Text: Herbert Schneeweiß
Spar Vizepräsident und Kammer-Obmann Christian Prauchner mit neuem Eurospar in Pöchlarn
Neuer Königs-Markt der Spar
Mehr als 7,5 Millionen Euro investiert
Umsatz der Gruppe liegt bei über 15 Millionen Euro
Prauchner zum Thema Spar-Kaufleute und Pfand
Auf der einen Seite das gläserne Entree des Standorts. Auf der anderen: Das Herzstück. Ein Marktplatz der Superlative. Christian Prauchner steht am Fenster des neu errichteten Chef-Büros im ersten Stock des hochmodernen Pöchlarner Eurospar-Schmuckkästchens und hat das gesamte Geschäfts-Szenario voll im Blick. Beeindruckend das Gewusel. Die Farb-Explosion. Die Produkt-Vielfalt.
Am grünen Gäste-Sofa wird im Gespräch mit dem Kaufmann, der sowohl bei der Tanne als Vize-Präsident der Spar-Vereinigung als auch in der Kammer als Sparten-Lebensmittelhandels-Obmann höchste Positionen ausfüllt, schnell spürbar, warum sich der Niederösterreicher zu einem der wichtigsten Kaufleute des Landes aufgeschwungen hat: Ein unbändiges Feuer. Menschen-Liebe. Visionen. Ansonsten wäre ein Mega-Projekt in der Nibelungenstadt am südlichen Ufer der Donau, an der Mündung der Erlauf gar nicht möglich gewesen.
Denn auch im Salzburger Headquarter der Spar wusste Prauchner mit den Dimensionen seiner Pläne zu überraschen. Die unausgesprochene Hauptfrage war dabei immer die gleiche: Kann Pöchlarn einen derartig ausgefeilten Markt-Aufritt mit Eurospar überhaupt tragen? Prauchners Statement folgt blitzschnell: „Es geht darum, sich Potenziale zu schaffen, ansonsten darfst und kannst du ein Vorhaben in dieser Größe in Österreich gar nicht starten.“
7,5 Mille Invest. Denn schlussendlich legte der Kaufmann mehr als 7,5 Millionen Euro für das neue Kapitel in der Prauchner-Erfolgsstory auf den Tisch. Damit verbunden: Neu justierte Umsatzpläne. So will der Kaufmann mit seinem Standort-Trio Gresten, Ybbsitz und Pöchlarn seinen Gruppen-Umsatz weiter bei über 15 Millionen Euro halten und natürlich ausbauen. Dass dies gelingt, zeigten die Monate Oktober, November und Dezember, wo Prauchner durchwegs „deutlich zweistellige Zuwachsraten generierte.“
Ob vom Blick aus dem ersten Stock oder später beim Marktrundgang wird deutlich. Es wurde ein echter Prauchner-Markt eingebettet in einem feinkonzipierten Nahversorgungszentrum. Der Windfang ist großzügig ausgefallen, wurde quergestellt und gibt dem Kunden viel Raum und den Blick in die Tiefe. Prauchner startet mit einem freien Zugang, der sowohl Einblick in Warenwelt und Verzehrbereich ermöglicht. „Wir haben unseren 400 m² großen Gastro-Bereich in zwei Sequenzen aufgeteilt. So bieten wir einerseits günstiges Jausengeschäft und andererseits dahinterliegend Bedien-Bereiche an, wo wir auch warme Speisen anbieten werden.“
Beim Eintritt in die Warenwelt, in den neu aufgestellten 1.800 m² großen Eurospar-Standort folgt das pulsierende Marktplatz-Leben auf 700 m² Verkaufsfläche gleich zum Start. „Wir spielen hier mit einem Markt-Feeling, Licht und Schatten-Effekten und haben die Inseln in einer genau konzipierten Schräge aufgestellt. Der Kunde soll von den unterschiedlichen Wareninszenierungen angesprochen werden und keiner strikten Führung oder Route folgen.“ Ähnlich eines italienischen Piazzas. Im Herzstück des Marktes sind neben den Frische-Linien im Spar 2.0-Ladenbau-Konzept auch die regionalen Produkte gruppiert. „Ich habe mit Sicherheit mit 150 m² die größte regionale Abteilung in Niederösterreich.“ Nachsatz: „Die Spar hat ein sehr starkes Konzept angeboten, das ich nur wenig verändert habe.“
Eurospar Warenwelten. Holz, angenehme gedeckte Farbtöne und eine Theken-Beleuchtung, die hinter den Decken-Lamellen verschwindet. Prauchner setzt auf Wohlfühlatmosphäre und auf Ware. So wurde insgesamt die Produktanzahl massiv nach oben gedreht. Zwischen 17.000 und 20.000 Produkte werden im neuen Eurospar angeboten. Davor fanden rund 15.000 Artikel Platz. Doch nicht nur bei den klassischen Produktpaletten wie Frische, Convenience und Regionalität weitete Prauchner die Paletten aus. Eine Schlagrichtung galt dem Non-Food II. „Hier haben wir die Tiefe von 500 auf 1.000 Artikel verdoppelt.“
Toll bei Nonfood 2. In Kaufhaus-Manier werden Küchen- und Haushalts-Utensilien angeboten. „Viele kleine Spezialgeschäfte mussten in den letzten Jahren schließen. Für viele Bereiche gibt es gar kein entsprechendes stationäres Angebot mehr. Hier wollen wir Abhilfe schaffen.“ Vom Kirschkern-Entkerner bis zum Kerzen-Sortiment. Prauchner setzt auf Spar-Know-how, Simpex-Eigenmarke und Zulieferer Wenco, um Vielfalt für seine Kunden zu generieren.
Getränke. „Auch bei der Getränke-Abteilung sind wir bekanntermaßen stark. Wir haben dafür 250 m² Verkaufsfläche reserviert. Das ist mit Sicherheit doppelt so groß wie bei vergleichbaren Standorten. Aber wir haben hier immer schon einen Schwerpunkt gesetzt und wollen das auch künftig tun“, so Prauchner.
Auch zur allgemeinen Entwicklung der Spar-Kaufleute nimmt Prauchner Stellung. „Wir sind und waren gut unterwegs. Eine Vielzahl der Standorte konnten umsatzmäßig zulegen. Dennoch: Es gibt auch Sparianer, die unter der Krise litten. Das sind Tourismusstandorte in Tirol oder Vorarlberg. Auch in der Prauchner-Gruppe konnten wir im Umsatz wachsen, der Kostendruck nahm aber zu. So sind die Personalkostenanteile um 1,5 Prozent gestiegen.“
Pfand. Kritisch sieht Prauchner als WK Sparten-Lebensmittelhandels-Obmann das geplante Einweg-Pfand-System. „Wenn die Lösung so kommt wie die BM Leonore Gewessler es vorgesehen hat, dann wird das Kaufmannsstandorte kosten“, warnt Prauchner. Denn: „Gerade bei kleinen Flächen würden entsprechende Rücknahmegeräte auf Kosten von Verkaufsfläche gehen. Nahversorger von der Regelung auszunehmen ist ebenfalls keine gute Idee. Dann schicke ich den Kunden mit dem Leergut zum größeren LEH-Anbieter, was der Kaufmannschaft wieder Umsätze kostet.“ Prauchner spricht sich für eine Adaptierung des bestehenden Systems aus. „Eine Meinung, die ich als Privatperson, aber auch als WK-Lebensmittelhandels-Obmann habe.“
Warnende Worte findet er auch für die Container-Vorstöße. „Ich finde jedes neue Geschäftsmodell hat seine Berechtigung, so lange es sich an gesetzliche Rahmenbedingungen hält. Beim Thema Öffnungszeiten muss ganz genau hingeschaut werden. Gibt es verschiedene, erfolgreiche Roll-outs, kann das auch Arbeitsplätze kosten, weil Anbieter trotz der Unbemanntheit mit gleichen Preisen wie im stationären Handel agieren und damit rentabler arbeiten können.“