text: Clarissa Mayer-Heinisch, Gregor Schuhmayer
Interview mit dem COO der SES (Spar Zentren) Mag. Christoph Andexlinger
Spar Zentren tanken sich zurück
Nach einem Umsatzminus von 13 Prozent im Krisenjahr 2020 sind die 30 Shopping-Standorte der SES wieder auf dem Weg zurück. Ein Umsatzplus über alle Länder von 7,6 Prozent auf 2,64 Milliarden Euro (mit 1.800 Händlern), 70 neue Shops in den Malls und 830.000 Quadratmeter gemanagte Shopflächen sind die Eckdaten des vergangenen Jahres. In Österreich stieg der Händler-Umsatz um 6,5 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro.
REGAL: Wie haben die österreichischen SES EKZ die zwei Pandemiejahre überstanden?
Mag. Christoph Andexlinger: Wir haben 2021 das Vorkrisenniveau von 2019 durch die vielen Lockdown-Tage naturgemäß noch nicht erreichen können. Die Zahlen belegen jedoch eindeutig einen Trend in die richtige Richtung und zeigen, dass die Umsätze an unseren Standorten deutlich über dem Wachstum des österreichischen Einzelhandels liegen. Den größten Aufholbedarf gibt es in der Gastronomie und im Fashionbereich.
Welche konkreten Pläne gibt es für das heurige Jahr punkto Ausbau/Erweiterung und Revitalisierung?
Viele Shopbetreiber investierten in Modernisierungen und Relaunches. Das wird auch 2022 vorangetrieben. Und auch im Vorjahr haben wir als SES investiert: 2021 flossen rund 22 Millionen Euro in Instandhaltung, Umbauten, Modernisierungen und Nachhaltigkeit.
Die Top-7-Center Österreichs?
Die Center mit dem höchsten Umsatzwachstum 2021 waren das Forum 1 Salzburg (+12,7%), der Murpark Graz (+9,8%), das Atrio Villach (+7,7%), die Weberzeile Ried (+7,3%), das Huma Eleven Wien Simmering (+6%) und das Q19 Wien Döbling (+4,6%), welches bereits wieder das Vorkrisenniveau erreichte. Der Europark Salzburg konnte auf hohem Niveau ein Umsatzplus von vier Prozent erzielen.
Der Salzburger Europark ist das Flaggschiff der Spar-Zentren?
Der Europark Salzburg bleibt unangefochten das frequenz- und umsatzstärkste Haus der gesamten SES-Gruppe.
Aber welche konkreten Projekte bestehen?
Die Mall King Cross in Zagreb wird einem großangelegten Refurbishment unterzogen. Wichtig ist auch eine Außenanbindung für Gastronomiebetriebe. So haben wir im Atrio in Villach und im Zimbapark Bludenz-Bürs Außenzonen für unsere Gastronomen umgesetzt.
Welche sind die wichtigsten Zugpferde in großen Zentren?
Regionalität und Innovationen werden immer wichtiger. Und natürlich braucht es auch weiterhin die starken Großflächenanbieter wie Interspar, Hervis, Zara, H&M, Peek & Cloppenburg, Media Markt und Thalia sowie proaktive, innovative Gastronomen.
Wie wichtig ist der Interspar Markt als Flaggschiff von Centern?
Sehr wichtig – auch in Hinblick auf wegweisende Trendprodukte und das unglaublich große Sortiment.
Inwiefern hat sich der Mieter-Mix in den letzten Jahren verändert? Welche interessanten Konzepte sind in den Malls der SES Center dazugekommen?
Neue Konzepte in unseren Malls sind beispielsweise der erste „Let’s do it“ Baufachmarkt in einem Shopping-Center – das war gleichzeitig auch der erste „Let’s do it“ in Wien. Neue Shops wie Pepco, Room with a view, die ersten Ikea Planungsbüros in Shopping-Malls oder TK Maxx im Atrio stehen beispielhaft für die enorme Bandbreite. Auch zahlreiche innovative Partner und Start-ups aus der jeweiligen Region unserer Center punkten neu im Shopmix, wie die „Stoffschwestern“ im Fischapark, das „S’Fachl“ im Murpark oder der Gewürzspezialist „Stay spiced“ im Europark Salzburg. Delivery-Angebote in der Gastro werden weiterhin ausgebaut und eine wichtige Rolle spielen.
Wie wichtig ist heute noch der Food Court?
Ob es nun ein Food Court oder eine Gastronomie ist, die über die gesamte Mall verteilt ist, ist nicht so wichtig. In unseren Malls befinden sich die Cafés, Restaurants, Juicebars und andere kulinarische Anbieter an ganz bewusst ausgewählten Punkten im Center. So kann man zum Beispiel im Europark Salzburg von jeder Stelle in der Mall aus zumindest einen Gastronomiebetrieb sehen.
Also ein Konzept ohne echten Food-Court?
Auch Food Courts funktionieren in passenden urbanen Lagen sehr gut, vor allem mit attraktiver Außenanbindung wie beispielsweise der Dachterrasse im Citypark Graz oder am Freizeitdach des Aleja Ljubljana. Gastronomie bestimmt den Charakter einer Shopping-Destination entscheidend mit und stiftet lokale Identität. Oft sind es daher auch „local heroes“, die in unseren Centern einen Standort eröffnen.
Welche Maßnahmen wirken, um gegen die Online-Konkurrenz anzukämpfen?
Ich bleibe dabei: Wir kämpfen nicht gegen jemanden. Der allergrößte Teil des Handels findet nach wie vor stationär statt. Ich sehe keinen Grund, warum sich das ändern sollte.
Im Januar dieses Jahres erhielt die SES grünes Licht für das Hotelprojekt in Lienz. Was bedeutet dieses Projekt für die SES?
Der Baustart des Hotels als Teil des Quartiers soll noch im Frühjahr 2022 erfolgen, an der pandemiebedingten Neukonzeption der Handelsflächen wird gearbeitet. Wir freuen uns über unser erstes Hotelprojekt. Das Thema der multifunktionalen Nutzungen ist ein Zukunftsthema, mit dem wir uns sehr intensiv beschäftigen.
Wie entwickelt sich das neue Aleja in Ljubjana?
Wir hätten uns natürlich zum Start von Aleja andere Rahmenbedingungen gewünscht, als wir sie im Frühjahr 2020 vorgefunden haben. In Anbetracht dieser äußerst schwierigen Ausgangslage hat sich die Mall vom Start weg bis heute sehr gut entwickelt. Wenn jetzt die Einschränkungen fallen, dann kann Aleja seine vollen Vorteile ausspielen.
Die SES managt 30 Shopping-Standorte in Österreich, Slowenien, Italien, Ungarn, Tschechien und Kroatien. Ist an eine Ausweitung dieser Aktivitäten gedacht?
Weitere Expansionspläne gibt es hinsichtlich neuer, hochwertiger Retail Park-Projekte in Ungarn, Slowenien und Kroatien. Grundsätzlich: Wir werden in den sechs Ländern, in denen wir tätig sind, auch 2022 kräftig in unsere Shopping-Standorte investieren.
Wieviel wird 2022 international investiert?
115 Millionen Euro sind für Projektentwicklungen, Mall-Refurbishments und Instandhaltungs-Maßnahmen geplant.
Durch die Pandemie, den Krieg in der Ukraine, die gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel und die Inflation steigen die Preise kontinuierlich. Merken Sie Auswirkungen all dessen im Kundenverhalten?
Der Kostendruck, der durch die beginnende Inflation weiter angetrieben wird, steigt natürlich auch bei uns. Die ersten Auswirkungen fordern unsere Kreativität nach neuen und besseren Lösungen heraus. Daneben wirken noch viele weitere Faktoren auf die Gesamtstimmung und auf das Konsumentenverhalten ein. Wir reagieren mit Bedacht, aber konsequent. Das würde ich mir auch von der Politik wünschen.
Wie läuft das Geschäft in Ungarn?
24 Millionen Euro investierte SES als Eigentümer und Betreiber in den S-Park, ein modernes Fachmarktzentrum in der Bezirksstadt Kaposvár. Eröffnung war im März 2021. Gemeinsam mit dem Standort Korzó, den SES seit 2009 in Nyíregyhazá nahe der ukrainischen Grenze managt, konnten 2021 Umsatzsteigerungen von 14,3 Prozent (inkl. Expansion) erzielt werden.
Wie entwickelt sich Italien und der große Europark in Prag?
Die Verkaufsumsätze der drei norditalienischen SES-Shopping-Malls wuchsen im Vorjahr um 7,1 Prozent. In Kroatien wurden im King Cross Zagreb Umsatzsteigerungen von 13 Prozent, im Europark Prag ein Umsatzplus von vier Prozent erreicht.
Vielen Dank für das Interview.