< PreviousFLEISCH, WURST REGAL: Herr Floimayr, Sie sind schon vor Jahren mit 100 Prozent Regionalität und Herkunftskennzeichnung vorgeprescht. War das zu früh oder sind wir insgesamt zu spät dran? FLOIMAYR: Weder noch! Ich kann hier nur über Schweine- und Rindfleisch reden, denn das ist auch unser Business. In den letzten 20 Jahren haben wir in Österreich rund 80 Pro- zent Schweinebauern ver- loren. Wenn man der Pro- gnose der Landwirt- schaftskammer folgt, werden wir bis 2025 von den verbliebenen 21.000 Schweinebau- ern nochmals 9.000 verlieren. Da ist Feuer auf dem Dach. Könnte man das nicht als eine völlig normale Entwick- lung und als einen Wandel der Zeit be- trachten - die Kleineren geben auf und die Grö- ßeren legen weiter zu? Ja das ist grundsätzlich so. Aber warum muss das auch in der Land- wirtschaft passieren? Vor allem zu wel- chem Zweck und in wessen Interesse? Sicher nicht um die Ernährung der Menschheit zu sichern. Ist es nicht generell so, dass Unternehmen immer mehr und billiger produzieren wol- len oder müssen? Größere Mengen zu tieferen Preisen führen nicht automatisch zu niedrigeren Preisen für den Konsumenten. Die Lebensmittelrohstoff- produktion ist nicht vergleichbar mit anderen Branchen.Hier geht’s nämlich um viel mehr. Es geht um die Selbstversorgung in unserem Land, die Vitalität der Regionen, um den Tou- rismus, um die Zukunft des ländlichen Raums! Die Rohstoffe wachsen quasi vor der Haustüre der Produzenten. Auch deshalb erteile ich der Globalisierung rund um den Erdball – auf jeden Fall bei vielen Lebensmit- teln – eine klare Absage. Wir könnten in Österreich viele Lebensmittel sehr leicht und vor allem mit sehr hoher Qualität und in aus- reichender Menge produzieren. Kommen Sie da nicht in den Verruf des pro- tektionistischen Denkens? Nein, und zwar aus dem einfachen Grund, weil uns das Klima, unsere Umwelt, Grund und Boden, Tierwohl, der Erhalt unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft und die Arbeitsplätze wichtiger sein müssen als die totale Globalisierung. Das Mercosur Abkommen würden Sie auch nicht unterschrieben, käme es zu einer Volksabstimmung? Nein, ich würde das nicht unterschrieben, weil es keinen Sinn ergibt Produkte wie Rindfleisch, Soja oder viele andere, die wir in Österreich zu Genüge haben, über 10.000 km zu importieren. Das billige Gentechniksoja wird dann zigtausende Kilometer nach Euro- pa gebracht. Das sollte uns mehr zu denken geben als das alleinige Streben nach maxi- malem Profit. REGAL-Gespräch mit gourmetfein-Eigentümer KR Fritz Floimayr Herkunftskennzeichnung dringend gefordert → Mehr-Kosten bewegen sich laut Floimayr dafür im Cent-Bereich → Schweinebauer-Abschmelzung wird immer bedrohlicher INTERVIEW: HERBERT SCHNEEWEIß 160 | REGAL 10-2021COOL GESTÄRKT, STATT SCHIEF GEWICKELT! Der außergewöhnliche Pausensnack im mexikanischen Stil, ein echter Verkaufsschlager der vergangenen Jahre, ist ab sofort auch im praktischen 3er-Pack erhältlich. 3er Vorteilspack 105g www.maresi.at WÜRSTCHEN TRIFFT FLADE: KNABBER NOSSI PAUSENWRAP MARKEN SIND UNSERE LEIDENSCHAFT NEU!AUS DEM HAUSE Das heißt, die Politik ist gefordert? Ja, es liegt vorrangig an der Politik, an den Medien, am Handel und an den Herstellern, den Konsumenten reinen Wein einzuschenken! Erst wenn Konsumenten wissen, was entlang einer ganzen Wertschöp- fungskette, von der Geburt eines Tieres bis zum Stück Wurst oder Fleisch passiert, werden sie diese Transparenz mit Glaubwürdigkeit belohnen. Und genau darum geht’s, dafür brauchen wir dringend die Herkunftskennzeichnung. Was entgegnen Sie jenen, die mei- nen, eine durchgehende Herkunfts- kennzeichnung sei kompliziert und für den Konsumenten zu teuer? Denen sage ich, dass man an den gourmetfein-Produkten sieht, dass guter Geschmack, höchste Qualität und garantierte Regionalität absolut leistbare sind. Die Kosten für die Rückverfolgung selbst - zum Bei- spiel bei einer Leberkässemmel - be- tragen lediglich rund ein Cent. Das muss es uns wert sein. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass Konsumenten für Lebensmit- tel nachvollziehbarer Herkunft, nicht grundsätzlich bereit sind mehr zu bezahlen? Es ist eine erschreckende Wider- sprüchlichkeit: Konsumenten ver- langen mehr nach Regionalität, Tierschutz und Naturschutz, sind aber offenbar nicht hinreichend be- reit, dafür mehr zu bezahlen. Aller- dings kann ich dieses Konsumver- halten den Menschen kaum übel- nehmen, auch wenn wir uns darüber oft ärgern. Das liegt eben nicht zuletzt an der Intransparenz bezüglich der Herkunft unserer Le- bensmittel. Herkunfts- und Quali- tätsangaben müssen auf den Pro- dukten angeführt werden, dann ist auch nachvollziehbar, wie und wo sie erzeugt wurden. Beim großen Lebensmitteleinzel- handel sind Sie mit Ihren Produk- ten von gourmetfein und Zellinger aber immer noch nicht gelistet? Der angesprochene Handel wurde bislang – aus Wettbewerbsgründen – zwangsläufig sehr stark von der Industrieproduktion dominiert. Je- doch befinden wir uns da in einem Wandel, indem zumindest ein klei- ner Teil der Lebensmittelproduktion bereits wieder zurück zum ur- sprünglichen Erzeuger, sprich den Bauern, geht. Das ist bestimmt auch ein Verdienst mancher Handelsket- ten. So ehrlich muss man sein. Es ist aber nicht so, dass wir nicht gut im Handel vertreten wären. Viele, viele private Lebensmittelhändler sind in den letzten Jahren wichtige Partner geworden, weil sie unsere Produkte als klare Differenzierungschance erkannt haben. Sehen sie für Ihre beiden Unterneh- men, gourmetfein und Zellinger, eine Chance auch große Handels- ketten als Partner zu gewinnen? Selbstverständlich, die Zeit ist reif für Unternehmen wie die Unseren, weil wir die Bedürfnisse und Wün- sche der Konsumenten in Zukunft viel besser abbilden und erfüllen können als die Industrie. Bei Trans- parenz und Glaubwürdigkeit sind wir als österreichischer Lebensmit- telproduzent bereits führend. REGAL: Wo sehen Sie für Ihre Un- ternehmen Wachstumspotenziale? So wie wir heute aufgestellt sind, überall. Ob in der Gastronomie, mit deren Entwicklung wir sehr zufrie- den sind oder im Tankstellenshop, aber natürlich auch im Lebensmit- teleinzelhandel. Und was uns be- sonders freut, sind Deutschlands Tankstellen, wo wir stark zulegen, aber auch im deutschen Lebensmit- telhandel, in dem unsere Qualitäts- produkte sehr gefragt sind. gourmetfein-Standort in MichaelnbachFLEISCH, WURST KALBSRAHMBEUSCHEL wie hausgemacht www.wegschaider.com g‘schmackiger GULASCHSAFT G u te s au s d e m M m m ü h lv i ert el! G u te s au s d e m M m m ü h lv i ert el! Mühlviertler SPECKKRAUT die fix & feRTiGeN KÖSTLiCHKeiTeN die fix & feRTiGeN KÖSTLiCHKeiTeN deR SpeziaLiST füR ÖSTeRReiCHiSCHe HauSMaNNSKoST deR SpeziaLiST füR ÖSTeRReiCHiSCHe HauSMaNNSKoST frische HASCHEEKNÖDEL Ob Knödel, Speckkraut, Kalbsrahmbeuschel und vieles mehr, das Gute gibts nur vom Wegschaider. 2020 erwirtschaftete Radatz über 200 Millionen Euro Umsatz. Ten- denz nach oben. Aktuell kämp- fen die Wiener aber mit mas- siven Kostensteigerungen. „Das betrifft Verpackungsfolien, Energie-, Transport- und Lohn- kosten, die uns unmittelbar be- treffen. Dazu die enormen Stei- gerungen im Großhandelsin- dex“, so Firmen-Chef Dr. Franz Radatz gegenüber REGAL. Auch die Verfügbarkeiten für Material und auch Arbeit haben sich deutlich verschlechtert. Innovationen. Trotz der schwierigen Rahmenbedingun- gen treibt Radatz seine Innovati- onen voran. „Pro Monat kom- men ein bis zwei neue Produkte auf den Markt, wobei hier von der Verpackungsänderung bis zum völlig neuen Geschmack alles enthal- ten ist.“ Insgesamt verfügt der Traditions- betrieb als Vollsortimenter über eine An- zahl von rund 1.500 Produkten. „Rund zwei Drittel davon werden von uns auch tatsächlich produziert.“ Eine breite Palet- te, die Radatz auch für seinen Eigenver- trieb benötigt. „Unser gesamtes Netz um- fasst insgesamt 35 Outlets.“ Der jüngste Expansionsschritt erfolgte in Horn. „Das es hier noch Potenzial gibt, zeigt der Erfolg dieser Neuzugänge. Visionäre sind wir kei- ne mehr, allerdings werden wir unseren Weg mit Augenmaß weitergehen.“ Trends. Doch gerade die gesellschaft- lichen Trends erlebt Radatz durch seine eigene Flotte intensiver mit. „Wir erleben dort klar eine Verschiebung vom Imbiss zum Selberkochen, die sich über die Lockdown-Zeit noch verfestigt. Gerade bei Fleischgerichten ist es oft nur ein klei- ner Schritt zum Selber-Kochen. Gleich- zeitig boomen in unseren Märkten die Fertiggerichte aus unserer Küche, die handwerkliche Kochkunst mit unserem bewährten Geschmack verbinden.“ Alternativ-Produkte. Auch zum The- ma Alternativ-Produkte hat der Firmen- Chef eine klare Meinung: „Fleischersatz ist bei uns kein großes Thema und den- noch beschäftigen wir uns damit und probieren einiges aus.“ Seit den 1970er Jahren haben die Wiener etwa bereits Ge- müselaibchen im Programm. „Die sehr gut funktionieren.“ Export. Der Export-Kuchen ist in den letzten Jahren stark angewachsen. „Wir liegen mittlerweile bei über zehn Prozent und wollen bis Ende 2021 zweistellig blei- ben.“ Dabei sind auf den Auslandsmärk- ten Dauerwurststangerl von Stastnik und Schinken aus dem Hause Radatz gefragt. Neuerungen. Neu in die Regale kommt wieder der Halloween-Leberkäse. Dazu wurde erst vor kurzem das Knob- lauchwürstel mit ganzen Knoblauchstü- cken vorgestellt. Investitionen. Investitionsseitig hält Radatz ebenfalls seine Schlagzahl. „Wir investieren jährlich einen mehrstelligen Millionenbetrag, um unsere Produktion auf dem neuesten Stand zu halten.“ Radatz Neue Expansion und breites Portfolio Firmen-Chef Dr. Franz RadatzFLEISCH, WURST Apfel Calvados Pastete Cremige Paté mit Apfelstücken, Korinten und Calvados verfeinert Chambelle Salami mit franz. Camembert Saltufo Feine Salami mit ital. Sommertrüffeln im Parmesanmantel www.hoti.co.at Hotwagner bringt‘s … SPEZIALITÄTEN FÜR DEN FESTTAGSTISCH! Wir wünschen Ihnen besinnliche Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! D ie Eiermacher bleiben voll auf Schiene. „Wir haben im letzten Jahr einen Umsatz von rund 65 Millionen Euro erwirtschaftet und gehen 2021 von einer leichten Stei- gerung aus“, erklärt Jens Eipper, Marketing sowie Verkauf und Au- ßendarstellung bei Eiermacher, ge- genüber REGAL. Drei Geschäftsfel- der stehen dabei im Mittelpunkt des Traditions-Unternehmens: Eier- vermarktung, Brüterei und Fleisch- vermarktung. „Letztere ist nach wie vor der kleinste Bereich in unserem Unternehmen“, so Eipper. Und dennoch: Gerade in den Ni- schen Bio Ente und Bio Junghahn (Bruderhahn) besetzen die Ober- österreicher interessante Märkte. „2021 werden wir rund 400.000 Bio-En- ten, sowie etwa 2,2 Mil- lionen Junghähne, bio und konventionell, ge- schlachtet und verarbei- tet haben. Darüber hin- aus haben wir 130 Milli- onen Eier abgepackt.“ Der Hauptabsatzmarkt bleibt Österreich. „Ex- port hat derzeit keinen hohen Stel- lenwert in unserem Unternehmen. Nur ein geringer Teil wird in Deutschland vermarktet“, so Eipper weiter. Die Top-Seller sind bei der Bio- Ente Sous-Vide-Keulen und Filet, beim Bio-Hahn das frische Filet in der Tasse. Neu im Programm ist das geräucherte Bio-Entenfilet. „Wir probieren stetig neue Produktideen aus. Nicht alle gelangen zur Markt- reife.“ Auch produktionsseitig sind die Oberösterreicher mittlerweile zu- kunftsfit aufgestellt. In Nussbach wurden 15 Millionen Euro in einen neuen Schlachthof investiert. Eiermacher Starke Position bei Bio-Ente und Bio-Junghahn Luftansicht der Eiermacher GmbH GF Manfred Söllradl und Enten-Projektleiter Jens EipperFOTOLIA ©PETER ATKINS Hinschauen – weil’s nicht wurst ist… Die Informationsdichte auf Produkten ist groß. Eine neue Welle an Vorschriften rollt auf die Produzenten zu. REGAL fragte in der Branche nach. → Transparenz „from farm to fork“ → Metro setzt bei Fisch, Fleisch und künftig auch O&G auf Rückverfolgbarkeit „Lebensmittel zählen heute zu den am dichtesten regulierten Konsum- produkten in der EU. Allen voran steht LM-Sicherheit und Verbrau- cherschutz“, erklärt Mag. Katharina Koßdorff, Fachverbandsgeschäfts- führerin der Lebensmittelindustrie. Die Pflichtangaben sind hier über die Jahre angewachsen. Was in den TEXT:VERENA SCHNEEWEISS 1970er-Jahren begann – damals unter dem Aspekt der EU-Warenverkehrs- freiheit – hat sich seither stetig weiter- entwickelt. Nach dem letzten großen Meilenstein, der LMIV im Jahr 2016, kündigte die EU-Kommission nun neue Maßnahmen an. Green Deal. Der Aufwand für die Industrie ist groß. Die geforderte Transparenz bringt aber auch Chan- cen mit sich. Das Schlagwort „Trans- parenz“ wurde gerade in Pandemie- Zeiten immer mehr mit Bedeutung gefüllt. Sogar im aktuellen Regie- rungsprogramm fand die verpflich- tende Herkunftskennzeichnung der Primärzutaten Milch, Fleisch und Eier in der Gemeinschaftsverpfle- 164 | REGAL 10-2021164 | REGAL 10-2021 164-166_GS1.indd 16428.10.21 14:18FLEISCH/WURST gung und bei verarbeiteten Lebensmitteln Einzug. Und „Transparenz“ ist gleich 52 Mal zu lesen. Unter anderem auch im Zusammen- hang mit dem Konsum von Lebensmitteln. Nicht zuletzt die Verankerung eines „nach- haltigen Lebensmittelsystems“ im Green Deal unterstreicht die Ernsthaftigkeit des Themas. „From Farm to Fork“ ist keine Unbe- kannte mehr. Sie meint nachhaltige Lebens- mittelproduktion und -verarbeitung ebenso wie den -konsum und weniger Lebensmittel- verschwendung. Gleich 27 Maßnahmen be- treffen die Lebensmittelwirtschaft. „Uns er- wartet ein Mehr an Herkunftskennzeich- nung, Nährwertkennzeichnung auf der Packungsvorderseite – Stichwort Front of Pack-Labeling, auch die Datumskenn- zeichnung soll überarbeitet werden“, so Koßdorff. In Planung sind außer- dem Regelungen für eine Nach- haltigkeitskennzeichnung, Stich- wort green claims. Hier werden in den kommenden Monaten erste Entscheidungen erwartet. Vertrauen. Der Konsument drängt. Die Gesetzgebung drückt nach. Doch was bringt’s Händlern und Produzenten? „Vertrauen vom Konsumenten, wenn es richtig um- gesetzt ist“, sagt DI (FH) Christian Lau- er, Leiter GS1 Trace. Edeka in Deutschland zeigt es vor. „Die Rückverfolgbarkeit von Fleisch- und Wurstprodukten ist für uns sehr wichtig. Wir unterstützen eine hohe Transpa- renz entlang der Lieferkette“, heißt es vom Unternehmen. Doch was heißt das konkret? Die Herkunft der in einer Charge enthaltenen Rohstoffe sowie die beteiligten Schlacht- und Zerlegebetriebe werden chargengenau archi- viert und kommuniziert. Dies gilt nicht nur für Schweinefleisch, sondern auch für Rind- und Geflügelfleisch. Umgesetzt wird das Projekt mit dem Dienstleister fTRACE, einer Lösung von GS1 Germany. Auch Lidl Deutschland stattet die Verpackungen seiner Frischfleischprodukte mit QR-Codes aus. Über den jeweiligen Code erhalten Kunden Informationen, die über die gesetzlich gere- gelten Verbraucherauskünfte auf dem be- grenzten Platz der Verpackungen hinaus gehen. „Aus Datenschutzgründen ist die Rückverfolgung via fTRACE derzeit lediglich bis zum Landkreis des Erzeugerhofes mög- lich. Somit bieten wir unseren Kunden mit QR-Codes eine bekannte sowie schnelle und bequeme Möglichkeit, sich über das Produkt zu informieren.“ GS1-Quartett. In Österreich gibt es eine eigene Lösung namens GS1 Trace, die auf fTRACE basiert. Das Service ist die vierte Karte im GS1-Quartett. Der Joker sozusagen. Die anderen Drei schnell erklärt: GS1 Con- nect öffnet mit der GTIN das Tor zur Welt der standardisierten Identifikation. Die Nummer unter dem Strichcode ermöglicht die weltweit eindeutige Kennzeichnung von Handelsein- heiten. GS1 Sync ist die Stammdaten-Schnitt- stelle zwischen Partnern aus dem Lebensmit- telhandel. Hier werden Artikeldaten erfasst, die auch hinsichtlich Rückverfolgbarkeit eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören z.B. Herkunftsort, Ursprungsland bis hin zu Allergenen. Transaktions- daten werden mittels GS1 EDI übermittelt. „Mit GS1 EDI wird die Erfassung noch genau- er, nämlich Chargen-basiert.“ Wem das zu wenig ist, der zieht den Joker: GS1 Trace. Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Bei Edeka in Deutschland funktioniert das so: Über fTRACE werden in einer Datencloud sämt- liche chargenbezogenen Informationen ge- sammelt und können von den Kunden durch das Abscannen des QR-Codes auf der Verpa- ckung oder durch Eingabe auf der Herkunfts- seite (http://herkunft.edeka.de/) abgerufen werden. Aus datenschutzrechtlichen Grün- den werden Landkreise oder Bundesländer dargestellt, wo sich die Aufzuchtbetriebe be- finden. Noch konkretere Angaben gibt es bei einigen Markenfleischprogrammen der Ede- ka-Regionalgesellschaften. Aktuell arbeitet Edeka daran, das Konzept auch für die Bedie- nungstheken flächen deckend auszurollen und weitere Sortimente mit dem Herkunfts QR-Code auszustatten. Logistischer Aufwand. Koßdorff betont die Herausforderung der Herkunftskenn- zeichnung: „Hinter der Angabe steckt ein 10-2021 REGAL | 165 164-166_GS1.indd 16528.10.21 14:18irrer Aufwand in der Logistik. Konkret bedeutet das, dass Lagerung, Abfüllung etc. getrennt nach Her- kunft zu erfolgen hat. Fällt ein Lieferant – beispiels- weise durch Ernteausfälle – aus, muss man zukaufen und die Quelle ändert sich. Das muss dann unmittel- bar am Produkt abgebildet werden.“ Genau bei die- ser Komplexität kann GS1 Trace Abhilfe schaffen. 21 Unternehmen nutzen GS1 Trace. In Öster- reich ist in der Anwendung noch Luft nach oben. „Wir haben rund 4.300 Datensätze von 21 Unterneh- men im System, die GS1 Trace für Informationen zum Thema Rückverfolgbarkeit nutzen“, sagt Lauer. Metro. Insbesondere Metro pusht das Thema Fisch sehr stark. „Wir meinen, dass Konsumenten ein Recht darauf haben, zu erfahren, woher ihr Le- bensmittel oder das gewählte Produkt herkommt. Wir setzen daher seit einigen Jahren auf Rückver- folgbarkeit der Ware, besonders im Ultrafrischebe- reich“, heißt es dazu von Metro Österreich. Mit der „Pro Trace App“ können Kunden den Fisch bis zum Fischkutter zurückverfolgen. Aber auch im Fleisch- Bereich mit ausgewählten Metro-Marken und bei Obst und Gemüse setzt Metro auf Transparenz. Etwa mit Gurken der Firma Kasehs, wo ein GS1 DataMa- trix am Produkt angebracht ist. Künftig wird auch die Produktvielfalt der LGV Gärtnergemüse rück- verfolgbar sein. „Wir sprechen uns klar für Rückver- folgbarkeitssysteme aus. Sie bieten sowohl uns selbst als auch unseren Kunden die Möglichkeit, die Her- kunft der Ware/des Produkts kennenzulernen und darüber hinaus ermöglichen sie unseren Gastrono- miekunden die Herkunftskennzeichnung.“ Kundenversprechen. Lauer unterstreicht: „Mit jedem Scan-Vorgang kann Vertrauen zum Konsu- menten aufgebaut werden. Je dynamischer die In- halte hinter dem Code gestaltet sind, umso öfter wird er genutzt“. Betroffen sind natürlich jetzt schon Produzenten, die nach Deutschland exportieren. Kann ein Strichcode also wirklich dabei helfen, Vertrauen aufzubauen? Er kann. „Deutsche Händler sehen das Kundenversprechen als Marketing- chance. In Österreich besteht da durchaus Nach- holbedarf“, so Lauer. Transparenz als Vertrauenslieferant? Davon ist man auch bei Metro überzeugt. „Transparenz schafft Vertrauen und wenn unsere Kunden mithil- fe einer App auf schnellem Weg prüfen können, wel- che Infos zur Herkunft zur Verfügung stehen, stärkt das die Entscheidung für oder gegen ein Produkt. Durch die Möglichkeit zur Rückverfolgung wird mehr als Vertrauen gestärkt, nämlich auch die be- wusste Entscheidung über den Einkauf.“ Und Kun- den nehmen das Service an, das zeigen auch die Zahlen, wie Metro auf REGAL-Anfrage Auskunft gibt. „Pro Monat, zum Beispiel Österreich, Deutsch- land, Frankreich, werden durchschnittlich zirka 15.000 Produktaufrufe über ‚Pro Trace‘ getätigt, wovon mindestens 70 Prozent direkt über die App erfolgen, nebst zum Beispiel der Eingabemöglich- keit auf der Metro-Webseite.“ WWW.DIE-OHNE.AT mit OHNE CONVENIENCE PRODUKTE OHNE FLEISCH HUHN 164-166_GS1.indd 16628.10.21 14:18FLEISCH, WURST Sorger: Neue Innovation schlägt ein Sorger ist wieder voll auf Kurs. „Wir gehen grundsätzlich von einer stabi- len Umsatzentwicklung im Jahr 2021 aus“, erklärt Gerald Edinger, Marke- ting & Vertrieb bei Sorger gegenüber REGAL. Auch der C&C-Bereich konn- te über den Sommer wieder an frühe- re Umsätze anschließen. Sorgen be- reiten jedoch die anhaltend stark steigenden Kosten. „Das betrifft ins- besondere Energie, Verpackungsma- terial und sonstige Nebenkosten.“ Und dennoch bleibt das Ziel klar ein- zementiert: „Das wichtigste für die Familie Sorger ist es, die Arbeitsplätze bei uns in der Region zu sichern und durch beste Qualität und ständige Weiterentwicklung der Sortimente und Innovationen auch für die Zu- kunft gerüstet zu sein. Das ist natür- lich nur auf einer soliden wirtschaft- lichen Basis möglich.“ Portfolio. Insgesamt zählt das Port- folio 190 Produkte. Dazu gehören Roh- wurst- und Salamispezialitäten im Ganzen oder geschnitten sowie Frisch- wurst, Schinken und regionale Spezia- litäten wie Kübelfleisch. „Die Top-Sel- ler sind die Sorger Salanettis und unse- re Salami- und Rohwurst-Varianten.“ Zuletzt sorgten die Steirer mit der neu- en Innovation – gefüllte Salanettis – für Furore. „Der Start der Salanettis gefüllt war hervorragend. Wir hatten sofort Nachbestellungen. Aktionen und Zweitplatzierungen wurden verein- bart. Bis Jahresende werden wir durch- gängig in Österreich gelistet sein. Es hat sich gezeigt, dass die Kunden großes Vertrauen in die Marke Sorger Salanet- tis haben und auch für neue Varianten leicht zu begeistern sind.“ Export. Ein weiterer wichtiger He- bel bleibt der Export. „Der Auslands- geschäftsanteil beträgt rund 20 Pro- zent“, so Edinger. Der Hauptmarkt bleibt Deutschland. „Wir exportieren aber auch in die Schweiz, nach Italien, Slowenien, Kroatien und Ungarn.“ Firmenchef Ferdinand Sorger und ORF-Moderator Robert Kratky Kalb rosé Nur ein Original ist ein Original Besonders dann, wenn es mit ausgezeichneter Kalbfleischqualität vom AMA-Gütesiegel Kalb rosé Austria zubereitet wird. Listung im Gastrogroßhandel jederzeit möglich. „AMA-Gütesiegel Kalb Rosé Austria“ Artikelliste anfragen!FLEISCH, WURST N euer Vorstoß bei Marcher Fleischwerke. Der oberösterrei- chische Traditionsbetrieb will seine „Die Ohne“-Linie weiter aus- bauen. Konkret taktet das Unterneh- men nach unterschiedlichen Wurst- Varianten nun Convenience-Artikel ein. In einem ersten Schub werden vegane Nuggets, vegane Filets nach Hühnerfilet-Art sowie ein veganes Pendant zum Rindersteak BBQ in Stellung gebracht. Auch ein vegetari- scher Bacon kommt in die Regale. „Das Geschäft mit Fleischersatzpro- dukten macht momentan rund zwei Prozent des Umsatzes aus, Tendenz steigend. Wir setzen von Anfang an auf Flexitarier, also Personen, die per se Fleischprodukten nicht negativ ge- genüberstehen“, so Geschäftsführer Norbert Marcher. Dabei sieht der Fir- men-Chef die Linie als Zusatzange- bot. „Der Marktanteil von fleischlosen Produkten im Verhältnis zum Origi- nal liegt trotz deutlich zweistelliger Wachstumsraten in den letzten Jahren immer noch unter ein Prozent, gemes- sen am österreichischen Gesamtab- satz von Fleisch- und Wurstwaren. Wenn sich also das Wachstum auch in den nächsten Jahren fortsetzen sollte, wird sich der Anteil sicher weiterhin im unteren einstelligen Prozentbe- reich bewegen“, so Marcher. Convenience. Wie sich der Conve- nience-Launch auswirkt, will der Ge- schäftsführer noch nicht abschätzen. „Da wissen wir in einem Jahr mehr. Aus unserer Sicht überzeugen wir hier durch eine erstaunliche Nähe zum Originalprodukt hinsichtlich Ge- schmack und Konsistenz und orten entsprechend Marktpotenzial.“ In je- dem Fall will das Unternehmen seine aktuelle Marktstellung trotz „zahlrei- cher neuer Marktteilnehmer, die in dieses Segment drängen“, halten. Mehr als 50 Prozent des Umsatzes wird bei den Fleischersatzprodukten unter dem Dach der Handelsmarken verkauft. „Es ist sogar der deutlich überwiegende Teil.“ Dabei bleibt Mar- cher seinem Credo treu: „Wie auch im Wurst- und Fleischbereich sehen wir hier unsere Kernkompetenz in der Produktentwicklung sowie in den Herstellungsprozessen.“ Umsatz. Das aktuelle Wirtschafts- jahr endet bei den Marcher Fleisch- werken mit dem 31.3.2022. Zuletzt wurden 560 Millionen Euro einge- spielt. „Im laufenden Jahr zeichnen sich geringfügige Mengenzuwächse ab, was aus heutiger Sicht auch zu ei- nem Umsatzzuwachs führen wird.“ Export. Die Exportquote liegt bei knapp 50 Prozent. „Gegenüber dem Vorjahr ist die für den Schweinemarkt und somit auch für uns bedeutendste Veränderung, dass China seine eige- nen Produktionskapazitäten massiv hochgefahren hat und die Nachfrage nach europäischem Fleisch entspre- chend rückläufig ist. Das wirkt sich entsprechend dämpfend auf die euro- päischen Schweinepreise aus.“ Der Außer-Haus-Verzehr ist nach Corona wieder voll angelaufen, „was aktuell den Rindfleischmarkt erfreulich be- lebt.“ Hier sind die wichtigsten Mar- cher-Exportländer neben Deutsch- land, Spanien, Frankreich und auch Italien. „Gleich zeitig gelingt es uns, Mengen verluste in China durch Mehrlieferungen in andere ost- asiatische Länder zu kompen sieren.“ Veredelte Produkte im Export. Bei den veredelten Produkten, also Wurst, Schinken, Rohwurst, Conve- nience, Fleischersatz konnten die Marcher Fleischwerke ihre Position „im wichtigsten Absatzmarkt Deutschland“ weiter ausbauen. „Auch unsere anderen Absatzmärkte Un- garn, Italien (Convenience) und Asien zeigen durchwegs erfreuliche Ent- wicklungen.“ Produkte. Produktseitig wurden bei Loidl die Genuss-Selektion und hautlose gereifte Edelsalami-Sticks gelistet. Bei Blasko fanden die 50:50 Fleisch-Gemüse-Laibchen, Crispy-Chi- cken oder Knoblauch-Cordon-Bleu guten Anklang. Investitionen. Insgesamt dreht Marcher in seinen Betrieben die In- vestitionsschraube auf. „Die Zeiten bis 2023 stehen im Zeichen der Investitio- nen.“ An den Standorten Villach, Graz, sowie Oberwaltersdorf und St. Stefan werden maßgebliche bauliche Erwei- terungen umgesetzt. Damit sollen vorhandene Kapazitätsengpässe in einzelnen Produktionsbereichen be- hoben und gleichzeitig die Vorausset- zungen für eine weitere Optimierung der Warenflüsse geschaffen werden. „Das Investitionsvolumen liegt im deutlich zweistelligen Millionenbe- reich.“ Dabei will Marcher auch zu- künftig mit „maßgeschneiderten Kun- denlösungen“ punkten. „Unser größ- tes Potenzial, und damit auch die größte Herausforderung, sehen wir in der relativen Tiefe und Breite unserer Produktions- und Marktausrichtung.“ Neue Pläne → „Die Ohne“-Range wird Richtung Convenience ausgebaut → Umsatz von 560 Millionen Euro wird im heurigen Geschäftsjahr übertroffen Geschäftsführer Norbert Marcher TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß Marcher Fleischwerke 168 | REGAL 10-2021FLEISCH, WURST EFAFLEX Torsysteme GmbH Gewerbestraße 27, 2500 Baden │Tel.: +43 2252 / 42496 │ office@efaflex.at │ www.efaflex.at Individuelle und effiziente Lösungen vom Weltmarkt- führer für Schnelllauftore EFAFLEX Schnelllauftore beschleunigen Ihre Abläufe reduzieren Ihre Wartezeiten und senken Ihre Energie- und Betriebskosten. Unsere Expertenteams unter- stützen Sie in ganz Österreich! Wegschaider: Zubau ist „on hold“ Wegschaider baut seine Position wei- ter aus. „Wir werden heuer die Um- satzmarke von sieben Millionen Euro überspringen“, erklärt Geschäftsfüh- rer Rudolf Wegschaider gegenüber REGAL. Nachsatz: „Durch die höhe- ren Rohstoffpreise und Personalkos- ten ist das aber auch notwendig.“ Da- bei bleibt der Anteil zwischen Handel und Detailverkauf weiter ausgewo- gen. „Es gibt saisonale Schwankun- gen, aber über das Jahr gesehen, ste- hen wir weiter bei einem Anteil von 50:50“, so der Geschäftsführer weiter. Filialen. Auch das Filialnetz ist mit aktuell neun Outlets einzementiert. „Wir haben derzeit keinen neuen Markt geplant.“ Dabei ist sich der Chef des oberösterreichischen Traditions- betriebs sicher: „Nur durch einen per- sönlichen Verkauf und gute Präsenta- tion können neue Produkte abgesetzt und eine langfristige Bindung mit dem Kunden aufgebaut werden.“ Automaten, die Wegschaider im Einsatz hat, „sind eine gute Ergänzung, werden aber kein Fachgeschäft ablö- sen können.“ Zubau. Weiter „on hold“ sind die Zubau- Pläne. Erst hakte es bei den Behördenwegen, jetzt gibt es Probleme bei der Beauftragung von entsprechenden Bauunternehmen. „Die Planung für den Zubau ist schon fast fertig. Die Kosten lassen sich lei- der schwer schätzen, da man aktuell so gut wie keine Baufirma findet, die noch Aufträge annehmen oder Ange- bote stellen können.“ Produkte. Produktseitig bleiben die Klassiker Alpenkäswurst und Pu- ten-Grillos die Top-Seller. „Wobei wir insgesamt bei allen Produkten gute Zuwächse hatten.“ Pläne für Alter- nativ-Produkte sind dagegen nicht in der Schublade. „Es sind keine Ent- wicklungen geplant, jedoch kann sich das sehr schnell ändern.“ Marketing-Chefin Mag. Claudia Czysch-Wegschaider und Geschäftsführer Rudolf WegschaiderNext >