text: Verena Schneeweiß
Markant-Geschäftsführer Mag. Thomas Zechner im großen REGAL-Interview
Markant taucht weiter an
- 2,9 Milliarden Regulierungs- und 5,7 Mrd. Euro Brutto-Außenumsatz
- Gastro Haring, Hausmann und Genusswelt Winkler kommen 2023 hinzu
Starke Entwicklung bei Markant. Der Regulierungsumsatz wuchs im Vorjahr um 22,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Der Brutto-Außenumsatz der 46 Händler liegt bei 5,7 Milliarden Euro. Hinzu kamen hier etwa die zwei AGM-Standorte in Bludenz und Wolfsberg sowie AGM Zell am See mit fünf Standorten im Westen Österreichs. Einen Push gibt zudem der Expansionskurs von Transgourmet.
Von Neuzugängen berichtet Markant-GF Mag. Thomas Zechner auch im heurigen Jahr: etwa Gastro Haring, Hausmann und Genusswelt Winkler. Bewegung gibt es unter den 2.500 Lieferanten-Verträgen. Rund 700 davon sind mittlerweile Kleinstunternehmen. „Je kleiner der Händler bzw. Lieferant, umso wichtiger ist Outsourcing, davon bin ich überzeugt.“
Aufteilung des Umsatzkuchens. Interessant ist der genauere Blick auf die Umsatzverteilung, denn hier machen sich Verschiebungen bemerkbar. 2021 bildete sich das LEH-Wachstum und der Gastro-Rückgang auch im Umsatzkuchen der Markant ab. 2022 dagegen konnte die Gastronomie wieder den größten Anteil mit 37 Prozent einnehmen (+54,6 %). Mit Transgourmet, Eurogast, Wedl und Kastner deckt die Markant, laut Gastrodata, einen Marktanteil von 58,1 Prozent ab. Der LEH lag bei 32 Prozent und der DFH nimmt 17 Prozent ein. Der Rest teilt sich auf Non Food-Händler auf.
Aktuell. Auch mit dem heurigen Jahr zeigt sich Zechner bisher zufrieden. „Wir sind gut ins Jahr 2023 gestartet. Das erste Quartal lief zufriedenstellend und liegt über dem Vorjahresniveau.“ Nicht zu verachten: die Inflationseffekte. „Wir führen hier eine spannende Diskussion. Warum geht es immer nur um Lebensmittel? Niemand spricht über die gestiegenen Mieten und zieht beispielsweise hier einen Vergleich zu Deutschland.“ Die gute Nachricht: „Laut GfK ist die Pro-Kopf-Kaufkraft in Österreich mit durchschnittlich 26.671 Euro über jener in Deutschland.“
Energie. Essentiell sieht Zechner die Unterstützung beim Thema Energie. „Eine Deckelung der Energiepreise wäre sinnvoll. Inflation ist ein Massenphänomen, deshalb wird es auch die Entlastung der Masse brauchen. Nun heißt es: warten auf den Energiekostenzuschuss 2. „Die Energiepreisentwicklung trifft kleine Händler massiv. Unser Aufgabe ist es, beim Thema Effizienz zu unterstützen.“ Und das tut die Markant an mehreren Fronten. Nicht allerdings beim Pricing. „Bei Pricing Strategien können wir nie helfen.“
Datenqualität und elektronische Rechnung. Immer wichtiger wird das Thema Produktdatenmanagement. „Es wird einfach erwartet, dass die Datenqualität passt“, so Zechner. Die Zahlen dahinter: elf Millionen Produkt-Stammdatensätze von 2.000 Datenlieferanten werden von der Markant exportiert. Eng in Zusammenarbeit mit GS1 Austria. 110.000 Bilder von 1.900 Lieferanten sind bereits erfasst.
Auch Elektronische Rechnungen spielen hier eine wesentliche Rolle. 97 Prozent der 1,7 Millionen Belege wurden im Vorjahr mittels EDI abgewickelt. „Auch für Kleinstunternehmen spielt dieser Service eine immer größere Rolle. Wir haben hier bereits zirka 700 angebundene Unternehmen.“ Weiterentwicklung ist gefragt. Künftig soll die Sprachbarriere, etwa für Bestellungen, die elektronisch aufgegeben werden, keine Hürde mehr sein. „Wir werden ein Übersetzungsservice einbauen“, kündigt der Markant Geschäftsführer an.
Eigenmarken. In Berührung mit dem Einkauf kommt die Markant nur bei einem Thema: Eigenmarken. „Handelsmarken, etwa Jeden Tag, werden von uns gemanagt. Über das Tochterunternehmen ZHG in Offenburg werden hier 500 bis 600 Artikel abgewickelt – und zwar nur im Auftrag der Händler. Wir führen selbstständig keine Einkaufstätigkeiten durch.“ Der vermehrte Griff zur Eigenmarke am POS macht sich auch bei der Markant bemerkbar. „Das ist auch eine große Herausforderung, denn es gibt Kapazitätsgrenzen. Hinzu kommt das Thema Preisentwicklung.“
Zukunftsthemen. „Unsere Aufgabe ist nicht das Tagesgeschäft. Es geht vielmehr darum, bereits jetzt Lösungen für die zukünftigen Herausforderungen zu entwickeln“, sagt Zechner. Und davon gibt es genug. Zu den großen Zukunftsthemen – und letztlich auch Wachstumschancen für die Markant zählt der Bereich der digitalen Dienstleistungen. Allen voran Cyber Security. „Wir haben hier bereits Modelle und Dienstleistungsstrukturen für Händler und Lieferanten aufgebaut und kräftig investiert.“
Ein weiteres Thema: E-Invoicing. Dazu gehören auch Rechnungen, die künftig an das Finanzamt geschickt werden müssen. „Das wird uns alle in Europa betreffen. Wir konnten hier bereits Erfahrungswerte aus den einzelnen Ländern sammeln, in denen wir tätig sind.“ Aber auch die Lieferkettensorgfaltspflicht beschäftigt die Markant, hier wird gemeinsam mit ECR an den wichtigsten Fragestellungen gearbeitet. Mit der mehrheitlichen Übernahme am Kölner Spezialisten für Product-Content-Management (PIM) Bayard konnten weitere Optimierungs- und Zukunftsfelder erschlossen werden.
Personal. Übrigens: Während die Markant AG nach rund 40 bis 50 Mitarbeitern sucht, ist der Standort in Österreich vollbesetzt. Und das mit einem sehr bunt gemischten Team von sieben bis acht Nationen. Denn: Von Wien aus werden Ungarn, Kroatien, Slowenien, zum Teil Italien und seit kurzem Serbien mitbetreut.
200 Händler. Markant bündelt europaweit Kräfte von rund 200 Händlern und ist mit 15.000 Lieferanten-Verträgen die Brücke zur Produzentenseite. Kerngeschäft ist die Durchführung von Zahlungsservices, Produktdatenmanagement und EDI-Dienstleistungen. So verzeichnete die Markant-Gruppe im Vorjahr europaweit einen Regulierungsumsatz von 63 Milliarden Euro, ein Plus von 8,8 Prozent.
Ausland. Im Kernmarkt Deutschland lag der Regulierungsumsatz der Markant bei 54 Milliarden Euro. Zu den „großen Fischen“ auf Händlerseite zählen dort Kaufland, dm, Rossmann oder Müller. Ein schönes Wachstum verbuchte die Markant auch in CEE. Hier stieg der Regulierungsumsatz um 38 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro.