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DI Josef Braunshofer Berglandmilch-Generaldirektor

text: Herbert Schneeweiß

REGAL-Exklusiv-Gespräch mit GD DI Josef Braunshofer

Berglandmilch: Die neuen Pläne

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  • Biomasse-Vorstoß geht weiter
  • 40 Millionen Euro werden bereitgestellt
  • Umsatz bleibt über einer Milliarde Euro

REGAL: Herr Braunshofer, Sie haben zuletzt Einsparungen bei der Energie als oberste Priorität bezeichnet und als Ziel kostenseitige Stabilität und Planbarkeit diesbezüglich ausgegeben. Wie ist der Status Quo?
Braunshofer:
Wir sind nur mehr einen Schritt vor der völligen Dekarbonisierung entfernt. Für die Standorte in Feldkirchen bei Mattighofen, Aschbach-Markt oder Wörgl sind bereits Biomasse-Heizwerk errichtet und in Betrieb genommen worden. Mitte des heurigen Jahres wird Klagenfurt vom Gas entkoppelt und Voitsberg wird 2025 folgen. Damit haben wir eine ehrliche CO₂-Freiheit ohne Kompensation im nächsten Jahr erreicht.

Damit entkoppelt sich die Berglandmilch von der Abhängigkeit volatiler Gaspreise, wobei mit Blick auf Biomasse-Preise kostenseitig keine schnellen Sprünge nach unten absehbar sind?
Kostenseitig sind die Preise für Biomasse und Gas derzeit ein Nullsummenspiel. Aber: Wir denken nicht in Quartalen. Wir rechnen damit, dass sich für uns Kosten-Vorteile in zehn, 15 oder 20 Jahren ergeben. Aber wir haben auch eine weitere Dimension im Blick: Wir kaufen jetzt Energie aus der Region ein, Hackschnitzel von unseren Landwirten, die damit für ihre Berglandmilch nicht nur Milch liefern. Wir behalten die Wertschöpfung in der Region und schließen den Kreis.

Wie fallen die Investitionen in diesem Bereich aus?
Wir haben im letzten Jahr rund zehn Millionen Euro in Aschbach investiert, fünf weitere in Feldkirchen bei Mattighofen. Voitsberg wird sich mit acht Millionen Euro niederschlagen. Das sind wirklich hohe Beträge, die wir für dieses Thema bereitstellen.

Wie hoch sind generell Ihre Investitionen 2024?
Unser Investment bewegt sich jährlich im Bereich unserer Abschreibungen, also bei rund 40 Millionen Euro. 

Wo setzen Sie weitere Investitions­schwerpunkte?
Wir werden weiter in unseren Maschinenpark investieren. Das reicht von einer neue Scheibenlinie mit rund vier Millionen Euro in Geinberg bis hin zu einer neuen Käsepflegeanlage in Wörgl. In Aschbach sind wir zudem dabei unseren Bau für neue Büros inklusive eines neuen Veranstaltungsraums. 

Wie hat sich die Anzahl der Landwirte entwickelt?
Am meisten setzt uns der Generationswechsel bei den Landwirten zu. Drei bis vier Prozent der Bauern schließen jährlich ihre Stalltüren für immer. Aktuell ist es aber noch so, dass die verlorenen Milchmengen von den verbliebenen Landwirten kompensiert wird. Wir verarbeiten jährlich 1,3 Milliarden Liter.

Sie haben zuletzt von einem Wachstum vor allem auf Exportmärkten gesprochen?
Wir liegen weiter beim Exportanteil stabil bei 40 Prozent. Während die Nachfrage in China sank, haben wir einen Aufwind im Mittleren Osten und Afrika. Wir sind in Marokko, Algerien und Ägypten gut unterwegs, haben gerade auch wieder in Libyen gestartet. Außerhalb Europas bleibt Käse und H-Milch das Hauptthema. Aber am stärksten ist weiter die Entwicklung in Deutschland, Italien, Griechenland, Spanien gefolgt vom Balkan. Wobei der Schwerpunkt nicht mehr auf Gouda- oder Mozzarella-Block mit 15 Kilogramm, sondern auch auf weiterverarbeiteten Produkten, also zum Beispiel auf geriebenen Gouda in wiederverschließbarer Verpackung oder eben auch Gouda in Scheiben.

Und in Österreich?
Da sehen wir bei Reibkäse seit dem Corona-Boost eine weiteren Push nach oben. Überhaupt bleiben wir auch mit unseren Käse-Scheiben voll auf dem Convenience-Trend.

Ihr Urteil zum Frucht- und Naturjoghurtbereich?
Bei Naturjoghurt haben wir einen Schub nach oben gespürt, der weiter anhält. Da sind wir auf einem sehr hohen Niveau und sehen vor allem Anwendungen von Frauen, die sich zum Frühstück frische Früchte in ihr Joghurt schneiden. Bei diesem Thema sind wir auch seit Jahren im Fruchtjoghurt-Bereich dran. Wir reduzieren laufend Zucker, nehmen Aromen heraus, wollen stimmig, natürlich sein und haben mittlerweile das Fruchtjoghurt mit dem wenigsten Zucker in den Regalen. Das ist ein gesundes Lebensmittel. Der Kunde goutiert das: Bei den 150-Gramm-Fruchtjoghurt im Glas sehen wir eine Bestätigung dieser Strategie.

Sie sprechen das Mehrweg-Glas-Gebinde an, wie sind Sie mit ihrem Vorstoß in diesem Bereich zufrieden?
Wir sind in dieser Frage sehr glaubwürdig aufgestellt. Wir füllen regionale Milch auf drei Standorten ab und arbeiten in Wörgl mit der Marke Tirol, in Aschbach mit Schärdinger und in Voitsberg mit Schärdinger und Stainzer Milch. Wir haben die Abläufe so konzipiert, dass wir die Milch- und die Leerflaschen höchsten 250 Kilometer transportieren müssen, was Experten logistisch als nachhaltig und sinnvoll erachten. Dazu haben wir Konsumenten, die die Flaschen dankenswerterweise in einem hohen Sauberkeitsgrad zurückbringen und wir damit weiter die anvisierten zwölf Umläufe realisieren können. Kurz gesagt: Wir hatten in den letzten zwei Jahren kleine Zuwächse, aber sehen in den vergangenen vier Monaten wieder eine stärkere Bewegung nach oben. Daher werden wir auch unser Sortiment ausweiten und bringen etwa noch Schlagobers im Mehrweg-Glas in die Regale.

Erwarten Sie durch die Einwegpfand-Einführung positive Impulse auch für die Mehrweg-Gebinde?
Ja. Die zukünftigen politischen Rahmenbedingungen werden uns helfen.

Gentechnikfreiheit oder Glyphosatfreiheit: Die österreichische Milchwirtschaft hat stets an der Qualitätsschraube gedreht, um ihre Position im Wettbewerbsumfeld zu verbessern. Was beschäftigt die Berglandmilch derzeit?
In Ihrer Liste würde ich auch noch Palmfettfreiheit und den Bezug der Futtermittel ausschließlich aus Europa hinzufügen. Unsere Kühe fressen Gras aus Österreich und nicht Soja aus Brasilien und stehen damit nicht im Wettbewerb mit den Menschen. Wir haben aber auch viele Detailfragen auf dem Tisch liegen und natürlich ist die angesprochene Dekarbonisierung ein Thema. Über alles steht: Die Kleinstrukturiertheit der österreichischen Landwirte. Bei uns haben die Kühe noch einen Namen und diesen Weg werden wir auch nicht verlassen.

Sie haben Detailfragen angesprochen, können Sie uns dazu ein Beispiel geben?
Ja, zum Beispiel können unsere Bauern einen speziellen Futtermittelzusatz einsetzen. Dabei handelt es sich um eine natürliche Kräuter-Essenz, die den Methan-Ausstoß der Tiere auf Basis von Meta-Studien reduziert. Damit können sich unsere Bauern auch Carbon Credits erarbeiten, die sie wiederum verkaufen können. Ein weiterer Punkt ist, dass alle unsere Bauern künftig auch nach dem AMA Gütesiegel Tierhaltung Plus zertifiziert sein werden, was für die Tiere zumindest 120 Tage Auslauf bedeutet.

Schauen wir noch einmal kurz auf das Sortiment, wo zeichnen sich Dellen ab, wo gibt es Zug nach oben?
Neben den zuvor genannten Produkten macht uns Bifidius sehr viel Freude. Butter entwickelt sich stabil und wird etwa durch Zusatz-Funktionen wie hohe Streichfähigkeit geschätzt. Bei lang gereiften Käsen haben wir vielleicht die jungen Zielgruppen noch nicht ausreichend erreichen können. Während milde Sorten gut funktionieren, schwächeln die würzigen Varianten.

Welchen Umsatz konnten Sie 2023 erwirtschaften und was erwarten Sie für 2024?
Wir lagen 2023 bei 1,2 Milliarden Euro. Für 2024 haben wir uns den gleichen Umsatz vorgenommen. Wir erwarten ein stabiles, ja „normales“ Jahr, ohne große Verwerfungen.

Vielen Dank für das Gespräch.


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