< PreviousREGAL: Herr Doktor Stückler, ist Fleisch- und Wurst-Konsum noch zeitgemäß? Stückler: Ja bestimmt, Konsumge- wohnheiten ändern sich nicht von einem Tag auf den anderen. Entgegen der medialen Berichterstattung blieb die Zahl der Fleischverweigerer – also der Veganer und Veganerinnen (zwei Prozent) sowie der Vegetarier und Vegetarinnen (sechs Prozent) in den letzten Jahren unverändert. Die Nachfragen-Kurven gehen aber nach unten. Es stimmt, der Konsum von Fleisch ging stetig zurück. Es wird bewusster konsumiert und die Zahl der Flexitarier, also derjeni- gen, die den Fleisch- und Wurst- konsum einschränken, steigt. Mittlerweile reduzieren rund ein Drittel der Bürger den Kon- sum. Aber: Während der Konsum von Rind- und Schweinefleisch in den letzten 25 Jahren um rund 20 Prozent zurück- gegangen ist, stieg die Nachfrage von Hühnerfleisch im gleichen Zeitraum um 40 Prozent an. Was zeigen die aktuellen RollAMA- Analysen? Aus einer aktuellen RollAMA-Analyse ist ersichtlich, dass die Haushaltsein- käufe im Lebensmitteleinzelhandel im ersten Halbjahr 2023 von Wurst, Speck und Schinken mengenmäßig um etwa zwei Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022 zurück- ging. Die Umsätze stiegen jedoch um knapp elf Prozent. Grund dafür ist ein Preisanstieg von knapp 13 Prozent. Im Frischfleischsegment gingen die Absatzmengen im gleichen Zeitraum um vier Prozent zurück, die Umsätze stiegen um rund acht Prozent eben- falls aufgrund des Preisanstieges von zwölf Prozent. Und wie reagieren die Konsumenten auf die aktuelle Situation? Aktuell achten 58 Prozent der Konsu- menten beim Einkauf in erster Linie auf den Preis. Der Lebensmittelhandel reagiert mit weite- rer Forcierung der Eigenmarken und einem noch nie dagewesenen Aktionsanteil von weit mehr als 40 Prozent bei Fleisch und Ge- flügel. Zahl der Fleischverwei- gerer ist unverändert → Mengenmäßig gingen im ersten Halbjahr 23 um zwei Prozent zurück → Bedientheke wird nicht verschwinden AMA-Fleisch&Wurst Produktmanager Dr. Rudolf Stückler Wird den Imitatprodukten ein zu großer Raum im Handel gewährt? RollAMA-Auswertungen zeigen, dass dieses Segment ständig wächst, jedoch auf sehr geringem Niveau. Im Lebensmitteleinzelhandel beträgt der wertmäßige Anteil am Marktsek- tor von Fleisch- und Wurstimitaten inklusive Fertiggerichten im ersten Halbjahr 2023 lediglich 1,5 Prozent. Die Käuferreichweite beträgt im Jahr 2022 aber 31,2 Prozent. Das heißt, knapp jeder dritte Haushalt hat zumindest schon einmal derartige Produkte probiert. Bei Fleischimi- taten waren es lediglich jeder fünfte Haushalt. Wurstimitate haben gar nur 13 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten probiert. Beson- ders affin für Imitate sind Frauen – hier beträgt die Käuferreichweite 35 Prozent, Männer hingegen sind für Imitate weniger aufgeschlossen, hier beträgt die Käuferreichweite ledig- lich 27 Prozent. Kann man österreichischer Produktion vertrauen? Ja, in puncto Sicherheit (Herkunft, Produktsicherheit wie Frische, Rückstandsfreiheit, Bakteriologie etc.) sind die Vorgaben in Österreich im internationalen Vergleich sehr hoch und man kann der österreichi- schen Produktion vertrauen. Das AMA-Gütesiegel bietet hohe Qualität zu leistbaren Preisen. Aber auch für höhere Ansprüche gibt es entspre- chende Angebote. Von den freiwilli- gen Modulen des AMA-Gütesiegels bis hin zu Bio. Wie wird der Fleischkonsum in 25 Jahren ausschauen? Klassisches Fleisch und Fleisch- erzeugnisse werden aktuell mehr geschätzt denn je. Danke für das Gespräch. FLEISCH, WURST 100REGAL10-2023 FLEISCH, WURST FÜR STARKE ABSÄTZE AUCH IM WINTER Winterzeit ist Grill- Zeit H andl Tyrol drehte 2022 seine Umsätze auf 185,55 Millionen Euro hinauf. „Das Marktum- feld mit gestiegenen Preisen in nahezu allen Sektoren ist ein durchaus schwieriges. Trotzdem ent- wickelten sich die Umsätze im ersten Halbjahr wiede- rum positiv. Mit dem Umsatzwachstum sind wir zu- frieden, die Mengen steigen aber nicht im selben Ausmaß“, erklärt Handl Tyrol-Vertriebsleiter Dr. Jo- hannes Wechner gegenüber REGAL. Der schale Bei- geschmack dabei: „Hingegen entwickelten sich im laufenden Jahr die Deckungsbeiträge stark negativ.“ Der Veggie-Start verlief „sehr zufriedenstellend“. „Die Nachfrage bei den Verbrauchern ist sehr positiv.“ Ein weiterer wichtiger Motor bleibt das Auslandsge- schäft. „Die Exportmärkte spielen nach wie vor eine essenzielle Rolle für uns. Dies zeigt unsere Exportquote von 68 Prozent.“ Insgesamt liefert die Handl Tyrol Gruppe in mehr als 30 Länder. Neben den Fokusmärkten Deutschland und Italien sind weite- re Top-Destinationen die Benelux Länder und Osteuropa. „Wir sehen noch enormes Wachstumspo- tenzial. Vor allem mit un- serem neuen Veggie-Sor- timent möchten wir in neue Geschäftsfelder vorstoßen.“ Handl Tyrol: Guter Veggie-Start H otwagner hält den Kurs. „Trotz Einbußen im Wurstbereich können wir durch den Ausbau der veganen Produkte das Geschäft auf Vor- jahresniveau halten“, erklärt Firmen-Chef Wolfgang Hotwagner. Unter dem Strich steuert der Wiener Ver- triebsspezialist für Fleisch- und Wurstwaren 8,5 Millionen Euro Umsatz an. Dabei ortet der Geschäfts- führer einen Schub bei Rügenwalder und Bil- lie Green. „Zuwächse gibt es auch bei The Plantly Butchers und Zimmermann Bay- ern.“ Hotwagner: „Zum Jahresende peilen wir 50 Prozent Mehrmen- ge im Vergleich zu 2022 an.“ Hotwagner: Großer Push bei vegan WOLFGANG HOTWAG- NER, Firmen-Chef DR. JOHANNES WECHNER Handl Tyrol-Vertriebsleiter R adatz durchbrach 2022 die 200-Millionen-Euro- Marke. „Heuer steuern wir rund 207 Millionen Euro an“, erklärt Firmen-Chef Dr. Franz Radatz gegen- über REGAL und spricht über Zuwächse im Eigenbetrieb. „Im klassischen Gastro-Großhandels-Bereich ist dagegen eine Zurückhaltung spürbar.“ Grundsätzlich erlebt der Geschäftsführer eine Renais- sance der Klassiker wie Knacker und Extrawurst. „Das sind Produkte, die sich sehr gut verkaufen, vielleicht auch aufgrund der allgemeinen Krisenstimmung.“ Im Export halten die Wiener bei einer Quote von rund zehn Prozent. „Wir wollen diese Marke nachhaltig ausbauen, präsentier- ten uns aus diesem Grund auch auf der Anuga.“ Und den- noch: Gerade in den Auslandsgeschäftsfeldern sind die steigenden Preise bei Rohstoffen, Energie, Personal und Transport „nicht unbedingt hilfreich.“ Dazu bleibt das Innovationstempo unverändert hoch. Radatz positioniert aktuell den Halloween-Leberkäse und Cheddar-Käswurst. „Bei Stastnik trifft der neue Camem- bert-Lachsschinken den Geschmack vieler Genießer.“ Wichtiges Fundament des Traditionsbetriebs bleiben seine 13 Wurst-Großmärkte sowie 23 Fleischerei-Filialen. „Im kommenden Jahr werden wir ein kleines, feines Im- bisskonzept dazuschalten. Auch ein neuer Wurst-Groß- markt ist für 2024 in der Planung.“ Investitionsseitig lässt Radatz einen mehrstelligen Millionen-Betrag vom Stapel. „Schwerpunkt liegt in der stetigen Modernisierung und Effizienz unseres Unterneh- mens. Das Stichwort ist Energieeffizienz und Ressourcen- schonung.“ Radatz: Neuer Schub durch Eigenbetrieb DR. FRANZ RADATZ ARGE Rind: Hohe Konsumentenpreise mit negativer Wirkung D ie ARGE Rind erreichte 2022 einen Mega-Schub. Der Gesamtumsatz schnellte auf 321 Millionen Euro hinauf, ein Plus von 18 Prozent zu Vorperiode. Zahlen, die heuer nicht zu erreichen sind. „Bei wesentli- chen Kategorien liegen die Erzeugerpreise um bis zu fünf Prozent unter dem Vorjahr“, so ARGE Rind-Geschäftsfüh- rer DI Werner Habermann. Und waren 2022 noch 291.000 Schlacht- und Lebendrinder und ein Plus von 11.000 Stück vermarktet worden, so stellt sich die ARGE Rind heuer auf stagnierende Werte ein. „Wir haben es mit einer rückläu- figen Produktion zu tun.“ Hintergrund: „Die Erzeugerprei- se liegen generell in nahezu allen Kategorien deutlich über dem Niveau von 2021. Die Preiserhöhungen belaufen sich auf fünf bis 15 Prozent. Auf der Seite der Produktionskos- ten kam es jedoch zu einer Verdoppelung, wobei die Ent- wicklung der Futtermittel- und Energiekosten maßgeblich verantwortlich war.“ Deutlich gestiegene Konsumentenpreise wirken sich darüber hinaus vor allem im LEH negativ auf den Rind- fleischkonsum aus. „Wir rechnen hier mit einem Minus von bis zu zehn Prozent. Speziell bei hochpreisigen Teilstücken ist unserer Wahrnehmung nach der Rückgang noch deut- lich größer.“ Darunter leiden auch Tierwohl-Programme. „Bei der Kaufentscheidung im Rindfleischbereich konnten wir bei Tierwohl bis dato keine erhöhte Nachfrage verspü- ren. Einzelne Projekte haben sich im Jahr 2022 am Markt gut etabliert, auch für die Jahre 2023 und 2024 ist ein Wachs- tum vorgesehen. Wobei man dazu sagen muss, dass diese Projekte beim Marktanteil absolut untergeordnet sind.“ Wachstumschancen gibt es vor allem im Außer-Haus- Verzehr und in der Gastronomie. „Die verpflichtende Kennzeichnung im öffentlichen Bereich und bei Großkü- chen trägt hierzu positiv bei.“ Im Export sind die Geschäf- te „im Großen und Ganzen stabil geblieben.“ Habermann: „Unser Hauptexportmarkt Deutschland ist um rund ein Prozent gestiegen, ebenso verzeichnen wir mit Schlacht- kühen eine gute Entwicklung Richtung Schweiz.“ Dazu attestiert Habermann „eine sehr gute Gesprächsbasis mit dem LEH.“ Aber: „Im inflationstreibenden Jahr 2022 gab es vor allem im Preiseinstiegssegment eine Steigerung, wäh- rend der Bio-Absatz stabil blieb. Qualitätsfleischprogram- me und Regionalprogramme haben hingegen beim Absatz Richtung Konsumenten Verluste verzeichnet.“ ARGE-RIND-OBMANN JOSEF FRADLER, Geschäftsführer DI Werner Habermann, Kaspar Ehammer, Aufsichtsratsvorsitzender der Rinderzucht Tirol eGen, Josef Hechenberger, Präsident der LK Tirol, Hansjörg Landmann, Aufsichtsratsvorsitzender der ARGE Tirol eGen FLEISCH, WURST 102REGAL10-2023H ütthaler baut seine Position weiter aus. „2022 konnten wir einen Umsatz von rund 110 Millionen Euro erwirtschaften. Heu- er wollen wir diese Zahl wieder leicht steigern“, so Firmen-Chef Dr. Florian Hütthaler gegenüber REGAL. Auch bei den Absätzen zeichnet sich kein Knick ab. „Die Verkaufsmengen sind tendenziell gleichgeblieben. Es hat sich jedoch das Kaufverhalten inner- halb der Qualitätsprogrammen deut- lich verschoben“, so der Geschäfts- führer weiter. Ein wichtiger Eckpfeiler dabei: Der Tierwohl- und Bio-Be- reich. „Diese Segment machen bereits einen Anteil von 45 Prozent unseres täglichen Schaffens aus, wobei rund zwei Drittel davon auf unsere Hofkul- tur fallen.“ Dabei sind mittlerweile 39 Landwirte für Hütthaler tätig. Auch bei Bio sieht Hütthaler das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: „Wir sehen prinzipiell sehr wohl eine Zukunft im Bio-Segment und je nach Tierart konnten wir auch heuer die Umsätze steigern.“ Ein Fak- tor dabei: Aufgrund der hohen kon- ventionellen Kosten ist der Unter- schied zu Bio „heuer deutlich gerin- ger als in den Jahren zuvor.“ Der Fokus liege aber am Heim- markt. „Dabei geht es konkret um die Vermarktung von heimischem Quali- täts-Rohstoff aus Sonderprogram- men.“ Der Auslandsgeschäftsanteil liegt weiter bei rund zehn Prozent. „Das entspricht auch dem Niveau der letzten Jahre.“ Die Kostensituation bleibt aber weiter ein Hemmschuh. „Leider konn- ten die im letzten Jahr exponentiell gestiegenen Rohstoffkosten nicht just in time und nicht im vollen Ausmaß an die Kunden weitergegeben werden. Wir sind zuversichtlich, dass sich durch die aktuell leichte Entspannung im konventionellen Schweinefleisch- bereich vereinzelte Artikel wieder bes- ser verkaufen lassen.“ Ein gutes Fundament für weiteres Wachstum schuf Hütthaler mit einer neu in Stellung gebrachte Zerlegung 4.0. „Wir sind mit unserer hauseige- nen Wertschöpfungskette, vom Ver- tragslandwirt über die 2019 eröffnete gläserne Schlachtung nach Tierwohl- Grundsätzen sowie die heuer im März eröffnete Zerlegung 4.0, bestens für die Zukunft ausgerüstet.“ Hütthaler: Tierwohl-Zug hält an DR. FLORIAN HÜTTHALER, Firmen-Chef FLEISCH, WURST 100% aus Österreich Fleisch zu Da schmeckt mehr dahinter. Dank des Verzichts auf Übersee-Soja wird eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um bis zu 45% bei unserem Klimaschutzprogramm REGIONAL-OPTIMAL erreicht. Scannen Sie den QR-Code für mehr Infos.REGAL: Was hat sich im Bereich der Nachhaltigkeit in letzter Zeit getan? Bei der Gemeinschaftsverpflegung gibt es nun die verpflichtende Her- kunftskennzeichnung. Floimayr: Regionalität, Tierwohl und Naturschutzgewinnen beim Konsu- menten weiter stark an Bedeutung. Es ist mir eine Herzensanliegen, das Thema Nachhaltigkeit weiter vor- anzutreiben.Leider wird nach wie vor die Herkunft der Rohstoffe auf Produkten aus der Lebensmittelpro- duktion kaum bis gar nicht angeführt, obwohl nachweislich bereits ein großes Interesse daran besteht. Ist aktuell nicht vor allem das billige Produkt gefragt? Es gibt auf der einen Seite natürlich ein stärkeres Preisbewusstsein, vor allem bei Grundnahrungs- mitteln. Aus unserer Sicht ist aber auch das Qualitäts- und Sicherheitsbewusstsein ge- stiegen. Viele Konsumenten wissen inzwischen, dass der niedrige Preis von Fleisch und Wurstwaren auf ganz bestimmte Praktiken zurückzu- führen ist. Dazu ge- hören die industri- elle Massentierhal- tung im Ausland, die Fütterung der Tiere mit billiger Gensoja, die Ver- wendung von Gly- pho-sat auf Wiesen und Feldern, sowie bei der Herstellung von verarbeiteten Produkten die Verwendung von un- erwünschten Zusätzen. Das alles lehnen unse- re Kunden grundsätz- lich ab. Sie meinen, dass qualitativ hoch- wertige und teurere Lebensmittel mit Herkunftskenn- zeichnung krisenresistenter wären? Selbstverständlich! Wir müssen uns von der Einstellung verabschieden, dass Lebensmittel unbedingt billig sein müssen, andere Gebrauchsgüter wie Autos, Handys usw. aber teuer sein dürfen. Diese herkömmliche Meinung verdanken wir den multi- nationalen Konzernen, die auf Masse und angebliche Tiefstpreise program- miert sind.Bei ihnen gibt es aber keine Vollkostenrechnung. Die enormen schädlichen Auswirkungen ihrer Pro- duktionsweisen auf Umwelt, Klima, Menschen, Tierwelt und Biodiversität werden nicht mit einberechnet. Die damit verbundene Intransparenz hat letztendlich auch zum Verlust von Glaubwürdigkeit geführt. Das ist eine der Ursachen für die Rückläufigkeit beim Verzehr verschiedener Lebens- mittel, vor allem auch von Fleisch. Welche Strategie empfehlen Sie nun Ihrer Branche, beispielsweise dem Feinkosthändler? Sollen sie auf Billigware oder wie Gourmetfein auf nachhaltige Qualitätsware setzen? Man kann auf keinen Kunden verzich- ten. Aber dem Trend zu folgen und ver- stärkt auf nachhaltig erzeugte Lebens- mittel zu setzen, macht wirtschaftlich sehr wohl Sinn. Es ist nicht unbekannt, dass mit Billig-Lebensmittel allein nur die großen Hersteller erfolgreich sein können. Aber was ist mit den kleinen Feinkosthändlern? Sollen sie mit ihren geringeren Umsätzen auch noch gerin- gere Margen in Kauf nehmen müssen? Das geht sich bekannterweise schon länger nicht mehr aus. Daher brauchen sie in ihrem Angebot auch Lebensmit- tel mit hoher Qualität und einem etwas höherem Preis. Wir wissen längst, dass es Konsumenten gibt, die gerne nach- haltige Lebensmittel mit hoher Trans- parenz entlang der gesamten Wert- schöpfungskette kaufen würden, aber oft gar nicht wissen, wo es diese gibt. Aus Mangel an Alternativen greifen sie dann erst wieder zu Billigprodukten. KR Fritz Floimayr baut Nachhaltigkeitsstrategie mit großem Engagement aus. Das Erfolgskonzept → Neues Etappenziel wäre die Herkunfts- kennzeichnung in der Gastronomie @ SILVIAZELLINGER KR FRITZ FLOIMAYR, Eigentümer von Gourmetfein & Zellinger FLEISCH, WURST 104REGAL10-2023S C H L A C H T H O F V E R K A U F U R P R O D U K T I O N V E R E D E L U N G Tierwohlaus einerHand HÜTTHALERS HOFKULTUR – AUS RESPEKT UND ACHTSAMKEIT Ein in Europa einzigartiges Tierwohl-Programm, das über die gesamte Wertschöpfungskette Maßstäbe setzt: beginnend beim Landwirt, über den Frächter und den Schlachthof nach Tierwohl-Grundsätze bis hin zur Verarbeitung und den Vertrieb. Gelebtes Tierwohl aus einer Hand. www.huetthaler.at | www.hofkultur.at Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in Ge- meinschaftsküchen ist seit zwei Monaten Realität. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Sehr positive! Sowohl die Produzenten als auch die Händlerschaft haben sich aus meiner Sicht gut vor- bereitet. Auch für unsere Unternehmen betrachtet, ist die verpflichtende Herkunftskennzeichnung posi- tiv. Küchenchefs, F&B Manager und Inhaber schauen nicht mehr nur auf den niedrigsten Einkaufspreis, sondern schätzen unseren Service, unsere übers gan- ze Jahr gleichbleibende Qualität, Zuschnitte, gerin- gen Bratverlust bei Fleisch. Im Ganzen betrachtet ist damit die Differenz zu diversen „Tiefstpreisen“ nur mehr gering. Heißt das für Sie, dass die verpflichtende Her- kunftskennzeichnung auch in der Gastronomie kommen sollte? Genau so sehen wir das. Es ist ja nicht so, dass die Gastronomie bisher gesamtheitlich nicht auf Nach- haltigkeit, Regionalität, hohe Qualität, unser perfek- tes Service usw. geachtet hätte. Auch ohne verpflich- tende Herkunftskennzeichnung springen bereits immer mehr Gastronomen auf diesen Zug auf, weil sie verstanden haben, dass es Sinn macht. In einigen Jahren ist die gesetzliche Herkunftskennzeichnung wahrscheinlich obsolet, weil die Gastronomie aus eigenen Stücken den Weg gehen wird müssen. Leberkäse ist immer noch das Hauptprodukt bei Gourmetfein? Absolut. Mit dem Tankstellenspezialisten Lekkerland sowie den Tankstellenketten sind wir auf einem sehr guten Wachstumskurs. Mit über 3.000 Tankstellen- shops (Aral, BP, Eni, Esso, Sprint usw.), in Deutsch- land, fast allen BP, Eni, Shell, Soccar, decken wir den Tankstellenmarkt auch in Österreich sehr gut ab. Sie haben als Fleisch- und Wurstproduzent eine eidesstattliche Erklärung dafür abgegeben, dass bei Ihnen nicht ein einziges Kilo Fleisch von außer- halb ihrer Wertschöpfungskette kommt. Was hat Ihnen das gebracht? Sehr viel, weil es heute höchste Transparenz und Glaubwürdigkeit bedarf, um im Geschäft zu bleiben. In unserer eidesstattlichen Erklärung garantieren wir die hundertprozentige Herkunft von Fleisch von unseren rund 200 kleinstrukturierten Partnerbauern aus Öster- reich, die auf gentechnikverändertes Soja sowie Gly- phosat verzichten. Diese Geschichte an Konsumenten und Gäste weiterzuerzählen macht sich bezahlt. Vielen Dank f ür das Gespräch. FLEISCH, WURST P essimistische Prognosen, wonach der Fleischkonsum sich in den nächs- ten Jahren dramatisch verringern würde, teilen wir nicht. Fleisch ist ei- nes der hochwertigsten Lebensmittel und wird als solches immer einen wichtigen Platz in der Ernährung haben“, schickt GF Norbert Marcher im Gespräch mit REGAL voraus. Sein Unternehmen gehört zu den rot-weiß-ro- ten Mega-Playern in der Branche. Im abgelau- fenen Geschäftsjahr kletterten die Umsätze konsolidiert auf rund 650 Millionen Euro hin- auf. Dabei werden insgesamt jährlich rund eine Million Schweine und 140.000 Rinder verarbeitet. Dabei profitiert die Gruppe von einer star- ken vertikalen Integration der Gruppe. „Ne- ben den bedeutenden Positionen in der Rin- der- und Schweineschlachtung in den vier produktionsstarken Bundesländern Nieder- österreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärn- ten und den spezialisierten Zerlegebetrieben für Rind und Schwein decken die Betriebe Werk Linz ‚Landhof‘, Werk Oberwaltersdorf ‚Aibler‘ und Werk St. Stefan ‚Loidl‘ faktisch die gesamte Breite des Wurst- und Schinken- sortiments ab.“ Dazu produziert Blasko an zwei Standorten (Bruck, Oberwaltersdorf) und verfügt traditionell über eine starke Marktposition im Bereich der durchgegarten Fleisch-Convenience-Waren. „Der Standort Oberwaltersdorf wurde auch im letzten Jahr um eine leistungsstarke Produktionslinie er- weitert.“ Die größte Herausforderung bleibt aber auch bei der Marcher-Gruppe die Kostensitu- ation. „Es ist noch immer schwierig die zu Jahresbeginn massiv gestiegenen Schweine- preise umzusetzen. Dazu kommen die infla- tionsbedingt extrem hohen Lohnkostenstei- gerungen.“ Produktseitig zeigt sich Marcher von der Entwicklung im Snack- und Convenience-Be- reich überzeugt. „Durch die bereits im Vor- jahr abgeschlossene Erweiterung des Salami- Werks in St. Stefan konnten wir unsere Kapa- zitäten erhöhen, auch in der Convenience-Produktion sehen wir für uns allen voran bei Nuggets (sowohl aus Huhn als Starke Entwicklung bei Snack und Convenience Marcher NORBERT MARCHER , Geschäftsführer auch vegetarisch oder vegan) ein großes Po- tenzial.“ Auch die Ersatzprodukte ziehen an. „Wir können uns trotz eines sehr kompetiti- ven Markts gut behaupten. Wir sehen hier ei- nen Nachfrage-Peak bereits erreicht. Aktuell macht diese Range einen sehr niedrigen ein- stelligen Prozentsatz am Gesamtumsatz aus.“ Das negative Fleisch-Image ist Fakt. „Hier gilt es einer sehr negativen Grundhal- tung, Fehlinformationen und verkürzten Sichtweisen entgegenzutreten. Wir sehen so- wohl die Anstrengungen der AMA-Marketing als auch die von der Initiative Land schafft Leben als sehr wichtig und sinnvoll an. Die Branche muss sich offen und transparent den Fragen der Gesellschaft stellen und im Ein- klang mit den gesellschaftlichen Werten pro- duzieren.“ Bei Bio und Tierwohl sei keine massive Tempoverschärfung erkennbar. „Trotz Margenverzichts auf den Stufen der Verarbeitung und des Handels ist der Preis- unterschied für die Konsumenten offensicht- lich zu hoch. Also wir sehen hier vorerst kaum einen größeren Markt als bisher.“ „Fleisch, eines der hochwer tigsten Lebens mittel, wird immer einen wichtigen Platz in der Ernährung haben.“ FLEISCH, WURST 106REGAL10-2023 FLEISCH, WURSTwww.gourmetfein.com MINI LEBERKÄSEBLÖCKE ERHÄLTLICH IN VERSCHIEDENEN SORTEN! Classic, Käse, Chili Cheese, Pizza, Tomate Mozzarella, Käse Speck 6 Nähere Infos unter business.gourmetfein.com GF Fleischproduktion GmbH & Co KG | Waldstraße 3, A-4712 Michaelnbach | Tel.: +43 7277 3295-0 | office@gourmetfein.com glutenfreiohne künstliche Farbstoffe gentechnikfreilaktosefreiohne Geschmacksverstärker ohne VerdickungsmittelI m abgelaufenen Jahr legte die Er- zeugergemeinschaft Gut Streitdorf Rekorddaten auf den Tisch. „Wir sind bei einem Umsatz von 259,3 Mil- lionen Euro angekommen, das war der zugleich höchste in der ganzen Geschichte der EZG“, erklärt Ge- schäftsführer DI Werner Habermann gegenüber REGAL. Die Volatilität in den Märkten ist auch 2023 weiter zu bemerken, die Preise ziehen an. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Die Futtermittel- und Energiekosten verdoppelten sich im langjährigen Durchschnitt. Die Mastschweinproduktion gingen in Deutschland um zehn Prozent zu- rück, in Österreich von fünf bis sieben Prozent. „Aufgrund verschiedener Kampagnen und negativer medialer Berichterstattungen sind derzeit viele Schweinebauern frustriert. Es muss klar gesagt werden: Wenn die Pro- duktion in Österreich zurückgeht, wird das Schweinefleisch irgendwo auf der Welt produziert und somit Großteils mit geringeren Standards. Eine langfristige Entwicklung zu mehr Tierwohl kann dadurch sicher nicht gelingen.“ Unter diesen Rahmenbedingun- gen ging die Anzahl der tierhaltenden Be- triebe zurück. Beson- ders ausgeprägt zeigt sich der Produktions- rückgang im Bereich der Schweinehaltung - mit Stichtag 1. Juni 2023 wurde ein Be- stand an 1,34 Millio- nen Ferkeln und Jungschweinen (−2,2 Prozent), 1,02 Millionen Mastschweinen (−2,3 Pro- zent) sowie 216 900 Zuchtschweinen (−3,2 Prozent) in Österreich verzeich- net. „Mehr als 400 Betriebe haben die Schweinehaltung in diesem Zeitraum beendet.“ Der LEH bleibt wichtiger Partner, aber „es gibt noch Potenzial zur Stei- gerung.“ Habermann: „Meine Schät- zung besagt, dass derzeit rund 50 Prozent des Schwei- nefleisches im Le- bensmitteleinzelhan- del über Qualitätspro- gramme vermarktet werden. Es gibt Chan- cen zur Steigerung, im Frischfleisch- aber besonders im Verar- beitungsbereich.“ Die Exportquote ist derzeit rückläufig. „Richtung Asien sind zukünftig Wachs- tumschancen zu sehen. Ich schließe es nicht aus, dass es in Europa in nächster Zeit Chancen für österrei- chisches Schweinefleisch gibt, wenn die Entwicklung so anhält, dass in nahezu allen Ländern die Produktion um zehn bis 15 Prozent einbricht.“ EZG Streitdorf: Preise ziehen weiter an DI WERNER HABERMANN, Geschäftsführer FLEISCH, WURST 125 JAHRE SLOW-HOWFISCH, MEERESTIERE & DELIKATESSEN Eat Happy S eit neun Monaten ist er der neue Steuer- mann auf der Eat Happy-Kommandobrücke: Peter Sturm (48) soll den Erfolgslauf des Convenien- ce-Spezialisten prolongie- ren. „Es war bisher eine steile Lernkurve“, erklärt der ehemalige Nestlé-Manager. Jedes einzelne Produkt der 100 verschiedenen Eat Happy- Artikel konnte er noch nicht durchprobieren. „Aber es werden täglich mehr“, lacht Sturm, wobei die Innovations- kraft des Unternehmens, das in Deutschland gegründet wurde, enorm ist. Aktuell werden Avocado Mango Wraps, Teriyaki Sal- mon Wrap und Chicken Katsu Wrap in Stellung gebracht. „Mit Chicken haben wir überhaupt erst seit kurzem in das Fleisch-Feld gestartet.“ Davor schaltete Eat Happy neue Bowls und Cooked Salmon Sushi in ihr Universum auf und setzt auf eine breite Produktpalette an Asia Snacks und verschiedensten Sushi-Variationen auf. Neues Versuchs- feld: Veganer Fisch. Vegan Lachs Nigiri, Vegan Lachs Maki und Vegan Thunfisch California tragen dem Trend nach Ernährung auf rein pflanzlicher Nahrung Rechnung. „Wir bieten damit auch neuen Zielgruppen ein entsprechendes Angebot“, so Sturm. Aktuell ist der typische Eat Happy- Käufer weiblich und bis 50 Jahre alt, gesundheitsbewusst, sportlich und umweltbewusst. Dementsprechend wichtig ist Sturm auch die Frage der Nachhaltigkeit. Der Boden der Aktionsbox ist etwa aus umweltfreundlicher Bagase, die aus Resten der Zuckerrohr-Produktion hergestellt wird. Zudem besteht der Deckel aus 100 Prozent recycel- tem PET. Die Poké Bowls und Donburi-Schalen bestehen zudem aus FSC-zertifizierter Zellulose, wobei der Deckel aus Maisstärke hergestellt wird. TEXT: HERBERT SCHNEEWEISS Dabei kennt Eat Happy nur die Vorwärtsstrategie. „Wir haben auch produktseitig noch Einiges vor, doch wol- len auch über Standorte wachsen.“ So verfügt das Unter- nehmen österreichweit bereits über 52 Shop-in-Shop-Sys- teme. „Zuletzt konnten wir Standorte beim Interspar Bürs und Billa Plus Brunn ans Netz nehmen“, so Sturm, der heuer noch drei weitere Realisierungen vom Stapel lassen will. Darüber hinaus beliefert der Convenience-Anbieter 1.100 Vitrinen. „Sowohl bei den Shop-in-Shop-Systemen als auch bei den Vitrinen gibt es noch Potenziale.“ Die engste Partnerschaft bewährt sich mit Spar und Rewe. „Grundsätzlich stehen wir jedem Partner offen.“ Ein wich- tiges Asset dabei: Individualität und Flexibilität. „Wir sehen uns als echten Vertriebspartner für Ultrafrische im LEH und bieten für jeden Standort ein maßgeschneidertes An- gebot an. Dabei macht es Sinn unsere Vitrinen in der Nähe der Convenience-Paletten zu platzieren.“ Dabei könne jede Ausrichtung im Shop Auswirkungen auf Umsatz und Absatz haben. „Hier braucht es viel Fingerspitzengefühl.“ Der Erfolg gibt Eat Happy Recht. Mehr als 40 Millionen Euro erwirtschaftete das Unternehmen 2022. „Heuer wer- den wir wieder zulegen können.“ Und dieser Umsatzgrö- ßen produziert das Unternehmen weiter als Manufaktur. „Nur eine Stunde von Wien entfernt, stehen 1.300 m2 Pro- duktionsfläche zur Verfügung“, so Sturm. Nachsatz: „Wir sind gerade dabei den Kapazitätsbedarf zu evaluieren. Möglichkeiten am Standort sind noch vorhanden.“ PETER STURM, Geschäftsführer Neuer Schub bei Standorten → Umsatz steigt auf über 40 Millionen Euro → Shop-in-Shop- Systeme sollen auf 52 steigen 10-2023 REGAL | 109Next >