< PreviousE ine Palette von Isolierbändern, USB- Sticks, USB-Kabeln oder Schraubenzie- her-Sets hat sich Kaufmann Norbert Pürmayr für seine Märkte in Weistrach und Strengberg noch in Eigenregie zusammen- gestellt. Bei günstigen Office-Segmenten ver- traut der niederösterreichische Traditionsbetrieb voll auf Großhandelspartner Spar, darüber hin- aus bei Schul- und Spielware, Vorratsdosen, Kü- chenhelfern oder Nähseide-Zubehör auf Partner Wenco. Mehrere hundert Artikel des Non Food-II- Vertriebsspezialisten sind mittlerweile eingelis- tet. „Wenco ist stark wachsend“, so der Kaufmann im REGAL-Gespräch. Denn: „Ich muss mich um Spar-Erfolg im Doppelpack → Spar-Kaufmann Norbert Pürmayr ist mit seinen bei- den Märkten in Weistrach und Strengberg erfolgreich → Non-Food-II-Anteil liegt bei fünf Prozent, Wenco als starker Partner TEXT: HERBERT SCHNEEWEISS JAKOB LEITNER, Geschäftsführer der Spar-Zentrale Marchtrenk, mit Marion und Norbert Pürmayr, Spar-Kaufleute in Weistrach, sowie mit Bürgermeister Erwin Pittersberer, bei der Eröffnung des neuen Spar-Supermarktes in Weistrach. (v.r.) Spar-Kaufmann Norbert Pürmayr reüssiert mit zwei Standorten: 40REGAL12-2023 HANDEL AKTUELL nichts kümmern. Wenco erledigt die Bestel- lung, verräumt die Ware, sorgt für Warendruck und Leben im Regal“, so Pürmayr. Nachsatz: „Auch wenn ein Produkt einmal nicht verfüg- bar sein sollte, bietet Wenco Lösungen. Es blei- ben keine Out-of-stock-Stellen.“ In beiden Pürmayr-Märkten bespielt Wen- co acht Seitenwände und zusätzlich sechs Laufmeter. Der Umsatzanteil der Non Food-II Ware spielt sich dabei auf über fünf Prozent ab. „Es geht mir bei diesen Artikeln aber auch dar- um, dass mein Kunde wegen einer Kleinigkeit nicht auspendelt und dann gleich den gesam- ten Einkauf zum Beispiel in Steyr tätig. Ich will für meine Kunden alles anbieten können.“ Gerade im ländlichen Raum sei eine Be- schäftigung mit dem Non Food-II-Thema wichtig. „Ich würde allen Kaufleuten Einlis- tungen raten, um die Kunden im Ort zu halten. Ein Partner wie Wenco nimmt dem Kaufmann zusätzlich auch noch den Mitarbeitereinsatz ab.“ Wünsche an Wenco gibt es trotzdem: „Ich habe einige Non Food II-Produkte selbst in meinen Markt aufgenommen, die ich sowohl bei Wenco als auch bei der Spar nicht finden konnte.“ Nachsatz: „Beim Thema Baumarkt- Artikel wäre durchaus einiges vorstellbar.“ Seine beiden modernen Märkte in Strengberg (620 m2 Verkaufsfläche und 61 Parkplätze) und in Weistrach (650 und 44 Ab- stellmöglichkeiten) sind groß genug, um sorti- mentsspezifisch jeden Wunsch der Kunden zur erfüllen. Der allgemeine Konsum-Trend lasse sich auch in seinen Märkten ablesen. „S- Budget boomt, Bio ist stabil, Marken wachsen SPAR-MARKT in Strengberg HANDEL AKTUELL www.wenco.at WARENGRUPPENKOMPETENZ Disposition, Regalbestückung, Retourenmanagement SERVICEKOMPETENZ ca. 6.000 Artikel des Täglichen Bedarfs CATEGORY MANAGEMENT Gemeinsame, verkaufsstarke Konzepte mit dem Handel DER SPEZIALIST IM NON FOOD SERVICEweniger stark als Eigenmarken. Und der Kunde kauft sehr gerne in Aktionen.“ Dass die Kurve dennoch passt, ist dem akribischen Arbeiter Norbert Pürmayr geschuldet, der sei- ne Präsenz in beiden Märkten hochhält, sich für Kunden und Mitarbeiter zerreißt, seinem Team aber dennoch viel Verantwortung überträgt. „Wir haben uns gerade für den Standort Weistrach, der zweistöckig angelegt ist, erst eine geeignete Choreographie überlegen müssen, wie wir die Ware verräumen, weil natürlich morgens jede Abteilung den einzigen Lift benötigt. Doch mittlerweile klappen die Abläufe wie ein Uhrwerk.“ Und so fallen die positiven Fak- toren der Mehr-Etagigkeit immer stärker ins Gewicht. „Wir haben eine viel größeres Warenlager und können uns bei- spielweise für Bier-Aktio- nen viel besser rüsten.“ Große Investitionen sind aktuell keine Not- wendigkeit. „Wir haben eigentlich moderne Märk- te.“ Dennoch stehen die nächsten Aufgaben ante portas. „Die Einführung des Pfandsystems und ESL sind zwei Punkte auf der To-do-Liste.“ Pürmayr: „Für die Abwicklung des Pfandsystems sind in unse- rem Markt aber keine baulichen Veränderungen notwen- dig.“ Großes Interesse gibt es beim Sparianer an ESL. „Hier geht es mir vor allem um die Preissicherheit.“ Sind beide Themen erfolgreich abgearbeitet, dann „werden wir uns dem Thema Photovoltaik widmen.“ Der Weg passt. Die Schlagzahl auch. Trotz der wirt- schaftlich schwierigen Rahmenbedingungen spult der Nie- derösterreicher auch heuer planmäßige Umsätze ab. „Wir waren mit einem schwierigen ersten Quartal konfrontiert, haben uns im zweiten und dritten Quartal sehr gut erfan- gen und ich bin auch für die letzten Tage des Jahres optimis- tisch. Damit sollten wir über der Inflation abschließen.“ Ein großer Ausblick für das Jahr 2024 sei schwer zu be- werkstelligen. „Es bleibt spannend. Jetzt gilt es die Ergeb- nisse der Kollektivvertragsverhandlungen zu verdauen.“ Und weitere Expansion? „Wir haben uns vor kurzem erst auf zwei Standorte verkleinert und ich weiß nicht, wie wir es ge- schafft haben einmal drei Märkte zu betreuen. Dennoch: Sag niemals nie.“ ROLAND BERGER , Geschäfts- führer Wenco SPAR-MARKT in Weistrach HANDEL AKTUELL 42REGAL12-2023REGAL-Gespräch mit Wenco-Geschäftsführer Roland Berger REGAL: Wie kam Wenco durch das sehr herausfordernde Jahr 2023? Berger: Wir haben im Kalenderjahr 2023 insgesamt 8,3 Millionen Stück im Handel platziert und konnten unseren Umsatzplan halten. Aber: Aufgrund der aktuellen Kosten-Ent- wicklung und den Regal-Preisen mussten wir Einbußen im Ertrag und Deckungsbeiträgen hinnehmen. Wie viele Kunden stehen auf Ihrer Tourenplanung? Insgesamt beliefern wir rund 2.600 Kunden und betreuen mehr als 10.000 Platzierungen in unseren Liefergebieten. In Tschechien alleine sind es rund 420 belieferte Stellen. Das heißt: Tschechien war ein wichtiger Wachstumshebel? Wir haben im abgelaufenen Jahr 250 Märkte dazube- kommen. Und das wich- tigste: Der Response der Kunden ist sehr gut. Die Rede ist von einem zwei- stelligen Plus im Vergleich zum Voranbieter. Wie ist die Situation in Österreich, spüren Sie den Druck auf die Kauf- leute, die Schließungs- welle? Leider ja. Es ist so, dass wir aufgrund von Schließun- gen Flächen für die Bewirt- schaftung verlieren. Wo orten Sie für 2024 Wachstums- chancen? Wir werden vielleicht Richtung Slowa- kei oder Ungarn blicken. Damit könn- te Österreich auch eine Drehscheibe für CEE werden. Aber es gibt auch neue Marktklassenkonzepte, die für die einzelnen Standorte noch mehr Umsätze, mehr Ergebnisse bringen sollen. Das werden wir ausrollen. Ist auch der Rewe-Vorstoß Richtung Kaufleute für Sie interessant? Wir sehen uns hier ganz klar als Dienst- leister und stehen gerne als Partner für diese neue Vertriebs- schiene zur Ver- fügung. Wir haben ja auch im Bereich der Adeg eine gute Zusammenarbeit mit der Rewe-Zentrale. Wie setzen Sie grundsätzlich Im- pulse im Sortiment? in unserem Sorti- ment ist es sehr wichtig mit neuen Produkten immer wieder neue Impul- se im Regal zu setzen. Rund 20 Pro- zent der Artikel werden unterjährig gewechselt. Das passiert in Abstim- mung mit unseren Handelspartnern und wird auf der Fläche dann durch unsere Service Mitarbeiter vor Ort umgesetzt. Wie viele Artikel können Sie mittler- weile insgesamt anbieten? Rund 6.000 Artikel aus den Bereichen Haushalt, Haarmode, Kurzware, Schulware, Spiel und Party Bereich sind in unserem Sortiment. In jedem dieser Warenbereiche können wir von einem Konzept für die Kleinfläche bis hin zur Großfläche aus fixen Modulen das richtige Sortiment zur Verfügung stellen. Konkret? Wir können einen Nahversorger- Markt mit 250 m 2 genauso bedienen wie einen Jumbo. Gibt es Überarbeitungen? Wir bekommen neues Tierbedarf ins Sortiment, werden aber im Bereich Haarmoden noch mehr Akzente setzen, noch mehr Rich- tung Nachhaltigkeit setzen. Und Baumarkt-Sor- timente? Das ist noch nicht auf der Top-1-Liste, aber vielleicht lässt sich hier eine Lösung etablieren. Wir arbeiten daran, wenn sich die Nachfrage in diesem Bereich noch verstärkt. Ab wann macht eine Wenco-Part- nerschaft Sinn? Grundsätzlich ist eine Belieferung und Betreuung durch unser Service Team ab zwei Bausteinen (Regal- metern) sinnvoll. Damit kann auch den Konsumenten eine Sortiments- kompetenz gezeigt werden. Je nach Anzahl der Flächen wird dann der Besuchsrhythmus, das Service-Inter- vall festgelegt. Alternativ ist auch eine Belieferung über Zentrallager bei ein- zelnen Artikeln möglich. Wir bieten in jedem Fall ein Sorglos-Konzept an. Vielen Dank für das Gespräch. „Neue Markt- klassen - konzepte bringen für die einzelnen Standorte noch mehr Umsätze.“ Wenco: Neues Marktklassenkonzept → Vorstoß in Osteuropa → Pläne für Haarmoden und Tierbedarf HANDEL AKTUELL 43REGAL12-2023REGAL: Herr Scharnitz, wir befinden uns am Jahresende. Wie sehen die Expansions- und Modernisierungspläne für 2024 aus? Scharnitz: Ein komplett neuer Markt in Stein- berg-Dörfl. In der Seestraße 17 in Neusiedl am See steht Abriss/Neubau, inklusive Erweite- rung, am Programm. Das war bereits für das heurige Jahr geplant, ist sich aber nicht ganz ausgegangen und soll im ersten Halbjahr 2024 umgesetzt werden. Der Billa im Krautgarten- weg in Eisenstadt wird ebenfalls modernisiert und erweitert. Das genaue Datum ist hier noch offen. Im ersten Halbjahr steht außerdem eine Erweiterung und Modernisierung in Rust am Programm, auch in Bad Tatzmannsdorf, Weiden am See, Rechnitz und Parndorf (Neu- dorfer Straße) haben wir das gleiche geplant. Im zweiten Halbjahr vergrößern wir den Billa in Winden am See auf 750 m² Verkaufsfläche. Eine ordentliche Liste. Was ist der Status Quo in Sachen Raumordnung? Das verschärfte Raumordnungsgesetz tritt 2025 in Kraft, noch befinden wir uns in der zweijährigen Übergangsfrist. Werden auch weitere Kaufleute dazu kommen? Wir hoffen auch auf weitere Kaufleute im nächsten Jahr. Sie wissen, die Liste wird gut Burgenland Umbau-Jahr ’24 → Neuer Billa Plus in Steinberg- Dörfl, acht Umbauten im kommenden Jahr → Touristen, Festivalbesucher und Arbeitskräfte aus dem Ausland pushen Umsätze in Neusiedl Rewe Vertriebsdirektor Eric Scharnitz verantwortet die Region 1, darunter befinden sich auch 53 Märkte im Burgenland. Die Modernisierungsliste für 2024 ist lange. INTERVIEW: VERENA SCHNEEWEISS VERENA SCHNEEWEISS Redaktion Regal Die reale Kauf- kraft ist, ge- meinsam mit vier weiteren Bundesländern, im Burgenland höher als in Österreich. Zuletzt stieg sie von 100,3 auf 105. © BILLA AG / ROBERT HARSON 44REGAL12-2023 REGAL SCHWERPUNKT gehütet. (lacht) Das Ziel ist klar: 100 Kaufleute bis Ende 2026. Sie verantworten die Region 1, also das nordöstliche Niederösterreich, die Wiener Bezirke 1, 2, 9, 19, 20, 21, 22 sowie den Bezirk Neusiedl im Burgenland. Wie viele Standort sind es aktuell im Burgenland? 44 Billa und neun Billa Plus. Es sind 1.588 Mit- arbeiter beschäftigt, 940 bei Billa und 647 bei Billa Plus. Hinzu kommen 39 Lehrlinge. Der Billa Plus in Neusiedl hat vor rund einem Jahr erweitert eröffnet. Eine erste Bilanz? Wir haben eine positive Entwicklung bei der Kundenfrequenz und liegen hier zehn Prozent über dem Vorjahr. Der Tourismus zieht jetzt wieder etwas mehr an. Der Transitverkehr Richtung Italien bringt wieder mehr Frequenz und man merkt, dass auch in Ungarn die Preise stark gestiegen sind. Im Designer Out- let Parndorf ist wesentlich mehr los. Und das Nova Rock ist auch kein Nachteil. Wurde vom Ladenbau bereits irgendetwas verändert? Nein. Der Kundenlauf ist gleichgeblieben. Mit den Standorten Baden, Neusiedl und Brunn ist der Weg für das neue Billa Plus-Konzept geebnet. Eine Besonderheit hier am Standort ist der abgegrenzte Getränkemarkt, dieser wird gut von den Kunden angenommen. Die Marktplatz-Gestaltung bei Obst und Gemüse führte zu Anteilssteigerungen. Welche Sortimente sind gefragt? Convenience. Auch hier gingen die Anteile nach oben. Außerdem Wein, Spirituosen und Sekt. Generell kann man sagen, dass unser Billa Corso-Sortiment gefragt ist. Und Regionalität? Ist wichtig. Billa setzt auf Produkte von über 890 Lieferanten aus Wien und dem Burgen- land. Bei uns am Standort sind regionale Weine gefragt, wir wollen lokale und regionale Winzer immer stärker einbinden. Insgesamt sind 15 Lieferanten dazu gekommen, etwa neue Produkte von Tschida oder Äpfel von Leeb. Der Preis spielt dennoch eine wichtige Rolle. Im Rahmen unserer Regionalitätstour im Herbst haben wir sechs Partnerbetriebe in Wien und im Burgenland besucht. Wo sehen Sie bei regionalen Produzenten noch Luft nach oben? Unser Hauptfokus bleibt die Frische. Toma- ten, Gurken, Paprika & Co. aus der Umgebung sind gefragt. Eine Herausforderung ist bei- spielsweise die Wursttheke. Konkret, wenn es darum geht, nicht nur SB-, sondern auch Bedienartikel zu bekommen. Hier sorgen wir etwa mit der Fleischerei Graf für Abwechslung. Wie blicken Sie auf das Thema Pfand? Wir haben hier einen vollumfänglichen Plan und bereits zahlreiche Erfahrungswerte aus anderen Ländern. Wir werden sehen, wie es dann tatsächlich in Österreich – vor allem von den Kunden – angenommen wird. Wir sind vorbereitet. Das Wichtigste ist, dass die Auto- maten funktionieren. Und: Es wird Mitarbei- ter für die Abwicklung brauchen. Was waren die Highlights in 2023? Ein Highlight war sicher die Eröffnung von Billa-Kaufmann Thomas Wojteckovsky in Pöttsching. Wir freuen uns, dass das Burgen- land bei der Entwicklung der Billa-Kaufleute von Anfang an mit dabei ist. Spannend war zudem unsere Transformer Tour, die sehr viel Zulauf bekommen hat. Dieses neue For- mat der Mitarbeitersuche hat viel Interesse geweckt und auch Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregt. Gab es hier bereits konkrete Anbahnungen? Wir hatten einige Bewerbungen vor Ort. In Eisenstadt gab es an zwei Tagen über 30 Personen, die sich vertiefend für das Angebot interessiert haben. Auch Schnuppertage wur- den bereits vereinbart. Danke für das Gespräch. THOMAS WOJTECKOVSKY ist Burgenlands erster Billa-Kaufmann. ERIC SCHARNITZ (Mitte) im Rahmen der Regionalitätstour zu Besuch bei blün:aquaponik. © BILLA AG / CHRISTIAN DUSEK © BILLA / ROBERT HARSON ERIC SCHARNITZ, Rewe Vertriebs - direktor BURGENLAND 45REGAL12-2023Nah&Frisch Champ am Neusiedler See Oggau am Neusiedler See. Manfred Moyses betreibt hier seinen Nah&Frisch mit knapp 200 m . Seit September ist er zudem Obmann des Lebensmittelhandels der WK Burgenland. TEXT: VERENA SCHNEEWEISS DANIELLY und MANFRED MOYSES vor ihrem Nah&Frisch Ge- schäft in Oggau (Burgenland). ² BURGENLAND 46REGAL12-2023 B eim ersten Schritt in das Geschäft von Manfred Moyses wird alles spür- bar, was das Erfolgskonzept dieses Nahversorgers ausmacht. Ehrlich- keit, Echtheit, Kundennähe. Eine Stunde bei Moyses gibt noch mehr Einblick. Hier ein freundliches „Hallo“, dort eine schnelle mündliche Bestellung. Manfred Moyses kennt viele Kunden beim Namen, weiß, wann und was sie einkaufen. Auch einige Damen der Kaffeerunde begrüßt der Kaufmann mit einem Lächeln. Sie kommen pünktlich um neun Uhr zum Kaffee, Plaudern und zu einem kleinen Imbiss. Ein tägliches Ritual. Neue Funktion. Vor elf Jahren übernahm Familie Moyses das Nahversorgungsgeschäft. Seit September 2023 ist Moyses nicht nur Betrei- ber des 160 m² großen Nah&Frisch in Oggau, sondern auch Obmann des Gremiums Lebens- mittelhandel der Wirtschaftskammer Burgen- land. Er folgt damit Josef Jagenbrein, der seine Funktion nach 18 Jahren zurücklegte. Zu den 50 bis 60 Stunden im Geschäft gesellen sich nun Termine wie Bundesausschusssitzungen und Besuchs-Touren anlässlich des 100-Jahr-Jubilä- ums der Wirtschaftskammer Burgenland. 199 Nahversorger. 622 aktive Gewerbe- berechtigte in der Fachgruppe Lebensmittel- handel gibt es im Burgenland. 199 davon sind, Stand September 2023, Nahversorger, 14 Standorte sind Selbstbedienungskonzepte (exkl. Bäuerliche Direktvermarkter). Hinzu kommen 126 Filialisten. Der Rest setzt sich aus Groß- und Getränkehändlern, Bäckerei- betrieben, Tankstellen oder Handel mit Nah- rungsergänzungsmitteln zusammen. Herausforderungen. Die große Heraus- forderung: steigende Kosten. Die Anzahl der Kaufleute ist leicht rückläufig, im kom- menden Jahr könnte die Zahl an Selbststän- digen nochmals im zweistelligen Bereich zu- rückgehen. Ideen, wie das Ruder für einige noch herumgerissen werden könnte, gibt es. Pauschalierung. Eine Schraube wäre etwa, die Pauschalierungssumme anzuheben. „Le- bensmitteleinzelhändler, die einen Umsatz von bis zu 700.000 Euro machen, sind aktuell steuerbegünstigt“, erklärt Moyses. „Wenn dieser Betrag überschritten wird, verliert man diese wichtige Einkommenssteuerbegünstigung, was eine zusätzliche enorme Belastung für die Kaufleute mit sich bringen würde. Durch die Inflation bzw. die gestiegenen Preise kommen viele Betriebe über diese Grenze. Auch wir im heurigen Jahr. Eine Anhebung auf eine Million Euro wäre sinnvoll.“ Feinkost. Zurück an den Neusiedler See. Hier in Oggau boomt das Geschäft vor allem in der wärmeren Jahreszeit. Campingplatz und Radweg sorgen für die nötige Kundenfre- quenz. Touristen machen auch gerne Ge- brauch von dem 24-Stunden-Automat, der seit einem Jahr vor dem Eingang platziert ist. Durchschnittlich 250 Kunden kommen täg- lich. Viele davon führt der Weg zum Herz- stück des Marktes: die Feinkost-Theke. „Es war für mich nie Thema, die Bedienung ein- zustellen oder die Bedienzeiten zu kürzen“, sagt Moyses im REGAL-Gespräch. Bewusster Einkauf. Vier Fleischhacker be- liefern die Theke mit regionalen, qualitativ hochwertigen Schmankerln. Ein Bereich, der auch Spanne bringt und auf die rund 30 Prozent noch das eine oder andere Prozentpünktchen dazulegt. Brot und Gebäck sind in einem SB-Re- gal geschlichtet, kommen aber genauso aus der Umgebung und werden gerne gekauft. „Was wir definitiv merken: Es wird bewusster eingekauft. Die Eigenmarken- und Aktionsanteile steigen.“ CAMPINGPLATZ und Radweg ziehen Touristen an. → 199 Nahversorger, 14 Selbst- bedienungskonzepte, 126 Filialisten im Burgenland → Moyses investiert im nächsten Jahr STAMMGÄSTE: Hier die zweite von täglich drei Kaffeerunden bei Nah&Frisch Moyses. BURGENLAND 47REGAL12-2023V or rund 15 Jahren war Wool- worth in Österreich mit zwölf Filialen vertreten. Jetzt der Neustart. Anderer Eigentümer (HH Holding, zu der auch Tedi gehört) und große Pläne. Im Mai dieses Jahres gründete Woolworth seine Österreich-Gesellschaft in der Wiener Grünbergstraße. Sechs Mo- nate später eröffnete das Non Food Diskont-Kaufhaus seinen ersten Standort in der burgenländischen Landeshauptstadt Eisenstadt. 250 Pa- letten Ware wurden angeliefert. Eröffnungen in Kapfenberg, Mürz- zuschlag, Neunkirchen. „Wir sind gekommen, um unseren Platz als Dis- kont-Kaufhaus in Österreich einzu- nehmen und unseren Konsumenten die Gelegenheit zu geben, den gesam- ten Non Food-Bedarf in einer Ver- kaufsstelle zu decken“, sagt Dietrich Heumann, Woolworth Geschäftsfüh- rer International. Hauptverantwort- lich für die Aufbau in Österreich ist Vertriebschefin Ivana Jezidzic. Neben dem im Frühjahr eröffneten Media- Markt im Einkaufszentrum Eisenstadt Woolworth: Start in Österreich (EZE) ging nun Woolworth mit 1.200 m² Verkaufsfläche an den Start. Über 10.000 Artikel, darunter Küchen-, Deko-, Textil oder Heimwerker-Arti- kel. Aber auch Schreibwaren oder Saisonartikel sind reichlich zu finden. Mit den ersten Austro-Märkten will Woolworth lernen. Dazu gehören auch Standorte in Neunkirchen (NÖ) und Mürzzuschlag. Und auch Zent- ren-Entwickler KR Heribert Kram- mer, der den Non Food Diskonter be- reits nach Eisenstadt gebracht hat, beheimatet in seinem ece Kapfenberg inzwischen bereits einen eigenen Woolworth. Zielgröße: 140 Märkte. Für das erste Quartal 2024 kündigt Heumann bereits einige Eröffnungen an. Min- destens 30 neue Märkte pro Jahr sol- len entstehen. Das Ziel: „Wir wollen in jedem Bundesland vertreten sein.“ Besonders spannend sei dabei Wien. „Wir sehen in Österreich gesamt ein Potenzial von rund 140 Standorten, 20 bis 30 davon in Wien.“ Die Flächen- Zielgröße: mindestens 1.000 m². „Da wir in Österreich erfahrungsgemäß flächenmäßig kleiner als in anderen Ländern sind, werden wir auch Flä- chen ab 600 m² bespielen können“, so Heumann im REGAL-Gespräch. In Deutschland ist Woolworth mit rund knapp 700 Standorten vertreten. Die Unternehmenszentrale befindet sich im westfälischen Unna. Auch in Polen fährt Woolworth seit Mai einen Ex- pansionskurs. v.l.: DORIS SERDAR, MSc (EZE Zentrumsleitung), Dietrich Heumann (Woolworth Geschäftsführer International), Kerstin Placek (Filialleiterin Woolworth Eisenstadt), Dr. Matthias Zachs (EZE, IVB und REAL2000-Geschäftsführer und Miteigentümer), Ivana Jezidzic (Bereichsleiterin Vertrieb Woolworth Österreich), KR Heribert Kram- mer (Geschäftsführer Krammer+Wagner) und Harald Silva (Real 2000). Wenn möglich, will Moyses aber die Wertschöpfung in der Region hal- ten. Burgenländische Produzenten finden sich im gesamten Markt wie- der. Nudelproduzent Wolf leuchtet auf einem Regalmeter genauso wie weiter vorne die Äpfel der Firma Leeb. Abgerundet wird durch Non Food- Artikel. 36 Prozent des Umsatzes ka- men im November von Artikeln, die mit 20 Prozent besteuert sind. Investition. In Sachen Energieeffi- zienz und Kosteneinsparung sieht der Kaufmann noch Potenziale. 2021 wur- de das Tiefkühl-Regal umgebaut. Von der Decke strahlen LED-Lichter. Im kommenden Jahr steht die Mopro-Ab- teilung am Investitionsplan. Ge- schlossene Türen sollen hier noch ei- niges an Einsparungspotenzial brin- gen. „Auch beim Thema Förderungen gibt es noch Luft nach oben. Um von der Nahversorgerförderung etwas zu bekommen, müssten derzeit mindes- tens 10.000 Euro investiert werden. Das ist, gerade in Zeiten wie diesen, viel zu viel. Es müssten 1.000 Euro sein.“ Zustellung. Auf das Thema Pfand blickt Moyses mit relativer Gelassen- heit. Die Entscheidung für eine ma- nuelle Rücknahme ist gefallen. Zumal der Markt ohnehin einen hohen Mehrweg-Anteil verbucht. Denn seit etwa neun Jahren tourt der Kauf- mann mit seinem Lieferbus die um- liegenden Orte ab – von Rust bis Oslip, Schützen und Eisenstadt. „Wir stellen zum Beispiel 40 bis 50 Getränkekisten pro Woche zu.“ Aber auch Firmen und Vereine oder Kunden, die wö- chentlich ausschließlich Lebensmit- tel per Telefon oder Mail bestellen, werden beliefert. Praktisch ist der Service vor allem auch für ältere Menschen, deren Kinder bis abends arbeiten müssen. Und: Nicht selten wird der Einkauf vom Chef persön- lich zur Haustüre getragen, wie ein Stammgast der Damenrunde mit ei- nem Augenzwinkern verrät. BURGENLAND 48REGAL12-2023Nachhaltigkeit Verpackung des Monats REGAL PRÄSENTIERT FH-PROF. IN DR. IN SILVIA APPRICH, Studiengangsleitung Fachbereich Verpackungs- und Ressourcen- management Exklusiv für REGAL • powered by Packforce Austria, FH Campus Wien & Ulrich Etiketten In diesem Artikel liegt unser Fokus auf der Verpackung von Weihnachtskeksen. Die Nachhaltigkeit dieser Verpackungen wurde anhand der Kriterien technische Recycling- fähigkeit, Verpackungseffizienz und ökologische Umweltauswirkungen, welche mithilfe einer stre- amlined LCA ermittelt wurden, bewertet. Zusätz- lich wurde der Schutz des Produkts durch die Ver- packung untersucht. Untersuchte Verpackungssysteme: 1. PET-Box mit Papieretikett 2. Kartonschale mit PE-Folie & Papieretikett 3. Metallbox mit PET-Sichtfenster, Papierbandero- le, Papierschale & PP-Folie Die Verpackungseffizienz variiert zwischen den un- tersuchten Verpackungen. Die PET-Box (91%) und die Kartonschale (84%) weisen gute Verpackungs- effizienzen auf, während die Metallbox aufgrund der Konstruktion und des Gewichts lediglich eine Verpackungseffizienz von 61% aufweist. Hinsichtlich der Recyclingfähigkeit erzielen die Kartonschale und die Metallbox mit einer Recyc- Weihnachtskekse- Verpackungen im Vergleich Die dargestellten Ergebnisse ersetzen keine vollständige Bewertung. Weitere Infos zu nachhaltigen Verpackungen finden sie in unseren Guidelines unter: www.fh-campuswien.ac.at/ circular-guideline 825 750 675 600 525 450 375 300 225 150 75 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% g CO 2 eq /Verpackung g CO 2 eq /VerpackungVerpackungseffizienz in %technische Recyclingfähigkeit in % PET-Box mit Papieretikett Kartonschale mit PE-Folie und Papieretikett Metallbox mit PET-Sicht- fenster, Papierbanderole, Papierschale & PP-Folie technische Recyclingfähigkeit in % Verpackungseffizienz in % VERGLEICH WEIHNACHTSKEKSE-VERPACKUNGEN 0,00% 91,0% 84,0% 95,0% 61,0% 95,35% 122 83 785 lingfähigkeit von rund 95% gute Ergebnisse. Hin- gegen ist die PET-Box aufgrund ihrer Materialzu- sammensetzung, einschließlich einiger farbiger Verpackungskomponenten, nicht recyclingfähig. In Bezug auf die ökologischen Umweltauswirkun- gen erzielt die Kartonschale die besten Ergebnisse. Alle untersuchten Verpackungssysteme bieten auf- grund ihrer Konstruktion und der verwendeten Materialien einen effektiven Produktschutz, wobei insbesondere der Schutz vor Feuchtigkeit von gro- ßer Bedeutung ist. Basierend auf den vorliegenden Daten und Ana- lysen wurde die Kartonschale mit PE-Folie & Pa- pieretikett der Marke „Dauerbackwarenerzeugungs GmbH“ aufgrund hervorragender Recyclingfähig- keit, Verpackungseffizienz und bester Umweltper- formance zum Sieger in dieser Bewertung gekürt.Next >