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KR Christof Kastner

Text: Herbert Schneeweiß

Umsatz-Plus von einem Prozent trotz Gastro-Flaute

Kastner: Die Aufholjagd

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  • 2022 wollen die Niederösterreicher wieder auf Vorjahresniveau
  • Investitionsvolumen von 30 Millionen geschnürt
  • Interesse an AGM/Metro-Deal sowie am Tankstellengeschäft

Die fertigen Pläne lagen bereits auf dem Tisch. 333 Millionen Euro wollte das Großhandelshaus Kastner bis zum Jahr 2025 erwirtschaften. Satte Steigerungsraten von zehn Prozent waren anvisiert. Und dann kam Corona.

Im Jahr 2020 stürzten die Niederösterreicher Virus-bedingt auf 225,51 Millionen Euro ab. Abgänge von knapp zehn Prozent. Doch mit 2021 läutet Firmenchef KR Christof Kastner wieder eine Trendwende ein und bläst zur Aufholjagd. „Ein Prozent haben wir wieder gut gemacht.“ Und das trotz Lockdown-Rallye in der Gastronomie im ersten Halbjahr. 

227,73 Millionen Euro stehen für die letzten zwölf Monate zu Buche. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen und können zufrieden sein“, so der Zwettler GH-König, der das Tempo 2022 noch deutlich steigern will. „Wir nehmen heuer die 2019er Zahlen ins Visier.“ Mindestens. Denn: Unter vorgehaltener Hand wollen die Niederösterreicher noch größere Umsatzsprünge realisieren. Dreh- und Angelpunkt dabei: Das Corona-bedingt kriselnde Gastro-Geschäft. 2019 schlug sich die Position noch mit 144 Millionen Euro zu Buche. 2021 kamen die Niederösterreicher mit 108,46 Millionen Euro ins Ziel. Gesundet der Gastro-Großhandel bei gleichbleibender Performance von Nah& Frisch und Biogast, dann „ist noch deutlich mehr drinnen.“

30 Mille Invest. Die Angriffslust ist zurückgekehrt ins Zwettler Headquarter. Für die nächsten fünf Jahre kündigt Kastner ein Investitionspaket von 30 Millionen Euro an. Für Wien Nord wurde ein Gesamtvolumen von 6,5 Millionen geschnürt. Die Drehscheibe mit 12.000 m2 Nutzfläche sollen in zwei Etappen um 600 m2 im Expedit und 600 m2 Bürofläche für die Biogast erweitert werden. Frischdienst-Bereich und O&G-Abteilungen werden komplett neu aufgestellt.

Geko. Für den Standort Wien Süd (Geko) wurden ebenfalls fünf Millionen freigemacht. „Der komplette Markt wird neu erschlossen. Wir verfügen hier über 6.000 m2, hätten im Bereich des Innenhofs sogar noch Platzre­serven“, so der Geschäftsführer im REGAL-Gespräch. Regalstellung, Kühlräume, Expedit. Kastner fährt hier eine völlige Neuaufstellung. „Wir werden auch die O&G-Abteilung trotz Lage am Großgrünmarkt überarbeiten, der Kunde will ein One-Stop-Shopping.“ 

Eisenstadt. Eine weitere Million geht in den Standort Eisenstadt. „Hier setzen wir einen Schwerpunkt im Bereich gekühltes Expedit, damit wir Trocken- und Frischware gemeinsam und platzsparend bereit stellen können und die Flächen dahinter entlasten.“

Ausbau in Zwettl. Und auch in Zwettl werden spätestens 2023 die Bagger vorfahren. „Wir wollen in einem ersten Step ein Projekt mit 5.000 m2 auf zwei Geschoßen, also mit 10.000 m2 Nutzfläche, vom Stapel lassen.“ Genaue Investitionssummen nennt Kastner nicht. „Hier sind wir noch in Verhandlungen.“ Sicher ist: Das Vorhaben Zwettl wird die Niederösterreicher noch zehn bis 15 Jahre begleiten. „Wir haben drei Bau-Etappen eingetaktet.“ Insgesamt stehen mittlerweile 26.000 m2 zum Ausbau des Logistikzentrums in Zwettl zur Verfügung. Das erste Realisierungsziel soll „so schnell wie möglich erreicht werden.“ Die Kapazitätsgrenzen sind nahezu ausgereizt. „Wir werden im nächsten Jahr bereits 100 Millionen Euro über den Standort abwickeln.“

AGM-Deal. Doch auch weitere Projekte will Kastner nicht ausschließen. Darüber hinaus wird mit Argus-Augen die Entscheidung der BWB zum AGM/Metro-Deal abgewartet. „Diese Machtkonzentration wäre uns ein Dorn im Auge.“ Mit einem grünen Licht rechnet Kastner nicht und will auch eine gut gefüllte Kriegskasse nicht bestreiten. „Wir haben eine sehr hohe Eigenkapitalquote.“ 

Lekkerland-Deal. Auch das Sesselrücken im Convenience-Bereich blieb den Zwettlern nicht verborgen. „Wir haben die Braut geprüft und schließlich ziehen lassen“, so Kastner und will dennoch den Ausbau in diesem (Tankstellen-)Segment nicht ausschließen. „Es gibt nur noch wenige Player in diesem Feld, vielleicht braucht es eine neue Alternative.“ 

Keine Boxen. Dagegen wollen die Niederösterreicher im Bereich LEH-Boxen und Container nicht mitmischen. „Das rechnet sich nicht. Wenn ein Potenzial für einen 150 m2-Markt nicht vorhanden ist, dann ist es auch für einen unbemannten Nahversorger-Laden nicht gegeben.“ Dagegen treibt Kastner den Automaten-Roll-out voran. „Wir haben bereits 40 Automaten bei Nah&Frisch-Standorten aufgeschaltet und wollen 2022 diese Zahl noch verdoppeln“, so Geschäftsführer Andreas Blauensteiner, MBA. Dazu sollen auch größere Hybrid-Modelle mit mehreren hundert Produkten realisiert werden. „Ein, zwei Pilotversuche soll es bis Sommer geben.“

Nah&Frisch. Insgesamt sind 143 von Kastner belieferte Nah&Frisch-Standorte am Netz. Die Austro-Flotte umfasst mit Jahreswechsel 430 Märkte. „Wir haben zwei neue Standorte dazubekommen und acht Ge­schäfts­übernahmen erfolgreich abgeschlossen“, so Blauensteiner. 14 Ladenbauprojekte und zwölf Regaloptimierungen standen auf dem Programm. Große Expansions-Sprünge erwartet Blauensteiner für 2022 nicht. „Unser Ziel ist es, dass wir die Anzahl halten und vielleicht moderat ausbauen.“ 

Dagegen steht beim eigenen Filialnetz Reduktion auf der Agenda. „Wir sind Großhändler und keine Filialisten. Derzeit halten wir bei zwölf Eigen-Geschäften. Wenn wir dieses auf drei, vier oder fünf absenken könnten, wäre das durchaus wünschenswert. Wir sind hier aber weiter das Auffangbecken, falls Kaufleute nicht weitermachen können und wir nicht sofort einen Nachfolger parat haben.“ 

Bio Shop-Konzept. Vorangetrieben wird das Bio-Shop-in-Shop-Konzept. „Hier haben wir bereits 20 Multiplikationen bei Geschäften über 150 m2. Insgesamt sind 40 bis 50 vorstellbar.“

Umsatz. Die Umsatzentwicklung im Jahr 2021 stimme positiv. „Wir hatten eine starke Entwicklung von mehr als sieben Prozent im Jahr 2020 und konnten diese Zahlen auch halten, sogar leicht ausbauen.“ Insgesamt entfallen auf den Kastner Großhandel Zwettl/Jennersdorf 106,94 Millionen Euro.

Biogast. Aufwind gibt es weiter bei der Biogast. „Wir konnten unsere Umsätze von 55,9 auf 59 Millionen Euro ausbauen“, so Geschäftsführer Horst Moser. Dabei sei Österreich weiter der kräftigste Wachstumsmotor. „Wir haben uns als biologische Vollsortimenter auch einen Namen in der Slowakei, Slowenien und Tschechien machen können“, so Moser weiter. Ebenfalls im Aufwind: Myproduct.at. „Wir haben ein sehr starkes Wachstum hinter uns und nähern uns wieder den Kapazitätsgrenzen in Amstetten.“ Kastner: „Wir werden hier noch einige Flächen adaptieren, da ist mit Sicherheit noch Wachstum möglich.“ 

Die Nachhaltigkeitsoffensive wird ebenfalls vorangetrieben. „Wir werden in Jennersdorf und Zwettl neue Photovoltaikanlagen aufschalten. Die Stromkosten haben uns durchgeschüttelt und werden sich 2022 verdoppeln.“ Auch in der Logistik wollen die Niederösterreicher nicht untätig sein und auf Elektro- und Wasserstoff-Mobilität warten. „Wir haben einen Gas-LKW angeschafft, der uns im CO₂-Einsparungspotenziale heben lässt“, so Geschäftsführer Mag. Herwig Gruber. Dazu liefern die Niederösterreicher mittlerweile CO₂-neutral.


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