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interview: Herbert Schneeweiß, Gregor Schuhmayer

Exklusiv-Interview mit Hofer Generaldirektor Horst Leitner. Bis Ende 2024 haben alle 540 Filialen ein Pfandsystem

Hofer: Die Vorwärts-Strategie

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  • 128 Mille Invest für Pfand-Umbau
  • Modernisierungen haben Priorität
  • Mehrweg-Pfand in 320 von 540 Filialen
  • Mehr PV-Anlagen und E-Offensive
  • 90 Prozent Eigenmarken

REGAL: Wie viele Hofer-Märkte sind in Österreich in der Endausbaustufe möglich?
Hofer-Generaldirektor Horst Leitner:
In den letzten Jahren haben wir bei unserem Filialnetz den Fokus vor allem auf die Modernisierung gelegt. Aktuell sind wir mittlerweile mit rund 540 Standorten in Österreich sehr gut vertreten. In punkto Filialen werden wir die Modernisierungen mit einem einhergehenden Sortimentsausbau weiter vorantreiben, um das Einkaufserlebnis noch weiter zu steigern.

Wird es einen neuen Mustermarkt geben und in welche Richtung geht man im Ladenbau?
In den vergangenen Jahren haben wir unsere Filialen bereits grundlegend modernisiert. Die Kunden werden gleich nach dem Betreten der Filiale von der modernen Raumgestaltung und dem Frischeerlebnis am Marktplatz begrüßt. Direkt gefolgt von der Backbox, in der ein umfangreiches Angebot an knusprig-frischem Brot und Gebäck wartet. Insgesamt erwartet die Kunden – vor allem im Frischebereich – ein deutlich erweitertes Sortiment.
Worauf wir ergänzend dazu einen Fokus legen, ist der Bereich Nachhaltigkeit: Bei der Umsetzung der Implementierung der Pfandautomaten haben wir uns im Rahmen des Ladenkonzepts ganz genau angesehen, wie wir hierbei die beste Lösung für unsere Kunden schaffen können. So einfach wie möglich war hierbei unser Ansatz: in den meisten Fällen somit direkt neben dem Eingang.

Welches Investitionsvolumen wurde für 2024 geschnürt? Wo liegen die Schwerpunkte?
Allein für die Umbauten im Pfandbereich investieren wir 128 Millionen Euro. Eine große Summe, aber eine Investition, die wir bewusst in diesem Ausmaß tätigen, um hierbei die beste Lösung für unsere Kunden bieten zu können. Der größte Fokus in den vergangenen Jahren lag bei unserem Sortiment. Dieses haben wir laufend erweitert und an die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden angepasst. So haben wir beispielsweise die Frischebereiche Obst & Gemüse, Brot & Gebäck und Frischfleisch vergrößert und setzen gemeinsam mit der Einführung unseres neuen Ladenkonzepts auf noch mehr Auswahl und damit verbunden eine noch attraktivere Präsentation unserer Waren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich Nachhaltigkeit: Die Errichtung von PV-Anlagen auf jedem Filialdach, das technisch dafür geeignet ist und die Finalisierung bzw. der weitere Roll-out der Pfand- und E-Offensive sind hier Themen, die wir mit voller Kraft vorantreiben.

Hofer hat eine Offensive mit Stromtankstellen gestartet. Etwa bei dem neuen Markt in Leopoldsdorf im Marchfeld. Inwieweit ist hier ein Ausbau auf den Parkplätzen der Standorte geplant?
Im Jahr 2023 haben wir mit unseren Partnern schon umfangreiche Vorbereitungsarbeiten geleistet, um 2024 voll durchzustarten. Sie werden sehen, dass in den nächsten Monaten zahlreiche Ladestationen auf unseren Parkplätzen in Betrieb gehen werden. Bis Ende 2026 sollen in allen geeigneten Filialen mindestens zwei bis sechs Schnell-Ladepunkte zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass insgesamt über 1.500 Ladepunkte in ganz Österreich auf Hofer Standorten entstehen werden.

Wie läuft die Umstellung und die Anlaufphase auf das Mehrweg-Pfandsystem?
Sehr gut! Derzeit bieten wir bereits in über 320 von rund 540 Filialen in ganz Österreich ein Mehrwegpfandsystem an. Bis Ende 2024 werden wir in allen Filialen in Österreich ein Pfandsystem zur Verfügung stellen. Im Rahmen dieses Rollouts werden die Filialen ebenfalls auf das Einwegpfandsystem vorbereitet, so dass sie ab dem Start des Einwegpfandsystems 2025 pfandpflichtige Einweggebinde zurücknehmen können.

Am AMA-Forum im Jänner haben Sie betont, dass den Handel das Thema Tierwohl in den nächsten Jahren besonders beschäftigen wird. Besonders betroffen sind auch Verarbeiter und natürlich die Landwirtschaft, die eine Umstellung durchziehen muss. Wo sehen Sie hier in der Branche die nächsten Schritte und was kann Hofer hier beitragen?
Tierwohl ist ein sehr wichtiges Thema für uns, wir setzen uns hier bereits seit Jahren für bessere Tierschutzstandards ein und haben auch selbst schon mehrere Meilensteine gesetzt. So übererfüllen wir bereits seit Jahren die Qualitätsmaßstäbe der österreichischen Fleischproduktion hinsichtlich Nachhaltigkeit, Regionalität und Tierwohl mit „Zurück zum Ursprung“ und „FairHOF“. Wir sind auch ganz klar für eine transparente Herkunftskennzeichnung der Artikel. Kundinnen und Kunden wollen nicht nur wissen, woher das Produkt kommt, sondern auch wie das Tier gehalten wurde. Das heißt, es müssen hier alle an einem Strang ziehen - Lebensmittelhandel, Produzenten und Politik. Es muss für Kunden auf den ersten Blick einfach und klar ersichtlich sein, welcher Haltungsform der verarbeitete Artikel zugrunde liegt, das schafft auch mehr Bewusstsein und Wertschätzung für die Qualität von regionalen Produkten.

Wie groß ist der Marken-Anteil und soll dieser ausgebaut werden?
Eigenmarken sind und bleiben ganz klar das Kernelement unseres Angebots. Diese starken und unabhängigen Eigenmarken machen 90 Prozent unseres Produktsortiments aus. Wir beschäftigen uns laufend mit der Weiterentwicklung unserer Eigenmarken, sie bilden die Basis unseres Lebensmittelangebots. Zu Beginn dieses Jahres haben wir zum Beispiel eine neue vegane Eigenmarke mit dem Namen „My Vay“ eingeführt, um unser veganes Sortiment zu erweitern. Wir bekennen uns klar zu noch mehr Frische und Regionalität und bieten unseren Kunden noch mehr Frische bei Obst & Gemüse, Brot & Gebäck sowie unseren Fleischwaren. Markenprodukte runden das Angebot zusätzlich ab.

Zurück zum Ursprung ist ein Eckpunkt im Sortiment. Welche Erweiterung soll die Marke bekommen?
Mit unserer Bio-Eigenmarke „Zurück zum Ursprung“ beschäftigen wir uns mit ganz besonderen Projekten: So arbeiten wir beispielsweise aktuell an dem Projekt „Landwirtschaft der Zukunft“. Hier sind wir dabei, die ersten Produkte in unsere Filialen zu bringen, die von klimaneutralen Bauernhöfen stammen. 
Ergänzend dazu adaptieren wir regelmäßig das „Zurück zum Ursprung“ Sortiment. So haben wir im vergangenen Jahr unter anderem neue Molkereiprodukte in unser Sortiment aufgenommen. Des Weiteren führen wir immer wieder saisonale Artikel und Spezialitäten, beispielsweise im Obst- und Gemüsebereich - wie etwa die „Zurück zum Ursprung“ Mini Wassermelonen oder die „Zurück zum Ursprung“ Tomatenraritäten.

Warum hat Hofer die Konsumentenwerbung im Vorjahr reduziert?
Wir agieren in diesem Bereich sehr agil. So haben wir beispielsweise ein digitales Flugblatt anstatt eines Printpendants in einigen Bereichen Österreichs im Vorjahr getestet. Unabhängig davon bleibt das Flugblatt aber auch weiterhin ein sehr wichtiger Kanal, gefolgt von einem stimmigen Mediamix in TV, Hörfunk, Print, Social Media und Online. Dabei versuchen wir innerhalb des Mediamix immer wieder Optimierungen je nach Thema und Zielgruppen vorzunehmen. Im Sinne unserer Diskont-DNA ist es auch bei Werbemaßnahmen immer unser Ziel, effizient zu sein. Gerade in Zeiten steigender Inflation haben wir uns auf jene Themen konzentriert und dort investiert, wo wir unmittelbar einen Vorteil für den Kunden sehen: in noch besseren Verkaufspreisen.

Wachsen Supermarkt und Diskonter immer mehr zusammen?
Für uns gibt es hier nach wie vor klare Unterschiede. Hofer hat das Diskontprinzip hierzulande eingeführt und seither ständig weiterentwickelt. War Hofer einst geprägt vom ursprünglichen „Palettenverkauf“, so haben wir uns im Laufe der Jahre stetig verändert und den Bedürfnissen unserer Kunden angepasst. Heute stehen wir nach wie vor ganz klar für Diskont, gepaart mit einem ansprechendem Ladenkonzept und klarem Fokus auf die Frischebereiche. Es wird auch in Zukunft immer Platz für Supermärkte und Diskonter geben – eine Annäherung beider Konzepte ist sichtbar, dennoch bleiben im Kern die Unterschiede erhalten. Als Beispiel sei hier unter anderem nochmals der Anteil an Eigenmarken vs. Markenprodukten, sowie der ganz klare Fokus auf Effizienz und das damit verbundene beste Preis-Leistungsverhältnis aufgezeigt.

Vielen Dank!


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