interview: Magdalena Kranabitl
Wirtschaftskammer-Salzburg Präsident und Adeg Kaufmann KR Peter Buchmüller warnt im REGAL Exklusiv-Interview vor einem drastischen Mitarbeiter- Mangel
Alarm! Zu wenige Mitarbeiter
- Arbeitsmarkt-Reform auf breiter Front gefordert
- Salzburger Altstadt läuft gut
- Wieder mehr Gemeinden ohne Nahversorger
REGAL: Herrscht ein Personalmangel in Salzburg?
Präsident KR Peter Buchmüller: Wir verzeichnen in allen Sparten der Wirtschaft einen generellen Arbeitskräftemangel. Ende Dezember waren in Salzburg 11.545 offene Stellen beim AMS gemeldet, so viele wie noch nie. Doch die Betriebe suchen oft umsonst. Die Ursachen sind vielschichtig. Einer der Gründe ist, dass Corona den Arbeitsmarkt blockiert. Durch die Kurzarbeit findet zu wenig Austausch statt. Kurzarbeit sollte nur mehr in den Branchen stattfinden, die das wirklich benötigen.
Wie kann dem Arbeitskräftemangel entgegengewirkt werden?
Es braucht eine Arbeitsmarktreform auf breiter Front. Wir müssen mehr Anreize setzen, dass Arbeit angenommen wird. Wir müssen aufhören, die Arbeitslosigkeit zu finanzieren und stattdessen die Beschäftigungsaufnahme fördern. Mit einer besseren Kinderbetreuung können immer mehr Frauen ins Erwerbsleben eintreten oder auch ganztags arbeiten, wenn sie wollen. Außerdem ist eine qualifizierte Zuwanderung essenziell. Generell müssen wir auf Integration in den Arbeitsmarkt setzen, was für alle gilt, die arbeiten können und wollen.
Nun würde ich gerne auf die Lehrlingssituation zu sprechen kommen. Wie ist diese aktuell im Handel und Lebensmitteleinzelhandel?
Zwar sind die Lehrlingszahlen insgesamt etwas zurückgegangen, wir verzeichnen aber wieder ein kleines Plus bei den Lehranfängern. Sowohl der Handel, als auch der Lebensmitteleinzelhandel könnten sehr viel mehr Lehrlinge aufnehmen.
Welche Gründe gibt es dafür?
Corona hat in der Lehrlingsausbildung vor allem 2020 eine Delle ausgelöst. Die Berufsinfo-Messe konnte nicht stattfinden. In den Betrieben war kaum ein Schnuppern möglich. Es hat auch kaum Schulabbrecher gegeben. Die sind alle aufgestiegen und in der Schule geblieben. Außerdem nimmt die Zahl der Jugendlichen wieder ab.
Wie entwickelt sich der Handel unter den derzeitigen Bedingungen?
Drogerien und der Lebensmitteleinzelhandel haben sich auch in Salzburg hervorragend entwickelt. Der restliche Handel tut sich schwer, wieder in Schwung zu kommen. Es muss weitere Wirtschaftshilfen für die Händler geben, wofür wir uns einsetzen.
Welche Maßnahmen werden gesetzt, um dem Mangel entgegen zu wirken?
Es sind wieder Schnuppertage in den Betrieben möglich. Nun können wir auch wieder viele Werbemaßnahmen für die Lehre setzen. Die einzelnen Sparten gehen in die Schulen, stellen die Lehrberufe vor. Ein Schwerpunkt ist, dass direkt vor Ort an den Schulen Berufsorientierung stattfindet. Das ist ganz wichtig.
In wie vielen Gemeinden fehlt der Nahversorger?
Zehn der insgesamt 119 Salzburger Gemeinden haben keinen Nahversorger. Das hat zugenommen, konnte aber durch die Nahversorgerförderung des Landes, für die sich die Wirtschaftskammer sehr eingesetzt hat, gebremst werden.
Welche Maßnahmen werden gesetzt, um den innerstädtischen Handel wie etwa in der Salzburger Altstadt in Schuss zu halten?
Um diese brauchen wir uns momentan keine Sorgen machen. Die läuft. Mehr Beachtung brauchen hingegen kleinere Orte und Städte. Diese sind sehr von den ausländischen Besuchern abhängig. In Hallein sieht man beispielsweise, dass die Gäste fehlen.
Läuft der Tourismus?
Rund um Weihnachten und Neujahr lief es im Tourismus recht gut. Nun hoffen wir auf eine passable restliche Wintersaison. Aktuell ist die Wirtschaftslage in Salzburg sehr gut.
Vielen Dank für das Gespräch.