“ landete die Marke Frosch an erster Stelle. Hinzu kommen kundenrelevante Innova- tionen. Mit dem neuen, individualisierten Frosch-Spülmittel-Konzept gelang Iro ein Goldgriff, die Konsumentenbedürfnisse adres- sierte der Manager punktgenau. Die Folge: die Absatzkurve für Spülmittel klettert nach oben. In Iros 14-Länderportfolio zeigte vor allem Kroatien auf. Iro: „Wir konnten uns bei Spül- mittel verdoppeln, haben den Warengruppen- Anteil von sieben auf zwölf Prozent erhöht. Serbien haben wir verdreifacht.“ Doch auch die Kosten vervielfachen sich. Rezyklat ist teu- er. Gegenüber Neuplastik doppelt bis dreifach. Trotz höherer Kosten investiert das Unterneh- men weiterhin in Markenversprechen und Vertrauen. Denn Qualität und Leistung muss stimmen. Für Iro ist deshalb noch lange nicht Schluss. Unter der Dachmarke Grünfrosch tummeln sich schon viele Kategorien. Iro will die Marke Erdal künftig mit weiteren Innovationen auf- laden. „ Nachhaltigkeit wird auch in der Schuhpflege immer wichtiger.“ BIS AUF DAS IMPRÄGNIER- SPRAY werden alle Sneaker- Pflege Produk- te in Hallein erzeugt. → Erdal Österreich Produktion Hallein Facts: 11 Linien Aktive Rezepturen: bis zu 400 Jahrestonnage: 12.500 Tonnen (40 Millionen Gebinde) ca. 680 Artikel QUELLE: ERDAL ÖSTERREICH INDUSTRIE REPORTAGE 183REGAL09-2023INDUSTRIE SPEZIAL Coca-Cola HBC Österreich forciert Karton- Umverpackungen Bereits 2020 setzte Coca-Cola HBC Österreich mit dem KeelClip – einer kartonbasierten Sekundärverpa- ckungslösung für Dosen-Multipa- ckungen – eine starke Maßnahme zur Reduktion von Plastik. Rund 50 Ton- nen Plastikfolie pro Jahr können da- durch seither eingespart werden. Diesen Schritt geht man nun auch bei 1,5 Liter PET-Limonaden-Multipa- ckungen der Marken Coca-Cola, Fan- ta, Sprite und Mezzo Mix: „Im Ver- gleich zum bisherigen Abfüllprozess werden die Plastikfolien, die unsere Multipackungen umhüllen, durch Karton und Kraftpapier ersetzt“, er- klärt Felix Sprenger, Supply Chain Director bei Coca-Cola HBC Öster- reich. „Mit der Einführung dieser weltweit bisher einzigartigen Lösung können wir den Materialeinsatz künftig um weitere rund 200 Tonnen Plastik jährlich reduzieren.“ Einfach zu tragen. Einfach zu re- cyceln. Konsumenten können sich aber nicht nur über eine nach- haltige Lösung freuen – Karton- träger und Pa- pierbanderole sind zu 100% re- cycelbar und können einfach in der Altpapier- Sammlung ent- sorgt werden – sondern auch über hohen Tra- gekomfort und eine ansprechende Optik. Umgesetzt wird die papier- und kartonbasierte Verpackungslösung im lokalen Produktions- und Logis- tikzentrum von Coca-Cola HBC Ös- terreich im burgenländischen Edel- stal. Nachhaltigkeit und Ressourcen- effizienz stehen hier seit jeher im Fokus – allein im vergangenen Jahr wurden rund 14 Millionen Euro in COCA-COLA HBC ÖSTERREICH ersetzt Plastikfolien bei 1,5 Liter PET Limonaden-Multipackungen durch Papier- und Karton-Umverpackung Projekte investiert, die der Ressour- ceneinsparung zugutekamen. Im Laufe der vergangenen Monate wur- de eine der bestehenden PET-Abfüll- anlagen umgerüstet, um die Neuein- führung auf Linie zu bringen. Eine starke internationale Projektpartner- schaft mit den Unternehmen Krones, DS Smith und Mondi bildete die Basis für die Umsetzung der Innovation. ECR Tag 2023: Neue Location Der ECR Tag 2023 findet diesmal am 16. November in neuer Location im Congress Centre der Messe Wien statt. Wie im letzten Jahr bleibt die Veranstaltung hybrid. Enter the Paradise. Dieses Jahr lautet die brennende Frage: Wo be- findet sich das Paradies zwischen Authentizität und künstlicher Intelli- genz? Digitale Welten, neue Techno- logien, Nachhaltigkeit und Transpa- renz sind die Themen. Den Eröffnungsvortrag hält Maik Hesse, Senior Manager, PwC Strate- gy& (Retail & Technology Strategy): „Das Metaverse – Eine ESG Opportu- nity für den Handel?“ Die Podiumsdiskussion unter der Moderation von ORF Anchorman Armin Wolf läuft diesmal unter der Überschrift: „Echt jetzt: Wie paradie- sisch kann der Handel in Zukunft werden?“ Am Podium: Martina Dutz- ler (Geschäftsführerin, MPreis), Nadi- ne Küster (General Secretary, Danone DACH), Erich Szuchy (Vorstand Cate- gory Management und Einkauf, Billa Aktiengesellschaft), Astrid Tecken- trup (Vorsitzende der Geschäftsfüh- rung, Procter & Gamble DACH). Da- mit sind wieder die Weichen für einen informativen Austausch gestellt. 184 | REGAL 09-2023INDUSTRIE SPEZIAL Maresi baut Ostgeschäft kräftig aus Alufix stärkt den Standort Österreich mit neuem Chef Anlässlich der Veröffentlichung sei- nes neuen Musikalbums präsentiert Kaiser seine Kooperation mit dem jüngsten Austrian Music-Award Ge- winner Chris Steger. „Mit Kaiser Zu- ckerl verbindet mi die Liebe zur Hei- mat und zu de Berg. Für mi steht das Traditionsunternehmen für Familie und Freindschoft, denn die Kaiser Zuckerl kenn i von Kloa auf von meina Oma!“, erklärte Chris Steger in ge- wohntem Pongauer Dialekt. Mit dem Bezug zur Natur und Authentizität treffen Chris Steger und die Kaiser Zuckerln mitten ins Herz vieler Gene- rationen. Daher verwundert es auch nicht, dass die Singleauskopplung Die zur Vivatis-Gruppe gehörende Maresi Austria baut ihr Auslandsge- schäft sowie ihren Non-Food Bereich weiter aus und übernimmt vorbehalt- lich der rumänischen Kartellbehörde zu 100 Prozent die Enigma Trading 2000 srl in Rumänien. Maresi hat in Rumänien bereits seit 2008 eine eige- ne Niederlassung. Den Großteil ihres Umsatzes erzielte Enigma mit eige- nen Marken (Epack, Ropack, Spotex Nachdem Alufix im November des letzten Jahres wieder auf den euro- päischen Markt zurückgekehrt ist, forciert die österreichische Traditi- onsmarke mit ihrem neuen Country Manager Christoph Sperlich das ös- terreichische Geschäft. Der gebürtige Wiener blickt auf eine erfolgreiche Karriere. So sammelte der 53-Jährige unter anderem bei der Gillette Group Austria, Electrolux Central Europe East, Sony Austria und zuletzt bei Procter & Gamble Austria vielseitige Berufserfahrung. Als Alufix Country Manager für Österreich übernimmt er in der Aufbauphase sämtliche Ver- triebsagenden für den deutschspra- chigen Markt. CHRIS STEGER und Kaiser Zuckerln © BONBONMEISTER KAISER „Wias sei soi“ seines zweiten Albums mit den Schlagworten „I vatrau drauf“ Grundlage für die Kaiser Kampagne „So wia Zuckerl sei soi“ ist. und Madero) im Haus- haltsbereich. Auch im Vertrieb ex- pandiert Maresi Austria. Erstmals in der Firmen- geschichte ist es Maresi gelungen, die Distributi- on einer neuen Partner- marke in vier Ländern gleichzeitig zu starten. In einer Wett- bewerbspräsentation konnte Maresi Neues Office in Wien. Durch die Verankerung des operativen Landes- geschäftes im neugegründeten Büro in Wien erhält die Marke Alufix die traditionsreiche Verbindung zu Ös- terreich und stärkt gleichzeitig die heimische Wirtschaft. Somit sind die Weichen neu gestellt. NEUER COUNTRY MANAGER Christoph Sperlich den neuen Marken-Eigentümer Kat- jes International überzeugen, ihr den Vertrieb für die von Henkel gekaufte Marke Vademecum, in allen vier Ma- resi CEE Töchterländern (Rumänien, Slowakei Ungarn, Tschechien) anzu- vertrauen. „Dieser Markenzuwachs in CEE ist ein weiterer Schritt für Ma- resi zur Positionierung als kompeten- ter Marken-Vertriebspartner im Be- reich Non Food“, freut sich Geschäfts- führerin Sabine Schwaiger. Zudem übergibt die Salinen Austria AG Maresi den Vertrieb ihrer Marken in der Tschechischen Republik und der Slowakei. Mit ihren Tochtergesell- schaften in Prag, Bratislava und Bu- dapest vertritt Maresi Salinen Austria damit bereits in drei CEE Märkten. © BIOSPHERE CORPORATION MARIO KOFLER, Head of Sales, Salinen Austria AG und SABINE SCHWAIGER, Geschäftsführerin Maresi Austria GmbH, verantwortlich für die Maresi Tochter gesellschaften und Export Kaiser: „Musikalische“ Kooperation mit Chris Steger 09-2023 REGAL | 185Innovationen und Exporte machen stark MAG. HERBERT SCHNEEWEIß, Redaktion REGAL „Die Absatz-Kurven zeigen bei den Molkerei-Produkten nach unten. Vor allem höhere Preisseg- mente leiden unter einem Nachfrage- Knick. Unverändert wichtig bleibt aber der Export-Hebel.“ Mopro REGAL SCHWERPUNKT NÖM-Offensive: MAG. ALFRED BERGER 186 | REGAL 09-2023MOLKEREIPRODUKTE D ie NÖM legte für das abgelaufene Jahr erfreuliche Zahlen auf den Tisch. Insgesamt pendelte sich der Umsatz bei knapp 565 Millionen Euro ein. Ein Mega-Schub, der natürlich durch einen gewaltigen Kostenauftrieb ange- schoben wurde. Und dennoch: Für die Nie- derösterreicher ist das Knacken der 500-Mil- lionen-Marke nur ein Zwischenschritt. Denn die Strategie 2030 sieht ein Umsatzziel von einer Milliarde Euro Umsatz vor. Export. Ein Schlüssel dabei: Export und das Copacking Business. Während in Öster- reich in allen Segmenten gesättigte Märkte vorherrschen, sollen im Ausland noch Ni- schen aufgespürt werden. „Ende 2023 werden wir bereits 55 Prozent unseres Umsatzes auf Auslandsgeschäftsfeldern tätigen. 2024 wer- den wir bei rund 60 Prozent ankommen“, gibt Berger die Schlagrichtung vor. Ausbau. Dazu passt auch der letzte 50-Mil- lionen-Euro-Mega-Ausbau der Badener. Mit einem baulichen Großprojekt am bestehen- den Standort und einem damit verbundenen Ausbau der aseptischen PET-Flaschenkompe- tenz, können nun völlig neue Länder bearbei- tet werden. 250 Millionen Flaschen laufen hier künftig vom Band. „Diese Investition zielte zu 100 Prozent auf den Export ab. Wir haben unseren Aktionsradius nochmals er- weitert“, bestätigt Berger. China. Waren bisher Lieferungen nur schwerpunktmäßig in Westeuropa möglich, so greift die NÖM von Baden aus nach Asien und dem Mittleren Osten. „Erste Lieferungen in die Philippinen und Irak sind bereits er- folgt“, so Berger. Auch die Beziehungen mit China werden wieder aktiviert. „Aber wir bleiben Realisten, diese Regionen werden nie eine wichtige Rolle spielen, aber wir nehmen mit Freude und Demut jedes Prozent Volu- men gerne mit“, so der Vorstand. Europa. Doch auch in Europa will die NÖM weitere Pflöcke einschlagen. Neue Märkte wurden in Rumänien, Bulgarien, Uk- raine und Kosovo gefunden. „Es sind in die- sen Ländern aber noch nicht die Mega-Men- gen, die geliefert werden“, so Berger. Ein weit- aus größerer Hebel ist Deutschland, Italien oder Skandinavien. „In Italien greift noch der Protein-Hype. Das gleiche gilt für Spanien.“ Berger: „Es gibt Länder, die etwa in der Jo- ghurt-Konsumation noch weit hinter Öster- reich liegen. Wenn wir in Italien bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 9,1 Kilogramm lie- gen und in Österreich bei 21 Kilogramm, dann ist das ein Ansatzpunkt.“ Auch in Eng- land haben sich nach dem Brexit neue Türen geöffnet. „Wir sind hier als Copacker aktiv und haben uns hier auch einen Namen ge- macht. Und demnächst werden wir auch wie- der den englischen Handel mit private label bedienen“. B2B. Ein spannendes, aber auch sehr schwieriges Geschäft ist für die zweitgrößte Molkerei des Landes das Produzieren für in- ternational operierende Marken. Genaue Na- men hält Berger unter Verschluss, aber die Entwicklungen in diesem Geschäftsfeld sind sehr zufriedenstellend. „Wir liegen derzeit bei rund einem Drittel des Gesamtumsatzes.“ Tendenz: Steigend. Anlieferungen. Dabei hat Berger die Auf- gabe die rund 435 Millionen Kilogramm Milch bestmöglich zu verwerten. Eine Zahl, die sich zuletzt stabil zeigte. „Das ist auch eine Milchmenge, die wir gut handeln konn- ten.“ Volumen. Dennoch gibt Berger ein klares Bekenntnis zu rot-weiß-rot ab. „Österreich wird immer der Heimathafen sein. Volumens- mäßig ist der Heimmarkt nicht wegzudenken, umsatzmäßig liegen wir bei knapp unter 200 Millionen Euro.“ Große Wachstumsfelder sind hierzulande aber nicht mehr zu haben. „Wir befinden uns in einem vollgesättigten Markt. Daher ist es hier besonders heikel wei- tere Innovationen für die KonsumentInnen zu bringen, ohne sich selber zu kannibalisie- ren.“ Funktionalität. Viele Innovationen kön- nen noch für Zusatz-Impulse sorgen. Stich- wort: Problemlöser. „Wir sehen Chancen für Produkte mit Funktionalität.“ Doch auch der Mega-Trend Convenience bleibt allgegenwär- tig. „Innovationen können auch bestehendes Sortiment betreffen. Neue Verpackungen sind ein Thema, aber auch Rezepturen, neue An- wendungsmöglichkeiten, etwa, dass unser Ein-Liter-Kakao mikrowellentauglich ist.“ → Umsatz lag zuletzt bei 565 Millionen Euro → Eine Milliarde Euro als Fernziel → B2B-Bereich stark wachsend TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß 09-2023 REGAL | 187MOLKEREIPRODUKTE V egane und vegetarische Ernährung haben nur Mini-Effekte auf die Treib- hausgasemissionen-Pro- Kopf-Zahlen. Das zeigen aktuelle Daten von BOKU und SalzburgMilch. „Wenn wir davon ausgehen, dass ein Österreicher im Schnitt auf zwölf Tonnen Treibhaus- gasemissionen kommt, dann machen Le- bensmittel davon nur zwei Tonnen aus“, so Dr. Stefan Hörtenhuber von der BOKU Wien. Der Hebel für Veganer sei dementsprechend klein. „Bei veganer Ernährung lässt sich die Zahl um 0,8 Tonnen, bei vegetarischer um 0,5 Tonnen reduzieren. Ein Durchschnitts- flug liegt im Vergleich dazu zwischen 0,7 und 2,8 Tonnen CO 2 “, so Hörtenhuber weiter. Angesprochen auf die grundsätzliche Bedeu- tung der Landwirtschaft findet er ebenfalls klare Worte: „Die Landwirtschaft kommt bei den branchenspezifischen Zuordnungen über die Hintergründe von Treibhausgas- emissionen auf lediglich elf Prozent.“ Mehr noch: „Nur acht Prozent entfällt dabei auf Me- than, wobei damit nur drei Viertel die Milch- wirtschaft in Verbindung gesetzt werden kann.“ Die Studienautoren sprechen der Salz- burgMilch auch wertvolle Ökosystemleistun- gen zu. „In den Böden der SalzburgMilch-Be- trieben wird vergleichsweise deutlich mehr Kohlenstoff gespeichert als in anderen land- wirtschaftlichen Flächen in Österreich. Und: Auch beim Erosionsschutz der Böden haben die angesprochenen Betriebe die Nase vorn.“ Klimakiller Kuh? Generell gehe es auch darum, Themen zu be- setzen. „In Italien sind wir mit Porridge als Teil des Frühstücks schon erfolgreich, in Ös- terreich ist das noch kein Thema.“ Rezepturen. Ein weltweites Screening nach Zukunftsthemen ist dabei unumgäng- lich. „Unser Entwicklungsteam versucht nach Aufspüren neuer Ideen Rezepturen für etwai- ge Anfragen zu kreieren.“ Ob Bubble Tea, Ste- via- oder Birkenzucker-Hype: „Wir haben al- les mitgemacht und haben noch Konzepte in der Schublade.“ Dementsprechend hoch ist das Innovationstempo. „Jeden zweiten Tag verkosten wir mehrere Neukreationen.“ Investitionen. Braucht es für die Schaf- fung neuer Kompetenzen noch nicht vorhan- denes technisches Equipment, dann „kann man grundsätzlich immer mit einem Invest von mindestens zehn Millionen Euro rechnen und muss sich gleichzeitig das Know-how bis zum geplanten Start aneignen.“ Tethered Caps. Gütesiegel, Zertifizierun- gen, Klimaneutralität oder die Einhaltung von Tierwohlkriterien sind mittlerweile „Pflichtprogramm“ geworden, „um über- haupt liefern zu können.“ Die Kosten dafür trägt die Industrie. „Alleine die Umstellung unserer 14 Linien auf Tethered Caps hat uns 2,3 Millionen Euro gekostet und keiner will nur einen Cent mehr dafür bezahlen.“ Preise. Keine Entwarnung gibt es in der Kostensituation: „Der Zuckerpreis hat sich verdoppelt und ist auf diesem Niveau stehen- geblieben, Frucht kostet aktuell immer noch zwei- bis dreimal so viel als in der Vorkrisen- zeit, auch die Kosten für Flaschen und Becher haben sich verdoppelt.“ Mit der Ertragssitua- tion ist Berger nur bedingt zufrieden. „Wir haben die zwei Corona-Jahre zwar gut durch- schifft und sind auch im letzten Jahr trotz In- flation irgendwie durchgekommen, aber als Inflationstreiber sehen wir uns mit unserer Marge nicht ….“.“ Konzentration. Auf die Fragen nach der Zukunft der Branche nimmt sich Berger kein Blatt vor dem Mund. „Die Konsolidierung in der Branche wird weitergehen. Spezialitäten- Anbieter haben eine gute Chance. Sorgen mache ich mir um das ständige Auf und Ab bei den Rohstoffpreisen, das sehr viel operati- ve Zeit und auch Geld kostet. Das Mopro-Re- gal ist noch der verlässliche Frequenzbringer und das müssen wir stets weiter so pflegen“, so der NÖM-Vorstand. „Österreich wird immer der Heimat hafen sein. Volumens mäßig ist der Heimmarkt nicht wegzu denken, um satzmäßig liegen wir bei knapp unter 200 Millionen Euro.“ MAG. ALFRED BERGER 188 | REGAL 09-2023Next >