interview: Herbert Schneeweiß
REGAL Exklusiv-Gespräch mit Markant Geschäftsführer Mag. Thomas Zechner
Markant: Rekord-Ergebnis
- Verrechnungsumsatz: 2,5 Milliarden Euro (+ 12,5 Prozent)
- 2.500 Lieferanten-Verträge
- Über 40 Händler mit 4.600 Lieferstellen
- MPreis und dm als Zugpferde
REGAL: Die Markant konnte Ihre Verrechnungsumsätze in den letzten Jahren sukzessive nach oben drehen. Wie hat die Entwicklung 2021 ausgesehen?
Zechner: Die Markant-Gruppe kam europaweit auf einen Regulierungsumsatz von 58 Milliarden Euro bei einem Außenumsatz von 130 Milliarden Euro. Ein Plus von acht Prozent. In Österreich lagen wir bei 2,5 Milliarden Euro. Das war ein Plus von 12,5 Prozent und der höchste Umsatz, den wir in Österreich je erreicht haben.
12,5 Prozent bedeutet aber auch, dass sich der Knick bei den Gastro-Umsätzen schlussendlich weniger durchgeschlagen hat?
Die Gastro-Umsätze haben definitiv massiv gelitten. Der C&C und Großverbraucher-Anteil am Regulierungsumsatz lag 2019, vor der Krise, noch bei 42 Prozent und ist 2021 auf 32 Prozent abgesackt. Der LEH-Anteil kletterte dagegen bereits auf 37 Prozent, DFH pendelte sich zuletzt bei 26 Prozent und Non Food bei fünf Prozent ein.
Wer sind die stärksten Zugpferde. MPreis hat an Bedeutung gewonnen?
Das ist zweifellos so. Mit MPreis arbeiten wir sehr eng zusammen. Hier werden unsere Dienstleistungen nahezu 100 Prozent genutzt. MPreis verrechnet mittlerweile insgesamt 96 bis 97 Prozent seiner Kunden über die Markant. Aber auch die dm gehört zu unseren größten Playern. Umsatzmäßig liegen beide Unternehmen auch in einem ähnlichen Bereich, rund um einer Milliarde Euro.
Gibt es bei 96 Prozent überhaupt noch Wachstumspotenzial?
Sie haben Recht. 100 Prozent sind wohl nie abbildbar, weil es immer ein Einlistungs-Procedere gibt, beziehungsweise einige Lieferanten nur mit In/Out-Aktionen platziert werden und hier auch nicht unmittelbar eine Verrechnung über Markant erfolgt.
Damit werden aber auch Kleinst-Lieferanten ins Boot geholt, gibt es hier Hilfestellung für Lokalgrößen oder Familienbetriebe?
Ja. Es trifft hier oft eine kleine Landwirtschaft auf ein hochtechnologisches Unternehmen wie MPreis. Und trotzdem gelingt es hier mit einer einfachen Web-EDI eine rasche Anbindung zu schaffen. Wir haben mittlerweile 300 Lieferanten auf diese Weise ausgestattet.
Mit weiterem Potenzial?
Mit einem Potenzial von nochmals 300.
Sie haben von einem Verrechnungsumsatz von 2,5 Milliarden gesprochen. Sehen Sie auch für 2022 noch Potenzial.
Wir sind wieder auf einem guten Weg, das Rekordergebnis neuerlich zu toppen. Wir sehen auch Vorziehungseffekte. Insgesamt zeigt sich auch der Gastro-Bereich erholt und konnte bislang ein Plus von fünf Prozent schreiben.
Auch durch die Teuerungseffekte wird diese Entwicklung vorangetrieben?
Wobei wir deutliche Effekte über der Inflation erwarten. Aber eine Teuerung hat nicht nur die Dimension, dass für die gleiche Menge mehr Umsatz, mehr Ertrag eingefahren wird. Eine Teuerung kann auch in den Läden eine Auswirkung, etwa eine Kaufzurückhaltung, haben. Das gilt es abzuwarten.
Welche Segmente sind am stärksten betroffen?
Öl, Mehl, Getreide, aber auch Fett. Eine Angst um die grundsätzliche Versorgungssicherheit ist unbegründet, aber natürlich müssen wir uns anschauen, ob alle bereits eingeloggten Mengen-Aktionen in der anvisierten Form realisiert werden können oder ob da oder dort die entsprechende Ware nicht zur Verfügung steht.
Sie vertreten auch Non Food-II-Händler. Sind hier auch Corona-Nachwehen aufgrund Logistikhemmnissen zu erwarten?
Ich rechne viel mehr mit einem sehr guten Jahr für diese Branchen. Die Händler sind gut aufgestellt, haben für entsprechende Lagerbestände gesorgt.
Gibt es noch die Möglichkeiten auch mit der Anzahl von neuen Partnerbetrieben zu wachsen?
Wir haben derzeit 44 Händler mit 4.600 Lieferstellen aufgeschaltet. 2.500 Lieferanten haben Vereinbarungen mit der Markant. Und ja, es gibt weiter Bewegung. Die AGM Zell am See ist jetzt Eurogast-Mitglied und verrechnet über die Markant. Dazu ist auch der Ethno-Food-Großhändler Gastro Profi als Transgourmet-Tochter zu uns gestoßen.
Und es gibt auch noch große Fische – Metro – zum Beispiel?
In Deutschland verrechnet Metro über die Markant. Und auch wir sind jederzeit gesprächsbereit. Mit jedem Player.
Welche Länder werden über die Landesorganisation Österreich abgewickelt?
Es werden Ungarn, Kroatien, Slowenien und teilweise Italien mit eigenen Country Managern serviciert.
Wie hoch ist hier das Verrechnungsvolumen?
Wir liegen 2021 bei 110 Millionen Euro. Ein Plus von 50 Prozent.
Bei welcher Umsatzgröße machte eine eigene Landesorganisation Sinn?
Das ist bei einer Grenze von 450 bis 500 Millionen Euro der Fall.
Auch Bulgarien, Luxemburg und Belgien schaltet die Markant derzeit auf, ist Bulgarien ein Fall für die Drehscheibe Wien?
Nein, aber wir werden im Oktober Serbien ins Service nehmen.
Ein Blick auf das Markant-Organigramm zeigt, es gibt auch eine Einkaufsabteilung?
Das mag mit Sicherheit irritieren, wobei dieser Begriff aus der Historie stammt. Grundsätzlich geht es in dieser Abteilung um Vermittlungsgeschäfte von Dienstleistungen zwischen Händlern und Industrie. Dennoch gibt es auch Einkaufsagenden. So werden die Bundesaktionen der Nah&Frisch im Rahmen einer langjährigen Kooperationsvereinbarung verhandelt.
Wie haben sich andere Leistungsdaten entwickelt. Belegvolumen oder Stammdatensätze?
Wir verarbeiten per anno 1,4 Millionen Belege mit einer EDI-Quote von 97 Prozent. 13 Millionen Produkt-Stammdatensätze, ein Plus von 60 Prozent, sind mittlerweile von 2.000 Lieferanten exportiert. Dazu sind 100.000 Bilder von 1.400 Lieferanten eingeholt. Bei unserem Markant-Price-Monitor sind mittlerweile 1,2 Millionen Aktionen erfasst.
Sie haben die Stammdaten hervorgehoben, sind die Hebel Richtung Herkunftskennzeichnung bereits gesetzt?
Ja, wir sind hier bereits auf einem guten Weg, um bis zum Ende des Jahres unseren C&C-Händlern die benötigten Daten der Lieferanten zu liefern.
Und was wird für das geplante Lieferkettensorgfaltsgesetz notwendig sein?
Auch hier gibt es bereits eine ECR-Arbeitsgruppe, aber es fehlt noch an der EU-Richtlinie. Grundsätzlich geht es hier darum auch Nachhaltigkeitsaspekte in den Stammdaten abzubilden. Es soll zudem nachvollziehbar werden, dass ein Produkt nach den Richtlinien der Nachhaltigkeit, Menschenrechte und Umweltschutz entstanden ist. Betrifft es Lieferketten in Österreich oder Europa, dann lässt sich das noch leichter bewerkstelligen als für Kakao-Plantagen in Zentralafrika.
Gibt es auch neue Dienstleistungen?
Ja, etwa im Bereich Cyber Security und Defense. Wir haben von den letzten Cyber-Attacken auf Handelspartner in Deutschland gelernt und bieten ein Backup-Paket für Partner-Betriebe an, die das Offenhalten der Geschäfte in jedem Fall bewerkstelligen soll. Übrigens deckt unsere Bürgschaft auch die vorübergehenden Lieferrisken unserer Industriepartner in solchen Fällen ab. Auch unsere Vorfinanzierung-Services erfreuen sich jetzt wieder größerer Nachfrage.
Vielen Dank für das Gespräch.