Text: Herbert Schneeweiß
Corona-Rückgang: 9,3 Prozent
KR Kastner über seine neuen Pläne
- Umsatz 2020 bei 225,5 Millionen Euro
- Investitionsplan für die nächsten fünf Jahre: 30 Millionen Euro
Ein Mega-Schub bei Biogast. Eine starke Entwicklung bei der Nah&Frisch-Kaufmannsflotte. Jedoch: Einbrechende Gastrodienst-Umsätze.
Erstmals in der 60-jährigen Firmengeschichte bleibt dem Zwettler Großhandelshaus ein Umsatzschub verwehrt. „Wir waren Zuwachsraten von rund zehn Prozent per anno gewohnt. Deshalb ist diese Entwicklung natürlich eine Zäsur. Dennoch ist das Corona-Jahr für uns noch glimpflich verlaufen“, so Firmen-Chef KR Christof Kastner. Am Ende landeten die Niederösterreicher bei 225,5 Millionen Euro und hielten das Minus damit sogar noch einstellig. Ein blaues Auge für das Familienunternehmen. Dennoch: Mit den Abgängen von insgesamt 9,31 Prozent fiel Kastner auf das Niveau von 2018 zurück.
Geschäftsanzahl. Im Fokus bleibt weiter die Nah&Frisch-Flotte. Insgesamt sind derzeit 156 Geschäfte am Netz. „Wir haben heuer acht neue Standorte eröffnet und 13 Übergaben realisieren können. Dazu standen auch 26 Ladenbauprojekte auf der Agenda“, rechnet Kastner-Geschäftsführer Andreas Blauensteiner, MBA, vor. Dagegen gingen sieben Märkte wieder vom Netz. „Es sind hier die unterschiedlichsten Gründe, warum ein Standort geschlossen werden muss. Grundsätzlich geht es darum, dass ein Kaufmann 20 bis 25 Prozent Marktabschöpfung in einem Ort schaffen muss. Bei einer Gemeinde mit unter 1.000 Einwohner, ist das schwieriger als bei größeren Städten.“
Entwicklung. Die Performance der Flotte war gut. Blauensteiner: „Wir haben bei unserem Großhandelsumsatz ein Plus von zehn Prozent. Richtung Konsumenten konnten unsere Kaufleute Zuwachsraten von mehr als 15 Prozent erreichen. Punktuell waren Sprünge sogar bis um 35 Prozent möglich.“
Standorte. Unter den 156 Geschäften befinden sich auch zwölf Kastner-Eigenfilialen. „Wir werden hier aber den Weg der Privatisierung gehen und diese Anzahl auf sechs oder sieben Standorte reduzieren“, so Kastner.
Gastro. Das Sorgenkind war 2020 eindeutig der Gastro-Bereich. Bei den Abholmärkten setzte es einen Absturz um 16 Prozent auf 44,57 Millionen Euro. Beim Gastro-Dienst zeigt die Kurve noch deutlicher nach unten: Minus 30,73 Prozent und ein Umsatz von 63,03 Millionen Euro. „Wir hoffen hier, dass das Finanzministerium nun auch für indirekt von dem Gastro-Shutdown betroffene Unternehmen entschädigt.“ Dennoch treibt Kastner auch in diesem Feld seine Mannschaft an. Mit der Übernahme von Start-up Ordito sattelt der Geschäftsführer ein neues Hoffnungs-Zugpferd. „Wir haben ein Tool, das künftig auch Mjam und Co. Konkurrenz machen kann.“ Dazu wurde die Homepage neu aufgestellt und auch der Gastro-Webshop weiter feinjustiert. „50 Prozent der Gastro-Zustellungen laufen bereits über unsere Online-Plattform.“
Kein Stillstand. Für 2021 steckt Kastner seiner Armada neue Etappen-Ziele. Für den Firmen-Chef zählt nur eine Vorwärtsstrategie. „Unser Ziel sind die Werte wieder auf das Vorjahresniveau zu bringen.“ Das waren satte 248,65 Millionen Euro. Dabei geht der Geschäftsführer von einem „schwierigen Corona-Jahr aus“, bei dem alle vier Wochen die aktuellen Daten neu hochgerechnet und bewertet werden müssen.
Investition. Das gilt auch für den Bereich Investitionen. So sind für heuer Projekte bei den Wiener C&C-Abholmärkten eingetaktet. In Wien Nord soll ein Zubau im Bereich der Logistik neue Kapazitäten schaffen. Beim ehemaligen „Geko“-Standort im Süden der Bundeshauptstadt geht es ebenfalls in die Umsetzungsphase. „Wir haben in einem ersten Schritt vor, den Frische-Bereich mit neuen Kühlanlagen zu versorgen. Dann steht eine Erweiterung des Expedits an. Auch der Innenhof soll künftig nicht ungenutzt bleiben.“
Bei myproduct.at werden in Amstetten neue Lagerflächen aufgeschalten. Bei der Zentrale in Zwettl wurde 2019 eine zehn Hektar große Fläche erworben. Sie soll in den nächsten Jahren sukzessive für den Ausbau der wichtigsten Kastner-Logistikdrehscheibe vorangetrieben werden. Ein Projekt, das sich insgesamt mit mehr als zehn Millionen Euro Invest niederschlagen wird. Konkrete Zahlen nennt Kastner eingedenk der Corona-Situation für das Jahr 2021 nicht. Aber: „Wir werden in den nächsten fünf Jahren rund 30 Millionen Euro investieren.“
„Mei Eck“ und „Bio-Shop-in-Shop“. Vorangetrieben werden indes die Nah&Frisch-Projekte „Mei Eck“ und „Bio-Shop- in-Shop.“ Dabei wird die Idee der Restaurant-Ecke von allen Nah&Frisch- Gesellschaftern getragen. „Es kommt derselbe Ladenbau, derselbe Kaffee, sogar das gleiche Besteck zum Einsatz“, so Kastner. Zehn Realisierungen wurden 2020 bereits umgesetzt. Tendenz steigend. Bei der Ausrollung des Bio-Shop-in-Shop-Konzepts steht Kastner bei 17 Multiplikationen. „Ich rechne damit, dass wir in den nächsten Jahren auf eine Anzahl von 35 bis 40 kommen. Nicht alle Kaufleute sind Bio-affin, dabei können Produkte mit einem Rohaufschlag von 50 bis 60 Prozent durchaus eine interessante Rolle spielen. Hier geht es um echte Bio-Fachmarken, die der Mitbewerb nicht in den Regalen stehen hat“, so Blauensteiner. Insgesamt kam der Kastner Großhandel 2020 auf einen Umsatz von 104,6 Millionen Euro. Ein Plus von 12,05 Prozent.
Biogast. Eine wichtige Cash-cow ist dabei die Biogast. Das Unternehmen erwirtschaftete im abgelaufenen Jahr 55,9 Millionen Euro. Eine satte Steigerung um 18,9 Prozent. Ebenfalls im Aufwind: myproduct.at. „Wir konnten uns vervierfachen“, erklärt Geschäftsführer Rainer Neuwirth. Genaue Umsätze nennt Kastner für die Online-Plattform nicht, aber: Der Bereich Kastner Einzelhandel inklusive myproduct.at spielte 13,3 Millionen ein. Auch hier ein wuchtiger Sprung um 18,15 Prozent.