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Jakob Leitner, Direktor Spar Oberösterreich

interview: Verena Schneeweiß

Neue Standorte, Raumordnungshürden, Verfügbarkeiten: Spar OÖ Direktor Jakob Leitner im großen REGAL-Interview

Spar: Dynamik in Oberösterreich

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  • Neues Zentrallager für frische Langsamdreher in Vorchdorf
  • 289 Standorte, schon 71 Eurospar
  • 70.000 Palettenplätze im Zentrallager Wels

REGAL: Herr Direktor Leitner, die Spar expandiert kräftig. Wie viele Standorte bestehen in Oberösterreich insgesamt? Leitner: In Summe 289, betrieben von 151 selbstständigen Kaufleute (inklusive 28 Spar express) und 125 im filialisierten Einzelhandel. Nach Vertriebstypen: 28 Spar express, 46 Spar-Märkte, 131 Supermärkte und 71 Eurospar. Bei den Eurospar-Märkten sind zehn in den Händen selbstständiger Kaufleute. Dazu kommen acht Interspar und fünf Maximärkte.

Könnten Sie ein paar konkrete Projekte erwähnen?
Wir hatten 2021 viele tolle Projekte im EH-Bereich, die wir umsetzen konnten. Extrem erfreulich waren die zwei Eurospar-Standorte von Pöschl und Jauker, die aus eigener Kraft umgesetzt wurden. Sie laufen hervorragend und werden vom Kunden ausgezeichnet angenommen. Wir hatten zudem Supermarkt-Projekte im selbstständigen Einzelhandel: Feurhuber in Oberwang, Schneider in Oed-Öhling, Zauner in Uttendorf, Groiß in Eferding und Spieler in Sankt Marienkirchen.

Und im Filialbereich?
Highlights waren die Eurospar-Projekte im Filialbereich in Bad Leonfelden oder am Pöstlingberg. In Sankt Florian haben wir von Supermarkt auf Eurospar umgestellt und neu gebaut. Auch Ansfelden wurde von einem Supermarkt zu Eurospar. Und im Sommer haben wir einen Spar am Linzer MED Campus eröffnet. Ein sehr erfolgreiches Jahr 2021 mit zahlreichen Strukturverbesserungen.

Wie viel beträgt die gesamte Verkaufsfläche 2021 in Oberösterreich?
Knapp 194.000 m2.

Wie viele Standorte sind auf das Konzept 2.0 umgestellt?
Im Filialbereich elf Supermärkte und 15 Eurospar. Im Einzelhandel 23 Supermärkte und sieben Eurospar.

Wir blicken auf zwei außergewöhnliche Jahre zurück. Der Spar verbuchte ein Wachstum von rund vier Prozent. Wie sah die Entwicklung in Ihrer Region aus?
2021 war durchaus eine Überraschung. Die Entwicklung von 2020 mit Übernahme der Marktführerschaft nochmals zu toppen, war keine Selbstverständlichkeit. In dieser Euphorie haben wir weiter geplant. Jetzt ist eine neue Situation eingetreten. Der Westen hat gottseidank tolle Umsatzzuwächse, da Tourismus und Gastronomie hier wieder angelaufen sind. Der Gesamtmarkt ist, laut Nielsen, um über ein Prozent gesunken. Wir halten uns gut und entwickeln uns besser als der Markt. Wir verbuchen Marktanteilszugewinne und konnten den Abstand zur Nummer zwei ausbauen. Aufgrund der Ukraine-Krise spüren wir aber eine gewisse Kaufzurückhaltung. Durch Inflation und Preissteigerungen müssen Haushalte mehr sparen. Das wirkt sich auch auf den Lebensmitteleinkauf aus.

Wie war das Ostergeschäft?
Es ist normal gelaufen. Nicht in dieser dynamischen Entwicklung der letzten Jahre. Man spürt, dass die Gastronomie wieder offen hat. Der Außer-Haus-Verzehr ist gestiegen, zuhause wurde weniger gekocht. Wir sehen das beispielsweise beim Fleisch.

Kurz zum Sortiment. Sie haben in unserem letzten Interview das Bio-Wachstum erwähnt. Wie sieht die aktuelle Entwicklung aus und welche weiteren Trends gibt es?
Bio hat seinen Siegeszug fortgesetzt. Stark spürbar sind die Trends in Richtung vegetarische und vegane Produkte. Da hat sich das Essverhalten stark verändert. Unser Fokus liegt weiter extrem stark auf der Feinkost. Das ist mittlerweile eine Art Alleinstellungsmerkmal geworden. Schwerpunkte zum Sofortverzehr, heiße Theke, warme Speisen. Wir haben aktuell 42 Fischabteilungen mit Frischfisch in Bedienung. Unter „Young and Urban“ verfolgen wir weiter Trends. Da tut sich im Getränkebereich unheimlich viel. Und: Regionalität ist nach wie vor wichtig.

Stichwort Preise und Verfügbarkeiten. Müssen sich Endkonsumenten vor leeren Regalen fürchten?
Nein, das sicher nicht. Aber die Warenverfügbarkeiten sind eingeschränkt. Vor Corona hatten wir ein Servicelevel von 98,5. Also von 100 Prozent Bestellungen konnten wir 98,5 Prozent erfüllen. Diese Werte können nicht mehr erreicht werden, weil die Versorgungsketten nicht mehr so funktionieren wie früher. Egal, ob durch einen Lockdown in Shanghai keine Containerschiffe mehr abgewickelt werden können oder der Schiffsverkehr aus der Ukraine lahmliegt. Unsere Lieferanten kämpfen mit Preissteigerungen. Es ist für alle Beteiligten eine extreme Herausforderung: einerseits, preiswürdig zu bleiben und andererseits, die angefallenen Mehrkosten abzudecken.

Welche Warengruppen sind von Lieferengpässen derzeit besonders betroffen?
Öle und Grundnahrungsmittel, wie etwa Mehl. Die Ursachen sind ganz unterschiedlich – von Rohstoff- oder Verpackungsengpässen, fehlenden Erntehelfern bis hin zu LKW-Fahrer-Mangel.

Beim Thema Lagerflächen gehen die Meinungen auseinander. Hat sich die Bedeutung des Lagers, gerade in Zeiten wie diesen, verändert?
Natürlich gab es vom Einkauf zum Teil den Wunsch, sich mit Ware einzudecken. Unsere Kapazitäten waren bereits stark begrenzt. Gottseidank sind wir in Baustufe 4 in unserem Zentrallager in Wels und können Ende Mai das Hochregallager aufschalten. Dort haben wir 70.000 Palettenplätze zur Verfügung. Mit diesem Schritt haben wir Möglichkeiten, hier zu reagieren.

Die Kapazität wird auf 340.000 GVE pro Tag hochgekurbelt. Wann wird die Baustufe abgeschlossen sein?
Die ersten Integrationsmaßnahmen wird es noch im November geben. Wir brauchen für Weihnachten dringend Kommissionier-Kapazitäten. Im Vollbetrieb wollen wir im ersten Quartal 2023 sein.

Wie viel wird investiert?
Knapp über 100 Millionen Euro.

Gibt es heuer weitere Projekte im Bereich Lager und Logistik?
Wir nehmen mit Ende Mai das Zentrallager Frische in Vorchdorf in Betrieb, angeschlossen an das Logistikzentrum der Frutura. Dort angeschlossen werden wir langsam drehende Wurst-Käse-Mopro-Artikel abwickeln. Der Platz in den jeweiligen Zentralen ist auch in der Frische sehr beengt. Das wird in der Logistik ein besonderes Highlight werden. Im Endausbau reden wir von 1.000 bis 1.200 Artikel, die dort abgewickelt werden.

In den vergangenen Jahren gab es beim Thema Eurospar eine regelrechte Offensive. Wie sehen die Pläne für 2022 aus?
Hier haben wir eine Erfolgsmeldung zu berichten. Der Einzelhändler Hufnagl in Altmünster hat selbst investiert und den Supermarkt auf Eurospar ausgebaut. Der Eurospar in Mondsee wurde geschliffen und mit erweiterter Verkaufsfläche wieder eröffnet. Der Supermarkt Pinsdorf wurde kürzlich niedergerissen und wird zu einem Eurospar. Diese Projekte wurden nach den alten Raumordnungskriterien entwickelt. Künftig wird die Eurospar-Expansion nicht mehr in diesem Tempo weitergehen können.

Wo würden Sie noch Potenziale für weitere Eurospar-Flächen sehen?
Dort, wo wir erfolgreiche Supermärkte haben. Ein Beispiel ist Kremsmünster, wo wir schon mit der Gemeinde in Kontakt sind. Allerdings: Es wird nicht billiger werden. Der „Vorteil“ ist, dass die Raumordnung die gesamte Branche trifft.

Was sind die Eckpunkte bzw. Stolpersteine der neuen Raumordnung?
Bei einer neu gebauten Verkaufsfläche von über 800 Quadratmetern, muss der Standort dreigeschoßig sein. Das macht eine Projektentwicklung enorm herausfordernd und dem stellen wir uns gerade. Gerade bei Eurospar werden hier die bestehenden Standorte auf Vordermann gebracht, etwa in Grein oder Rohrbach. Durch die neue Raumordnungsregelung werden bestehende Standorte in jedem Fall wieder interessanter.

Das heißt, künftig muss noch enger mit Immobilienentwicklern zusammengearbeitet werden?
Ja, das wäre ein möglicher Schritt. Wobei wir hier mit SES im Konzern gut aufgestellt sind.

Wird damit heuer ein Fokus auf Relaunch und Modernisierung der bestehenden Standorte gelegt?
Genau. Auch dort, wo es widmungstechnisch als Erweiterung gilt und, laut Raumordnung, die bestehenden Parkplätze erhalten werden können. Ein Beispiel ist der Eurospar in Kirchdorf.

Was ist bei Spar express geplant?
Ein zusätzlicher Standort in Unterweitersdorf. Ansonsten ist die Anzahl stabil.

Welche Finanzierungsmodelle gibt es für Selbstständige?
Es gibt mehrere Varianten. Wir haben ein großzügiges Fördermodell, wo wir im Bereich der Einrichtung intensiv unterstützen, wenn das Supermarkt 2.0-Konzept umgesetzt wird. Es gibt die Variante, wo wir in das Gebäude investieren und der Kaufmann zahlt die Einrichtung.

Welchen Vorteil sehen Sie im Modell des selbstständigen Einzelhandels?
Kaufleute sind extrem gut vernetzt in ihrer Gemeinde und sind starke Persönlichkeiten. Sie können außerdem das Thema Regionalität ausgezeichnet spielen, das können wir in der Filialorganisation in dieser Dimension so nicht. Paradebeispiel ist hier Maximilian Jauker.

Und im Filialbereich?
Die Filiale hat die Stärke, dass sie entwickelte Konzepte bestmöglich umsetzen kann. Dieser ähnliche Standard wird auch vom Kunden sehr wertgeschätzt. Was für beide Sparten gilt: Unsere Mitarbeiter haben einen wesentlichen Anteil am Erfolg, etwa in Sachen Kundenbindung und Vertrauen.

Sind Nahversorgungscontainer ein Thema?
Wir beobachten die aktuelle Situation sehr genau. Mittlerweile gibt es einige Modelle von Mitbewerbern, aber seitens Spar sind derzeit keinerlei Bestrebungen angedacht, ähnliche Systeme einzuführen.

Gibt es in Sachen Ladenbau Neuheiten?
Ein Beispiel gibt es aus dem Gastro- und Togo-Bereich, wo unter „Schmankerl und Co“ die Feinkost erweitert wird. Das wird gerade in St. Pölten getestet.

Mit welchem Mindest-Invest ist der Schritt in die Selbständigkeit möglich?
In einem ersten Schritt muss das Warenlager finanziert werden können.

Wie ist das Verhältnis von Bewerbungen versus Stellenausschreibungen?
Wir haben keine lange Warteliste. Im Spezialfall kümmern wir uns um Lösungen. Bei Eurospar-Abgaben gäbe es sicher viele Interessenten. (lacht)

Danke vielmals für das Gespräch.


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