< Previous„Die Kostenspirale trifft die Fleisch- und Wurst-Branche mit voller Wucht. Den- noch zeigen sich die Unternehmen er- staunlich leidensfähig und kämpferisch.“ Fleisch, Wurst MAG. HERBERT SCHNEEWEISS, Redaktion REGAL REGAL SCHWERPUNKT Meister des Wachstums Wiesbauer-Chef Thomas Schmiedbauer setzt auf eine Vorwärts-Strategie 90 | REGAL 10-2022FLEISCH, WURST E xplodierende Kosten, gesellschaftliche Konsumveränderungen und indiffe- rente Verfügbarkeiten. Die Fleisch- und Wurst-Branche arbeitet seit Jah- ren am Limit. Und dennoch: Ein Blick zu ei- nem der wichtigsten Tanker der Branche zeigt: Die Sparte ist äußerst leidensfähig ge- worden. „Wir sind Marschierer“, so Wiesbau- er-Vorstand und Geschäftsführer Thomas Schmiedbauer. Dabei gäbe es aktuell mehr Bremsklötze als in der Vergangenheit, doch Wiesbauer bleibt seiner Vorwärtsstrategie treu. „Wir ordnen dem Thema Qualität alles unter“, erklärt der Geschäftsführer im exklu- siven REGAL-Gespräch. Absätze. Die Ergebnisse geben Schmied- bauer Recht. Die Absätze bleiben stabil und umsatzmäßig zieht der Traditionsbetrieb auf Rekordniveau. „Wir werden heuer in der Gruppe auf rund 215 Millionen Euro kom- men.“ Ein All-time-high. Im abgelaufenen Jahr waren es noch 185 Millionen Euro gewe- sen. Dabei freut Schmiedbauer vor allem die nähere Analyse des Zahlenwerks. „Es ist nicht alles nur preisgetrieben, wir konnten auch organisch wachsen.“ Unter dem Strich zeigen die Kurven bei allen vier Unternehmenstöchtern hinauf. „Durch die letzten Preiserhöhungen wurden auch Preisschwellen durchstoßen. Dement- sprechend war nicht bei allen Betrieben mit dieser Entwicklung zu rechnen.“ Im Stammwerk Wien konnten die starken 12.500 Tonnen verteidigt werden und auch Wiesbauer Dunahus (2021: 18 Millionen Euro, 4.300 Tonnen) schwimmt auf der Erfolgswel- le. „Den größten Sprung orten wir bei Wies- bauer Gourmet.“ Der Gastro-Spezialist lag 2021 bei 52 Millionen Euro. 2022 schiebt sich die Umsatzzahl auf über 70 Millionen Euro. „Der Tourismus hat sich erholt, auch wenn → Umsatz steigt auf satte 215 Millionen Euro → Starke Entwicklung in Ungarn → Gourmet-Sparte steigt auf 70 Mille Gäste aus China und Russland fehlen. Die Kurve bleibt auch derzeit noch stabil. Den- noch gehen wir von einem leichten Knick im letzten Quartal aus, weil die Teuerung noch nicht in allen Bereichen vollständig ange- kommen ist.“ Senninger. Eine besonders starke Ent- wicklung zeigt sich bei der kleinsten Tochter der Wiesbauer-Gruppe. „Bei Senninger haben wir ein Plus von 30 Prozent im Absatz“, so Schmiedbauer. 13 bis 14 Millionen Umsatz zeichnen sich am Horizont ab. Hintergrund: Zulistungen im Preiseinstiegsbereich. 40 Mille für Ausbau. Wiesbauer ist auf Kurs, rüstet sich aber für neue Herausforde- rungen. „Natürlich sind wir weiter gefordert, unsere Betriebe schlagkräftig aufzustellen.“ Demensprechend legt Schmiedbauer neue Investitionspakete auf den Tisch. Das größte Vorhaben: Ausbau in Wien Inzersdorf. „Wir haben ein Masterplan-Projekt von 35 Millio- nen bis 40 Millionen Euro in der Pipeline. Ein Vorhaben, das wir innerhalb der nächsten fünf Jahre abarbeiten wollen.“ Der Start soll bereits heuer erfolgen. „Wir werden zwei bis drei Millionen Euro für die ersten Tätigkeiten im Süden des Standorts investieren.“ Dort soll eine 2.000 m 2 große Produktionsfläche auf drei Etagen hochgezogen werden. Ebenfalls auf der Agenda: Die Erweiterung der Kom- missionierung und der Umbau des Expedits. Fixiert wurde der Ausbau bei Senninger. Rund 2,5 Millionen Euro soll die Aufstockung der Produktionsflächen um 1.000 m2 kosten. Rohstoffe. Der Wiesbauer-Vorstand wird überhaupt mehr und mehr zum Krisen-Ma- nager. „Wir müssen einfach für verschiedene Krisen-Szenarien gerüstet sein.“ Das betreffe nicht nur einen Plan B bei den Investitionstä- tigkeiten, sondern auch Pläne für Rohstoff- knappheit, Black-out oder Gas-Stopp. „Bleibt das Gas aus, steht die Produktion“, hält Schmiedbauer fest. Dabei rechnet der Ge- schäftsführer knallhart vor. „Wir können heute 80 bis 100 Tonnen täglich produzieren. Wenn das Gas ausbleibt, dann wären es viel- leicht noch zwei Tonnen.“ TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß 10-2022 REGAL | 91FLEISCH, WURST A larmstufe rot in der Fleisch- und Wurst-Branche. Sowohl Fleisch, Ge- flügel als auch Wurst-Spezialitäten befinden sich im Tiefflug. Auffällig dabei: Der Corona-Boost 2020 ist ebenfalls bereits weg- geknabbert. Laut RollAMA stürzten Fleisch und Geflügel insgesamt im ersten Halbjahr 2022 um 13,4 Prozent auf 51.335 Tonnen ab, bei Wurst und Schinken steht ein Minus von 7,5 Prozent auf 53.061 Tonnen zu Buche. Wert- mäßig ist die Klatsche (getrieben durch die aktuellen Preiserhöhungen) weniger hoch ausgefallen. Dennoch pendelten sich Fleisch und Geflügel bei 441,2 Millionen Euro (–7,4 Prozent), Wurst und Schinken bei rund 618 Millionen Euro (– 4,6 Prozent) ein. Diskont. Dabei mischt der Diskonter in beiden Warengruppen wieder mit. Hofer, Lidl und Penny machten vor allem im Fleischbe- reich einen Mengen-Megaschub und holen sich mittlerweile 35,7 Prozent vom Gesamt- kuchen (Vergleichsperiode 2021: 32,8 Pro- zent). Der LEH musste Federn lassen und ver- liert trotz Top-Position Marktanteile. Insge- samt kommt der Lebensmitteleinzelhandel im ersten Halbjahr 2022 auf 52,7 Prozent (nach 54,2 Prozent im ersten Halbjahr 2021). Wertmäßig fallen die Zugewinne weniger groß aus: Der Diskont klettert von 26,9 auf 29,5 Prozent, während der LEH nur leicht von 56,2 auf 55,9 Prozent verliert. Anders das Bild bei Wurst und Schinken: Hier schlägt der LEH zurück und braut seine Anteile von 59 auf 59,3 Neue Zahlen für Fleisch und Wurst Bio legt leicht zu → Branche zeigt sich bei RollAMA- Analyse sowohl in der Menge als auch im Preis tiefrot → SB-Anteile steigen weiter, Bio ebenfalls weiter im Kommen → Diskont schlägt bei Frischfleisch zurück TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß Prozent aus. Der Diskont springt von 31,7 auf 32,3 Prozent, während Fleischhauer und sonstige Ein- kaufsquellen wieder verlieren. SB. Einen Gewaltschub nach oben gibt es auch hinsichtlich Selbstbedienung. So werden bei Fleisch und Geflügel mittlerweile 71,9 Prozent (2021: 69,9 Prozent) und bei Wurst sowie Schinken 72,1 Prozent (2021: 70,5 Prozent) wert- mäßig in SB gekauft. Aufwind gibt es bei den Bio-Anteilen, zumindest was Frischfleisch betrifft: So klet- terte die Warengruppe auf 7,1 Prozent (2021: 6,2 Prozent). Diskonter gewinnen dazu. 92 | REGAL 10-2022Poli, die Geflügelwurst für Jung und Alt Bei dieser Vielfalt ist für jeden kulinarischen Geschmack etwas dabei. Zubereitet nach dem streng gehüteten Originalrezept. Unter Verwendung hochwertigster Zutaten und mit Hilfe des technisch ausgereiften Produktionsprozesses können wir diese feine und einzigartige Gaumenfreude anbieten. Die Poli-Familie wird immer größer und wir freuen uns Ihnen ganz besondere NEUHEITEN auf der Messe Gast zu präsentieren: Poli Pizza, Poli Rolls und Poli Paté. perutnina.com 5. – 9. 11. 2022 MESSEZENTRUM SALZBURG WIR FREUEN UNS AUF IHR KOMMEN! (HALLE 05 – STAND 0448) madaboutpoli.com Poli paté NEWZ wei Jahre lang liefen die Vorbereitun- gen. Nun folgt der Roll-out. Die Prämis- se: Höhere Qualität, mehr Tierwohl. Seit Mitte Oktober ist in über 130 Bedienthe- ken ausschließlich Frischfleisch und Huhn von Ja! Natürlich oder „Fair zum Tier“ erhält- lich. Damit werden 40 Billa- und 98 Billa Plus Märkte in Wien, Niederösterreich, Oberöster- reich und dem Burgenland auf einen Schlag umgestellt. Theke und SB. Das neue Tierwohl-Ange- bot umfasst 84 Fair zum Tier-Artikel (Rind, Schwein, Huhn) und 74 Ja! Natürlich Fleisch- Artikel (Rind, Schwein, Huhn, Lamm, Pute, Kalb). Abhängig von Saison und Region sind davon im Schnitt rund 50 Artikel in der Be- dientheke erhältlich. Bis Ende Juli 2023 sollen alle 200 Frischetheken österreichweit umge- stellt werden. Auch der SB-Bereich – etwa Fa- schiertes – soll künftig mehr Tierwohl-Artikel umfassen. Aktuell sind es insgesamt 99 Fleisch-Artikel im „Fair zum Tier“- und Ja! Natürlich-Pool, aus denen Kunden wählen können. Rewe baut ihre Fleisch- und Wurstsortiment in Bedienung und SB um Mehr Tierwohl in die Theken → 130 Theken bereits umgestellt, weitere 70 folgen bis Sommer 2023 → 35.000 Schweine, 4.500 Rinder Mengen. „Wir sprechen von 30.000 bis 35.000 Schweinen pro Jahr und 4.000 bis 4.500 Rindern“, konkretisiert Simone Gros- sauer, Leitung Einkauf Frischfleisch bei Billa, die Rohstoff-Mengen dahinter. Hinzu kom- men von Ja! Natürlich 9.000 Rinder und etwa 20.000 Bio-Schweine. Noch geringe Mengen, bei 4,5 Millionen produzierten Schweinen in Österreich. Doch die Ziele sind hoch gesteckt: „Wir planen eine Million in den nächsten zehn Jahren“, gibt Johann Schlederer, Ge- schäftsführer der Österreichischen Schwei- nebörse, einen Ausblick. In fünf Jahren sieht Grossauer bei Selbstbedienungsartikeln ein Verhältnis von 50 Prozent konventionellen versus 50 Prozent Tierwohl-Artikeln. Vorrei- ter ist hier bekanntermaßen Geflügel, wo der Anteil bereits über 70 Prozent liegt. Hohe Investitionen. Die Prozesse im Hin- tergrund liefen und laufen auf Hochtouren. Zahlreiche Umrüstungen der Betriebe waren notwendig. Denn zu den Tierwohl-Standards gehört etwa ein wesentlich größeres Platzan- gebot oder die Ausgestaltung von Liegeflä- chen. Rinder verbringen mindestens 200 Tage auf der Weide, Schweine haben 100 Pro- zent mehr Platz. Die Kontrolle erfolgt unter anderem von der AMA. Werner Habermann, Geschäftsführer der ARGE Rind, beziffert die Mehrkosten mit 40 bis 50 Prozent bei Schwein und 15 Prozent bei Rind. „Wir brauchen Ein- kaufs- und Planungssicherheit für unsere Be- TEXT: VERENA SCHNEEWEIß v.l.n.r.: Mag. Tanja Dietrich- Hübner, Dr. Andreas Steidl, Simone Grossauer 94 | REGAL 10-2022FLEISCH, WURST Wir können TIERWOHL! HERKUNFTS- UND QUALITÄTSGESICHERTES SCHWEINEFLEISCH MIT BESONDEREN EXTRAS: + Mit mehr Platz im Stall oder Auslauf für die Tiere. + Mit weichen Liegeflächen, Stroh im Stall. + Mit nachhaltiger, proteinreduzierter Fütterung. + Mit weniger CO 2 -Belastung durch kurze Transportwege. + Mit abgesicherter Fleischqualität und regelmäßigen Kontrollen. triebe“, so Habermann. Diese ist für zumin- dest fünf Jahre gegeben. Denn für diesen Zeitraum wurden die Verträge vereinbart. 15 bis 20 Prozent höherer Preis. Preis- lich liegen die Produkte zwischen Bio und konventioneller Ware. Die Mehrkosten für den Kunden beziffert Grossauer mit 15 bis 20 Prozent. Die Rewe selbst investiert 1,5 bis zwei Millionen Euro in dieses Projekt. Schlederer: „Es ist der Beginn eines Trans- formationsprozesses. Ein Beginn mit offe- nem Ausgang.“ Der Obmann der Schweine- börse sieht das Projekt als Chance für die nächste Generation. „Wir können damit jun- gen Bauern einen Weg aufzeigen, der auch ökonomisch nachhaltig ist.“ Er betont dabei die gesamte Wertschöpfungskette „vom Acker bis zur Knacker“ und spielt damit auf hochwertiges und gentechnikfreies Futter- mittel an. Auch Andreas Herrmann, Bereichsleiter Qualitätsmanagement AMA, zeigt sich über die Initiative erfreut. Nicht zuletzt, weil sie in das AMA-Gütesiegel Zusatzmodul „Mehr Tierwohl“ hineinspielt. „Unser Ziel ist es, bis 2030 eine Million Schweine im Mehr Tier- wohl-Segment zu vermarkten“, so Herrmann. Kommunikation und Trends. „Die Kun- den wollen gutes Fleisch mit gutem Gewissen kaufen. Wir haben unseren ersten Beitrag ge- leistet, jetzt gilt es, die Kampagne zum Kun- den zu bringen“, so Grossauer. Eine der gro- ßen Heraus forderungen sei die Ganztierver- wertung. Ein Grund, warum auch im Wurst-Segment (Leberkäse & Co) künftig mehr Tierwohl einziehen wird. Die Werbe- trommel will die Rewe kräftig über TV, Flug- blatt, Online und den POS rühren. Dazu wur- den auch neue Wege beschritten. „Wir haben den österreichischen Markt in drei Werbe- kreise eingeteilt, um die Kunden mit unseren Flugblatt-Aktionen gezielt abzuholen.“ Auch Fleisch-Alternativen hat die Ein- kaufsleiterin genau im Blick, denn der Ein- kauf von Fleischersatz-Produkten wird seit kurzem von Grossauers Abteilung mitbetreut. „Es ist ein Bereich, der große Wachstumsraten hat. Allerdings nach wie vor auf sehr niedri- gem Niveau.“ Auch In-vitro-Fleisch habe man auf der Agenda. „Es gibt Prognosen, die besa- gen, dass sich der Fleisch-Absatz künftig zu je einem Drittel auf Fleisch, In-vitro-Fleisch und pflanzliche Alternativen aufteilen wird.“ Noch sei der Weg dahin aber ein weiter. → Fakten Theken: 84 Fair zum Tier-Artikel, 74 Ja! Natürlich Fleisch- Artikel SB: 26 Fair zum Tier-Artikel, 73 Ja! Natürlich-Artikel Mengen: bis zu 35.000 Schweine/ Jahr, bis zu 4.500 Rinder/JahrFLEISCH, WURST M it Akribie, Tradition und Vi- sion konnte Berger Schinken seine Umsätze zuletzt auf 150 Millionen Euro ausbauen. Der Weg stimmt, die Schlagzahl auch: „Auch das Jahr 2022 hat sich bis dato gut entwickelt. Wir sind mit Absatz und Umsatz zufrieden“, erklärt Fir- men-Chef Mag. Rudolf Berger gegen- über REGAL. Nachsatz: „Umsatz ist für uns kein maßgeblicher Faktor. Als Familienunternehmen denken wir in Generationen und nicht in Jahresab- schlüssen. Es ist uns wichtig, nicht nur einen florierenden, sondern auch einen guten, nachhaltig aufgestellten Betrieb an die nächste Generation zu übergeben.“ Mehr noch: Es gibt ein weiteres „Aber“. Die Preislawine ist auch in Sieghartskirchen massiv auf- geschlagen. „Die Steigerung der Kos- ten für Energie nimmt Dimensionen an, die in keinem Plan eingepreist ist und die wir auch nicht 1:1 weiterge- ben können. Wir rechnen mit einem Energiekosten-Plus von mehreren Millionen Euro“, rechnet Berger vor. Auch die Preis-Kurven vom Rohstoff Schweinefleisch, von Löhnen, Verpa- ckungen, Gewürzen und Kühllogistik schnellen immer weiter nach oben. „Zumindest die Verfügbarkeiten sind durchwegs gegeben.“ Regional-Optimal. Dennoch schraubt das Unternehmen konse- quent an seinem Klimaschutzpro- gramm Regional-Optimal. „Mittler- weile können wir bereits ein Viertel unseres Rohstoff-Bedarfes an Schwei- nefleisch vor der Haustüre decken.“ Tragfähige, vorausschauende Koope- rationen werden immer wichtiger. Weit mehr als 30 regionale, AMA-zer- tifizierte Landwirte, produzieren mitt- lerweile für den Paradebetrieb. Bei der Regional-Optimal-Linie handelt es sich überhaupt um ein Herzensprojekt der Niederösterreicher. „Umso mehr freut es uns, dass die Konsumenten unseren Weg goutieren und das Pro- gramm auch sehr gut läuft.“ Mittler- weile untermauern auch wissen- schaftliche Erkenntnisse den Weg der Sieghartskirchner. „Dank des Ver- zichts auf Übersee-Soja in der Fütte- rung der Tiere sparen wir bis zu 45 Prozent CO 2 ein. Der wissenschaftli- che Beleg dieser CO 2 -Ersparnis – den wir seit Kurzem direkt auf den Packun- gen ausloben – ist ein echter, greifbarer Zusatznutzen und stellt einen Kaufan- reiz dar.“ Dementsprechend arbeitet Berger an einer Ausweitung der Linie. Tierwohl. Noch auf kleinerer Flamme laufen die Tierwohl-Produk- te. „Ähnlich wie beim Klimaschutz wirft uns die weltweite Wirtschafts- krise und die damit einhergehende dramatische Verteuerung in vielen Bereichen im Bereich Tierwohl zurück. Wir sind aber dennoch davon überzeugt, dass dieser Wandel hin zu höherwer- tigem Konsum gelingen kann und muss.“ Ein Commitment für diesen Weg hat der Traditions- betrieb bereits geschlos- sen. So sind mittlerweile sechs Artikel unter „Ber- ger Tierwohl“ erhältlich. Top-Seller. Die Top-Seller in den Bedientheken sind zumeist handge- legte Schinkenspezialitäten. Gefragt sind der Berger Backofen-Schinken sowie der Traditions-Beinschinken. „Beide konnten ein weiteres Jahr in Folge mengenmäßige Zuwächse er- zielen“, so Mag. Gaby Kritsch. Auch bei weiteren Klassikern wie Römer- schinken, Farmerschinken, Sauna- schinken und Putenschinken ist „die Nachfrage extrem hoch“. „Klassiker geben den Konsumenten in einer im- mer unübersichtlicheren Welt ein gu- tes Gefühl und Orientierung.“ Im SB- Bereich performen die neu lancierten 100-Gramm-Schinkenverpackungen gut. „Das neue Layout und die recyc- lingfähige Verpackung überzeugen die Konsumenten.“ Das beliebteste Produkt dabei: Der leichte Berger Wellness-Schinken. „Der Berger Bio Wellness-Schinken entwickelt sich gleichfalls hervorragend und wird in Kürze bei bestehenden Vertriebspart- ner noch breiter gelistet.“ Export. Der Export bleibt weiter stabil. „Für uns heißt Regionalität, dass wir auch im Export einen gedachten Kreis von rund 900 Kilometern um unser Werk ziehen und nicht anstreben, un- sere Produkte in die halbe Welt zu liefern“, erklärt Berger. Aktuell liegt der Anteil bei 15 Prozent. Da- bei stehen Destinationen wie Deutschland, Ungarn, Tschechien und die Slo- wakei im Mittelpunkt. Berger: → Umsatz lag zuletzt bei 150 Millionen Euro → Exportanteil pendelt sich bei 15 Prozent ein Vorstoß im Regional-Bereich → Factbox Umsatz: 150 Millionen Euro Exportanteil: 15 Prozent Exportländer: Deutschland, Ungarn, Tschechien, Slowakei Quelle: Berger Firmen-Chef Mag. Rudolf Berger 96 | REGAL 10-2022100 % Österreich 100 % Genuss – seit über 115 Jahren ! Aus Liebe zum Produkt und höchster Qualität: Einzigartiger Geschmack aus österreichischem Familienbetrieb in 4. Generation. Regionale Geschmacksvielfalt in Ruhe gereift. Mit 100 % Fleisch aus Österreich. SORGER Wurst- und Schinkenspezialitäten GmbH, Grazerstraße 249, A-8523 Frauental, Tel.: +43(0)3462/2302, www.sorger.co.at Robert Kratky auf Entdeckungsreise bei Sorger auf sorger.co.at/ salamispuren Perfekt für jedes Weihnachts- sortiment!D er Weg stimmt. Die Richtung auch. Mit Akribie und Hand- werklichkeit mauserte sich der Schärdinger Leitbetrieb Feichtinger vom kleinen Familienbetrieb zum kerngesunden mittelständischen Un- ternehmen. Die regionale Veranke- rung ist dabei wichtiger Eckpunkt für den Betriebserfolg. Ein weiterer Be- standteil: Visionen und ein Gespür für Trends. Nicht umsonst bringen die Oberösterreicher gerade jetzt eine neu entwickelte Convenience-Schiene in Stellung. Zwiebelrostbraten, Gulasch, Lasagne oder Bolognese sind die Speerspitzen einer echten Phalanx von Neukreationen. „Wir verkaufen schon jetzt mehr Gulasch als Gulaschfleisch“, erklären die Geschäftsführer Julian Feichtinger und Gerhard Schmid im REGAL-Gespräch. Der neue Vorstoß trifft den Puls der Zeit. In der Gastro fehlt das Personal, um in verschiede- nen Betriebsstellen die Qualität hoch zu halten. Der organsierte Handel giert wiederum nach regionalen Artikeln, die dem Konsumenten schnelle und gesunde Küche versprechen, aber auch nachhaltige Aspekte nicht außer Acht lassen. „Unsere Produkte kommen na- hezu ohne Konservierungs- und Zu- satzstoffe aus, basieren auf eigene Re- zepturen. Beim Fleisch handelt es sich um das strengstens geprüfte Gustino- Fleisch mit echtem Tierwohlcharak- ter.“ Dazu bietet Feichtinger mit seinen fünf Filialen in Schärding, Sankt Flo- rian, Münzkirchen, Freinberg und Ried im Innkreis echte „Testlabore“ und Trendscouts an. Erst wenn die Ar- tikel hier bestehen, werden sie den Vertriebspartnern vorgestellt. Umsatzanteile. Dabei setzen die Oberösterreicher aktuell rund 50 Pro- zent via den Eigenfilialen ab, rund 20 Prozent entfällt auf die Gastronomie, weitere 20 Prozent auf den organisier- ten Handel. Zehn Prozent geht auf den Export – vorwiegend Deutschland – zurück. Insgesamt halten die Schär- dinger derzeit bei 200 Produkten. „Da- bei liegen unsere Stärken vor allem im Frischebereich also bei Leberkäse, Knacker, Aufschnitt und verschiede- nen Würstlsorten, die für rund 80 Pro- zent unseres Umsatzes verantwortlich sind.“ Eine besondere Bekanntheit er- freut sich dabei die Knacker bezie- hungsweise die Speckknacker, Feine Knacker oder Pfefferoniknacker. „Wir haben mittlerweile bereits rund 90 Kaufleute, die sich mit Feichtinger-Ar- tikel eindecken.“ Entwicklung. Umsatz- und absatz- mäßig zeigten die Kurven zuletzt steil hinauf. „In den letzten Jahren sehen wir ein Plus von rund 20 Prozent.“ Und dennoch: Die Oberösterreicher blei- ben ihren Weg treu, fahren auf Sicht, setzen auf ihre eigenen Stärken und vertrauen auf ihr Personal. „Nicht um- sonst sind unsere Mitarbeiter im Mar- keting unsere Gesichter nach außen. Bei uns menschelt es noch.“ Investitionen. Sukzessive macht Feichtinger seinen Betrieb zukunftsfit. „Wir haben in den letzten beiden Jah- ren rund 500.000 Euro investiert, unse- re Kühlungen wurden zur Gänze gegen ein nachhaltigere Lösung getauscht, PV-Anlagen helfen dabei den benö- tigten Strom zu erzeugen“, so Julian Feichtinger. Die nächsten Investitions- schwerpunkte, die Filial-Modernisie- rung, wird derzeit zurückgestellt. Hin- tergrund: Die aktuelle Kostenspirale ist „zweifellos herausfordernd. Wobei vor allem im nächsten Jahr uns dann die Energie-Kosten in voller Härte tref- fen. Hier wäre die Politik gefordert.“ Dennoch: Die gesamte Branche zeigte sich in den letzten Jahren be- reits leidgeprüft. „Wir erkennen auch derzeit noch keine Konsumzurück- haltungen bei unseren Produkten. Wir setzen sowieso aufgrund unserer Ausrichtung auf Qualität und Regio- nalität. Kostenführerschaft streben wir nicht an.“ Feichtinger Im Fokus: Neue Convenience-Linie → Aktuell 200 Artikel im Repertoire → Umsatz stieg zuletzt zweistellig → Export liegt bei zehn Prozent TEXT: HERBERT SCHNEEWEIß Geschäftsführer Julian Feichtinger (li.) und Gerhard Schmid 98 | REGAL 10-2022FLEISCH, WURST FÜR STARKE ABSÄTZE AUCH IM WINTER Winterzeit ist Grill- Zeit ARGE Rind: Bio ist unter Druck Eine dreiprozentige Steigerung im Absatz und ein Sprung um acht Prozent im Umsatz: Diese Zahlen legt Geschäftsführer DI Werner Habermann für die Entwicklung der ARGE Rind auf dem Tisch. „Im LEH haben wir eine sehr starke Durchdringung. Im Rind- fleischbereich sind wir aufgrund einer Vielzahl an Qualitätspro- grammen in den einzelnen Kategorien – Jungstieren, Ochsen, Kalbinnen, Jungrindern und Kälbern - sehr gut aufgestellt. Poten- zial sehen wir durchaus noch in der Kalbfleischvermarktung, so- wohl für weißes Kalbfleisch, als auch für Kalb Rosé, welches eines unserer Schwerpunktprogramme in der Kalbfleischvermarktung darstellt“, so Habermann. Doch auch im Bereich Tierwohl gibt es noch Ansatzmöglichkeiten. C&C. Wesentlich größer sind die Ambitionen bei C&C. Dort gab es in den letzten Jahren ein Umdenken und damit einen posi- tiven Schub. „Wir gehen derzeit von Zuwächsen zwischen zehn und 20 Prozent aus, wobei diesbezüglich ein wesentlicher Faktor ist, dass südamerikanische Ware in den letzten zwei Jahre schwieriger verfügbar und es speziell in Argentinien und Nord- amerika zu einer enormen Preissteigerung kam.“ Eine zweite Schlagrichtung heißt Export: „Wir sehen Länder mit einem eben- falls höheren Absatzniveau als Chance.“ Konkret: Jungstiere und Ochsen für Deutschland, Kühe für Schweiz oder Kalbinnen für Italien. „Mit rund 145 Prozent Eigenversorgung haben wir im Rindfleischbereich vor allem bei Schlachtkühen eine sehr starke Exportabhängigkeit. Im Schlachtkuhbereich werden mittlerweile 60–70 Prozent exportiert.“ Das stärkste Wachstum der ARGE Rind gab es in den letzten Jahren Richtung Schweiz, aber auch Spanien und Frankreich verzeichneten eine höhere Exportquote. „Bio-Kuhfleisch ist vor allem Richtung Deutschland exportiert worden, wobei es 2022 einen starken Einbruch gab und die Bio- Zuschläge stark reduziert wurden.“ Bio. Generell ist Bio unter Druck. „Die Mengen im Export sind massiv eingebrochen, im heimischen LEH gibt es aber eine sehr stabile Entwicklung.“ Meggle: Schub durch Grill-Boom Die Meggle Kräuter-Butter-Rolle ist in Österreich weiter Top- Seller. Doch auch die gefüllten Baguettes von Lauge bis Rustikal landen bei den Austro-Käufern besonders häufig in den Einkaufs- wägen. „Wir sehen bei unseren Bestsellern noch weitere Wachs- tumschancen. Bei den Butterzubereitungen und den gefüllten Baguettes ist Meggle stark mit dem Thema Grillen verbunden. Grillen boomt und so sehen auch wir weiterhin gute Steigerungs- möglichkeiten“, erklärt Olivia Oswald, Meggle, gegenüber REGAL. Darüber hinaus bieten sich durch die Zunahme von Home Office und dem Trendthema Fast Good weitere Ansatzpunkte. „Hier se- hen wir für unsere gekühlten Backwaren hervorragende Entwick- lungschancen, weil schnell und unkompliziert eine komplette Mahlzeit zubereitet werden kann.“ DI Werner HabermannNext >