text: Herbert Schneeweiß
Die Nah&Frisch-Flotte hält bei 394 Standorten
Die neuen Nah&Frisch Pläne
- Umsatz steigt auf 342 Millionen Euro
- Neuer Push durch Hybridisierung
Es sind schlagkräftige Zahlen, die Geschäftsführer Mag. Hannes Wuchterl im exklusiven REGAL-Gespräch für seine Nah&Frisch-Flotte auf den Tisch legt. Denn: Die Kurven zeigen schwungvoll nach oben. Die 300-Mille-Marke wurde auch 2023 ohne Probleme genommen, die Schiene konnte im abgelaufenen Jahr 320 Millionen Euro erwirtschaften. Ein Plus von 5,3 Prozent. Inklusive der Nah&Frischpunkt-Geschäfte fällt das Resümee noch positiver aus: 342 Millionen Euro standen in Summe beider Formate zu Buche (ein Plus von 6,2 Prozent). „Wenn wir uns die Umsätze pro Geschäft ansehen, dann fällt das Wachstum noch viel deutlicher aus. Wir liegen bei einer Steigerung von 11,1 Prozent und bewegen uns damit auch kräftig über dem Marktschnitt“, so der Geschäftsführer. Der rechnerische Umsatz pro Geschäft liegt insgesamt bei 868.000 Euro. Werden die Tankstellen-Standorte herausgerechnet, dann kommt der durchschnittliche Kaufmann auf einen Gesamtjahres-Umsatz von 889.000 Euro. „Was in Tagesmedien zu lesen war, entbehrt jeder Grundlage. Es ist das Gegenteil ist der Fall: Die Nahversorgung lebt und ist im Aufwind. Es gibt viele neue Plätze für die Nahversorgung“, so Wuchterl.
Kein Nahversorger-Sterben. Das befürchtete reihenweise Wegbrechen von Standorten ist „Gott sei Dank ausgeblieben.“ Mit dem Jahreswechsel waren weiter starke 394 Märkte am Netz. Die Nah&Frisch-Kaufleute gingen mit einer Anzahl von 360 Flächen, Nah&Frischpunkt mit 34 Realisierungen ins Ziel. „In der Bilanz sehen wir bei den herkömmlichen Nah&Frisch-Kaufleuten ein Minus von 20 Geschäften, bei Nah&Frischpunkt schreiben wir ein Plus von vier“, so Wuchterl. Nachsatz: „2023 war natürlich ein extrem herausforderndes Jahr sei es aufgrund der Inflationssituation, der Energiekosten, der Personalkosten, aber dennoch konnten wir in den abgelaufenen zwölf Monaten 23 neue Geschäfte und 13 Übernahmen verbuchen.“
Damit ist die Marke weiter ein tragfähiges Konzept für das gesamte Bundesgebiet. Eine kritische Masse, die österreichweit gerne bei rund 250 Märkten einer Vertriebslinie festgehalten wird, ist weit entfernt. Dabei ist Nah&Frisch in Vorarlberg und Tirol nicht mehr präsent. „Natürlich war der Ausstieg vom Großhandelshaus Wedl schmerzhaft für uns, aber aus Sicht unseres langjährigen Partners durchaus nachvollziehbar.“ Unter dem Strich pendelt sich die Verkaufsfläche der gesamten Flotte bei 76.756 m² ein. Der durchschnittliche Nah&Frisch-Markt kommt auf 213 m2. „Wobei wir eigentlich über Jahre schon konstant rund um diese Marke liegen.“ Und dennoch: „Es braucht gar keine 200 m² Verkaufsfläche, um erfolgreich sein zu können.“ Im Oktober ging in Reinsberg (NÖ) etwa ein neues Nah&Frisch-Geschäft mit 150 m² ans Netz. „Im Vergleich zum alten Geschäft schreiben wir ein Plus von 30 Prozent.“
Hybridisierung. Dabei sorgt vor allem ein Faktor für zusätzlichen Optimismus. Die Hybridisierung. „Das ist ein echter Gamechanger.“ Denn: Hybride Standorte, also Geschäfte, die sowohl bemannt als auch unbemannt Kundenströme abwickeln können, sind eine Mega-Chance für die Nahversorgung: „Manche Gemeinde würden gerne einen Nahversorger in ihrem Ort etablieren, doch schrecken vor allem aufgrund der erwartbaren Personalkosten zurück. Hybride Modelle schaffen hier eine überschaubarere Kostensituation.“ Doch auch bestehende Läden profitieren: Die Wochen-Öffnungszeit von 72 Stunden lässt sich mit diesen Modellen ebenfalls leichter abbilden. „Auch die Flexibilität für die Kaufleute erhöht sich. Im Krankheitsfall lässt sich der Markt schnell umstellen und muss nicht geschlossen werden. Dazu können neue Zielgruppen als potentielle Kauffrauen und -männer angesprochen werden.“
Und in Fragen der Hybridisierung sind vor allem kleinere Märkte von Vorteil. „Bei Geschäften um die 1.000 m² ist das Investment wesentlich teurer und die Abschottung nicht unbemannt verkaufbarer Sortimente wie Alkohol und Spirituosen wesentlich aufwändiger.“ Damit geht Wuchterl davon aus, dass „alle Nah&Frisch-Kaufleute von hybriden Modellen profitieren könnten.“ Der Invest zwischen 40.000 und 60.000 Euro amortisiere sich schnell. „Wir haben gesehen, dass die bisher umgestellten Kaufleute von einer zusätzlichen zweistelligen Umsatzchance sprechen.“
2024. Für 2024 rechnet Wuchterl mit einem Schub bei Kaufleuten. „Ich denke, dass wir auch anzahlsmäßig ein Plus sehen werden.“ Nachsatz: „Im urbanen Gebiet sehen wir für den LEH kaum noch Entwicklungschancen, in den ländlichen Gebieten schon. Schauen Sie es sich doch an, 600 Gemeinden sind derzeit ohne Nahversorger.“ Und das obwohl es in Österreich noch mehr Kaufleute-Vertriebsschienen gibt: „Andere Kaufleute-Modelle sind sehr in ihre Systeme eingebunden. Bei Nah&Frisch gibt es statt ein enges Korsett sehr viele Freiheiten.“ Nachsatz: „Viele unserer Kaufleute machen diesen harten, sehr fordernden Job vor allem aus Leidenschaft und Berufung und um in ihrer Heimat die Nahversorgung hochzuhalten.“
Ein weiterer wichtiger USP. „Wir setzten weiter auf Marken, schaffen für die Industrie Fenster zu ihren Kunden. Es braucht Preiseinstiegsmarken, aber die Bühne gehört unseren Industriepartnern.“
Keine Chance sieht Wuchterl für ein großflächiges Online-Lebensmittelgeschäft. „Das passt für mich nicht zusammen. Und wenn es irgendwann initiiert werden sollte, dann nur mit Einbeziehung der Kaufleute.“