Ing. Richard Lugner erhielt beim REGAL Branchentreff für sein Lebenswerk das Goldene REGAL
Der wienerische Herr Lugner
- Vom Baumeister zum Zentren-Chef
- Über die großartige Karriere von Baumeister Richard Lugner
Er ist einer der umtriebigsten Handels-Unternehmer des Landes. Richard Lugner, 89, Zentrumbetreiber, Hobby-Schauspieler und noch täglich mit Dynamik und Eifer im Büro seiner Lugner City. Chapeau.
Im Auf und Ab seines Lebens erschien Lugner erst mit über 55 Jahren in der Welt des Handels, davor war er Baumeister. 1990 eröffnete er in Wien die Lugner City, ein überaus modernes, innerstädtisches Einkaufszentrum mit 120 Geschäften. Heute bringt er es, in einem von hartem Wettbewerb und Online-Konkurrenz gezeichneten Umfeld, auf über sieben Millionen Besucher und auf rund 130 Millionen Umsatz.
Wirtschaft und Society. Richard Lugner hängt, trotz seiner bald 90 Jahre, mit Herz und Hirn an seinem Geschäft. Er ist ein Vollblutunternehmer, der in TV-Auftritten, auf Society Events, in den Klatschspalten des Boulevards oder am Opernball gerne im Stil eines Nestroy`schen Lebemannes den feinen „Herrn Mörtel“ spielt. Doch der Schein trügt oft. Lugner ist in Wahrheit getrieben von Ehrgeiz, Fleiß und dem Ziel, möglichst viele Kunden für seine City zu gewinnen. Lugner weiß, was sein Publikum will. Und das Publikum ist seine Zielgruppe. Mit dieser Strategie ist Lugner ein Marketing-Champ, der – bewusst oder instinktiv – sein eigenes Testimonial ist. Wann immer er in der Öffentlichkeit kann, posaunt er den Lugner-City Slogan hinaus: „Gemma Lugner schaun!“.
Der Aufstieg. Sein Ehrgeiz, dieses Streben nach Erfolg, kommt wahrscheinlich aus harten Jugendtagen in einer von Armut und Aufstiegskampf geprägten Nachkriegszeit. Sein Vater, ein Rechtsanwalt, kehrte von der russischen Front 1943 nicht mehr zurück. In dieser Härte der damaligen Zeit schöpfte er Kraft und Saft für einen Weg nach oben. HTL-Matura 1953, Hochbau Ingenieur und die Baumeisterkonzession 1962. Danach gründete er eine Baufirma. Rund 30 Jahre blieb er im Bau-Geschäft, erreichte mit einer Firma eine beachtliche Größe, ehe es ihn Ende der 80er in den Handel verschlug. In der Lust am Bau entdeckte er Lust am Handel. Flexibel war er immer. Im Beruf und im privaten Leben.
Die Lugner City hatte ihn als architektonische Herausforderung interessiert. Ein Einkaufszentrum mit Gastroschiene, Servicestationen, Zentrum-Bühne, Kino und Volksbücherei. Kein Zentrum auf der grünen Wiese, sondern ein Zentrum mitten in einem innerstädtischen Wohngebiet. Eine Art Nahversorgerzentrum. Das war eine bauliche und architektonische Herausforderung, die er glänzend meisterte.
Marke und Werbung. Und die Überraschung: der Bautechniker, Technischer Rat, Baumeister Ing. Richard Lugner wurde als Zentrumbetreiber gleich auch zur Markenpersönlichkeit für seine eigene Marke. Er entdeckte und nützte das Fernsehen als Werbemacht, tat in Serien als Darsteller auf und wurde damit populär. Da scheute er nicht, bis an die Grenzen der Wurstelei zu gehen. Als „Herr Mörtel“ aus dem Volk spürte er instinktiv, wie er „Volk“ als Kunden gewinnen könnte.
Hollywood am Opernball. Einmal im Jahr gibt es auf der Bühne im Herzen der Lugner City ein Marketing -und Werbespektakel der besonderen Art. Da erscheint der berühmte Opernball-Gast auf der Bühne. Ein Hauch von Hollywood und großer Glitzerwelt in der Wiener Vorstadt. Das begeistert Publikum und Schauer, ebenso wie Presseleute und TV-Reporter aus Nah und Fern. Herr Lugner führt perfekte Regie. Lange Jahre wurde er wegen dieser Umtriebigkeit am Opernball von Snobs, Bobos und der sogenannten „besseren“ Gesellschaft belächelt. Das störte Lugner nicht. Er wusste, seinem Publikum gefällts und das Publikum ist die Zielgruppe. Punkt.
Im Auf und Ab seines Lebens gab es Höhepunkte, aber auch Talfahrten. 2003 wurde die Lugner City nach finanziellen Turbulenzen mittels einer Sale-Lease-Back-Variante der Volksbanken Gruppe übereignet. Das Geschäft lief gut. Zehn Jahre später kaufte Lugner seine City zurück.
Politik. So mitten drinnen im Auf und Ab seines bunten Lebens kandidierte er zweimal zur Wahl des Bundespräsidenten. Einmal erreichte er fast zehn Prozent. Ein stolzes Ergebnis für einen Polit-Outsider.
Ja, bunt war und ist auch sein Leben. Fünf Ehefrauen und noch immer auf Suche. Damit füllt er Klatschspalten. Und das Publikum liest. Seine TV-Auftritte mit jungen Damen, die alle einen Kosenamen aus der Tierwelt haben, erinnern oft an Nestroys Posse „Das Mädel aus der Vorstadt“, nicht gespielt im Theater an der Josefstadt, sondern auf der Bühne der Lugner City. Er spielt dabei gerne die Rolle des Lebemannes in seiner Strahle-Welt zwischen „Marchfelderhof“, Lignano, mit nachweihnachtlichen Abstechern auf die Malediven.
Baumeister Richard Lugner ist unvorstellbare 89 Jahre jung, hat noch viele Pläne, ist dynamisch wie eh und je. In der bunten Vielfalt seiner Erscheinung ist er der Typ des Ur-Wieners, eine wienerische Figur in der oft sehr nüchternen Business Welt unserer Zeit. Ein Technischer Rat, Ingenieur, Baumeister und Zentrumbetreiber auch gerne in der Rolle des „Herr Mörtel“. Richard Lugner eben.