< PreviousFLEISCH, WURST L eichter Aufwind für den Fleisch- und Geflügel-Absatz in Österreich. Im ersten Halbjahr 2021 gingen men- genmäßig 59.149 Tonnen Fleisch und Geflügel über die Ladentische. Ein Plus von 2,5 Prozent im Vergleich zum Co- rona-Jahr 2020. Die Lockdown-Mona- te in der Gastronomie schoben hier den Privat-Konsum an. Umsatzmäßig bewegen sich die Zahlen auf der Null- Fleisch-Absatz zieht im LEH an → Fleisch und Geflügel mit einem Mengen-Plus im ersten Halbjahr → Wurst und Schinken bewegt sich konstant → Einkaufsquellen pendeln sich Richtung Vor-Corona-Niveau ein Linie. Nach den ersten sechs Monaten pendelte sich die Zahl bei 476,074 Mil- lionen Euro ein und ist damit hauch- dünn (+ 0,1 Prozent) schwarz. Schinken und Wurst. Bei Schin- ken und Wurst zeigt sich noch weni- ger Bewegung. Die Absätze ziehen leicht an und kommen mit der Halb- jahres-Abrechnung bei 57,423 Tonnen zu liegen. Das ist ein sanftes Plus von 0,5 Prozent. Beim Wert gibt es einen leichten Abschwung um 0,4 Prozent auf 647,831 Millionen Euro. Interessant: Beim Fleischbereich gibt es mit der Pute einen eindeutigen Verlierer. Das Segment stürzte in der Menge um 9,1 Prozent und im Wert um 10,5 Prozent ab. Auch das Fa- schierte ist im Wert-Bereich mit Mi- nus sechs Prozent auf 75,157 Millio- nen Euro „tiefrot“. Im Absatz über- springt das Segment nur knapp (+ 1,3 Prozent) das Vorjahr. Schweinefleisch im Aufwind. Der große Sieger ist dagegen das Schweine- fleisch, das sich in der Menge um 7,1 Prozent nach oben entwickeln konnte. Wertmäßig fällt das Plus deutlich ge- ringer (+ 1,9 Prozent auf 127 Millionen Euro) aus. Eine starke Performance mit einer schönen Entwicklung in die schwarzen Zahlen lässt sich für Rind- und Kalbsfleisch konstatieren. Wert- mäßig kratzt das Segment nach dem ersten Halbjahr 2021 bei der 100-Milli- onen-Euro-Marke (99,912 Millionen Euro). In der Menge gab es ein sattes Plus um 4,8 Prozent. Einkaufsquellen. Bei den Einkaufs- quellen bewegt sich Fleisch- und Wurst wieder Richtung Vor-Corona-Niveau. Die sonstigen Bereiche stagnieren und verlieren, LEH und Diskont schlagen zurück. So baut der Lebensmittelhan- del seinen Einkaufsquellen-Anteil von 54,9 auf 55,8 Prozent (in der Menge) aus. Die Diskonter entwickeln sich von 31,2 auf 31,6 Prozent. Mengen pro Käuferhaushalt. 93,6 Prozent der Haushalte kaufen Fleisch- und Wurst-Produkte ein. Die Menge je Käuferhaushalt liegt mitt- lerweile bei 36,52 Kilogramm (alle Zahlen 2020). Bio. Kaum Entwicklung gibt es im Bio-Bereich. Die Anteile liegen bei Fleisch und Geflügel unterschwellig bei 5,6 Prozent. Ein leichtes Plus um 0,1 Prozent. Quelle:© RollAMA/AMA-Marketing, Feldarbeit: GfK Austria/Auswertung: KeyQuest Marktforschung Quelle:© RollAMA/AMA-Marketing, Feldarbeit: GfK Austria/Auswertung: KeyQuest Marktforschung 170 | REGAL 10-2021FLEISCH, WURST www.marcher.at CONVENIENCE | WURST & SCHINKEN | SALAMI | FLEISCHLOS Handl Tyrol: Snacking-Segment wird ausgebaut Handl Tyrol bleibt auf Schiene. „Wir konnten unseren Umsatz im Jahr 2020 auf 165 Millionen Euro steigern“, er- klärt Christian Handl, MBA, gegenüber REGAL. Dabei ortet der Chef des Traditionsbetriebs eine positive Ent- wicklung am Heimmarkt und einen überdurchschnittli- chen Schub auf den Exportmärkten. „Unsere Speckspe- zialitäten und die Segmente Kochen auf Tirolerisch sowie Herzhaft Snacken wurden dabei besonders stark nach- gefragt“, so Handl. 2021 gelte es „die klare Nummer-Eins- Position im Speck-Segment Österreichs weiter auszu- bauen und speziell Snacking weiter zu stärken.“ Handelsmarkt. 50 Prozent des Umsatzes erwirt- schaften die Tiroler mit Marke, 50 Prozent mit Handels- ware. „Wir wollen dieses Verhältnis auch in Zukunft ausgeglichen gestalten.“ Auch die kontinuierliche Inves- tition in den Standort gehört zum Masterplan. „Wir wer- den auch heuer wieder einen zweistelligen Millionen- Betrag in qualitäts- und prozessverbessernde Maßnah- men, wie die Ausweitung von Kapazitäten im Stammwerk, Verpackungstechnik (vor allem um nachhaltigere Ver- packungen mit dünneren Folien herzustellen), Kühl- technik mit Ammoniak als CO 2 -neutrales Kältemittel, sowie in Technologie und Innovationen investieren.“ Export. Der Exportanteil ist mittlerweile auf etwas mehr als 60 Prozent gestiegen. „Unsere Top-Destinatio- nen sind, neben Deutschland und Italien, die Benelux- Länder und Osteuropa.“ Außerhalb von Europa zählt Kanada zu einem wichtigen Zukunftsmarkt. Dabei ortet Handl sowohl im In- und Ausland noch Potenziale. „Vor allem mit neuen und innovativen Produkten.“ Produkte. Top-Seller sind die Rohwurstsnacks und die „Tiroler Speck g.g.A.“-Produkte. „Besonders erfolg- reich sind unsere Snackprodukte Tyrolini, Pausen Sticks sowie die neuen KletterMaxi für Kinder.“ Neu in die Re- gale kommt der Tyrollo, dessen Füllkern entweder aus Paprika-Pesto oder aus Blauschimmelkäse besteht. Christian Handl, MBAFLEISCH, WURST T esto taucht mit Volldampf durch die Krise. Die Unternehmens- Gruppe konnte konzernweit ihre Umsätze um 3,5 Prozent auf 352 Millionen Euro ausbauen. Auch in Österreich zeigen die Kurven nach oben. „Wir konnten trotz zeitweiser Kurzarbeit und eines massi- ven Geschäftsrückgangs während des ersten Lockdowns das Geschäfts- ergebnis gegenüber 2019 aufgrund eines starken Herbstes noch verbes- sern“, erklärt Geschäftsführer Dr. Markus Parth gegenüber REGAL. 2021 konnte das Unternehmen die Schlagzahl halten. „Wir hatten mit einem verhaltenen Beginn und einem stärkeren Geschäftsanstieg in der zweiten Jahreshälfte gerechnet. Bisher lief das Geschäft aller- dings bereits von Anfang an sehr zufriedenstellend. Positive Impulse kamen von der anhaltenden Erholung im Industrie- und Bausektor. Neuer Schub durch Digitalisierung Testo Jetzt sehen wir auch eine Erholung in den konsumnahen Dienstleistungssektoren wie Handel, Gastgewerbe und Verkehr“, konkreti- siert Parth. Rund ein Viertel des Umsatzes entfällt da- bei auf die Lebensmittel-, Pharmaindustrie und die HLK-Technik (Heizung, Lüftung, Kli- ma-Technik). „Der Trend zur Digitalisierung spielt auch hier eine bedeutende Rolle, der wir mit unserem digitalen Qualitätsmanage- mentsystem testo Saveris gerecht werden.“ Konkret: Durch die Digitalisierung der Mess- technik entstehen neue und noch nie dagewe- sene Möglichkeiten. So ist es aktuell möglich, komplette Protokolle und Messberichte direkt auf dem Messgerät selbst zu generieren und die Daten direkt dem gewünschten Empfän- ger elektronisch zu übermitteln. Die Folge: Die Nacharbeit reduziert sich enorm. Die Kundenaufträge können schneller und effizi- enter abgeschlossen werden. „Der Hauptvor- teil der cloudbasierten Datensicherung liegt in der Effizienzsteigerung und der einfachen Verwendung für den Endkunden“, so der Ge- schäftsführer. Testo Österreich bearbeitet nur den Heim- markt, kann aber auf die weltweite Markter- fahrung, das Know-how und das Kunden- feedback von über 60 Jahren zurückgreifen. „Wir bieten unseren Kunden Inhouse-Semi- nare, Webinars, Videos, Produktschulungen und unterstützen sie per Fernwartung oder Telefon. Vielen unseren Kunden präsentieren wir die Produkte direkt in ihrem Anwen- dungsbereich, um den optimalen Nutzen si- cherzustellen.“ Geschäftsführer Dr. Markus Parth 172 | REGAL 10-2021FLEISCH, WURST Unser F WIR GARANTIEREN: 100% mehr Platz als der gesetzliche Mindeststandard Boxen mit verschiedenen Funktionsbereichen regionales, gentechnikfreies Futter keine kupierten Ringelschwänze Liegebereich mit Stroh Auslauf Frierss: Gute Entwicklung in Japan und Südkorea Rund 17 Millionen Euro wickelte Friess zuletzt jährlich ab. Der Kärnt- ner Familien-Betrieb dreht dabei Jahr für Jahr die Innovationsschrauben auf. Stichwort: Schinken-Bereich. „Hier orten wir im Segment Kochschinken eine sehr gute Entwicklung“, erklärt Geschäftsführer Rudolf Frierss gegen- über REGAL. Neben dem Klassiker Bauernschinken konnte sich die Neu- heit, ein Zirbenrauchschinken, neue Listungen erkämpfen. Top-Seller. Überhaupt gehören die Kärntner Spezialitäten wie Kärnt- ner Bergschinken, Kärntner Bergsala- mi, Kärntner Schinkenspeck, Kärnt- ner Rohschinken Gartenkräuter und Original Kräuter Hauswürstel zu den Top-Sellern. Im Italo-Segment punk- tet der Frierss Mortadella sowie der Prosciutto Castello. „Der Trend zu Regionalität und Qualität ist gekom- men, um zu bleiben, Corona hat dies noch verstärkt. Die Konsumenten sind auf der Suche nach authenti- schen Geschmackserlebnissen und bevorzugen handwerklich gefertigte Produkte aus heimischem Fleisch“, so Frierss. Auch dem Trend nach ausge- wogener Ernährung und bewusstem Genuss von regionalen Produkten trägt Frierss Rechnung. „Wir haben heuer eine neue Bratwurstlinie mit 30 Prozent heimischem Gemüse – ‚Brat- würste mit Grünzeug‘ – in den Sorten Karotte, Erbse, Rotkraut und Sauer- kraut-Kartoffel gelauncht. Ganz ohne Geschmacksverstärker und mit weni- ger Fett als herkömmliche Bratwürste für bewusste Genießer.“ Export. Im Export entwickeln sich weiter die Umsätze in Japan und Süd- korea „gut“. „Hier sind unsere Delika- tessen wie Prosciutto Castello, Trüf- felmortadella und Whiskyschinken gefragt.“ Neuheiten. Aktuell werden weiter die Zirbenrauch-Spezialitäten ge- pusht. Neu in die Regale kommt die Zirbenrauchsalami in der Stange und gesliced, die Kärntner Hauswürstel Zirbenrauch sowie die Salamici Zir- benrauch. Kurt Frierss und Christoph FrierssFLEISCH, WURST CSB-System Austria: Ausbau der digitalen Wiesbauer-Wurstfabrik Wald.Wild.Wiese:Umsatz und Absatz ziehen wieder an Die Corona-Delle ist ausgeklopft. Die Umsatz- und Absatzkurve zeigt bei Wald.Wild.Wiese wieder nach oben. „Wir konnten heuer wieder rund 100 Tonnen verarbeiten, das heißt etwa 50 Prozent mehr als 2020“, erklärt Wild. Wald.Wiese-Geschäftsführer Dr. Thomas Huber gegenüber REGAL. Auch im Umsatz schnellten die Zahlen im gleichen Maß hinauf. Damit sticht Huber wieder ins sichere Fahrwasser. „Wir werden wie 2019 einen mittleren sechs- stelligen Betrag erwirtschaften können.“ Das Portfolio wurde auf 25 Pro- dukte gestrafft. „Wir sehen einen Nachfrage-Schwerpunkt im Frischfleisch“, so Huber weiter. Top-Seller sind aber weiter Braten, Rücken und Ragout vom Reh. Dabei wickelt das Unternehmen seine Umsätze mit Bestands- kunden ab. „Hier liegt der klare Fokus darauf.“ Wildfleisch sei schon alleine aufgrund des gestiegenen Nachhaltigkeitsbewusstseins ein Trend-Pro- dukt. Produktionsseitig kooperiert Wild.Wald.Wiese insgesamt mit maximal sechs Partnern. D as ERP-System ist ein wichti- ger Erfolgsfaktor, ein Herz- stück des Traditions-Unterneh- mens Wiesbauer. Die Integration aller Prozesse in einer Software ist schon immer ein wichtiger Teil der Unternehmensstrategie ge- wesen. Ob Warenwirtschaft, Eti- kettierung, Logistik oder Rück- verfolgung: An den vier Standor- ten in Österreich und Ungarn arbeiten alle Einheiten mit dem- selben ERP-System: „Es ist ein großer Vorteil, wenn man einen Partner und eine Systematik hat, die so miteinander verzahnt sind. Durch CSB sind wir in vielen Be- reichen sehr rationalisiert“, so Ge- schäftsführer Thomas Schmiedbauer, der das Unternehmen in der dritten Generation führt. Sein Vater Karl war es, der den Hauptbetrieb in Wien vor gut 20 Jahren auf der grünen Wiese baute – und damit vieles von dem vor- wegnahm, was heute als „digitale Wurstproduktion“ bezeichnet wird. Papierlose Informationsverarbeitung, automatische Produktions- und Lo- gistikabläufe, eine intelligente Mate- rialflusssteuerung, Vernetzung mit den anderen drei Standorten: Die wichtigsten Schlüsselfaktoren einer smarten Fabrik wurden damals bei der Konzeption des Betriebs bereits berücksichtigt. So sind die Material- und Warenströme schon seit vielen Jahren weitestgehend automatisiert. Highlight ist der Ablauf von der Zer- legung bis zur Produktion, der durch- gängig durch die Software gesteuert wird und dadurch maximal effizient organisiert ist. Ein wichtiger Eckpunkt bleibt da- bei die Datentransparenz. „Wenn ich mit meinen Kunden spreche und Ver- handlungen führe, will ich sofort ent- scheiden können, ob wir ins Geschäft kommen oder nicht. Dabei helfen mir die Kalkulationen im ERP-System, die Reportings und die Kundenauswer- tungen.“ Wichtige Daten wie Leis- tungskennzahlen aus der Produktion, aber auch Umsatzzahlen, Zahlungs- ziele, Bestellrhythmen, Konditionen, Rabatte, Skonti – alles liegt auf Knopf- druck vor. Diese Transparenz ist heu- te schon entscheidend im Tagesge- schäft, soll aber noch einen Schritt weitergehen. „Wir arbeiten gerade daran, dass wir tagesaktuell nicht nur den Umsatz, sondern auch den Deckungsbeitrag oder die Kundener- folgsrechnung sehen können“, so Schmiedbauer. Ein optimiertes Da- tenmanagement ist auch in anderen Bereichen des Unternehmens ein zentraler Faktor, da nur so ein rei- bungsloser und fehlerfreier Informa- tionsfluss in der Wurstproduktion garantiert ist. Das gilt in der Zerle- gung genauso wie in den Produkti- onsabteilungen und vor allem bei der Rückverfolgbarkeit. Thomas Schmiedbauer denkt bei der Digitalisierung aber nicht nur an sein eigenes Unternehmen, sondern auch immer an den Kunden. Sein Ziel ist eine intelligente Wurstfabrik, die resistent ist gegen Ausfallzeiten und jederzeit flexibel auf Änderungswün- sche der Kunden reagieren kann. „Wenn ich mich nicht auf meine Soft- ware und auf meine Technologien verlassen kann, dann kann ich mei- nem Kunden meine Dienstleistung nicht garantieren und dann wird er nicht lange mein Kunde sein.“ CSB-System Austria GF Mag. Martin Schöggl mit Wiesbauer GF Thomas Schmiedbauer 174 | REGAL 10-2021 FÜR STARKE ABSÄTZE AUCH IM WINTER Winterzeit ist Grill- Zeit Moser Wurst: Neuer SB-Vorstoß 15 Millionen Euro spulte Moser Wurst vor der Corona- Krise ab. Danach mussten die Wieselburger Abgänge wegen Lockdowns und Shutdowns hinnehmen. Der- zeit zeigt die Kurve aber wieder nach oben und die Um- satz-Dellen werden wieder konsequent ausgeklopft. „Wir sind mit den letzten Monaten sehr zufrieden. Es geht wieder in Richtung Normalität und bei den Um- sätzen in Richtung 2019“, erklärt Geschäftsführer DI Florian Pfeiffer gegenüber REGAL. Absätze. Die Theken-Ware hat sich wieder stabili- siert. Die Absätze bei den Klassikern wie Schwarze Pute oder Glockner zogen kräftig an. „Gerade die Kam- pagne für die Schwarze Pute hat für viel Aufmerksam- keit und Umsatz gesorgt.“ Sorgenfalten bereitet jedoch die derzeitige Kostensituation. „Das betrifft Rohstoffe, Verpackungen oder auch Energie. Das wird noch span- nend werden.“ Sortiment. Dabei feilt Moser weiter an seinem SB- Sortiment. „Es gibt einige unserer beliebtesten Pro- dukte nun auch in SB-Packung“, so Pfeiffer. Dabei reicht die neue Palette von Moser Glockner 80 Gramm, Moser Pepphäuser 80 Gramm bis hin zu Moser Scharfe Feger 80 Gramm. Insgesamt umfasst das Portfolio über 500 Artikel. Export. Der Exportanteil klettert ebenfalls nach oben. „Hier verzeichnen wir eine sehr positive Ent- wicklung und sind auf einem sehr guten Weg.“ Zuletzt betrug der Anteil sechs Prozent. „Durch das Wachstum der Partner in Deutschland wird sich das sicher verän- dern.“ Keine Details gibt es bezüglich des neuen Bau- und Infrastruktur-Projekts. „Wir sind derzeit noch in der Planungsphase.“ Irmtraud Moser und DI Florian PfeifferFLEISCH, WURST D as Vorzeige-Projekt der ARGE Rind „Kalb Rosé“ schlägt voll ein. „Die Initialzündung für das neue Programm war der Umstand, dass vor einigen Jahren noch viele Käl- ber nach Spanien exportiert wurden und auf der anderen Seite niederländi- sches Kalbsfleisch nach Österreich im- portiert wurde“, erklärt ARGE Rind- Geschäftsführer DI Werner Haber- mann. 90 Prozent des in der Gastro angebotenen Kalbsfleisch hatte in der Hochzeit einen holländischen Ur- sprung. „Und das unwidersprochen in Top-Qualität.“ Mit dem weißen Fleisch, das auf die reine Milchfütte- rung zurückgeht, wollte die ARGE Rind in ihrem Modell auch nicht kon- kurrieren. „Wir haben auf eine tierge- rechte Ernährung geachtet. Wir wollen das Milchkalb nicht verdrängen.“ Das Resultat: Kalb Rosé. Zum Start setzte die ARGE Rind über den Haupt-Part- ner Astro-Kalb 1.500 Kälber ab. „Heuer werden wir bereits auf rund 3.000 Tiere kommen.“ Und Potenzial gibt es auch darüber hinaus noch: „Das Ziel wäre, rund 15.000 Kälber zu machen.“ Umsatz. 2020 konnte die ARGE Rind einen Umsatz von 252 Millionen Euro erwirtschaften und vermarktete dabei rund 276.500 Schlacht- und Le- bendrinder. „Im Jahr 2021 zeigt sich ein leichter Rückgang bei der Mengen- entwicklung, aber eine erfreuliche Entwicklung bei den Erzeugerpreisen. Dementsprechend rechnen wir mit stabilen bis leicht gesteigerten Um- satzwerten.“ Und auch die Gründe für die Mengen-Delle liegen für Haber- mann auf der Hand. „Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Rahmen- bedingungen haben im Vorjahr zahl- reiche Betriebe die Produktion been- det. Die Auswirkungen sind heuer durch gesunkene Schlachtzahlen deutlich spürbar.“ Die Verunsicherung der Bauern war der Situation nach den Corona-Lockdowns geschuldet. „Die TK-Lager waren voll. Die Schlachthöfe saßen auf einem Berg von 200 Tonnen Edelteilen. Die weitere Entwicklung war nicht absehbar.“ Doch die Nach- frage-Kurve sprang in den Folgemona- ten rasanter an. „Es ist weniger Fleisch aus Südamerika nach Europa gekom- men, die Iren mussten nahezu 100 Pro- zent ihres Fleisches nach England lie- fern. In Europa selbst wurden weniger Tiere eingestellt.“ Dementsprechend schnell leerten sich die Läger und die Preise sprangen wieder an. Kosten-Entwicklung. Und den- noch: Die Kostenstruktur ist in sämtli- chen Betrieben der landwirtschaftli- chen Nutztierhaltung stark gestiegen. „Trotz der gestiegenen Erzeugerpreise für Rinder, führen die hohen Futter- kosten zu einer schlechten Rentabili- tät. Ergänzend dazu sind die Investiti- onskosten wesentlich gestiegen und derzeit werden kaum Ersatz- bezie- hungsweise Neuinvestitionen im Be- triebszwei Rindermast getätigt.“ Qualitätsprogramme. Positiv be- wertet Habermann das Feld der Qua- litätsprogramme. „Wir vermarkten mittlerweile rund 75 Prozent der Schlachtrinder in Qualitätsprogram- men. Jährlich können wir dadurch rund 20 Millionen Euro an unsere Be- triebe ausbezahlen und die Wert- schöpfung verbessern.“ Potenziale gibt es noch. Etwa beim Thema Tier- wohl. „Hier entwickelt sich aber die Schere zwischen der öffentlichen Wahrnehmung, den Forderungen so- wie der Bereitschaft mehr zu bezah- len, weit auseinander.“ Herkunftskennzeichnung. Ein gro- ßer Hebel ist darüber hinaus der Außer- Haus-Verzehr. „Hier schätzen wir, dass 50 Prozent des Fleisches nicht aus Öster- reich kommen. Das ist ein Ansatzpunkt für weitere Vermarktungsprogramme und die Bedeutung und Notwendigkeit einer klaren Herkunftskennzeichnung“, so Habermann. Insgesamt ortet der ARGE Rind-Geschäftsführer ein Image- Problem für Fleisch. „Hier muss in den nächsten Monaten viel mehr passieren.“ So gelte es auch, Position gegenüber der derzeitigen medialen Stimmung zu be- ziehen. „Es gibt tagtägliche nachweis- lich falsche Berichte, etwa was die Kli- mawandel-Bedeutung von Fleisch be- trifft. Darüber hinaus gibt es kaum Analysen und Berichte, welche Auswir- kungen ein sofortiges Einstellen der Nutztierhaltung etwa im Almenbereich für die CO 2 -Bindung hätte.“ ARGE Rind Kalb Rosé schreibt Erfolgs- geschichte → Umsatz soll 252-Millionen-Euro- Marke überschreiten → Potenziale im Außer-Haus-Verzehr → 75 Prozent der Schlachtrinder sind in Qualitätsprogrammen TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß DI Werner Habermann (GF ARGE Rind), Gründungsobmann ÖR Josef Fradler, SC DI Johannes Fankhauser, Josef Fradler (Obmann ARGE Rind) 176 | REGAL 10-2021FLEISCH, WURST Weil wir wissen ... … wie Qualität schmeckt. Das beliebte Kletzerl ist der österreichische Original-Snack aus Salami für zwischendurch! Das Kletzerl hat seinen Siegeszug angetreten und zählt zu den meist verkauften Rohwurstsnacks! Mittlerweile gibt es das Kletzerl in vier herzhaften Sorten: Classic, Pute, Feurig und Käse – damit ist für Abwechslung bei Jung und Alt gesorgt. DAS ORIGINAL www.kletzl.at follow us on facebook Hotwagner: Vegan und Vegetarisch boomt Hotwagner nimmt wieder Tempo auf. „Nach dem Jahr 2020 und den Corona-Ausfällen schaut es 2021 wieder gut aus. Wir konnten zu 2019 aufschließen, was wir als Erfolg wer- ten“, erklärt Firmen-Chef Wolfgang Hotwagner gegenüber REGAL. Da- mit dreht der Wiener Vertriebsspezi- alist für Fleisch- und Wurstwaren auch wieder an der Umsatzschraube. 8,5 Millionen Euro fuhr Hotwagner 2019 ein. „Das wird knapp werden, aber wir sind optimistisch, dass die letzten Monate noch Schwung neh- men. Ich lasse mich positiv überra- schen.“ Starke Performance. Eine sehr starke Performance verortet der Ge- schäftsführer bei Rügenwalder. „Hier konnten wir im veganen und vegeta- rischen Bereich um 60 Prozent zule- gen. Im Wurst-Segment sind wir um zwölf Prozent vorne.“ Darüber hinaus konnte Wiesenhof Bruzzzler wieder „auf das Niveau von 2019 steigen.“ Die Marke Hotwagner performt „stabil“. „Durch die Pandemie-Situation konn- ten wir keine Neulistungen erreichen. Wir sind mit dem Erreichten aber zu- frieden.“ Export. Die Exportquote hat am stärksten unter der Pandemie gelit- ten. „Persönliche Kontakte haben seit 17 Monaten nicht stattgefunden und in den Exportländern hat man sich, ähnlich wie in Österreich, auf heimi- sche Artikel konzentriert.“ Insgesamt pendelt sich der Auslandsgeschäfts- anteil bei 3,5 Prozent ein. Investitionen. Investitionsseitig ist es ein übliches Jahr bei Hotwagner. „Wir investieren rund fünf Prozent vom Umsatz und werden hauptsäch- lich in Produktwerbung und Moder- nisierung tätig werden. Der Schwer- punkt liegt in der Erneuerung von Kühlanlagen, Fahrzeugen und EDV.“ Firmen-Chef Wolfgang HotwagnerFLEISCH, WURST „D ie aktuelle Kosten-Situati- on wird immer schwieri- ger zu handeln“, erklärt Firmen-Chef Dr. Florian Hütthaler im REGAL-Gespräch. Der oberösterrei- chische Familien-Betrieb ist Öster- reichs Tierwohl-Pionier und Vorreiter. Die derzeitig explodierenden Aufwen- dungen für Gas, Strom, Logistik, Ver- packung und Co. treffen auch die Schwanenstädter. Die Rund-um-Kos- ten zeigen unermüdlich nach oben. Für Personal muss ebenfalls immer tiefer in die Tasche gegriffen werden. 2021 steht bei diesem Kostenpunkt ein Plus von fünf Prozent zu Buche. Ins- gesamt wird das Tagesgeschäft immer fordernder. Denn: „Wir haben dazu auch ein Problem der Verfügbarkei- ten. Wo wir früher eine Vorlaufzeit für Folien von drei Wochen hatten, dauert es jetzt zwölf Wochen.“ Die Lagerhal- tung steigt, die Flexibilität nimmt ab. Die Preise draußen im Handel bilden diese Mega-Kostensprünge nicht mehr ab. „Die bestehenden Preise passen mit der aktuellen Situation nicht mehr zusammen. Es muss der Ist-Stand einbezogen werden und darf nicht mehr nur der Blick auf den Rohstoff alleine erfolgen.“ Tierwohl. Dennoch wird bei den Hütthalers akribisch und hart weitergearbeitet. Vor allem im Tierwohl-Bereich drehen die Oberösterreicher Schritt für Schritt die Absätze nach oben. 40 Vertragsland- wirte sind mittlerweile aufge- schalten. 2022 sollen damit die Mengen auf 800 bis 1.000 Schwei- ne in der Woche steigen. „Wir gehen hier sehr sorgfältig vor und wollen nichts überstürzen, si- chern uns nur den Rohstoff, den wir auch sicher vermarkten können.“ From nose to tale. Und vorwiegend mit Fokus Österreich. „Export steht hier bei uns nicht im Fokus. Ich denke, dass österreichische Schweine sinn- voller auch hierzulande platziert wer- den.“ Rot-weiß-rotes Potenzial gäbe es noch. Und 100 Prozent Tierwohl? „Das ist theoretisch möglich und alles vor- stellbar. Aktuell ist es aber so, dass wir versuchen, allen unseren Kunden das anzubieten, was sie sich wünschen.“ Dementsprechend haben die Oberös- terreicher neben dem Tierwohl-Roh- stoff auch Bio und konventionelle Ware in petto. 2022 soll der Tierwohl- Anteil aber bereits auf einen Anteil von fast 50 Prozent kommen. Investitionen. Auch das Schließen des Missing Link – der Zerlegung in unmittelbarer Nähe des Schlachtbe- triebs – wird sukzessive vorangetrie- ben. „Wir können in Kürze mit dem Innenausbau unserer neuen Zerle- gung starten“, so der Firmen-Chef. 15 Millionen Euro investiert Hütthaler in das neue Vorhaben. Ende 2022 soll das nächste Unternehmens-Teil den Betrieb aufnehmen. „Wir wollen mit diesem Schritt noch schlagkräftiger werden und wie von uns gewohnt, Maßstäbe in der Zerlegung 4.0 setzen.“ Auch die Auslastung des Schlachtbe- triebs soll steigen, in weiterer Folge auch neue Vertriebsschienen ange- sprochen und die Gastro noch stärker zum Thema werden. Rund 100 Millionen Euro wickelte der Paradebetrieb in den letzten Jah- ren kontinuierlich ab. „Auch heuer werden wir wieder auf diese Zahl kommen.“ Dabei treiben die Oberös- terreicher ihre Innovationen voran. Fleisch-Ersatzprodukte made by Hütthaler wird es aber nicht geben. „Nur drei Prozent der Österreicher sind vegan. Der überwie- gende Teil will sich weiter auch ganzheitlich ernähren und keine Kompromisse im Genuss eingehen. Wir set- zen weiter auf die High- Quality-Fleischschiene“, so Hütthaler. Hütthaler Geschäftsführer Dr. Florian Hütthaler Tierwohl- Pionier & Vorreiter TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß 178 | REGAL 10-2021FLEISCH, WURST Trünkel: 500 Gastro-Betriebe auf Liefer-Agenda Trünkel bleibt im sicheren Fahrwas- ser. „Wir sind gut durch die Krise ge- kommen“, erklärt Firmen-Chef Mi- chael Trünkel im REGAL-Gespräch. Der Wiener Traditionsbetrieb, der sich vor allem als Fleischlieferant der Gast- ronomie positioniert hat, tauchte durch die Corona-Krise. Manche C&C- Umsätze knickten weg, andere Gastro- Volumina blieben durch Hauszustel- lung und Co. intakt. „Die Gastronomie läuft ganz gut, der LEH entwickelte sich nicht nach unten.“ Zwar war das letzte Umsatz-Niveau von sieben Millionen Euro nicht ganz erreichbar, doch Trünkel schaut posi- tiv in die Zukunft. „Wir sind mittler- weile breit aufgestellt und haben auch noch für den LEH einige Produkt- ideen in der Schublade.“ Vor allem beim Thema Kalbsleberstreichwurst hätte Trünkel neue Ideen und Varian- ten parat. „Hier warten wir auf ent- sprechende Signale aus dem LEH.“ Rund 20 Prozent der Umsätze lukrie- ren die Wiener mit dem Lebensmittel- handel. 60 Prozent werden im Gastro- Bereich abgewickelt. „Wir haben hier weiter über 500 Gastronomiebetriebe in der Belieferung.“ Auch der Export bleibt ein Eckpfei- ler. „Wir liegen bei einem Auslands- geschäftsanteil von rund sieben Pro- zent.“ Dabei sind Schweden, England und Belgien auf der Agenda. Ein Ex- port-Hit dabei: Die Trünkel-Sacher- würstel. Produziert wird die Marke Trünkel über Partner Berger. „Wir sind sehr zufrieden mit unseren Kooperatio- nen. Berger war die richtige Wahl.“ SALAMMMHI. GF Michael Trünkel (3.v.r.) mit TeamNext >