Text: Gregor Schuhmayer
Interview mit Spar Präsident Mag. Fritz Poppmeier, der 2020 mit Spar eine Ergebnis-Marge von 2,9 Prozent erreichte
Spar: Wir wollen vorne bleiben!
Spar im LEH mit Plus 16,5 Prozent
Ergebnis vor Ertragssteuern stieg auf 353 Millionen Euro
Eigenkapital-Quote ging von 35,3 auf 36,1 Prozent in die Höhe
Schon 214 Eurospar Märkte
Eurospar in Gänserndorf wird zu Interspar
REGAL: Wie ist es im Vorjahr bei Spar in Österreich gelaufen?
Mag. Fritz Poppmeier: Es war ein herausforderndes Jahr und wir sind stolz, dass wir unseren Nahversorgungs-Auftrag zu jeder Zeit erfüllen konnten. Wir haben sogar alle Aktionen wie geplant durchgeführt und unsere Mitarbeiter haben bestes Service geboten. Am Ende wurden wir mit der Marktführerschaft belohnt.
Wie hat sich Eurospar 2020 entwickelt?
Die Eurospar-Märkte haben sich ausgezeichnet entwickelt. Sie konnten in der Krise mit der idealen Größe für One-stop-Shopping punkten.
Wieviele Eurospar-Märkte bestehen mittlerweile in Österreich?
214, davon 180 Filialen und 34 Standorte von Kaufleuten.
Darf ich zu Beginn unseres Gespräches auf das laufende Jahr 2021 kommen. Wie legt Spar heuer die Expansion an?
Schwerpunkt in Österreich für neue Märkte sind Wien und die Landeshauptstädte. Darüber hinaus werden bestehende Standorte weiterentwickelt, also von Eurospar auf Interspar, von Spar auf Eurospar oder Verbesserungen und Erneuerungen von bestehenden Supermärkten.
Spar konnte in der Krise die Marktführerschaft übernehmen.
Wir sind zehn Jahre hindurch immer stärker als die Branche gewachsen, somit war die Marktführerschaft die logische Folge. Unser Marktanteil liegt aktuell bei 34,6 Prozent. Wir wollen die Marktführerschaft natürlich behalten und die ersten Monate des Jahres bestätigen die sehr gute Umsatzentwicklung.
Achten die Kunden in der Krise mehr auf den Preis?
Es gibt eine Grundtendenz in der Krise, und die heißt, die Leute wollen preisgünstig einkaufen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor waren 2020 unsere Eigenmarken. So hat S-Budget um 22 Prozent zugelegt. Gleichzeitig ist aber auch bewusste Ernährung stark im Trend. Spar Natur pur erzielte sogar ein Wachstum von 28 Prozent.
In der Logistik gibt es ja auch einige Vorhaben?
Wirklich gute Händler haben immer auch eine wirklich gute Logistik. Das hat sich im vergangenen Jahr auch gezeigt. Daher liegt ein Fokus auf dem Ausbau der Logistikstruktur im In- und Ausland. In Österreich läuft im Zentrallager Wels derzeit die vierte Ausbaustufe. Dort investieren wir einen dreistelligen Millionenbetrag und wollen im Herbst 2022 eröffnen.
Das Zentrallager Wels ist ja auch für die Kaufleute interessant, weil sie aus einem großen Sortiment bestellen können?
Ja, zusätzlich zu den Frischeartikeln und den Schnelldrehern aus den Regionalzentralen können Kaufleute, wie alle Filialen, über das Zentrallager Wels auf ein riesiges Zusatzsortiment zugreifen.
Im Vorjahr wurden 720 Millionen Euro investiert. Wird heuer aufgrund der Krise etwas zurückgedreht?
Wir investieren auch 2021 auf Vorjahresniveau, etwa die Hälfte davon im Ausland.
Das Umsatz-Minus von Hervis mit rund sieben Prozent ist angesichts der vielen geschlossenen Verkaufstage aber gar nicht so dramatisch?
Hervis musste Corona-bedingte Schließphasen verkraften, was natürlich den Umsatz gedrückt hat. Aber in den Phasen, in denen wir aufsperren durften, lief es dafür sehr gut. Geschlossen halten mussten auch die Shopping-Center und auch manche Standorte in Tourismus- oder grenznahen Gebieten tun sich schwer. Im Konzernumsatz konnten wir dies jedoch überkompensieren.
Welche Interspar-Projekte sind heuer geplant?
Interspar hat das 50-Jahr-Jubiläum 2020 mit einem Komplettrelaunch von gleich fünf Standorten gefeiert: In Wien-Alterlaa, Bregenz, Braunau, Pasching bei Linz und Lienz wurden die modernisierten und teilweise komplett neu gebauten Hypermärkte wiedereröffnet. Ebenso wurde der ganz neu entstandene Interspar in der Breitenfurter Straße in Wien 23 eröffnet. 2021 konnten wir vor wenigen Tagen die Eröffnung des neuen Interspar im oberösterreichischen Perg feiern. Ein weiterer neuer, ganz besonderer Interspar-Hypermarkt entsteht in Wien 1, Schottengasse. Das wird ein ganz besonderer Markt, denn die Ladenfläche steht teilweise unter Denkmalschutz. Die Eröffnung soll noch im ersten Halbjahr 2021 stattfinden. In Gänserndorf wird der bestehende, sehr gut laufende Eurospar zu einem tollen neuen Interspar weiterentwickelt.
Im Ausland wird ja auch kräftig gebaut. Ist das neue italienische Lager in Monselice südlich von Padua schon fertig?
Dieses größte Logistikprojekt in der Geschichte der Spar Österreich-Gruppe wird gerade Stück für Stück gebaut und eröffnet. Das TANN-Werk und die Frischebereiche stehen schon.
In Italien wird weiter expandiert?
Ja. Die Regionen Lombardei und Emilia Romagna sind Expansions-Schwerpunkte.
Wie ist es im Vorjahr in Ungarn gelaufen?
Wir haben ein wechselkursbereinigtes Umsatzwachstum von plus 8,7 Prozent erreicht und sind unter den Top 3 der Lebensmittelhändler im Land. Es läuft also sehr gut in Ungarn. Und dies alles trotz nicht ganz einfacher Rahmenbedingungen: Es gibt eine hohe Inflation – sie liegt bei rund sieben Prozent bei Lebensmitteln. Und der ungarische Staat hat sich eine neue Sonder-Krisensteuer einfallen lassen: 2,5 Prozent auf den Nettoumsatz.
Und in Kroatien?
Wie auch in Ungarn, sind wir auch in Kroatien mittlerweile unter den Top 3. Wir sind vor allem im Gebiet Zagreb stark und konzentrieren uns nun zusätzlich stärker auf die Regionen Istrien und Dalmatien.
Darf ich in unserem Gespräch noch das Thema Kaufleute anschneiden. Wie ist es den Selbständigen 2020 gegangen?
Insgesamt geht es den Spar-Kaufleuten sehr gut. Aber es gibt einzelne Standorte, die haben es derzeit schwer: In grenznahen Gebieten wie zum Beispiel in Vorarlberg oder alle, die stark vom saisonalem Tourismus abhängen. Die Sommersaison war zwar gut, aber die Wintersaison ist quasi nicht vorhanden. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass die Krise bald ein Ende nimmt und dass genau diese Standorte dann besonders profitieren werden, weil alle endlich wieder auf Urlaub fahren wollen.
Die Modernisierungen bei Kaufleuten gehen weiter?
Unser neues Ladenkonzept wird auch von den Kaufleuten sehr erfolgreich umgesetzt. Dort, wo wir modernisieren oder vergrößern, zeigt die Umsatzkurve deutlich nach oben.
Der gesamte Gruppen-Umsatz stieg um 5,6 Prozent auf 16,6 Milliarden Euro. Das ist mit Shop Partnern bei Zentren. Wie hat die Spar Holding AG abgeschlossen?
Wir sind sehr zufrieden. Der Nettoumsatz stieg um 9,7 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro.
Die Zusammenarbeit mit den Bauern ist Ihnen ganz besonders wichtig?
Die Zusammenarbeit mit der heimischen Landwirtschaft ist ein wesentlicher Eckpfeiler unserer Arbeit. Wir führen rund 29.000 regionale Produkte im Sortiment und freuen uns über jedes einzelne. Die Kunden lieben die heimischen Spezialitäten, erwarten aber hohe Qualität.
Vielen Dank für das Gespräch.