< Previousunterschiedliche Formate für jeden Anlass, vor allem Asia entwickelt sich hier auch sehr gut. Das Thema bewusste Ernährung sehen wir in der weiter sehr dynamischen Zunahme vega- ner Produkte – das ist ein echter Wachstums- motor und wir haben früh begonnen, diesen Markt aufzubereiten. Mittlerweile sehen wir in Studien, dass eine Mehrheit der jungen Erwachsenen sich pflanzenbewusst ernährt. Bei der Marke Hellmann’s etwa ist die vegane Variante schon gleichauf mit dem Klassiker. Im Foods Bereich ist mittlerweile jedes 5. Pro- dukt vegan und auch bei Eis gewinnt vegan weiter an Bedeutung – bis 2030 wollen wir 20% vegane Produkte verkaufen. Das Umweltbewusstsein der Konsumenten wächst ebenfalls stetig und hier sehe ich uns als Unternehmen deutlich in der Pflicht. Wir bei Unilever geben hier ein deutliches Commitment: 95% der landwirtschaftlichen Zutaten unserer Knorr-Produkte beziehen wir aus nachhaltigem Anbau. Bis 2030 wollen wir zudem die CO 2 Emissionen unserer Produk- te über den gesamten Lebenszyklus hinweg halbieren. Wie sieht die aktuelle Innovationsstrategie aus? Innovationen sind gerade jetzt besonders wichtig. Dabei geht es darum, mit neuen Va- rianten und Werbemaßnahmen Penetration und Frequenz in den Kategorien zu steigern. Wie schon zuvor angeführt sind alle Top-In- novationen der vier Segmente im Eismarkt (Kleinpackungen, Vorratspackungen, Wan- nen, Pints) von Unilever. Als Marktführer in der Deo-Kategorie freu- en wir uns, dass unsere Axe Fine Fragrance Produkte die Top-Innovation im Männer-Be- reich sind. Gemeinsam mit der neuen Dove Advanced Care Deodorants sorgen sie für Kategoriewachstum. Im Rahmen unserer Mehrmarkenstrategie setzen wir dabei auf unsere ausgeprägte Technologieführerschaft und bringen mit unseren Premiumisierungs- vorhaben zusätzliche Konsumenten in die Kategorie. Mit unserer starken Erfolgsmarke Knorr setzen wir mit der neuen Taste the World Plattform auch auf internationale Gerichte. Im Dressings Bereich erhält die Kuner Mayon- naise gerade ein modernes überarbeitetes De- sign, rechtzeitig zur Top Saison Weihnachten. Auch das Produktportfolio von The Vegetarian Butcher wurde um ein neues spannendes Produkt erweitert: The Vegetarian Butcher Chick-Eria Filets! Diese bieten eine 100% pflanzenbasierte Alternative zu Hühnerfilets und überzeugen in jeder Verkostung. Spürt Unilever den Billigdruck/Inflations- angst? Die letzten Monate waren von großer Ver- unsicherung geprägt und das hat auch das Einkaufsverhalten der Konsumenten beein- flusst. Die Bedeutung von Promotions bleibt damit hoch, gleichzeitig spielt der kleine Luxus BEI HELLMANN’S ist die vegane Variante gleichauf mit dem Klassiker. MIT KNORR BOUILLION treibt Unilever den Markt WACHSTUMS- SEGMENT Vegan MIT 29 INNOVATIONEN in 2023 ist Unilever Top-Innovator am Eismarkt „ Im Foods Bereich ist mittlerweile jedes fünfte Produkt vegan.“ INDUSTRIE GESPRÄCH 90REGAL10-2023für zuhause weiter eine Rolle. Aktuell sehen wir, dass das Konsumentenvertrauen langsam zurückkommt. Die Sorge über Einschränkun- gen im Konsumverhalten geht wieder leicht zurück. Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Fokus jetzt wieder stärker auf nachhaltiges Kategoriewachstum gelegt wird, investieren weiter in unsere Marken und legen nochmal an Werbepower zu. Welche Argumente hat man für den Handel, um sich Regalplätze zu sichern? Starke Marken gestalten die Zukunft. Als zen- traler Hebel eines funktionierenden Handels- geschäfts sind sie Treiber für Fortschritt und eine nachhaltige Kategorie-Entwicklung. Mit unseren Innovationen bringen wir Schwung in die Kategorien und die Konsu- menten ans Regal. Dabei orientieren wir uns stets an den Trends und erfüllen ihre Bedürf- nisse, Stichwort: Convenience, gestiegenes Umweltbewusstsein & bewusste Ernährung. Neben der kontinuierlichen Überarbeitung unserer Sortimente – wir stehen für ein fo- kussiertes und wettbewerbsfähiges Portfolio - entwickeln wir auch neue, perspektivisch wichtige Segmente, wie beispielsweise im Bereich Vegan oder pflanzliche Fleischalter- nativen mit unserer Marke The Vegetarian Butcher. Gleichzeitig sind unsere Produkte auch wichtige Anker des täglichen Einkaufs – pro Minute werden in Österreich etwa 140 Knorr-Produkte gekauft – und haben Multi- plikatoren-Effekte. So ist etwa der Wert eines Warenkorbs, der eine Knorr Bouillion enthält, doppelt so hoch. Davon profitiert am Ende auch der Handel. Wie geht man mit der aktuellen Kostendyna- mik um? Preisentwicklungen in einem Unternehmen wie Unilever entstehen über einen längeren Zeitraum. Die Krisen der letzten Jahre haben jedenfalls langfristige Auswirkungen, die uns immer noch vor große Herausforderungen stellen. Viele Kostenelemente treffen uns auch zeitverzögert. Wir haben auch einen hohen Anteil an Produkten, die für den österreichi- schen Markt produziert werden. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns weiterhin. Dazu gehört auch immer zuerst die eigenen Kosten zu optimieren. Gleichzeitig setzen wir weiter auf höchste Qualität und investieren in unsere Marken, das macht uns zukunftsfit. Danke für das Gespräch. GEROLD IDINGER, Geschäftsführer Unilever Austria → Unilever Austria Facts: Mitarbeiter: 168 13 Unilever Marken sind in den Top 50 Marken weltweit im Ranking des Beraters Kantar vertreten Unilever weltweit: 400 Marken QUELLE: UNILEVER AUSTRIA „ Starke Marken sind Treiber für Fortschritt und eine nachhaltige Kategorie-Entwicklung.“ © UNILEVER/PHOTO SIMONIS INDUSTRIE GESPRÄCH 91REGAL10-2023REGAL: Sie starten mit Bio Sonnenblumenöl unter der Marke Vieno am österreichischen Markt. Was ist das Besondere? Karall: Öle gibt es viele. Wir bieten nicht nur bestes Bio Sonnenblumenöl, unsere Differen- zierung erfolgt auch über die Verpackung. Wir wollten eine Lösung finden, die - im Gegen- satz zu Glasflaschen - durch ein deutlich leichteres Gewicht transport- und konsu- mentenfreundlich ist und im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffflaschen, gezielte Vorteile in Umweltaspekten bietet. Das Ergeb- nis: Bestes Bio Sonnenblumenöl, das unter der eigenen Vimeksim-Marke Vieno jetzt ge- launcht und als Weltneuheit erstmals in einer nachhaltigen 0,5 Liter beziehungsweise 0,75 Liter PLA-Flasche angeboten wird, die vom Vimeksim International Vienna österreichischen Biokunststoff-Spezialisten NaKu entwickelt wurde. Eine Studie der Uni- versität Wien bestätigt den Qualitätsvorteil der Vieno No Plastic-Verpackung. Wie nachhaltig ist die Verpackung? Das hochwertige Bio Sonnenblumenöl, das wir aus Österreich beziehungsweise der EU beziehen, wird im Weinviertel, abgefüllt. Jede Charge ist LVA-kontrolliert und die Verpa- ckung ist komplett plastikfrei1, wird doch für die Flaschen PLA2 auf Zuckerbasis (gentech- nikfrei, natürlich nachwachsender, pflanz- licher Rohstoff) verwendet. Selbst der BioPE Mit Bio Sonnenblumenöl unter der Marke Vieno präsentiert sich Speiseöl als Weltneuheit erstmals in einer plastikfreien Flasche. Diese wird aus nach- wachsenden Rohstoffen her- gestellt, ist kompostierbar und recyclebar. Abgefüllt wird im Weinviertel. Von Österreich aus soll der Roll-out in ganz Eu- ropa starten. GF Hans Karall von Vimeksim International Vienna zu REGAL: „Wir sehen uns als ganzheitlicher Spezia- list für pflanzliche Öle, vom Produkt Know-how bis zur um- fassenden Servicierung von Handel und Konsumenten.“ INTERVIEW: ROBERT FALKINGER Vieno: neue Speiseölmarke HANS KARALL , Geschäftsführer Vimeksim International Vienna © VIMEKSIM/CARO STRASNIK INDUSTRIE GESPRÄCH 92REGAL10-2023Flaschen-Verschluss besteht vollständig aus natürlichem Kunststoff. Die neue Verpackung ist zudem garantiert frei von schädlichen Weichmachern wie Phthalaten, Bisphenol A, BHPF oder Antimon, gibt kein Benzol ab und ist recycle- und auch kompostierbar 3 . Von der Haltbarkeit her ist sie vergleichbar mit einer herkömmlichen PET-Flasche, jedoch um sieben Prozent leichter. Trotz ihres geringeren Gewichts im Vergleich zu einer PET-Flasche, weist das Material der PLA-Flasche eine hohe Härte und Steifigkeit auf. Wie hält man die Qualität gegenüber PET- Flaschen? Um gesunde Speiseöle mit einem hohen An- teil ungesättigter Fettsäuren lange frisch zu halten, ist das Flaschenmaterial entscheidend. Dem Vergleich mit PET-Flaschen können Verpackungen aus PLA aber nicht nur stand- halten, sondern eine aktuelle Studie 4 , die von einem Forschungsteam der Universität Wien durchgeführt wurde, zeigte zudem noch Qua- litätsvorteile. Kam sie doch zu dem Ergebnis, dass Bioplastikflaschen aus PLA das Speiseöl nicht nur in ähnlichem Ausmaß vor dem oxi- dativen Verderb bewahren wie PET-Flaschen, sondern dass sich darüber hinaus sogar weni- ger geschmacks- und geruchsbeeinträchtigen- de Stoffe bilden. Ist Vieno teurer als herkömmliche Öle? Klar, der Aufwand ist höher, wir sind aber gegenüber vergleichbaren Ölen nur um rund 20 Cent teurer. Mit einem großen Plus in puncto Nachhaltigkeit. Wie sehen die Vermarktungspläne aus? Wir bieten ein gutes, qualitativ hochwerti- ges Produkt zu einem vernünftigen Preis an. Listungsgespräche laufen. Unser Ziel ist es, im ersten Schritt Platzierungen zu bekommen und die Lieferketten aufzubauen. Displays und Zweitplatzierungen sollen die Marke am POS bekannt machen. Zusätzlich sind wir auf Social Media aktiv – unter anderem mit einem Projekt eines jungen Foto-Künstlers - und haben natürlich viele weitere Pläne, um Vieno bei den Konsumenten bekannt zu machen. Wie sieht die Sortimentspolitik aus? Klassisches Sonnenblumenöl in der 1 Liter Normalflasche und unter der Marke Vieno haben wir bereits im Portfolio. Jetzt starten wir mit Vieno Bio Sonnenblumenöl in der No Plastic Flasche. Künftig wollen wir unser Sortiment mit weiteren Speiseölen wie bei- spielsweise Rapsöl oder Olivenöl, sukzessive erweitern. Wir wollen uns als „der“ Spezialist für pflanzliche Öle positionieren, von dem man alles aus einer Hand bekommt. Im Sinne einer umfassenden Servicierung von Handel und Konsumenten. Wir kommen ja aus dem Agrarrohstoffhandel und als Produzenten und Händler sind wir besonders auf die Qualität des Produktes bedacht. Gestartet sind wir mit einem Private-Label-Geschäft. Mehr als drei Millionen Liter „klassisches“ Speiseöl konnten wir im Vorjahr bereits absetzen. Nun gehen wir einen Schritt weiter. Wir haben uns auch mit zukunftsweisenden Verpackungslösungen beschäftigt und steigen jetzt in das Marken- geschäft ein. Wer steht hinter Vieno? Vieno ist eine Marke von Vimeksim. 2008 in Odessa, in der Ukraine gegründet, hat sich das Unternehmen auf den Anbau und den Handel von Getreide und Ölsaaten spezialisiert und verfügt über langjährige Erfahrung und einen soliden Ruf im Agrargeschäft. Vimeksim ist mittlerweile weltweit tätig, mit eigener Logistik. Das macht es zu einem sicheren und zuverlässigen Partner für die Versorgung der internationalen Märkte mit Getreide und Öl- saaten. Das österreichische Tochterunterneh- men Vimeksim International Vienna wurde 2022 gegründet. Unser Fokus hier in Wien liegt auf der Vermarktung. Expansionspläne? Wir sind sehr stolz darauf, dass wir hier in Österreich die Vorreiterrolle übernehmen können. Im Unternehmen und bei der Pro- duktentwicklung. Deshalb ist Österreich auch das erste Land weltweit, wo Vieno Bio Son- nenblumenöl in der neuen No Plastic Flasche erhältlich sein wird. Nach Österreich soll der Roll-out in weiteren europäischen Ländern er- folgen. Wir denken hier in erster Linie an den DACH-Raum, die nordeuropäischen Staaten und die Benelux-Länder. Danke für das Gespräch. NEUE SPEISEÖL MARKE VIENO startet mit Bio Sonnen blumenöl in einer komplett plastik freien Verpackung. → Vimeksim International Facts: Umsatz: ca. 800 Mio. € 400 Mitarbeiter QUELLE: VIMEKSIM INTERNATIONAL 1) Flasche frei von konventionellem Plastik/kein Plastik auf Erdölbasis 2) Polylactid, ein anderer Name ist Polymilchsäure 3) Kompostierung nach DIN 13432 4) Veröffentlicht im Journal “Food Packaging and Shelf Life”: Holler M, Alberdi-Cedeño J, Auñon-Lopez A, Pointner T, Martínez-Yusta A, König J, Pignitter M. Polylactic acid as a promising sustainable plastic packaging for edible oils. Food Packag Shelf Life, 2023, 36, 101051 2023 © VIMEKSIM/CARO STRASNIK © VIENO/CARO STRASNIK INDUSTRIE GESPRÄCH 93REGAL10-2023Fleisch, Wurst MAG. HERBERT SCHNEEWEISS Redaktion Regal Der Fleisch- und Wurst- Absatz geht zurück. Die Kostensituation für die Fleisch- und Wurstwa- ren-Industrie wird immer herausfordern- der. Für die Branche zeich- nen sich harte Monate ab. 94REGAL10-2023 REGAL SCHWERPUNKT Kampf um größeres Wachstum! → Fleisch/Wurst Branche kämpft gegen rückläufige Mengen → Tierwohl und Haltungs- Bedingungen werden immer wichtiger → Rindfleisch-Exporte stiegen nach Menge nach Deutschland → Export von Schweine- Fleisch nach Ungarn, Rumänien und Japan nimmt zu 95REGAL10-2023 FLEISCH, WURST 2022 legte Wiesbauer Rekordzahlen auf den Tisch. 224 Millionen Euro erwirtschafte- te der Traditionsbetrieb, vermarktete dabei 27.500 Tonnen Fleisch- und Wurstwaren. Top-Werte. Umsatzmäßig ist auch heuer neuerlich ein Sprung möglich. „Wir werden uns bei rund 235 Millionen Euro einpendeln“, so Ge- schäftsführer und Wiesbauer-Vorstand Thomas Schmied- bauer im REGAL-Gespräch. Und dennoch: Die Sorgenfalten sind wesentlich tiefer geworden. Die Absatzkurve stagniert. „Wir liegen in Deutschland leicht vorne, in Österreich leicht hinten. Un- ter dem Strich liegen wir leicht hinter den Vorjahrswer- ten.“ Doch vor allem die derzeit herrschende Kostensitua- tion avanciert zu einem wahren Ertragsvernichter. Schmiedbauer: „Wir müssen die Luft anhalten, durchtau- chen. Die Branche ist am Limit. Wir verdienen aktuell kein Geld.“ Mehr noch: „Die Vorzeichen deuten auf einen deutlichen Verlust hin.“ Hintergrund: Die Kostenlawine bricht voll auf die Unternehmen durch. Bei der Energie startete die Preisrallye für eine Kilowattstunde Strom bei vier Cent, sprang auf 60 Cent und liegt nunmehr zwi- schen 15 und 20 Cent. Auch die Rohstoffpreisent- wicklung seit Jahresanfang ging um bis zu 25 Prozent durch die Decke. Ein Plus gibt es auch bei Hilfs- und Betriebsstoffen sowie bei Verpa- ckung. „Unsere Belastungen sind seit der Ukraine-Krise unter dem Strich zwischen 30 bis 35 Prozent gestiegen. Maximal 60 Prozent davon wurden durch Erhöhungen des Handels abgegolten. Der Rest trägt jedes einzelne Unternehmen.“ Eine Schieflage, die sich umso massi- ver auswirkt, seit die aktuellen KV-Erhö- hungen spruchreif geworden sind. „Wir haben es jetzt mit einem Plus von 9,9 Pro- zent Lohnkosten zu tun. Das bedeutet eine monatliche Mehrbelastung von 350.000 Euro und das drei Monate rückwirkend.“ Geld, das die Wiesbauer pusht starke Marken → Umsatz wird auf rund 235 Millionen Euro springen → 25.500 Tonnen Fleisch- und Wurstwaren Wiesbauer legt Ausbaupläne in Schublade, fokussiert sich aufs Kerngeschäft THOMAS SCHMIEDBAUER, Wiesbauer- Vorstand und Geschäftsführer FLEISCH, WURST 96REGAL10-2023 FLEISCH, WURSTMitarbeiter laut Schmiedbauer auch brauchen, „aber wo auch die Politik ihren Teil dazu bei- tragen sollte.“ Faktum ist: „Dass die Unternehmen alleine die Last tragen und die in Gang ge- setzte Kostenspirale das Fass endgültig zum Überlaufen bringt.“ Konstruktive Gespräche über Visionen, Entwicklungen und neuen Ansätze zur Fleisch- und Wurst-Paletten gibt es mit dem Handel wenig. „Die Reali- tät beschränkt sich auf den Preis.“ Dabei hält Schmiedbauer fest: „Themen, über die es Wert zu reden wäre, gibt es genug. Zum Beispiel, über die Zukunft der Fleisch- und Wurst-Produk- te versus Laborfleisch oder Fleisch aus dem 3D-Drucker. Diese Entwicklungen sind be- reits näher als man glaubt.“ Faktenbasierte Argumente für Preisanpassungen bleiben regelmäßig folgenlos und unge- hört. „Wir bräuchten ein Plus von mindestens fünf Prozent, um die Unternehmen abzusi- chern.“ Falls der Handel den- noch keine Handlungen setzt, dann wird das zwangsläufig zu Betriebsschließungen oder qua- litativen Verschlechterungen der Produkte führen. „Dieser wirtschaftliche Druck betrifft nicht nur uns, diese Situation betrifft alle. Nicht umsonst haben wir von Seiten des Fach- verbands einen gemeinsamen Hilferuf ausgestaltet und ver- sendet.“ Die Hoffnungen auf schnelle Hilfe hat Schmiedbauer aufge- geben. „Wir arbeiten seit Mona- ten an unseren Hausaufgaben, reduzieren die Kosten, wo im- mer es geht. Da braucht es jede noch so kleine Position.“ Eine weitere große Entscheidung: Der bereits geplante und einge- reichte Neubau am Standort In- zersdorf liegt auf Eis. Rund 30 Millionen hätte Wiesbauer für die Schaffung neuer Arbeits- plätze und die Zukunft dieser Branche investiert, jetzt sind die Pläne zurück in der Schub- lade. „Wir sind gezwungen auf andere Weise Platz zu schaffen.“ Die Folgen: „Unser gesamtes Standardsortiment wird be- triebswirtschaftlich geprüft. Alle Artikel, die auf nicht mehr als 30 Tonnen pro Jahr kommen, werden nicht mehr produziert.“ Die geräucherte feine Extra, Pfef- fi oder diverse Jausenwürste - der Rotstift macht auch vor ehe- maligen Leuchtturm-Produk- ten nicht Halt. Damit fallen auch einige Spezialitäten aus dem Regal. Schmiedbauer: „Es wird immer schwieriger, außerge- wöhnliche Artikel auf Handels- wunsch individuell zu produ- zieren. So stirbt leider Stück für Stück das Spezialitäten-Sorti- ment.“ Ideen für neue Produkte gibt es, Einführungen wird es 2023 aber nicht mehr geben. „Wir fokussieren uns derzeit auf interne Prozesse und versuchen uns für positivere Rahmenbe- dingungen zu motivieren.“ Ein Motivationsbringer ist jedoch auch unser Gastro-Spezialist Wiesbauer Gourmet: „Hier sind wir bei 78 Millionen Euro ange- kommen und betreuen 3.500 Kunden.“ Dabei wurden auch die notwendigen Preiserhöhun- gen gemeinsam mit den Kunden umgesetzt. „Dafür wollen unse- re Gastro-Kunden aber auch Produkte, die qualitativ zu 100 Prozent passen.“ Ein Weg, von dem Schmiedbauer in keinem Fall abrückt. „Wir werden an der Qualitäts- und Serviceschraube nicht drehen. Wir stehen für gu- ten Geschmack und Kontinui- tät. Auf uns kann sich der Kunde immer verlassen.“ Durch die veränderten Rahmenbedingungen wurde auch im Export der Gegenwind rauer. „Wir sehen in Deutsch- land sehr kompetente Einkäu- fer, die aber die österreichischen Kollektivvertragserhöhungen wenig interessieren. Der inter- nationale Wettbewerb dort ist noch härter.“ Dennoch: Rund 50 Prozent der Umsätze tätigt Wiesbauer weiter im Ausland und dort vorwiegend im Nach- barland Deutschland. A larmstufe „rot“ für Fleisch und Wurst. Im ersten Halbjahr sank der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um Minus 3,6 Prozent auf 49.522 Tonnen und liegt damit deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Umsatzmäßig stieg das Segment auf 476 Milli- onen Euro. Ein Plus um 7,9 Prozent und damit ein Wachstum unter der Inflationsrate. Das er- gaben aktuelle RollAMA-Daten. Tiefrot zeigt sich das Rind- und Kalbsfleisch, das in der Menge um 12,6 Prozent und im Wert um vier Prozent nachgab. Auch Schweinefleisch verzeichnete ein Mengen-Minus (- 6,5 Prozent). Stabil zeigt sich Hühnerfleisch (+ 0,1 Prozent), nach oben klettert Putenfleisch (+7,3 Prozent). Interessant ist zudem die Entwicklung der Aktionsanteile. Die Werte kletterten im Halb- jahr 2023 im Vergleich zu der gesamten 2022-Periode um nunmehr 42,7 Prozent hin- auf. Rindfleisch ist der Promotion-Leader. 48,4 Prozent wird in diesem Segment aktioniert verkauft. Auch bei Wurst und Schinken zeigt sich ein Absatzknick von 2,4 Prozent auf 51.673 Tonnen. Wertmäßig gab es ein sattes Plus von 10,3 Prozent. 72,8 Prozent von Wurst und Schinken wird mittlerweile in SB verkauft. AMA: Starke Absatz-Rückgänge QUELLE: © ROLLAMA/AMA-MARKETING, FELDARBEIT: GFK AUSTRIA/ AUSWERTUNG: KEYQUEST MARKTFORSCHUNG Marktentwicklung im LEH 0,011,02,4-13,4-3,6 0,015,70,0-7,47,9 7,898,238,048,599,61 52.181 57.914 59.311 51.366 49.522 411.725 476.568476.622 441.478 476.154 t t t t t € € €€ € €€ € € € Wert (1.000 €) Änderung in % i.V. Vorjahresperiode Änderung in % i.V. Vorjahresperiode pro kg 1. HJ 2019 1. HJ 2020 1. HJ 2021 1. HJ 2022 1. HJ 2023 0,06,00,6-7,5-2,4 0,016,8-0,4-4,510,6 10,3511,4111,3011,6713,22 53.772 56.98357.330 53.051 51.763 556.575 650.198647.873 618.922 684.284 €€€€€ t tt t t € €€ € € Wert (1.000 €) Änderung in % i.V. Vorjahresperiode Änderung in % i.V. Vorjahresperiode pro kg 1. HJ 2019 1. HJ 2020 1. HJ 2021 1. HJ 2022 1. HJ 2023 Fleisch und Geflügel Wurst und Schinken FLEISCH, WURST 97REGAL10-2023F ür 2022 legte Berger Rekord- zahlen auf den Tisch. Das Tra- ditionshaus erwirtschaftete 170 Millionen Euro. Ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vor- jahr. Zahlen, die einerseits von hoher Inflation angefeuert wurden, aber auch durch positive Zutaten gepusht wurden: „Wir haben auch moderate Mengensteigerungen verzeichnet“, so Geschäftsführer Mag. Rudolf Berger. Vorsichtiger ist der Chef des Fami- lienunternehmens bei Aussagen über neue Umsatzziele. „Wir definieren uns nicht über Umsatzgrößen.“ Dazu sei der Firmen-Chef mit den aktuell ab- gesetzten Mengen „angesichts der durch die allgemeine Teuerung einge- schränkten Haushaltsbudgets“ zufrie- den. Doch auch im eigenen Unterneh- men spricht Berger von einer hohen Belastung. „Die hohen Kosten belas- ten uns nach wie vor - speziell in den Bereichen Löhne, Logistik und Hilfs- stoffe. Der größte Kostenanteil bei uns entfällt auf den Rohstoff und hier ins- besondere auf Schweinefleisch, des- sen Preis sich nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau einpendelt.“ Drän- gender wird darüber hinaus die Frage nach Versorgungssicherheit. „Die all- gemeinen Prognosen gehen leider da- von aus, dass der für uns relevante Hauptrohstoff Schweinefleisch knap- per wird.“ Deshalb haben die Nieder- österreicher ihre Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten ausgebaut. „Damit können wir einen Teil unseres Rohstoff- Bedarfes an Schweinefleisch vor der Haustüre decken. Bereits 25 Prozent des verarbeiteten Schweinefleisches stammen aus unserem Klimaschutz- programm Regional-Optimal“. Keine großen Sprünge gibt es im Export-Bereich. Der Auslandsge- schäftsanteil pendelte sich bei 15 Pro- zent ein. „Für uns heißt Regionalität, dass wir auch im Export einen gedach- ten Kreis von rund 900 Kilometer um unser Werk ziehen und nicht anstre- ben, unsere Produkte in die halbe Welt zu liefern“, so der Geschäftsführer. Bis 2024 will Berger noch sein In- vestitionspaket von insgesamt vier bis sechs Millionen Euro abarbeiten. Haupansatzpunkt: Alternative Ener- giequellen. „Geplant ist eine Verzehn- fachung der derzeitigen Kapazitäten.“ Nach Fertigstellung wird Berger mit den neuen und bereits bestehenden Anlagen rund 20 Prozent des benötig- ten Strombedarfs mit Ökostrom de- cken können. Die Leistung der neuen Anlagen liegt bei 1,6 MegaWatt Peak. „Im Endausbau sind Photovoltaik- Anlagen in der Größenordnung von 8.000 m² vorgesehen.“ Berger errichtet zudem im Rahmen eines EU-Projektes eine Pilotanlage, in der der Versuch gestartet wird, das an- fallende Abwasser zu Nutzwasser auf- zubereiten, um es nochmals wieder- verwenden zu können. „Konkret soll das wiedergewonnene Nutzwasser für die Rückkühlung der Kälteanlagen in der Produktion von Berger Schinken eingesetzt werden.“ Keine nachhaltige Durchschlags- kraft attestiert Berger den Hybrid-Pro- dukten. „Aktuell widmen wir uns ver- stärkt der Entwicklung von veganen Produkten.“ Dazu orten die Niederösterreicher einen Schub bei SB-Ware. „Seit ein paar Jahren hat der SB-Anteil im Schinkenbereich den Thekenanteil überholt, wobei wir bei Berger mit un- seren Kochschinken noch immer ei- nen sehr hohen Feinkostanteil ver- zeichnen.“ Künftig will das Unterneh- men auch weiter die Themen Tierwohl und Klimaschutz besetzen. → Berger beschäftigt sich mit veganen Lösungen, Hybrid-Produkte hinter Erwartungen → Investitionsvorstoß bei alternativen Energiequellen Berger Vegane Pläne auf dem Tisch MAG. RUDOLF BERGER, Geschäfts- führer → Berger Facts: 15 % Exportanteil Umsatz: über 170 Millionen Euro Rund 6 Millionen Euro Investitionen bis 2024 QUELLE: BERGER FLEISCH, WURST 98REGAL10-2023 FLEISCH, WURSTschon Die NEUEN POLI- Familienmitglieder POLI Poli Paté probiert? Poli Green madaboutpoli.com Perutnina Austria GmbH T: +43 (0) 316 28 50 00, E: office.austria@perutnina.eu, W: www.perutnina.comNext >