MPreis mit nachhaltigem Vorstoß. Wasserstoff als Zukunfts-Antrieb
Rückenwind fürs Klima
- Umstellung der Lkw-Flotte bis 2027 denkbar
- 65 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr
- Volatile Strompreise machen H2 kostenintensiv
Ein sonniger Donnerstag-Vormittag in Völs, Tirol. Stolze Gesichter mit breiten Lächeln. Endlich ist er da. Es wirkt beinahe surreal, wie die grellen Sonnenstrahlen sich in der glatt polierten Windschutzscheibe des neuen H2-Lkw von MPreis spiegeln. Platziert am Rande des Betriebsgeländes, im Rücken das majestätische Karwendelgebirge, strahlt das Fahrzeug mit seinen nunmehrigen Besitzern quasi um die Wette.
Der erste wasserstoffbetriebene Lkw Österreichs – wie das Unternehmen nicht müde wird, stolz zu betonen – hat eine aufreibende Geschichte hinter sich. Ursprünglich sollten letzten Sommer sogar drei Stück in Betrieb gehen. Durch die schwierige Rohstoff-Situation, den Krieg, die Pandemie, gab es jedoch – wie in so vielen Branchen – massive Verzögerungen. Ein grünes Projekt durch und durch: MPreis erzeugt seit 2022 in seiner Single-Stack Elektrolyseanlage sogar seinen eigenen grünen Wasserstoff am Gelände. Neben der Bäckerei wird damit nun auch der Lkw betrieben. Auch die Abwärme der Anlage wird für die eigenen Produktionsbetriebe genutzt.
Eckdaten. Das Fahrzeug selbst wurde vom Anbieter Hyzon an die Bedingungen von MPreis angepasst. Ein 40 Tonnen Sattelzug, der ohne Auflieger 19 Tonnen wiegt. Für einen vollen Tank braucht der Lkw etwa 39 Kilogramm Wasserstoff – zum Auffüllen benötigt er rund elf Minuten bei 350 bar auf der speziellen Zapfsäule in Völs. Das Fahrzeug verfügt über ein 120-Kilowatt-Brennstoffzellensystem, mit einer Motorleistung von 250 Kilowatt Peak. Damit kann es etwa 450 Kilometer zurücklegen.
„Unsere derzeit noch größtenteils mit Diesel betriebene LKW-Flotte ist mit rund 4.000 Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr ein großer Treibhausgas-Emittent. Ein H2-Lkw reduziert die Emissionen, im Vergleich zu einem herkömmlichen Diesel-Lkw, um etwa 65 Tonnen CO₂ pro Jahr“, schildert Ewald Perwög, Projektinitiator von MPreis Wasserstoff. Die eingesparte Diesel-Menge beträgt damit etwa 25.000 Liter pro Jahr. Für Perwög war die Vorstellung des Lkw ein emotionaler Moment. „2016 haben wir erste Überlegungen angelegt.“ Seit dem wurde viel Energie in die Entwicklung dieses Projektes gesteckt – nun habe MPreis es geschafft „als mittelständisches Unternehmen eine komplette Wasserstoff-Wertschöpfungskette aufzubauen.“
Und damit werden auch bereits erste Filialen beliefert. Kaum am Gelände angekommen, wurden schon Mitte Jänner Testfahrten gestartet. „Unsere ersten Brennstoffzellen-Fahrzeuge werden wir speziell im Bereich der A 12 zwischen Völs und Kufstein einsetzen“, erklärt Geschäftsführerin Martina Dutzler. Nicht nur, aber insbesondere, soll ein Faktor die Gemüter der Anrainer in der Nähe eines der angefahrenen MPreis Märkte erhellen: „Wasserstoff-Lkw sind nicht nur effizient, sie sind auch geräuscharm unterwegs.“
Interessante Info am Rande: die Fahrzeuge werden unter Extrembedingungen auf Herz und Nieren getestet, bevor sie zum Straßenverkehr zugelassen werden. Dafür wird unter anderem sogar mit scharfer Munition auf die Tanks geschossen. Der Brennstoff ist leicht entzündlich, im Speicher gibt es Druck- und Hitzesensoren, in der Fahrerkabine befindet sich außerdem ein H2-Warnsystem.
Nachschub. Doch mit dem ersten Lkw sei es nicht getan. In den kommenden Monaten sind zwei weitere Neuzugänge geplant. Das Unternehmen verrät außerdem: der Plan zur kompletten Umstellung der Lkw-Flotte sei noch in dieser Dekade beabsichtigt und könnte bis 2027 vollendet sein. Festzulegen sei dies aber nicht, spielen doch unterschiedliche Faktoren mit. Dutzler sagt gegenüber REGAL zudem, dass im ersten Schritt eine Umstellung aller Pkw denkbar sei – innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre.
Energieintensives H2. Die Tiroler bleiben Pioniere mit ihrem Projekt und setzen sich die CO₂-neutrale Belieferung ihrer Märkte als Ziel. Einen Haken hat das Thema allerdings: Die Herstellung von H2 ist sehr energieintensiv, was sie bei den derzeit volatilen Strompreisen auch sehr kostenintensiv macht.
Eben deshalb kann Perwög auf Nachfrage auch keinen konkreten Preisunterschied zu herkömmlichen Fahrzeugen nennen und sagt nur so viel: Bei einem Preis von zwei Euro pro Liter Diesel für 100 Kilometer Strecke dürfte der Strom „nicht mehr als 70 Euro pro Megawattstunde kosten.“ Klar rentieren wird sich das Projekt finanziell also schwer, bei zuletzt bis zu 270 Euro pro Megawattstunde im Januar. Um „vernünftige Preise“ zu generieren, produziert das Unternehmen seinen Wasserstoff zu Randzeiten. Der Projektleiter sieht nun die Politik am Zug, nicht nur die Stromkosten, sondern auch die Fahrzeuge zu fördern. Ein H2-Lkw kommt preislich auf etwa drei Mal so viel, wie ein dieselbetriebener. In Deutschland werden die Mehrkosten für Brennstoff-Lkw bereits zu 80 Prozent gefördert.